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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-14
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1888
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Vierte Grillige zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 74. Mittwoch dm >4. März 1888. 82. Jahrgang. Zum Tode Kaiser Wilhelm'-. * Die Theilnabme an der Trauerseier in der Ber liner Hos- und Dom kirche muß. den räumlichen Verhält nissen entsprechend, sehr beschränk! werken. Die Kirche saß. Alle« in Mein, einschließlich der Empore». 1800 Plätze unk die Zahl der unumgänglichen Thettiiehmer übersteigt deren« die Zahl dieser Plätze um 12ÜU. — lieber die Beisetzung de» Kaiser» Wilhelm sind die iviverlprechendslen und unzulrefsendslea MiUheilungrn verbreitet. Fest steht di» j.tzi nur. daß der Trauerconduct nach dem Mausoleum am Freitag stallfinten wird. Einzelheiten aber sind noch nicht sesigestcllt. Falsch bürste e» vor Alle», sein, daß der Sarg bi» zur «iege-allee getragen werden und bann erst aus den Galawagen gehoben werden soll, lieber di« Ausschmückung de» Trauerwagens durch die Stadl schweben edensall» »och Verhandlungen. In der letzteren Zeit wurden «ine sehr große Anzahl Von falschen Meldungen gemacht. So ist e» nicht wahr, daß Kaiser Friedrich am Montag nach Berlin gekommen ist. Dieselben Gründe, die ihn am Sonntag Abend nach seiner Ankunft in Westend verhinderten, seinen Herzenswunsch auSzusühren, tralen auch am Mon tag der Ausführung der Absicht entgegen. Allerding hatten sich, veranlaßt durch eine irrige Notiz in einem Moraenblatte, Tausende am Dome zwischen 11 und 1 Udr am Lustgarten ausgestellt in der Hofs- nupg, den Kaiser zu sehen, aber vergeblich. Der Kaiser kam nicht. Der Bericht darüber, welcher sich in einigen Blättern findet, entbehrt vollständig der Wahrheit. --- Der Präsident de» Reichstage» von Webell-Pie-dors, legte am Montag iw Dome am Sarge de» verewigten Kaiser» einen Erinnerungskranz von Lorbeer, weißen Rosen, Maiblume» und Palmen nieder. Auf eiiiem an dem Kranze befestigten schwarzumränkerten Weißen Allarbande siche» die Worte: „Der Deutsche Reichstag seinem großen Kaiser tz g./3. 1888." Aus dem anderen Binde finket sich die SchriftjleUe au» dem Evangelium Matthäi Eapilel 28, Ber» 20: »Siehe ich bin bei euch alle Tage bi» an der Well Enke." — Der Kaiser hat mittelst allerhöchsten Ertaste» vom 11. März d. I. genehmigt, daß sür weiland den in Gott ruhenden Kaiser und König Wilhelm eine Gedächtnißseier am 22. März d. I. in allen Lehranstalten und Schulen der Monarchie stalifinbet. — Die drei Berliner Gr ob lagen haben beschlossen, daß in Folge de» Hinscheide»« de» Kaisers Wilhelm, de« Proteclor« der deutschen Frei- maurer, in den nächsten vier Woche», b>» zum « April d. I.. dir Arbeiten in sämm klicken Freimaurerlogen ruhen wer den. Die großen Logen beabsichtigen, später eine gemeinsame Trauerloge zu veranstalten. Unter den zahllosen Trauerlundgebungen beim Ab scheider» Kaiser W > helm 'S ist noch diejenige derbrrmischen Bürgerschaft hervorzuheben. In ernster Stimmung trat am Montag Abend die Bürgersckast zu einer außerordent liche» Sitzung zusammen. Alle Mitglieder waren >m Traucr- Anzuge erschienen. Tiefe» Schweige» herrschte und die ganze Versammlung erhob sich, al« Herr Präsident Heinrich Claussen da» Wort ergriff: Meine geehrten Herren l Wir find heute nicht zusominenge. kommen, unsere gewöhnlichen Geschäfte zu erledigen; dazu sind wir jetzt nicht in der Stimmung. Denn wir stehe, unter dem unmitiel- baren Eindruck eine» Lrelgnlfse», welche» olle deutschen Herzen aus da» Tiefste erschüttert hat, und diesem Gefühl drängt es uns, »ine« bescheidene» Ausdruck zu gebe». Unser vielgeliebrer Kaiser Wilhelm, dem schwere» Herzeleid noch die letzieu Lebenslage g». trübt hat, ist durch den Tod von seiner Arbeit abderuseu worden, die er bi» zum letzieu Aihemzuge nicht für beenbigl hielt. Niemals ist eia Herrscher von seinem Boike inniger geliebt und verehrt worden, al» Kaiser Wilhelm von seinen Deutschen, und niemal» Hai ein Volk zu solcher Liebe gerechtere Ursache gehabt. Durch ihn ist da» tiefste Sehnen de« deutschen Volte» erfüllt worden; er hat es erlüst von dem allen Fluche der Zerwlitterung uad Schwäche» der so endlose« Unheil über Deutschland gebracht hat; er Hot da« deutsche Re-ch in vormal« nie gekannter Einigten und stärke wieder berge» stellt, unter seiner Führung haben die Deutschen in unvergleichlichen Siegen ihre Widersacher überwunden uad längst verlorene deutsche Grrozlande zurückgewonneu. Aber nicht uur durch die Größe seiner Tbaten, sondern rbeas» sehr durch seine edlen menschitckea Eigenschaften ist er der Gegen- stand der begeistertsten Liebe und Bereirung des deutschen Voll« aewordea. Lena in ihm vereinigten sich hrldenhafte Kuhnhlit, Ritterlichkeit und Thaikrast mit einer alle Herzen bezaubernden Freundlichkeit, Schlichtheit und Seelcngröße; eine selbst im höchsten Greis »alter nicht Nachlassen»« Strenge gegen sich seiest in der Er füllung seine» königlichen Amte«, nm dem ticten Betürsiiiß. die Verdienste Anderer dankbar anzuerkrnnen und zu ehren, kte Ver trauen »nd Eyrsurcht erweckende, da« Staunen und dre Bewunde rung der Well erregende Peri»nl>cht-it des ersten Overhoupte« de» wiedervereinigten Deutschland« hat viächlig dazu deigetragea, dem neuen Reich« Glanz uad Ansehen zu verleihen und ihm die Wege zu ebnen. In der Weltgeschichte wird Kaiser Wilhelm unter de» großen Staalenbegrüurern und nationalen Helden einen hervorragenden Platz einaehmen, sür ua«, die Mulebenden, aber war er noch mebr. I» ihrem mächtigen Oberhaupt« erkannten die Deutsche» m>t Stolz und Freude eine» Man» von durch und durch deutscher Ar»; in Kaiser Wilhelm traten ihnen die besten Eigenichasteu ihre« Volke« in edelster Gestalt verkörpert entgegen. So ist er nicht allein der Vereinigen und Füdrer der Deutschen in Krieg und Frieden geworden, sondern auch ihr Vorbild in Dem, was unser Volk am höchsten achie», tu Mannbasiigkeit, Tüchtigkeit und strenger Pst chiireue »n Dienste de« Vaterlande-. So wird sein Bild im Volke fortleben, so möge e« ihm auch voranleuchten, wenn Tage ber Gefahr und de« Kampfe« kommen sollten. Wir aber wollen sein gesegnete« An denken sür immer in treuem Herze» bewahren. Den leergewordenr» Platz aus dem deutschen Throne hat nun sein edler, hochherziger, heldenniüihiger, im Lüden wie im Norden Deutschland« gleich geliebter und verehrter Sohn eingenommen, de» wir ehrerbietig al« unser» Kaiser Frndrich lll. begrüßen, und dem wir unwandelbare Treue und Anhänglichkeit verspreche». Möge Gott ihm G'Iundheit. Krall und Stärke verleihen uv» seine Regierung segnen, wie er die seine« Vater« gesegnet hat, zum Heile de« Btterlande-I Im Namen de« vürgeramte« bitte ich Sie, meine Herren, Ihre» Gesinnungen durch Annahme de« solgevden Beschlüße« Ausdruck zu geben: „Durchdrungen von tielem Schmerz über den Heimgang de« v el- geliebten Herrscher-, der de« BaierlandeS Einigung voll hoher Weis« heit vordelcitet, in weltgeschichtlichen Kämvsen begründet, durch un- ermeßliche Tugenden befestigt hat, und ersüllt von treuer An- binalichkeit und herzlicher Ergebenheit für Se. Majestät den Kaiser Friedrich, de« Erlauchten Buer« ruhmreichen Genoffen bei der Wiedererrichtung de« Denischen Reiche«, ersucht die Bürgerschast de» Senat. Le. Majestät dem Kaiser und Ihrer Majestät der KaiserlN-Wittwe de, «hrertnettgen Auedruck ihrer schmerzlichen Thrilnahme nn» die innigsten Wünsche, nut denen sie Göltet Srgea sür Deutschlands Kaiser uad sei» Hau« «fleht, zu über. Mitteln." Ich nehme an, meine Herren, daß dieser Beschluß einstimmig Von Ihnen genehmigt worden ist. Damit schließ« ich die ver- sammllliig. Die Resolution sank» einmülhigr Annahme, woraus die Versammlung schweigend ausemanberging. Telegraphisch wird un« noch Folgende» gemeldet: * Berlin, 1> Miez. In Veeanlaffung de« Ableben« Heiner Maiestit de« Kaffer« und König« Wilhelm sind Herrn Oberbürger meister p. Fnrckenbeck noch BeileiSS-Adreffen zugeganaea: vom Sindaco von Palermo, von der Giuni, zu Pegli, vom Principe di Ausson» »« Neapel, v,m Eindaeo Berprdt zu Perugia, vom Assrffore Eastagnola zu Genna, vom Sindaco zu Molseito, vom Sindaco z, Spezia * Ekraßborg, 13 März Da« Präsidium de« Lande«, ansschuise« Hai ans Grund der von dem i.'andtSautschuffe er- iheilien Ermächtigung an Ce Majestät den Kaiser Friedrich ein Telegramm obgeiand», in welchem der innigen Thrilnahme an dem schweren Verluste, welchen da« kaiserliche Hau« durch das Dabin- schr>den Sr. Majesiäl de« Kuiier» Wffhelm erlitten Hai. Ausbeuck gegeben und die Hoffnung ausgispioche» wird, daß die Regierung des Kaiser« Friedrich «ine glückliche und gesegnete sei» möge. Der Präsiden! Schlumderqer wild sich i» Bealeilung der beiden Bce- präsidenten Baron Zorn o. Bulach lVaier) und Jauaez und de« Lchnsilührer« Baron Cbarpeniier D-en-iag Nachmittag nach Berlin begeben, um der Beisetzungseier beizuwohnen. ' Petersburg, 13 Marz. Die zur Beiwohnung an den Bet- setzungSstie rlichkriirn »ach Berlin grhenden Großsürsien rrisen beule dorthin ob. — D-r erste Secrela-r der hiesigen denischen Boischasl. Gral Vitzttmm. ist Nester» nach Britin abgereist. — Am Tage ber Be setzung weiland Koffer Wilhelm'« findet in der hiesigen lutherischen Pelrikirche ein seierttcher Trauergottesdienst statt. * Petersburg, 13. März. Der „Regierung-bote" meidet: Der Kaiser Hai den Gioblürslen-Tiironsolger mii seiner Berireiung bei der Trauerseier und Beisetzung de« Kaisers Wilhelm beausiragl. Se. kotiert. Hoheit trifft zum ersten Mal tue Pslichi, als Veiirrier seine« Vater« in da« Ausland zu rrisen Außer dem Wunsche de« Kaiser«, dem Gebichtoß de» verstorbenen Monarchen dik gebührend« Achtung zu erweisen, bezeugt auch die d.vorstrdende Reffe de« Großiürsten-Thronsoiger« nach Berlin, daß die Bande enger Freund- schaff und argeuseiligen BerirauenS. welche beide regierende Häuser längst verknüpfen und welchen Kaiser Wilhelm bi« zum letzien Aldemzuge treu blieb, »ich: minder fest bleiben werden de, seinem Nachsolger. Diese Baude sollen wie früher ein Uuierpkand sein der dauerhasieu und IritdOchen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland, welche so noihwendig sind sür ihre beideiieinge Wohl- sahn und zur Abwendung jeglicher inieriialioualer Eoiilpttcatwnen. * Haag, 12. März. Die beuiige Sitzung der Ersten Kammer wurde von dem Präsidenten nut einer Ansprache eröffnet, in welcher derselbe dem ausrichl-q,» Beileid über da« Adlet», n de« Kaffer» Wilhelm und de» besten Wünschen sür den Kaiser Friedrich Aus druck gab. Der Präsident ersuchte die Regierung von den Gesüdlrn der Kamnier der Regieiuug de« deuischeu Ka sei« keiinlmß zu geben. Der Minister de« Auswärt gen erimd rte, die königliche Regierung schließe sich den ausgedruckie» Empfindungen der Kammer von Herzen an und werde dem Wunsche der Kammer ungesäumt entipr chen Der Lhes de« mililaiiilchen Hasst at« de« König«, B,ce-Ac>Miral von Lnpellen, begiebt sich mvige» nach Berlin, um de» König bei den Be>sitzu»q1se>erlichkciien zu vertreten. * Stockholm, 12. Marz. Der Generalabjutaitt und Ches de« Miliiairstaai« de« Königs, Generallieut naut Gras Lagerberg, ist heule in Begleitung de« Lieutenant» von der Sven-Leidgarde, Aras Ebrensvärd, noch Berlin abgereift, um ei» Lonbolenzschreidco de« Königs von Schwede» zu üocrbringen. * Florenz, 13. März. In Folge eine« einstimmig gefaßten Beschlüsse« de« Municipalrathe« sandle der Bürgermeister, Ma,q„i« Torrigiani, ein Telegramm o» den italienischen Bolscha'ter m Berlin, Grasen de Lounoy, in welchem die Municipilität und der Municivalrath von Florenz ibren ehrsurchlsvullen Giuß krm Kaiser Friedrich, dem Freunde de« König« und ganz Italien«, entbieten. * Rom, 12. März. Der Kronprinz wird morgen Abend nach Berlin abreiseu, um den König bei de» Leichenseierlichkeitea zu Vertreten. * London, 18. März. Die telegraphisch vorliegende Procka- motton Kaiser Friedrich'« wird von den MorgendläNern rede beffällig delprochen und al« Tocumeni de« Frieden« charakierisirt Daily News" meint, Kaiser Friedrich wisse dir Bedürfnisse seiner Zeitgenossen zu schätze«; die« zeige der Erlaß. „Standard" preist den Ge.st einlach reinen Ernste«, der nicht ermangeln werde, einen tiefen Eindruck zu machen. ,,T>me«" hebt hervor, der Tnronwechiel werde keinen Wechsel ln der auswärtigen Politik de« deutschen Reich« bringen, die Bundesgenossen de« Reich« könnten mit völligem Ver trauen daraus rechnen, daß die Beziehungen unverändert blieben; der Sohn werde dieselbe Stütze sür den Friede» Europa« sein wie der Baier. * London, 12. März. Der Prinz von Wale«, der Prinz Albert Victor und der Kro»vrinz von Dänemark begeben sich am nächsten Dienstag zu den Lcichenseierlichketlen »ach Berlin. Ja der deulichen Kirche im St. James Palast wird »u derselben Zeit, wo tn Berlin die Leichenseierlichkriten sür den Kaiser Wilhelm statt, finde», ein Trauergollr«bieiist adgehaltca werden. Zunnächst muß er bei dem sehr unfreundlichen Wetter täglich noch Lbarlottenkwrg sadren. Der Fürst da» seit Sonntag Mittag kann, zehn Stunden Ruhe sich veigünnl — und dock, ha» sein Leibarzt idm vor All. m Riihe und tdunlickste Beschränkung der Geschäfte zur Pflicht gemacht Dock mnß nicht auch ber Kaiser olle Rücksicht aus seine« köip-rlichen Zustand außer Acht lassen, weil e« die harte StaalSralson gebiet, >? Auch heuie ist Füist Bitmarck wieder z» zweistündigem Borirage nach Eharlotlendueg geeilt. — Die Präsidien ber drei Parlamente haben Audienz beim Kaiser nachgesuchi Noch oder strht e« »ich! fest, wann ihnen dieselbe gewährt werben kann. Die ganze Nach» hindurch und heute den ganzen Tag bot e« ununterdrech-n geschn-il, und dabei ist e« windig und diiierkatt Da« bä:t aber die Berliner nicht ob, stundenlang in der Um ,edunq de« Dome« zu darren, um die Möglichkeil zu gewinnen, noch einmal dsu oerewiaten Kolter zu lebe» und AbiltncL zu nedmen. Der ganze Schlvßplatz. der Lustgarten, die Schlußireihrii, die Buegstraße ist von der dichien Menichenmenge besetzt An ein» Passage ist nicht zu denken, der Wagenveltebr in weitem Umkreise um den Tom selbstverständlich euigeiiellt. Am Freiiag ersolgl, wie bereit« ge meldet. die Beisetz.ing der sterblichen Neste im Mausoleum zu Ebarloilen urq. Dann aber ruft die tägliche Pflicht wieder zur rauhen Arbeit de« Tages. So schwer es auch ungehea mag mit der riesen Trauer im Herzen. Am Montag bereits wird der Re chSlag wieder seine Ai deilen ausiichmrn und — beendigen, am Dienstag soll die Session geschlossen werden. » « » * Aus Berlin, 12. März, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Volk und Fürsten in Deutschland bade« et al« Trost und Er- Hebung empfunden, daß die gesammie gsittete Welt m» ihnen de« He mgang de« edel» Kaisers Wildelm betrauert und dieser Empfindung so beredlen Ausdruck verlieben bat. Der deniiche Reichs- lag, als die deeusenste Berireiung der denischen Nation, wird >« sich zu» Pflicht rechne», lür diese Beweise der Altilung und Verehrung, weiche alle Bö ker der Erbe um Large Wilhelm'» l. aiederlegle», den Tank des d-ul ch n Volkes zu bekunden.— Bei dem andauernd leidende» Zustande Kaiser Friedrich'«, sür den ber p ötztich wieder so rauh ausgelreieue Witter devp Ite Torqsult und Aiisi,ir>kiai»ke t eriorder- lich mach!, w rd die Frage iiolnrli.N wetter eröriert, die seit längerer Zeit di' Sff mlich, Meinung bcichäsligi, ob bei Kaiser sich nichi >» der Besorgung der RrgielUngSgkichu'le veilielen lassen werde Diele Ber- lreiuiig ist n cht zu v.rwechsel» m l einer Rc lenlichail. Sie entspringt der Wrllensm inrrng de« Ka sers ausschtt ßttch. und ber H arscher würde slaaisrecklttch an keinerlei Borichmlen bezüglich der Person iern.» B.Nitlers ober des Umfange« der G. schälte, in welchen er sich vertrete» lasten wollte, gebunden sein. Es wäre selbst denkbar, daß er die Beruetung iheilie. Wmn übrigens Kaiser Friedrich dauernd in der R sidenz verbleibt und Nicht wieder zur Kräftigung seiner Gesundhrit ine AuSianb zu reisen genöihiat sein wird, so >tl die Siellverlreiung üderhaupi weil weniger wahischemlich, als sie e« im andern Falle sein wurde; denn ber Kaiser ist körperlich sonnst hergestelli dag er die ivichttgen Geschäfte selber erledigen kann, wenn er rcgelmäß ge Verträge der teilenden Minister enigegenmmint. « « » * Berlin. 13. März. Sr. Majestät der Kaiser nabm Bor miltag« den Vortrag de» General major» Winterseld entgegen und erlheiil« da raus dem Fürsten BiSmarck und dem Felvmar- schail Mollke Audienzen. * Wir knüpfen an die vorstehenden Mittbeilungen noch einen Brrickl. den un» unser Berliner Eorresponvent au» Berlin vom DrenStag zngeben läßl: Die Proklamation de» Kaff,r» und der Erlaß Sr. Majestät an de« Fürsten Bismarck wurden in Berlin gestern noch in später Abendstunde bekannt. Wenn e» etwa» giebl, da» da» Bild, welche» >m Heizen de» denischen Volk« von Kaiser Friedrich lkbi, Verliesen, die ehrfurchtsvolle Bewunderung, die heilige L ebe zu ihm erhöhen kann, io ist es sein hochherzige» Wort „An mein Volk", so ist e« der Erlag, welch, r dem Fürsten Bismarck die Gen, diaqen der kü»s ligen RraierungSsührung kund giebt. T>ei ergriffen ist da» ganze deutsche Volk. Und die ganze civilisine Welt wird diesen Ausfluß tante-väterlicher Liebe und wah'hasier staalSmännffcher Weisheit preisen, sie wird Deutschland beneiden um eine» Monarchen, wie Kaffer Friedrich e» ist. Die meisten Morgenblätter begnügen sich dam», die beiden well geschichtlichen Aclenstücke miizuthriten. ohne die große unm ttelbare Wirkung derselben durch irgend eine» Lowmenior aliziischivächen. Abrr allseitig ist ivsort erkannt woide», baß Kaiser Friedrich ebenlo wie der Begründer de- denischen Reiche« die Wahrung l»S Frieden« nnd die Förderung aller Jrirbeiisweike al« seine erste und haupt sächlichste Ausgabe ansi,hi. Mit Rccht wird hervorgehoben, baß d>e Schlußwort» de« Erlasse« aa den Fürsten Bi-mnrck an ganz Europa gerichtet sind. Wertlwoll und nkkung-voll für Deutschland und ganz Europa sind auch die Worte, daß der Kaiser zur Berivirklichunq seiner Ab sichten aus die Unterstützung de« Fürsten BiSmarck rechnet. Diese Beisicherunq ist von unschätzbar,i» beruhigenden Einfluß. Vor Allein wird die au-wärlige Politik sich in denield.-n Bahnen bewegen wie bi-her, und auch im Jinern ist der Kaller weil entfernt davon, einen „Shslrniwechset" anzuküudiaen. Tie V r- waltungS-, Finanz- und Socialpolitik wird ihre dislierige Richtung bkibehalten Bei alledem aber werde» alle Extreme weit abgemnffeii, und besonder« erinnert Kaisrr Friedrich an den von dem Hau!« Hohenzollern von jeher hrilig gehaltene» Grundsatz relia'öler Duldung. Der Kaiser denkt zunächst nicht daran, d»« Ministerium zu wechseln, und e« liegen ja auch vorläufig noch gar viele andere Ausgaben vor, welche der Erledigung darre». Kaiser Friedrich'« Befinden giebt keinen Anlaß z» unmittelbarer Besorg»,ß, immerhin aber ist giößt- mögliche Schonung eisorderlich, zumal nach der anstrengenden Reise, dem eiligreffenden W chiel de« Klima« und der großen Summe »euer Ausgaben und Anstrengungen, welche dir Ucbernabme de- Throne« »bin otffbürdet. Und ebe,ffo wenig wie der Kaiser denkt Fürst BiSmarck daran, in dielen schweren und kritischen Augenblicken eine Trennung kierdeizusührrn und leine Dienste dem kaiserlichen Herrn und dem Ba,.rlaiide zu entziehen. Da« muß au-orücklich betont werden gegenüber gewissen Gerüchten, welche von mancher Seile ge flissentlich in Unilank geietzi werden. S« ist ganz eikl-ilich, daß der Fürst, welcher in l» Tagen seinen 74. Geburtstag seien, iiifolgt der ungeheuren Ankrrgungrn, welche die letzw Woche mit sich trachte, körperlich recht sehr angegriffen ist, nnd Laß idm der Dienst, welcher setzt oußerordenlliche Bnsorberungen auch an keinen Körper stellt, idm rccht schwer wird. Aber et ist völlig nndereckligt. wenn nian versucht zu behaupten, die Mitlvrilung von der Erkrankung de- Füislen habe einen politffche« Hintergrund, e« muß geradezu al« unwahr bezeichnet werde», daß Fürst BiSmarck daran denn, jetzt gerade seinen Ab schied za nehmen. Hoffentlich wird e« der ärztlichen Kunst recht bald gelingen, den Kanzler wieder zu heilen. Er, der einst gesagt: „rin gult« Pferd stirbt in dcn Sielen", er wird sein hohe« Amt nicht ausgeden, so lange noch eine Möglichkeit vorliegi, daß rr dem Reick» und Staate nütz». Im Uebr'gen ist Fürst BiSmarck nicht der Mann der kal'chen Vorspiegelungen. Wenn er au« dem Dienst» scheiben wallte, würde er e« offen sagen, w e von jeder die Gerat», beit und Offenheit ido in hervorragender Weise ausgezeichnet baden. Dir wollen un« «llo nicht odn» Noid duich leichlstitiqe Preß, vbamasien beunruhigen lassen, vielmehr auch weiter der Vaterland», liebe Le» Fürsten vertrauen. Daß Kaffer Friedrich in Lbarlottenbnrq zu residiren gezwungen Ist, legt allerdings dem Kanzler »och mancherlei Beschwerden aus Oesterreich veim Lode Kaiser Wilhelm'-. * Dir ossicielle „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein Schreiben Aiemarck'S an Kalnokq vom iO. März. Der Thrilnahme Oeslerreich-UngarnS gedenkend, sagt der Kanzler, e« sei ein erhebender Trost, wie liest Wurzeln die Freundschaft der Monarchen in den Sympatdicn der Völler de» engverbündeten Nachbarreiche» geschlagen habe. Ter svo» lone lebhafte AnSdruck ver Sympathie bekunde »euerbing» die Stärke der Freundschaftsbande, welche beide Völker verbinden, welche unzerreißbar seien, weil sie mehr noch a>» aus den geschriebene» Verträgen aus der unerschütterlichen Grundlage ker Gleichbeit der Interessen, der Traditionen und Gesinnungen ker Völker beruhe». Kainoky dankte am 11. März. E« sei von hobcr Bedeutung und rin erhebender Trost sür die Zukunft, daß der au» drr innigen Freundschaft und Weisheit beider für da» Wobt ihrer Völker fürsorglichen Herrscher bervorgeaangene Bund in wenigen Iadren de» de» Bevölke rungen so tiefe Wurzeln geschlagen habe. Fest und unver diüchlich wie die Dynastien werden beide Völker zu einander stehen, einig in Ver Uederzeugung, daß die Freundschaftsbande, durch so weise Hände sür den Frieden geschlungen, jede Probe bestehen, jetzt und in der Zukunft. Mit vollnem Vertrauen erkenne Oesterreich-Ungarn ln Kaiser Friedrich den erlauchten, würdigen Nachfolger des besten Verblichenen und einen nicht minder warmen Freund seines Monarchen und seiner Völker. Auch die österreichischen Blätter geben ihrer Theil- nalime an dem Tode Kaiser Wilhelm'» beredte» Ausdruck E« mag aus diesen Kundgebungen Folgende» hervorgehodcn werden: Do» „Fremdenblalt" begrüßt die Thronbesteigung Kaiser Friedrich'« III mn einem überaus warm gehaltenen Artikel und würdigt die Tugenden nnd Verdienste de« neuen Herrscher« von ' Deuischland in ichwungvollen Worten. Anknüpsend an den Umstand, ^ d ß Kaiser Friedrich durch Bayern nach Berlin steimkehrt, weist ba« Blait aus La« unvergängliche Verdienst de« Kro, Prinzen Friedrich Wilbelm um die moralische Eroberung Bayerns sur die Sacke der deutschen Einheit hin. Nickt nur, indem er al« Feldherr Sübdeulsch- land deckle und Süddeutickland« Söhne znm Siege sühne, band er es fest an den Norden Durch seine Wärme, seine Schlichtheit, seine volksihümliche Größe habe er die Süvdeuilchen sür sich, sür sein Haus, sür da- Reick gewonnen. Das demsche Volk kenne den Kaisir Friedrich und seine Gesinnungen. „ES kennt diesen vornehme» G>ist, diese« edle Ärmütk, e« weiß, wie sei» neuer Monarch über die . Menschen und ihren Werth, über die politischen Freiheiten und ihre . Bedeutung denk» Es kennt auch seine Liebe zun, Frieden, jene lies überzeugte Liebe, welche in der Brust de« sürsilichen Feldherr« wohnt, der da« Elend siegreicher Kriege gesehen und dessen Herz zuckt bei dem Gedanken an die Wiede,kehr solchen Elend«. Ta« deutsche Bolk kennt sie und ganz Europa mit ihm. Wie ma» sagen darf, daß er Bayern dem Reiche gewonnen hat. so darf man sagen, daß Europa sei» Vertrauen ihm zugewendet erkält. Jedermann ist bekannt, daß sein Streben die FS, berung jede« Fortschrittes ist, daß er aus der Höbe der z-ttge»öffiichen Bildung steht und daß er von deni Berufe de« Herrichers den gcläuieristen Begriff gekaßl bat. Von sei» m geistigen und seelischen Adel fällt aus da« Reich ein Schimmer zurück, und die Zeichen ausrichtiger Verehrung, dir nian dein Oberdanpie Deutschland« zollt, sind sür Deutschland selbst ein Gewinn. Da« >sl die Morgengabe, die Kaiser Friedrich scinem Volke mitnringi. Ei» Kaiser hat es verlassen, den der Ziuber der Ehrwürdigkeit umgab, einen Kaiser emp'ängt e«, der eil« KeirgSmann und Frieden-iü-st jetzt schon >»» höchsten Ansehen steht. Möchte er ihm lange erhaltrn bleiben. Mit einem äußerst symvatstischen Artikel begrüß» die „Neu Freie Prelle" den neuen Kaiser, von dem sie sagt, daß er der Erbe aller hohen Eigenschaften sei,»« Baier« z» sein scheine. Der Mann, der wie kein zweiter dem deutsche» Volke sympathisch ist und der sich sogar bei dem besiegle» Feinde ousricklige Verehrung »u errknqen vermochte, der — schwer krank — dennoch unbedenklich ' seiner ersten Pst ckt entgegenreist, scheine w e kein anderer sür den d Nischen Kiiserihron berufen, lieber das künftige Verhallen de« Kaffer« könne man nur Berniuthnngen onstellen; hinsichilich seiner Stellung zum Reichskanzler bewctle das Telegramm an den Fürsten B>«maick, daß der neue Kaiser von den unsterblichen Verdiensten o e't« Manne« um Deuischland nickt weniger durchdrungen ist al« dir ganze Naiio», und daß dir Tugend der Dankbarkeit vom Vater ans den Sohn üdergegangra ist. Dir „Dentsche Zrltung" reinnrrt an den An«Ivrvch de katier» Friedrich anläßlich eine« Empsa.ige« tn Aachen, laulend: ,,U«» ist die Krone Kar,'« de« Großen übe>kom»ien. und wir werden sie schützen." Der Autipruch bekunde den festen Willen, die deniiche Einheit lestzuhalten und jeder Bestrebung aus Lockerung dieser Sruhrit ans den Kop> zu lre en. Be, drr Heidelberg r Un versttät« leier habe Kaiser Friedrich von den Schickungen gesprockcn. „welcke dem demsche» Welcn im Ringen nach jeibsiuändiger Auspiägunz verhängt gewesen sind". Im Geiste dieii« Wortes, welches 'All s verwüst, wg« deute noch uudeulsch ist an d>m deutschen Volke, werde Kaiser Friedrich wallen. Der neue dtuffcke kaffer werbe ein Kaiser der Aufklärung sein. Er trete als ein Mann, brr an« der B-rgangenbe I geschöpft, der sich in voller Eikcnntni» v « Noihwendig.» den Weg gewählt Hot. de» er besaireile» will, an duS Ruber des Reiches. ,Hn der eigenen kr.ffi, heißt es daun, >ll dem Bunde m» dem haiumverwandien Oesterreich und mit dem durch glc-che Geschicke Deuischland genäherle» glatte» Hai da« Reich eine Gewähr sür die Ueberwindung neucr Gesanre». Mit Achtung begrüßt der Gegner, m» warmem, herzlichem Zarrffe der Freund de« Reiche« den neuen Kaffer. Oesterreich st ueri Bord an Bord i»ii Deuischland, und Italien bekundet eine Begeisterung, welche nicht blo« aus die gewinnende Persönlichkeit des neuen Kaisers znruck- zusübren ist." Die „Presse" beschäftigt sich mit den Zweifeln, w iche an ver schiedenen Orien hinttchttich der politischen Eonstelttition nach dem Tode Kaiser Wilhelm s ausgelauchl sind. Sie ist der vollen Ueb r- zeugmig, daß die Tripel-Allianz in ihrem Bestände nicki bn, rt werden wird, und constakiri auch, daß die 'Besorgnisse hn s, > ilich der Folge» de« TodeSiallc« weniger in Oisterrcick-iingar» und Italien al« i» jenen Ländern emplunden werde», die mchl zur ffrivel-Allinnz gehöre». Diese Beiorgnisse seien ein indirecier Beio ,« sür da- alliett» gesuhlte FriedenSbedülsniß Was Oeitcrreich-U garn und Italien anbelangl, so weiß die gesammie politische W,li >„ beiden Siaale», daß die Grundlagen und Ziele der Trivel-Aittanz auch unter der Regierung Fricdrich's III. unverändert bleiben iv >drn. Gehört ja doch der neue Kaiser mit zu jenem »reffe von Männern, welche an der Posiiwa Deuischland« milgeschasse» haben und denen noch alle d>e Lchwierigkeiien l» Erinnerung sind, die überwunden werde» mußten, um Demichland seine heutige Stellung zu eenii >en, um jene politische Consiellatton in Euroua herbei,uirihren. welche den Frieden bishe, g wahei hat. Die Momente sind von j . n r- wäiligr, der Macht, daß selbst jene p ybologttck erklärbaren ,,weffel, die au- dem Wechsel der Jnvimduattial eni'pringen, in L>il,-reich wie l» Italien schon heute ihre Berechtigung und Wirkung verloren haben müssen." D>e „Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt: „Kaiser Friedrich übernimmt ein Reick, mächtig vurck eigene kraft, wie duich die Allianzen, die ihm Wilhelm l gestckrei >al. D» Bnnce der Freundscha'i, welche den Kaiser Franz Ioies und den König Humberl n»i Wilhelm I. veiknüpsl hatte», vereiden sich neben der Bundesgenoisenickoil auch ans Ka ser Friedend. Hoss- m ich wird e« Friedrich vergönnt sein, die Pö.kcr, welche »hm i ,i W ederbrieeien de« denischen Bodens zujubeln werden, viele Jahre lang durch die Leani-ngen des Friedens zu deatticken. Die Allianz der niillel- europaischen Mackte, da« sieht anher allem Zwciscl, wird auch unter Zrudrich nur eine Friedensliga 'ein." Da- „Neue Wiener Tagbkati" giebt der Neberzeiigung AnSdruck, daß Kaiser Friedrich und sein Sohn, Kronprinz Wilhelm, da« Vermättttniß de- Gründel« de« demichen Re ck s und de« «roßen FriebenssUrften treu bewahren werden. „In Wien, Buda- p st und Roni beklagt man den Hingang de« treu,Neu Freund,« und ist »i m in Aniisch und H ffnnng einig, sei» Bkliiiächiniß niüg: >,nler seinem Nnch'olger ausrechl bleiben und das demstt,e Reich unter ihm iorib.ühen al« der »lächiigste Hort des Wcli!eieb,nS Di: starke Zuversicht, die alle Trauerknndg, bnngen au« dem deutschen Reiche durchzieht, dass Denlsaland nickt ni t Kaiser Wilhelm ge storben sei, diele Zuveisichi lebt mich tn unserer M ilk, sie wird von den un« verbünteten grosen Bäckern geiheNi, und ihr haben auch dis kleinen Nackdarsiaaien Ausdruck gegeben, die e« zu würdigen wissen, welchen mächtige» Schutz ihnen da« große, sriedirebende deniiche Reich gewährt." Diese Kundgebungen au» dem rrn» so eng Verbündeten Oesterreich - Ungarn verdienen hohe Anerkennung und werden sicherlich vom deutschen Volke uilvergeffeu bleiben. Nachtrag )um politischen Tagesbericht. * Der .Vossischen Zeitung" wird au- Madrid. 0. März geschrieben: Soeben, in den frühen NachmittagSstunden, verbreitet sich die Nachricht von dem Tode de« Kaiser« Wilhelm 1 in den hie sigen biplomaiischea Kreisen. Schon in dcn Molgenstimden d,S henligen Tage« war durch kabellelegramm von London die Kunde von den» angeblich gestern Abend ersolg'en Ableben de« dcuiickcn Kaiser« hierher gelangt. Da die Richtigkeit dieser Nachricht indess,» an kompetenter Stille entschieden in Abrede gestellt worden und c-ns oificielle Bestätigung nicht eingetrossen war, Io glaubie man es, wie schon so unzählige Male, mit einer tendenziösen Piris-r Vöiseniiottz zu Nu» zu habe». Jetzt indessen wird die Nachricht von dem heule Morgen «rsolgien Tode de- Kaiiers als unzweilklhait in de» dip o- matischen kreiie» betrachtet. I» der englischen Boischasl sch.i'I die Nachricht zurrst eingelrossen zu sein, jedenfalls »icki viel jväier al« das Telegramm, duich welche« Peinz W lhclm die kömg-n Regenii» direcl von dem erschütternden Ereigniß tn K nniniß setz>e Der Minister de« Aeußcrn , Morel, Kalle das von dem Bo sch ist, c in Berlin, Grälen Benomar, bald nach ll ouigegeben T- - granii» kurz nach i2 Uhr erhalten und begab sich eittg zur Königin, die gerade mit dem Mm stcrveäsibeuien conjerirle, »m ihr Mu- iheilung von bim ossicieUen Bericht dcs spanischen Boffckasiers zu machen. Die Königin hatte iiidetseii schon eine halbe Liunde si»,,er ein Bellkidsiilkgramin nach Berlin sende» Insten. In de» pol sticken Kreilen überrascht die ernste Nachrichi aus da« höchste, den» iv-un auch seit dem 7. beunruhigende Nnchrichien über die Eikrank.,m, des deutschen Kaiser« ihren Weg hierher gesunden hatten, w glan, >e dock Niemand, daß die Aiislüiuiig so schnell emlreleii werde. Wenng ich Spanien nichl in besonderer Weise an den Ereignissen Teiincklands betheiliqi ist, so verhehlt sich doch hier Niemand die ivrllgeicki > li che Bedeuttllig des Dahingescheiden« de« Monarch,„, der bas König reich Preußen zur beherrschenden Slcllung erhoben, die drulicken Staaten zu einem einheitlichen Reiche verbunden bat und best n Stimme maßgebend in der ganzen We» war. Wenngleich erst die heutigen Abendblätter durch ihre Ansichten die Dieective sür die Beurtkeilung der iniernaiionalen pottlffcken Tragweite de« surchlbaren L-eign-ste« geben werden, so ist doch die allgemeine Stimmung eine der höchsten Anerkennung sür die 'Verdienste des toditn Koffer«. Man Halle hier eme andere Katastrophe als b, vor stehend voranSgeleben, im Hinblick aus dies- Beem,»Hungen über die kommenden Ereignisse ousgestelll und dabe, besonders die Anschauungeii der Pariser Presse zu G-undr gelegt. Die gegenwärtige unerwa ieie W ndung der Geschicke D ulschland« stößt natürlich die sruhe en Berechnungen zum Theil um und ma» glaubt nun an eine sür Europa weniger gesahrdrohende ruhigere Entwicklung der allg m, ncu Acickällnisj», da nian die friedlichen Grundsätze de« kriscr, ckeu Throiffolger« kennt und diesen vor wenige» Jahren hier peliö-uich schätzen gelernt hat. Tee Tod de« Kaiser« weckt in den niimaickffckett Kreisen Spaniens auch wieder die Erinnerung an den veruoiheuc i König Aston« Xll., an die Liebe und an da- Wohlwollen, da« der greise Kaffer sür den jungen spanischen Monarchen hegte und zu Wied rbolten Malen bekundete. Die nationale Ab-icigimq gegen die deustche Politik wird in den Hintergrund gedrängt und da« penöniicke Berbältniß, da« zwischen den, ätteu-n und dem jüngsten Fürsten Europas, Wilhelm I. und Alsonio XII. bestand, wird allein in Beirackt gezogen. Da« schwere L >d, da« überhaupt aus dem deutschen Kafferhause zur Zest tastet, drängt ebensall« die potttffche» Borneth-ile gegen Deutschland zurück und mit größter Spannung, mit warniem Anthett sieht man de» weiteren Nachrichten au« Berlin entgegen. Heul« auch wird h ec erst die Uebertrognng der Vollmachten de« vorstorbenen Kaffer« aus seinen Enkel, den Prinzen Wilhelm, bekannt und man überzeugt sich daran«, daß t» Berlin seil lange alle Evemualuäien erwogen worden, und daß sür jeden etwa einireiendcn Fall un Voraus alle Verfügungen getrosten sind, so daß die Befürchtungen elwo-gec innerer Unruhen und Attentate gegen die deutsche Einheit hiiiiallig werbe». — Nächst den erschütternden Nachrichten au« Bern» sind e« die Krijisgerüchie, welche alle Welt hier in fieberhafter Span nung erhalten. Der Fiiianzmimster Pnigcerver lat in d m vor gestrigen M'nistrrealb seine unwibereustiche Äl sicht, zn'ückzulrete» geäußert; Lagasta hat sich jedoch geweicherl, die Lemilsio» anz»- nehmen. Am 7. hat ferner Lanova« bei Casttllo in einer meister basten und wuchtigen Rede die mililairffchen Resorincn Cassolo« einer lorgiiliigcn und durchaus veruriheilenben Kritik iinlcrzogen. — Dem Manifest Zorrilla« mißt mau allgemein keine große polliiiche Bebeutuug bei. * Au« Warschau, 10. März, schreibt man der »Vcffsi- scheu Zeikiing": .Die polnischen Journale widmen durch-
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