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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188902164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-16
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1889
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I s, Srföbeint täglich ftüh 6'/, Uhr. Nr-arlion und Lrpkditio« IohonneSgasse 8. Sprrchliun-kn drr Vk-srlioa-. Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. v tt« NU<l»»d» k>i>«tt«"d»«r ftNan-tergU, «»cht ft» die ftledactic» »ich! »erdwkirch. ,,a,»«e der für die nS»fts«l,e«»r II,»»er drstlmmten Inserate an S»che»ta>en hts 8 Uhr Nachmittag». » Lo»»- und Festtagen srüh dt»Uhr. Z, !>rn Filialrn für 3ns.-^nuahmr: ttta Klemm. llniversttätsstraße 1. Laut- Lösche. Aatharinnlstr. 23 Part. u»r> König-Platz 7, nur bis '/,S Uhr. Kipligtk Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement-prei- vierteljährlich 4»/, Mk. iael. Bringerloh» 5 Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Taqeblatt-Forniat gesalztl ohur Postbeiörderuag M Mk. uttt Postbeiörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 2V Pf. Mrößere Schriften laut uns. Preisv-rzerchaiß. Tabellarischer u.Ziffernsatz «ach höherm Tarif. Nerlamen unter dem RedactionSstrich die ftgelpalt. Zeile 5VPj„ vor denFamilien » achr > chte» die Ogcfpalteae geile 40 Pf. Juierate stad stets an die Ax-edtttan t" sende». — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahlung praemuueruvrio «der durch Post- nachuahme. 47. Sonnabend den 16. Februar 1889. 83. Jahrgang. Zur gkWgkli Veachtullg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 17. Februar, Vormittags nur bis Uhr öffnet. LxptztMloli äes I-tzlprlxvr Amtliche Bekanntmachungen. Vrkanntmachung. Nachdem die am 4. December vor. I«. zur Verpachtung versteigerten städtischen Wiesen lheils den Höchstbietern zu» geschlagen worden sind, theils darüber anderweit verfügt worden ist, werden in Gemäßheit der BcrsteiqerungSbevingungen die unberücksichtigt gebliebenen Bieter hiermit ihrer Gebote eMffen. Leipzig, den 12 Februar 1889. Der Rath der Ltadt Leipzig. tb 550. j)r. Georgl. Krumbiegel. Bekanntmachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Ferdinand Bruno Kirbach, Lehrer, Berliner Straße 42, hier, aut dem von ihm bisher bellcidelen Amte eines ArmenpflegerS im 8./t0. Districte entlassen worden. Wir spreche» ihm biermit unseren Dank für die unserem ilrmenwesen gewährte Mitwirkung auS. Leipzig, am 13. Februar 1889. DaS Arnren-Dtrectortu«. Ludwig»Wols. Artus. Städtische Sparcaffe beleiht Werthpapiere unter günstige« Bedingungen Leipzig, den 14.' Januar 1889. Die Tparcaffen'Depvtatton. Aidlilche «kalschiile, N-rdltrihr 37. Mittwoch, den 20. Februar, früh 8 Uhr Aufnahmeprüfung. P-rin und Feder sind mitzubringen. Die Ausnatmiepraiung im viniriilkbäudt umfaßt auch die Schüler der sndvorstävlischen Z»e>,anstatt, süc welche ich übrigens wettere Anmeldungen „och jederzeit entgegennehme. I)r. I'kalr, Direktor. Steckbrief. «egen den Fleischer Kranz Julius Springer, geboren in Hainichen bei Lhrmintz am 6. Juni 1863. evangelisch, zuletzt in Palle a/S. wohnhaft, welcher flüchtig ist. ist die Untersuchungshaft wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften und in daS Gerichts Kesiiigmb zu Halle o,S. abzuliesern und zu den Slrasproeeß-Aclen — U I 148/88 — Nachricht zu geben. Halle a/S., den 11. Februar 1889. Königliche Staatganwaltschast Steckbrief. Segen den unten beschriebene» Handelsmann stduard Jacobh au- Desiau, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Hehlerei verhängt. S« wird ersucht, denselben zu verhafte» und in da- Amtsgerichts« Sesäiigniß zu Jeßnitz in Anh. abzuliesern. Jeßnitz, den 14. Februar 1889. Herzogliches Amtsgericht. Sanftenberg. Beschreibung. Alter: 42 Jahre. Größe: ca. 1,68 m. Statur, kräftig. Haare: schwarz. Stirn: niedrig. Bart: schwarzer starker Lolibart. Kinn frei, Backenbart kurz geschnitten. Augenbrauen schwarz nnd stark. Augen: braun. Nase: groß. Mund: groß. ' .ne: desect. Kinn: länglich. Gesicht: länglich, hervorstehende iackeukuocheu. GesichiSsarbe: gesund. Sprache: deutsch. Kleidung schwarzer niedriger Filzhut. langer brauner Ucberzieher, dunkclgraue Hose, Stiefeln. Besondere Kennzeichen: schleppender Gang. Die Vorgänge in Pest. DaS ungarische Parlament hat sich von jeher durch die Reizung zu Ausschreitungen bemerkbar gemacht. Die Ursachen liegen klar zu Tage, sie sind einerseits in dem lebhaften Temperament der Magyaren zu suchen, andererseits in der Polnischen Unreife derselben. In keiner andere» Volks vertretung Europas begegnet die Regierung gleich ungestümen Zragern m Bezug auf internationale Angelegenheiten; in Zeiten, wo die Regierung mit den größten Schwierigkeiten ui kämpfen hat. wo das unbedingte Gckeimniß schwebender Verhandlungen die Voraussetzung d«S Gelingens ist, treten >« ungarischen Reichstage stets zudringliche Abgeordnete auf und quäten die Minister mit Anfrage», die nur durch die geschicktesten Antworten unschädlich gemacht werden können. TiSza hat in dieser Beziehung einen ganz erstaunlichen Grad von Gewandtheit bewiesen- er hat die Frager stellt und dennoch daS Geycimniß bewahrt, dess« zusriedengestellt und dennoch das bVehcimnltz bewahrt, dessen Hütung ihm anvertraut war. er genießt deshalb bei feinen Parteigenossen die größte Verehrung und hat sich die Hochachtung aller europäischen Regierungen er worben. Nun sollte man denken, daß eine in jeder Hinsicht vorzüglich« Amtsführung, wem» sie durch so glänzende per sönliche Eigenschaften unterstützt wird, wie sie TiSza auszu weisen hat, als da sind: liebenswürdige Formen, ungewöhnliche R deqabe, fast unfehlbare Scklagsertigkeit, dabei unerschütter liche Rübe und Besonnenheit bei stürmischen parlamentarischen Austritten, zu wachsender Anerkennung der hohen Verdienste des ManneS bei seinen LandSleuten sichren und seine Volks, tbümlichkeit täglich fester begründen sollte. Das ist aber selt sanier Weise nicht der Fall, wie die Verhandlungen deS Abgeordnetenhauses über die Wehrgeletzvorlage gezeigt baden Tie politischen Gegner T'Sza'S sind seiner Alleinherrschaft überdrüssig und wollen selbst die SlaalSregierung lcilen. Die Grasen Bpponhi, Zickiy, Karolyi und Andere sind der Mei nung, daß sie ,hre Fädigkeit zur Regierung deS Landes auch einmal praktisch erweisen sollen, damit die Magyaren sehr», laß eS auch außer TiSza noch tüchtige Männer im Staate «lebt. Leider würde aber ein solcher Umschwung von Folgen begleitet sein, welche sich mit den Ausgaben und Zielen der Gesammtmonarchie Oesterreich-Ungarn nicht vereinige» lasten, und deshalb wüsten cS sich die Vertrelcr der Minderheit an lärmende» Scenen genügen lasten, wenn sie ihrem Unmuth AuSdruck gebe» wollen. Schlechter konnte der Zeitpunct zur Kundgebung der Üblen Laune rer Opposition nicht gewählt werben, als während der Anwesenheit deS von Gram gebeugten Kaisers und Königs in der ungarischen Hauptstadt. In seiner bekannten milden und herzgewinnenden Weise batte denn auch Kaiser Franz Joseph beim Empfange der Präsidenten der beiden Häuser deS ^Zarlamenl- die Erwartung ausgesprochen, daß die Volks vertretung in dieser trübe» Zeit mit weiser und besonnener, den Anforderungen der Lage entsprechender Aussastung seine Absichten und seine Regierung, welche sein volle« Vertrauen besitze, in dem gemeinsamen Interesse Aller unterstützen werde zum Wohle deS Vaterlandes und der Monarchie. Und damit auch die Ruhestörer von Berus sich nicht darüber beklagen könnten, daß sie nickt rechtzeitig gewarnt worden wären, äußerie der Kaiser dem Oberbürgermeister von Pest gegenüber, er hoffe, daß die Hauptstadt zur Linderung der Trauer deS KönigSpaare« durch ihre Haltung die jederzeit bclhäligle An hänglichkeit und Treue beweisen werde. Leiber sind beide Kundgebungen von allerhöchster Stelle in den Wind geschlagen worden. Der Vertreter der Oppo- ition im Abgeordnetenhause Ugron machte am folgenden Tage dem Ministerpräsidenten zum Vorwurf, daß er jede Gelegen heit benutze, um den König m den Parleikampf zu ziehen und ihm Rede» in de» Mund zu legen, die nur bestimmt sein könnte», aus die Wahlen einzuwirken. AlS diese Worte die gebührende Zurückweisung von den Mitgliedern deS HauseS und vom Präsidenten desselben erfahre» halten, unterfing ich Ugron, zu sagen, daß eine Regierung, welche sich mit der Autorität deS König« decke, die Krone unpopulär mache und die Verachtung der Nation verdiene. TiSza erwiderte: Die Antwort deS Königs aus die Beileidsbezeigungen deS Parlaments ist nicht ein politischer Act, der im Einvernehmen mit dem Rathgeber der Krone geschehen ist, diese Minorität macht den Bestand deS parlamenlarischen Systems durch ihre Agitation unmöglich. Schließlich sprach TiSza die Bitte auS, den Vorfall zu schließen und zur Tagesordnung Uber- lgehen, was unter dem lebhaften Beifall Lcö HauseS geschah, ine Ausschreitung wie die vom Abgeordneten Ugron be» zangene ist selbst im ungarischen Parlament, wo mau doch chon so Manche- erlebt hat, waS ander-wo nicht vor- ukommcn Pflegt, unerhört, und man sollte glauben, »aß nun daS Maß voll sei und daß jetzt ein and-rek Ton sich Geltung verschaffen werbe. Aber diese Hoffnung erscheint nach den bisherigen Erfahrungen nicht berechtigt, obald die Verhandlungen über das Wehrgesetz an die bestrittene» Abschnitte kommen, werden nun stürmische Austritte folgen und nicht eher ein Ende nehmen, als bis daS Gesetz glücklich unter Dach unv Fach gebracht ist. DaS ist nun einmal so die übliche Arl und Weise im ungarischen Parlament, und TiSza ist darauf vorbereitet, daß es nicht anders geschehen kann. Auch den Pester Studenten ist ein sehr wohl verdienter Lohn nicht erspart worden. Als sie noch am Abend deS TageS, an welchem der König die Präsidenten der beiden Häuser deS Reichstages empfangen hatte, dem Polizeipräsidenten eine Katzenmusik brachten, wurden sie von der mit gezogenem Säbel aurückenden Polizeimannschafl auseinander getrieben und zahlreiche Verhaftungen vorgenommcn, außerdem wurde bekannt gemacht, daß jede Ansammlung verboten sei und so fort polizeiliche Ahndung veranlftssen werde. ES ist kaum anzunehmen, daß die Ruhe des KaiserpaarcS während seines AusentballeS in Pest noch eine Störung erleiden wird, aber man kann sich nicht verhehle», daß Zu- ftände wie die, welche seil Monaten in der ungarischen Haupt stadt eingerisien sind, aus die Dauer nickt sortbestehcn können. Man fragt sich vergeblich, wodurch sie hervorgerusen wurden, denn die Forderung, daß die Prüfung der Reserveosficiere i» deutscher Sprache abgelegt werten muß und daß das Re» crutcncontingent aus lO Jahre fcstgestellt werocn soll, wie cS bereits bisher geschehen ist, kann doch unmöglich Vorgänge erklären, die sich als Ausstand kundgeben. Leider ist es un verkennbar. daß die Zugeständnisse, welche im Laufe einer langen Reihe ^an die Magyaren gemacht worben sind, diese zum Uebermulh getrieben und sie in der Aussastung bestärkt haben, daß sie nur zu fordern haben, um der Erfüllung ihrer Forderungen sicher zu sein. Die ungarische Opposition strebt einen Grad von nationaler und polnischer Freiheit an, der ihnen niemals gewährt werden kann, ohne den staatlichen Zusammenhang der Gesammlmonarchie «us- zululen. Das deutsche Element mag durch die NalionalilälS- politik der letzten zehn Jahre zeitweise ,n den Hintergrund gedrängt sein, die Thalsache wird dadurch nicht aus der Well geschafft, daß eS den Kilt bildet, welche alle Nationen des österreichisch-ungarischen StaatSwefenS ziisammenhält. Die Pflege der deutsche» Sprache wirb durch de» neuen ungarischen UitterrichtSminister Czaky mit der Thalkcasl und Sorgsalt betrieben, welcher diesem wichtigen Unter,icktSzweige zukomiitt, und diesem Einfluß kan» sich auch daS ungarische Parlament aus die Dauer nicht entziehen. Der Dualismus verbürgt die Ausrechlhaltung der ungarischen Eigenart, er bedeutet aber nicht die Zerreißung der Monarchie >u zwei getrennte Hälften, von denen jede ihren eigenen Weg geht. * naliSmiiS und versichert, weder er, noch die Regierung wollten l elwaigen Rückkehr Gladstone'S an die Spitze der Ge- die gegenwärtige traurige Lage zu eigenem Borlheile au«-1 ichäsle dieser sein Augenmerk, zunächst wenigstens, nicht nützen. Schließlich bittet der Ministerpräsident den Vorfall I sowohl auf Jnaugurirung einer praktischen, nationalen u schließen unv zur Tagesordnung üb.rzugeben. Das Haus Politik als vielmehr auf Einlösung seiner Verpflichtungen Leipzig 16. Februar. * Die Vorlage in Betreff der Verstärkung der Artillerie wird dem Reichslage am 24. d. M zu« gehen »»d soll Anfangs März belnifs schleuniger Ausführung im Plenum berochen werde» * Ai» Donnerstag an der Berliner Börse verbreitete Tendenzgerüchic über ein angebliches TemissionSgesuch tcS Fürsten Bismarck werden der..Nationalzcitung" wie auch von Anfang an angenommen werdest miiß e, alS „reiner Humbug" bezeichnet. * AuS Pest, 14. Februar, wird gemeldet: Anläßlich de» Berichte- de« Präsidenten deS Abacordnel nhauses über die gestrige Audienz bei dem Kaiser wirst Ugron der Regie rung vor, die Krone ;» Kundgebiii'gen veranlaßt »nv die Trauerlage auSgcbeut't zu habe» und b zeichnct das Borgehe» als eine» Wahttniff, wo« ftürnnsche Proteste »nv Tumuli au der Rechten bervorries. Der Redner wird zur Ordnung ge rufen. Ministerpräüd'iit TiSza verwahrt sich aus daS E»t< schiedenstc, einer roch so lärmende» Miuoril.il oder einer vor außerhalb des HauseS koiumenvSn Pression nachzugebr», eriw nerl an bi« Gebote des Parlamentarismus und Constitutio« I Gemeinwohles. ben. 'limml dem Antrag zu. (Lebhafter Beifall.) — Bcratbung der Wehr vor läge. Ein Antrag SzeverkenhiS. die Vorlage von der Tagesordnung abzusetzcn, bis die Regierung für Aus hebung der angeorvnelen inilitairischen und polizeilichen Maß nahmen Garantie» geboten habe, wird abgelehut. In der Specialberatbung wird sodann die Vorlage unter Ablehnung aller Amendements bis tz. 8 angenommen. * Der Canton Tessin ist klein, er zählt nur >30 000 Einwohner, dennoch hat er für die Schwei; Hobe Bedeuiung, weil er eine Hochhurg de« Ultrainonlanic- mus ist. Bis l873 gehörte Tessin zu den liberalste» (5an- tonen, die i», Jahre 1872 vorgenommene Revision der Bundesverfassung führte einen Umschwung herbei, weil die liberale Regierung die Reform begünstigt batte, die dem Botte aber wegen der Beschränkung der cantoualen Sou» verainetät mißfiel. Infolge dieser mit der inneren Regierung in gar keinem Zusammenhang stehenden Mißstimmung siegte bei de» l873er GrvßralhSivablcn die ultramonlaue Partei, und als eine sromnic Regierung erst die Mackt in Händen Halle, war sie fest enlschloisen, dieselbe festzubalten, und dieser der Kirche genehme Zweck heiligte alle Mittel. Alle Aemter wurden mit Ullrainonkancii besetzt, und die StaalScasie sorgte gut für die Freunde Roms. Allmälig erstarkte die liberale Partei wieder, aber mit dem An wachsen ihrer Stimmenzahl wuchs auch die Rücksichtslosig keit der ullramontanen Regierung, die zuletzt vor keiner Gewaltlhätigkeit zurückschreckle, die Liberalen »iederzuhalle». Bei den letzien Wahlen deS Großen Rath» 1885 ballen letztere doch schon 10 900 Stimmen gegen 12 600 der Regierung zu sammengebracht. Am 3. März d. I. finden die Neu wahlen statt, und viele Anzeichen sprechen dafür, daß die letzte Slunte deS ullramoutaneil Regiment« geschlagen hat. So war i»i Januar von einem Liberal-Conservativen eine Broschüre erschienen, in der die finanziellen Leistungen der ullramontanen Regierung beleuchtet und nachgewicsen wurde, daß die Ultramonlanen innerhalb der ersten lt Jahre ihrer Regierung 5 700 000 Francs mehr verausgabt batten, al» die Liberalen in den letzien 11 Jahren, in denen sie am Ruder waren. Die Scbrist machte besonders in den Kreisen der Liberal-Conservalive», d. h. der Schwankenden, der Oppor tunisten, einen liefen Eindruck, den die Regierung dadurch nickt verwischen konnte, daß sie sich von ihrer gefügigen Mehrheit im g-genwärtig-n Großen Rath ein Vertrauens votum ertheilen ließ. In der Erörterung darüber war die Ucberlegenhcit aus Seiten der Liberalen, welche, alS die Regierung die Angaben der Broschüre für Lügen er klärte, nackweisen konnten, daß diese Lügen den von der Regierung veröffentlichten StaalSrechnungen entnommen seien. Ihre moralische Niederlage machte die Regierung »oci> bc- orgler wegen der Ergebnisse de« 3. März und vcranlaßle >e, zu dem ärgsten Mittel, die Wahlen zu fälschen, zu greisen. Am 5. Februar lief die gesetzliche Frist für die Berichtigung der Wahllisten ab. In der allerletzten Stunde vcranlaßle die Regierung die Streichung von ungefähr 1700 Wählern aus Leu Liste», wofür verschiedene Gründe als Vorwand bienen mußten. Bei einem Theil der Wähler wurde be hauptet, er habe die Steuern nicht bezahlt, einem anderen gegenüber wurde der feste Wohnsitz bestritten, und dergleichen mebr. Di« Betroffenen gehören sämmllich zur liberalen Partei. Sie werde» den Gewaltact nicht rubig biiinebmen, können sich aber nicht eher an die BundeSbkhörceu wende», bi« sie bei der Tessincr Regierung Beschwerde gei'uhrt haben, wenn auch deren abschlägiger Bescheid vorauSzusebeu ist. Es fragt sich nun, ob alle Instanzen vor dem 3. März durch laufen werden können. * Aus Paris, 14. Februar, wird noch auSsübrlicbcr ge meldet: Dcputirten-Kammer. Douville Mailleseu hob bei Begrünvung seines Antrages, die Beralhung der RevisionS- vorlage zu Verlagen, bcrvor. daß mit dem heutigen Tage eine neue Wahlperiode eröffnet sei. „llebcrlasse» wir cS dem Volke, aiizuzeigen, welche Art der Revision eS will, und verlieren wir keine Zeit damit, Uber eine in keiner Weise fest bestimmte Frage zu verhandeln. Treiben wir keine Politik der Eigenliebe, sondern eine Politik deS gesnude» Menschen verstandes." Der Eonseilpräsident Floqnet wies daraus hi», daß vaS Eabinet beschlösse» habe, die RevisiouSvorlaae nach der Abstimmung über d e Wiedereinführung der Bezirkswahle» aus die Tagesordnung zu setzen. Dessemingcachlcl wurde von der Kammer die Vertagung der Beratkuiig der Rcv sionS- vorlage. wie bereits gemeldet, mit 307 gegen 218 Stimmen beschlösse». Floguet kündigte daraus a». daß er seine Entlassung cinreichen werde. Die Sitzung wurde aufgehoben und die Kammer vertagte sich bis zu», Montag. * Der für den 21. ds. MtS. anberaumte Wie der- zusammenlritl de« englische» Parlaments wird da» Cabinel und dessen Aiitiäugcr in besserer Gcmiikhsver- sasiung finden alS das oppositionelle BuudcSpaar Gladsionc Parnell nebst Genosse». Denn der Strom der össenlliche» Meinung geht nach wie vor niil der Regierung inid dem von dieser aus de., Schild gehobenen Reichsgedanken, während Herr Gladsionc aus ganz ähnliche Abwege gerät!», welche unsere heimischen RcichSnörgler. den Deiilschsreisiim. z»m politischen Bankerott geführt haben. Herr Gladstone voi folgt anscheinend nur neck daS eine Ziel: Opposition iznauck memo zu machen. Die« bat der Führer der reichslrcuen englischen Radikalen, Mr. Ebamberlain, kürzlich in Glasgow vor einer zahlreichen Zuhörerschaft so schlagend »achgewiesen. daß die glakstonsrrn» liche Presto in arge Veilegenheit ge rathen ist uno sich »ur durch Schimpfereien, welche de» Kern der Sache gänzlich uiiderübrl lasten, zu entlasten weiß. Das große Publicum aber laßt die .Daily NewS" nnd gesii,»iing-verwa»dle Blätter nach HerzeuSluft schimpfen und sieht mit Geiiuglbuuiig, wie energisch da» Eabinel bei: un botmäßige» painellilische» Abgeordneten, de» Entrüstung« ku»bgcbu»gcii im Lonboner Hvbepark, ben irischen Mondschein rillcrn und ibrcn amerikai'iicl c» HelserSbclser» geaenüber die Interessen des britischen Reich S ni wabren soitiäbri. ES bat da« richtige G siila. z.,ß rer Schiveipuncl gcgen.varliger wie zukünftiger Entwickelung nicht in den Z llelunge» ker Firma Gladftone-Parnell. nickt in der sormalrechllichcn Zer setzung des Re ch S i» seine Emzelbeslandlhrile liegt, sonbern i» b.r pianmäßigen krasivollca Zusam wüsastui g de: Ganzen behuss Bertheidlgung ter vitale» Interessen de» ES hat da» Gefühl, daß bei einer gegen da« Parncllilenlhum sowie gegen die demagogischen Elemente aus englischem Bode» werde richten müssen, ein Persabre», Vesten Notbwendigkeit oder Nützlichkeit, abgesehen von be» unbedingten Bewunderern des „grunä olck m»n^, Niemandei» einleiichten will. Der GlaSgower Redeersolg Mr EbainberlaiiiS findet sein Echo nicht »ur in den natio nalen Kreisen Schottland-, sondern auch England« und Ir lands. Er vervollständigt die s. Z. von Lord Salisbury in Edinburg begonnene Jsolirung MitlolhianS, dieser glad- ftoncanischwHochburz. vo» de» polilisch intelligenten schottischen Bevölkeruiigscenlreii. nnd läßt die Annahme als begründet erscheinen, daß die Tage teS Gladstone'icheu Uebcrgcwicht» aus dem j »fettigen User de« Tweed gezählt sein dürsten. * Anknüpsend a» die Gerüchte, daß Kaiser Wilhelm beabsichtige, diesen Sommer England zu besuche», schreibt der „Staubard": „Wenn der Kaiser cS für anqezeigt erachtet, unsere Geftabe zu besuchen, so wird er vom Hofe mit einem herzlichen Willkoi»»ie»gruß empsangen werden, oer alle Spuren elwaiger Mißverslänbnistc verwischen wiro. Hoffentlich wird der Besuch also erfolge», unv zwar rhe viele Monate ver stricken sind." * Wie die „Medicinische Wochenschrift" mitlheilt, ist ein weiterer Schritt >n der Mackenzie-Frage soeben seitens de« Royal College os Physicians os London, der erste» mcticmiichen Corporation in England, geschehen. Die« Collegium wählt jährlich ei» soaenanntcS „Board os CensorS". welches aus vier angesekenen Mitgliedern bestellt und besten specicllc Ausgabe eS ist, die Ethik ln professioneller Beziehung zu überwachen. Dieselben haben nun in der letzten Ver sammlung deS Collegiums folgende Resolution cmgcreicht, welche gebilligt und angeiiomuien wurde. „Die Llusinerksiimkeit de« lLensorS Board ist aus eine Publicalion Sir Morell Mackenzie'-, bettteN: „Friedrich der Edle und seine Aerzie", gelenkt worden. Obgleich das EensorS Board nicht >m Stande ist. die verschiedenen Streilsragen darin schiedsrichterlich »u erörtern, so kan» eS dock nicht umhin, dem College seine große Mibbilligiiiig über de» allgemeine» Charakter dieses Buches kuadzu- gebe» und sein ticscS Bedauern auszusprechen, daß Jemand, während er ein Milglied dieses,.College" war, sei es auch, unter welchen Umständen eS sei, Dinge veröffentlichte, welche nicht nur seinen Patienten betrafen, sonder» auch Anklagen gegen ferne College» enlhielle», Dinge, welche den Jnieress-n deS Publicum- »achlheilig sind, da sie daS Vertrauen störe», daS io iiolhwendig zwischen Personen ist. die unter einer großen Verantwortung zulamme» zu handeln gezwungen sind, Ding« endlich, welch- gegen die Uederlieferuugen des gesammten ärztlichen Stande» und Gewerbes in der ganzen elvilisirten Welt verstoßen." Aus diese Millbeilung hat der Privalsecretair von Sir Morell Mackenzie die folgende charakteristische Antwort den Registrar de« Royal College os a.i S>r Henry Pitman, de Physicians, ergehen lasten: 19 Harley Street Cavendish Square, 4. Februar 1889. Sir! Sir Morell Mackenzie bittet mich, Ihnen seine Be» wuiiderung darüber auszusprechen, daß Sie ihm in Sachen, be treffend das Royal College os Phisicians. geschr.eben haben. Er brauilrag! mich, Ihnen mitzulhcilen, daß Sir Morell Mackenzie absolut kein Interesse an den Vorgängen und an der Meinung deS College os Physicians hat. Er ersucht Sic deshalb, alS Repräsentant dieser Gesellichast, i» Zukunft giftigst von allen weiteren Belästigungen abzuslchen. Ihr gehorsamer Diener Edward Nainby, * Dem „Neuler'scheu Bureau" wird auS Calcutta gemeldet, daß daselbst den Gerüchten auS PelerSburg. der Emir von Afghanistan beabsichtige Feindseligkeiten gegen Rußland, kein Glauben beigemessen werde. Den letzten Meldungen aus Afghanistan zufolge werde der Emir im Sommer nach Kabul zurückkehrcn und daraus Kandahar besuchen. Lolomalpotitisches. * Zu dem Thema .Portugal und England an den afrikanischen Seen" schreibt »ran dem .Hauiburgischcu Eorrespvudent" von geschätzter Seile: DaS Lissaboiicr „Jornal do Commereio" veröffentlicht an» offenbar bcstliiiterrichleic» Kreise» eimn längeren „Die Nyassa- Frage" übcrichriebcnri, Ausiatz. dinch welchen die am Nyaffa-See bestehende englisch. porlugiesischc Rivalität beleuchtet und da- Verjähren der Engländer daselbst von portugiesischem Stand» piioele auS einer scharfen Krilik »nlerzoge» wird. Ter Aus satz hat bereils in der portugiesischen Presse Aussehen erregt »nv einen lebhaften Widerhall, verbunden mit heftige» Vor» würsen gegen das Verhalten Englands in der Seen - Frage gesunden. Da cs sich um da» Hinterland von Deulsch-O»- airika handelt, so hat der Aussatz auch silr unS Interesse. Wir geben drShaib dciiselbr». soweit er unS bisher vorliegt, nachstehend auszugsweise wicder, indem wir uns Vorbehalten, die im Ecjcheiiieu begriffenen Fortsetzungen nachzubringcn. Der Artikel julirt eingangs aus. wie der Islam in Airika seit den letzten Jahrzebnten durch das Auftreten der Europäer mit ihren Missionen und Facloreiei, vo» allen Seite» angegriffen und zurück- gedrängt worden sei. Das arabische Element, insbesondere die arabischen Sclavenhändler hätte» sich n> Folge dessen an den großen Miikraiiikanische» Seen conccntrirl, uno als sie auch dort durch die rgiipiischm Paschas und die englischen Religion«- und Handelsgesell schaften angegriffen seien, zu energischer Gegenwehr ausgerafft." „Indem die englischen Mnsivnaire nnd HaiidelSageiNen der „Asriea» LakeS Company', fährt der Artikel sorl, „nach Norde» und Nordwesten vorwärts drangen, von Bandane nach Karonga und nach dem Tangannka-Zee, hanvclien sie unvorsichtig, da durch den Abstand von der Küste sich die Gesahr vermehrte und die Ber- lhcidigiinq durch Mangel an Unterstützung »niiiüqlich wurde. Diese Umstände, vermehrt du,ch den persönlichen Haß, den diese Leute durch die gäuz iche Geringschätzung, mit welcher sic von jeher die schwarze Rosse behnndelt staben, hervorricsen, mußten nolh- menöiger Weile mit einer starten Züchtigung seitens der Eingeborcucn oder a»ch seftens der Selaveiihäuoier enden. Wahrend W. O. Ewa», späier in Begleitung von Donald Munro, am 14. April >885 von Mombera ouibrach, um die west lichen Gebiete zu erforschen und den Parasinga-Gedirgen sich näherte, dicht a» dem Wege, dem die Araber nach Katanga zu folgen pflegen, rubien auch ihre Gesälirtcn im Süden nicht und uiiiersuchlcn die Flußlänse »ach dem Osten zu. Und während vom September bis zum November der Bischof Smylhie die Seen zwischen Chile und Roviiin.i erioriihlr, drn Laus deS Lnjo.ida entlang, drang gleich- zcilig von» Rovi nn aus Mi. Last vor. indem er, den Lujonda ent lang, »acd Siiden b,ö Mcianka und di» zu deu Namuli-Bergea gelangte, im Jahre 188,; pg» Studium de» Libungo folge!, ließ und am 6 December endlich nach Ouilimane gelangte. In diesem Jahre war M . A Heihcrwick als Missionar in Blanwre beschäftigt und ersorichlc die Mangania oder Ma».:.: Co. I.il Haw.'S suchte nach einem Wege zwischen dem Nuaffa und dem Meere, und der Lonsul in Mozambique, H. L. Neill, schrieb am 1 März ein neues Pamphlet gegen Por-
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