Extrablatt zmu WpMrTMblall Leipzig, den 11. März 1888. Die Heimkehr des Kaisers. * Leipzig, 11. März, 7 Ubr 30 Min. Soeben bat der deutsche Kaiser Leipzig wieder verlassen. Eine ungel eure Menschenmenge nmlagerte den Berliner Babnbof, doch konnten infolge der überaus strengen Llbsperrnngs- maßregeln, welche die Polizei getroffen Hütte, nur Wenige Zutritt znm Babnbof erlangen. Ein eigentlicher osficieller Empfang Seitens der Behörden fand nicht statt; dagegen empfing das aesabnmte preußische Staatsmlmstermm, mit Fürst Bismarck an der Spltze.^en beimkehrenden Kaiser. Die preußischen Staatsminister waren G Uhr mit Ertrazng von Berlin eingetrossen llnd erregte namentlich Fürst Bismarck durch sem außer ordentlich kraftvolles Anstreten r» durch seine in jeder Beziehung A»sund<> allgemeine ^ ^ Bewuuderuua. Um 6 Uhr 38 Minuten bra .. Kaiserzng heran und nunmehr s»ieg selbstverständlich die allgemein rwartung auf das Höchste. Fürst Bismarck stieg zuerst in den St. awagen des Kaiserpäares und im nächsten Augenblick erlebte man ^ergreifende Schauspiel, daß ihm Kaiser Friedrich rasch entgegenschritt und ihn wiederholt umarmte und küßte. Die Jalousien waren aufgezogen und man hatte in Folge dessen in den erleuchteten Wagen den besten Einblick. Der Kaiser stand in voller Gestalt in einer Weise aufrecht, daß man auf das Freudigste überrascht wurde' Wir können cs mit vollem Be dacht sagen, nach den vielfach düstere^ Schilderungen, die uns die lebten Wochen gebracht haben, sind alle Erwartungen nbertroffen nnd nach Dem, was man bentc mit eigenen Angen gesehen bat, ist der Kaiser nicht in dem Maße ein schwer kranker Mann, wie es allgemein befürchtet worden ist. Zwar bat man nicht mehr dieselbe reckenhafte Gestalt vor sich, welche früher der Stolz und die Freude des deutschen Volkes war; das Bart- baar ist etwas grau geworden, aber der Körper des Kaiser bat noch große Elasticität, nnd seine Bewegungen während des hiesigen Aufenthaltes, der gegen eine halbe Stunde dauerte, waren lebhaft und rasch. Die Kaiserin, vollständig in Trauer gehüllt, stand während de»' Unterredung mit Fürst Bismarck neben ihrem hoben Gemahl und begrüßte den Reichskanzler ebenfalls auf das Herzlichste. Auch den Vicepräsident des Sktütoministtrinms, Herrn von Pntt- kamer, nnd die übrigen Staatsminister, wie nicht minder den StaatS- secretair Grafen Herbert Bismarck be d" d>'r Kaiser mit freundlichsten Worten und Händedruck. Soweit es möglich war, gen diese Thatsachen genau zu Ken, bat der Kaiser längt re ,>'t ohne A usttengnng gtlprochen; 'rleichterung bediente er sich allere r ß onch schriftlicher Auszeichnungen.