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Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt Bautzen und die Gründe für ihren teilweisen Abbruch
- Titel
- Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt Bautzen und die Gründe für ihren teilweisen Abbruch
- Autor
- Wilhelm, Felix
- Verleger
- Bautzener Tageblatt
- Erscheinungsort
- Bautzen
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Umfang
- 27 S.
- Signatur
- Z. 4. 882-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Vergriffene Werke 1.0
- Rechteinformation Vergriffene Werke
- Wahrnehmung der Rechte durch die VG WORT (§ 51 VGG)
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id5149049333
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id514904933
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-514904933
- SLUB-Katalog (PPN)
- 514904933
- Sammlungen
- Vergriffene Werke
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Monographie
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Reihe
- Oberlausitzer Heimatstudien ; 12
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Einleitung. Mit staunender Freude siebt der Fremde, wenn er über die Kronprinzenbrücke, den Prvtschcnbern oder den Schießplatz wandert, das Stadtbild Bautzens, wie es sich mit seinen vielen zierlichen Türmen, mit seiner düsteren Burg, seinen verwitterten Mauern und trotzigen Basteien in harmonischer Geschlossenheit auf dem steilen Spreeufer vor ihm ausbreitet. Und uns Einheimische, die wir dieses Bild doch schon so oft gesehen haben, zieht es immer wieder in seinen Bann und erfüllt unsere Kerzen mit beglückender Freude darüber, daß diese schöne Stadt unsere Heimat ist. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich bei diesem Anblick das Bild der wehrhaften, mittelalterliche» Stadt, das Bautzen noch vor 100 Jahren bot, wieder vor das geistige Auge zu malen. Biele Bilder im Stadtmuscum, z. B. von Crozinus, vom Zeichen lehrer von Gersheim u. a., die Stadtgrundrisse von Student Schreiber (1709-, von Leutnant Lorenz (18201 und viele in den Ratsakten bisher verborgen gebliebenen Risse und Abbildungen zeigen uns, wie Bautzen vom Mittelalter bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts befestigt war, desgleichen berichten ge schriebene und gedruckte Chroniken alter und neuer Zeit, besonders die im Jahre 1902 von Richard Reumann verfaßte „Geschichte der Stadt Bautzen" in ausführlicher und gewissenhafter Weise davon. Der Geschichtsfreund bedauert freilich, daß nicht noch mehr von den alten Befestigungsanlagen erhalten worden ist, und macht wohl auch den damaligen Mitgliedern der Stadtverwaltung den Vorwurf, daß sie bei deren teilmeisem Abbruch allzu gründlich verfahren seien. Es soll deshalb an der Hand der Ratsaktcn ein mal de» Gründen nachgegangen werden, die für den Abbruch des größere» Teiles unserer mittelalterlichen Befestigungen einst maßgebend gewesen sind. Dem Stadtrate aber danke ich ganz besonders dafür, daß er mir die Ratsakten zu diesem Zwecke geöffnet und zur Bearbei tung überlassen hat. Bevor wir aber auf das Einzelne eingehen, sei in Kürze davon geredet, wie in den Jahren 1820 bis 1860, in denen die alten Befestigungsanlagen auch in den anderen Städten ab gebrochen wurden, die Verhältnisse im allgemeinen und für Bautzen im besonderen lagen. Die Navoleonische» Kriege 1806—1813 hatten bewiesen, daß die alten Festungswerke gegen die weittragenden, stark wirkenden feindliche» Geschütze, sowie gegen die strategische Art des Angriffes keinen Schutz mehr boten, daß man ihrer also nicht mehr bedurfte. Es kann auch nicht bestritten werden, daß den Bürgern die alten Befestigungsanlagen recht lästig und unbequem waren. Die hohen Mauern entzogen den anliegenden Häusern sehr viel Licht und Luft, zwangen zu engem Beisammenwohnen, machten eine Be- schleusung der Straßen nur schwer möglich und boten in den Ecken und Winkeln und der engen Gasse hinter ihnen Gelegenheit zum Ablagen, und Ankäufen von allerband Unrat. Dadurch entstanden fortgesetzt Seuchen in der Stadt, und die Feuersgcfabr war um so größer, als man oft nur schwer zu dem betreffenden Brandherd gelangen konnte. Ferner wurde dadurch der Verkehr nach außen sehr behindert. Nur durch die wenigen engen und finstere» Stadt tore konnte man ins Freie binaustretcn und war oft genötigt, weite Umwege zu machen, wenn man auf seine Felder oder in seinen Borstadtgarten gelangen wollte. Daß die Tore schon in früher Abendstunde geschlossen wurden, war für viele auch recht unbeauem. Durch Anschluß Sachsens an den 1832 gegründeten Dentin,>.u Zollverein nahm der Lastwagenverkcbr nach den Städten ganz bedeutend zu. Die Lastwagen wurden breiter gebaut und höher beladen und konnten oft die niedrigen Stadttore nicht mehr durchfahren. Sie mußten zum Teil abgeladen werden, wenn sie nickt stecken bleiben wollten. Ebenso waren die Eilpostkutschen, die in der Biedermeierzeit den Fernverkehr besorgten, höher als die alten Postwagen, so daß sie nur mit äußerster Vorsicht das Tor durchfahren konnten. Als nun gar in den vierziger und . ufziger Jahren die größeren Städte eine Eisenbahnverbindung '"kielten, trat die Notwendigkeit, die Stadt nach dem Bahnbose bin aufzu schließen, unavwendlicb zutage. Zudem waren die alten Befesti gungen vielfach in argen Verfall geraten und drohten einzustürzen. Jahrzehntelang war an ihnen nichts ausgcbessert worden, weil man es nicht für unbedingt notwendig hielt, und weil den Städten die Mittel dazu fehlten: denn diese batten eine drückende Schulden last aus den vergangenen Kriegsjabrcn abzutragen. Kaum jemand dachte mehr daran, daß die festen Mauern und Tore in der ver gangenen Hussitenzeit oder im Dreißigjährigen Kriege die Stadt wiederholt vor dem Verderben bewahrt hatten, und daß man, dankbar dafür, ihnen Schonung angebeiben lassen sollte, oder daran, baß die Nachwelt diese Zeugen ruhmvoller Vergangenheit je wertschätzen könnte. Fast restlos legten damals die meisten Städte ihre alten Befestigungswerke nieder. Wenn es in Bautzen nicht in dem gleichen Maße geschah, wenn seine alte» Befestigungs anlagen zum guten Teile erhalten geblieben sind, so batte das wohl vor allem seinen Grund in der Lage der Stadt auf dem steilen, felsigen Spreeabbange, der nach Norden und Westen zu es verhinderte, Verkehrswege in die Stadt einzuführcn oder die Stadt nach diesen Seiten hin zu erweitern. Soll nun im folgenden von dem Abbruche der mittelalter lichen Befestigungsanlagen der Stadt und von dem Entstehen des jetzigen Stadtbildes gesprochen werden, so ist damit schon an- gedeutet, daß die ältesten Befestigungen nickt in Betracht gezogen werden: denn es hat bis jetzt noch nickst einwandfrei fcstgestellt werden können, wie sie verlaufen und beschaffen gewesen sind. Es soll sich nur um die im 14. bis 16. Jahrhundert errichteten Wehrbauten bandeln, die bis vor rund hundert Jahren in fast un versehrtem Zustande die Stadt umgaben. Wir haben drei in sich geschlossene Verteidigungsgebiete zu unterscheiden: Die Ortenburg, dieinnereStadt und die Vorstadt.
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