Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-13
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. .1? 73. Dienstag den 13. März 1888. 82. Jahrgang. Jum Tode Kaiser Wilhelms. * DaS am Svn, abend erschienene Armee-Berord- rungSblatt entbätt FolgeuvcS: Trauer um de- verewigten Kaiser» uud König« Wilhelm 1. Majestät. Seine Majestät der Kaiser und König habe» mittelst allerhöchster Ensschließung. <1. st. San Remo. den 10. März 1868. Nachstehende- zu l>estininie» geruht: Die Trauer um de- verewigten Kaiser- uad König- Wilhelm l. Majestät Kat aus die Tauer von sechs Woche» vom Tage de- E>»ir,ffc>ls diese- Befehl- in folgender Weise in der Armee stattzufiaden: In den ersten vier Wochen tragen die Generale zur gestickten Unisorm da- Achselband, da» Geueral-abzeichen, den Adler und die Cvcarde am Helm, die Schärpe. d>e Epaulelten. Pas. sauleu (Achselstücke) zur kleinen Uniform und da- Portepüe ruck Flor überzogen, sowie rincn Flor am liuken Oberarm: alle Oificiere den Adler (Stern u. s. w.) und die Cocarde am Helm, die Epaulelten, Passanten, (Achselstücke), die Schärpe, da- Portepee und Cartouche. Bandelier mit Flor überzogen, sowie einen Flor am linken Oberarni. Die General-Adjulauten. Generale ü I» «uiG und Flügel - Adjutanten tragen die Achkckbäiider, die Husaren- und Ulanen-Olficiere die Fangschnüre und da- National- kbzeichen, die Oificiere der Jäger und Schützen da» National- llbzeichen gleichsall- mit Flor überzogen. In den letzte» zwei Sache» wird von sämmtlichen Oificierea nur der Flor um den inken Oberarm getragen. An den Fahnen rc. werden während der echs Wochen zwei lange herabbängend« Flore getragen, welche unter er Spitze zu befestigen sind. Während der ersten acht Tage der Lranerzeit ist bei den Trupp » kein Spiel zu rühren. Berlin, den 10 März 1888. Für die Richtigkeit. Auf Allerhöchsten B-sehl. v. Albedhll, General der Cavalleria, General Adjutant und Ches de- Militair CabinetS. ckriegsmiaistrrium. Berlin, den 10. März 1888. Vorstehende Allerhöchste Bestimniuiig wird hierdurch bekannt gemacht. Dieselbe findet aus Sanilät-osficiere und Militairbeamte fiaogcriiüße Auw.ndung. Nr. 188/3. 88. L. Ll. Bronsart v. Schellendorff. ^ Kiel, II. März. Die Marinetbeile und die Besatzungen der im Inlande besinklicken Kriegsschiffe wurden heule ver eidigt. D>e Schisse .Hansa", „Bayern" und „Blücher" gaben den Trauersalut, je 86 einzelne Schüsse in kurzen Inter vallen von 9 bis 12 Uhr. Dan» wurde Salut mit je 23 Schüssen für Se. Majestät den Kaiser Friedrich gegeben. * Berlin. 11. März. („Nationalzeitung".) lieber die gestern Nachmiltag slattgebabte, durch den ersten Prosector der hiesigen Anatomie, Professor Hartmann, vollzogene Secirung der Reiche Kaiser Wilhelms ist ein bis in die kleinsten Einzelheiten gehendes Protokoll ausgenommen drei kaiserlichen Leibärzten worden, unterzeichnet von den und dem Professor Hartmann. Dasselbe wird im Staats archiv »iedcrgelegt. Es wurde bei der Secirung ein Nieren stein von setlencr Größe gefunden, welcher zweifellos der Gegenstand der großen Schmerzen war, unter dcncn der Kaiser in den letzte» Tagen seines Lebens zu leiden Halle. Nach der Secirung wurde die Leiche mit der Unisorm dcS ersten Gardc-RegimenlS, mit dem Schwarzen Adler Orden und dem umgelegten Feldinantel bekleidet. Die Kaiserin Augusta empfing gestern Nachmittag gegen 6 Uhr deu Reichskanzler, welcher zuvor lange vor der Leiche des Kaisers Wilhelm allein verweilt halte. Zu wieder holten Malen hatte der Reichskanzler gestern Besprechungen »ilt dem Kronprinzen Wilhelm im Schlosse. Der Kreiiprniz lst übrigens von de» Ereignissen der letzten Tage thalsächlich körperlich sehr angegriffen. Ich sah ihn heule und fand scin« Gesichtsfarbe ausfallend bleich. Prinz Heinrich und die Erb Prinzessin von Meiningen begaben sich gestern nach ihrer An kunft sofort in VaS Sterbezimmer. knieten an der Leiche in heftiger Bewegung nieder» woraus sie sich zur Großherzogin von Baben begaben, um den dort bereits befindlichen Grvß- herzog von Weimar zu begrüßen. * Berlin, II. März, lieber die Aufbahrung nn Do>» schreibt die „Nalionalzeitung": Unter der Leitung be- Hosbanrath- Tetens und der- Hosbaumeisters Bobm waren die baulichen Arbeiten sür die Aufbahrung im Lause des Sonntags Nachmittag i>» Dom nahezu vollendet. Schon in der Nacht vorher war da- Podium, der aus dasselbe zu stellende Katafalk, die TabouretS und Caudelaber, die bei den Trauerccremoincn de- Königs Friedrich Wilhelm IV. verwendet, nach dein Tom geschafft worden, desgleichen die erforderlichen Blumen- und Topf, geivächs« aus der Gärtnerei d.S Schlosses Monbijou. Betstühle und Bänke im Parier» de- Kirchenschiffe- warcn inzwischen entfernt. Unmittelbar vor dem Altar erhebt sich das .30 cm hohe Podium für den Katafalk, 20 Fuß tief und 25 Fuß in der Front. Dasselbe ist mit schwarzen, Tuch dravirt und trägt in seiner Mute den Katafalk, welcher zur Ausnahme des Sarges bestimmt ist und aus einer mit Hermelin und Goldborten cingesaßten violette» Sanmirtdecke ruht. Zu jeder Seile des Katafalks stehen süns TabouretS zur Ansiiaume der Krön- und Ordens-Insignien und außerhalb derselbe» aus jeder Seile drei große Caudelaber, welche je 30 Kerzen schmücke». Tabourets und Caudelaber sind mit Flor nmwundc». Bor dem Podium breitet sich ein großer, mit Flor bedeckter Teppich aus, aus dein 50 Sessel für die Allerhöchste» Leidtragend«» placirt sind: dahinter schließt eine Barriere ab. Quer durch das ganze Kirchenschiff, von der Seile de- Hauplganaes zun, Dom am Lustgarten zieht sich ei» 69 cm hohes, 6 Fuß breites tran-portable- Appareille hin, — bestimmt sür das große Publicum, welches später >m Lause der Boche hierüber weg dcfilirt, um an der Ostieile den Do», durch den Au-gang nach der Kaiser Wilhelinsbrncke z» verlasse». Der weitaus größere Raum zwischen diesem Appareille und der Nordwand wird durch eine schräg bis zur Höhe von 2 iv empor- steigende Tribüne ou-gesülll, welche ca. 550 Slchplätze enthält und sür die Generalität und die coniniandireiidcn Oificiere besinn»» ist. Emporen, Pfeiler, Wände, Kanzel. Altar, kurzum das ganze Kirchenschiff ist schwarz tecorirt, während der Trauerseier werde» auch die Fenster schwarz verhäng«, so daß da- ganze Innere eine Oimpelle »reieute bildet. Die Schale» au den Gasarmen werden durch Kerzen ersetzt, »in die Belenchlung weihevoller z» gestalten. Zu beiden Seilen des Altars sind Topigewächsr und Blumen zu prachtvollen Gruppe» vereinigt. Die Kirch-.-nstühle za beiden Seilen unter den LängS-Cinvoren, sowie die gesanimten Plätze auf den Emporen selbst werde» de» Vertreter» srcmder Fürsic» und Staaten, dem diplomatischen Corp?, den Mitglieder» des Nelchstage- und Abgeordnetenhauses, den Staats- und städtische» Behörden cin- geräuml, soweit der Raum solches eben zuläßt. * Die Beisetzung derLriche Lcö Kaisers Wilhelm wird am Freilag oder Sonnabend — der Tag ist »och nicht fest bestimmt — siaNfinde»; nnmittclbar nach der kirchliche» Feier im Dom folgt die Uebersührung der Leiche in das Mausoleum zu Cha rlottcnburg mit voller Lcichcn- ParaLe. * lieber da» Mausoleum in Charlottenburg, des Kaiser» letzte Ruhestätte, dürsten folgende Meldungen von Interesse sein: Da- Mausoleum zu Lhorlottenbnrg, sitzt schon eine Aallsahrt-ftitte sür Tausende und Abertausende, welche alljährlich »u dev Füßen Friedrich Wilhelm'- Hl. und der Königin Luise Minute» stiller Erinnerung feiern, wird in Zukunst, wenn der erste devlsche Kaiser hier beigesetzt sein wird, eine für alle Zeiten geweihte Ställe für olle Baterland-freundc sei». Wie zog doch da- Herz des guten Kaiser» Wilhelm nach diesem Denkmal der Piclätl An jedem 10. März, dem Geburtslage der Königin Luise, und an jedem 7. Juni, dem Sterbetag« Friedrich Wilheliu's III, sah man den Kaiser und die Glieder der königlichen Familie zu dieser einzigen Grabstätte wallfahren, hier verweilte Kaiser Wilhelm in stillem Gebe!, als ibm der fränkische Ucbermutb die Waffen in dir Hand drückte, hierher lenk!« er zuerst seine Schrille, als »eben dem Lorbeer auch die Ka serkrone seine Stirn schmückle. Und hier, a» der Seile seiner Ellern soll der siegreiche Held nun die ewige Ruhe finden! Hier ist bekanntlich auch das Herz Friedrich Wilhelm'-, lV. beigeletzt worden, auch Prinz Aldrccht schlummert hier und die Pietät Kaiser Wilhelms Halle auch die Beisetzung der Fürstin Liegnitz, als dieselbe 1873 starb, ungeordnet. Ta- Mausoleum hat seine Geschick»!«, über welche au- der jüngst erschienenen ..Chronik der Sladl Charloltenburg von Or. Ferd. Schulz" hier folgende Daten ihren Platz finde» mögen. Ta- Mausoleum, welche- i» der Zeit, wo noch die Hand Napoleon- schw.r ans Preuß n kastele, erbaut worden war. Halle zwar ungefähr die heutige» Formen; die Fazade war indessen »ur von Sandstein ausgesührt worden. Diese sollt.- nunmehr von edlem Gestein hergestclll werden. Der von Schinkel im Jahre 1826 enlworsene Plan wurde vom König an genommen und zur Ausiühruug gebracht. Die Säulen de- Eingang sind au- einem Graiiitblock hergeslellt, welcher sich aus der Feldma»! Trampe d.S Grase» v. d. Schuleiiburg voriand und dem Könige zu dem pielälvollcn Werke überlasse» wurde. So erhielt da- Mauso leum seine jetzige Gestalt, und es enlslaiid jener weihevolle dnrische Tcmpelbau am Ausgang der schwermickhigcn Ta-.inenallee im Schloß- Park. Der Eindruck des Inner» ist geradezu überwältigend. Säulen vo» grünen« Marmor mit weiße» Capckälen aus rolhen Marmor- sockeln und WaliLpseiier von sicilianischem Jaspis, welche den oberen Raum von dem uiilcrc» scheiden, empsaugen de» über acht Slusen des Eingangs Einlretenden. Die grünen Eüule» sind sehr alt. Sie solle» aus dem Orient »ach Rom, vo» da nach Polen und endlich an König Friedrich I. gekommen sein, der sie „n Schlosse zu Oranieu- bürg aufstcllle. Da- eindriilgeilde bläuliche L.chi wirst magische Sirahlen aus das Marinorbild der König«» Luise, welches im Jahre 1813 voa Rauch qeichnfsen wurde. Herrliche Svrüche zieren die Flächen unterhalb des Gesimses der Apsis uud der Wände. Ein Altarbild in der Apsis stellt de» König uud die Königin dar. wie sie ihre Kronen dem Heiland überreiche». Das Bild ist ein Meisterwerk des Prof. Psaii»fchi»id>: die Caudelaber, mit Parzen und Horen geschlnückk, sind von Rauch und Ticck, das Crurifix von Achleriuau» in Rom. — Tie Grabjchriit der Königin Luise lautet: „Hier ruhet in Gott, Luise Auguste Wilkeliiiiue Amalie. Königin von Preuße», Prinzeisin von Mecklenburg Slrelitz. ged. 10. März 1776, gestorben a»s Hohen-Zieritz, den 19. Jul. I8l0, ihrem Wählst»»ch getreu: „Wie es der Herr gewolll, so ist es geschehen." — Die Grabschrijt de- König» lautet: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung mit Gott! Hier ruhet i» Golt. in Hoffnung einer fröhlichen Aus- erftehung Weiland S. Majestät König Friedrich Wilhelm 111., geboren den 3. August 1770, gestorben an« heilige» Pfingstlage, den 7. Juni 1840. Im 43. Jahre seiner glorreiche» Regierung." — Dieies au- dem dunklen Tannengiün hervorragende Denkmal ist zweifellos die würdigste und weihevollste Nnhcstäile auch sür den von seinem Volte so viel beweinten Kaiser Wilhelm, den Siegreiche». * Berlin. 12. März. (W-T--B.) Nacht» I2lll>r sg„d die Uebersühr un gVcrsterblichenUeberresteve »Kaiser» Wilhelm »ach dem Dome statt. Bei der lledersübrnng der Leiche de» Kaiser» nach dem Dom läuteten die Domglocke». Mililair mit weithin leuchtenden Fackeln bilkete vom Palais vis zur Brücke am Dom Spalier. Die Straßen, die der Zug passirre, warcn nbgespcrrt, die angrenzenden Straßen vom Publicum dicht besetzt; je sechzehn Unlcrossicicre trugen abwechselnd den Sarg. Der Uebeisnhrung wohnten der Kronprinz, Prinz Heinrich, Erbprinz von Meiningen. Kron prinz von Schweden, sowie andere höchste Heirschasle», Hos- angehörige und Dicnerschcst bei. Rußland» und dessen Kaiserhauses, sür welcher er bis zum letzten Alhciiiznge umnchülterliche Anhänglichkeit und Liebe bewahrte. Der Nachruf schließt mir den Worten: „Der entschlascne Kaiser war einer der größten Männer unserer Zeit. Deutschland verlor in ihm einen Herrscher, dessen Name einen unvergeßlichen Platz in der Welt geschichte eiiinelimen wird. Die langjährige glorreiche RegierungS- tkäligkeit des Verewiglen werden ohne Zweifel olle Ralionen mit aus- richtiger Achtung würdigen." * Petersburg, 1l. März. Der „Russische Invalide" bringt einen schwarzgeräildeiten Nachruf an Kaiser Will»elm, worin Höchst- dessen Beziehungen zur russischen Armee in shmpatischstea Worten gedacht und hervorgehoben wird, daß der Verewigte der ülteste Ritter dcS St. GorgS-Orden- gewesen, daß Hochberselbe, unlängst « och die Tepulalion de» Kaluga-Regimenl- empfangend, bi- zuletzt ausrichligsies Wohlwollen sür da- russische Heer bekundet habe. TodeSnachiichi werde die ganze russische Armee mit tiesem Kummer ersülle». dieselbe verehrte in den Verewigten den ruhmwürdigsten Krieger, eine» Mann von seltenen seelischen Eigeiischasten, den aus- richligen Freund ihrer Kaiser. Sein Sedächliiiß werbe in den Reihen der russische,, Armee für immer hochgehallen werden. — Die hiesige deutsche Colonie beschloß, am Sarge deS Kaisers Wilhelm einen silbernen Kranz niedeizuirgen. ^ Warschau, 10. März. Die hiesige deutsche Colonie wird eine Devulaiio» zur Lcichciiseier de- Kaisers Wilhelm nach Berlin enlsenden. Die Colonie soll einen bedeutenden Fond- zu einem Wohltliätigkeil-zwrcke als Andenken an den hohen Cntichlasenen ofserircn. Die hiesigen Theater bleiben drei Tage geschloff ». * Stockholm, 10. März. (Aussührlichere Meldung) In der Zwecken Kamm er sagte der PräsiSent bei der Mcklheckung über das Hinicheiden de- Kaiser- Wilhelm, das Ableben des Kaisers lmbc auch bei dem schwedische» Volke, den Slammvcrwaiidien der deutsche» Nation, die grösste Theilnahme hervorgcruien. Man könne »ur wünschen, daß der Kaiser Friedrich, der jetzt die Regierung nnlec s» schwierigen Berhalttiisje» übernehme, de» Frieden und die Ruhe in demselben Maße ausrechterhalien werde, wie sie während der Regierung Kaller Wilhelm'- geherrscht hülle». — In der Ersten Kammer gab der Präsioent der Tlieilaahme Schwedens sür das deutsebe Volk, daß jetzt trauernd über den Verlust seines große» Monarchen an der Bahre des Kaisers Wilhelm stehe, Ausdruck Das länvebisiche Volk werde stelS mit warmer Theilnahme und Ehrsurchl aus die Tilgende» des Kaisers blicke» und dieselbe» als herrliches Beispiel hochhallcu. Die Mitglieder der Kammer hörten die Rede stehend an. * Ldristiania, 11. März. Der Adjutant dcS Königs, Oberst- licuteuanl Niiqnist, reist heule »ach Berlin ab, um dem Kaiser Fried rich anläßlich des HiiischeivcnS de- Kaisers Wilhelm da- Beileid des Königs zu übermitteln. ' Madrid, 10 März. Der Herzog von M Lina Sidonia statlele heule ans der deullchcn Bolichast ii» Aiistrage der Königin- Regentiii anläßlich des Hmscheidcns des Kaisers Wilhelm einen Con- doleiizbesiich ab. Die Munster, der päpstliche Nuntius, die Bol- schasler, zahlreiche Mitglieder de» Adels und der deutschen Colonie schrieben sich in der deu-.ichen Bolichast ein. * New-sstork, 10. März. Eine große Anzahl der deutsche» Gesellschaften und Clubs hielte» gestern Abend Beriaiuiulungc» ab und ernannten Delegiilc zu einer heute Abend stattfiudendeli G.neral- veilaninilung hehuss Abhaltung eines Trauergoitesüicusles sür den verschiedenen Kaiser Wilhelm. Karl Schurz wird eine Rede Halle». I» uichrerca Slädle» sind die Flaggen aus Halbmast gezogen. dinirlen im Salonwagen. Al» enthusiastische Hochrufe er schollen, trat Se. Majestät der Kaiser an» Fenster und er widerte die Ovationen durch huldvolle Grüße. Die Wciler- sahrt erfolgte um 3 Uhr 15 Min. * Berlin, 12 März. Der Kaiserzug lies gestern Ilßi Uhr insolge starken Sckneesalle» mit dreivierlelstüudiger Verspätung in Charlotten bürg ein. Zur Begrüßung er schienen da» Kronpriuzeiipaar. der Prinz "Heinrich . Eibpcinz und Erbpriuzessin von Meiuingen. Bon, Bahnbos bi« zu», Schloß stand trotz de» dichten Schneegestöbers eine dicht ge drängte Menschenmenge. Unmttlelbar nach Aukuusl dcS Zuge» . bestiegen die Familienmitglieder den Salonwagen und be- D«e I grüßten daselbst da» Kaiscrpaar lierzlichst. Der Kaiser. * Wahrhaft erhebend sind die hier weitcr folgenden Beileiböluiidgebuu gen gelegentlich dcS Abscheidcn- deS geliebten Herrn: * Köln, 11. März. Der Erzbischof hat angeorduct. daß vier ehn Tage lang M tlag- ein Trniiergela »le säuiiullicher kallo'.ikcher Kirche» Lcr Erz iüeese statlsinse» soll. Am Passivus sonulag wird i» all » kalhosiiche» Kirchen eine Bedächtnißrede aus den dahiugrschicdeuen .n. -ier ben» Hochamt gchallen werde». " München, !t. März Durch eine» Armeebefehl deS Prinz-Regeiilrn wird ouläßttch des Ablebens Sr. Majestät dcs Kais-ro Wilhelm, deS nihiugekrönlc» Buudesseldherrn. unler dessen glorreicher Führung die baherische Armee unk den übrige» deuischc» Truppe» in einer ewig denkwürdige» Zeit glänzende Siege errungen ha!, eine Armeelrauer aus 4 Wochen ungeordnet. * Wien, ll. März. B>- zn de» späte» NachiniitagSslunden fände» sich auch gestern die Mitglieder des Adels, die hohe» Würden träger und Corporationcii aus der deutschen Bolichast ein, uni ihre Theiluahme über daS Hinscheide» des Kaisers Wilhelm au-zudrücke». Unler ihnen befände» sich die Minister Gras Bhla»d-Rhchdl, Marquis de Bacquchem. Gras Welsersheinib, Gras Füj-rvüly, ferner Rittcr Vvn Schmerling, I>r. von Slrcmayr, der Laiidiiianchall. Cardinal Ganglbauer, sowie Deputationen des Vereins deutt'chcr Hochschüler „Philadelphia", de- deutsche» GesclligkcitsvereinS „Germania", dcS Vereins „Niederwald" und da» OisiciercorpS der Arcierenleibgardc. Die Gcniahlin dcS deutschen Bolschaflers euipsing Nachmittag- Len Prager Erzbischof Grasen Schoenborn. * Pest, ll. März. Dem heutigen Trauergottesdienste in der deutschen evnngelüche» Kirche wohnte» viele Nolabililäte», dar unter die Minister, die Staalssecrelaire, zahlreiche Milglieder der beiden Häuser de- Parlaments, Gras Julius Andrassy mit einer Anzahl Magnaten und das gesainmtc Cousular.orp- bei. * Graz. ll. März. Die hiesige Gemeinde sendet zur Leichen seier »ach Berlin einen Kranz ans Lorbeer und Edelweiß. Der Bürgermeister widmete im Gcmeinderathe dem Kaiser Wilhelm einen tiefempfundene» Rachruß woraus die Sitzung ansqehobe» wurde. * Rom. 10. März. Sogleich nach dem Tode des Kaisers Wilhelm lhciltc dcr neue Kaiser dem Papste dos Hinscheide» des« selbe» telegraphisch mit. Der Papst fertigte alsbald Bcileidslclrgramnie an den Kaiser, die Kaiserin Augusta und den Kronprinzen Wilhelm ab. Der Cardinal-Staatssecretair statlele nach dem Empsaug der amtlichen Nolification von den» Tode de- Kaisers dein Geiandten v. Schloezcr eine» Beileidsbesuch ab. — Dcr ..Monileur de Rome" widmet dem Kaiser Friedrich III. eine» Leitartikel, in welchem eS heisst: Europa belrachle ihn als einen Fürsten des Friedens: dcr religiöse Friede werde in ihm eine sichere und feste Stütze finden: sein Name und seine Ueberzeuguugcn bedeuteten den Frieden im Innern uud nach Außen. * Rom, 10. März. Der Bürgermeister von Mailand hat im Namen dcr Sladl den Ministerpräsidenten Crispi ersucht, der kaiserlichen Familie und der deutschen Nation die Beileidsbezeigungen der Sladl anläßlich deS HinschcidcnS des Kaisers Wilhelm und ihre beste» Wünsche sür die G.-nesung des Kaisers Friedrich zu über Mitteln. Die Provinzialvertretungen von Siena. Toscana, Ligurien >»id Neapel, d e Bürgermeister von Avellmo und Spezia wendete» sich in gleicher Weise an de» Ministerpräsidenten. Die Municipalilät von Messina hat die Theater schließen lassen. In der Ilnivcisilät Calanin findet morgen kine Gedächtiiißseier sür Len Kaiser Wilhelm stall. * Rom, II. März. DaS ainlliche Blatt veröffentlicht eine königliche Verordnung, nach welcher eine zwanziqlägige Hostrauer von morgen ob angelegt wird; auf dem königlichen Pala'S und de» StaalSgcbäude» werde» die Flaggen aus drei Tage hindurch aus Halbmast gehißt. Der Bereu, der „Periodischen Presse" drückte Lein beu'.lchni Botschafter sei» Beileid anläßlich deS HinscheiSens des Kaisers Wildelm und seine Sympathien sür den Kaiser Friedrich aus. * London, ll. März. Dcr Prinz Albert Victor, Sohn des Prinzen von Wales, begleitet seine» Vater zu Len Beisetzung« seieriichkeiien nach Berti». * Petersburg, ll. März. Der „Regierung-bole" veröffentlicht die Ansage einer vierwöchcnlliche» Hoftrauer wegen Ableben- des Kaisers Wilhelm. — Ein allerhöchster Tagesbefehl im Miütairrefförl ordnet an: Zum Andenken an den verstorbenen deutschen Kaiser behält das 5. Kaluga'sche Insantcrie-Reqinient sür immer den Namcu Kaiser Wilhelm I. Die gesammle russische Armee hat um de» ver- storbenen Kaiser vier Woche» Trauerz-ichcn am linken Aermel zu tragen. DaS Kaluga'sche Regiment und das 37. KricgsorLen Dragonerregiment. deren Chef der Verewigte war, sollen die Trauer ans 5 Wochen anlegen und zwar während dcr ersten drei Tage volle Trauer resp. sollen beim Salutircn die Musik nicht spielen, die Trommel nicht gerührt und die Hörner nicht geblasen werden. Am Tage der Beisetzung bat die g-sammte russische Armee volle Trauer aiizuleqen und die Musik nicht spielen zu lassen. — Ein Tagesbefehl giebt ferner die Ernennung deS Kaisers Friedrich Hl. z»n> Lbes kes Petersburger Grenadier-Reginienis und deS Kaluga'sche» Re giments bekannt. — Der „RegierungSbote" bringt mit Trauer- raud einen Nekrolog auf den Kaiser Wilhelm, worin gesagt wird, das Ableben deS ehrwürdigen Monarchen, welcher einer der cisrigste» Bewahrer des europäischen Frieden» war, werde die ganze W/It mit Trauer ersülle». Der verewigte war während seiner ganzen kangjährigen Regierung ein treuer Freund Kaiser Frie-rich's Heimkehr. * Ucber die Neise deö Kaisers nach Cbarlotten- burg verzeichnen nur noch die folgenden spcciellerrn An gabe»: * Berli», tI. März. Ter Zug tras inMailand 4 Uhr 33 Min Nachm, eiu. Am Bavuhoje war der Herzog von Aosta mit der gesammlen Grucralilät und den Lsficlerr» der Garnison anwesend. Eine Com- pagni- Iuisvikrie rrwicS die Miliiairlscheii Ehrenbezeigungen. Der Herzog vcn Aosta stieg in Len Salonwagen des Kaisers und verblieb daselbst 15 Minuten Alsda»» begleitete dcr Kaiser den Herzog Amadeus bis zur Thur de- Wagens, woselbst er die Lsficicre und das Publicum huldvoll begrüß:«. Dcr kaiserliche Zug sitzle sich nach 4'., Uhr wieder i» Bewegung und passirie am Abend 7 Uhr den Bahnhos von Brescia. Die Behörde» brachten dem lästerliche» Paaic ihre chrsiirstilevolle Begrüßung Lar. Um 8 Uhr 5 Mm. lras der Kaiser in Verona cm. Zur Bcgiußuiig halten sich der Piäscct, der Bürgerimister, General Pianelll und andere Nolabilnäieii aus dem Bahiihosc eingeiunde». Nachdem der Thcc »n Salonwagen eingeiioiiimeii war, setzte sich der Zug wieder in Bewegung. In Innsbruck ist der Ez'liazug des Lenliche» Kaisers heule sruh 5 Uhr e,»getroffen und hat »ach erfolgtem Majchiiienwcchscl die Fahrt sorlgesetzi. In München lras der Ezlrazug 8 Uhr 30 Mniulcu Morgens ein. * AuS München wird ur.S vom II. März geschrieben: Bei herrlichem Weller, lachendem Sonncnichein und milder FrühlingSlusl tam heule Morgens um 8 Uhr 32 Minuten, also Mit einer Verspätung von 12 Minute» gegen die srstgclctzle Zeit, der Soiiderzug an, der »ach mehr als halbjähriger Abwesenheit den Kronprinzen, jetzigen Kaiser Friedrich 111.. wieder aus deulschcS Gcbiet beachte. Der Exlrazug, auS zwei Maschine», einem Gepäck wagen, zwei Salonwagen und mehreren Waggons 1. und II. Llassc bestehend, sichr ans dem Landshuler Gleise des LentralbahnhoscS ein, das durch Holzbalken und zahlreiche Ge»dari»erie-Ma»nschast voll kommen ahgkiprrrt war. Dicht gedrängt harrte eine kolossale Mcnschcniiiassc in den verschiedenen Wartcsülen und i» der Umgebung de- Bahnhofes der Ankunst des Kaisers. Wenige Minuten vor der Enisahrt dcS Zuge» betrat Ihre Majestät die Königin-Mutter, in liest Iraner gekleidet, mit langem Schleier in Begleitung der Hofdame Gräfin von der Mühle und des Oberhos »icstlerS Grasen Pappenden» den Perron. Um Ihre Majestät reihte sich sodann das Personal dcr preußischen und engliichen Gesandtschaft, Proiessor von Lenbach, die glaslichc Familie Kalkreuth, der Polizeidirector 1»r. v. Müller und General Wmtcrseld und Major Bilinghoff, welch letztere Herren von Berlin bis hierher dem Kaiser ciitgegengesahreu waren. Dcr Sonderzug fuhr unter erstickendem Qualm und Rauch ein. den der Wind von den Rangirmaschinen in die Halle schlug. Als dcr Zug hielt, trat der Kaiser, welcher die kleine Generalsunstorm, geichiuiickt mit dein Großkreuz des Eisernen Kreuze- an der Kette des Schwarzen Adler-OrbenS, trug, in de» Fond deS ersten Salonwagens. Bcgreisllcherwcise richteten sich aller Anwesenden Blicke in diesem Momente aus den Träger der deutschen Kaiserkrone. Ter Kaiser siebt im Ganzen vorzüglich au-, seine Haltung ist wie immer stramm, dcr GesichlSausdruck milde, die G.sichlSsnrbe etwas bleich, vielleicht auch durch die lange Fahrt etwas ermüdet. Der Kaiser- Bart ist mit vielem Grau durch mischt. nicht völlig weiß. Freundlich dankte dcr Monarch den Herren dcr preußischen Gcjandlichafl, welche ihre Glückivünside den, neuen Herrscher ousjprach-n, durch Händedruck. Kaum war diese Begrüßung beendet, da bat Kaiser Friedrich die Königin-Mutter Marie zu sich m den Wagen und convcrsirlc inii Ihrer MaMnt ca nenn Mumie» lang. Mittlerweile erschien in ticse Trauer gekleidet tue Kaiser,» V cloria im Salornvage». Sie begrüßte die Königin Mutter und nahm dann die Condolenz- bczcigungen, sowie die Glückivüiiickic der preußische» Gcsandljchalt enlgegen. Die Herren küßlen Ihrer Majestät ehrsurchtsvoll die Hand, woraus Exccllenz Gias Weriher» m de» Wagen besohlen wurde. Inzwischen wurde von mehrere» Bahnhoikellnern aus Silber platten da- Frühstück in die Wage» gercichi. Tie Königin.Mutter begab sich hieraus in den zwecke» Salomvaqe» und bcgrußle in Huld voller Weise Morell Mackenzie, der siir d>,se Auszeichnung verbind lichst dankte. Noch kurzer Verabschiedung trat Kaiser Friedrich freundlich grüßend an das Fenster, und um 8 Uhr 46 Minute» ver ließ dcr Zug, dem ein Kuchciiivage» aiig-hängt worden war, mit neuer Malchiae den Münchner Cenlralbahnhvs. Als die vicltausend köpsige Menge des Kaisers ansickiNg wurde, erschallte» brausende Horbruse, die Se. Majestät mit Kovsnicken erwiderte. Bald nachher umdüsterte sich der Himmel, es schic», als habe er den lachenden Sonnenschein nur zur Begrüßung de- neuen Kaisers aus Müncheiicr Boden gesandt. Tie Tausende begannen dann eifrig gesticulirend nach den Zeiluiig-expedilioiic» und Kiosken zu wandern und. schienen eS kaum erwarten zu können, Details über das kurze Verweilen des Kaiser» zu erfahren, ein Wunsch, dcr io ziemlich uubesriedigt blieb, da die wenigsten Zeitungen sich zur Au-gabc einer Extra»«,inner entschlossen. * Hos i. B., 11. März. Der Extrazug mit Obren Majestäten dem Kaiser, dcr Kaiserin, sowie dem kaiserlichen Gefolge traf um 2 Uhr IO Min. hier ein. Ans dem Perron ^ waren Tausende von Menschen anwesend. Die Majestäten in Mutze und Unisormmantel sah gut auS. Die Piil>;en süßte» dem Kaiser die Hand und umarmten die Kaiserin. Die Majestäten begaben sich unmittelbar au« dem Salonwagen durch den mit Blumen geschmückten Pavillon nach der bereit stehende» Cquipagc und fuhren nach dem Charlottenburger Schloß. Bor und hinter den, Wagen standen G.rrdecorps. auf dem ganzen Wege eine zahllose Me»schenme»ge. Es herrschte ergreifendster Enthusiasmus. Die Prinzessin,ren- töchtcr, sowie dcr Reichskanzler, die Minister n»d da» Ge folge fuhren »ach dem Eentralbahnhos Berlin. * Ueber daS Charlottenburger Stadtschloß dursten folgende Mittheilungen der „Post" von Interesse sein: Das königliche Schloß zu Charloltenburg, i» welchem Kaiser Friedlich nach seiner Rückkehr aus der Fremde zunächst seinen Ausenthall nehmen will, ist eine Stätte aller historischer Erinnerungen, seine Gcjch chlc ist mit derjenigen des Hohc»zollernhaiise-s eng ver- knüpst. D:cs-S Schloß leitet, Ivre die Morgeiiblütier in Erinnerung bringen, iemc Entstehung von einem kleinen Garleiischlosse her. Las die Kursülsti» Sophie Charlotte ii» Jahre 1895 diuch Schlicker in ihrem Parke bei dein damaliqen Doisc Ln-tzoiv errichten ließ. Ter Bau, bei welchem niehrcrc Lomp.ignicn Solvalen verwendet wurde», wurde im Jahre 1698 vollendet und 1899 eingcwerh'. Das ur sprüngliche Gartenschloß ist noch heute als Mittelpunkt der Schloß- aiilage erhalte». Inmitten dieser stillen ttmichling und inmitten dieser reiche» Fülle gärlneliichcr Anlagen lelcke die Kursursliii Sophie Charlotte frei von jedem Zwange dcr Hof-I>quelle, virlsach in per sönlichem Verkehr uiit dein Philosophen Leibniz. Hier leitete d.c hohe Dame auch häufig berüliinl gewoideue »insikalischc A»jjul:ru»gen, hier spicllc» sich viele dramalischc Aussühruiigeii. Mast, »scherze und Tanz- vcrgnüginigcn ab. Nach dem Tode der „philosvpäiiche» Königin" ließ König Friedrich l. von 1708 an das Schloß Freiherr» von Boiander zu einer größeren Anlage erweitern. Die Garten front wurde Lurch den Anbau der zwei Seileiisiüget verlängert, nach der Straßenseite euspiangen auS dielen Banlen zwei lange, rechttviiikelia vorspringende Flügel. welche de» Boilws begrenze». Dcr Südslügei, in dessen östlicher Ecke die Schloß capelle liegt, wuidc zu Wohnzimmern, der nördliche Flüg-l zu Grlellschasisrininikln ciiigerichlkt, das uiachiigc Oranger,cgrbäude mil Lei» Mitlelsalon erbaut und das alte Mittclgcbnude mit dem 48 m hohen Kiippcllhiirm gekrönt. Jin Jahre 170? wurde Las alle Schloß in seiner heutigen Gestalt fertig. Die von Cscceji prachlvoll ausgesiattetc Capelle wurde bei der Vermählung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm im Jahre 1708 esiigeweckck, bucli die Decke der prächtigen Porzellankammer rührt von Coceeji her. Nach dem Tode Friedrich'- I. weilte auch dcr Nachlolgcr desselben, Friedrich Wilhelm, oft und gern im Schlosse und erging sich mit besondercr Po«liebe i» dein Schloßpaik, in welchen! er den Fischteich eiiirichtcle. Eine bedeutende Erweiterung wurde dem Charlotten burger Schlosse in den ersten Negierungsjahre» Friedrich's des Großen (1740—1742) durch G. von Knobelsdorfs z» Thcrl: snmmetr ich zu der Orangerie aus dcr Südseite wnrde an Lei» nördlichen Flügel ern zweigeschossiger Bau, das sogenannle „Neue Schloß", angesügt. Dieser Flügel enthält unten das Vestibül, oben das Speisezimmer. Im südlichen Thecke befindet sich eine Reihe kleinerer Gemächer: unten die ehemaligen Wohnzimmer Friedrich Wckhelm's III., oben diejenigen Friedrich's 11. und später der Königin Luise. Der nördliche Theil enthält im obere» Geschosse dre „goldene Galerie" und das Schlafzimmer Friedrich's II. Der Neffe deS alten Fritz, Friedrich Wilhelm II., gab das Spazierengehen in dem Schlosspark frei. Er widmete seine Aus>i>erkiomkeil besonk-er« dem Sch-oßvarke, welchen er nach englischem Geichiirackc uinniodelle und erheblich vergrößerte. Er ließ auch das interessante Belvedere errichle» und durch E. G. Langhaus a» dcr Südseite der Orangerie da- Schloß-Theater. Der Thccpavilloii Belvedere wnrde mit Bor liebe auch zu den damals beliebte» Geisterbeschwörungen benutzt. Friedrich Wilhelm III. verlebte in Charlollcubiiig an dcr Seite der Königin Luise die glücklichsten Stunde» seines Lebens. Der König verschönerte den Platz vor dem Schlosse, und noch heule wird der Platz gezeigt, aus welchem diö Königin Luise in« Parke mit Vorliebe weilte. Die einsach-häuslichen Gemächer, welche die Königin be- wolinie, werde» noch heute in uuveränderlc»! Zustande gezeigt. In der Nacht dcS 28. Octobcr 1806 halte sich Navoleon in den Ge- mach in der Köiiig'ii einquarlier«. Seine Nachirnhe soll durch ein Uhrwerk arg gestört worden sein, welches plötzlich die Werse eines preußischen MililairmarscheS durch die Stille dcr Nacht erklingen ließ. Am 10. Januar 1810 zog das Königspaar wieder in das Charlottenburger Schloß ein. Al- Friedrich Wilhelm III. »ach deS Krieges Stürmen dann wieder nach Charloltenburg zurückkehrte, war er allein: seine Linse war schon süns Jahre vorher zur ewigen Ruhe ringcgangen. Allein woänte dcr Monarch auch am 8. Juui 1815, der Confsimation des Prinzen Wilhelm, unseres jetzl verstorbenen Kaisers, in dcr Schloß- cavclle bei. Im Jahre 1810 ließ Friedrich Wilhelm IN. durch G »tz dos weltberühmte Mausoleum und l825 durch Schinkel nordwestlich von« „Neuen Schloß" ein kleines Lavalierhauü erbauen. Auch Liese Ställe ist noch unversehrt erkalten: an ihrer asten Stelle sind noch die zahllosen bildnerischen Geschenke des russischen Kaisers wie aus dem eiasachen Bell die Decke de» KömgS, welche einst vo» der Königin Luise als Tuch benutzt worden war. Als Friedrich Wil helm III. am 7. Juni 1840 starb, fand er seine letzte Ruhestätte »n Mausoleum an der Seile seiner Luise. Friedrich Wilhelm IV. weilte gleichfalls viel und gern im Schlosse zu Charloltenburg und unter ibm öffneten sich wieder die 50 Jahre verschlossen gewcscnei! Pforten dcS Belvedere. Die Wohnzimmer Friedrich Wilhelm'- IV. sind in ihrer ehemaligrn Einiichlnng bi- aus die kleinsten Dinge des täglichen Gebrauchs noch wohlerhalten. Nach dem Tode de- kunst sinnigen Königs, dessen umsosiende Erweiterung-Pläne nicht zur Aussrihr»ng gelangten, wurde das Schloß zu Charlottcirhurg Willwcu- sitz der Königin Elisabelh, welche ini Jahre 1873 hier ihr Leben aushauchte. Nach ihrem Tode bliebe» die Schloßräume lange Zelt »»bewohnt. Kaiser Wilhelm ließ in der Schloßrapellc seine einzige Tochter, die Großbeizogin von Bade», cinsegnen. und zeitweise nahmen auch hohe Herrschaften wieder im Schloß Quartier, nameick lich Fürstlichkeiten, welche zu Hohen Hoilesilichkeile» nach Bcrckn kamen. Auch Prinz Wilhelm Halle drei Jahre hinlerciiiaiider ans mehrere Wochen daselbst Wohnung genommen, ebenso daS rumänische König-Paar bei Gelegenheit des 90. Gchurlsiagsscstcs des K-iiseis Wilhelm. Seit dem October 1882 hat bekannllich der Schwiegersohn dc- jetzigen Kaisers, Eck-Prinz Bernhard von Sachsen Meining- n. mit seiner Gemahlin dauernden Aufenthalt in dem olle» Königsschlossi- genommen. Nach seinen traulichen Räume» richlel der schimrz- gebeiigie Kaiser Friedrich III. seine erste» Schrille nach langer Ab wesenheit a»S der Heimalh, um hier die ersten schmerzliche» Acte zu vollziehe», welche der Wandel seines Geschicks von ihm verlangt. TicieS Schloß hal sich lreh seiner Größe de» Charakter Lcs Landsitz s getreulich bewahrt, das Innere desselben ist reich und inlcrcssaitt gestaltet. Wie da- Weik „Berlin und seine Ba»!c»" her- vorliebt. bat der alle Schläter'sche Ba» zun, größeren Tdeilc noch seine ursprünglich-n Barock» coralionen. die um so werihvoller sind, als dirickbe i znineist von Schlicker'- eigener Hand herrühren dürften. D e von Eoiander decoririen Raume zielen ans derbere und rohere Effecte, weisen aber viele originelle Emzeldeilen, namentlich treffliche Schnitzereien auf. WaS von Knobclsvorss's Dekorationen erhallen ist, »aincntlich die „goldene Galerie", zählt zu den Perlen des Rococo. Der Sonntag in Lettin. Na-äruS verl-oleii. Berlin, ll. März. ES ist sieben Ustr Morgen-. Die ! Straßen Berlin-, welche wir durchwandern, sind jeht noch einsam, rin seiner, Lnichkringender Regen sprüht wiederum beruieder und läßt die Wasserlachen, die sich über Nacht aus ! Damm n-id Trottoir gesammelt, noch mebr nnschwelkea.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder