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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-11
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1888
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Erste Seilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. In« heutigen Sonntag Lätare. Nachdruck rrrdolrn. Et ist ostmal» dir Frage ausgeworsen worven: wa» ist ein Mythu«? »nd die Antworten daraus haben sehr ver schieden gelautet. Mährend srüher die Frage s><1> nur aus geleinte Kreise bezogen hatte, bekam sie eine weiter gehende Bedeutung durch Strang' „Leben Jesu". In neuerer Zeit bat einmal Schräder in einer Streilschrist „MythuS und Evangelium" die ihm bekannten Erklärungen de» Worte- zu'amincngestellt, einzeln betrachtet und ist endlich zu dem Schlüsse gelangt, er wisse eS nicht, wa» ein MythuS eigentlich sei. Strauß wisse e» auch nicht, überhaupt wisse e< Niemand. Tie ersten beiden dieser drei Behauptungen sind ohne Zweifel richtig, denn Strauß sowohl al» Schräder tiefer» durch ihre Schriften vostgiltiae Beweise dafür. Ander- steht es mit dem dritten Satze. Wenn man einen Blick aus die Literatur über Richard Wagner'- Werke wirst und die B- deulu»gen zusamme»- nelll.i» denen diese Bücher das Wort MythuS gebrauchen, so wirb man allerdings Schräder'- Behauptung bestätigt sinken; d n» bicr bedeutet eS bald Sage, bald Sagenzug, bald Grund gedanke einer Sage, bald Grundgedanke der Dichtung Wagner'-, bald dient r» auch nur dazu, zu verberge», daß der Verfasser sich selbst nicht klar darüber war, was er sagen wollte. Ader gicbt eS in der Thal Niemand, der da- Wort verstände? Zur Ebre unserer Mythologen sei e- gesagt, daß sie sich sämmllich darüber klar sind und in ihren Ansichten darüber nur wenig von einander abweichen. Karl Simrock versuchte in seinem „Handbuch der deutschen Mythologie" eine bündige ErllLrung zu geben. Er sagt: „MplhnS ist die älteste Form, ni welcher der heidnische BolkSaeist die Welt und die göttlichen Dinge erkannte. DlcWahrheit erschien ihm in der vorgeschichtlichen Zeit und erscheint dem Ungebildeten noch heute nicht in ab- sicaclen Begriffe», wie jetzt dem geschulten, gebildeten Geiste: sic verkörperte sich ihm in rin Bild, ein Sinn- und Gedanken- bild, seine Anschauungen Neideten sich in Erzählungen von den Tbaten und Erlebnissen der Götter, und diese Bilder, diese Erzählungen nennen wir Mvlhus." Hierbei vergißt Simrock nur zu bemerken, daß aller MylhuS von Ralur- betrachtung au»geht. Tie ältesten Mythen, welche wir kennen, siud die Ge- wiltermythen. Die JahreSmythen, um welche es sich iniS hier beim Lätarrsonntage handelt, sind wohl ganz be deutend jünger. Dean der Mensch, dessen Denkthätigkeil sich erst allmälig zu entwickeln begann, mußte den Wechsel der Iabre-zeiten. der sich fast »»merklich vollzog und außerdem ganz regelmäßig vor sich ging, ebenso wie den Wechsel zwischen Tag und Nacht viel wrmger auffällig finden, als etwa die furchtbaren Erscheinungen de» Gewitter-, welche ebenso plötzlich wie gewaltig auftraten. Um eine» Ueberblick über den Kreis lauf de- Jahre- zu haben, dazu gehört ein viel ausgebildeterer Verstand al- dazu, Donnrrschlägc» seine Aufmerksamkeit zu schenke». Al» man aber einmal den Wechsel der Zeiten sich zu n vollen Bewußtsein gebracht hatte, mußte man sich ncth- wenvigerweise auch nach «»er Erklärung umsehen. Die JahreSmythen stellen im Allgemeine» den Kampf de- Winter« mit dem Sommer dar. Sie baden eine» zweifachen Inhalt. Sommermythen schlechthin heißen diejenigen, in denen der Sommer den Sieg davon trägt, und Winter Mythen die, in denen er unterliegt. Bon einem Wintcrmytbu- erzählt un» die Ebda, Dämisagc» 35, wo cs b-ißt, da» Frevia'ß Gemahl Odhr sortzog aus ferne Wege und seine Gattin ihm golden« Thränen »achweinte. Die'Edda scheint aber den verdunkelten MythuS nicht weiter zu kennen, da sie nicht weiß, wohin Odhr zog und wo er geblieben ist. Starb er vielleicht gleich Hackelberend an einem Eberzabn? Wir wissen nicht- darüber, ebensowenig wie wir etwa« vo» einer Kehrseite de- nordischen Mvthu» wissen. Im Norden ist derselbe untergegangen, in Deutschland hat er sich erhallen und lebt noch jetzt lebendig im Volke fort, alljährlich sinn bildlich veranschaulicht in den Lätaregebräuche». Warm» gerate dieser Sonntag zu dieser FrühlingSseicr fast aus schließlich gewählt ist, ist noch nicht aufgeklärt. Vielleicht hat. wie so oft, nur ein Zufall dabei gewaltet. Wir finden noch heute in Nirderösterreich und in Appenzell Känipse zwischen vermummten Gestalten, welche sich zum Tbcil durch die ihnen beigegrbeuea Abzeichen, zum Thcil durch die ihnen in den Mund gelegte» Worte al- Sommer und Winter kennzeichnen, und noch in unserem Jahrhundert war derselbe Brauch in Thüringen, ja fast im gcsammten Deutschland üblich, während er nach Osten, nach der slawischen Sprach grenze zu, immer bestimmter eine andere Färbung aniiimml und zum „Todau-trageu" wird, woraus wir de» Nähere» noch zu kommen haben. Für den ersten Blick liegt der Gedanke nahe: haben wir cs bei diesen Aufführungen vielleicht mit bloßen Allegorien zu lhun, welche sich selbstständig und ohne mit dem MythuS die geringste Berührung zu haben, au- dem Volke heran» entwickelten? Dem entgegen siehen zwei gewichtige Gründe: Sonntag den 11. Mär; 1888. einmal ist da» Volk der Allegorie, d. h. der bewußte» Ein- übrunq eine« Bilde« für etwa» Abstrakte«, »a« doch Sommer und Winter sind, durchau- abbold, und wo i'om dieselbe enlgegentritt, versteht es sie nicht oder weist sie al- nickt Volk»« tbümlich und ihm daher ungenießbar von sich; sernerdin steht dieser Annahme der Umstand entgegen, daß der Brauch sebr alt ist. Wir haben bereit» au» dem Jahre l512 eine au»- sübrlicbe Nachricht darüber, und zwar in Sebastian Franck'S Wellbiich, wo e» heißt: „Zur inittersasien ist der Rosensonn- tag An diesem Tag hat man an etlichen orten (in Franken) ein spil, kotz die buvbrn an langen ruoten bretzelll hcrumb tragen der statt, und zwe» angelhone man», einer i» Singrüen oder Ephew, der beißt der Summer, der ander mit gmöß angelegt, der heißt der Winter, dise streikten mit einander, da ligt der Summer ob, und «schlecht den Winter, darnach gebt man darauff zum wein". Hierneden siebt ein kbeiisaliS noch dem sechzehnten Iabrbundert angebörige» Bolks- tied, welche« 158V ans einem fliegenden Blalle im Druck erschien. E» ist Nummer 8 der Uhlaiid'schcn Sammlung und sein Schluß lautet: Sommer: Und wer de» Sommer von mir wil haben, Der muvß vil Dukaten im beulel Han; Alle ihr Herren mein, der Sommer ist sei»! Winter: O lieber Sommer, beut mir dein band, Wir willen riehen in srembde landl Alle ihr Herren mein, der Sommer ist set»l Sommer: Allo ist unser krieg vollbracht, Gott geb euch allen ein guole nacht I Alle ihr Herren mein, der Winter ist sein! Winter: Ir Herren, tr solt mich --echt verstau, Der Sommer hat das best getan; Alle ihr Herren mein, der Sommer ist sein!" Diese» Lied wurde 1628 mit Beibehaltung des Kcbrreim» umgedichtet zu einem Wortwechsel zwischen der Stadt Ulm und einem Soldaten; lebt aber auch sonst, wenn auch viel fach verändert, im Volke. Ein Niederösterreicher Fastnacht-, spruch mit seinem Kehrreim. „Herimei, der Summer iS sei!" gebt ganz daraus zurück. Aber selbst, wo die alle» Reime ver schwunden sind, bat sich doch der Brauch selbst ganz deutlich erhalten. So in der Umgegend von Reichenberg in Bobinen und im böhmischen Erzgebirge, sowie in Ober-und Niedcrösierreich, ,n Steiermark, Kärnthen und in der Schweiz. Im Erzgebirge tragt der „Sommer" ein Fichlcndäumche». der ..Winter" einen Dresch flegel. Bei Neichenbcrg erscheint jener in leichtem, weißem Gewände und dieser mit Pelzrock. Pelzkappe und Pelzhand- schuhen, und in Niederösterreich trägt der Winter Streb an Armen und Beinen, während sein Gegner eine einfache Sichel führt. In der Schweiz trägt der Sommer ein bloße« Hemd und in ter Hand einen »lil Aepseln, Birnen, Nüsse» und flallernden Bänder« qeschmückle» Baum. Ter Winter sllbrt nur einen Knüttel. Än Kärnthen sind die Bauerburschen in zwei Parteien gelbeilt, vo» denen die eine mit Gabeln. Sen sen und grünen Sommerhlllcii, und die andere mit Schnee i» den Händen das Lob des Sommer» und WinlerS singt. I» Odersteiermark saßt man die Sache gerichtlich aus und läßt Sommer und Winter vor versammelter Dorfgemeinde einen langwierigen Rechtsstreit führen, in dem der Winter zuletzt immer Unrecht bekommt. Eine ganz eigenartige Gestalt hat diese» Frübling-lpiel in, Saazer Kreise in Böhme» bekommen, wo eS de» Namen „Mit dem Bäntertod gehen" führt. Hier ziehen süns Knabe» von Hau- zu Hau- und veranstalte» überall eine kleine Ausfüh rung. in der ein König (da- Jahr), sein Töchterlein (der Frühling), zwei Diener (Sommer und Herbst) und der Tod (Winker) austreten. Erst werben die beide» Diener um die Hand der Königstochter. Da kommt auch der Tod und bringt gleichfalls seine Werbung vor. Empört darüber erstickt ihn der König. Da« ist im Grunde genommen Nichts al» da- Vorige, nur daß dem Tode deS Winter- eine nähere Begrün dung beigesügt ist. Wir haben oben gesehen, daß der nordische MythuS er zählte, Odhr habe Freyia verlassen und sie habe ilmi bittere Tl'räne» »achgcweint. Zu diesem WintermylhuS scheint ein Brabantcr FriihlinaSbrauch da- Gegenstück zu lies«». In vielen vlämische» Häusern tritt um diese Zeit der „Graf v. Halbsasten" ober .,üwte Oreek" aus. Am «onnabenv vor Lätare setzt jede» Kind ein Körbchen mit Heu und einem Stückchen Brov oder einer Mohrrübe s»r da« Pferd deS Grase» in eine Ecke de- Kami»« in der Hoffnung. eS am nächste» Morgen mit Leckereien gefüllt zu finde». Denn der heilige Gras (der Sommer, Odhr), welcher am Ende deS WmlerS mit seinem Diener von einer Luslsahrl zurückkoinnit, reitet in der Nackt aus seinem Schimmel über die Dächer und läßt sür die artige» Kinder» Znckersachen und Pleffcrknchen, für die unartigen eine Ruthe durch den Schornstein hinab- sallcn. Auch dursten die Sinder dort bi-weilen Körbchen bei ihren Paihen ausstcllrn, welche „Meinherr der Gras" >»»t Süßigkeiten füllt, und in Antwerpen ward bis Mitte diese» Iahrhuiiderl» ein feierlicher Umzug de- Grafen von Halbsasien dargestellt. D« Graf in alterthümlicher Tracht, neben ihm ein al« Frau verkleideter Mann, di» Gräfin, und hinter ihr zwei oder drei Diener, jeder mit einem großen Korbe voll getrockneten Obste» und Süßigkeiten, ritten durch die Haupt straßen der Stadt, gefolgt von einer großen Kinkersckaar, unter welche der Gras dir Geschenke werfen ließ. Jetzt wird »ur noch da- Bild de» Grasen und der Grast» zu Mittsastcn in den Znckerbäckerläden au-gestellt. Hierbei ist die Rückkehr de- sommerlichen Gölte- besonder- betont, ja alleinig dargestellt, während wir in Deutschland immer, wenn auch bald mehr, bald weniger ausgeprägt, eine» Kamps zwischen Sommer und Winter vorsanven. An diese beiden Bräuche reibt sich ans deutschem, deutsch-slawischem und slavischem Boden, wie schon erwähnt, noch ein dritter an. der allgemein al- da- „Todau«trage„- bezeichnet wird. Er besteht darin, daß eine Puppe (der Winter, Tod) au» dem Dorfe scrtgetragen. zerrissen, verbrannt oder m einen Fluß geworfen wird. Bi-weilen reiht sich daran ei» Einholer» oder „Gewinnen" de» Sommer-. Rock zu Anfang diese- Jahrhundert- wurde in der Flur von Leißling bei Naumburg der „Tod" hinaus aus die Felder der Nachbargemeinde getragen und bei der Rückkehr gesungen: „Dev Tod habe» wir hivav-getriebe», Ten Sommer bringen wir wieder, Des Sommers und der Maien, De« wolle» wir un« sreuen. SommerlanL! Sommerlandt Der Tod ha« sich vo» Dir gewandt, Er ist auf die Flur verbannt." In der Georgenstadt von Eisenach wird noch am Lätare- sonnkag e,n Fest gefeiert, welche« der .Sommergewinn" heißt. (Vergleiche Strophe 1 de- von tthlanv imtgelheilten Volks liedes: „Heut' ist auch ein fröhlicher Tag, baß man den Sommer gewinnen mag-.) Früher würbe, wie un» Reinsderg-DüringSteld mitlheilr. dabei gesungen: „Den Tod haben wir auSgetrxben, Den Sommer bringen «u wieder. TaS Leben ist zu Hause geblieben, Di um singet fröhliche Lieder", eine Strophe, die mir schon ihrer verschränkten Reime wegen nichiS weniger als volksmaßig klingt. Bei Braunau »i Oberösterreich wird ein Strohmann, welcher de» Winter vorslclle» soll, ain Todtensonntag (M>Il- sasten, Lätare) aus einer Bahre unlcr Gesang au« dem Dorfe getragen und in eine Grube gelegt, in der Umgegend von Weidenau in Oesterreich-Schlesien „der alte Jude- aus das Feld getragen und verbrannt. Bei Warmbrunn i» Schlesien verbrenne» die Knaben ihre Strohpuppe nach dem TodauS- treibcn in einer Höble aus dem Kynast. in Glogau dagegen schleppe» sie de» LeiSketod unter Prügel», Toben und Lärmen durch die Straßen bis zur Overbrncke. um ihn dort i»S Wasser zu Wersen. Aehnlick gehl e« dem „Armen Man»-, welche» die jungen Leute in Iägerndors, Haindorf und ander wärts i» Oesterreich-Schlesien aus alten Kleidern. Heu und Stroh mache», um ihn al- de» Tod auö dem Dorfe zage» zu können und dadurch da» ganze Dorf ein Jahr über vor allen ansteckenden Krankheiten zu seien. Im Troppancr Kreise pflegen Li« Mäkcke« die Gestalt, welche b>e Bursche» am Lätare-Sonntag aus Stroh gemacht, mit weibliche» Kleidern stattlich anzuzieycn. Sic wird dann unter lauten, Jubel ausS Feld getragen und tort zerrissen, entkleidet, belck»i»pst und unter Verwünschungen in» Master oder i» züne Pfütze geworfen. AaverorlS wird hieraus eine mit Bäikder». gejärbien Eierschalen und bunten Tuchfleckchen geschmückte Tanne jubelnd durch dir Straßen getragen und dabei gesungen: „Den Tod haben wir hinauSgetragea, Den Sommer drinnen wir wieder, De» Sommer und de» Mai, Ter Blümlein allerlei." All« diese Branche sind, wie wir schon sahen, insbesondere heute in Ostdeutschland üblich, d. h. in Gegenden, die einmal slawisch waren und eS ja zum kleinen Theil noch sind ES liegt nahe, an eine Beeinflussung de- deutsche» Brauche» von slawischer Seite zu denken, und die- um so mehr, al« wir ja atS de» Mittelpunkt der gerinanischcn FrühlingSbräuchc einen Streit zwischen Sommer und Winter erkannten, von dem in slawischen oder ehemals slawischen Gegenden nichts zu sinken ist. W. Mannharbt denkt sogar daran, baß da- böhmische 1-ito, Sommer, z. B. in dem Reime: , l-eto neeem <ilo o«i »r»' (Den Sommer tragen wir i» daS Tors), den Anlaß gegeben hat, diese Bräuche gerate aus den Lätare-Sonntag zu verlege», und ähnliche Anlehnungen finden sich i» der Thal auch sonst. Zu Schlüsse noch eine Bemerkung, welche zeigt, wie die Vorilcllungen, welche jenen Bräuchen zn Grunde liegen, einem ewigen Wandel unterworfen sind und nie aushöre», sich weiter zu entwickeln. Immer länsl diese Entwickelung ans eine Ver- gesckichtlichnng hinaus. So nannte man in Weidenau den 82. Jahrgang. Manv, den man verbrannte, den „alten und dachte ich dabei den Berräther Juda« Ischarioth, den man so in einem Bilde zu destrasen wähnte. In einigen deutsch-mäh rischen Dörfern treibt man de« Tod «ne» ..zu« Andenken an die Vertreibung der Mongolen", in Schönseld und anderen Orten Böhmen» tzagt man „den Türken hinter di« Stadl", in katholischen Länorrn verbrennt man da- Bild Lulher'S und in protestantischen da- de- Papste». Diese Anschauungen stammen keiiieSwea» a»S der neuesten Zeit, sondern sind be reit« »» Anfang de« achtzehnten Jahrhundert» nachweisbar Der Krakauer Domsieir Johann Dlugo-z erzählt un- nämlich in seiner Ilistuii» Uolaiiiao (b'runcolurua« 1711), der erste christliche Herrscher Polens MieSco Hab« allen Gemeinten besohlen, am gleichen Tage, nämlich am 7. März, alle Götzen bilder zu vernichten, d. h. zu zerbrechen, m Sümpfe, Seen und Teiche zu versenken und mit Steinen zu überschütten Zum Andenken daran wet»e am Lätare-Sonnkag diese Feier regangen. Die geschichtlichen Ereignisse, an welche angekiinpii wirk, sind bald älterer, bald neuerer Zeit entlehnt, und wer weiß, ob man in zweihund ert Jahren jene Bräuche, wenn sie dann überhaupt noch destöben sollten, was bei dem Vernich tungSkrieg, de» man in umserer Zeit gegen sie führt, aller dings kaum wahrscheinlich ist, nicht zum Andenken a» eine Austreibung der Rüsten oder Franzofen feiert? Al. Tille. Vermischter. s Halle a. S . st. März. Die große Aufregung von gestern hat heute, nach Bekanntwerdrn der ofstciellen TräVer bots chast, in der hiesigen Einwohnerschaft einer stillen Ergebung in da» Unvermeidliche Ptlatz gemacht. Da» hiesige Militair, welche- seit gestern Naözmiltag in den Kasernen consignirt war, ist vereidigt wo» de« u»d hat den, neuen Herrscher Treue geschworen. Da» Sladttbeater und Vicloria- theatcr ist dis aus Weitere« geschloffen, die Festlichkeiten der Lerei»e,Musikauflühru>igensindsoj«»rtausq«bobeii. kurzum aller- orl» herrscht Rübe und Trauer um den verbliche» n> Kaiser. Der Allan unseres Rathhause» zeigt Tuirlauden mit Flor über zogen. verschiedene GeschästSläve», die öffentlichen und eine Anzahl Privatgebäude zeigen Aehnliche». so namentlich um florte Fahnen aus Halbmast gezogen, von heute ab werden die Kirchenglockvn allmittäglich vo« 12 Uhr ab in drei Impulsen geläuLel, bi» die osstcielle Landestrauer ihr Ende erreicht hat. —r Eoburg, v. März. Z» der Anfang nächsten Monat- bier siallfindenken Generalversammlung de« Deutschen Schuldere«n» werden KV bi- 7V auswärtige Abgeordnete erwartet, zu deren würdigem Empfang und sreundlichcr Be windung die hiesige „Ortsgruppe" bereits die entsprechenden Vorbereitungen trifft Der kürzlich vom Herzog Lccorirtc evangelische Landrsbischos Siebenbürgen», 1)r. Deutsch, wird zur gedachten Versammlung erscheinen. — vor einigen Tagen war unser RcichSta^Sabgeordneter vr. Siemens auS Berlin hier anwesend, da derselbe beim Bcrtag-wechset de» dculsch- sreistnnigeu „Eoburger Tageblatte«", sowie bei Bcrkaus der Nie mail »'scheu Buchdruckerei interessirl ist. Das rstcre ist in den Besitz Le« bisherigen NedactcurS Dechsung ubcr- gegaiigen. Ueber da» Vermögen de« bi»h«rigen Besitzers. Hojbuchliändler 2. Fr. Riemann. zur Zeit in Dresden, ist daS Eoncur»-Dersahre» eröffnet worb«. — Unser Landtag ist sür den 15. März einderusen worden. AuS Trient wird berichtet: In den Hochlsiälern er reichte der Schnee dir Höhe von 6 m. Tausende von Lawinen stürzten von den Bergen herab, qanze Wälder rasireud und leider auch viele Wohngebäude zerstörend. Aber nicht »ur die Lawinen, sonder» auch va» bloße Gewicht dcü vom Himmel gefallenen Schnee» drückte viele Dächer ein und brachlc die Hauser zum Einsturz. Die gefährlichsten Lawinen stürze erfolgten in Eomasine, Treston. Rabbi und Pinzolo. I» Eomasine zerstörten mehrere Lawinen 15 Gebäude ganz und 17 theilweise. Von de» tv verunglückten Personen hat man bisher erst 3 Leichen gefunden. Gegen -10 Stück Rink viel, wurden vo» den Lawinen verschüttet. In Tresson zer störte eine Lawine einen Bauernhof aus der Westseite de« Dorfe», tödtcte 1 Mann und 8 Stück Großvieh. Eine zweite Lawine machte gerade vor der Ortschaft Halt. In Rabbi begruben 5 Lawinen 3 Häuser mit 10 Personen. Die raschen Nachgrabungen waren von Erfolg begleitet, nur ci» Grei» blieb todt, die anderen 0 wurde» säst unverletzt ge flinken. Bei Pinzolo zerstörte eine Lawine 10 aus dem Brrgc gelegene Häuser, welche glücklicherweise bl» aus eines ohne Bewohner waren. ----Belgrad, 8. März. Ter berühmte Botaniker der orientalische» Flora, StaatSrath Prof. vr. I. Paucic, Direclor de« königliche» botanischen Garten» der Universität Belgrad, ist heule im 71. Lebensjahre verstorben. G kesesMskaus kür Hameu-Hocken empfiehlt ^I*SlUVI*sEoEEv »n größter Auswahl. M Garilirtll, welcher der Me widersteht, Vl'HNlSI'lTI'Spp snr Armbinden und zum Amhüllen der Mahnen. T«r»1s«r Dr»nsr-0o»dürn«.
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