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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188903029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-03
- Tag1889-03-02
- Monat1889-03
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1889
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Mff-W Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedarlien vntz ErPedMon Johauue-gaffe 8. Iprechkundkn drr Ued«kti«». Bormstlag« 10—IS Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. 8>r sie e><i-el<u>d»er v-aouicrivie d» Red-cito» »ich! >»,«tz«e »er für »ie n»chftf«>«rn»e «,»»rr hefti««»,» S»srr»t« »» >»ch»«t«,e» »t» 3 Uhr Stach,»,«»«,». «» »«,«-««»Festtagen früh »i»',,» Uhr. 2» dr« Fttültrn str Ins.-^nnahnr: kN« K>e««. UniversttälSstraße 1. L«»ts Lösche. Kathariaeustr. 23 pari. und KönigSplatz 7, nur bis ft,3 Uhr. EMr.TMblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Abonnementsprei» vierteljährlich 4»/, Mt inet. «rin,«lohn b «t. »,«» VN bezoiea L Nil Jede rin-ela« Nummer «VW. Velegeremvlar 10 P« «ebührra für Eztrabeilane» (>» Tageblott-Form»» gesalzt) «h«e Postdriörberang 60 Mt. «it Postbesörderuag 70 Mk Inserate SgespaltrnrHelitzrile »0 Ps. Größere Schriften lau« aas. Preisverzeichaiß Tabellarischer ». Ziffernsatz «ach höhenn Tnn,. Reklamen »ater dem Vledactioatftrlch di« Laelhal«. ZrtlebOPs„ vor de» Familiennachrlchte» di« 6geioalt»ne geile «0 Ps. Inserate sind stets ,, die Gxpetzttton »u sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnemaw-ramil «der darch Pest. Nachnahme. Kl. Sonnabend den 2. März 1889. 83. Jahrgang. Zur gefälligen Veachlung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 3 März, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeäMov 6«« I^elpLlxer l'nxvdlnttes. Amtliche Bekanntmachungen. Ltkannlnachmilk. Mir den Neubau der städtische« Ge»erde-Schale a» der Srasst. und Wächter-Gt^ch« zu Leipzig joll«: 1) die Grd- und Maurer-Arbeiten, 2> dir Gtet«w>e»-Arbetten und 8) dir At«>»er.»r»ette« in öffentlicher Submission vergeben werden. Die Unterlagen sind in unserem Bauamte, Hochbauver- Wallung, Nathhau«, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 7d, gegen Zahlung von 2 für die unter 1) und gegen Zahlung von t für die unter 2) und 3) angeführten Arbeiten und Lieferungen zu entnehmen und bi» zum 14. März e. Abends S Uhr ebendaselbst, versiegelt und mit entsprechender Auf schrift versehen, wieder vbzugkben Die Bu-wakl unter den Bewerbern sowie die Ablehnung sLmmliicker Gebote behalten wir uns vor. Leipzig, am 2S. Februar 1889. Der Vlath der Grabt Leipzig. Milisch, Ass. N 4/818. vr. Georgi. Ltiidtilllsk Sparkasse delecht Weethpaptere unter gilwsttgei» Bedingung»«. Leipzig, den 14. Januar 1889. Di» Sperrrerffew-Deputwtto». ^Nutzholz^Auction. Aus dem zur Herrschast Prtrtznttz bei Borna gehörenden Forste «vier solle» DteAdtO«. »e« L. Vkdr», von früh 10 Uhr an, auf dem heurigea Mittelwaldlchkage im PrteftniAer, an drr Fraundorfer Grenze, 83 Lichen von 16 bis 60 «a aatere Durchmesser, 103 Nothbuchen - 30 - 90 - - - 10 Weißbuchen » 30 » 50 - « » 3 Linden - 40 » 70 - - - 6 Birken » 30 « 50 » « « 4 ASpen - 30 - 30 - - » 3 Fichten - 20 - 40 - - - aus dem Stamme, mit Stock und Ast. unter den vor der Anction bekannt zu machenden Bedingungen verkauf« werden. Prießnitz, de» 23. Februar 1889. F. Tl«>», Nevirrsörfter. Die Lage in Frankreich. Der neue Minister deS Innern geht schroff und rücksichts los gegen de» BoulangiSmuS vor. Er hat einen Gesetzent wurf vorgelegt, welcher die Geheimhaltung drr Wahlhand lung sicher«, und jetzt wird den Unterzeichnern dr» Aufrufs, welcher die Haltung der Regierung gegen Aschinow bei Ga- gallo tadelt, der Proceß gemach«. Ein vom Abgeordneten Lasont ringebrachter Gesetzesvorschlag bedroht Wahlcandidaten, weiche in mehreren Bezirke» gleichzeitig sich um ei» Mandat bewerben, mit Gcsänginßstrafe. Auch in diesem Vorschläge erkennt man den Geist, von welchem die Gegner Boulanger « aus Seilen der Regierung und in der Kammer beherrscht werden; sie wollen Boulanger verhindern, da» Ziel zu er reiche». welche« er sich gesteckt hat. Ob ihnen das gelingen wird, bleibt abzuwarten, erscheint aber sehr fraglich. Für heute ist eine Interpellation deS Abgeordneten Delafosse wegen der Beschietzung von Saaallo und ihrer Folgen anqekündigt, und zugleich Rmrldet die „Agence HavaS", daß die Regierung von drr russischen Regierung befriedigende Versicherungen wegen der Aschinow'sche» Angelegenheit erhalten habe. DaS ist in großen Umriffen das Bild, welches da» öffenl lich« Lebe» Frankreichs feit dem Amtsantritt de» Ministerium» Drarb gewährt Man sieht daraus, daß der Minister des Innern Eonftan« die eigenilicbe Seele der neuen Regierung ist; seine Thaikrast und Entschiedenheit reiß« die übrigen Minister mit sich fort und bleibt'auch auf die Abgeordneten nicht ohne Einfluß, wie außer dem Antrag« Lasont auch der Beschluß der radikalen Linken zeigt, gegen den BoulangismuS Stellung zu nrhmm. Da» alle« sind Zeichen einer sich ent wickelnden Bewegung, welche vielleicht Aussicht aus Erfolg hächp haben können, wenn sie früher begonnen hätte. Heute läßt sich nur sagen, daß nach langer Schlaffheit plötzlich ein unerwarteter Dhatendrang sich Bahn bricht, der mit der vor- sichtigen und bescheidenen AnIrittSerklärung deS Ministerium» Tirarb schwer in Einklang zu bringen ist. Es scheint, daß man in da» entgegengesetzte Extrem verfallen ist und damit ebenso wenig Ersoia haben wird, wie mit der blshcrigen Uulhäligkeit und Rathlvsigkeit. System ist auch in dem gegenwärtigen Vorgehen der Regierung gegen de» Bou langismuS nicht zu erkennen, sondern nur blinder Eifer, welcher zwar augenblicklich einen gewisse» Eindruck mach«, aber wahrscheinlich nicht die gehoffte W rkung haben wird, weil er über da- Z,cl hinan« schießt und Anläufe nimmt, die de« zur Verfügung stehende» Kräften nicht «««sprechen ES ist unerfindlich, aus welche Weise der Antrag Lasont praktische Geltung erlangen soll, wenn er wirtlich äuge- nommen wird. Man kann doch den Wählern kein« Vor schriften darüber macken, wen sie wählen sollen. Gerade so aut. wie sie im Jahre I87l Thiers in mehr als zwanzig Departements gewählt haben, kann man sie auch nicht hindern, Boulanger in gleicher Weis« zum Auserwähllen de« Vvlkes zu bestimmen dvnekci» non odtruckuntur W du baren werden nicht aufgedrungen, aber es kann auch Niemand gezwungen werden, sie abzulehnen. Eandidaluren bedürfen nicht rer ausdrücklichen Zustimmung de« Wahlcauvidaten, sie können ohu« fest» Zulhun ausgestellt uuv bet der Lahlbaudluua aus» «cht «Halten werde«, seld^ »tt> ausdrücklich ertlsrlen man derartige sinnlose Vorschläge zum Gesetz erhebt. Warum I lst Herr Lasont nicht ausrichng und schlägt einfach vor: I Boulanger darf in Frankreich nicht gewählt werden? Dann! wäre der Unsinn seines Vorschlages doch wenigsten« für jeden» Wähler von vornherein bandgrriflich. Da« Vorgehe» der Regierung gegen die Patrioteniiga ist auch zweischneidig. Hat sie die Macht, die Liga zu unter, drücken, dann braucht sie den Proceß nicht, dessen Ausgang ehr zweifelhaft ist. Die Regierung behauptet, daß die Kund- gebung der Liga zu Gunsten Asckinow'S und die Eröffnung einer Sammlung für die Familien der Tobten und Ver wundeten staatsfeindlich fei und Frankreich einer Kriegs erklärung oussrtze. Auch das ist ganz unverständlich. Wa di« Patriotenliga in dieser Sache tbut, ist eine Privat angelegenheit. durch welche die Regierungen Frankreich» und Rußland» in keiner Weise in ihrem Thun beernflußl werden. Eine ganz andere Frage ist, ob die Handlungsweise der Patriotenliga patriotisch ist und ob sie vor dem Richtersiuhl der öffentlichen Meinung bestehe» kann- endlich auch ob das der richtige Weg ist, einen etwaige» Fehler der Regierung wieder gut zu machen. Alle diese Frage» können nur ver neint werden. Der Abgeordnete Delafosse hat den allein zulässigen Weg der Interpellation im Parlament de- chritten, und der Minister deS Auswärtigen Gpuller ^at sich bereit erklärt, die Interpellation zu vrantworten. die Patrioteniiga steht aber mit dem Tadel der Regierung in dieser Angelegenheit nicht allein; in ganz Frankreich er heben sich zahlreiche Stimmen gegen die Zweckmäßigkeit und Zulässigkeit der Maßregel, und in Rußland hat die Sache auch einen schlechten Eindruck gemach«. Die Patriotenliga steht aber auch aus einem durchaus regierungsfeindlichen Standpunkt, sie wollte der Regierung mit ihrer Erklärung ein Bein stelle», sie wollte vor der Welt seststellen, daß sie dir Interrffen Frankreichs besser wabrzunehmen verstehe als die Regierung, und deshalb der Meinung sei, daß die Regierung, welche ihre Unfähigkeit so augenfällig dargethan habe, beseitigt werden müsse, um einer fähigeren und die wahren Interessen Frankreich» bester vorstehenden Negierung ""atz zu machen. Da« sind die Folgen de» unaufhörlichen Regierungs wechsel» in Frankreich, daß di« am Ruder befindliche Regie rung im Lande keine Achtung mehr genießt und daß sich jeder einflußreiche Parteiführer berufen glaubt, die Regierung vor dein Lande zu beschämen und abzukanzeln. Goblel hat Aschinow gegenüber dieselbe Übel angebrachte Schne'"igkeit gezeigt, die er in de« diplomatischen Feldzüge gegen Zt-lien wegen Aufhebung de, Eapitulalionen in Maffauab dargrlhan hat, und daran« schlagen die Anhänger Boulanger'» für ihre Sache Capital. Die Begriffe Patriotismus und öffentliche Wohlfahrt haben unter den gegenwärtigen Verhältnisse» in Frankreich ihren festen Halt verloren, weil die Grundlaaen, aus welchen das ganze SlaatS- wesen ruht, in- Schwanken gerathen sind. Was unter geordneten und geregelten staatlichen Zuständen in der Weit als Regel gilt, findet a»s Frankreich keine Anwen dung mehr, die Mitglieder der Palnotenliga und die mit ihnen einverstandenen Anhänger Boulanger'« haben eine andere Auffassung von Patriotismus wie d,r Mitglieder der Regie ruiig und der Volksvertretung. Sie verneinen die Berech tigung des Ministeriums, die Regierung Frantreichs zu sichren, ebenso wie die B-rechtigung der Kammer, sich noch al» Ber- trctung deS französischen Volke» zu betrachten, und wenn sie den Beweis zu erbringen vermöge», baß ihr« Auslassung richtig ist, dann wird man ihnen vergeblich die Polizei und die Gerichte auf den HalS schicken. Wenn die Republik in Frankreich noch lebensfähig ist, so mag sic es durch die That beweisen. * Leipzig 2. Marz. * Der Berliner Correfpondrnt de» „Standard" erfährt, daß die Anordnungen für den Besuch de« Kaisers Wilhelm bei der Königin Victoria von England schon getroffen sind. Die Zusammenkunft wird, so weit jetzt skststeht, >m Juni, wahrscheinlich vor der Begegnung mit dem Zaren, slattfinden. Genaue Emzelnheiten lasten sich natürlich noch nicht angebrn, da der Schriftwechsel zwischen Berlin und London streng geheim gehalten wird und Umstände einlrelen können, welch« die Verschiebung de» Besuches nötbig machen können. Die Angelegenheit wird in Berlin in bervor'ragendem Grade als der höheren Politik angehörig angesehen und die Fanulienheziehungen kommen dabe, erst i» zweiter Linie zur Geltung. D e politische Bedeutung der Reise wird i» Berlin so sehr als Beweis der Bortrefflichkeil der englisch-deuischen Beziehungen betrachtet, daß man sie schon als abgemachte Sache ansieht. * Nack den im Lauf« des Jahre« 1888 veröffentlichten amtlichen Bekanntmachungen sind während dieses Zeitraumes aus Grund der Atz. 39. 362 und 281 des Strafgesetzbuches inSgesammt 636 Ausiänder aus dein deutschen Reiche ausgewiese» worden; und zwar wurde die Aiisweiiiiiz verfügt auf Grund des tz 39 Wege» schwere» Diebstabis, Beihilfe dazu, Kuppelei >c. gegen 46, aus Grund des tz. 362 wegen LandstreichenS. BeltelnS, gewerbsmäßiger Unznll :c. gegen 586, aus Grund beider genannter Paragraphen gegen l. aus Grund des tz. 284 wegen gewerbsmäßigen Glücksspiele« gegen 2 und aus Grund der tztz 284 und 362 zusammen gegen 1 Ausländer. Von den Ausgewiesenen waren ihrer Ortsaiiqehörigteit nach: 353 Otsterreicher bczw. Ungarn 60 Russen, 60 Schweizer, 53 Franzosen. 21 Niederländer 22 Italiener, lb Belgier, 9 Dänen, 8 Luxeniburger. .' Schweden, 4 österreichische Zigeuner, 3 Norbamerikaner 3 Rumänier. 2 Engländer. 2 Norweger. 1 Spanier. I Bul gare, 1 Rumelitt, i Makedonier und l Algerier 2 waren Preußen, die mit Entlassung-urkunden auSgewaiidcil waren. Bon eine« AuSgewiesenen konnte, was man heute kaum für möglich halten sollte, der Geburtsort und deshalb auch die OrtSangcbörigkeit nicht eruirt werden. Die beide» wegen gewerbsmäßigen Glücksspieles a»s,rwi»senrn Ausländer waren Italiener, der aus Grund der tztz. 284 und 362 de- Straf gesetzbuches wegen Glücksspiele«. Landstreickrn» und Beamten beleidigung AuSgewirfene war «in Feanzose. * Die zur Kräitigung deS deutschen Element« in der Provinz Pose» getroffenen Maßregeln machen fick nun auch aus vem Gebiete des Uatetrlchkswe senS mehr und mehr geltend. Die Zabl d«r deutjch-evangelischen Schule» ist stetig vermehrt worden; di« überfüllten Schulen haben neu« Einffe, und neue Lehrer erhalten. Diejenigen pslnischrn Gymnasial- und vollsichu lehrer. «eich« allzuZeh, den pol nischen Standpunkt hervorkrhrtea, Haien in Westfalen, i« Rheinland, in Hannover und anderen Provinzen eine ander» wnle Verwendung gesunde» Der polnische Sprachunterricht ist auS dem Lehrplane der höheren und niederen Sckuten gänzlich gestrichen worden; der Unterricht in der deutscht» Sprache ist aber derart erweitert worden, daß alle polnische» Kinder nach achtjährigem Schulbesuch eine ganz leibliche Kenntniß de» Deutschen erlangen. Zur Beseitigung deS in der Sckuie Gelernten sind ferner in allen Städte» Posen» und WestpreußenS schon seit zwei Jahren gewerbliche Fort bildungsschulen in» Leben gerufen worden, in denen nament lich die deutsche Sprache, sowie Rechnen und Zeichnen zepflegt werte» sollen. Im Regierung»-Bezirk Posen »estehen bereits achtzig Fortbildungsschulen mit t58 Elaste», n denen am Anfang des lausenden Jabres 4750 Sckiüler unterrichtet wurden. Dies« Fortbildungsschulen sind we st ein- bi» sünsciassig und durchaus nicht überfüllt, da viele Elaste» nur 20 di» 80 Schüler zählen. In der Stadt Posen werben die 6 gewerbliche» Fortbildungsschule» von Eorpvra- tionen und Innungen unlerbalten; die Kosten drr übrigen Schule» (ungefähr 79 000 .41) bestreitet der Staat. Außer dem sind auch schon in 76 Dörfern des Regierungsbezirkes Posen einclassige Fortbildungsschulen errichtet worden, die insgrsammt von 850 Schiller» deutscher und polnischer Zunge besucht werden. Im Bezirke Bromberg und in Wcstpreußen hat daS Fortbildungsschulwesen ebenfalls gute Forlscbritte zemacht. So darf man gewiß hoffe», daß die Zahl der Analphabeten und derjenigen, die der deutschen Sprache ,n Wort und Schrift nicht mächtig sind, mit jedem Jahre eine zeringere werde und daß die deutsche Sprache in Pose» u»b lvcstpreußen allmälig zur unbestrittenen Herrschaft gelange. * In einem fortschrittlichen Bczirksverein Vv» .erlin hal am Donnerstag der Abg Or. HcrmeS für die bevorstehenden ReichStagSwahten die nachsolgende Parole auSgegeben: Wo die Freisinnigen nickt die Mchrb it auf ihren Candidaten vereinigen könnten, müßte» sie sich in erster Linie von drr Einsicht leiten lasten. daß eine cartel- parteiliche Wahl unter al.en Umständen zu verhindern sei. einerlei, ob ein EentrumSmann, ein Socialdemokrat oder gar ein Welse gewähll werde, den» unt r den zur Zeit obwalten den Verhältnissen müsse man auch selbst mil den Wölfen beulen können. * Rack zuverlässigste« Quellen kann di« „Post' vielfachen Nachrichten, daß nunmehr seilen« der Kaiserin Friedrich d,e Annahme der Erbschaft de rHerzoginvonGallirra erfolgt sei, al« unrichtig bezeichnen, soweit ist die Angelegenheit loch gar nicht gediehen; sie schwebt noch im Stadium der Jnvcntarisirung und Prüfung tos Nachlasses. Auch die an gegebene Summe von zehn Millionen als eventuell der Kaiserin Friedrich zufallender Antheil ist nicht zutreffend; nach de« bisherigen Feststellungen würde derselbe im günstigsten Fall etwa fünf Millionen relragen, und die» noch mit gewissen Bedingungen. * Au» Braunschweig, 28. Februar, wird gemeldet: „Der Prinzregenl, Se. königliche Hoheit der Prinz Alb reckt, bat sich beute Mittag zum Gebrauch einer Mastagecur »ach Dresden begebe». — Der Rcichskanzler, Fürst von Bismarck, hat ber hiesigen Regierung seine Theilnahmc a» dem Ableben de« Ministers GrasenGörtz-Wrisbcrg in einem Schreiben auSgedrücki, in welchem cs beißt, der Verlust deS bewährten Staatsmannes berühre ihn um so näher, als derselbe stets mit bcliei» Elser und Erfolg die Pflege bunreSsreuiidlicher Beziehungen sich habe angelegen sei» lasten." * » » * Nach der ,.Politischen Eorrespondenz'' dürfte Prinz Karl von Schwede» noch acht Tage in Paris bleiben, dann Eiigland und einige deutsche Städte besuchen, jcboch nur zu Sludieiizwecken; von DerlvbungSabsichlcn desselben sei in Stockholm durchaus nicht« bekannt * Nus Rotterdam, 28. Februar, wird gemeldet: „Die LebenSkräste des Königs nehmen i» Folge unzureichender NahrungSa»s»ah»ic langsam ab. Schlaf kann nur noch künstlich hervoraeruse» werten." * Die Negierung deS Canton« Tessin hat dem Bundesrathe erklärt, sie sei nicht in der Lage, seinen Weisungen mit Bezug aus die Erledigung der Wahlrecurse nachzukommeu. * Der unter Earnot's Vorsitz am Donnerstag abg- haltene Ministerrath beschloß einstimmig die sofortige Aus lösung der Patrioteniiga. Dieser Beschluß wird, wie die „Magdeburgischc Zeitung" auS Paris meldet, in republikanische» Kreisen, sowie an der Börse allgemein gebilligt, jedoch Boulanger'» Heerbann erheblich verstärke». In den Wandelgängen der Kammer herrschte allgemeine Er regung — Donnerstag Nacht« erfolgt« ein Zusammentritt des Boulangistischen ComitLs unter Vorsitz Boulanger'S. um die Lage zu beratb-n. Wie verlautet, gedenkt Boulanger ein Manises, zu veröffentlichen. Allgemein^ herrscht daS Gesübl. daß eine große Entscheidung bevvrslehl. — Republikaiiisch- Teputirte versichern, Deroulebe, sowie der Secretair der Patriotenliga, Richard, und mehrere andere Häupter der Patriolenliga werden verhaftet werde». Der Iustizminister Thcvenet wird von der Kammer dre Ermächtigung zur gerichllichen Bersolgung des Abgeordneten Laguerre wegen Umtriebe gegen die Sicherheit des Staate» begehren. Alarine. * Au« Kiel, 27. Februar, wird der „Voss,schen Zeitung' geschrieben: Das Kriegsschiff, welches Pein, Heinrich in dielen, Sommer commandiren wird, ist da-jeniqe unserer Flotte, welche« modernen Ansprüche» an, m-chen eniiveichi: der gepiinzertr Kreuzer ,.I rene' aus Vesten 44M Tonnen Nmimgelialt Maschinen mit 8000 Pjeide sräitkn kommen, io daß er eine Gelchwinkngteit von über liiKnoien erreich«. Das scli'st wird schon am 1. Avril in Dienst gestellt, um vier Woch-n lang Piolielalirlen zu machen; am I. Mni tritt die „Irene" bann in den Verband des vtanvoergeichwadei«. dem auch dtt Panzer ..Bade»", „Oldenburg'' und „Bayern", sowie der Avis» „Wacht" angebSreN werden — Am 1. April lost auch die Kreuzer- corvette „Alexandrien" welche zur Ablösung der „Olga" aus der -ustrnliichen Statlvn bestimmt tst, ta Dienst kommen. Die Ritcktehr der „Olga" wird erst im Herbst diese« Jahre« erlolgen Die Schulschiffe für Tadetten und die jüngsten Schiffsjungen „Niobe' „Mnsquiiv " und „Rover " stellen am 2. Ap,II in Dienst, an demselben Tage ou t, da« vermestungssakezeuq fstr die Nordsee „Albairoß '. Der in diesem Sommer mit der Ueb-rw-chnng und dey, Schutze der Nordsee« fficherei betraute Aviso „Greis" «ritt am ly. Mätz in Tbdtigkeit. K« sä »,n« nicht -««geschloffen, bah in Anlaß der Fahr« de« Schul,eichwader« noch Samoa «och «rndernngea »n den Vestlmmvngen über bl« »etlnr, GrOysayrstudtttsiftrK,,^» rinirrte, werde,. Urlvrü^lich war brstlmmt. daß da« Gch,lg,lch»,d,r «m »peil »»rackkeyr«, „d daß die Schiffe „Gtvsch", „Lharkvtte", „Gneisruau" and ..ßKaltke" E »de Avril oder Anfang Mai anßer Dienst gestellt werden sollten. Im Anschluß an diese Sußerdienststellung sollte ei» permaneute« »ebunqsgeschwader an» den Panzern „Katser". „Deutsch, land". „Preußen ", „Friedrich der Große" und dem Aviio .Ltetta ' gebildet werden. E- steh» »u» in Frage, ob die Fonnirung dieses Meschwader« bis nach Rückkehr de« Schulgeschwader« verschoben wird. Falls sich nicht eia zu großer Mangel an Osficierr» heraus- tclll, glauben wir nicht an eine Berichteduag denn der ganze An«. »ldungSplan müßte geändert werden, wenn man die Nerruiea nicht im Frühling aus das Uebu«g«geschwader bringen könnte. — Die kaiserliche Pacht „Ho henzo ller n" wird in diesem Jahre schon am 1. Mai i» Dienst gestellt »erde» und bi« za« Herbst zur Per- ügung der Allerhöchsten Herrschaften bleiben. Da- Fohrzeugdat in den Winlkimonalen verschiedene Verbesserungen ersahrea. Man nimm! an, daß die ilommandiruug de« Lopitain« z. S. Freiherr» von Holle», de« früheren Präse« der Schiffsprüsu»g«4lommiss»o«, zur Adiniraliiitt mn dr» Vorbereitungen für die neuen Schiss«, bouien jusammeuhSagl. Freiherr von Hollen ist her Schwiegrriodn de» Generals von Etosch. Sapilaiu z. S von Kyckdusch steht jetzt a» der Spitze der Lch ffsprüsungS-Sommissioa, dem llorvette». Savilain Piraly und die Capitainüeuienantt Thiele I und Friedrich angehören — Wie verlautet, wird der bi-hertge Jnspccieur de« Tor- p.dowrjen«, Kapital» z S. Tirpltz, demnächst von diesem Posten zurücktreien und eiu Vvrdcoinmondo übernehme». Colonilllpolijisches. * Englische Blätter beuchten einige Einzelheiten über die Ermordung de« Engländer« Brooks, welche am 21 Januar in Mtauge erfolgte, als er den Weg »ach der osiasrikanifchen Küste oinschlage» wollte. Einer der Träger de» Herrn BrookS bat dem Agenten der Londoner Missions- Gesellschaft in Zanzibar gegenüber die folgenden Aussagen gemacht: „Als wir von Mamboia sortzogen, bestand die Karawane aus Herrn Brooks, 21 Wanham-Wezi und lO Zanzibariten. In Tema, qombe schrieb Herr Brook» einen Bries und schick": ihn durch zwei seiner Leuie an Bwana Heriat in Saadani ab. Herr Brooks zog wlt der Karawane von Semagambe nach Mtange. Die Bote» kehrten am 20 Januar nach dem letzten Orte zurück Sie berichleten, daß ihnen ihre Gewehre in Saadani genommen wären; sie brachten aber keine Antwort ans Herrn Brook.r Schreiben. Herr Brooks beschloß daraus, am nächsten Tage nach Mamboia zurückziikehrea, Al- er am Montag bei Konnen- auigang Thee vor seinem K Ite trank und die Träger da« Gepäck packten, kam eine Schaar b wassneter Männer von Wazegulia und Saadani an da- sielt. Herr Brooks trogte sie, wo« sie wollten, and sie sagten: . Wir bitten Dich »in Nach rchten ans dem Innern und wollen Dir Nachrichten von der Küste geben." Einer der Leute nadm daraus Herrn Brooks bei der Hand, al« ob er sie schüitel > wollic, wäl>re»d er» anderer ein-n Schaß von hinten und ein Dritter einen i» di. Brust gegen ikn abieucne. Nackden, Here BrookS «c- ialleu war. schnitt »lim Einer »nt rineni M-ss . ein Olir ab. Ich floh darauf >, den Busch und erreich»' Saadani aus der Straße von Baqamoyo und fuhr zu Sch sse von dr'it noch sianzibar. Al« Herr Brooks angegiiffr» wurde, vertdeidigten ihn seine Waiiyam-Wezi'« und sianzibarite» tapfer. Di- M isten aber wurde- gelödtet. Die Leute, w lche Herrn Brooks eriiiordeien, gehörte» zum Stamme der Bwana Heri ' Bei dr» Boi gangen in Ostosrika wird fast ausschließlich nur der Araber gedacht, und doch giebl rö dorl noch einen Volk- stamm, der ein wichtiger Factor ist und »ichl übersehen werden dai s Es sind die Indier. Bon den ältesten sieiien an Hai ein oreanischec Be.keiir zwitchen Asien und Airita stattgesunde», wie jüngst der englische Konsul in Poriuaiesisch Ostasrika. E. Iohnfton, in einem Vortlage über die Soloniiaiiou Ostasrckas von Asien ans dargetba» hat. Nachdem derselbe die Beziehungen der Phönizier, der Arabci und Arier de« westlichen Indiens in Beirachi gezogen, ging er aus die früheste vcrsiiche Einwanderung und aus die persischen An siedelungen der ersten Hälsie der christlichen Aera ein. <kr ftlhric aus, wie die Araber in zwei auseinander solgenden Epoche» die per sische» Eoloiiie» stberwäliigten, um dann späier selbst de» portugiesischen Eroberern zu unterliegen. Daraus besprach er die erste englische Inter vention in den osiasrikanischen Angelegenheiten im Jahre 1822. Es läßi sich schwer festsrtzen, wann die ersten Händler aus Indien in Zanzibar sich niedergelassen haben, aber vor der Antunst der Portugiesen waren sic oller Wahrscheinlichkeit nach in keiner großen Zahl vorhanden. De, Schutz und die Unterstützung, welche d,c Ost- invischc Gesellschaft den indischen Unierlhanen im AuSlande ge währte, überzeugte die Indier zum ersten Male von den Vorthrilen, die sie unter der britischen Herrschaft genosten, und sie widmeten sich alsbald mit einem solchen Eifer der AnSbrotung von Zanzibar, daß sie oniangs dieses Jahrhunderts den ganzen localen Handel in den Händen hatten und al» die finanziellen Ralhgebec und Beamten der arabische» Herrscher zu bedeutendem Einflüsse gelangl waren. Indisch- Kaiisleute hatten biS 1885 die Zölle von Zanzibar ge- pichlet, und ihnen ist auch der ungeheure Aufschwung in dem Handel diese» Gebiete- vorwiegend zu verdanken. Zu tzlnsang diese- Jahrhundert» betrug die Zahl der britischen Indier i» Zanzibar kaum lausend, setzt ist sie vis siebentausend gestiegen. Die britiich-indischen Lolonisten und Händler in dem bulianat Zanzibar laste» sich aus solqeade Weise veriheilen: Hindu- ungesähr IOM, Parsi 100, KhojaS 4000 und der Rest von 1900 ist aus BohnaS »nd Memo»? »»ianiniengesetzl. Unter der Abtheilung Hindu» sind beinahe aus schließlich BhaitiaS oder Banyanen aus Kulsch zu verstehen, da schon zur Zeit der ersten vorlugiesischen Beiucher augenscheinlich die wohlhabendsten und uiitern-hniungSlustigstcu unter den anSILndisL-n Kausleuten tu Zanzibar gewesen sind. Durch ihre Auscichtigkeii m, Handel, durch ihre Sparsamkeit und Ausdauer, sowie durch die Unfähigkeit der Araber — in Zanzibar wie auch anderweit — ii» Rechnen und im Führe« der Geldgeschäft« haben sie großen Einstuß im Lande gewonnen und werde» hochgeachiei. Es ist kein Ge het,uniß, aber hier nicht genügend bekannt, daß eia großer Tdcil der augenblicklichen Schwierigkeiten der Deutsch-Oftasrikanischen Ge sellschaft o»e der Unklugheit ihrer V aluten entstauden ist, indem dieselbe» de» plötzliche» und ungeichickien Versuch machten, die Indier au« ihrer überlegenen Stellung im Handel zu verdränge >, wodurch die indische Stimmung eine der Erweiterung de« dcuischc» Regiment»« feindliche geworden ist, Ueberall, wo Einem an der Küste ein Aaiiya» begegnet, bat man e« gleichzeiiig mit einem Bankler zu «hui, und dieselben besitzien ein so unbegrenzte« Vertraue» in die Eh, lichtest der.Engländer, daß sie bereit sind, große Summen ans einfache Schuldverschreibungen zu diSconiiren. Iohnfton ist der M-inuni, daß dos asiatische Element unter der civillsirteu und dalbeivistsirten Bevölkerung der Osttüste Asrika« noch eine sehr be deutende Rolle bei der endgiftigen Lniwickelniig und Gestaltung der dortigen Gebiete spiele» werde, Socialpolitisches. * Berlin, 29. Februar. Au der ersten dirsjährigen Sitzung der Ha uShall»ng« uuterrichtSc»mmission de« deutschen Vereins sür Armenpslege und Wohlthäligteit nahmen auch der EabinetSroth der Kaiserin-Königin Augusta Baron von dem Knesebeck und das BarstandSmitgled de« baterliadische» FraucnvereinS Geheimraid Gras Hue de GraiS Theil. Au« den. Van dem Vorsitzenden R-ichsiag«avg«ord»e>en Kalle »orgeirogeneii Berichte gebt hervor, dost die mit den Landrsvorständea de« deulichen Frauenverem« angkknllpfte« verbintuttge» skr Ue Fsederuatz ber von ber -ommffston in Angriff genommenen Arbeit von den, höchsten vrnh stnd. Gewiß iehli poch in manchen kleine« Awelgvereiaen da« richtig«
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