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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-27
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1888
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Erscheint tLgltch früh -V, Uhr. R«h«etls» »at LrprtUis, goh»»«<g«ff» 8. HPrrchS»ndr» drr Xrdarti«: B»r«itta-« 10—12 Uhr. Nschmttta-I d—8 Uhr. ff>» h>» NX««»« «i»«»i»»»ier »«« «I» Ne»«cn»« ,»»« der für »tr »ichftssl-r«»« >»««er 2eVi»»te> J,s«r«t« ,« V*chr»»««e» »t« 2 Uhr N«ch»t»t«,», «» G»»»> »n»Feftt«,eu früh 5t«'/,» Uhr. 2» dr» Fitialen für 3as.-Ann«h»e: ktt« Kle««, Unlversitätsstraß« 1. L«»t« «üscke. K»tH»rl»e»ftr. 23 pan. a. Kä»lg«pl«tz 7, pur bi« >/,2 Uhr. tiMM.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementtpreis vierteljäbrlich 4>/, Mk tack. Briugerlohu 5 M?.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P' Bclegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeiloacn (in Tageblatt-Format gesalzt) «tue PostbeiSrdening 60 Mt. «»t Postbefürderung 70 Mk. Inlrrate 6gespaltene Pefttzeile 80 Pf. Größere Schriften laut »ns. Preisverzeichnis Tadellarischer ». Zifferasatz nach hüben» Tarif. Nerlamrn »»krr dem RedactionSstrlch die «gelvalt. ZeiftüOPs..vor deaFa milien nach richte» die Sgelvalrene Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die brprditi«« »» seud««^— Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasoumeeanilo oder durch Post- uachn-idme. 58. Montag den 27. Februar 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Mamlmchmg. Nachdem Rath und Stadtverordnete in gemeinschaftlicher Sitzung am 25. Januar d. I. zwei Mitglieder de« katholi sche» Schulousschuffe« zu Leipzig gewLblt habe«, sind nach I «. tz der orttstatulaiischen Bestimmungen über den katholischen Echataosschuß in Verbindung mit tz. 2 der Localschulordnung kür die katholische Schule zu Leipzig noch 4 Mitglieder de« »usfchuffe« von den katholischen Hausvätern, welche die säck» fische Staat-angehvrigkeit besitzen, au» denjenigen katholischen HausvStern zu wühlen, welche fähig siuv, em bürgerliche« Gemeindeamt zu bekleiden. Indem wir daher die Wahl vo« L Lalholtsche« H«6»äter» für de» katholisch»«» Ech»»la»-s«h«H aus K»u«abe«d, de« >0. März d. I. anberaumen, laden wir die Stiminderechliglen ein, die Stimm zettel, aus denen Name und Stand der 4 zu wählenden katho lischen HautvLter vollständig und deutlich bezeichnet sein müssen, an genanntem Tage -tzachMittag» vo« 3—S vhr tr» Saale der T. Bürgerschule persönlich abzugcden. Die Liste ber Stimmberechtigten liegt aus der GcLulexpe» ditio», Nathhau«. 2. Etage. Zimmer Nr. 8. vom 28 Februar bi« 8. März d. I. von vormittag 8—>2 Uhr und Nach mittag« 2—6 Ubr öffentlich au« und e« wird über etwaigen Einspruch gegen die Liste bi« zum 8. März b. I Entschließung gefaßt, die Liste selbst aber am S. März d. I. geschlossen werden und zwar mit Verlust de« Wahlrecht« bei der die«- ^ maligm Waht für Diejenige», wetche lerne Aufnahme darin gesunden haben. Leipzig, am 25. Februar 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. L-Hnert. Vrkannlmachllng. Da« 6. Stück de« diesjährigen Reich«-Gesetzblattes ist bei «ns eingeaangrn und wird bi« za» LI März dss. IS. aus de« Nathhau«s»»le zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enlkätt: Nr. 1760. Gesetz, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung de« Reich-Heere«, vom 20. Februar I8SS. Leipzig, den 24. Februar 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Krumdiegel. VreniiholMctloil. Montag, den A. März or.. lollen von vormittags - Ubr an i», Forstreviere Eounelvitz, Abth. 38 o und 40<1 ca. SO starke eichae DurchforftuagS.Langdaufe» Later den im Termine öffentlich aushängenden Br0i»g»»gen uad ver Üblichen Anzahlung melstblktend an Ort und Stelle verkauft werden. Zafaiaineukvnft: aus dem Nonnenwege an der Nassen Diese in der Nonne, de;w. Schleuß,ger Wege. Leipzig, den >8. Februar 1883. De» NatbS Aorstdepotatio». Nekauntmachuug. Zum vebas der gen«» Lode jede« akademischen Halbjahre« zu balteaden Revisio» der Universität« - Bibliothek werden d>e Herren Studierenden, welche Bücher aus derselben rutliehra haben, aus- gesordert, dies« ««!„<. und S. «Lr» gegen Zurückgabe der EmpsoagSde'cheiuiguaqen abzolieseru. Die Adlieseruug wird tu der We se zu grlchrhen habe», daß di», seuigen, d-reu Rauie« mit einem der Buchstaben K — L ansangen, am 1. Mürz, die. deren Namen mit einem der Buchstaben L — kt degsnneu, am t. Mürz, und die übrigen am - März (früh zwtlchea 10 und 1 Uvr) ablteseru. Ave übrigen Entleiher werden ausgesorderl, dt« «» sie »er liehe»«» Bücher «« A. IS «»» 12 «Lr, («übreud der gewöhnlichen OessnungSstunven) zueückzugebeu. Wühreud der Revisioiiszeit (l. — 15. Mtrz inel) tünnea Bücher nicht nusgellebea werden. Edens» muß wühreud dersrtbeu da« Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, deo 3ö. Februar 1888. Li« Dtrrctiou »er lluiverstt-tS-Bidliothet. vr. Kreht. ^errtlieker L6ri>k8vereiv IHprie-ktatlt. - Stto«up Rout»», cke» 27 kodruur, Tdeoä« S vbr, 1» S»»I« «er I. Lürroriedula. 1. Ao-i«lnu»ck«. H. Xrnvdeuenmmwn^ldreubelt. III. Sertedt «der cki» pleuumitrunL äe» I-»o<i««w»cklo. Ollegiom». N»oL cker r«U«m>rcku>u,g: lieber «triUleke, KockoauxnM«»-». vr. Aeubert. Sie Stadtzemeinde Naunhof beabsichtig» die von ibr kürzlich miterk-nsten. a« Mark« «rlrgenrn Kr«»»«lt'schra S«»u- ,n» Wlritzschaft«-Gedi,»r «tt Hof- »«»« >u» G«rte« — Gesammiflächr e». 90 Quadralrottzeu — baldigst »eiter zu verüußera. Die Berkauwbedingungen fiud au NathssteHe einzusebe». «erbeu jedoch auch gegr» eine Gebühr vo» 50 obichriftllch abgegeben. Gtrtchzestfg werde» Diejenige«, welch« gesonnen sind, da« Kauf«» »bs«rt zu enoerbe», ersucht, ihr» «»»-Me bi« längsten« ,«« rs. Mürz st. Ä. ouhrr abzugrbeu. K»»»h»s, »» 2S. Februar 1888. Dar Ltihtrittz. veukert. G» G«ckrr»ss» der Gemetu», AI«ckrr> expedirt a, jede» aus <p»St«, »ud Frrtt«, »«, >Sd »»«tust »»« «Uta»» »ch de» «La. «» 11. Sau« 1«A —» »«»««tta, »-« Uhr »»« »t» drittel Vrocrut Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 27. Februar 1888. * Da« Gardr-Eorp« and da« 3. Armee-Eorp« balteu, wie bereit« gemeldet, in diesem Jahre Manöver vor dem Kaiser ab. und zwar große Parade und Eorp«- manöver gegen markirten Feind — jede« Armee-Eorp« für sich — und dreitägige Manöver gegen etiianver. Da« 4. Garde-Grenabier-Regiment Königin wird zu den Uebungen de« Garve-Eorp- bera»ge,egen. Besondere E ivallerie-Uedun. gen finden beim Garde-EoipS und beim 3. Akmee-Eorp- statt. Jede- dieser Eorp« bildet eine Eavallerir«Didi« sion zu 6 Regimeutein niit 2 reitende» Balterien nebst BblbeilungSnab. Dem 3. Armee-Eorp- werden zur Lerwen. düng im verbände der Eadallcrik-Llvision der Stad der 7. Covnllerie-Brigade, da< Magdeburgilcke Husaren-Regi- menl Nr. 10 und da- Westpreußischr Ajirnsfier-Regimenl Nr. 5 rugetheilt. Tie zu den besonderen Eavallerie'U>'bungen zu versaniiiielnden Truppcutbrile nebnien an den Brigavc- und DidifionS-Manövern de- Armee-Eorp- nicht Tdeil: zu den Manövern vor Sr. Majestät treten dir Eavallerlr» Divisionen zu ibren Armee-Eorp-, Die Herbst Übungen der übrigen Armee-Eorp- finden in Gemäßheit der Bestimmungen der Felkbienst Ordnung statt. Bei dem 2.. 13.. 9 . 10., 11.. 14. und lö. Armee-Eorp» finden Eavallrrie- UebungSreisen nach der Instruction vom 23. Januar 1879 statt. Im Monat August kommt eine Ponionierübung aus der Weichsel, zwischen Thorn und Graudenz. an welcher das Garte Pionier-Biiaillon, da- schlesische Pionier-Bataillon Nr. 6 und eine Compagnie de- königlich sächsischen Pionier- Bataillon- Nr. 12 tbeilnehmen. und eine Belage:u»gsüdung bei Graudenz zur Ausführung, an welcher da- ostpreußische Pionier-Bataillon Nr. l, da- pommerlche Pionier-Bataillon Nr. 2 und eine Eompagnie de» königlich sächsischen Pionier- Bataillo»- Nr. 12 sich betheiligen. Beide Uebungen sind vo» l4 tägiger Dauer. * Zu derselben Stunde haben sich am Freitag sowohl der Reich«tag al» da« preußische Abgeordneten haus m>t der Frage der Brkämpsung der Trunksucht be schäftigt. A» beiden Orten geschah e- au» Anlaß von Peiilionrn, und an beiden Orten nur*'« Nebcrweisuiiq de« Material- an di« Regierung beschlossen. Die brlden Parla mente erkannten damit, wie auch c>c dabei zu r'Lsrle ge- kommenen Redner ausführten, an, daß die T setzgebung allen Anlaß hat. die Frage der Bekämpfung diese» Ucbetr aus- Neue ihrer Prüfung ;u unterziehen. Herr Slruckmann forderte e ne umsass nve Gesetzgebung, wie sie neuerbing» in Schweden. Amerika. Oesterreich ergangen, mit sowohl vorbeugendem st auch bestrafendem Inhalt; er legte kar. daß oamcullich die für das Co»ccssionöwescu gellenden Bestimmungen gründlich einer Reform bedürft», und gab deachlenSwerlhe Finger zeige in dieser Richtung; auch ver deutschsrelfi»»ige Äbg Schräder machte ähnliche Vorschläge. E» scheint auch, daß b>e Regierung entsprechende Maßnahmen aus dem Wege der Reich-gejctzgebung vorbereitet. Daß eia Nolhstand hier vor liegt, dürste von keiner Seile verkannt werben. Vor Jabre» war bekanntlich schon einmal ein Gesetzentwurf zur Be käiüpsung der Trunksucht im Reichstag ringebracht; er kam damals nicht zu Stande, weil er sehr viele Mängel enthielt, namentlich sich zu einseitig auf dem strasrechilichen Gebiet bewegte. Seitdem ist die Rrgicruag aus den Gegenstand nicht mehr znrückgekommen. * Ueber den Gesundheitszustand de» König« von ürttemberg erhält der .Schwäbische Merkur" au« sicherer Quelle folgende Nachricht: „Die seit Jahren schon bestehende Afftelion der Lunge, von welcher der König in einem milderen Klima Heilung suchte, gestaltete sich i» letzter Zeit zu einer so heftigen Erkrankung, baß eine Zeit lang die schwersten Besorgnisse grrechlserligt waren. Bei der Ankunft de« Prosessor- L>ebermeister in Floren; war die äußerste Gc- sabr bereit« vorüber und der Zustand de« hohen Patienten besserte sich soweit, daß eine ernste Gcsabr nicht mrhr vor liegt. Ein Rückfall würde jedoch abermal» Geiakr bringen und e« ist de«l>alb für läiigrre Zeit die größte Vorsicht und Schonung nolbwendig." * Der .Politischen Eorrespondenz" wird au» Berlin über die Slimmung in RegieruiiqSkrelsen wie sie selbst > bemerkt .in sehr bemerkenSwerlher Weise" geschrieben: LS ist in de» letzten Togen bezüglich der sogenanlen besonderen Milsion deS Grasen Schuivnlow viel geschrieben und gesprochen warten. Biele« trüg» den Liempel der Unwissenheit und der Ueberireibung, aber Manche« ist von der umsichtigen Aublicistik scharfsinnig coinbinirt worden und bürste der Wahrheit sehr nabe gerückt sein: Tbatlüchliche« bot jedoch noch »icht verlautet, denn die ganze Natur der schwebenden Unterhandlungen dring» e« mit sich, daß über den Verlaus derselben in den eingeweibteu niaah- gebenden Kreise» Ltillschweigen beobachtet wird. Heute beginn» jedoch der Schleier sich zu lüsiea und wen» es auch noch nicht müglich ist. sich mit vollkommener Bestimmtheit über die rulsiicher- seit« gemochiea Snirüg« und über den Enivsang. den dielelben au ! den verschiedenen Hüte», namentlich in Berlin gesunden haben, au«- zvsprechen, so dürsten doch die nachkebenden M>»»h«ilnngen. die an» >ut unterrichteter Quell» fließen, o>« durchaus glaubwürdig, der ^ publicistischeu Erörterung eiuea willkommenen Beitrag tirsern. Es war der bekannte Passus der letzten große» Red« de« Fürsten BiSmurck. ia welcher gesagt war. daß er kein Bedenke» tragen w.rde, russische Schritte wegen Regelung der bulgarischen 1 Frage aus divloniatilchem Wege zu uiiters»)tz,'N, ver den Anstoß zu der Mission de» Broken Schuwalow gegeben ha», welche bezweckte, DeulichlandS Unterstützung zn einem genieinschasilichen Schritte bri der Plane, welcher aui die Lutsetzung de« Prinzen Ferdinand hluzielen würde, zu gewinnen. Rußland konnte dieser Unterstützung »ach dem üffenilich gegebene» Versorechen de« Fürsten Bismarck von vornherein sicher sein, nad dieselbe wird ihm wodl auch nicht qelehlt baden: aber e« ist schwerlich onzunehmen, daß Denischland. i». dem e« leine Unlei stützuug zusaqte, au« Ler unanqreiidorr« Stellung dinauSzugehen beabsichiigte, welche e< in der orientalische« Frag« seit Anioiiq an eingenommen Hot, au« einer Stellung, in der Deutsch land sich selbst verbot, irgend welche Initiative znr Regelung der Wirrr« ans der valkanbolbinsel zu ergreift», gleichzeitig ober auch seine Bereitwilligkeit zu erkennen gab, den Schritten anderer, mehr i'teressirier Mächte, mit denen d-zweckl würde, di«.Beschlüsse de« Berliner Lonqreffe« o,frech» zn rrha teu, sei»« U 'terstützung ang«. dribr, zu last«» Da« Verlange» Rußland«, die Psart« mög« krasi ihrer luzerüae» Stellung gegenüber Bulgarien de, Prinzen Ferdinand veranlassen, d e vo» ibm usorpirte Stellung ans dem bulgarische. Thron» auljuqebea. dürste von der demschen Regierung in de« sia« gebe»»«» worden sei», daß mit demielben eine Wirderverßrlln»« jh« dnrch den Berliner Lonqreß geschaffene» ot»Uw quo in Bul- «erd» »,h «« d«rs di«h«!t «nrhpr». daß Deutschland sich dem Wunsche Rußland«, seine» Antrag bri der Plortr zu unterstütze», um Io bereitwilliger gesagt hat. al» eS sich dahes im Grunde nur darum handelte, die Plortr zn veranlasse». e>a unzweiftlhaste« Recht, welche« ihr der Berliner Lougreß über Bul- >arie» concedir« halft und da« aach eine grwifle Pflicht in sich «-ließt, auSzuüben. Gerade der Umstand, daß Rußland von Deutschland etwas ge wissermaßen SelbstverstündlicheS v-rlangt hat. läßt diese- Verlangen al« etwa« nicht ganz Unverfängliche- erscheinen und wenn hier und da die Bermuihung daran geknüpft worden ist, daß damit vielleicht beadstchtigl sei. irgendwelche Verstimmung zwischen Denischland aus der einen und Oesterreich-Ungar», Italien und England aus der onderen Seite hervorzuruse». so mag die« übertriebene- Mißtrauen gegen die russische Politik sein; jebensallS ist eS aber kein ganz un- gerechtftriigieS. Dir maßgebenden russischen Preßorgane baden ia der Thal seit Jahr und Tag jede Gelegenheit ergriffen und da, wo keine Thatlach u Vorlagen, B eleS böswillig erfunden, um zwischen den- enigen Staaten, die sich zur Ausrechierhaliung de- ruropLischen frieden« mit einander verbunden haben, gegenseitige- Mißtrauen ausznstreuen. E- ist io hohem Grade zu bedauern, daß die persönliche Politik de« Kaiser« »an Rußland nach wie vor eine gehkimnißoolle bleibt, so daß man deren Tendenzen, die in den beslu»terrichieien Kreisen ür friedfertig grdoltrn werden, doch immer nur ahnrn kann oder rratheu muß. während da- Wünschen und Wollen der ponslawistischen I kartei, der der FriedenSzustand Europa- eia Gegenstand de-BrLuelS gewordea ist, in allen russischen Zeitungen sortqesetzt zum Au-druck kommt und in der gelammten europäischen Presse taulendsacheS Echo, in der französischen die wärmste Snmvatdft findet. Sollte taS Miß trauen. mit dem man dem russischen Antrag» hier und da gegen, übersteht, ein unbegründete« sei», so rechlsertig» sich dasselbe trotzdem dadurch, daß die öffentliche Meinung in Europa und speciell in Teuischlaad sich bei ihrer Beuriheilung der russischen Polin» an-- chlirßlich aus die Kundgebungen eincr antideutschen, sriedenSscind- liche» rulsiichea Presse stützt. Weiter wird ber „Politischen Eorrespondenz" gemeldet, in diplomalischcn Kreisen Peler-bnrgS werde bestimmt der- ichrrt. daß der Wunsch de- russischen EabiiietS nach Abgabe von Erklärungen der Mächte in Koiistantinopel dchusS Ver anlassung einer Psortenkuadqebung wider die ungesetz- liche Posilion de-Prinzen FerdinanV von Ecburg seilen- DeulichlandS »»ftniillft worden sei. Eine anderweitige Unterstützung sei seilen- Rußland- nicht nachgcsuchl worden und '»mit auch nicht erfolgt. * Zur Lage in Belgien wird der „Kölnischen Zeitung" a»« Brüssel. 23. Februar gemeldet: Brstsset. 23 Februar. Fröre-Orban, bekanntlich ein hartnLckiger Gegner der neue» FeftnngSwerke an der Maas, wollte voui ltrirgSininiftrr erfahren, wie tsiruer dftsrldra zu >t-hen komm.». Erotral Poatus erwiderte ihm in dcr gestrigen Kamme, - sitzung, daß der Kostenanschlag noch nicht genau ftstürbe. Derselbe wird den Kammern gelegentlich der Forderungen sür die FeftunqSdauten mitgetdeill wrrdrn. Eiastwrilen bleibt e« dabei, daß die größer» FortS je 2 Millionen Franken, die kleinern (lortit») je l Million kosten werde». Im Lause der- elben Sitzung machft wieder ein wallonischer Abgeordneter, Carlier, einen Ausiall gegen die vlämische Akademie. Dieie Anstalt, welch« »un eiomcl unter unglückliche» Verhältnissen inö Leben gernftn wurde, kann erst dann sachgemäß dcurtheilt werden, wenn sie Proben ihrer Leistuug-sSkigkeit abgelegt bat. Daß. wie Larliec betheuerie, die Liberalen dieselbe obschaffe,, werden, wen» sie wieder einmal a»S Ruder kommen, mag als e», leichtgegebeneS LpoosttionSversviechen liiiigenoiiinien werden. Ear< lier, der sich in Sachen der viäi»iichea Literatur m>t riner zuversicht lichen Unkeiil'tniß der Berbältniffe au-sprach, dntte sich auch da« Vergnügen geleistet, an den ganz ansehnlichen Leistungen de« Theaterdichters Hendrickx seinen Witz zu üben; er kam aber schlecht weg, als er gestern debauptete, Hendrickx habe an Lambert Thibouft, dem bekannten sranzösischrn Lustipielschreiber. eine» literarischen Raub begangen, denn heute wurde die Ursprünglichkeit brr onge- zvgenen Stücke nachgrwielen. Mst solchen Sachrn muß die Kamnier ihre schöne H-it verlieren. Der Minister für Gewerbe gab aus die bereits erwähnte Ansrage Morste- über die Arbeiterschuy- geletzgebung die Erklärung ab, mit den Vorarbeiten zu einem Gesetzenlwurs über die Unsallversicherung sei die Regierung noch immer biscdältigt. könne denselben ober während der lausenden Tagung nicht mehr «inbringen. Die Regierung scheint »och iminer den Stier nicht bei de» Hörnern nehmen zu wollen. Die richtigste Antwort wäre wohl die gewesen, man werke deninächst im Hinblick aus die Unsallveisicherung besondere statistische Erhebungen anstelle». Bei diesem Anlaß sei bemerkt, daß di« Regierung zum StaoiShauS- halt eine Mehrbewilligung sür ArbeilSstanstik »m Allgemeinen ver- langt. * In Holland ist die Wahlbewegung so weit fort geschritten. daß die Parteien Mit der Ausstellung ihrer Eon- didalen begonnen baden. Die Zweite Kammer hat der Regierung kurz vor Schluß der Session noch eine Niederlage bei» gebracht. Es handelte sich um die Schiffbarmachung de- Flüßchen- Berkel, sür welche die Regierung 350.000 Gulke» forderte. Die Anwohner wollen aber keine SlaalSunler- stiitzung, da sie glaube», daß au- dieser auch die StaalSans- sichl folgen werde, während sie wie überall die Verwaltung der Flußschisssahrt in ibrer eigenen Hand behalten wollen. Die Kammer trat ihrer Meinung bei und da« Verlangen der Regierung wurde abgrlehnt. * Die i» gewissen italienischen Parlament-kreisen genährte Hoffnung, daß da- Ministerium CriSpi durch den Austritt de- seitherigen UnIerrichlSmimsftrS Eoppino in Verlegenheit wegen Neubesetzung de- vacanle» Portefeuille- gerathrn werde, ist nicht in Eisüllung gegangen. Schneller als man unter den bestehenden Verhältnissen erwarten durfte, ist sür Herrn Eoppino ein Nachfolger gesunden worden. Der neue Unterricht-minister heißt Boselli und gilt sür einen vor hervorragendsten Deputirten, einen wissenschaftlich gründlich vielseitig gebildeten und dabei praktische» Mann, der sein Wissen mebrmnlS al« Berichterstatter über verschiedene Gesetze in der Kammer bewiesen hat- Herr Boselli genießt in der Kammer zahlreiche Sympathien »»d der einzige Ent wand. der von einem Iheile der Abgeordneten gegen seine Ernennung erboben wird, ist jener, baß Boselli nach seiner früheren Parteistellung in der Kammer dem rechten Eentrui» angebörte und daber die sogenannte reine oder fortschrittliche Linke nicht hinreichenv im Eadinete vertreten sei. Dieser Einwai,d ist jrcock, nicht stichhaltig, den» Herr Boselli war. obwohl er i,n rechten Eentrum saß. stet» ei» entschiedener An- bänger de« verstorbenen Tepreti« uns unterorvnete sich nach besten Tod willig der Führung Eri»pi'S. reffe» polnische- Programm er vollständig aecepiirle. La- Ministerium CriSpi hat mit Bosell»'«Eintritt in da« Cabinet entschieden eine acklungswertde Kraft, einen tüchtigen Mitarbeiter gewonnen. Da« da» vo» ver sogenannten historischen Linken beklagte angebliche Miß- verhältniß ia der Beriretung der einzelnen Parteigruppen und namenlljch der historische» Link«, im Schoexe de« Cabinei« betrifft, so könnte, nach dem Dasürhallen der „Polnischen Eorrespondenz". die Beseitigung dieser Ungl^chdeit bei Ge- leg,ahnt da bei der Durchsührun, de« neuen Ministergefttze« bevorstehenden Reconstituirung de« Cabinei- erfolgen. — Wie demselben Organe au« Rom geschrieben wird, tritt man in dortigen unterrichteten Kreisen mit Entschiedenheit den über triebenen Darstellungen und olarmirenden Deutungen ent gegen, welche die im italienischen Marinewesen herrschende Thätigkrit seiten» einH TheileS der europäischen Presse erfährt. E- wird versichert, daß eS sich um keinerlei durch Bedürfnisse de- Augenblicke» bedingte Maßregeln, sondern um die Ausführung von seit Langem beschlossenen Arbeiten zur Stärkung der Seemacht Italiens bebusS Wabrunz seiner Stellung im Mittelmeer banvell. Wa» die beschleunigte AuStüstung mehrerer Kriegsschiffe betrifft, sei sie durch ähn liche Maßregeln seiten« Frankreich» veranlaßt, damit da« Gleichgewicht Ler Kräfte zur See möglichst erhalten bleibe. * Laut der vom französischen Krieg-minister dieser Tage dem betreffenden Ausschuß vorgelegten neuen Armee-Eintbeilung würde sich da« Heer selgenkermaßen zulammenfttzen: Infanterie: 162 Regimenter zu je 3 Ba taillonen mit je 4 Compagnien und eincr Depotcompagnie; 3V Bataillone Jäger zu Fuß zu je 6 Compagnien und 2 Dcpotcoiiipagnicn; 4 Znavenregimenter zu 4 Bataillonen mit je V Compagnien u»v 2 Depoicompagnien; 2 Regimenter, ver Fremdenlegion zu 4 Bataillonen mit je 4 Compagnien/ »nd einer Depotcompagnie; 5 Data llone leichter afrikanische«: Infanterie mit einer von dem Minister zu bestimmend^, Anzahl von Compagnien. Cavallerie: 12 Kürasster-, 30 Dragoner-, 2l Jäger-, 18 Husaren». 6 afrikanische Jäger- und 6 SpahiSregimenter, im Ganzen 9l Negimenler zu 5 Schwadronen und einer Depotschwadrrn sür ^ie SpabiS. Artillerie: 16 Bataillone FestnngSarlillerie. >0 Regimenter Division-- und l!) RegimenterCorpScirtille.ric. Genie: t Regimenter zu 5B,tc»llonen »ift je 4 Compagnien Ein Eisenbalmregiment zu 3 Bataillonen mit je 4 Coinpagnien Ein Bataillon afrikanischer Sappeur- ohne bestimmte Compagnienzahl. * Emen hoben Begriff von dem Zuwachs, den der Bau der TranSkaspibabn ber militairische» Machtstell»ng Rußland- l» Mittelasien sichert, habe» die beiden am Tien-lag in Odessa eingelrofftnrn englischen Mitglieder der afghanischen Grenzreg »lirungScommission mit- gebrachi, denen e- Vergönnt gewesen ist, die lange Reift von dem Schauplätze ihrer amllichrn Tbäligkeit bi« an die Grenze» der beginnenden europäischen Cultur unter Bcnutzun« ber neuen Bahnlinie zurückznlegen. Tie beiden OsUciere. Major Praeocke und Eapilaia sind voll Lobe- über da von General A„ne»Ans grleistrle „Tftanenstück". Eie sind die ersten Engländer, welche den mittelasiatischen Schienenweg in seiner ganzen Ausdehnung befahren haben, vor einiger Zril ging rin Bericht de- General- Anneiikoss durch die ruiftschen Blätter, welcher sich sehr eingehend über die handelspolitischen vortbeile verbreitete, die dem russischen Kauf,»an» und Ge werbetreibenden au» der rationellen Benutzung de« neuen veikeb,»mittel- erwachsen würde». Mag dabei auch ein gute- Theil Optimismus unterlaufen, so läßt sich doch nicht verkennen, daß im Vergleich mit dem wirlbschasllicheiiNutzen. den die Bahn im Lause Ver Zeit stiften wird, die relativ geringen An lageloste» kaum der Erwähnung iverth sind. Aber in erster Linie ist bekanntlich der Bahnbau nicht au- handelspolitischen, sondern au« strategischen Beweggründen unternommen worden, und letztere fallen vom englischen Jnleresseiistnntpuncte ungleich schwerer »>S Gewicht. Durch die nunmehr bewerkstelligte Verschiebung de- BahnbaneS bi» zum OxnS und durch die Uedrrtrückung diese« gewaltigen Stromes sind die mittel- asiatischen Besitzungen Rußland« den europäischen Macht ceiitren diese- Reiche- so zu sagen aus Armeslänge nabe ge rückt. Nimmt man Odessa als Abgangsort, so dauert die Fatzrt bis Sarakb«, von wo bi« Herat nicht mehr ganz zweihundert englische Meilen sind, nur süns Tage, wovon zwei Tage aus die Uebersadrt von Odessa nach Bat„ni, ein Tag sür die Passage de- Kaspimeere» zwischen Baku und MichailcwSk in Abrechnung kommen. Nach den Berechnungen englischer MilitairS kann ein kriegsstarke« Armeekorps von Baku nach LarakbS Mit Leichtigkeit Vinnen 18 Tagen befördert werten. Aus dem Marsch vo» letzterem Orte bi- Herat würde c- höchsten« lt Tage zubringen. Hieran- wird ge folgert. daß e« jetzt ganz und gar von dem Belieben Ruß lands abbängt. ob und wann cö seine Truppen in Herat ein rücken kaffe» will, da England, aus seine indische OperalionS- basiS gestützt, mit den Russen an Beförderung-geschwindigkeit von Mannschaften und Kriegsmaterial nicht entfernt zu co»< currire» vermag. * Die diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritan nien und Venezuela sino abgebrochen worden. Mr. S> Jobn, Ver britische Gesandte in Venezuela, hat seine Paffe verlangt und ist nbgereist, nachdem er sich vergeblich bemüht hatte, vcn dcr Republik eine SchadloShaltung von etwa 6000 Ls»l. im Zusammenhänge mit einem Golvminen- Anspruche zu erwirken. Der Befehlshaber de- britischen Ge schwader« in jenen Gewässern ist nunmehr angewiesen worden, diese Entschädigung zu fordern, und wenn sie nicht gezahlt wird, solche Schritte zu ergreifen, die er sür notbwcndig Hallen dürste. Vas russische Jeitungsweseii. * In der denkwürdigen Rede de- deutschen Reichskanzler« siel bekanntlich da« meyrsach commentirte Wort „Drucker schwärze". mit welchem etwa» wegwerfenden Enpbemi-mu- Fürst BiSmarck gewisse ausländische, zumal russische Zeitungen bezeichnet- In der bald bierauf gefolgten parlamentarischen SoirLe kam der Reichskanzler au« freien Stücken abermals aus riese Angelegenheit zu sprechen, indem er seinen Gästen auScinandersetztr, daß die russische Presse, mit geringe» Aus nahmen, von einzelnen Personen, welche mit den ossiciellen Kreisen »icht- zu schaffen haben, beeinflußt würde. Jede der hier in Betracht kommenden Zeitungen sei nur der Widerhall der Meinung, welche irgendeine hochstehende Persönlichkeit aui eigene Faust vertrete. Damit wurde der Fingerzeig gegeben, daß in Rußland die lobenoniitc öffentliche Meinung ein völlig unzuverlässiges Ding sei und daß den Stimmen der Presse, weit entfernt die Anschauungen in maßgebenden Kreisen, oder die einzelner Parteien zum AuSdrucke zu bringen, lediglich der Werth — oder vielmehr der Unwerth — von unmäßgcbenden Privat- ansick'teir zukomme. .. E« verlohnt der Mühe (so führt ein Bericht in der Münchner .Allgemeinen Zeitung" aus) dieser Angelegenheit etwa« tiefer aus den Grund zu geben. Zuvörderst muß daraus binqewieftn werden, daß m Rußland di« Presse wohl nicht die allgemeine VolkSm«ur»»g
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