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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-08
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1888
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Echt Mage M Leimiger Tageblatt und Anzeiger. «8. Donnerstag den 8. März 1888. 82. Jahrgang Meister Frost. N^lnen« »ndelcn. St. Petersburg, Marz 1848. Meister Frcsi. wie >l>» daS Volk-märcken «.mit, matt zierliche Blumen an die Scheiben; anzesprubt von der Sonne, verbreiten sie in> Zimmer jene ei,'.enlbü»iliche Lichtckiminung, wie sie unS im gelbiscken Den» mit de» GcaSmalereicn der sieben Fenster empsänol. Blume rusit an Blume, und so dicht durch- schlingt sich da» weiße Geäst, daß kein Durchblick gewährt ist: du siebst nicht aus die Straße mit den vor schneidender Kälte eilende» Menschen, sichst nicht, wie in der klaren. j-der Strafe Luit die Tauben schwärmen, wie der Rauch auS den Schorn- j nur Gnade, steinen langsam quillt und in Linien weiter sieht bester und > Berus wäre. Heber zum Winterbimmel, testen tieseS Bleu nur selten unterbrochen wird durch weiße ruhende Wölkchen. Solche Fülle von EiSblumen, die in Monaten nicht verblühe» und nur siiu und wieder ibre Gestalt wechseln, malt nur rin grausig kalter Winter, wie er selbst hier zu Lande, so qualvoll eisig und an haltend, äußerst selten ist. Scheilerhauscn stammen ans Plänen und breiten Straßen tagübcr und biS tief in die Nacht; vor dem Winterpalai». den Tbeatcru, den großen öffentlichen Ge bäude» brennt cS in Niesenoseu — die armen Frierenden suchen sür ein Weilchen Linderung, wobei sic miluntcr so seltsame Bewegungen machen, daß man AbcntS. wenn man nicht ganz nahe ist, einen Geistcrtan; vor sich zu sehen glaubt. Petersburg heizt seine Straßen, behauptete neulich ein einsichts voller sransi'sischer Berichterstatter. Mit jiiinstlersiand ver wandelte Meister Frost die Stadt. OslmalS sehen die Häuser und die Bäume in den Gärten auS. alS seien sie aus weißem Marmor; der aiigcwehte Schnee leiht seine rciue Farbe den Zarenstaildbitkern, den Telamoncn der Eremitage, de» Eolonncn der IsaacSkathcdrale, der Alcxandcrsäule. . . . Wie der uralte Meister taS äußere Petersburg in seinem Zauber hält, so bezwingt er auch die Menfchen und giebt ihnen die sonder barsten Gedanken. Die Phantastik dcS Nordens sucht in Wirk lichkeit um;usetzen. waS wir nur als Ziuber kennen' indem sie Gebilde in grandiose»! Stile schafft, leiht sie dem Märchen Gestalt und sestet da» flüssig Enteilende. Schillernd in elek trischem Licht, steht, als sei cS auS Perlmutter gefügt, in einem Garten aus dem Kamennijostrow'schen Prospekt ein Schloß a»S Eioquadern — eine ziemlich genaue Copie jene« CiSpalastcS, de» im äußerst kalte» Februar l7tO Anna Ivnnnowna aus der Newa gegenüber dem Sominergarlcn bauen ließ. Wir haben über dieses Wunder den Bericht eine- Augenzeugen, eines Deutschen. Georg Wolsgang Kraft, welchen auch Lascbetschii kow in seinem Nomane „Ter Eispalast" ansnhrt. Jacob,. Lesse» Besonderheit cS ist, geschichtliche Anekdoten auS dem Zeitalter der Zarin Anna zu malen, stellt in einem s.siclnecn Bilds ein wahnsinniges Fest dar: die Strashockzcil des hatbnärrischcn Diplomaten .KnlkowSkij, welcher in Atom, ui» deS BcrgnügcuS lhcilbaslig zu werden, Seiner Heiligkeit den Panlesi.l zu küssen, katholisch geworden war, »nt einer alten Leibeigenen. Dem Paare war es beschiele», die Braut- uacht im källehauchende» Hause zu feiern. Der Künstler malt de» grauenvollen Morgen nach grauenvoller Nacht. Bunt stassirt, lä, mend. musicirend sind die HochzeilSgäste gekommen. Halberfroren sitzen die Neuvermählten nebeneinander. Ter Eontrast der in Tollheit lärmenden Gratnlanle» mit dem zu- samiiicngcdmklcn kleinlauten Paare zwischen diesen schimmern den Wände» siat etwa- SinnberailschenreS. So anschaulich dieses Bild auch ist, vermag eS dock nur sehr unvollkommen eine» Begriff zu geben vo» der schillernden Herrlichkeit dieses Schlosses, wie cS nach säst hnndcrtundsünszig Jahren Meister Frost wieder vor unsere Auge» zanbcrle. Als hätte die Feen welt cS emporgolragc», wie schwebend ragt eS in der leuchten de» Nacht. Die Eopie, deren Herstellung natürlich sehr kost spielig war und einen vollen Monat i» Anspruch »ahm, läßt nngksäbr den bistorischcn Eispalast vor unö erstehen. Nach dem Bericht deS alten Kraft war daS reinste NewaciS in Ouavern geschlagen, niit Zirkel und Maaß abgemessen, mit Bildsiaiicrarbeil verziert, ordnungsmäßig gereiht und durch Wasser verbünde», welches, sofort ansriercnd, feste Wände bildete. Die Länge betrug 8, die Breite 2'/r. die Höbe, ein gerechnet daS Dach, 3 Faden"), WaS auch etwa den Verhältnissen deS heutigen BaueS entspricht. Wie damals fehlt nicht der EiSzaun, EiSihürme. EiSkanoneii, auch stehen am Hauplcingang zn.ki Statuen auS Eis, Apollo und Venus, die freilich, in der Nähe betrachtet, einen desceken Eindruck machen, den Gesamml eindrnck indcß außerordentlich heben. Der ehrliche Georg Wolsgang sagte mit Recht: ..Funkelte di-Sonne, so schien das Ganze ein Ricscnsapbir zu sein, verziert mit Figuren auS Opal." Den vielbewnndcrtcn EiSelephanlen von 1710, aus rvelchem drei EiSperscr ritte», bat man heute nicht ausgestellt; auch fehlte die Badstube a»S EiS, darin Etwelche, wie der Ehrcnlst erzäblt, eines Schivit-bades sich vergnügt haben. Die drei Gemächer im Innern — Gastzimmer, Schlafzimmer. Eabiiiet — entsprechen nicht völlig der äußere» Pracht; mau siebt Tische, Stühle. Betten, einen Spiegel, allerlei HauS gerathe u. dgl. — Alles n»S E>S. WaS der Winter geboren, zerstiebt vor dem Hauche deS nahenden Frühlings; das Wunder zerrinnt, und wieder mögen weit über hundert Jahre vergeben, ehe brennender, anhaltender Frost daS trügerische Schloß, von den, keine Ruine bleibt, erstehen läßt. Wirkt strenge Kälte in so eigeiilhnmlichcr Weise aus die Phantasie der Menschen, so hat sic wohl auch ihren Einfluß aus deren Verstand — aber nicht spendend, baß er reizende Früchte treibe, welche den Schauenden erfreuen. Freilich zu jeder Jahreszeit geben russische Geschworene Verdirle, welche dem Gesuhl sür Recht Hohn sprechen: triumphiren soll nun einmal der bäuerische Kaftan. Unter Bcchilse de» Liebhabers den schlafenden Mann mit dem Beil zu erschlage», ist seit lange sür eine verbuhlte junge Bäuerin ei» gutes Geschäft. Frech sagt sie vor Gericht: „Ich thal'S, weil der Bauer mir nicht gefiel." Und die Geschworene» sagen: „Nickt schuldig — du tbatest eS nickt!" Dan» sammeln sie Geld sür die verlassene Willwe. Bisher aber handelte cS sich um Internes Daß, durch Zeitungen ausgestackelt — auch i» Rußland ist die Presse eine Macht —, Haß gegen den dentschen Nachbar straft nur lolnil, ergiebt sich als eine neue Erscheinung, welche da sie Manches verdeutlicht, vo» meinen Landsleuten nicht genug gewürdigt werden kan». Der Verstand scheint ein gefroren zu sei». Wie soll man Vorkommnisse, wie die Folgen den. ander» erkläre»? Poe einigen Wochen wurde ein Arzt de- Obuchow-HospilaleS, Drcvpelcker. der in dem Allgemeinen AuSkunstScomptoir der.Krankenhäuser tejourirte. zur Sibirien strafe verurthkilt; ibn machte man veranlivorltich siir die nn vollkommene Einrichtung dieses EoiiiptoirS wie übe>haupl der Hospitateinrichtunaen der Restecnz. DaS Eoniploir ist cinc ein fache Geschäftssinne, i» welcher, da e» wahrscheinlich an Mit kein sür Schreiber mangelt, abwechselnd Acrzte den Aiikknnst- dirnst versehen. Dasselbe besitzt, wchlgcmerkt, weder Mcvica- mente noch irgend welche Gegenstände, wie sie zu einer ersten Hilfeleistung unerläßlich sind, auch steht ihm keine Kranken tvärterbedicniing zur Verfügung. Ter rcjonrirciike Arzt, als jeweiliger AnSkunslSbcaniter. bat lediglich »ach den cnigc gegangenen Mittheilungc» die Angabe zu macheu. in welchen Krankenhäusern augenblicklich Belle» frei st h:n. Infolge dieser mangelhaslen Einrichtung konnte cS geschehen, daß in schnei dender Hätte eine schwindsüchtige alte Frau stundenlang. halb bekleidet, von Krankend»»« zu Krankenhaus gefahren wurde «ad buchstäblich erfror — al» sie endlich in rmeni Hosvital. «id zwar. waS verwunderlich ist, in der Abtheilung sür an steckende Krankheiten Unterkunft fand, gab sie ihren Geist aus. Trotzdem nun vor Gericht erwiesen wurde, daß l)e. Dreypölcher >»> Interesse der Unzlücktichen gelhan, wa» nur irgend in seine» K.äsien stand, sanken die edlen Geschworenen, daß der Mann mit dem deutschen Namen, der Fremde, ibreMackt fühlen müsse. EmScbrei der Entrüstung ging durch die deutsche Gesell schaft. die angesehensten deulsche» Aerzte ber serte» sich, die Volte llii'chistd des pflichttreuen Mannes zu bew is.n. selbst daS Gericht wollte die Schmach nicht a»s sich sitze» taffe» und empsahl dem Kaiser eine Milderung dieses fürchterlichen Unheils. Aber wenn auch der Kaiser den deutschen AiZt von befreit, so findet derselbe ja doch, stall Reckt, Wo zu »iildern, an-zuczleichen der allgemeine wird natürlich durch solche Vorkommnisse die unselige Fenidschast geschürt. Krasser noch als dieser Falt verlies eben in Moskau ein Proceß. Der sehr ehreniverlhe ereidigte Anwalt Kurilow ries einfach den Geschworene» zu. man müsse, um de» Deutschen zu schaden, in Rußland da» Recht beugen — daS sei patriotisch und human. Es handelte ich um daS Abhandenkommen eines Pacleleö im Werlhe vo» 120 000 Rubeln, welches ein Moskauer deutsches HauS vor ald zwei Jahren a» Warschauer L Eo. »ach Berlm gesandt Halle. Nack längerer Zeit wurden die Diebe crmitlctl und dem Gericht überwiesen. Da ihre Schuld zweifellos war, mußte cS überraschen, daß der Obmann der Geschworenen. Broseffvr des Eivilrechtc» an der Moskauer Universität, Nicht schuldig!" verkündete, wozu ein Thcil dcS PublicumS, unter ihm ein Lehrer der Jugend, Beifall klatschte. Wendet man sich voll Unwillen von diesen häßlichen Bll der», so bleibt genug übrig, wosür die Menschen dem slrcngcii Winter zu Dank verbünde» sind. Wo er Wunden schlägt, hält er. indem er WohlthätiqkeilSsin» weckt, lindernden Balsam bereit. Er war eS auch, welcher die Idee zeitigte, zum Beiten der Wittwcn und Waisen russischer Architekten i» den Sälen der kaiserlichen Akademie der Künste eine Ausstellung ;» arran- giren, welche >» mehrsachcr Beziehung interessant rst und un- ewöbnlich viele Besucher anlockt; dieselbe von den verschiedenen Besitzer» zusamn'.enznbringen, hat Mühe genug getestet. Aus- iallenv war mir, durch de» Slick bekannte Bilder dciilscber Meister (Defregger, Piloty, Achenbach, Lcnbach u. A ), welche ich nicht in Petersburg vern.ulhelc-, hier anzntresie», al» Be kannte zu begrüßen. Auch die russische Kunst ist reich vertrete», eine große sigiircnreiche Skizze „Christus vor PilatuS" des rül> verstorbenen MalerS KrainSkvj (er wurde an der Staffelet, während er ein Portrait malte, vom Schlage getroffen und verschied) läßt schmerzlich bedauern. Laß ein so reiche», so charaktervolles Talent seinem Lanke entrissen wurde. Bo» älteren Bildern möchte ich einen schalkhaft reizenden Entwurf Brüllow's hcrvorbebe» — eine Soiiliciitinsterii's;. Aus wol kigem Stege lenkt Apollo da» herrliche Viergespann. Bo» wei Hirschen gezogen, stiegt Diana'» Wagen vorüber — im luge küßt die Göttin den leuchtende» Gott, mit leicht beschwingtem, ein wenig zurückgebogcnem Körper ihn halb verdeckend. Wilhelm Goldsckmidt. ^ I 8«»«, - 3 »rsHsti, > Arschin - 0.71NK w Entscheidungen des Ueichsgerichts. (Nachdruck Vorboten.) I-, Leipzig. 5. März. (Beleidigung durch die Presse.) Die am 1b. September v. I. erschienene Nununcr der „E1ni-I;or»er Leitung" brachte einen von ihrem Redactcur Wilhelm Joseph Spangenberg verfaßten Artikel, in welchem folgender Gedanke de« weitcrcu anSgesührl war: dir Negierung zeige sur die Agrarier und Oificicre eine besondere Vorliebe, indem sie ihnen ihre Fürsorge in außerordentlicher Weise zutheil werde» lasse, dagegen perichlicße ie beharrlich ihr Herz de» Lehrern, de» Eisenbahn. und Post. Subaliernbeamten sowie den Bahn- und Weichenwärter» und Brief, träqern. welche geradezu beinitleidensivertk seien. Für die.Herren Ojfieiere sei keine Ausgabe zu groß: da» Pierd, welches de» Hafer vcrdicne, bekomme ihn nicht re. Da» preußische Staatemiuisterium, welches sich durch diesen Artikel beleidigt jiihlte, stellte gegen Herr» Spangenbcrg Strafantrag und dieser wurde daun auch vom Land gerichtc zu Altona am 6. Jainiar zu einer »ich! unerheblichen Ge- ängnißslrase vernrlheilt. DaS Gericht nahm an, daß untcr Regierung daS StaatSmiulsterium zu verstehen sei und daß diese» daher be rechtigt gewesen sei einen Strafantrag zu stellen. Die Beleidigung wurde darin gesunden, daß der Regierung vorgeworse» war. sie unterlasse es beharrlich die uolhwendige» Gelder sür einzeliie Beamtenrlassen in de» Etat aus',»nehme» und daß sic düsen Beanckciiclaffc» kaum mehr als einen Nathgro'chc» gewütire. während sic über andere Beamten- »ad GeiellschailSelassen ihr Füllhorn on«< ckmttc. Aus Inhalt und To» des Artikels schloß die Strafkammer, daß cs dem Verfasser nicht nm eine objektive Kritik zu ihun ge wesen sei, sonder», daß er die Absicht der Beleidigung gehabt habe. Die Revision deS Angeklagten, welche heute vor dem >'!. Stras- enat des Reichsgericht- zur Verhandlung kam, suchte de» Beweis z» führen, daß die Frage, ob in einem Zeitungsartikel eine Be leidigung enthalten ist, keine Thatsraqe, sonder» eine Rechtsfrage sei und rüqlc außerdem Verletzung LeS Gesetzes beim NnSipruch der Unbrauchbarmachung des incrüninirle» Artikels. Der Rochsainvalt wirs jedoch daraus hin, daß nach der Praxis des Reichsgerichts die Bcurthkiluug LeS Inhalts eines Artikels als Pflicht des ThatrichterS, nicht aber des Rev>sionSgerickNS anzusehen sei und ferner, daß be züglich der N»braiichbari»ochilng das Landgericht durchaus correct verfahren sei. Hierauf crsolgle die Verwerfung der Revision. I-. Leipzig, b. Marz. (Znm Schwurgerichtsversahren.) Der Dutterhändler Ernst Adols Müller aus Kessel-dors stand ani 10. Tccemdrr v. I. vor dem Schwurgerichte TrcSdc» unter der An- klage, am 8. September »»weit Kesscledors aus der Poii'chappel Wilsdruffer Staats-Eisenbahn durch Ausrichten und Absteisen eines Laiiensclöes zwischen de» Fahrgleiien einen Eisenbahntransport vor sätzlich Hindcrnisse bereitet zu haben, so daß dadurch der Transport i» Gesabr gesetzt wurde. Die Frage an die Geschworenen winde vom Gerichtshöfe entsprechend der Geiieralklaiiicl deS 8- 3lö ab gesoßt, »iir baß der Zeilpunct der That nicht genau fixirt, sondern innerhalb zweier Zeitgrenze» belassen war. Letzteres war offenbar a»S dem Grunde geschehen, daß die Geschworene» in der Beurtheiluiig sreierca Spielramn habe» sollten. Der Spruch laulelc ans nicht schuldig und daS Gericht erkannte dann aus Freisprechung. Nun hatte der ClaatSanwalt Revision gegen da- Nrtheil ei» gelegt und behauptet, der GerichiShos habe tue proceffnalen Vor schriflc» verletzt, da i» der Frage an die Geschworenen nicht die zur Anklage stehende Tdat Aufnahme gesunde» habe, weil ja i» dem angegebene» Zeiträume mehrere strafbare Handlungen bäticn stattfindcn könne». Diese Revision fand iudejien nicht de» Beifall dcS ReichSai walies, denn er äußerte sich i» der Sitzung^ der 3. Strafsenates dcS Reichsgerichts vom S. d. M. Lahm, daß die Revision eine» Mangel der Logik zeige, der nicht q löst werde» könne. Der Staatsanwalt beschwere sich darüber, daß das Gericht die Worte des Gesetzes zu genau gebraucht habe, dies könne aber offenbar kein Vorwurf sein. ES sei durchaus zulaisig, daß für die Thai zwei Zeikgreuzen augegebe» werde» und eine stärkere Judividualisirunz, als hier geschehen, sei gar »niit nothwendig D MöglichkKt. daß an eine andere Thal j» denken sei, bleib immer bestehen, denn die That lasse sich nie so sehr individualisire» daß überhaupt nur eine That m Frage kommen könne. Die Revision sei daher unbegründet und er beantrage deren Bcr wcrsung. — DaS Reichsgericht erkannte dann auch in dicsem Sinne 1-. Lkipzig, ü. März. (Vergehen gegen daS Na hrnngS mittelgesetz.) In der Umgegend vo» .Hainbrücken (Baden) herrschte zn Anfang Juli v I. unter de» Schweine» die Roihlauskrankheit, und manikür Bnhbefitzer erlilt dadurch »amhastc Verluste. Auch v,r Landwirtl, H. in Bruchsal erlitt einen Verlust durch die Krankheit, ivahrend ein anderes Schwei» die Freßlust verlor. Um sich vor weiterem Schaden zu bewahren, suchte er einen Käufer sür dieses kränkelnde und ein anderes gesundes Schwein. Ec fand den- selb'» ln der Person des MetzgermeifterS Florian Grab von Ham- brücken. Dieser sah sich veranlaßt, da« kränkelnde Dbier sogleich beim Verkäufer zu tüdten und fuhr dann mit den beiden Thiereu, sür dr er eine» betonber- niedrige» Preis gezahlt hatte, nach Hause. Dort I. ß er nur da« gesunde Thier vom Aleischbeschaure untersuchen, nicht aber da» Fleisch de« andere». Diese« hatte de» gelblichrothe» Schein rothlauskranker THIere angenommen, war ober trotzdem zum Verknus gcstellt und zum Tbeil verkauft worde». Im Lade» Halle es allerdma« nicht offen, sondern in Säcken einqehüllt gelegen. Einige Kauter deS nicht gesunden Fleisches hatte» vom Genüsse deS- eiben Leibschmerzen bekommen und die Sacke zur Anzeige gebrach!. Herr Grab wurde daun auch vom Landgericht Karlsruhe wegen sabiläiffze» Verkaufs gesundheitsschädlich.'» Fleische- am 7. Januar zu 2 Monaten Gciänqniß verurldeill — Seine Revision, in welcher er iinnial die Fabi aisigkeit, sedaun aber a..ch die Geiund- heiisschädlichkeit dcS bcir. Fl.»ch.S bestcllk. bals ihm i Lach »ichi v el. denn sie wurde vom l. Slrasicnat des Reichsgerichts am !>. März rworse». Königliches Landgericht. 111 Ztraslauttur». Ci» P.'vc-ß. nelckcr >u miserer Nachbarstadt Geiibain seiner Zeit das TageSg,sprach bildete ui>d dessen AuSgang die Einwohner- schajt mit Spannung erwartete, spielie sich vor dem hiesige» königl. Landgericht ab. Wir gebe» nachstebend in Kürze die Verhandlung gegen den Korlsohleniabrikauteu Andreas Kranz in Geilhain wegen falscher Anschuldigung wieder. Anfang Juni 1886 vermielhele sich die ledige 17 jährige Alma Bcrlha Schmidt auS NledcrgrLscnhain bei dem Angeklagte» als Dienstmädchen sür einen Lohn von 16 Thalcrn pro Jahr, welcher Weihiiachien 1886 erhöht werde» sollie. waS aber nick» geühali, den» trotz aller Vorstellungen ihres Vaters bcw.lligie der Dienstherr nicht mehr. Der Abmachung gemäß verlangte Schmidt nun die Entlassung seiner Tochter am Januar 1887, doch zoz Kranz ihn »iimrr wieder hm, so daß da' Mädchen ani 6. Januar ihre Dienstherrschaft heimlich verließ und z» ihren Ellen, ging, woraus alsdann ihr Vater den rückständigen Lohn und das Zeugnis, seiner Tochter liebst t : Sachen von Kranz verlangte, der nun seinerseits die H>>an.-. gäbe der letztere» verivcigerte und sein Benehmen damit inoliv rte, daß er erst d.e Effecten der Schmidt einer poli>e>l>cheu Revision unier- werse» lasse» wolle, da ihm in letzter Zen ca. 8 Dtzd. Korksohlen, owie ein Fingerring semer Frau und noch »iclircre Kleinigkeilcn verickiwiinden seien; auch wolle er bei ihm, Schmidt, HanSsnchlmg vornehmen lasse». Schmidt Holle mm losorl selbst de» Ortspolizc diener St., der in Gegenwart Kranz', SchimSI'S und dessen Tochter die Lade ter letzlcrc» dliichiuchle. wobei in einem Kopsinch eingewirkelt '/, Dutzend Korksohle» zu,» Vorschein kamen. Die Schnudl sagte nun ihrem Dienstherr» ms r8es>chk, daß nur er selbst die Sohle» »i ihre Lade, nachdem er selbe miilelll Nachschlüssels geöffnet, gelegt habe» lö.me, wobei auch bcmcrkeusweuh crich.ml, daß cm Stroh halm. den das Mädchen bei ihrem Foilgonge ins Schlüüclloch Heer L ide so gefleckk. daß er »ich! herausiad, l c >» Oeffnen derselbe» auS dem Schlüsselloch umgkknickl lieranshing, e n VeiveiS, daß die Lade nicht nnbcriihrt geblieben. Kranz stellie »nn Strasantraq wegen Diebstahls, ivnrdc aber vom dorlige» Aimsanwalt abgewies-», woraus er sich beim hiesig-,i Herr» Oberstaatsanwalt tntchwerte. Nach Untersuch»»-! der Sachlage ivieS auch dieser ihn ab. Hiermit noch nicht zilsricdc», wandie er sich an den Hrrr» OtenrralslaalSan- walt in Dresden und crre.chie, daß ichließüch gegen il>n ans G.tind eingehendster Erörterungen das V rsaliren wegen obige» Vergebens eiiig-lritct wurde. Zu der Vci Handlung war die Vernehmung vo» > Zruge» notbivei.dig. deren Aussage» gravirend sur die schuld der Angeklagten ivirtle». Die beschuldigie SchniiLl mackis auch in allen Puncicn eine» gnicn Eindruck ebenso >v e auch ihre Aussage» unver kennbar den Sleinpc! der Wahrheit ttngen. Der Angeklagte ist schließlich »ach diese:» Boisalle nach seinem jetzigen Wohnorte Dresden ver zogen: auch seine Frau scheint die Dienstboten »ulst gerade human heiiaudell zu haben, da diesrlbe» stets nur kurze Z it auShirllrn; sa hat sie auch die Schmidt ösler niit Schinipsreden belegt. Kianz lengiiele ganz cnlschiede» jede Schuld und zog durch seine großen Abschwcisnngeii von der Sache die Verhandlung erheblich in die Länge. Der Heir StaalSanioalt hielt alur die Anklage im ganze» Umfange ausrecht und jährle daS Vergehen deS Angek agte» aus niedere Rachsucht zuiück, weil ihin Lao Mädchen songelaus.m; die Grschickite von dem Ringe sei einjach eine Unwahrheit, wie ja auch seine sorm>älirrudc» Widersprüche, in die er sich venv ck lte, zur Genüge seinLügrugewcbc kocumenlirtcn und verlangte rrempla- rische Bestrickung, da in der Manionlation. de» ehrlichen Name» kiirrS iiiibescholleiicii Mädchen- und deren Familie zu verunglimpfe», eine »ledere Gesinnung liege. Trotz der sonst belastenden Zeugen- anSiagc» konnie jedoch dem Angeklagirn nicht nachgewiesen iverde», das, er die fraglichen Sohlen selbst in die Lade des Mädchens prakliciit habe und erkannte der Gerickstshoi iiisolgcdrsffn ans Freisprechung iiiaiigelS BriveiieS. Der Gerichtshof bestand ans de» Herren LandgerichtS-Director Justizratk von Bose (Piäsid.h Landgeiichls-Rälhe» Tachße, Lehmann. IK. Fleischer nnd von Sommerlali; die Anklage führte Herr SlaalSivalt Meißner, die Verlheidignug Herr RechiSanmali Broda. IV. Stvaskauimrr. Am 22. Decrmbrr vo-. Js. ging es m der H.'t'cheii Wirthschast in der hiesigen Südvorstadl heiß her. Der Glaser K. aus Osmünde war am sraglichc» Abende in die gedachte, ans einem Producten laden und einem daran anstoßende» Gastzimmer brstchendr W>rth< chast eingelrelen. hatte sich über einen Geschasieveilusi Mißliebig ausgesprochen und, als ihn ein gewisser Sch. gesengt, ob er mit der anzügliche» Acußcrunq eiwa ihn meine, dies verneint, woraus ei» anderer Gast, Namens T. hmzugekonimc» und alsbald rine Balgerei entstände» war. an welcher sich auch Sch. und der Aaler dcS K bklhcüigten. Die Streitenden waren auch i» den Laden gcralhcn »nd dabei einige Gegenstände zerbrochen oder herabgliooiseii worden; übrigens halte Sch. den Vater K.S »och besonders vor genommen »nd war mit dcnckclbeii handgemein geworden, so daß K. juu. deni Vater zn Hilje geeilt war und, nachdem Sch. vo» seinem Gegner losgelaffe» und wieder in die Gast stube zurückkehren wollte, dem Sch. von Hinte» einen Messer stich versetzt hatte. Diese lctzt-re Handlung bildete den Haupt gegenständ der aus gefährliche Körperverletzung sowie ans Verübung groben UnsugS gegen K. erhobene Anklag». K. stellt die Sache so dar, als ob er beim HmauSwerse» von Sch gestochen und durch die von demselben venidten Mißhandlungen seine- Vaters in hohrm Grade gereizt weiden sei. Nach der Sachdarstellung von Seiten der Zeugen bat jedoch der Verletzte Sch. von dem Angeklagten erst dann den Messerstich erhallen, als er den alle» K. bereits loS gelassen gehabt und in das Gastzimmer wieder hat cinirelen wollen; auch bcnrilt der Verletzte, den K. .jun. gestochen zn haben. Ferner lourde sestgesüllt, daß K. sen. mit seiner Tabakvseise slolt mit ans die Gegner eiiigrjchlagk» habe. Daß der ganze Vorsall von anderer Seite in weniger ernster Weise cusgesaßt Waiden sein mag, erhellt daran», daß er de» Stoff zu einem humoristischen Tasclliede bei einer Festlichkeit gebildet batte. Da- Gericht sah freilich die Sache mit anderen Blicken a» und vcruiiheillc de» Angeklagten K. Wege» ge sährlicher Körperverletzung zu .3 Monaten Gesängniß nnd wegen groben llnsugs zu 30 .«l Geld-, event. 6 Tagen Hast strafe. To- Gericht konnte sich zn Annahme mildernder Umstande nicht entschlieste» und erblickte nur in der Erregung, in der sich da Micks der Angeklagte bekunden, einen Anlast. »IN nicht weit über das Slrasmiiiiinuni hinau-zliqehen. Der Gerichtshof bestand au? den Herren LandgerichtS-Director Bartsch (Präsid >, LandgerichtS-RällikN Bielitz, Adam, Barth und von Sommer!«»; die Anklage führte Herr StaatSanwaliichastS-Affessor lär. Türbig, die Berlheidiqunq Herr Rechtsanwalt Bcoda. V. Ltraskammer. Der Fabrikarbeiter Q. »nd dessen Ehefrau in Kleinzschocher hacken am 2c> September 1887 die Arbeiicr-ehesrni F. dcckelbst da durch körperlich gemißhandeil, daß sie dieselbe anläßlich eines vor gehabten Streck--- und zwar die Q. mit einem blechernen Waschbecken sowie euiem Eimer mehrcre Male aus den Kops geschlagen, Q seld t aber ihr mehrere Fanstschläge ins Gesicht verletzt »no nick dem Kopse an eine im Hole befindliche Mauer gestoßen, so daß die F. verschiedene Verletzungen davongetragen hacke. Beide Angeklagte wurden damals sür schuldig befunden und vom königl Schöffen geeicht am 29. Deccmber v. I. verurtheilt und zwar O. Wege! Körperverletzung zu lü »K Geldstrafe event. 3 Tagen Gesang niß, die vcrehl. O wegen desselben Vergehens zu ü Tagen Ge sängniß. Ter Grund dieser Milden Strafe lag darin, daß schon seit langer Zeit zwischen beide» Parteien ein gespanntes V«ci>ältniß bestanden, auch die F. nicht besonders friedfertigen EharaklerS sci Gegen dieses llrlheil hacke die O. Berufung eingelegt, >cdoch ohne Erfolg, den» das Landgericht verwarf dieselbe und bestätigt daS schössengerichtliche Unheil in seinem volle» Umsanqe. Bemer ken«werih ist noch. daß die Q. der F. ptnffckch btdenicnd nderlegk» war, du elftere groß und stark, letztere klein und schwächlich gebaut ist, sonach sich bei dem Rencontre entschieden im Vonheil besand und diesen auch gehörig auSgemitzt haben mag. Laut Unheil lw« »öniglichen Schöffengerichts war über die Studenten S. nad P. «»egen «e»abn„q groben Uickug» »nd ruhe störenden Lörms je 10 .M Geldstrafe verhäng« worden D e Angc klagten sollten in der Nacht de- 1ö Ociober den Haudelsmaun S. angcrempelt »nd hierdurch c ne» Streck provocirr. alsdann aber laut nach den, Schutzmann gerickcn bähen, der den» auch bald reich,tuen war und de» Keakehl beendigt hacke. L.wotck B.ide j-d? Schu h an drin Vo. falle :n Abrede stellten, wurde ihnen ot ge Slraie ai.iret.qt. Hiergegen legten dieselben »nn Bernsllng ein und nicht umsonst, rcnn da- La dger chi hielt den Beweis ivrer ScLu d nicht s..^ ge- »ugeud eibrach!, und citaiinte unter Aushebung des jclöit er.ch- lichcn NnlicilS aus kostenlose Freisprechung beide, .'ngekia >tr». vermischtes. --- Gras R. zn Dohna-Tchlobitten, Hetj igermeist.r Sr. Majestät VeS Kaiser-, ist. wie wir der ..Sport Well" entnehmen. seilcnS dcS RepräseiitanIen-AiiSs.hilsi S de! Union Elnbs zu.» Nütglicb der technischen Eommcksicli der ver- inigteii Trabrcilii-Vcreinc Dcutschianks gcwäbil >rortc:i n»d bat die Wahl anqeiiounne». Nach de», sür las Iabr 1888 gültigen Reglement sür Trab-Rennen bat t.,s vom Uttioii-Elub ernaniite Mitglied der technischen Eo,»Mission derselben den Versitz zu führen, und wird daher E)ras Rickard Tolma diesem Amte in der sür die Entwicklung der deutschen Trabcrsacbe so überaus wichtige» .Köiperschast in Zuillnst vcisiehc». - Georgenbcr g OS, -t. Marz (Sckiesiscke Z itung.) Der aiibalteud strenge Winter hat eine Vvgelari bierler vertrieben, die bisher in hiesiger Gegend noch nicht b meiN wurde. ES ist dicS der sich sonst nur im bobeu Norden Europas auihaltcnde Schueeammer (banl>eii/.r nivali-) Der Vogel, in der Größe einer Lerche, zeichnet sich durch sein vorwiegend weißes Gesi-ker a»S. Tie in groß n Schar.reu icrhcr gekommenr» Vögct ernähren sich von dem Same» cer auS der Schucederte hervorragruden Uiilränter (Slaudcn- gewächse) nnd zogen nach kurzem Aiiseiill'alt wieder fort. Schreiber dieses bat einige dieser Vögel erlegt, welche Len Kropf mit dergleichen Sämereien vellgestopsl hatten. -- Ludwigs base». 5. Marz. In der Leimsabrik Ziinmerniann Hemebos verunglückten durch Sturz i» ine» Säurenkesscl sieben Arbeiter; einer davon wurde getödlct. — Sotinge», März. Ein schreckliches Bitd tot ich diese Nacht eine», Arzte dar, welcher um > -2 Uhr gerusen wurde. In einem kleinen niedrigen Häuschen sab er beim Eintrill in die enge, schmutzige und schleckt erleuchtete Stube einer großen Blutlache zwei Menschen liegen Einer lag aus dem Rinken mit auSgestreckle» Ariuc» „nd Bcnien. »»b n.lt gläsernem Blicke stirrle er gegen die Zinnnerdrcke. Eine große klaffende Wunde befand s ch an der reck'len Halssccke und drei große lauge Schniltiriiiiten ballen die linke Ge- sichlsseile vom Kops bi- znni .Kinn durckisurcht. Er halt« aiisgetiltc»! Der andere lag an dessen lucker Ee>te„ z»m Tbeil aus ibm, zusainmeng-kauert aus dem G sicht. Eine große Schnillwuntc batte reffen tnike Achselböüle turchschnillen und daS rotb und blau gestreifte Hemd war von Blut durchtränkt. Bei uäbercr Untersuchlnig sa»v sich, daß der Puls noch schlug, und alS er von de» drei ainvescudeu Aiachtioächlcrn ausgcbobe» lourde, stieß er die Wolle hervor: Ich bi» uickl todl!" Er lourde verbunden und wird ivahr scheinlick »och gerettet werten. In der Stube stand ans euiem kleinen iliisanberen Tische eine leere Flasche nebst GlaS; ei» Spiel Karlen lag daraus zerstreut, und eine kleine Petroleumlampe mit zerbrochenem rußigem Ehlindec erbellte 'pärlich daS bliiiipse i^emach. 'Reben der Locke stano I-a!b kleidet »uv stieren Blickes die ,rran dcS Gclöktete», und an der Wand hing ein alles Bild de- gekreuzigten HolandeSk Der ans der Dachstube wohnende Eigoilbümer des Häii-chenS alle die im Erdgeschoß wohnenden Mielher mit einem Brod Messer angogriffen und sich daun der Polizei gestellt. ---In Kassel hat die deiilschsreisiniiige „Hessische LandeSzcitung" („Neu: Kasiclcr Zciltiug") plötzlich ibr Erscheinen eingestellt. — Nürnberg, 2. März. Der städtische Etat für dieses Iabr, wie er heute vom Gcmeindecollegium genehmigt wurde, schließt mit rund 7 Millionen Mark in Einnahmen und Ausgaben ab. Die Gemeinde-Umlage, die voriges Jahr 8ü Procent bclrug, ist ans 100 Procent erhöht worden; ibr Erträgniß wird > 338 000 ,L sein. In Wien ist eine Lestr- und Versuch-ansiatt iir Photographie eröffnet worden. Die Photograplte»- Akademie verdankt dem UntcrrichtSmiuistcr Or. Von Gautsch ibre Entstehung. Die Anstalt bat die Ausgabe, die praktisch wichtigsten Methoden der Photographie zu lehren und deren Anwendung in Kunst, Industrie unk Wissenschaft zu fördern. — In zwei salzbiirgischcn Ortschaften (Liesering nnd LengseISc») bat die Oongro^ati,' mi^iaiurrionim cko cniucki^ziino i'orckc- ,Io-u in Rom zwei größere Höfe angekausk, um daselbst Missionshäuser zu errichlc» Wegen ihrer Berwandlschast mit de» Jesuiten hat kiese Eongrcgation in Deutschland bisher noch keine Niederlaffungsrechte erlangen können. Literatur. Die Buchhandlung von Tb. Stausser i» Leipzig. IlniveistiaiS- straße 21. Hai daS von De. Evers versaßie Pcachtwcrk: 1»r. Martin Luther tu-Wort nnd Vtld", Mit 8 Stahlstichen von Prohssor C. A. Eckwerdgeburih in Weimar, welches sich al- ConstrmalionS- geschenk vorzüglich eignet, in den Restvorräth,n übernommen und licserl dasselbe jetzt in Prachtemband zn dein billigen Preise von St (srühcrer Pi oS lü.ck). Wir wollen nicht verfehlen, aus diesen günstigen Gelegenheilsknuj ausmcrksam zu »iciclxn, und verweben im klebrigen ans da- in heickiger Nnmmcr befindliche Inserat. !» » »i Nervös. Eine Alltagsgcschichie von Ernst Eckstein. Leipzig. Earl Rcißner. — So wenig ninsaiigeeich, so unbedeutend dieies Werk auch äußerlich erscheint, jo müssen wir cs doch den vollendetst»» Schöpfungen de- beliebte» Autors zuzählen nnd können es in semer Art a!S mustergillig bezeichnen. Eine „AViag-gcschichte" ncniU es der Bei lasser, nnd wahrlich. IvaS ist alliäglicher. als da? Motiv dieser Erzählung! Die Nervosität, die Modekrankhcit »nseres heickigen GeichlechleS, welch tragt-komische Bilder steige» nicht »ick dies-m Worte in der Erinnerung eines jeden Einzelne» aus, und wie ungemein reizvoll Hai sie Eckstein sür sein neueste? Werk zu ver- wcrihe» gcwußl Er zerlegt diese n»l»«ilbri»ge»de Erscheinung in ihre feinsten Atome und weiß diese so anschaulich, so nalurqetren wiedcrzugebcn, daß der Leser wohl oder übel an die Selbst- bekeniitiiisse eine- M'tdnIöerSglaube» muß Aber er hat nicht n»r die Krankheit bis aus ihre Wiuzelsasern crgründci, er darf sich auch der Erkciinlnib ihre? einzig w rkiamcii Heilinillele rühmen, welches „Sell st- dehcrrschiiiig" heißt. Und daß Ziele Selbstbeherrschung hur nun erwcckl »nd stels lebendig erhallcii wird durch die innigste Gatlenliebe, dadurch komml eben der »ngemci» liimp.rihische, zaiisinnige Zug in daS Werk, durch w Iche» dem letzlcrc». trotz seiner, wir wieder- holen eS, äußere» Anspruchslosigkeit, seiner äußeren Kleinheit, eine nicht gewöhnliche Bedeutung verstehen wird. Es ist eine Humorc-ke. wie sie nicht Biele», und vielleicht Eckstein selbst »och nicht, in gleich vollendeter Weise gelungen ist; wir können nur de» Wunsch hege», daß unsere Literatur »och recht viel derartiger Blülhea zotige» möge. Sie Iverde» sicherlich von güustigerkM Ciiifluß aus Geist nnd Geinüih des Leser- sci» als hundert andcrr, die seiiscuionS- lnstige Absichten dcullich erkennbar an sich tragen und dabei zu keiner Nutzanwendung brauchbar sind. — I» demselben Verlage erschien noch „Tie Mopstäde", eine M iliiair-Burleske, sre, noch der Jobsiabc von Mikado, — Der niedere», grobkörnigen Art de- Humor- «»gehörend, wird diese Broschüre wohl ihr« Leser finden, aber, da sie nick niehc Behagen als W y auSgefi)t>rt ist, e« kaum z» eiarm bcsondercu Erfolge bringen. N—v.
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