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Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt Bautzen und die Gründe für ihren teilweisen Abbruch
- Titel
- Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt Bautzen und die Gründe für ihren teilweisen Abbruch
- Autor
- Wilhelm, Felix
- Verleger
- Bautzener Tageblatt
- Erscheinungsort
- Bautzen
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- 27 S.
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 882-12
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Vergriffene Werke 1.0
- Rechteinformation Vergriffene Werke
- Wahrnehmung der Rechte durch die VG WORT (§ 51 VGG)
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id5149049333
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id514904933
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-514904933
- SLUB-Katalog (PPN)
- 514904933
- Sammlungen
- Vergriffene Werke
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Monographie
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Reihe
- Oberlausitzer Heimatstudien ; 12
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Das Gcrbcrtor. (Vergleiche Bild9.! Das Gcrbcrtor bat bis zum Jahre 1845 gestanden. Es besaß keinen Wehrtnri», wie die anderen Tore, sondern bestand aus zwei Torbögen, die sich zwischen dem Torhüter- und Wacht- bause auf der inneren Nordseite am unteren Ende der Gerbergasse und dem Aeeisebnnse an den Nikolaistufen ausspannlen, die beide ziemlich weit nach der Straßenmitte vorgerückt waren und so die Einfabrt durch das Doppeltür verengten. Im Kriegsfälle konnte das Gcrbcrtor von dem Wcbrgange längs des Nikvlaikircbbofcs ans einerseits und von der Gerberbastei andererseits geschützt werden. Obwohl bedeutend weniger Frachtwagen die Gerbergassc hinaus der Stadt znsubrcn, als durch die anderen Tore, erwies sich doch der Verkehr deshalb schwierig, weil die Straße nach der Stadt bereits unter dem Tore stark anstieg. Polizeiaufscher Berger, damals Torhüter, zeigte am 1. November 1845 (Rep. V. II. ^1. ä. 4 Vol. II Bl. Mi dem Rate an, „daß sich das Tor in so schlechten! Zustande befinde, daß er es säst nicht mehr schließen könne. Fuhrleute blieben mit ihren Fracbtwaaen unter dem Tore in der Weise hängen, daß sie 12 Pferde Vorspannen und hinten noch Winden an setzen müßten, nni loszukommen, was doch eine Kraft von vier zehn Pferden darstelle. Wie sollten da die beiden Torhäuser nicht Schaden leiden!" ILit. D. 48. 1822. Bl. 93.) Es wurde daraufhin vom Rate beschlossen, den inneren Torbogen wegzunebmen und die Türen so einzurichten, daß sie nach außen aufschlügen. Dagegen aber erhob der Gerbermcister Stephan, an dessen Haus dann die Torflügel schlagen würden, Einspruch. Deshalb sah man keinen andern Weg zur Abhilfe der Mängel, als das Gerbertor abzu brechen. Mit den Torbögen fiel gleichzeitig das Accishaus an den Nikvlaistusen; der Grund und Boden, darauf es gestanden, ging käuflich an den Besitzer des Nachbargrundstückes über. Das Torhüter- und Wachthaus mußte dem Neubau des gegenüber liegenden Hauses im Jahre 1893 weichen. Das Königstor. Es war das schwächste unter allen Toren und diente in der Hauptsache nur dem Fußverkchre. Eigentlich hieß es die Tascben- pforte. Erst als im Jahre 1552 das Schietzhaus auf der Bleiche vor dem Gerbertüre (jetzt Papierfabrik und Gasanstalts von einem Großwasser wcggerissen worden war, und man das neue Schießhaus auf den Berg oberhalb der Bleiche verlegt batte, bürgerte sich der Name Königstor allmählich ein, weil man die Schützenkönige nun nicht mehr durch das Gcrbcrtor, sondern durch die Taschenpforte auf die „Schießblcicke" führte, und ging dann auch aus den angrenzenden Wallteil über, den man Köniaswall nannte. Ani nördlichen Ende des Taschenberges durchbrach das Königstor die äußere Stadtmauer. An der Ostseite dieses Durch bruchs war auer zum Graben eine Mauer bis zum Wallaufgange gezogen, die in einem starken Pfeiler endete, von dem aus sich ein mit Ziegeldach geschützter Torbogen bis zum gegcnüberstehenden Tvrbüterhause spannte. Die mit der Zeit schadhaft gewordenen Torflügel wurden durch ein Gattcrtor ersetzt. Dieses wurde ebenso wie die anderen Tore' abends um 9 Uhr geschloffen, wenn die Glocke des Pctriturmes mahnte: „Bauer raus! Bürger rein!" 1848 wurde allgemein die Torspcrrc aufgehoben, die Torflügel kamen in den Zimmcrbof. 1849 verkaufte der Rat das Torhüter- baus an die Gebrüder Maurermeister Ernst und Rudolf Marche, die 1850 Haus und Torbogen abbrachen und den stattlichen Bau an der Nordwcstecke des Taschenberges aufführten. (Rep. V. II. F. <1. 4. Bol. II BI. 119.! Das zweite unverändert erhaltene Vorstadttor ist das Mühltor. Obwohl nur ein schlichtes, rechtwinkliges Turmgebäude mit der Wächterwvhnung im Obergeschosse, bildet cs dennoch ein Schmuck stück unserer Stadt durch seine reizvolle Eingliederung in die alten Mauern und Webrtürme und durch den einzig schönen Ausblick durch die niedrigen Torbögen nach der trotzigen Frvnfeste und nach Lageplan des Mühltorcs. Ans „Bau- und Kunstdenkmäler" von C. Gurlitt. Bild 28. den grünen Hängen des Protschenberges, die wie in den Rahmen eines Bildes gefaßt erscheinen. Zum Glück entging es im Jahre 1862 der Gefahr, abgetragen zu werden, weil man dadurch das Geld für die Erneuerung der Dachrinne zu sparen gedachte. (Lit. '1. Bl. 127., Oie Vorsiadiwalle Nichts hat in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Gemüter der Bürger mehr erregt als der Gedanke, daß die Wälle in ihrem Bestehen gefährdet seien. Und dies war erklärlich. Hatte der Beamte seine Schreibstube geschlossen, batte der Hand werker „Feierabend gemacht", wollte die Hausmutter ihre Kleinen an Licht und Luft bringen, wollte man den Frühling ins Land ziehen sehen oder seinen Gedanken bei geruhigem Wandeln nachhängen, so ging man „aus die Wälle". Ihre Linden- und Kastanienbäume, nach 1758 neu gepflanzt, waren jetzt hundert jährige Niesen, spendeten erauickenden Schatten und erfreuten durch den Duft und die Pracht ihrer zahllosen Blüten. Ebenso er freulich waren die vielen Pflaumen-, Apfel- und Nnßbänme, die der Rat an die innere Grabenböschung längs der Stadtmauer batte pflanzen lassen, wenn sie im Frühling der Blütcnscbnce über schüttete, oder wenn sie im Spätsommer einige von ihren reifen Früchten für die Kinder ins Gras fallen ließen. (Rep. V. II. Oa 1b Vol. Ill.i Steinerne Bänke boten da und dort Gelegenheit zu besinnlichem Rasten und zum Genüsse der herrlichen Aussicht über die Fruchtgefilde bin zum Abgott, zur Landeskrone bet Gör litz oder zu den blauen Heimatbergen. Das Konzert der Unken und Grasfrösche in den beidseitigen Wassergräben stimmte zu dem Zauber eines sommerlichen Abendspazierganges auf den Wällen. Den Jungen und Mädels waren sie freie Tummelplätze. Im Sommer haschten sic nach den Salamandern in den Gräben und brachten sie in Glasbiichscn heim zu Muttern, und im Winter sausten sie jauchzend ans ihren „Käsehitscbcn" die steilen Böschungen hinab, „schinderten" auf dem Eise oder machten die ersten gefahr losen Versuche im Schlittschuhlaufen. Wenn die Sturmglockcv durch einmaliges Anschlägen „Feuer auf dem Lande" meldeten, lief alles auf die Wälle, um zu sehen, „wo es brennt". Die Wälle gehörten als Wcsensteil zur Stadt, nichts Schöneres konnte man sich an ihre Stelle denken. Stadtrat Jakob faßt dies einmal in einem Separatvotum an den Rat, am 30. November 1859, mit den Worten zusammen: „Der Lauenwall ist dem Charakter unserer Stadt angemessen, er dient ihr zur Zierde und gewährt den Be wohnern, denen die Benutzung eines Gartens nicht geboten ist, eine schöne Promenade, um welche Budissin wohl schon von vielen Städten beneidet worden ist." (Rep. III. II. Uv 15 Vol. I 1859 Bl. 29., Was er vom Lauenwalle, der bis zum Aeutzeren Reichen tore ging, sagt, das gilt in gleicher Weise auch vom Reichenwalle, der am Ziegeltore, und vom Ziegelwalle, der am Königstore aus lief. Als aus dem Ziegelwalle der Königswall wurde, was so schön an die Freuden der Schießblciche anklang, übertrug sich der Name Ziegelwall auf den Neichenwall und dieser Name wieder auf den westlichen Teil des Lauenwalles. Wir behalten in unseren weiteren Ausführungen die letzteren Namen bei, weil sie auch in dem oben bezeichnten Aktenstücke gebraucht werden und jetzt land läufig sind. Wir haben bereits erfahren, daß der einzige Zufahrtsweg nach dem 1846 erbauten Bahnhofe vom Aeußeren Lauentore her durch den zur Babnhofstraße ausgebauten Streblaer Weg führte. Dieser Weg aber lag besonders für die östlichen Stadtteile äußerst un- beauem und hatte außerdem früher viel größere verlorene Steigungen, als es jetzt noch der Fall ist. Der Fußweg nach der Babnhofstraße vom Hirtentore über den Reitvlan. auf steilen Stufen die Wallböschnng hinauf und hinab war im Finstern und bei Winternlätte nicht ungefährlich. Es mußte deshalb ein kürzerer und ebenerer Weg nach dem Bahnhofe zu angelegt werden.
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