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Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt Bautzen und die Gründe für ihren teilweisen Abbruch
- Titel
- Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt Bautzen und die Gründe für ihren teilweisen Abbruch
- Autor
- Wilhelm, Felix
- Verleger
- Bautzener Tageblatt
- Erscheinungsort
- Bautzen
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- 27 S.
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 882-12
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Vergriffene Werke 1.0
- Rechteinformation Vergriffene Werke
- Wahrnehmung der Rechte durch die VG WORT (§ 51 VGG)
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id5149049333
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id514904933
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-514904933
- SLUB-Katalog (PPN)
- 514904933
- Sammlungen
- Vergriffene Werke
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Monographie
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Reihe
- Oberlausitzer Heimatstudien ; 12
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Dem stellte sich überall der Lauenwall bindernd in den Weg, und dieser durfte nicht angetastet werden. Da beauftragte im Jahre 1859 der Stadtrat den Brandversichcrungsinspektor Götz, einen „Neubanvlan der nach dem Babnlwfc bin anzulegenden Vorstadt" einzureichen. Dieser findet sich in den Akten Rep. III. ll. Ho. 15 Vol. I. Gütz schlägt folgende Lösung vor, obwohl er eine Durch brechung des Walles für richtiger hält: Vom Aeußeren Lanentore lvergl. Bild 24) wird längs der südliche» Grenzmaucr des Kor- rektionsbausgartens bis zur Reitbabn, dann am Jonasschen Garten lietzt Jenöe) bis zur Pforte am Drechsler Semiaschen Garten lzwischen Hevdemann und Post) vorbei und dann weiter an der Stadtmauer bis zum Sevdlerschen Grundstücke an der Nosenpforte lStadtbad) eine 7 Meter breite Straße angelegt und diese durch „Kleinvolen" bis zur Töpferstraße fortgesetzt (jetzige Lobestraße). Seit alter Zeit bestand bereits ein Kommunikationsweg längs des äußeren Wallgrabens im Verlaufe unserer Wallstrahe vom Aeußeren Lanentore bis zum Königstore, auf dem die Feldbesitzer ihre Ernte einfubren, und der zur Zierde teils einseitig, teils beid seitig mit Pappeln bepflanzt war. iV. II. Oa Id Bol. II. Bl. 91.) Götz schlug nun vor, »ach diesem Wege bin von der Slldwestecke der Gartenmauer am Korrektionsbause eine Verbindung berzu- stellen, die die Steigung möglichst vermeide, und den gedachten Weg unter Zuziehung eines Geländestreifens vom Seminargarten, vom Berndtschen und Jeremiasschen Felde auf 11,3 Meter zu ver breitern und bis gegenüber dem Senügscben Garten als „Wall straße" auszubauen, dann aber rechtwinklig nach Süden zu eine 13,5 Meter breite „Hauptstraße" bis zum Babnbofe zu führen. lBl. 11.) Zweckdienlicher jedoch sei es. den Wall am Semigscbe» Garten zu durchbrechen und in der Verlängerung der Hauptstraße eine Verbindung mit der Goschwitz berzustellcn. An dieser Stelle solle ein geräumiger Platz sür den Verkehr nach der Tuchmacher gasse und ebenso solle ein Platz vor dem Babnbofe von 58 Meter Länge und 45 Meter Breite vorgesehen werden (Bl. 7). Die Stadtverordneten beantragten am 23. November 1859 mit neun gegen acht Stimmen, den Wall an der gedachten Stelle zu durchbrechen und die Hauptstraße bis zur Gosch witz durchzusühren, aber der Rat lehnte am 28. November ab, da eine Notwendigkeit dazu nicht vorliegc. Nun wen deten sich 226 Bürger unter Vortritt des Zimmermeisters Müller in einer Eingabe an Rat und Stadtverordnete, den Durch bruch zu vollziehen und die „Hauptstraße" bis zur Steinstraße durchzusühren, mit der Begründung, es sej die natürliche Ver bindung des Babnboses nach der Stadt, vermeide alle Steigungen, biete vorteilhafte Bauplätze zu beiden Seiten, das Semigscbe und Bartbelsche Grundstück am Hoirntalgäßchen (jetzt Moltkestraße zwischen Steinstraßc und Rosenstraße) seien z. Z. noch preis wert zu haben, die vernachlässigte Goschwitz werde dadurch ver besserte Verkehrsverbältnisse bekommen usw. (Bl. 40—49). Der Rat fand aber in der Eingabe kein „Moment", von seinem gefaßten Beschlüsse abzugehen (Bl. 50—52), obgleich sich auch die Kgl. Sächs. Kreisbauptmannscbaft unter dem 14. Januar 1860 dafür einsetzte. Rat und Stadtverordnete waren aber damit einverstanden, den Teil des Walles vom Aeußeren Lauentore bis zum Seminar- gebüude abzutragen und die Reitbabn vor das Ziegeltor zu ver legen (Rep. V. VIII. k 5 Vol. I Bl. 34 und 46). Dagegen wieder wendeten sich in einer Eingabe 190 der angesehensten Bürger aus dem Beamtcnstande, der evangelischen und katholischen Geistlich keit, den Schulkollegien, dem Kaufmanns- und Gewerbestande unter Vorantritt des Advokaten Jescbkv, Bankier Hevdemann, Appella- tionsrat Stieber unter Hinweis darauf, daß die vorhandenen Uebelstände auch ohne Beschädigung des Walles adzustellen mög lich sei, daß der Wall seines ehrwürdigen Alters, seines achtung gebietenden Aussehens, wegen des Schutzes, den er bei Wind und Schneetreiben biete, und wegen der Liebe, die ihm die weitaus meisten Bewohner entgegenbrächten, zu erhalten sei (Bl. 35). Die Stadtverwaltung war jedoch der Ansicht, daß sich bei genügender Aufklärung die kundgegebencn Wünsche größtenteils erledigen würden, blieb bei ihrem Beschlüsse und beauftragte den Inspektor Krause aus Dresden, einen Plan für die neuen „Anlagen" unter Einbeziehung des stehenbleibenden Wallteiles vorzulegen (Bl. 58). Der Wallteil bis zum Seminare wurde abgetragen, mit der Erbe wurden die Gräben am Lauentore ausgefüllt und der eingeebnete Teil unter Einbeziehung des Neitvlanes nach Krauses Entwurf so zu Anlagen umgewandelt, wie er sich unserm Auge jetzt noch zeigt. Steinmetzmeister Kube baute mit einem Aufwands von 874 Talern den Springbrunnen, der am 1. Ostersonntage, am 18. Avril 1860, zum ersten Male seinen Strahl dem Sonnenlichte znsan'ote. Diese neuen Anlagen fanden bald den allgemeinen Beifall auch bei den früheren Gegnern (Bl. 110). Rat, Stadtverordnete und der größere Büraerausscbuß hatten den Landerwerb, 4 Taler für die Quadratrute, zum Bau der Hauptstraße vom Bahnkofc bis zum Walle genehmigt, lehnten aber eine Fortsetzung der Straße bis zur Goschwitz weiter ab (Bl. 79). Als Baumeister Sevdler den von ihm auf 1950 Taler veranschlagten Bau der Hauptstraße mit einer Kroncnbreite von 9 Metern und beiderseitigen 60 Zentimeter tiefen Gräben aus- führte, ergab sich, daß die zur Aufschüttung des Straßendammes nötige Erde fehlte und nirgends zu beschaffen war. Der einzige Ausweg blieb der, die Erde dem Walle zu entnehmen. Unter dem Zwange dieser Lage beschlossen die städtischen Kollegien am 29. und 31. Oktober 1860, den fraglichen Wallteil in der Breite der anzu- legenden Straße abzutragcn und „eine Vermittlung" nach Len ver bleibenden Wallteilen unter möglichster Schonung der Bäume ber- zustellen. Durch den Scmigschen und Königscben Garten, die zum Preise von 16 Neuaroschen sür die Quadratelle gekauft wurden, verband man die Hauptstraße mit der Goschwitz. Den Pferdeteich, in dem man keine Wasserleitungsröhren mehr wässerte, seitdem gußeiserne verwendet wurden, schüttete man zu und gewann so den Postvlatz. Um von hier eine Verbindung mit der Stadt hcrzustellen, faßte der Banausschuß zunächst ins Auge, in nördlicher Richtung eine Straße nach dem Kornmarkte (Kaiserstrabe) Lurch den Seifensieder Martschinkschen und Stepbanscben Garten anzu legen. Da Martscbink den Garten als Wachsbleiche benutzte, war er ihm nur zu einem sehr hoben Preise feil. Der zweite Plan, die Neugasse (jetzt Moltkestraße) bis zur Rosengasse weiter zu führen und unter Erweiterung des Hospitalgäßchens mit der Steinstraße zu verbinden, scheiterte an dem hoben Preise des Barthelschen Hauses, das weggcrissen werden mußte. So kam denn der dritte Plan zur Ausführung, die Verbindung nach der Stadt durch die Tuclnnachergassc zu suchen, zumal die Anlieger Lutz, Schulze und Rößler bereit waren, von ihren Gärten einen Streifen zum Preise von 8 Neuaroschen für die Quadrat-Elle zur Verbreiterung und Gradlegung der Nordseite der Tucbmacbergasse an den Rat zu ver kaufen. (Bl. 145.) Als die Hauptstraße (Bismarckstraße) fertiggestellt war, wurden beidseitig längs der Kieswege zur Zierde Kastanienbäume angepflanzt, während die Wallreste, soweit man sie nach dem Aeußeren Lauenlore zu in ihrem Verlaufe belassen hatte, eine drei fache Reihe Lindcnbäume erhielt. Am 30. Januar 1861 beantragte der Stadtverordnete Franz, das noch stehende Stück Lauenwall zwischen dem Semigscben und Jonasschen Garten abzutraaen, einzuebnen und zu Anlagen zu verwandeln. (Bl. 110.) Diesem Anträge wurde stattgegebcn, da man des Kampfes müde zu sein schien, und weil man doch erkannt hatte, daß die neuen Anlagen auch recht schön seien. Der Stadtbaudirektor Mörbiv hatte 1868 einen bis zur Löbauer Straße erweiterten Bebauungsplan ausgearbeitct, der aber nach vielfacher Durchberatung erst am 16. September 1873 rechtskräftig wurde (Rep. III. II. Ils 15 Vol. II Bl. 24). Nun mehrten sich die Neubauten jenseits des Reichenwalles, besonders an der Wallstraße, die man bis zum Aeußeren Reichentore bereits auSgcbaut hatte. Schon 1853 hatte der Landwirt Lehmann mitten in den Feldern am Babnbofe begonnen, mehrere Häuser anszu- führen, von denen er aber nur zwei unter Dach brachte- Da es bei dem Baue ähnlich herging, wie bei den Kolonistenbünsern im Goldlande Amerika, wobin zu dieser Zeit viele auswanderten, nannte man diese Häuser „Neuamerika". 1865—1867 erbaute der Staat an der Hauptstraße das neue Gymnasium und auch an der Gegenseite entstanden einige Häuser. Schmiedemeister Hclkisch setzte ein Turmhaus an den inneren Wallgraben an der jetzigen Gartcnstraße, und Baumeister Kube eine Villa gegenüber jenseits des Walles an die jetzige Bergstraße, worüber man sich allgemein sehr wunderte, und man nannte es spotiweise „die Kasseemüble", weil nur sein kleiner Mittelbau zwei geschossig gebaut war. Da man den Reicbenwall als Hindernis bei der Bebauung er- kannte, genehmigten die städtischen Kollegien am 2. Dezember 1872 seine Abtragung bis zum Aeußeren Reicbentore. Nicht ohne Be kümmernis sahen die Bürger eine schöne, große Linde nach der anderen der Säge zum Opfer fallen, und als auch die alte Linde fiel, der unmittelbar unter der Krone drei große Nägel in Dreiecks- form in den Stamm geschlagen waren, merkte man sich die Stelle genau, hoffte man doch, beim Abtragen der Erde auf den großen Kricgsscbatz von 1813 zu stoßen, der dort vergraben sein sollte. 1884 wurde beim Bau der Bestattungshalle auf dem neuen Teile des Taucherfriedhofes der nördliche Teil des Ziegelwalles eingeebnet. Wir sind aber der damaligen Stadtverwaltung sehr zu Dank verpflichtet, daß sie trotz Eingaben und Zeitungsaufsätzen wenigstens den Teil des Ziegelwalles in seinem alten Zustande er hielt, der dem Baubedllrfnis keinerlei Hindernis entgegensetzte.
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