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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-06
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. * Re>«cii«« und Lrprditio» IohanneSgaise 8. Aprrchlinn-r» dcr Krdaklion: Bormiltag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5--6 Uhr. xül tzi, «tl<l«»d! »„.»i»ne>er M.Ml«»«, «»cht Och d» dtedornon n-«l »erd» ,1t«. Annahme »er kür die nächftf»I«e»d« Nnmmcr deftimmien irrste «» Wa<lien»aqeu h,s :t Uhr N«<t>»»tt»g«. an ton»: ui>SFci»la>ie» srüh dl»'/,9Utzr. 3n den Filiair» sür Ins.-Ännahme. ktt« Klemm, llniversitäl-straße 1. Louis lasche. Katharinenstr. 2.3 pari. u. tiönigSvlatz 7, n»r v r '/,3 Udr. rWMr.TllgMait Anzeiger. ,z° KK. Amtlicher Theil. Vkkannlmich«»-. Herr Referendar Johann Friedrich Beckdnann ist bei UN- als NathSreferendar angestellt und ln Pflicht genommen worden. Leipzig» den 5. März 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. 1-r. Trönvlin. Henlschel. Waldpilanzen-Verkanf. Bon dem Leipziger Forstreviere bonncwitz können in diesem Frühjahre durch de» Revierverivaller H rrn Sehön- herr in Connewitz-Leipzig nachstebende Holzpflanzen zu den beigesetzleii P eise» gegen Baarzahlung oder Nachnahme unv vorherige Anmeldung, sowie gegen Vergütung der Selbst kosten sür Verpackung und Transport zur Bahn, bezogen werde»: Dienstag den 6. Mürz 1888. Stuck Holzarten Hilde in Preise tSNIck I L Htr«. Mk. Ps. !SN. Ps. a. L'ümlinge. 20— 30 10000 Emjzstr. Eichen. Hnore. peäuacalat» — — 60 bOO.wijahr. - » - 30— 50 -- Vs) 20 00) areiiähr. « - » 60-100 — — l 50 20 00k zwenähr. Nüstern, OImu» eamnest. 50o00>i»jädr. Eichen, st'raxiuu« enoels. . 30- 50 — — SO 10- 15 — — — 40 lOOOO^weijühr. - » - . . 15- 25 — — — 60 lOOOoewjävr. Krau-Eichen, k^ario. pudeso. 15- 25 — — — 40 5000 zweiiäyr. - « - 25— 40 — — — «0 2 000 ,weif. Roßkastanien, Xze kxg>pao»»r. 25- 30 — — — 7-5 20ooo,'i»iat>c.Fichi.,Xiiiss eroeIs.(Nolt>tanae) — — — — 20 lOOOOjzweijähr. « - « » 10- 1b — — — 30 5000 dreijahr. ... » 15— 2o — — — 40 b. versckulte Pflanze n. 5000 Eichen-Au-iailiß zu Remise», und ! Siliminelpfl niziiniieii. 5—8jähr. . 75-200 — — 5 — 1 000 Gem Eiche», st'raxivuz sxcels. . . 150—200 — — 12 -- öOälj - - , Ausickuß .... 2000 Ärau-Eschen, b'eaDnus pudesa. , . 75-200 — — 4 — 150 -200 — — 12 — 2 00nj - - . Aueschug .... ZOO Birken, ttotula all»» 75-150 — — k) — 2.50—»« — 2b 20 — AXjLniden, Tüia xran'lik. 250—:«o — 50 40 — 300 Roßkastanie», Xe,o. Iizcpnacast.. . 1 500!Fichten mit Ballen, 1. Wahl . . 250—300 75-100 50 40 50 40 ! ^ 8 , II. M , « 75-100 — 30 25 — Ivovs . - S"k1 . - e 125—150 — 60 50 — 175- 200 1 — 00 — 10O « » >225-300 ! 150 — Die Fichten mit Ballen eignen sich besonder- zu anlagen. Leipzig» am 13. Februar 1888. Des RathS Forstdeputatio« Park- Vtkanntmachung. Die Leuchtkraft de- städtischen Lench'gaseS betrug in der Zeit vom 27. vor. biS mit 4. dsS. MtS. im Araand- brenner bei 2.5 Millimeter Druck unv 140 Litern stündlichem Ecnsum da- I6,3sacde der Lenchlkrasl der deutschen Normalkerze von 50 Millimeier Flammcnböhe. Da- speclfiscde Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,429. Leipzig, am 5. Mär, l888. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalten AlisfAtiblttlg. Für den Sehlarhthofba« bierselbst werden die Sehlofferarbeiten snr den Eontumazstall, das KUKlstauS (dabei u. Ä. 2500 gm Zellenwänve au- Eisenconsiruclion mit Trahlgeflechi), den Lagerschuppen, den Pserdelcblachtstall und da- DüiigerhauS hierdurch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind im Scstlachlhosbaubureau gegen Zahlung von 1 .<k 50 -s zu enlnehinen. Ebendaselbst sind je>ch»u»aen einzulehen und wirb nähere Auskunft ertheilt Die Angebote sind nach den bei den Unterlaqe» befind liche» Vorlchrislen zu b bandeln und bl- zuin IU. März >. I. Vormittags tL Uhr bei der Nuntiatur de- Ralh- Haus s abzugeben. Wir behalten un- die An-wahl unter den Bewerbern, die Tbeilnnq der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 1. März >888. Der Rath der Stadt Leipzig. Moritz, la 1421. 1-r. Tröndlin. F Architekt Vct>annlmaihung. Neubau des Nelch««cr,cht»-v1cdaii0eS z« LettzziD. Die L eiernnq von l OS» 000 Stück HintermauernngSstetneu soll im Wege der öfs. milchen Ausschreibung vergeoen werde«. Ler» ieaelte und vorschriflsmäßig bezeichnet? Angebote und Proben lind b-s DonnerStag. den 15 Mär» 1888, vormittags 10 Uhr im Amtszimmer der RcichSgerichts-Bauverwaitaag, Simsoiistraffe Nr. l, »hzugeben. Die LieserungS-Bedingungen kSnnen daselbst werktäglich in de« Borm ttagsiunde» eingelehen, auch gegen poriosrei» Einseadnng von 25 sür die allgemeinen Bedingungen und 75 -4 für die beson deren Bedingungen von dort bezogen werden. Zmcklag.strist 4 Wochen. Leipzig, de« LS. Februar 1888. Die Neich-gertchtS-vanserwalt««^ Schoren derg. Nichtamtlicher Theil. Stödlilche Splircaffe beleiht Merthpapierc unler günstigen Bedingungen. Leipzig, den lt. Januar 1888. Die Sparcasten-Deputation. verSkigkriln- ans den Abbruch. Tic Baulichkeiten d>eS der Stadtaemcinde gehörigen Hausgruudlliicks Plciflenstraste Nr. 8 (Nr. 13 Abth v des Branvkatasters) sollen Dienstag den 14. März dS. IS. Vormittag» tl Uhr ans dem Ralhstciuse (I. Etage Z miiikc Nr. 1k) auf den Abbruch versteigert werden. Die Veisteigrningsbevingungc» liegen schon vor dem Termine aus dem Ralkhaussaale zur Einsichtnahme aus. Die Besichtigung der Baulichkeiten kann am 10. und 12. März dS. Js. je Vormittags zwischen II und 12 Uhr erfolgen. Leipzig, den 28. Februar 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 52K. vr. Georgi. Stoß. vikbgatlls-vckannlmalbllns. ckestostlen wurden laut vice ernaiterer »«zeige:s 1) Ein Sommei Überzieher von bunkelgrauem Kammgarnstos mit einer Reihe sawarzer Hornknövfe mit verdeckter Batterie, braunen« Wolloilassuiter und dem Namen „6. X. n»vn»mi»iw, ?!»«rvirr" ii» Hei kel, während der letzte« vier Monate» aa- einer Woimung in Nr. 54 der Weststraße; 2) ein Paar ziemlich neue Promrnadeitschnhe. kalbledern, hellgrau grsüllert, mit niedrigen Av'Ltzen, aus einer Treppenslur im Krhiiallvalaft, am 25. v. MtS. Abend»; 3) ein goldener Ning m» schwarzem Stein, darin ein Kops ein- geschnitten, au» einer Wohnung in Nr. 5 der Lentralstraße, vom ,'6. dir 28. v. Mir.: 4) ein goldener VerlobungSriNg (glatter Reif), gravirt: „h. 8. ä. 25. 1'ecewi ee 1887", und ein goldener Tamrnrtng mit drei roihen Licinchen, au- einer Zelle de- Sophienbadr-, am 27. vor. Mi-.; 5) Seck« halbleinene rotbcarrirle VkttSterzügk. zum Dheil K. r. gezeichnet, drei roth. und wkißhaldwollene Waffeldecke« mit rotden und weiß-n Fronten, ein weißleinener Vettüserziig und zwei Kapskiffenntzerzüge mit violetten Torrs- und ein weih leinenes Vrllinch. «u- einrr Wohnung in Nr. 82 der Waldstraße, während der letzien 4 Wochen. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände »der den IHörer sind uageläamt de« unserer Leiminai- Adiheilung zur Anzeige z« dringe». Leipzig, am S. März 1888. Da» Paltzel-Amt »er Stad« Lethzl». Brktichneider. K. Nattz-krler-Vetdacht»», in Biiterseld. Der Ralhekrllre im Ralhhause h ersrldst lost vom 1. Oktober diese« Jahre- ob anderweit aus K stndre im Termine Montag, den 28 März d. -S Vormittags 11 Uhr. a« «altzsstede »iersetdft (Atmmrr Nr. 1) üsicntlich verpachtet werden. Die Bedingungen liegen im Dtadtsecretariate hier »ur Einsicht au» und iveiden ooch gegen Krflattnng der Topialirn aus Vkilangen adtchristlich mitgetheilt. Im Termin muß sich jeder vieler »der seine BermSgen-verhäst- »i!sr genügend auswrisea. Blllerfetb, den 17. Februar 1888 Per «a,iftrd». Sommer. vie Neichslagswahl in Greifenberg-Kammin. * Es ist eine bekannte Tbalsache. daß alle Parteien bei dem allgemeinen dirrclen unv geheimen Wahlrecht dann und wann vor recht merkwürdige» und »nliebsanicn Ueber- raschungen nicht grschlitzt siiiv. ES sind eben mit diesem weit gehenden Wahlrecht Verhältnisse verknüpft und eS könne» sich dabei Einflüsse in wirksamster Weise im Verborgene» geltend mache», weiche sich der Eontroie der Parteien entziehen, die dann aber am Wahltag in unerwartelcr Weise zu Tage trete» Namentlich bei Stichwahlen, eine Einrichtung, die wir um der unnatürlichen und unsittlichen, die öffentliche Moral verletzende» Wahlbündnisse willen, die dabei zu Stande kommen, siel- brkämvst baden, sind solche tteberrascbunge» nicht- Seltene-, insonderheit wenn die betreffende» Wahlen keine allgemcinen Wahlen sind, sondern nur zur Ergänzung von durch irgend welchen Grund au- dem Reichstag auS- geschicdenen Abgeordneten dienen. Eine derartige Ueberraschnng wirb nun au- dem pommerscben Wahlkreis Greife »bcrg. Kam min angeküudigt, wo an S lelle de-zum Polizeipräsidenten in Franksurt a M. ernannten Neichsiag-abgcordneten v. Koller eine Ersatzwahl stattzufinden hatle. Nach einer vorläufigen Mit- tbeilnng des Wolfs'schen Telegraphen-Bnreau-, der man wohl Glauben schenken darf, ist in der Slicbwabt nicht der aus gestellte conscrvalive Eandidat, auch ein Herr von Koller, ei» Verwandter de- seitberigen Vertreter- des Kreises, sondern der deuljchsreisinitige Eandidat. ein Stettiner MagistratS- beamter, mit gerlnger Mebrbeit gewählt worden. Es läßt sich nicht leugnen, daß dieser Erfolg der delitschsreisiiimgett Partei, die im F.'bruar de- vorigen Jahre- eine so gewaltige Niederlage erlitt, daß sie nur noch mit dem drille» Theil ihrer früheren Stärke i» den R'ichStag zurückkebrte, in einer Provinz und in einem Wahlkreise, die seither al- die unbe strittene Domäne der Eonservaliren galt, etwas recht Seltene- und UeberraschenkeS ist, und wir können cs der deutschsrcisinnigrn Presse nickt verdenken, wen» sie in den nächsten Wochen da- Lied vom „Wiedkraujschwunge" ihrer Partei, vom „Beginne der Zerbtöckelnng der Earlel- Majorität", von „der Thatsacbe, daß die Wähler im vorigen Jahr durch das Kricg-geschrei in da- Bocksborn gejagt" worden, in allen Tonarten singen wird. Wenn gleich wir nun den im Verlauf der jedesmaligen Legislaturperiode stattfindenden einzelnen Ersatzwahlen nicht einen be sonderen symptomatischen Ebarakler zuerkennen, sondern der Meinung sind, daß da, wo sie ein der Hanpiwahl ganz entgegengesetzte» Resultat liefern, verschiedene Zusälligkeiten mit im Spiele sind, ibeil» localer, th,i>S allgemeiner Natur, so ist die jetzige Wahl in Greifenberg-Kammin dock geeignet, vom Slandpunct einer in Folge de- Eartel- den Eonser vativen etwa» näher und auf alle Fälle nicht uni'r-»„dlich gegenüber stehenden Partei einige Bemerkungen zu naben. Die Erfahrung bat gelehrt, daß Parteien in der Regel dann Mißerfolg erleiden, wenn sie grobe politische F hier macken. Wir sagen da- auch von unserer eigene» Parlci, die hoffentlich au- den früher von ihr begangene,, Feistem gelernt bat. Der totale Niedergang der deulschsreisinnige» Parlci, die bekannter«» her, nur durch die Unterstützung der llltra- mcutanen und Socialdemokraten vor gänzlichem Perscbwmde» >m Reict-tag gerettet worden ist, ist die Folge der ganz außer ordentlichen Fehler, deren diese Partei sich schuldig gemacht, ist vor Allem die Folge ihrer starken Versündigung gegen den deutsckuationalen Geist, indem sie da» Vaterland in ent scheidender Stunde im Stiche ließ Nun unteriicgt e- ober keinem Zweifel, baß auch die Eonservativr» in neuerer Zit zuweilen Gefallen daran zu finde« scheinen, Fehler zu macken, and rin solcher Fehler ist e», de, im Wahlkreise Greifenberg- Kammin den Deutschsreifinniar«. die von dem nicht weit ent- f, an- Unterstützung erhielten, Oberwasser zu gejührt hat. Wir baden e» schon in der letzten Zeit i» Sachsen erlebt, daß in verschiedenen Wahlkreisen in der con- »ervativen Partei eine bedenkliche Lockerung der Partei-DiSciplin injosern zu Tage trat, als mehrere konservative Candidatcn sich um das Mandat bewarben und dasselbe einander streitig machten. In solchen Kreisen, wo seitens einer anderen Partei entweder kein Gegencandidat oder nur ein solcher aiistnucble. der von Hau- auS keine Chancen hatte, da war dieses con- scivalivc Toppelranditaluren-Spicl nicht weiter gefährlich. Ander- bei denjenigen Wahle», wo den gespaltenen Conser- valiven ein dritter, ein liberaler Bewerber von ernster Be deutung entgegentrat. So geschah eS. daß die Eonservalive» bei der La»dtagS-Ergä»z»ng-wahl i» BischosSmerva-Land einen Wablkreis verloren, den sie seilher stet- >m Bcsitz gehabt batten. Dieser Fehler der Uneinigkeit, wir reden hierbei iniincr vom Slandpunct deS Earkels au-, ist nun auch in Greiscnberg- Kaminin von den dortige» Conscrvaliven in recht verhängniß- voller Weise genigchl worden. Man braucht nur die Zablen der ersten Dahl mit ein ander zu Vergleichen, um zu wissen, daß, wenn die Eonservalive» sich nickt spalteten, wenn nicht neben Herrn v Köllcr ein H rr v. Norman» ausgestellt wurde, die Stichwahl vermieten und der Deulschsreisinnige vr. Kolsti nickt gewählt wurde. In dieser Spaliung hat sicher der erste Grund dazu gelegen, daß der Wahlkreis der Carlelmchrheit verloren gegangen ist. Wen» Zwei sich sireile», dann hat der Dulle de» Vortkeil, uns das pflegt ganz besonders bei ReichStcigSwablen Platz zu greisen. Kommt es zur Stichwahl, dann, die Erfahrung bal das gelehrt, bleibt selbst unler Denen, die sonst ein und der selben Partei angeboren, Verstimmung und augenblickliche Ver- biltcrung der Gemülher zurück, unv in diesem seelischen Zu stande verharre» kau» manche Wähler, denen die Nalur nickl eine besondere Charakterstärke verliehen hat, eniweder in trotziaer Wahlentbaltnng oder sie gebe» ihre Stimmen sogar dem Candidalen der Gegenpartei, und zwar nur aus Aerger darüber, daß ihr eigener Eandidat den Kürzeren gezogen bat. Wer in Greise»berg-Kami»i» an der Spaltung der Eon- servaliven die Schuld trägt, wissen wir nicht, aber auch sür den Fernsleheiide» bat sich einiges Befremdliche darin gezeigt, vgß sür den ausgeschiekenen Herr» von Köller wieder ein Herr von Koller, der Besitzer eines andere» RitlergulcS ist, den Wähler» in Vorschlag gebracht war. daß somit die ^amilie von Köllcr gleichsam Anspruch aus den vauernde» icsitz deS NeichSlazsmandales »n Völlige» Wahlkreis erhob. N»n s.io wir aber weit davon entfernt, die Spaltung er Eonservalive» in Gre'senberg-Kawmin allein lür de» Sieg der Deutschsreisiimige» veraiilworltich zu macken, son der» wir sind der Meinung, baß auch ein anderer Umstand bierbei mitgewirkt hat. weil in dem Skinimenverhältiiiß vo» der vorjährigen zu der diesjährige» Wahl eine zu große Vcrlctnedung statlgesunden hat, unv auch i» diesem Umstand Kahen wir emen große» Fehler der konservativen Parlci z» e> blicken Sehr bald nach teil Reichslagswahlen am 2l. Februar 1887 ist von verschiedenen Seilen unv auch »»serersciiS betont worden, daß, wenn dieser glorreiche Wabl- steg ans längere Tauer Bestand haben solle, man aus beiden Seite», der conscrvaliven unv der nationcrlliberalcn Pariei, den Geist der Mäßigung und des auf gcgenseiliger Achtung beruhenden vertrauensvollen Entgegenkommen- zu belbäligen haben werde. Es wurde namentlich und zwar mil Rechl betont, daß die conservative Partei alle Ursache habe, aus ihre» äußersten rechten Flügel abwchrend cinzuwirken. Es ist bekannl, was diesen extremen Theil der coiilervalive» Parlci. der seine pnblicistiscde Vertretung hauptsächlich in der „Kre»;zei1»i,g" und in dem Slöckcrschen „Reichebokcn" findet, anslrcbt. Mil den B strebunge» dieser coiiservativen Fanatiker kann und wirb die nationailiberale Partei sich niemals identisiclrcn, und - gicbt. Gott sei Dank, auch in der große» eonservalive» Partei Männer genug, die nicht damit übercinstiinmen. Nun sind aber die H rrcn von Hammerstein, Stöcker und Ge nossen, die von Anfang an ani Eartel berumnörgeltei!, neuerdings wieder mit großem Lärm an den Tag ge treten und verfolge» »gmentlich ihre kirchlichen Bestrebungen in einer Wcisc. daß weile Kreise, die durchaus nicht aus linkslibcralcm Bode» stehe», dadurch vor den Kops gestoßen werden. Das ist Da-, was mau im gewöhnliche» Leben Muckerei nennt. Der extreme Flügel der couservaliven Partei enthält aber auch Leute, die nach anderer Seite hin und namentlich bei de» indnsiriellen Erwerbskreisen Anstoß errege». ES sind daS die eingefleischten Agrarier, die nicht rube» und raste», uni die LebeuSmiltclzölle immer mehr in die Höhe zu schrauben und die, wenn es >» ihrer Macht läge, heule je eher, je lieber ei» Gesetz erließen, daß ausländisches Getreide überhaupt nicht mebr in Deutschland cingesührl werbe» dürste Selbst Derjenige, welcher, wie wir. unserer deutschen la»d> wirlhschasilichcn Production bi» zu einen, gewisse» Maße Sckutz gegen die Uelerschwemmung mit ausländischen billigem und mittkerwertdigem Getreide aiigedeiheii lass,» will, wiid gegen ein solches ausschweisendcS Agrarierthum Front macken müssen. Die Familie von Köller gehört unsere» Wissen- dem äußerste» rechten Flügel der conserrattven Parlci an, wie dieser überhaupt >in Reich-lag auS den Provinzen Pommern unv Ost Preußen sich in der Hauplsach? rccrutirt. Insofern wird man allerdings dem Wahlrcsultat in Greisenberg-Kammi» eine be sondere Bedeutung zuziterkeuneil bade», als inan in ib»: einen Protest der Wähler und sicher vieler darunter, die sonst einem tkutschsreisinnigeii Eandidalrn ihre Stimme nicht geben, gegen die HcrrschaslSgelüstc der Orthodoxen und Agrarier vom Schlage der .Kreuzwikustg" erbl cken darf. Man will in Deiilschlanv nickt, daß eine Zeit wieverkehrt, in welcher die Mucker unv Junker das Heft in den Händen haben. Nach dieser Richtung hin enthält die Greisenderg- Kamnuner Wahl, mögen auch sonst irgend welche andere Umstände dabei iiiilgewirkt haben, ein lauteS Mahnwort an alle Diejenigen, weiche r- angeht, in unserer inneren Entwickelung die Bahnen der Mäßigung. Besonnenheit und Gerechligkei gegen Alle nicht z» verlassen, nicht einen Stand aus Kosten deS Anderen zu bevorzugen unv Diejenigen, rvstcke da- SlaalS- sch ss zu Gunsten ibrcr egoistischen Interessen in ei» andere« Fahrwasser gelenkt wissen wollen, zur Ruhe und Entsagung zu verweise». Wird dieser Malmrus von alle» Seilen und namentlich auch von derjenigen, die es direct betrifft, beherzigt dann ist das Ergebniß rer ReichStagSwahl in Greisenberg Kammin ganz sicher ein großer Vortheil sür die Zukunft, wie es gegenwärtig nicht im Stanke ist, irgend welchen Einfluß aus da» MajoritätS-Verhällniß im Reichstag a»-;»üben. Abonn-merrtSprei» vierteljährlich 4>/, Mk iucl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen k MI. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in TvgedlaU Formal gesalzt) ohne Postbeiördennig KO Mk. Mit Poslbesoroernng 70 Mk. 2n1kratk 6ge,pnltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schrillen laut um. Pr. iSverzeichniß. Tadcllari'chcr u. Zissernlatz nach böh-rm Tarü. Nrclamrn unter dem Redac li on-S strich die -gespalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Ps. Inierate sind siet an die ISxlirdition Z" senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimermiüc, oder durch Post- nachnabine. 82. Jahrgang. Jur bulgarischen /rage. Die neueste diplomatischeActio» Rußlands in der bulgarischen trage hat zu keinem Ergebniß gessthrk, die Sachlage ist dem gemäß heute dieselbe, wie sie vor Veröffentlichung der ru'sischen Vorschläge war, nur mit den, Unterschiede, daß die Unmöglich keit, aus diesem Wege zum Ziele zu gelangen, > tzl erwiesen ii. Die widerspruchsvollen Erklärungen des „Nord" kenn zeichne» daS gegenwärtige Stadium der bulgarischen Frage zur Genüge. Der Anfang dieser Erklärungen gicbl der Hoss- nung Ausdruck, daß Oesterreich-Ungarn, Italien »nd England ibreii Widerspruch auigeben würden, sobald Rußland weitere Ausschlüsse über seine Absichten ertheilt stabe. Der Schluß de» „Nord".Artikels sieht jedoch die Action alS beendet an und bürdet die Verantwortung sür den Mißerfolg den drei widerstrebenden Mächten ans. Ihnen liege jetzt die Ver flicht»» g ob. bessere Vorschläge zu machen. Es steht bereit- -est, daß Rußland neue Mitth iluiigen nicht gemacht hat, denn Graf K.ilnvky hat bei seiner am 4. März erfolgten Rückkehr aus Pest in Wien die alte Sachlage vorgesunden. Rußland wartet dem „Nord" zufolge daraus, daß die Bulgaren elbst der Usurpatoreiistcrrschasl mute werden unv mit den Ruhestörern i» Sofia ausräumen werden. An- dieser Aenßerung ist ersichtlich, daß Rußland eS un- bequem findet, aus die Ablebnungsgrüiitc der drei Mächte »äster einzugeben, denn eS hält noch immer a» seiner alten Aussassnng scsi, daß i» Bulgarien Anarchie herrsche, während dock Oesterreich-Ungarn, England und Italien ihren Wider pruck geaei, die russischen Vorschläge damit begründet haben, daß die Regierung des Prinzen Ferdinand die Ordnung aus reckt erhalte unv daß »ach seiner Beseitigung gerade die Go 'ähren vrostten, wclcke die russischen Vorschläge vermeiden wollten. Ein so eigenwillige- Bebarre» aus einem von der ganzen Welt alS falsch lind unhaltbar erkannten Slandpunct dürste „och niemals vorgekcmme» sei». Rußland bestauplek, daß die Negierung des Pnnzen Ferdinand Rüste unv Ord nui'g in Bulgarien n-cht anskommen lasse, obwohl beide seit dem Regierungsantritt de- Prinzen nicht gestört worden sind, eS sei den» durch den Aufstand in BnrgaS, tcss n Urheber nickt in Bulgarien, sondern in Rußland und Montenegro wohnen. Wie die von Rußland vertretene Sache beschaffen ist, gebt klar auS der Art n»S Weise ihrer Begründung und Verlsteidigung hervor. Mil einer beiieikenSwerlhen Sicher heit wird von riissiicher Seit: erklärt, daS Schwarz Weiß ei und umgekehrt, und wer gegen solche unerhörte Behaup tungen Widerstand leistet, wirb alS Friedensstörer verdächtigt. Rüste würbe nur dann ein'reten, wen» alle Mächte Bulgari::: einfach an Rußland auSlicserlen, dann wäre» Nuste und Friede nach russischer Aussasiuiig ni Bulgarien verbürgt. Ei» ganz überraschendes Z-ligum rer russischen Denkungs art ist in diesen Tagen durch die .Nowosli" erbracht worven bei Gelegenheit de« starken Sinken» des russischen Rubel- courseS an de» europäischen Börsen. Das lulsischc Blatt ichrieb mit Bezug aus diese bedenkliche Tüalsich': „Unser» CourS drückt inan, weil wir nickt mit unsere» Nachbarn unler den vo» ihnen vorgelchlagenen absurden Bedingungen i» Frieden leben wolle» Sie mnssen zu der Ueberzeugung aebrachl werten, daß diese Betiiigungen in der Thal absuro inv und von Rußland nur nach einen, Kriege angenommen werden können, für de» cs mit Allen, die mit der gegen wärtige» internationale» Lage Europas »nzufneden sind, ein Bündniß abschli'ße» wird." Man siebt, daß die Begriffs verwirrung in Rußland Fortschritte macht ungeachtet de» von Deutschland an den Tag gelegten beste» Willen», den Wün schen Rußlands i» Bulgarien Ersnllnng zu bringe». Denlsch- land wird sür das Suiten de» Rnbelcourses verantworllich gemacht, und ilu» drostt Rußland niit Krieg, wenn der Werth deS Rubels nicht steigt. „Grasdaiiin" setzt sogar eine b.stimmtc Frist sür die Erreichung des Conrses von 200. Ter Berliner Börse soll eröffnet werden, daß Rußland seine Zah lungen einstcllt, fall- der genannte CourS snr de» Rubel nicht spätestens am l. April erreicht ist. Diele Tollheiten siehe,, den diplomatische» Krasläußernnge»- Rußlands eben bürtig zur Seile: eS muß entweder Alles nach kein Willen eikußland» gebe», oder dasselbe sucht seine Wünsche mil Ge walt durchziiletzen. Ob die Ersüllniig dieser Wünsche über haupt in den Grenzen der Möglichkeit liegt, kümmert die panflawistischei, Kriegshetzer nickt, ibnc» genügt die llnzu- sriekeiih.it mit den bestehenden Verhältnisse» in Europa. Die russische Politik aus der Balkanbaibinsel verträgt eine ernste Bebaurlung nickt, man muß ihr entweder beistimmen oder sie ablchnen, das Seltsamste an dieser Politik ist aber, daß sie »ach der neusten Auslastung ihrer Urheber aus fried lichem Wege erreicht werde» soll. Rußland mukhet den Bul garen alten Ernste» zu, daß sie mit kaltem Bi.ile einen staat lichen Selbstmord begehe» und sich Rußland aus Gnade unv Ungnade ergeben sollen, damit da» im Jahre 1877 begonnene „Besreiungswerk" z» Ende gesübrt werden könne. E» ist ein überaus trauriges Zeichen der gegenwärtigen Fiisiände, daß man gcnvlhigt ist. so uiizweifelhaflc und jedem schlickten Verstände einlenchteiidc Tbatsacken, wie sie der Stand der Dinge in Bulgarien darstellt, fort miv fort zum Gegenstand« polilttcher Aiiseinanderiitzungen zu machen. W nn Rußland den Prinzen von Erburg alS Fürst von Bulgarien anerkennt, dann sind alle Schiv erigkeiten der Lage beseitigt unv keine andere Macht wird 'ick weigern, dieser Aberkennung die Bestätigung zu gebe». Rußland k-n», seine Anerkennung an Bedingungen kuüpsen, welche den Bulgaren daS Leben recht schwer machen innss-n Prinz Ferdinand bat in dieser Beziehung schon vor seiner Thronbesteigung Aner bietungen gemacht, welch? die auSschweisendsten Wünsche Rußland» z» befriedigen geeignet sind, er ist bereit, Rußland den Einfluß eiiiziträumeii, den e-s vor dem >8. September 1885 in Bulgarien des,sie» hat, Rußland soll nur ein gewisse» Selbsibestimwungsrecht der Bulgaren anerkennen. Aber selbst daS ist den russischen Machthabern nicht genug, sie wollen in Bulgarien ulch-bingte Vollmacht staben, zu Ibun, was ihnen gut dünkt, da- werben sie aber ans friedlichem Wege niemals errenbsst, unv de-stalb sind alle diplomatischen Verhandlungen in diesem Sinne zwecklos Die folgende Generation wird nl»r das Maß von Geduld staune», welches Europa den russischen Launen gegenüber oiisgewendet hat, diese Geduld wird aber nicht vergeblich vergeudet sein, wenn eS gelingt, über die russische» An maßniigen ans friedlichem Wege hinwegziikommen. Die du! aarische Frage wäre längst in einer Europa zusriedensteUenden Weise gelöst, wenn diese Frage nicht den Vorwand sür Bestrebungen bildete, die bannt durchaus nichts zu tln», staben. Die bulgarische Frage saugt ihre Kraft au- der Gegnerichast zwilchen Deutschland und Frankreich »nd wird
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