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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-10
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1888
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tz 1484 Auch dl« Todtenmalke de» Kaiser« «,-rd, «s, vn» mittheilt, von Reinhold Bega». Gegen 11 llhr wurde» dt« Thürea de« ToSteuzimmers geschloffen und der Zntritt Niemande« ,»ehr gesiailet, al» dea Angedörigea der Familie. Selbst die Em- psehlun, hervorragendster Persönlichkeiten vermochte nur selten rine .luSnayme z» erwirken. Um 12 Uhr verließ «in alter Herr, vor «schluchzen kaum seiner selbst mächtig, den Raum: der Varbier de« Kaiser-, dem er, n»e er sagte, dea letzten Liebe»dtenst erwiesen und sich nun von den, Hause verabschiedete, in dem er nun nicht» mehr zu thun hatte. Dis zur Stunde, da wir die» schreiben, S Uhr Nachmittags, ist die TodeSstätte vollständig unverändert geblieben. Äohl sind zahllose Sträußchen, zumeist Maiglöckchen, aiedergelegt, aber bezüglich einer Aufbahrung werden Bestimmungen erst morgen getroffen werden. Uni 12'/, Uhr findet im Hausministerinm unter Vorsitz des HausministerS Grasen Stolberg - Wernigerode und Theilnahme de» Ooerhosmarschal!» Grasen Perponcher und aller anderen Hofcharge» eine Conserenz statt. In derselben wird über alle nunmehr zu treffenden Anordnungen Beschluß gefaßt werden, namentlich auch darüber, ob eine öffentliche Aufbahrung im könig lichen Schloß oder im Dome stattfinden wird. Um 1 Uhr wurden die bis dahin die Wache führenden Garde du Lorv» von 6 Unterosslcieren de» 1. Garde-Regiment» au» Potsdam abgelöst, an deren Stelle voraussichtlich um Mitternacht wieder Garde du Corps treten werden Um 7 Uhr heute Abend findet im PolaiS Gottesdienst zumeist unter Hinzuziehung des Hauspersonal» statt, üin Aamilien-GolteSdienst, zu dem auch hervorragende Per sönlichkeiten geladen werden, ist aus Sonnabend '/,12 Uhr anberaumt. Der Andrang auf dem Telegraphen-Bureau spottet jeder Be schreibung. Dringliche Depeschen, d«e bet einem gewöhnlichen An drang wenigstens einigermaßen schnellere Besörderung gewähr leisten, sind beute nutzlos, denn es wird überhaupt fast nur dringlich telegraphier. Tie Zahl der Deamten ist verzehnsacht. E» sind dreißig Personen mit der Abnahme der Telegramme und dem Zählen und Berechnen der Worte beschäftigt, ohne daß selbst diese» starke ArbcstSpersonal irgendwie in den Mauern der mit Telegrammen Wartenden eine Verringerung za bewirken ichein». In allen modernen Sprachen hört man cs durcheinander schwirren. Die zehn Pulte sind ständig von auswärtigen Correspon- denten mit Beschlag belegt. Die Staatsdkpeschen haben selbstverständ lich den Vorzug. Tann kommen die der Presse in der Reitiensolge der Bevölkerung zuerst daran. Bor der Thür ist eine förmliche Wagenburg ausgesahren, eS ist eia Kommen und Gehen, wie eS selbst an dieser Arbeit gewohnten Stätte nie zuvor beobachtet worden ist. Den Theatern ist einstweilen nur die Mittheilung zage- gangen, daß sie bis auf Weitere» zu schließen haben. Die näher« Bestimmung wird ihnen nach Feststellung der Landestrauer, die ihrerseits von der E öffnung de» Testament» de» hochleligen Kaiser- abhängig gemacht werden dürste, zuaehen. Die Einwirkung diese» Schluffe- aus die Gestaltung der Beziehungen zwischen den Künstlern und den Direktoren wird eine sehr verschiedenartige sein. Die Zeit, welche den Direktoren da» Recht gieb«, eine von der Regierung verfügte Schließung der Theater ol» Grund zur Aushebung der Lontracte zu betrachten, ist eine durchaus verschiedene. In den meisten Berliner Theater - Lontracte» der besseren Bühnen schwankt diese Zeit zwischen 10 und 14 Tagen; einige Direktoren, wie z. B. Direktor Halemana vom Wallner- theater, haben sich kontraktlich aber diese» Recht auch schon nach sechs Tagen Vorbehalten, und wenngleich eS noch zu früh in der Saison ist, al« daß die bedeutenden Bühnen sich entschließen könnten, nun- mehr ganz auszuhöreu, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß wenig Skrupulöse unter ihnen sich die Gelegenheit zu Nutze machen werden, einzelne Künstler zu entlassen, für die sie im Moment keine Ver wendung habe». Tie Provinzbühnen werden, so nimmt man all gemein an, ganz geschloffen werden, da sie ohnehin nur bi» zum Palmioniitage zu spielen pflegten, und werden vielleicht Sevarat- abkommen treffen. Wat für die Theater gilt, gilt auch für die Eoncertsäle. Die in den Hauptstraßen befindlichen Geschäste ließen zum Theil ihre Fenster den ganzen Tag über verhängt, während eine größere Anzahl vollständig schloß. In dea Kunsthandlungen wnrden die Fenster ausschließlich mit trauerumflorten Bildern des Kaiser» decorirt, während in den Schaufenstern der Blumenhandlunqen über Maiglöckchen und anderen Frühlingsboten anSgebreiteter Flor weh- wüthigcu Eindruck hervorbrachte.tz lieber die Zeit der Beerdigung de» hochseligen Kaiser» wird die Bestimmung erst nach Eintreffen dkS Kaiser» Friedrich erwartet, lieber den Orr, wo die Beisetzung statisinden wird, dürste da» Testa ment des hochseligeu Kaisers Bestimmung getroffen haben. Die heutige Sitznag de» Magistrat- eröffnet« der Oberbürger meister v. Forckenbcck, indem er in tiefbewegten Worte« dem Colle- gium von dem Ableben eeS Kaiser- Mittheiluug machte. Darauf schloß er sofort die Sitzung. Die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung wurden von dem Vorsteher emgeladen. Eine geniischte Deputation, bestehend au» dea beiden Ober bürgermeistern, den beiden älteste» besoldeten Stadträihen Schreiner und Hagen und den beiden äliesten unbesoldeten Stadträthe» Sarre und Haack und dem Stadtschulraih Bertram berielbeu alsdann «ine Beileidsadreffe an.die Kaiserin-Wittwe. an den jetzigen Kaiser in Gemeinschast mit den beiden Stodtverordnetenvorstehern vr. Stryck »nd vr. LangerhanS. Weiteres soll bi» nach Erlaß der Proklamation Vorbehalten bleiben. Heute Abend st Uhr findet rine Stadtverord- uetenversanimlung statt, um die Zustimmung zu den Beschlüsse« der gemiichien Deputation ,c. zu beschließen. Wie wir weiter hören, werde» die Mitglieder des Magistralscollegiums während sechs Wochen Flor um de» Hut tragen »nd außerdem die Deputation auch noch uni den Arm. Sümmtliche zu erlassende Schriftstücke sollen aus IchwarzgeränLertem Papier Seitens der Verwaltung während der Trauerzeit erlassen werden. vor dem Palai«. Die Linden, welche um 5 llhr noch öde und verlasse» dolagen, fingen um 7 llhr an sich bere t» zn belebe«, vor dem kaiserliche, Palais Unter den Linde» waren schon etliche Hunderte versammelt; vor dem Portal in der Behrenstraße hielt eine Anzahl Wagen; es war ein sorlwälirende» Kommen und Gehen; Voten eilten davon, mit ernster Miene sah man niedrere Generale langsam herauStrete» und dann wieder das Palais ausluchen. Es war kurz nach bl'/, llhr; ein Hofbedienter war der Erste, der die traurige Nachricht brachte, »nd nun flog sie mit Winde-eil« da- von und erschütterte alle Gcmüther. Die Stadt gewann das Gesicht eine» Trauerhanse». Damen sah man aus der Straße schluchzen; Kinder kehrten unter Tbrünen o»S den geschloffenen Schulen zurück. Ein- Anzahl höherer Osficiere, die etwa um 9 Uhr die Straße be- «raien, sahen sich soiort von einer dichten Corona umgeben; sie tvurdeu mit Bitten und Frage» bestürmt. Jeder wollte über die letzten Augenblick: des Kaiser» etwa» Nähere» erfahren. Bereitwilligst wurde ihnen dir Antwort ertheilt. Alle versicherten, daß der hohe Herr sanft und ruhig hinübergeschlummert sei. Und nun begann ein Massenandrang de» Publicum- nach den Linden; zahlreiche Schutzmanns-Patrouillen zu Fuß und zu Pferde tauchten aus und nahmen die Abiperrung de» Palm» in einem weiten Halbkreis vor. Iniiuer neue Schaaren vom Publienm kamen hinzu, und in tieistein Schmerz richteten sich alle Blicke nach dem kaiserlichen Palai». Mehrere Hoidamen, in tiefste Iraner aekleidet, sah man an den Fenstern roriiberbuichen. Kurz vor lO Uhr wurden auch bereit» die ersten Flaqge» ans d-n öffentlichen Gebäuden ous Halbmast gezogen; die Akaveinie »nd die Universität waren die ersten, die durch ihre balbmasiwehrnde» Flogqen anzcigten, daß der Kaiser verschieden sei. Nun fältle» dis Ovcrnhaus, die übrigen öffentlichen Gebäude und ,n kurzer Zeit gab eS kr,» Hau» unter den Linden, der Leipziqer, der Friedrichsiiraße und den aroßen Verkehrsadern, da» nicht die Trauer- sahne auigczogen. ziemlich häufig wedlen die schwarzenFahnen hernieder, ans bei» Rathhau» wurde eine mächtige schwarze Fahne aufgehißt und weithin verkündete sie das traurige Ereigniß. DasWetter trug dieS'gna» »ur diese» Tage», des tiefsten Schmerze», grau und regnerisch, die Regen- »rovsen durchnäßten die Flaggen, so daß sie schlaff herniederhinge«; einzelne Gebäude wurden bereit» schwarz dravirt und trübste Stimmung konnte man von alle» Gesichtern lesen. Da tönte» vom Westen der Stabt her dlimpj die Schliffe: da- erste Artillerie-Regiment gab die Trauer salven ab. Die Mittagsstunde näherte sich, zahireicheDamen sah man be reit» im tiefsten Schwarz, Osficiere hotten den Flor um den Arm gelegt. Um l2 Uhr brqann da» Trauergeläute >a drei Pulsen bi» 1 Uhr. Tie Extrablätter, welche bereit» in der >0. Stunde er schienen, batten einen ganz ungewöhnlichen Absatz; die noch feuchten Blätter gingen von einer Hand in die andere. Ecenen, wie sie sich noch nicht abqeipiett, entwickelten sich. Die Omnibusse mußten halten und alle Passagiere stiege» vom Deck und kauften dir Extrablätter. In erster Mittagsstunde hatte da» Gedränge unter den Linvea seinen Höhepunkt erreicht, in tiesem Ernst und Schwrigen verharrte die Menge. In den Schulen ließen die Direktoren meisten» ihre Schüler rrsp. Schülerinnen sofort in der Aula versammeln »id veranstalteten ernste Irauerseiern. Einige Direktoren ließen die Schule mit einem kurzen Gebet schließen und beschieden ihre Schüler ous moigen zn einer größeren Feierlichkeit; dir Ankündigung der vsficiellea Feier steht »och an» Di« Höhere» Bürgerschnle» peranstaktrtr» »miß sofnrt eine Feier; ebenso da» königlich« Seminar» di« höhere» Mädchenschule, and viel« Gemri»desch»le». In anderen Gemrindeschulr» «»rde von dem betr. Lehrer resp. Lehrers» eia kurze« Gehet gesprochen, »nd dann erfolgte die Sntlaffuag, während »ar in wenigen Lehranstalten die Schüler bi« zom Schloß der gewöhnlichr» Schulstunden zurück- geholten wurde», dir Bestimmung der vorgrsetztr» Behörde erwartend. Hente Abend o« 7 Uhr findet im Sterbezimmer rin Familien- gotie»dieust statt. Obrrhofpredigrr A ögel wird der Trantrpred'gt halte». Die Wache, welche he»te vom Alexanders» reoadter-Regimeiit ge- stellt wurde» passtrtr «ich» am Palai« vorbei» s«»d«r» wählte von der Lalerne aas de» direkte» Weg. Sie zog ohne M»stk aus, dea einzelne» Abtheiluuge» gingen nur Trommler vor»»» welche bei der Ablöfitng eine» gedämpfte» Wirbel obgaben. Mel» Kaiser tobt! Mein Kaiser tovl! ES sitzt in tiesem Sinne» An seinem Tisch ein greiser, deutscher Held Und unter seinen busch'gen Brauen rinnen Die Tdränen der Vergänglichkeit der Welt. Mein Kaiser todt! Der einst vor langen Jahren Mick rief, an seiner Seite fest zu steh'n. An seiner Seite Deutschland« Recht zu wahren» Mit ihm durch Kamps und Noth zum Sieg zu geh'n. Ich war ihm treu! Wie ich eö einst gelobtr, Ai» ich da« Steuer nahm in meine Hand. Ich war ihm treu! Ai» un» der Kanipf umtobte. Von Frevlrrhand entsacht im Feindesland. Mein Kaiser todtl Ich kann da« Wort nicht fasten, Eö schnürt da« Herz mir eng und enger ein. Ich Hab' im Leben nie von Dir gelassen. Nun sollen wir im Tod geschieden sein. Stumm sitzt der Fürst» von seinem Schmerz bemeisterl Dann steht er aus» ein hehrer KriegeSheid! „Wir fürchten Gott", so rust er au« begeistert, „Wir jürckten Gott und nicht» sonst aus der Welt!" 9. März 1888. Vr. R. Graes«. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Wie verlautet, hat der General der Infanterie und commandirende General de« 4. Corps, Gras Blumen- thal, in zwei Kriegen StabchSches bei der Armeeleituna unsere» jetzigen Kaiser« Friedrich IH., sein Abschiedsgesuch wegen erneuten schweren Augenleiden- wiederholt und ist dasselbe au« diesem Grunde von Kaiser Wilhelm einige Zeit vor seinem Tode genehmigt worden. — Der Commandeur der 8. Division zu Erfurt, Generollieuteaaut v. Grelman, wird mit der Führung de« 4. Corp« Allerhöchst beauftragt werden. * Die officiöse .Wiener Abendpost- schreibt anläßlich der Erkrankung de- nunmehr verewiglcu Kaiser» Wilhetm: .Die Bevölkerung Oesterreich-Ungarn» verfolgt mit wärmster Theilnahme die Nachrichten über da« Bcsinden de« unserem Kaiserhause so innig befreundeten Monarchen und vereinigt ihre herzlichen Wünsche für testen Wiedcrgenesung mit dem de« deutschen Volke» und der gesammtcn civttisirlen Welt, die in Kaiser Wilhelm den Hort de- europäischen Frieben« verehrt." * Wir der „Politischen Corrcspondenz" au» Warschau geschrieben wird» dürften in der zweiten Hälfte März (alten Stil«) bedeutendere Truppenverschiebungen in den west lichen Gouvernement« erfolgen und wird damit die un längst stctttgehabte Inspektionsreise de» General-Gouverneur« von Kiew, Dreiitele», nach Dubno und in die umliegenden, nunmehr befestigten Gegenden in Verbindung gebracht. In Dubno wird der Bau von Magazinen und Casernen unter Zuhilfenahme de« Militair« rifrigst fortgesetzt unv schreiten die Bauarbeilrn so rasch vorwärts, daß die ärarischeu und Privat» Ziegclbrennereien den Bedarf an Ziegel» kaum zu decken im «lande sind. — In Berdyczcw wurden Bequartiernna«- Maßregeln getrosten, au« welchen auf den baldigen Einmarsch einer Truppenablöeilung in diese Stadt zu schließe» wäre. Der kaum einige Kilometer von der galizischen Grenze ent fernte Marktflecken Druzkopol soll in der nächsten Zeit mil einer Besatzung bedacht werden. — Gegen die Grenzgarmsonen hin wurden i» letzter Zeit namhafte, wie verlautet, für die vermehrten Grenzwachpostea bestimmte Munition»- Quantitäten dirigirt. * Nach einer Meldung der .Politischen Correspondenz- au« Sofia von kompetenter bulgarischer Seite wird in dortigen Regierung«kre>sen die telegraphische Mittheiluug de« Großvezier« an den Minister-Präsidenten Stambulow, in welcher die im August v. I. erfolgte Erklärung, betreffend die Illegalität der Stellung des Prinzen Ferdinand von Coburg wiederholt wird, nachdem dieselbe keinen authrn- lischen Charakter besitzt» nicht al« diplomatische« Aktenstück betrachtet und wird dieselbe weder die Haltung de» Fürsten, noch jene der bulgarischen Regierung in irgend einer Weise beeinflasscn. E« sei indessen nickit au«geschlosten, daß dl« bulaartfchr Negierung, wenn die Umstände e« al« opportun «>fG«»en lasten sollten, eine Beantwortung jeuer Miltyeilung und zwar in der Form eine« Memorandum», vornehmen werde. Reichstag. (Speetalbertcht de« „Leipziger Tageblatt«»".) 57. Sitzung vom 9. März. Die Tribünen stad überfüllt; bald nach 12'/. Uhr erscheinen dir Mitglieder de» Hause« sehr zahlreich im Saale unv verkehren einzelne Gruppen in ernstem Gespräch mit einander. Um Ist'/« Uhr erlcheinen unter lautloser Still« de» Hause» die Mitglieder de« vuadeörath», 10 Minute» später erscheint Fürst Vi-marck. Die Mitglieder de» Hause» erheben sich von ihre» Plitze». Fürst BlSmarck richtete» tief ergriffen, folgend«, oft von Rübrnug unterbrochene Worte au da- tzavt: Mir liegt die traurig« Pflicht ob, Ihne, Mttheiknng von Dem zu machen, wo» Sie ja thatsächllch bereit- »iffe» werben, daß Seine Majestät Kaiser Wilhelm heute Bormittag halb nenn z» seine» Bäleru entschlafen ist. Infolge diele» Ereignisse» ist di« preußisch« Krone und damit nach Ar«. 11 der Reich-Verfassung die drutsche Kalserwürde aus Se. Majestät Friedrich lll. König von Preuße» übergegaugen. Nach den mir zugegangenea telegraphischen Rach- richten bars ich annehmen, daß Se. Majestät der regierende Kaiser nnd König morgen von San Remo abreisen und i» der gegebenen Zeit hier in Berlin einiresseu wird. — Ich hatte von dem Hoch- seligen Herrn in den letzten Tage» vermöge der Bethätigung seiner ArdeitSkrast, die nun mit dem Lrbeu ihn verlassen Hot, noch die Uuterschrist erhalten, welche vor mir liegt und mich ermächtigt, den Reichstag in der üblichen Zeit nach Abmachung seiner Geschäste. da« heiß» also etwa heute oder morgen, zu schließen. Ich hatte die Bitte an S». Majestät gerichtet, nur den Ansaagöbuchstabrn de« Namen« noch zu uulerzeichnen: eö ist mir aber daraus erwidert, daß Se. Majestät glaubte, den volle» Name» noch unlerschreibru zu können. In Folge besten lege ich diese» historisch« Aktenstück der irtzten Uuterschrist hier vor Ihnen nieder. Unter den obwaltenden Umständen nehme ich a». daß e» den Wünsche» der Mitglieder de» Reichstag« ebenso wie denen der Verbündeten Regierungen entsprechen wird, daß der Reichstag noch nicht auSeinaudergebt, sondern zusammen bleibt, bit nach Eintreffen Sr. Majestät de« Kaiser», »ad ich mache deshalb von dieser Allerhöchsten Ermächtigung weiter keinen Gebrauch, als daß ich dieselbe als historische« Dokument zu den Akten gebe und den Herrn Präsidenten bitte, di« Einschluss«, «eich« den Giimmungen und Uederzeugungeu de» Reichstag» entsprechen, in dieser Richtung herbeizusübre». ES steh« mir nicht zu. von dieser amtlichen Stelle au» dea persönlichen Gefühlen Ausdruck z» geben, mit welche» mich da» Hinscheidea meine» Herrn erlüllt. da» Ausscheiden de- ersten deutschen Kaisers an» unserer Mttte. Es ist auch lei» Bedürsniß. denn die Geiühle, die mich bewegen, sieleben im Herzen eine» jeden Deutschen. Aber Eins glaub« ich Ihnen nicht vorenthaltea za dürsen, nicht von meine» Empfindungen, sondern von meinen Erlebnissen, dir Thatiacke, daß inmitten der schwere» Schickungen, welche der von un» geichiedeut Herr in ielnem tzouie noch rrlebt hat» es zwei Thatsachrn waren, welche «hu mit Befriedigung »nd Trost erfüllte». Die ein« war diejenige, daß di« Leide» seine» einzige» Sohne» and Nachfolger», nufere» jetzige, regirrr»de» Herr,, t» der ganze» Welt, nicht nur in Deutschland, sondern über alle Welttheilr hinaus, kann man sagen, mit empfunden werden. Ich habe »och heute ein Telegramm an» New-Uork er- halten, mir Theilnahme erfüllt, die beweist, wrlche» Vertrauen sich die Dynastie de» denticheo Kaiserhauses bei allen Nationen erworben hat. E» ist die» eia Erbtheil, kann ich wohl sage», da» de» Kaiser- lange Regierung dem deutschen Volke hinlerläßt. Da» Vertraue», da« sich die Dynastie erworben ha», wird sich auch auf die Nation übertragen. Die zweite Richtung, in der S«. Majestät etnr» Trost in manchen schweren Schickungen rmpsaud, war diejenige, daß der Kaiser aus die Entwickelung seiner Hauptlebenlausgabe, der Her- stelluag und Eousolidiruug der Rationalität de» Volke«, dem er all druischer Fürst angehört hat, daß der Kaiser aus diese Entwickelung, welch« die Lösung dieser Ausgabe luzwischea genommen hotte, mit einer Befriedigung zurückblickte, die de, Abend leine» Leben» tzer- schönt »nd erleuchtet hat. E« trog dazu nomeatlich t» de» letzten Wochen die Lhatsache bei, daß mit einer seltenen Einstimmig keit oller Dynastien, oller verbündeten Regierungen, aller Stämme in Deutschland, aller Sdtheilungen de- Reichstage» da», jenige beschlossen wurde, wa» für die Sicherstellung der Zukunst b«S deutschen Reiche- gegen diejenigen Befahren, die an» drohe» konnten, al- Bedürsniß von de, verbündeten Regierungen empfunden wurde. Diese Wahrnehmung Hai Se. Majestät mit großem Trost ersüllt und noch in den letzten Besprechungen, die ich mit meinem dahingejchiedeaen Herr» gehabt — c« war gestern — da hat rr Be zug daraus genommen, wie ihn dieser Beweis der Einheit der ge lammten deuischen Ration, wie er durch di« Volksvertretung hier verkündet worden, gestärkt and gefreut habe. Ich glaube, et wird für Sie Alle erwünscht sein, diese» Zeug»iß, da- ich au» eigner Wahrnehmuug über di« letzten St>m,»ungea unsere» dahin- geschiedenen Kaisers belegen kan», mit in Ihre Heiinath zu nehmen, weil jeder Einzelne von Ihnen einen Antheil an dem Verdienste hat, wa- die» begründet. Die hcldeumülhige Ausdauer, der nationale Hochgedanke und vor alle« Dinge» die treue, allbekannte Pflicht erfüllung im Dienste de» Vaterland«» und die Liede zom Vaterland, die in unserem dahiugeschiedeaea Herrn verkörpert war, möge sie rin unzerstörbare« Erbtheil unserer Ration sein, das un- unser dahingeichiedeuer Kaiser hinterloffeu hat. DaS hoffe ich zu Gott, daß diese- Erbtheil von Allen, die wir an den Beschälten nnsere- VaterlondeS mitzuwirkea haben, in Krieg und Frieden, in Hesden- muth» in Hingebung, i» Arbeitsamkeit, in Pflichttreue treu be wahrt wirdl Präsident vo» Wedell; M. H., der große Kaiser, der di« deutsche RcichSeinheit gegründet hat, ist todt. Kaiser Wilhelm, dea da- deutsche Volk wie eine» Vater liebte und verehrte, ist nicht mehr uarer uns. Keine» Menschen Mund kann dem Schmerze Ausdruck geben, der ganz Deulschiand ersüllt. Wir beugen uns in Demuth unter Botte» Hand. Nur Eine» glaub« ich heute noch au», sprechen zu dürsen: in diesen schwere» Tagen steht da- deutsch« Boik in unverbrüchlicher Treue nnd Ergebenheit zu seinem neuen Kaiser und zu seinen, Hause. Möge Gott unser Vaterland beschützen! Möge er insbesondere unserem schwergeprüslea Kaiser Friedrich seinen gnädigen Beistand gewähren t Meine Herren! Es ist unmöglich, beute Geschäfte zu erledigen. Ich bitte Sie dcöhalb, die heutige Sitzung ausznhebea und mich zu ermächtigen, die nächste Sitzung seiner Zeit ouznberaumea und die Tagesordnung festznsetzeu. — Ich schließe die Sitzung. Schluß 12 Uhr 35 Minuten. Preußischer Landtag. Abseordnetruhau». 35. Plenarsitzung vom 9. März 1888. Um 11'/. Uhr erscheint da» gelammte StaotSmlolftrrium, mit Ausnahme de» Präsidenten Fürsten BiSmarck. Präsident v. Kötter eröffnete die Sitzung und ertheilt da-Wort den, Bicepräsidcnlen de- Staatsministeriums. Minister de« Innern v. Puttkamer. Derselbe richtet an da» Han» folgende Worte: Ich habe die traurige Pflicht, dem hohen Hause eine tiesschmerzliche Mittheilung zu mache». Es hat Golt gesallen. Seine Majestät den Kaffer und König Wilhelm, unfern allergnädigsten Herrn, heute Morgen 8'/, Uhr im 28. Jahre Seiner glorreichen Regierung durch einen sausten Tod au» dieser Zeitlichkeit Heimzurusen. Meine Herren I Eie werden von mir in diesem tiefernste» Augenblick, in welchem unsere Herzen von Trauer und Sorge zugleich so schmerzlich berührt sind, eine Schilderung der Gefühle nicht erwarten, die .on» Alle, die da« ge. saiiiiitte Volk und Vaterland bet dem Hintritt, bei dem Verluste diese» uallgettebten, erhabenen, ehrwürdigen Herrscher« erfüllen. Da» aber dars ich getrost und voller Zuvers'.cht auch an diesem Tage schmerz lichster Prüfung auSsprechru: Da» preußische Volk und sein« Vertreter werden hente mehr denn je von dem Bewußtsein durchdrungen sein, daß da» Leid unsere» erhabenen Herrscherhauses auch ihr Leid ist, und daß. je iteser der allgemeine Schmerz über de» Hinlritt de« unvergeßlichen König», um so fester und unzerreißbarer da- Band sich erweisen wird, welche» Preußen» Herrscherhaus »nd Preußen» Volk in ante» und bösen Tagen verbindet. Meine Herreu, ich habe Ihrer Weis- heit anheimzustellen, denjeaige» Beschluß zu soffen, welcher dem Ernste der Lage entspricht. Präsident v. Köller: Meine Herren! Erschüttert und tiefgebeugt werde» wir heute nicht im Stande sein, unsere gewöhnlichen Ge- schäfte zu erledigen. Ich werde mir erlaube», >e nach dea Um ständen die nächste Sitzung anzuberaumen. Gott schütze da» königliche Hau»! Bott schütze daö Vaterlandl — Ich schließe die Sitzung. Landtag. Erste sta««er. u. Drr«de», S. Mür». Zur bentigen. auf Mittag« 12 Uhr aubrraumte» 39. öffentliche» Sitzung hatte sich die Kammer nahezu vollzählig riagefnude», an der Spitz« drr Kammer Se. k. Hoheit Pein» Georg. Am Tische der Staatöregiernug wohnten drr Sitzung bei, (die Leere» Stoatömiaifter von Köaueritz, Gehrimräth« Jäppelt und Kockel und Regierungörath Lottchiu». Di« Herren de« Direktorium« »ahme» a»f der Tribüne Platz und der Präsident Herr Beheimrath Kammerherr von A-Hmen, Exrelleaz, ergriff da« Wort zu folgender Ansprache: „Durchlauchiigster Prinz, Königliche Hoheit, Meine Herren! Zn Ihrer Kunde wird die Lrauerbotichaft gedrungen sein, die in diesem Augenblick« alle Kreise durchdringt, di« Trooerbolschasl Von dem Ableben unsere« Allerdurchlanchtigften Kaisers Wildelm. Mit Kaiser Wilhelm und seinem Dahinscheide» schließt der erst« Abschnitt der Geschichte der Vereinigung der dentschru Ration und de« ruhmreiche» Anthest» dt« Kaiser« Wilhelm an derselbe». Noch Alle unter dem frischen Eindruck diese« «ieferschülterndea Ereignisses, werden sie mit mir jühlea, wenn ich diese Stunde nicht sür geeignet erachte» die gewöhnlichen lausenden Lagergeschäfte zu erledigen. Ich schlage deöhalb vor, unsere Verhandlungen auSznsetzea, und werde zur nächsten Sitzung durch Karten eialade» lassen. Der Vorlesung de« kurzen Protokoll« folgte» die Auweseudea, tudem sie sich von ihre» Plätzen erhöbe». Zweite Kammer. s Dresden, 9. März. Die heutige Sitzung der Zweiten Kammer begann um 9 Uhr. Zur Berathung stand der Bericht der Finanzdeputation über den Etat der Straßenbau-Verwaltung. Gegen '/,10 Uhr war in der Kammer die Trauerbotschast von den« Dahinschriden unsere« geliebten Kaiser« Wildelm bekannt geworden. Der Eindruck, dea diese Nachricht im Hause machte, war allent halben ein tief schmerzlicher. Sämiiitlich« Abgeordnete nnd die Regiernagövertteter erhoben sich in feierlicher Stille von den Plätze». Mit bewegter Stimme richtete Präsident vr. Haberkor» fol gend« Ansprache an daö Hau»: „Meine Herren! Ich werde dir heutige Sitz»»- ob- brechen. Durch da» königliche Dreödnrr Journal wird soeben mit- getbeilt, daß Sr. Majestät drr Kaiser heute früh '/,9 Uhr verschieden ist. Nun, meine Herren! Also drr erste deutsch« protestantisch« Kaiser ist nicht medrl Nicht nur in Deutschland, sondern weit über die Grenzen desselben hinan» ertönen die Klage- lieber über den Verlust diese» großen Manne», de» sichersten Horle» de» ruropä scden Frieden«! Bott halte dem hoch, seligen Kaiser ein selten hohe» Lebe» zuerlheikt nnd wa» ist sein Lebe» gewesen? — Ei« Leben voller Arbeill In Pflichttreue erreicht idn Niemand und in Gottergeben- beit ist und bleibt er un» ein Vorbild: Di» größien Leiden Hai er mit christlicher Ergebung ertragen! Meine Herren! Wa« wir al» Jünglinge erträumt, al« Männer berbeiqeiehnl — er, der kochsclige Kaiser, hat es geschaffen — ein einige» Deutschlandl Unvergessen bleibi sein Ruhm in der Geschichte, «»»er- grsseu aber Mich die Liebe aller Deutschen in alle Ewigkeit! »km H««,1 «r bekla«» «st, st» Kaiser»! Wir Hab«, »u» »m» Vewei» st» Thellaaßm« « diesem Verluste von »nsrrr» Plätze» erstnstrut — Leicht ftj ibm die Erdrl Er rnhe in Frieden!" Hiermit erklärte Präsident De. Haberkir, dst Sl-mug sst geschloffen. Zur nächste, Sitzung soll besonder» eiugelade» werde». Neutervorlesrmg vo« Lrdm«m. lH Leipzig, S. März. Die Nrutervorlesuu», welch« Hm Srdmaua gestern Abend im Saale de» „Morirugartrn" »er- anstaltet hatte, war weniger zahlreich al» sonst besucht. Die »st. rüchte, weicht sich bereit» gestern Abend in tranriger Vorahnung über dea Tod de» Kaiser» verbrrttete», trugen daran hauptsächlich die Schuld, und Herr Erdman» entschloß sich selbst erst di« Vor- lesuug zu beginne», ol» e» gewiß wurde, daß eftie osstcirlle Tode-, nochricht nicht kuadgegebeu worden war. Drr liebenswürdig« Künstler, besten Reuter-Recitationea sich mit jedem Abend »och lebendiger und irischer gestaltrn, führte auch gestern znaächst eine Reih« drr schönsten Perlen an» „Länschen und Riemel»" vor. Darunter spräche, namentlich „de Gedankensünn", „Wer i» klöger" »nd ,Z« Rekauig ahn Wirth" an, deren harmlosen, urwüchsige» Humor Herr Erdmana in vortrefflicher Weise zu iaterpretire» »ußte. Er Hai sich der einzelnen Schwänke mit einer Lieb« »nd Wärme angenommen, und sie in Folge besten so charakteristisch heran», gearbeitet, daß man nicht müde wird, seine» Worte» ^ lanichen. Seine HouptftSrke beruht natürlich, wie die» bei allen Reuter. Vorleser» der Fall ist, in der Wiedergabe von Reuter'» Hauptwerk „Ut mine Stromtid". Dieser Schatz ist so reichhaltig, daß Herr Erdmonn in jedrr Vorlesung neue Kleinodien beben kan». Gestern Abend führte er ..Bräsig ol» Horker, Dugeadwächter »» Schvtzengel vo« heimlich« Leiw' in en rdin'scheu Kirslhenbom" vor, jene köstliche Seen«, in welcher der alte Inspektor aus dem Ktrschbaum Linniag und Miniiiiig mit ibren Herzgeliebiea tm zarten töto-t-tSts de- lauscht. Die Charakteristik der einzelnen Gestalten war eine überall» lebensvolle und die Anwesenden wurden in heiterste Stimmung der- setzt, soweit die» bei der Unruhe, welch« die trüben Nachrichten aus Berlin verursachten, überhaupt möglich war. Nachtrag. * Leipzig, 9. März. Herr Polizeireferendar vr. Berger beim hiesigen Polizeiamle ist nach Absolvirung seine» Stactt»- examen« zum Polizeiassessor ernannt wordea. — Wie die kirchlichen Nachrichten de» heutigen Blatte» auSweisen, findet sür die Tboma»geme»ndr, welche durch da» Brandunglück. von welchem die Lutherkirche betroffen worden ist. aus» Neue obdachlos geworden ist, morgen am Sonntage Lälare ein Gottesdienst in der Universltät«- kirche statt. Auch fernerhin wird diese Gemeinde in diesem Gotte-Hause Gelegenheit zur Erbauung finden, nachdem der selben vom akademischen Senat die UniverfitätSkirch« zur Milbenutzung auf Ansuchen eingeräumt worben ist, soweit die« unbeschavet der akademischen Gottesdienste zulässig ist. Die AbendgotteSbienste daselbst werden nach wie vor von den Mitgliedernde«Prediger»Collegium« abgehalte»werden; sür die Thoma«gemeinde finden dieselben in der Iv- hanuiSkirche statt, nachdem der Rath hierzu die erbetene Erlaubniß ertheilt hat. — Herr C. M. Pleyte Wyn, Conservator de« Ethno graphischen Museum» der kvnigl. zoologische» Gesellschaft Aaturu ^rti» Llagistr, in Amsterdam, hat dem Museum für Völkerkunde eiue Anzahl javanischer Waffen übersandt, darunter befindet sich ein sehr seltene« Stück, eiue Pusctta, ein alter heüiger Säbel, der nur sehr schwer zu erlangen ist. da die Eingeborenen sich nur sehr schwer von demselben trennen. * Leipzig. 9. März. Gestern Nachmittag ist der Schluß der vom Frauenverein sür da« Zillerstift in der alten Thonia-schule veranstaltet gewesenen Ausstellung vo« nützlichen und anderen Gegenständen erfolgt. Leider ließ diesmal der B:s»ch der Ausstellung und damit auch der Ab satz von Loosen zu wünschen übrig, so daß der Bewahranstalt sür sittlich gefährdete Ecbuiknaben nicht der Betrog zufließen wird, dea man ihr >m Jnterrfl« ihrer humanitairen Be strebungen gewünscht hätte. * Leipzig, 9. März. Di« beunruhigende» Nachrichten, welche am Donner-tag Abend in unserer Stadt über da» Befinden de« Kaiser« verbreitet worden Ware», hatten in allen Kreisen derart aufregend eingewirkt, daß auch die im Kaufmännischen Verein angesetzte Vorlesung de» Herr» Hosfchauspicler Hugo Edward au»fallen mÄle. Wohl hatte sich schon ein größere« Auditorium im Verein-Hause eingesunven. aber bei der wohl begreiflichen Spannung und Unruhe, welche die privaten Nachrichten hervorgerufen hatten, konnte aus Abhaltung de« Vortragsabend» nicht gerechnet werben. In Gruppen hatten sich die Mitglieder im Vestibüle versammelt, erwartungsvoll der ausklärenden Depeschen harrend. — Allen Damen, welche nicht im Besitz« einer auten, geläufigen Handschrift sind, die» jedoch wünschen, wird e» von Intereste sein zu hören, daß in den nächsten Lagen Frau F. Cbapison, die Frau unsere» hiesigen Lehrer» der Schön schreibkunst. nach besten bewährter Lehrmethode Schönschreib unterricht an Damen rrtheilen wird. Dieser Cursu» be ginnt am 15. d. M. * Leipzig. 9. März. Seit nunmehr einem Jahrzehnt bestehen unter unserer Schutzmaunschaft gesellige Ver einigungen. welch« in erster Linie die Kameradschaftlichkeit bei frohem Gesänge zn pflegen berufen sind. Am Mittwoch vor acht Tagen fnert« im Beisein hoher Vorgesetzter di« gesellige Bereinigung der ersten Parade der Leipziger Echutzmannschasl ihr zehnjährige« Stiftungsfest in solenner Weise» und am heutigen Abend« hatte die gesellige Bereinigung der zweiten Parade ihr neunjährige« Stiftungsfest zu feiern beab sichtigt. Durch den eingetroffenen Todessoll, der di« Herzen aller Bevölkerung»classen auf» Tiefste erschüttert und der vor Allem auch unseren Schutzleuten, die zumeist in der Armee gedient haben, zu nahe geht, ist diese Festlichkeit ans unbe stimmte Zeit verschoben worden. Leipzig, S. März. Ja der Windmühlenstraß« kam gestern vormittag da» Pferd eiue« Postpacketwagen« während der Fahrt plötzlich zum Stürze», wobei de. Wage» selbst mit umschlug und beide Gabelbäume zerbrochen wurden. In nicht geringer Gefahr waren der Kutscher und der mit auf dem Socke sitzende Postschaffner. Beide wurden mit vom Wagen herabgeschleudert, blieben aber glücklicher Weise unverletzt. — Ein offenbar angetrunkener Fabrikarbeiter au» Kühnßdors, bereit« wegen Exccsse« vorbestraft, insultirte gestern Nach mittag ohne jede Veranlassung in der Grimmaischen Straße mehrere ihm begegnende Damen. Da nahm ibn rin Schutzmann am Kragen und brachte ihn zum nahen Naschmarkt, wo er sofort eingesteckt wurde. * Leipzig. S. März, von der jweiteu Strafkammer de« hiesigen königl. Landgericht« wurden in den heutigen Hauptverhandlunge» verurtheilt: 1) der Pferdehändler Hein rich hier wegen Betrug« zu 6 Wochen Gesängniß; 2) die Dirnstmaad Angermann au« Neuruppin wegen schweren Diebstahl« zu 1 Jahr 8 Monaten Zuchthaus und S Jahren Verlust der Ebrenrrchte. * Reudnitz. 9. März. Am gestrigen Abend sollte im SitzungStaale unsere» Rathhause« eine Gememderatbssiyung «ibgehalten werde». Allein nach den beunruhigenden unk lies beirübenden Nachrichten au« Berlin erklärten sich die erschienenen Mitglieder de» Gemeinderathe« damit einverstanden, die Sitzung zu vertagen. In der Realschule findet am VeisetzungSkage drr sterblichen Uebrrreste de« Kaiser« Actu» statt, ebenso wird auch in der Gemeiudeschule eine Trauerseier veranstaltet werden. * Eutritzsch, S. März. Da der Aufforderung zur frei willigen Beleuchtung der Fluren und Treppen hier nicht in vollem Umfange nochgekommen worden ist, so soll nunmehr birrselbst diese Beleuchtung obligatorisch gemacht werden. — Bei künftigen Landtag-wablen wird Eutritzsch i» zwei Wahl bezirke eingetheilt werden. — Die Nachricht vom Tode de» Kaiser« verbreitet« sich rasch beute Mittag in unserem Orte
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