Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803173
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-17
- Monat1888-03
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1888
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hhchtuiß de» Gerechten «in Segen sei» tzek nn» a»tz unser» Nach. Ilmmen. Triste mit Deine» FriedenSgedauke» »»ser« -elrebte Kalter», di« mit dem Heioi-eqonqeuen d»rch dai Ba»d einer ätzjädrigen Ehe verbunden war >u Lied und Leid, einander and dem na»jk» Lalle zu uaaussprechlichrm Legen; triste den Sohn und die Tochter, dl« Schwicgerkinber o»d Enkel, tniouderheit auch die in der Kerne weilend« einzige Schwester des Kaiser», leg» schuhend, hellend Der« Hand aus Hau« »nd Herz Unsere« Kaiser« and unserer Kaiserin, unsere« Kronprinzen u»d unserer Kronvriozejsta. N mm j. Deinen barmherzigen Schuh da« ganze KöaigsheuS, unter preußische« Volk, das deutsche Vaterland, «rsülle uaS Alle mit Ewig, seit «gedankt», mit Treue, mit Stande», mit Geduld, mit Daak. wu H,staun,,. Die. dem Barer und dem Sodue und der» heiligen -eiste gebübn Lob und Preis und Anbetung in Ewigkeit. Amen. Die Gemeinde lang: „Wenn ich einmal soll scheiden , woraus der tzchr der Singakademie anSGraun'S „TodJeiu" sang: „Wre herr lich ist die acur Well", die Sott de» Frommen vorbeyält. 2e> Lderdosprediger ertheilte den Segen, der Domchor schloß mit dem: „Heilig, Herlig »ft der Herr", die kirchliche Feier tvar beendet. Der Lrauerweg. Der Weg, auf welchem der Kaiser za seiner letzte» Rohe geleitet »«de. war^u einer Trauerstraße umgeichaffr», der», Schmuck rn erhebender Weise zu dem Ernst der Stund« stimmte. Die De- Station der Straße war noch einheitlichem künstlerischem Grund, -laa angevrdoet. Der Architekten < Verein, welcher dem Kaiser bei der Heimkebr von seinen Siegen die Via lriumpdalia geschmückt dar» nahm auch diesmal die künstlerische Leitung tu die Hand „d bat in der kurzen verfügbaren Zeit und der Hane» külie z»m Trotz Bewundernswürdige« geschaffen. Noch am gestrigen Abend glühten die Coaksseoer am Boden um da« ans V. m Tiefe gesroren« Erdreich anfzuthanen, «nd deute Morgen ragen an diesen Stellen die Mosten empor, deren schwarze Wimpel ernst und feierlich aus den Zug der Leidiragendea heradweben. Dock der einheilliche Festschmuck erstreckt sich nicht nur aus die Straße selbst, sondern die öffentlichen Gebäude find mit schwarzem Tuch bedeckt, und die Häuser der Bürger haben sich der in dieser veis« gegebenen Anregung säst iämmrlich angeichloffen. Selbst der Dom. dessen eintönige Fassade so wenig der Bedeutung der Hoskirche de« mächtigen Schirmherr» der protestantische» Kirche entspricht, hat heute ein Festgewand angelegt, das Festkleid der Trauer um seinen treuesten Besucher, der beute au« dielen Pforten hinau-gerragen wird. Da« Symbol de« Friedens, im Himmel und aus Erven, Palmenzweige, schmücken das große Eiebelielo. Die Säulen des Portals sind vergvloet. Zwei habe mit schwarzem Stoff bedeckte Pyramiden erheben sich vor dem Portal LeS allen Schlaffes. Tic Brüstungen der Schloßterraffe aeden den berühmten Broncegrvppea der Roffebäadiger sind schwarz brhangeu. Dem Dom gegenüber erbebt sich eine große Christus- ftatue, deren segnende Haltung dem Trauerzvge doS Wort „Friede sei mit Euch" vc,kündet. Das Denkmal Friedrich Wilhelm« Hl. ist ron einem Hain von Myrthen und Lordcrn umgeben, ebenso da« Standbild Friedrichs der Großen. Wie au« einem paradiesischen Gefilde scheinen die Hoden Ahnen dem großen Tobten den letzte» Groß zuzurusen. Zu beiden Lecken der Schloßbrücke sind schwarz bewimpelte Kähne ausgesahren. Bon den Postamenten der Marmor- gruppe» herab, welche da« Leben de« Kriegers von der ersten Waffenüdong bis zum Heldentode darstrllen, wehen lange dunkle Schleier. Die F:->de de« Zeughaus»« mit ihren sonst Io Wich aus den Platz herabstrablenden Trophäen, ist schwarz verhüllt. Tie dorische Säulenhalle der Wache dal einen besonderen Anbau erhalten, dessen nach beiden Seiten sich bogenförmig auSdehnenbe Pilafterstellungen eine mächtige Nische bilden. Die beiden Marmor, standbilder von Scharnhorst nnd Bülow werden mit von dieser Nische umschlossen und heben sich in ihrer ernsten Schönheit au«- druck-voll gegen die dunkeln Wände ab. Za beiden Seite» der Nijchc erheben sich breite Tdürme, die mit Flammeabccken bekrönt find. Bier mächtige Thürme von ähnlicher Form stehen in der Mille de« Overnplotze«. Mit ihren schräg ansteigenden Wänden die man diesen wie säst allen Bauwerken der Trauerstraße gegeben ha», erwecken sie den Eindruck einer erhabene» Melancholie ähnlich den Pylonen und Pyram den deS alten Egypten. Der Weg d:1 zun Denkmal Friedrich- de« Großen wird durch bohr, sanvarze Masten eingefaßt, die durch umflorte Laubgewind« verbunden sind. Daneben am Wege erhebt sich mitte» vor der Universität eine in griechischem Slyl errichtete Rische. In derselben sieht, matt dmneir», «me allegorische weibliche Gestalt, in deren Zügen der Schmer» vm den Dahiageschiedenea einen Ausdruck von großer Schönheit gesunden bat. Gegenüber ist in der ganzen Breite seö Platze« zwischen dem Palais und dem Opernhause ein« Tribüne ans gesüdrt, die mit einer dicht gedrängte» Schaar von schwarz gekleideten Zuschauern bedeck» iü. Drn Mittelpunkt der Feftderoratio« des Gebäudes der Akademie der Künste bildet eia große» Relief, welche« eine allegorische Verherrlichung Kaiser Wilhelms darstellt. Da» mil patinirtcr Bronz überzogene Relief ist eine Schöpfung von Prof. Eberlein. In de: Milte der sigurenreichen Darstellung steht die Büste des Kaiser«. Die Siegesgöttin hält den Eicheukranz über seinem Haupte. Daneben schwebt ei» geflügelter Jüngling, der Genius des Frieden«. Eine zarte Mädchengestall ist au da- Postament heraagetreten, um dieieibe Mit einer Guirlande zu schmücken. Aus den Emsen davor sitzt eine mächtige Kriegergestolt. welche die Zeichen der deutschen Macht and Einigkeit behütet: La« Gesetzbuch, die versofsung. da« Schwer» und d:e Kaiserkrone. Daneben ruht ein sterbender Krieger, den ein Genius an seiner Seite ans da- Anilitz de- Kaiser« hinweist. Eine Mutter zeigt ihren Kindern die Züge des Heldengreiie». Ein nerviger Krieger hält die Gattin, mit der der Friede ihn wieder vereint hat, umschlungen, und beide blick« n beseeligt zu dem Monarchen rmvor. Ein Invalide ist aus Krücken herdeigeeilt, um noch einmal dem Führer der Schlachtra in« Buge za blicken. Die einzelnen Figuren sind Jdealgestalten von ant ien Gewändern umflattert Der Stil EberleinS kommt in den graziös b wegten Gestalten vor- trefflich zur Geltung. Der Entwurf de« Ganzen stammt bereit« aas dem Jahre 1883. Damal» war derselbe in der Kunstausstellung in der Technischen Hochschul, au-gestcllt. Die lange Trauerstraße der Linden ist mit drecken, 4 Metern hohen Pfeilern besetzt, welche »> sortlausrnder Nette mit umflorten Guirlanden be hängt sind. Aus den Pfeilern brennen große Theerbecken. Umerbrechungen bilden nur die Stellen, an welchen die lldarloltkiistroße, dl» Fr» ürichSstraße und die Wilhelm« slraße die Linden duichkreuzen. Ganz besonder« hervor, gehoben ist der Schnittpunkt der Fr>edrtch«straße durch einen in edlen arch tektonischen Linien errichteten Baldachin aller qrößien MaßstabeS, unter besten Dach der Zug hinwegschreitet. Den ieierlichsten Abschluß bildet da» vra ideuburger Thor. Die riesenhaften Säulen sind vom Tapiläl bi« zur Basis mit lchwarzem Tuch umhüllt, ebenso die Triglyphen deS Friese-, da- GesimS und die Stufen, welche zu dem Wagen der Bictoria emvorführen. Da» ehrwürdige Thor lind die Siege-göitia, beide sind nur zwei Jahr« älter als Kaiser Wilhelm. In wie mannigfachen Lmpfiu dangen hat den Dahmgeschiedenen der Weg durch diese ernste Säulen halle geführt. In seine» Lnabensahren stand die hohe Attika dort oben leer. Napoleon hatte daS herrliche Bierqesponu nach Paris hinweggesübrt. Als der junge Prinz 18l4 von seinem ersten Kriegs zöge heimk hrte. grüßte die Victoria bereiiS wieder von ihrer alten Stelle zu len Sieger» hinab. Seitdem ist sie der schirmend« Genius de« nie Besiegle» geblieben. Heute bäck sie ihm zum letzte» Male da« aus ihrem Herricherstnle ausgepflanzte Feldzeichen mit dem Eis-rne» Kreuz im Lorbeerk.anz entgegen. Die Wirkung de« Thore« mir den dunkel verhängten Säulen nnd dem weit auSgespannte» Belarium davor ist van großer Schönheit. Der Adel der Längen-und Breckeu-Berbällnisse kommt in dieser Bekleidung in ganz anderer Weise als sonst in dem grauen Sandstein zur Geltung. — Auch Himer dem Thor, bei» Thiergarten lnnburch, ist der Schmuck der Trauer kloß« mit Pieilern und Gnirland.m fortgesetzt. Ans der ganze» Länge de» Wege« brennen die Fl-mmenbecken and die mit dichtem Flor uuihüllicn Lareruc«. Dieselbe stimmungsvolle Beleuchtung dringt aus den Schaufenstern der Linden, au- denen heute jeder festliche Prunk verbannt ist. Meist sieht mau nur eine umflorte Büste hinter den große» Spiegelscheiben stehen. Eine an« ge lriebenkin Silber gearbeitete Büste de» Kaiser« Wilhelm, umgeben von Perlen, dem Sinnbild der Thränen. steht im Fenster eines uasercr bekanntesten Hoisuweliere. Der Geschmack, mit welchem viel, der Schaufenster Unter den Linden in diesen Tagen auSqeftaNet lind, noch mehr aber die Liebe, welch« auch da« Unscheinbare in diesen Dekorationen verklärt, haben die Arbeit der Architekten bei dem Schmuck der Trenerslraße in der wirksam len Weise uateeftützt, so daß di« Linden den E.»druck eiaer erhabenen Trauer in durchaus eioheitiicher Weise darbietea. Die Aafstellawg 1« L«stg«rtea. Weichin füllte sich der mächtige Platz mit den Truppen» schämen, die ihn von allen vier Seiten her eiurahmten. Am Schlöffe entlcng hielren die Garde - Cavollerie-Regimenter, hoch im Winde wehten dir Wimpel der Ulanen, in reget« mäßigen «ruvpea setzen die Mafien ei», deren schwarzer, weißer «ad rother Helm'ck'mnck über alle Köplc tveg die Linien der Bewrgung k'zeichnetr. Nn, zehn Nh- ivaren die Reche» fest gegliedert, der Rahmen icke da« g^oslttg- Schauspiel war gesckiaff-n. Aber noch innrer w»r" an H'M Sn>mncke d-< Platz»? »earknstet. Böllie ab geschloffen erschien da« künsqlich« Schluß, die »nteren Terrasse« sanvarz deaplrt, por dem Haupivortal zwei mächtige schwane Pyra miden mit Feuerdeckea aus der Spitze. Zum Denkmal Friedrich Wilhelm Hl. heraus grupp rlea sich die Blattgewächs« »nd goldene» Becken, nach dem Schlöffe zu, wo der Zug entlang «»schreiten batte, war von dem Monument a»« eine breite Bahn von grüaen Gewächsen gebildet, stach ablauienb, so daß e« dem Auge schien, al« ob da« edern» Standbild dort ode» dem Leichen- zug de« Sohne« »algegensch,,». den letzten Graß ihm wtakend. wie cS einst den erste» Gruß de- siegreich an- dem Felde hetmkehrendrn KaisarS empsauge» dotte; eine Herrichtnng von ergreifendem Gruft in monumentaler Einsachheitl Bor dem Dome selbst sah r« um lO Uhr noch wirr genug au«, an dem Portale waren dir beide« mittleren Saale» in ganzer Höbe vergoldet, die Seitenfekdrr mit Trophäen gedeckt, in dem Giebelfeld eine Sonn« au« goldenen und giünen Patmenb ättern, weit herou-ragrnd spannte sich ein Baldachin au« Purpur und Gold, mit dem schwarzen Reichsadler aas goldenem Grunde. Erst ein Theil der Draperie» war angebracht, die in reichen Falteiimaffen von deiven beiten da« Bezell schließe« sollte», ol« die Slunde schlug, in welcher jede Arbeit enden mußte. Die Fnierwehr setzt« ein mit hohen Leiter» und mehr als 50 Mann und in einer kleinen Halde» stunde war das Gerüst enis,rnt. Nock blted al« letzte Arbeit die vier Laadeiader auizastrllen, deren riesige Kerzen »ach vorn hin den Arrsba» abzuichließen hatten. Auch hier sprang die Feuerwehr mit ihre» Leitern ein und al- e« IS vom Tdurm schlug, war auch diese Aebeil beende«, «nd al« die Kerzen brannten — mächlige Garbe» ireiouSstrümeudea Gase« — da olhmete Alle» erleichtert aus. Freilich lagen nebe, dem Eingang wirre Haufe» roher Bretter, ober in wenigen Sekunden holten die dort versammelten Mensche», voran die Feuerwekr, sie mit einem lebenden Walle bedeckt. Schon vor elf Ubr hatte die Ausfahrt begonnen, die hohen Staat«« beamten und Bortrab der Corvo, ationen traten durch die Seiten» pforre »eben dem Campo Santo ein. die StaatSkarosserr der Fürsten dielten am Eingänge neben der Kaiser WilhelmSbrücke. Wagen ans Wagen in höchster Pracht der AnSrüstung und von schwarzen Floren umwallt. Kegen 12 Uhr entstand lebhatt» Bewegung, vom Schloß her nabte der Leichenwagen, welcher dem greisen. Herrscher den letzten D east erwecken sollle. Voran ein Zug Garde du LorpS, dann kam der Wage» selbst: acht Pferd«, ganz bedeckt mit schwarzen Decken, oui deren Seiten da» preußische Adlerschild in schwerer Stickerei, auf dem Kopse schwere schwarze Fedeebüsche, jede« geführt von einem Reiikneedt. deren Röcke bedeckt sind mit silbernen um florten Treffen. Der Wagen selbst ist flach, bedangt bi» aus den Boden mit schwarzen Tücher» und einer Decke, deren Säume ebensall« den preuß-ickie» Adler aui silbernem Grunde zeigen. Ter mittlere Aus bau ist nur von mäßiger Höhe, nicht erheblich über die Scheitel der Ncbenschrciieiiden cinporrogeod. Ueber dem Wagen wird der Baldachin frei aus Stangen rudeud getragen, die schwarzen Stangen enden nach oben in silbernen Adler», da» Dach ist flach und behängt mit gelbseidencn Lampr.quiuS, deren Schmuck gestickte Adler und Gold treffen bilden. Der Apparat ist eia alle» Stück deS königlichen Hause», würdig durch die Tradition, aber auch nur durch diese; al« Millelstück des gewaltigen Schauspiel- säst winzig onzuscdauen. Hinter vcm Wagen folgt die Dienerschaft deS eutschlasenra Fürsten, viele von ihnen in hoben» Greisenalter schmerzgrdückt unter ihrer Floren tinherwankend; hinter dem Wagen führt man daS Ltibcoß, ein herrliches jugendliche« Thier, nicht schwarz bedang,». so, der» nur mit ich,varz>m Zaumzeug versehen. Der Zug komml vom königlichen Schlosse her zur Wasserseite des Lustgarten-, dann quer über den Platz am Muieum vorbei und hält vor dem Lainpolanlo. Die Sergeanten ono Oisic ere, welche bi- dahin die Stangen und Schnüre oes Wagen» gciührt haben, lassen den Bal dachin sinken, der wie eine weile Decke den Katafalk überspannt. Fetzt setzen mächtigen Klanges die Glocken ein al- Zeichen, daß der TrauergotlrSdiciist beendet, aus dem Pyamiden vor dem Schloß und hoch oben aus dem Dome entzünden sich die Theerpsannen, deren mächtige schwarze Wolken von dem rauhen Nordwind wie düstre Flocken zwilchen die Mafien flatternder schwarzer Wimpel getrieben werden; über den Platz hin schwirren kurze Lommandoworle, die Truppen treten an die Gewehre und vou drei Seiten her knattern die Salven de» JnsauteriegeichützrS, hellaus steigen d,e weißgiaucn Wolken, die Glocken oller Thürme antworten dem Geläute de- Dome-, die Posaunen de- Trauer marsche- setzen ein; der letzte schwere Moment ist gekommen I Der Tranerwogca wankt heran und hält vor dein Mittelportal de« Donie-, und nu» tritt au- dem Innere»» aus den Schultern der Osficiere, der Sarkophag heraus, der so theure Reste birgt, znm letzten Male an da- Licht der Sonne. Der Sarkophag ist mit rolhei» Sammet beschlagen und reich mit Bronze belegt, aus dem Kopfende «in mächtiger goldener Heim mit schwaez-weißem Federbnsch. Der Sarg Wied aus den Katafalk gehoben und oben desestigt. Kränze und Palme» in unendlicher Fülle bedeckten die schwarzen Tücher, der Baldachin, dessen Schnüre nunmehr 8 Generale tragen, tritt über ihn hin, langsam und seierlnch gleitet der Wagen bis zur Ecke des Dome- vor. Die Gardecavallcrie, welche vor dem Schlosse Posto gesaßt hatte, ist bereits vorweg geritten dem Brandenburger Thor zu, langsam reiht sich Trupo an Trupp de« AusmarscheS, bi» der Leichenzug selber sich in Bewegung setzt. Die Svalierbildang. DaS war der Weg, wie ihn liebevolles Empfinden erdacht, wie ihn die von begeisterter Hingabe au ihre Ausgabe beschwingten Hände allein herzuftellen vermochten. Eine Riesenoufaab«, glänzend gelöst in zweimal vierundzwanzig Stunden. AllerdingS bis zum letzten Moment halte man zu thuu gehabt, an feurr- sprüheiidc» Glühbecke» mußten die Arbeiter in der Nacht die er starrenden Hände erwärmen. Ader eS gelang, der Pflichteifer siegle auch hier über unüberwindliche Schwierigkeiten. Eia bitterkalter Tag stieg dann hinauf über diese- heraus- gezaubcrte ergreisende Bild, ein Tag unter anderen Umständen die Freuden de- Winter- verheißend, heule eine unwillkommene Zugabe. Aber auch da» vermochte nicht Eindruck zu machen. Theiliiebmer nie Zuschauer suchten so gut c- ging, sich Schutz zu verschaffe». Zudem ward eS um die Zeit, in welcher die irdische Hülle Wil- helm'S I. hinauSgelragen ward, etwa» milder. War der Weg. wie er sich bei dem Dahinschrellea aus rollte, ein großartiger, von einem erhölilcn Standpunct, etwa von der Friedrichstraße übersehen, der eS gestattete, den Blick urige bindert bis zum Brandenburger Thor und bis nach der Schloßbrücke strcisen zu lassen, war er geradezu überwältigend. Schwarz, soweit da» Auge blickt, — die grünen Taniienaewinde, dir Gilberslreisen und Aorten, die von dem dunklen Hintergrund sich abhebenden schneeweißen Jnilialen deS Heimgegangene» Kaiser-, sie alle trogen dazu bei, dcn Grunüion und die Grundjarbe desto wirksamer hervor, treten zu lasten. DaS durch Flor obgedämpiie Licht der Laternen, die von» Wind schars bewegten züngelnden freien Flammen, da- da. zwischen fallende milde Lichi der elektrischen Lampen, die qualmen den Säulen der Theerbecken, deren Rauch sich wie eine Traverwolke schließlich über da- Ganze lagerte, das alle- in seiner Gesammtheit übertcas weithin die Wirkung, welche die gestaltenden Künstler sich davon versprochen Halle». Und zu dieser Dekoration nun die der lebendigen Mauerl In schnurgradeii Linien, die trotz ihrer grandiosen Zahl VcrhällnißmSß'g kleinen Abordnungen der Genossenschaften, welche der beichrinkte Raum zuzulaffen erlaubte, in schnurgerodea Linie» säst parademäßig, daß Kaiser Wilhelm seine Freude daran gehabt hätte, wenn er an dielen Civilisteu vorüberschrilt. Dazu war ta allen Häusern dem Wunsche Folge gegeben. Kandelaber und Kronen brennen zu lasse». In den Häustru von der Erde bi« zum Doch geichoß in jedem Fenster und in jeder Eloge eine kleine, sich bi» zur Decke ausbauende Tribüne, weit über da- DachgesimS binau« au drn Zinuen in schwindelnder Höhe bei lebensgefährlicher Glätte andere Tausendes Und aus allen Gesichtern ein heiliger, düsterer Ernst, der kündete, daß nicht die Neugierde, ioudern HerzenStheN- »ahme sie alle zusamm-ngesübrt hatte. Al« der Zug vorüberging, überall stille« Weinen, laute- Schluchzen, deutlich vernehmbare Lebewohls. Wie rollende Schollen klang der duaipse Trommelwirbel der voraufmarschirenden Truppen, er mahnte immer von Neuem noch au- weiter Ferne al« eia letzter entschwin deuder Gruß de« zur letzten Rast gehenden Kaiser- an seine, wie er oft gesagt hatte, alle Zeit getreue Stadt. Er hatten sich zur Svalicrbildnag weit über 200 000 Personen qenitidet. Diele Zahl mußie innerhalb der Stadt bi» »um Brande», bnrger Thor aus 22 OM reducirt Weeden. 4000 mehr «U bei mäßiger Ausrechnung de« Raume» vorher »„gestanden worden waren. Die stäbtiiche Lenvaltung hatte drn Krankenkassen, irr denen stch ei» groß-» Theil der gewerblichen Arbeit Berlin» zasammenfiadet, »ad den Innungen fast den ganzen Pl.tz überlassen. Bon der Dchloß- brücke ansangend bi« zum Parlier Platz bildete» stk aus beiden Leiten viergliedriges Spalier. Bei Freudenfesten pflegte rtlhmlichrr Wett streit unter ihnen auSzvbreche». wem der Vorrang gebühre. und ol der Kaiser zum letzten Male feierlich eiugedol» war. pochten die Gchläch er aus idr olle- Recht, hoch zu Roß den Zug eröffnen zu dürfen. Heut« reihte sich olloS gern in di« sepgestrillc Ordnung «in, deute galt e« keine» Wettstreit al« überhaupt anwesend zu sei» uud durch lue Ainoesea- heit einen Tribut der Trauer zu bekunden. Die Handwerk,c »nd die Krankenkasse, folgten sich >n ulvhabekilcher Reihensolge nnd »nr an einer Stelle ward d e tanoc R iffe mrtcrbeochrn, gegenüber dem kaiserlichen Palais vor der Univeisilär vou der Neuin Wach« bi- zum Denkmal Friedrichs de? Graß?». Hier hotten vor dem eige»e» Hank« d'e Angehörigen der Nn-oer^tö! und d-r befreundeten BikdvngS- »nd Kunftinftttnt« Platz genommen, etn« Grupve, wie fl« in dieser Gesammtheit noch airmal« gelehr» worden ist. von welcher man sage» könnte, daß sie in der That die Blüthe der Natiou reprisentirt. E« waren 1000 Lhargirte. Bus telegraphische Einladung de« Ausschüsse« der Berliner Studentenschaft au iämmrliche deutsche Universitäten, Hochschule» und Akademien batte» dieselben ihre Vertreter entsende«, auch diejenigen de« Ao-lande«, wie Graz, Iu»«brvck, Prag «d au« der Schweiz Zürich. Dorpat, da« z, weit entlegen war» um noch rechtzritig Folge leiste» zn können, hatte sich in tief rmpsandracm Beileids schreiben entschuldigt. Bou den deutsche» Universitäten fehlte keia«. Einige waren in stattlichen, impontreade» Delegationen gekommen, ander« minder stark, aber alle beseelt va» den gleiche» Emvsiadungeu. Am östlichen Ende de« UniversiritSgebindet» anschließend au die neue Wache, stand der Ausschuß Berit»« mit dem UaivrrfilitSbaauer, 23 Lüpfe stark. Dana solgrea die Deputationen, der ouswärtigrn Univeisitälen, 16 dentsche, S österreichische und eine Schweizer. Auch di« ForftakademieLbrr-wald« uud die Akademie Münster fanden hier Platz. E« folgten »»»mehr die studentischen Corporation«», sämrntliche Berliner, etwa 80 an Zahl, mit üüO Lhargirte». dann di« Lorporationen der aus wärtigen Universitäten, die sich zum Theil de» Berliner EaNellvereinen angeslplvflea oder zu größeren Gruppe» sich vereinigt hatten, all« in vollem Wich« mit Banner» nnd Fahnen, eia wahrer Wald »ou glänzenden Standarten, die techntscheo Hochschulen» hiesige und au«- wärtrge, mit 160 Tbargirten, die Bergakademien an« Berlin nnd Freiderg mit 20. die landwirthschastliche Hochschule mit 10. die thier- ärztlichen Hochs'b'.il o mit 25 Vertretern, die Kunstakademien von Berlin, Dresden. Dlisjeldorf. München, Königsberg bildeten den letzten Flügel vor der Umverfilät. Man kennt di« Bielgestaltigkeit der stndentischr, Feflcostüme, .namentlich die der sachwiffeajchaftlichro Hochschulen und der Knnflakademir». Zniommrngeschaar« tu so dichten Reihe», vir r« hente der Fall war, war der Eindruck ein imposanter und hinreißend schöner. Weiterhin b'S zur Neuen Woche nnd bi» an« ZenghauS schlossen sich dann die Realgymnasien und Obrrrealschnlen uud vom Zeug- Han« bi» zur Schloßbrücke dir döhrren Bürgerschnlea an, vertreten durch Direktoren, Lehrer, Schüler der höher»» Llafien und an sie die Schützengildrn nnd dir Angehörige» der Epandauer Gewehrsabrik. ES war 9 Uhr Morgen«, ol» olle diese verschiedenen Adrheiluagen sich oa ihren Versammlungsorten zusammensaabe», »m dann ta ge schloffenem Zuge nach den Linden zvr Ausstrvang zu marschir-n. die nach polizeilicher Vorschrift um 11 Uhr beendet sein mußte, und r» war gegen 3 Uhr. al» sie wieder abmaschireu konnten. 6 Stunden Hollen sie unter Umständen anSgeharrt, die die höchsten Ansorde- runge» an die Widerstand-ILHigkeir jede» einzelnen stellleu. Aber nicht viel besser daran als sie waren die besser Situirtea, welchen eS ihre Mittel gestatteten, sich aus den öffentlichen Tribünen Plätze zu kausen, oder die der Freundlichkeit de- Magistrat- eine Einladung zu einer seiner aus dem Pariser Platz errichtete» Tribünen ver dankten. Die beiden letzteren stiegen last bis zur Höhe de« ersten Stockwerke- der de» herrlichen Platz säumenden Palast«. Etwa 8000 Perionea fanden aus ihnen Unterkunft, immer wieder nur ein kleiner Bruchtheil Derjenigen, welche im freiwilligen Dieust der Stadt aa der Verwaltung theilnehmeu. Am Günstigsten waren Diejenigen daran, welche in den Häusern selbst Unterkunft gesunden, die Frem den. von denen r« sestfteht, daß sie einzelne Plätze bi» zu 100 ^l, Zimmer bi- zum Betrage von 2000 bezahlten. Die Universität, die Ruhmeshalle, die Kunstakademie und die Ministerien hatten selbstverständlich von jeder Verwerthung ihrer kolossalen Feustersiuchken Abstand genommen. Au« der Universität sahen die Prasefforea und Docenten mit ihren Familien und, so weit e- der Raum gestattete, die Studenten zu wäurend, sich eine große Anzahl der letzteren aus improvifirrcr Tribüne de« Vorgarten- ausstellte. Die Künstlcrwrlt vereinigte sich in der Kunstakademie, die Generalität und da- Osficiercorp» in der Cerninandonlur nnd der RuhmcShalle» in dem Ministerium de- Innern und de« Cultu« alle, die zu diesen Ttaat-inslituten in Be ziebang stehe». So bildeten sich selbst innerhalb dieser Menschen fluth größere Gruppen geistig Zusammeugchörender, und wie der Zug seinen Weg an jedem dieser Gebäude vorüberuahm, trat vor die Seele der Anwesenden am klarsten immer derjenige >roße Zag de« Heimgegangenen hervor, der ihrem Interessen reise am nächsten log. Dean al» er seinen litzlen Gang an trat, da zog er vorüber an allen den Zeugen, die sein Leben zu einem gewaliigen gemacht haben, an dem Schloß, in dem die Fürsten der Welt ihm huldigten, an der Ruhme-halle vorüber mit den Trophäen der siegreiche» Feldzüge, am Opernhaus, tn dem die Kunst unter ihm ousblühte, aa der Akademie der Künste und der Universität, die unter ihm einen ungeahnten Auslchwung nahmen; und nun am Morischrn Eckfenster — er selbst hier vorüber, er, der dort Tag für Tag stand uud grüßte und dankte? Alle Gedanken waren diesem einen Moment zugeivendet. der ein geradezu erschütternder war. Kein Theiluehmer de» Zuges, keia Zeuge, der in der Nachbarschaft war und jenen Fleck onschanen konnte, der nicht mit heiligen Schauern nach dem Fenster blickte. Aber heute blieb e« leer, vor ihm wie vor allen andern Fenstern de» Palai- waren aus besondere» Befehl der Kaiserin alle Vorhänge Herabgelaffen. Auch aus der Rampe keine menschliche Seeles Inmitten all dieser Mrnschenmavera die einzige öde, leere, verlassene Stelle, die durch diesen Gegensatz von Neuem auch äußerlich dorthut, wie sein Platz, wie ein unersetzlicher Platz leer geworden sei in unserin Landes Und weiter ging der Zug, vorüber an den Ministerien, die treue Arbeit verrichteten, vorüber an den Botschaften, gerade Rußlands und Frankreich-, deren Fahnen aus halbmast gelenkt sind und deren hntzadrn sich in tiefe Trauer kleideten, dann durchs Brandenburger khvr unter der Quadriga, die er mit au« Pari« hatte holen Helsen. Abseit» aber an der Siegeöakkee stand und blickte trauernd herab die siegreiche Germania, — der sie errichtet, ist nicht mehr. So huldigten auch dem tobten Kaiser »och die Thaten seine- Leben aus seinem letzten Gang. wöbatra Zuschauer war umflorten Pauken der Berliner Lebe» eine energisch» Wirbel heute Eharlottenbarg. Lharloiteubarg Halle zunächst schon eine gewaltige Ausgabe mit der Freilegung der drritra Chaussee, zugleich seiner Hauplstraße, von den Schneemassen zu ersüllen. Ganze Wagen-Lolonne» waren daher Tage lang angestrengt ibätig. Im klebrigen gebot die Riesen au-dehnling dtescr Avenue eine Loncentration derTrauer-Au-Ichmückung aus gewisse Hauplvnncte. An der Weichdildgrenze bei der Brücke über den Canal erhob sich eine hohe schwarz dropirte Ehrenpforte, zu ihrer Seite ein Podium iür die städtischen Behörden von Charlolteabiirg, aus welchem sie den Lraurrzug erwarteten. Auch der nahe Stadtbahn viadnct war scdwar» dropirt. Ein zweite» größere- Arrangement erhob stch am „Knie , rin dritte« an der Einmündung der Lbauffee in den Schmuckplay vor dem Schlöffe. Einen wirksamen Mittel- punr« der langen Trauerstraße bildete da- schwarz drapirtr Rath Haus, vor welchem die Gemriudeschüler und -Schülerinnen standen «nd den Traaerzug mit dem Gelange de« Lborals „Wenn ich ein mal soll tchetdeu" begrüßte». Sämmllicki« Laternen der Trauerstraße waren schwarz umflort und durch die Schleierhülle leuchteten die an gezündeten Flammen in den trübe« Wintertog ernst und feierlich hinaus. Die ganze Straße entlang aber zogen sich aus beiden Seiten schwarz draptrte dicht besetzte Zuschauertribünen. Boa der Weichdildgreaze au« di- zum Ratdhaose bildeten die Vereine von Lharlottenburg. geführt von de» Turner- und Krieger-Bereinen und geleitet von 300 Trägern von Marschollstäben, mit ihren umflorlen Fahnen und Bannern Spalier. An dir Verein bis zum Schießplatz schloß sich die miliiairisib« Leicheuparade aa, gestellt von den Lhar lottenburger Garde du LorpS und den beiden Epandauer Garde Jnsauterie-Regimentera. So erwartete die zweite Residenz, in welcher Kaiser Friedrich Sammlung za den Regierung-geschailen gesucht uud gesunde» hat, dr, irdisch« Hülle Kaiser Wilhelm'-, welch« tu unserer Rachdorstadt ihre dauernd« Ruhestätte finden sollle. Vom frühen Morgen au bewegte sich ununterbrochen rin Wagen. Corsa ans Umwegen am Zoologischen Garten re. vorbei, nach Lhor- lotienbnrg. Hier war die große Straße von Berlin ebensall« dicht belebt, «brr sie zeigte doch nicht da« lebensgefährliche Gedränge wie in Berlin. Außer den zahlreichen festen Tribünen hotte man fliegend« Tribüne» von Hökcrwogea u. bgl. elablirt. — Au dem tchwarz drapirten Porlicu« der Stadt an der Weichdildgrenze prangten Reichsadler. Zu beide» Seiten flammten GcS-Flambeoux einpor. An der Taualbrücke hatten Kähne angelegt uud ihre Masten vou oben dt« uotea bewimpelt. Quer über die Brücke spauuteu sich Gairlanden. eia« Widmung de« Teotralverein- deutscher Strom- uud Binnenschiffer, vou ihnen herab hing eine Trauer-Kroae mit umflortem Kreuz. Eixe Tasel trug die Widmung uad den Vers: ,.Da« Leben ver rauscht gleich der Delle — Doch beide» bleibt ewig bestehen!" Die Technische Hochschule war schwarz drapir«, aus der Rampe brannien alle Candelober. Am „Kaie", aa dem W Idelm«- uud Louiseaplotze erhoben fich je vier schwarz drapirtr R>ese,->ltLrr, gekrönt von Opserdecke», an» denen Flammen enworlobertro. Um 12 Uhr rückten die Cbarlott-nburger Vereine in langem Zuge von der Flora der zur Spalierbtlduog aa, voran die Kriea»r. vrrrrne, dw Schutze» uad Turn«». Di« Umgebung de« Schlöffe- war vou früh ab gesperrt. Die Refidenz Kaiser Friedrich« lag m frtrrlicher Ruhe d«. D«r Traacrz«- 12*i. Uhr war e?. als die krachend:» Salve« diknudcU i. daß tu dem Dom der Sraeo gesprochen ward über der Hülle de« Koffer«. In demselben Moment letzten die Trnneroccorde der ersten EScadron de« Garde-Husarea-Regiment« rin» «rd der Imposant, mittta,rische Conduct setzt« fich io Bewegung. Sc war eiae «eprn srntation der Armee ta allen ihrea Wnffeugattungrn, uad da da« Lrhriafanterie-Bawilloa sich in der militairischea EScorte befand auch von allen Armeecorps der Armee tu ihre» aaerkamtt tüchtigsten Soldaten. 8 Schwadronen Lavallerie mit 3 RegimeutStrompeler- corp« eröffnet«» dea Zug. Dir meisten spielten die Weise: Jesus meine Zuversicht. Für dea aalere militairische Schauspiele ge- eS besonder- herzbewegend, die trauer- Garde - Kürassiere zu sehe», die im so große Rolle spielen, und deren , ^ in dumpfer Rolle, verwandelt war»,. Sieben Bataillone Infanterie, »dermal- mit drei Regiment-musiken. folgten. Der Ehrenplatz war dem ersten Gardereqiment zu Fuß eiageräumt, dessen Tranermusik von einer eigenartigen Stimmung wer. Aus jede» BrrS deS Choral« jolgte eia dumpser Irommelmrbel uad drr vorausmarschireude RegtmeatStambour mit seinem doch in die Lost er hobenen Stad« sah au« wie eia zu Erz gewordene» Standbild, doS io regel mäßigen Paulen eine Bewrgung de- Anne« machte. Die da»» totgrndea 13 Geschütze fuhren »u zweie». 40 Mann de- Regiment- Garde d» Corps machten unter Führung rine« OificierS dr» Be schluß dieser militairischea EScorte, die mit nur kurzem gelegentlichen Stocken sich an dem Palais vorüberbewegte, »ach dessen geschloffenen Fenstern auch heute ihre Blicke gerichtet waren. Rar eia einzige« Fenster hat ein klein weuig de» Vorhang tu die Höbe gezogen. Es lag im ersten Stockwerk über dem historischen Eckzimmer. Das Fenster schaute uach dem Opernplatz hinaus. Dort wurden gegen 12 Uhr die Scheiben geputzt, ein breiter, aar einen ganz schmalen Zwischenraum lastender Schirm vorqkichobea, und hinter diesem Schirm hervor schaate dir Kaiserin Wittwe, in tiefste Trau« ge hüllt. dem Begräbaiß ihre» Heimgegangenen Gatten zu. Abweichend von dem osfirtell auSgegebene» Programm folgte nun- mehr die Hosgeiftlichkeit. recht- Ober-Hosprediger Kögel, neben ihm Stöcker, daun Baier und Schräder. Ihnen folgte» die übrigen im Dom betheiligt gerveseueu Geistlichen. Die königliche LivrSediener- schaft» die Etallbedieutea in ihre» mauuigsachea Uniformen, die meisten mit dea schwarzen eiagestickten Adlern, dann die HaaSvffi- cianten, Tastellaae, Hesgärtuer und Kammerdiener, weiter aussteigend in der Bedeutung die Beamten de- Hosmarschallamtc« and der ähn- lichen Aemter, die eigentlich« Umgebung de« Kaiser« im Leben, uud dann in Roth und Silber gestickten Frack» bte königlichen Hof-und Leibpagea, jugendliche elastische Gestalten au- den HSLststehenden Familien de- Lande-. Bon den königlichen Leibärzten solgten nur vr. Lcnthold und vr. Thiemana. Generalstabsarzt I)r. v. Lauer ist durch Krankheit sern gehalten, Marschalle eröfsnetea dann die imposante Gruppe der StaatSsecretaire und Minister, welche die ReichSinsiguien trugen. Aa Stelle de- erkrankten Minister- vr. v. Friedfferg war mit Bewil- ligmig des Kaisers SlaatSsecretair vr. p. Stephan getreten, drr unter Assistenz de» StaatSsecretatrS vr. v. Schelling das Reichs- iustegel trug. Minister Maybach, der Träger des Reichsapfel», war bereit- heute mit dem jüngst verliehenen Schwarzen Adler-Orden geschmückt. In der Ritte dieser Gruppe schrill, die königliche Krone aus weißem Sammelkiffea tragend, der Oberftkämmerer Otto Gras zu Stolberg-Weruigerobe, ihm zur Seite Minister v. Putikamer mit dem RcichSscepter und zur Linken Krieg-miuistrr Bronsart v. Schellendorff mit dem Reich-schwer«. DaS Kurschwert, der Kurhut, die Kette de- schwarze» AdlerordenS, getragen von den Ministern v. Goßler, v. Scholz, v. Bötticher und vr. Luciu« vervollstäudigtea diese An ordnung, welche in den reich gestickten Uuisormen mit de» gold betreßten Dreimastern und den trouerumflorten weißen Federn daraus, von ganz besonderem Eindruck war. Auf die königlichen Hoschargen, deren Namen wir bereit- veröffentlicht baben, folgte der Leichenwagen. Acht prachtvoll ausgeschirrte Pferden, deren kostbare Ausräumung selbst durch den Flor, der darüber aaS- gebreitet lag, nickt ganz verdeckt werden konnte» geführt von Oberst- lieutenaitt» und Corvettcacapit.iinen, zogen den mächtigen Katasolk. Weithin sichtbar ruhte er mit rothem Sammet auSgcichlage» und mit Goldborden versehen aus schwarzem Postament, riagS umgebe» von den Kränzen, welche die auswärtigen Fürstlichkeiten und die Ver tretungen des Reiche» gespendet hatten. Ritter de» hohen OrdeuS vom schwarzen Adler trugen die Zipfel de» über dem Leichenwagen liegende» Tuches, Generalmajore den Baldachin, der golddiirchwirkt uud ring« mir einer Borde schwarzer Adler versehen, den pomphaften Eindruck erhöhte. 8 Obersten, 8 Hauptlente schritten zur Ablösung der Bor- genannlcn nebenher. Do- Leibpscrd de« Kaiser« wurde hinter dem Sarge geführt. Ein kleiner Abstand, daun die Flügeladjiitaaten, und iu wieder weitem Abstand, ganz allein dalicrjchreilend, fest und stark, mit keiner Wimper zuckend, rine Verkörperung mänalicheu Ernste«, rin Bild der Hohenzollern, wie c- u»S in dea Jahren der Vollkraft uud de» energischen Willen- vorschwebt. Kronprinz Wilhelm. Sein kaiser licher Batcr halte, entgegen seinem dringenden Wunsche, der Trauer» seier sern zu blciben sich entschließen muffen. So waren denn aus den Kronprinzen ul« den Hauptleidtragenden Aller Augen gerichtet. Wohl mochte er eS fühlen, ober aufrecht, den schweren Kummer bannend, stand er an seinem Platze, und als die Banner sich vor ihm senkten und die Häupter entblößten, da geschah es nicht au- ron» ventionellcr Pflichtersülluiig, sondern unter einem mächtigen Bonne nnd einer zwingenden Gewalt brachte mau dem Kionprinzeu diesen Tribut der Ehrerbietung und der Thefluaffme. Der Sarg de- Kaiierö — wir haben schon davon gesprochen — zog langsam dabin. Soweit die Augen eS vermochten, folgten sie ihm. Dea letzten Mick zu erhaschen strengte man sich an. Dieses langsame Hinanösühren bildete, verbunden niik dem fürstlichen Tronrrgcfvlge den Höhepunkt des gewaltigen Zuge«. Nach dem Kronprinzen schritt in der Marine-Unisorm Prinz Heinrich, unmittelbar neben ihm der König von Belgien, leicht aus einen Stock gestützt, der König von Rumänien, eine imposante Ge» statt mit schwarzem Vollbar», und der Könia von Sachsen, »in- Allen wohlbekannt von seinen häufigen Besuchen. Mit den Prinzen Albrechi, G^org und Alexander kamen dann die fast zahllosen linderen Ber- lreter der fürstlichen Geschlechter. Ter Großberzvg von Baden und der Kronprinz von Schwede» waren in unmittelbarster Rühe vom Prinzen Heinrich. Vielbemerkt wurden die Kronprinzen von Italien, Kronprinz Rudolf von Oesterreich, der Krouprmz von Griechenland. Unendlich groß war di« Zahl, unmöglich, aus der großen Schaar in großer Gala Einberschrcitenden andere Persönlichkeiten nlS die »r.S geläufigsten zu erkennen. An die militairische Eskorte und da- Traucrgefokge schlossen sich als dritter ungegliederter Theil die Repräsentanten de« Lipil- diensieS, der Künste uud Wissenschaften. Hier übenvog der lchwarz« Frack, dea der geöffnete Neberrock erkennen ließ. Nur nlS die Drpntirten der Universitäten kamen — eS waren sämmtliche Rektoren und Prorectoren im Zuge — kam rin klein wenig bunte Abwechselung in da- Bild. Reichs-, Staat--, Provinzialämter, die Parlament und städtischen Vertretungen — die fremden hatten sich dem Magistrat von Berlin angeschloffca — wurden von der Menge besonder» bemerkt. Eine Abikeilung MIlitair machte den vsficiellen Schluß de- Zuge», dem sich jedoch noch eine nach Tausende» zählende Schaar von Offizieren der regulären Armee und Reserve-Osfiziere anschlosien. 1 Uhr 1b Minuten paisirte der Sarg da- historische Eckfenster de« Palais, von wo der Koiser so oft aus seine Truppen und aus sein ihm zujubetnve» Volk herunter geblickt hatte. Jetzt wenden sich die Augen der in der Näh« Siebenden thräaenfeucht zuerst zu dem Sarge, iu dem Wilhelm I. ruht und dann hinauf uach der für immer verwaisten Stätte! Uad wie rin Seufzer ging r« durch die dickte lautlose Menge. Da» Aeustere der Stadt. Berlin ist in der letzten Nacht nur zum Theil schlafen ge gangen, noch iu der zwölften Stund« waren die Linden so be lebt, wie an einem schönen Sommer-Nachmittag. Tapezierer und Decoraleure mußten alle Kräfte zusammen nehmen, um die letzte» Arbeiten zu beendigen. Beim elektrischen Licht sah man de» Nachts noch ganze Heere von Handwerkern in Thätigkeit: hier wurde ge- bobelt. gesägt, dort gestrichen, getüncht, hier di« Wege geebnet, dort die letzte Hand au die DecorationSarbeiten gelegt; uud der Berliner Künstlerschasi, welch« die Oberleitung der Ausschmückung der Trauerstraße halte, war eS gelungen, tn wenigen Stunden eine «ach allen künstlerischen Beziehungen hin wirkungsvolle Dekoration her- vorznzaubrrn. Extrazüge trafen in der Nacht aus allen deutschen Gauen eia» und der junge Morgen war noch nicht ange brochen, als Unter den Linden schon Tausende and Ader- tausende in Bewegung waren. Die Polizei hatte in frühester Morgenstunde AbsperrungSniaßregelu in wrilestcm Nmsange vor« genommen. Dem Publicum im weitern Sinn« war nur der Platz aus dem Bürgersteig geblieben, die Kette wor aber auch hier eine besonder« dichte »icht. Alle Valcoae waren dicht besetzt, «< gab keia Plätzchen »nd Fleckchen, da- nicht von TheilnahmSrollea gefüllt gewesen wäre. Hoch oben ans den Dächern zahlreicher Häuser wurde e« becej!« >l» trüber Morgenstunde lebendig, ggnze Gruppen llondeo dort in der lustigen HgLf, uud der grimme Frost »n» der Wind, dir a»S dollen Backe» blies, konate sie von ihrgm ex ponieren Etandpnuet nicht inrseriien. Schm, in der zehnten Stunde rückten ti« zur Svalierbildrug un:cc d^» Luiden l>>mderlei! Vercmc und Innungen aa, die alten Junnugsioliiien uno die neuen Banner sänu»»:ch mitFlar umhüllt Die Aut'lelluug vollzog sich »nzemria rasch unk schnell, alle Einzelheiten w ren vorrüglich getroffen und wurde sg
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