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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-16
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1888
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auSgelchloffen, um so gebieterischer macht sich die Nethwrn- digkell gellend, olle siir die Erhaltung der Leben» de» theuren Kaisers Frickrirh III. in Betracht kommenden Umstände auf das Eorgsältizslc zu erwäge» und zu beachten. Die Reise von San Nemo nach Berlin ohne Unterbrechung war der b,st- und untrüglich''!« Beweis für den Heroismus Kaiser Friedrich'-, aber die Rücksicht aus die Erhaltung de» uncr» ictzlichen Lebens de» Kalsers verlangt gebieterisch die Fern- iiallung von Geiahren. Am Grabe Kaiser Wilhelm'» steigen beiße Wunsche für die Genesung Kaiser Friedrich'« ans den Herzen aller Deutschen »nb auch der Eöbne aller übrigen Bciker Europa« zum Himmel empor. DaS Andenken an >ia,ser Wckkelm ist unauslöschlich, seine Verdienste gehören siir alle Ewigkeit der Geschichte an, aber der höchste Wunsch deö lebende» G,schlecht» ist die Erhaltung des theuren Leben« Kaiser Friedrich'« HI. bis an die Grenze, welche die Natur alle» Sterblichen gezogen hat. * Leipzig. 16. Mürz 1888. * Der „Reichs« »zeig er" veröffentlicht heute nach stehendes Eoinmuniqub: ,.ES ist mit Recht ausgefallen, daß die kaiserliche Unterschrift unter den allerhöchsten Ber- ostenNichilngen in dem Extrablatt deS ..Deutsche» Reichs- Anzeigers" vom l2. d. MlS. uiit der Ziffer „lll" versehen worden ist, da der Bnsalz der Ziffer de» eigenen NamenS- »ntcrschrislcn auszeihalb der mouarckoschen Traditionen liegt. ES ist dies Versehen dadurch möglich geworden, daß bei der von dein allerl öchsten eigenhändigen Origmalerlaß genommenen Abichrist siir den Trncksatz von dem Abschreiber die Schluß- ste ' - hinter dem kaiserlichen Name», welche die Initialen l und U sImperator Uex) darstelle». siir die drei Striche einer lömisE.n Drei aiigescheu werden sind." * Am TienStag hat unter Vorsitz de- Reichskanzlers Ministerpräsidenten Fürsten Bismarck abermals eine mehr stündige Sitzung des preußischen St a atS m i n iste- riuius stallgesunken. — lieber den Zustand deS Reichs kanzlers verlautet osstewS. daß derselbe zu Besorgnissen vorlänüg keinen Anlaß aiebt. Fürst B Smarck muß sich jedoch die äußerste Schonung anserl-gen, damit einer Verschlimme rung vcrgedeugt werde. DaS Leiden bestellt in rheiimakischen chmerzen, verbünde» mil Anschivellnng der Venen; eS bandelt i ch karm», daß der Eintritt einer Entzündung vermieden werde. Der behantclncc Arzt bat eS, wie von verschiedenen Seilen bestätigt wird, dem Fürste» streng zur Pflicht gemacht, sich von den BeisetzuiigSseierlichkeiten, welche für ilm mit großen Anstrengungen verbunden sein würden, fern z» halten. * Tie Verleihung deS Schwarzen AblerordenS an den Jusüzininister Ür. von Friedberg wird bestätigt. B kaniitlich ist mit der Verleihung deS Schwarzen Adler« o-kenS der erbliche Adel verbunden. * Im Reich St agSwa hl kreis Alten a-Iserlobn steht demnächst die Ersatzwahl für Herrn Rcinhold, der sein Mandat nicderge'.egt hat, bevor. Es wirv sich dabei ernstlich nur um eine» »akionalliberalen und einen deutsch- srcisinnigcil Eandidalcn handeln, wenn auch Svcialkcmo- lralen und llllra»io»la»e lin ersten Mahlgang eigene Eaii- divatcn ausstcllen »verde». Zu einer Stichwahl würden die letzteren Parteien natürlich wieder dem bculscksrcisinnigen Eandidaten bcispringc». Der ullramontane „Westfälische Merkili" hat bereilS die Parole au»gegeben: „Wir möchten unsere Freunde dringend ersuchen, doch Alles anfzubicten, daß dort lein Eartelbrutcr die Ebre deS Sieges erringe. Es gilt, der Niederlage t-S Carle!» in Groissenhcrg-Kanimin ei» zweites ebenso gründliches Sedan für dasselbe in Allcna- Jscrlobn folgen zu lassen." * Aus Gera, 14. März, wird geschrieben: Die heutige Sitzung de« Landtage- für das Fürstenthnm Reuß j. Linie wurde kurz nach 10 Uhr von dem Präsidenten Fürbringcr eröffnet. Für dcn verstorbenen Commerzieiiralh Mey'r ist von Len Höchstlesteuerlen der Mülfleiibcsixer Oderländer g'wählt, dessen Vereidigung durch Handschlag erfolgte. Von den zahlreichen Vorlagen und Petitionen wurden eine größere Anzahl »bne weitere Debatte den llommissionen zur Vorherall,,ing „berwiesen. Die wichtigeren Vorlagen über da» Eisenbalniprojcct TripiiS-Zegenrück- EberSdors-Lobeiistein-BIankenstein, die Beioleung der Volk-schiillebrer, die gesetzliche Regelung der Pensionevrrhältnissc der städtischen Beamten uns deren Wstlwen und Waise» und die Al'äuderu»g de« Gesetzes über die Zwangsenteignuiigen für Eisenbahiizwecke riesen längere Aussprache» hervor und wurde» ebenfalls a»s besondere Anträge IheitS dem Finanz«, »Heils dein Justiz, und »Heils dem PelitioiiSal,sschiisse übcuvieoe». Die Regierungsvorlagen über einen »iiriiiidstück.'verlaus an die Gemeinde Debschwitz und die P nsionS- verhällnijse de« Landrnllivbevollmächliglen Geheimen StoalSrattiS Or. Hccrwart von Sachsen - Ältenburg, Sachsen - Coburg. Gotha, Schwarzburg-SouderShausen und Neuß j Linie wuid-n genehmig». Den Gemciuoe» Thimmendorf wurden 3000 Pohlen IllOO ./k. M'ndischenbernedvrs 3000 ./S. Neundors 300 ./» und WernSdors 750 ./t als Zuschuß zu ihren Schulbauten einstimmig bewilligt. Am Tage der Veisctzungsscierlichkeiten de) deutschen Kaisers findet keine Sitzung statt. » * -» * Nach Meldungen einiger Blätter sanden am Montag und Dienstag in Wie» unter dein Vorsitze de- Kaisers uiilitairiscbe Eonferenzen statt, an denen auch Erz herzog Albrecht Thcil nahm. * Die Eens iir in Riga hat den Zeitungen verhole», ihre Kaiser Wilhelm-Nekrologe mil Trauerrand zu versehen. Tie Polizei bat die Trauer-Decorationeu in inch- rcrcn Kausläkcn untersagt. * In ArleS ist eS bei dem Begtäbniß einiger Zuaven. die von Italienern erschlagen worden sind, zu einer lär menden Kundgebung gegen Italien gekommen. Alle Behörden wolinEn dem Begrabniß bei, Mililair bildete (Spalier, 20.000 Menschen waren i», Zuge, die in einem so.k: „Nieter mit Ilalie»! Revanche! " schrieen. D'e Ei»- li lerniig der gesangencn Italiener in daS Gesängniß war lel r gefährlich. Der rasende Pöbel verlangte ihre Kopse; aus bei» Bahndes kam eS znin Handaemenge mit dor Wache und c. i Ilatieiwr wurde b ilb erdrosselt, einem Soldaten wnrde da» Von zerbrechen »nd ein E vilist lebenSgesährlich verletzt. ? : Pöbel balle rer Wache die Gefangene» beinahe enlrissen ; >. f Infanteristen und Gendarmen reichten kaum au», ihn in S.ranken zu halten. G »->al Billot. der in Vertretung dcr sranzv« Ii' h . tt llregiermig zu keil B e isetz ungSsei e rli ch ke i t e n ./ Berlin erscheint, ist Generalconiniandant deS 1. Arniee- c . e (Lille) und war iin Eadincl Duclerc im Jahre 1882 e.. minister. Seit 1875 gehört er dem Senat als Mitglied > L ben-szeit a». A:s einer allem Anschein nach ossiktösen . tonwelche d,.s „Pellt Journal" vorgestern brachle, lat mau »> Paris gejelgert, daß »> Bezug auf die Belhei- l wg Frankreich» an den Beiseyungsseierllchkeitcn rie st.'. linaen selbst in Regieruiigskleoen auseinander gegangen ! Hauvtsächlich ist, ivie das „P tit Journal" schreib», >o z w.nccl worden, taß Frankreich sich bisher nur bei der Kreoiiiiig. nicht aber bei der Bestattung srcnitcr Herrscher v.rlrele» ließ. Dann beißt eS weiter: ll. sereS ClachtenS iollle man sich ober nicht on Präceden,solle stille': eS ist jction zn bedauern, daß die- in der Kainmer geschah. ? e Tot d t deui'.lien Kaisers ist ein außerordenIÜcheS Ereignis,, t Frankreich sich bei der Venetzun, d.S deutschen Kaiser« > g vertreten läßt, zei t es, daß es eine große Ratio» geblieben ist n»e> in dein enropäoet en Concert »lilzureden bot Vkenn eS die? e, "t l ate, io würde cs sich von den übrigen Rationen lvsjagen und t. -r-tuicl, victä'icht eioe Kriegserklärung hersteisübren. Frank- r "i n-'ll jetzt Nicht den Krieg; eS iuuk also sorgstr l:g vkrbülen. io dea Schcra deS UureilO ' geben könme. stü r niemen. daß e a ,>.0 >r b ;ang'ii wurde, als man der Kammer oie Rachri.cht roa to i ster- Kaijer Lilhelni'S niest mittheilte. Die Kammer bat:-vn noiiS zu jagen und »ich!« zn Ilnin. Wat die Regierung betrifft, >» ist sie benochrichligt worden, daß Herr Carno» r>"d Friedr'-st lll. 7 ' anSget-nicht baten. E, ist von t öchston V'tour. dis, d:e R'p--'ik sich in B rün bei t r V'iräo ig'iieiee vertreten lost' . und >'r Vertreter körnte dann dort di« Krönung de« R'chsolgerS L. ln,'« 1. abwarten. * Di« politisch« Macht -ngla«»» ruht, ««, kann wobl bebaupten. auSschlietzlich aus drr Sri«g»m arinr dirse« InselreicheS. Denn al» mititairischer Machtfactor kommt England den Massenaufgeboten der modernen Fesilandlstaaten gegenüber nicht nenneu-wertb in Betracht. England« mili- tairisch« Formationen haben eigentlich nur deu Zweck, daheim, sowie in den weltumspannenden Colonien de« Reiche- den gesetzlichen und politischen itetos guo aufrecht zu erhalten, und diese Colonien sind übrigen«, Indien ausgenommen, auch so belegen, daß sie vor einer Invasion von der Laavseite her keine Sorge zu Haber» brauche». Will England, wozu e« allerdings au« ebenso begreiflichen wi« berechtigten Gründen weniger Neigung bezeigt, in der Zeitgeschichte ein« seiner internationalen Bedeutung und semer nationalen Ueber- liescrnngcn würdige politische Rolle spielen, so kann es die- nur gestützt ans seine unbestrittene maritime Ueberlegenbeit, welch« tetzlere wiederum dadurch bedingt ist» daß die Kriegsflotte stets aus der Höbe der ununterbrochen statlfindendeu Ent wickelung der Fachtechnik und Organisation erhalte» wird. Bekanntlich herrscht in den Kreisen der englischen Sachver ständigen sowohl, al- Laien seit Jahr und Tag rin leidenschaft licher Streit über die Frage, ob der Stand der britischen Seemacht ein solcher fei, wie ibn die Unversehrterhaltnng des englischen Prestige-, der englischen Weltintekessen unbedingt erfordert. Noch in allrrjlinqster Zeit hat diese Streitfrage vor dem parlamentarischen Forum gespielt »nd Lord Cbarleö i Beresford, der schon manche publicistische Lanze ru Gunsten I einer durchgreifenden Flotlenresorm gebrochen, hat sich auch bei dieser Gelegenheit wieder zum Champion Derer gemacht, welche den Kamps der Wissenschaft gegen die Routine führen. In Vertretung de» Marinedeparlement» konnte der Erste Lord der Admiralität. Lord George Hamilton, die Besorgniß der Pessimisten durch den Nachweis beschwichtigen, daß EnalandS Flvtlenstärke die der nächstgrößten Seemacht um volle 30 bi» 40 Procent Ubrrtrifsl. Ta» mag vor der Hand genügen; inb-ß seblt e» in England nicht an Leuten, welche dieses S tälkeverhältniß als ungenügend, al» eine Gefahr für England betrachte», insofern sie der Ansicht sind, daß Großbritannien, will e» seine,, Anspruch aus die Seeherrschast unanfechtbar aufrecht erkalten, so stark sein müsse, um jeder denkbaren maritimen Eoalition die Spitze bieten zu können. Da- ver- b.'blt inan sich anscheinend auch in den NegierungSkreisen nicht» wenigstens ,st die Nolbwcndigkeit schneller und umfassender R>o'or»wn zu dcmZweck einer weiteren Steigerung der maritimen Weh, kraft England» anerkannt worden und sollen solche Re formen unverzüglich in Angriff genommen werden. * Ein Telegramm au« Quito meldet, daß Sennor Antonio Flore- zum Präsidenten von Ecuador gewählt wurde. Die Laiser - Proklamationen. Einen sehr ernsten Punct im geistigen und socialen Leben der Nation hat der Kaisererlaß mit jenen Sätzen lerührt, welche sich über die Erziehung und die LehenSanlprUche äußern. Die Erziehung der Heran wachsenden Jugend muß nach der Auffassung Kaiser Friedricb'ö die Verbreitung einer gefährlichen Halbbildung und die Er weckung von L.benSansprüchen vermeiden, denen die wirlh- schastlicken Kräfte der Nation nicht genügen können. Damit ist ohne Zweifel einer der wundesten Pnncte der geistigen, wirthschaillichcn und gesellschaftlichen Entwicklung der neuesten Zeit bcrükrl: das HsnauSdrängen zahlloser Menschen über r.e Lebenölreise und Arbeiten, zu denen sie nach ihrer Geburt. Erziehung, Anlage berufen und bcsähigt sind, in denen sic nützlich zn wirken und sich eine besciedigende Existenz zu schaffen ver mögen. Jeder Blick in unsere Umgebung belehrt u»S. daß der Trieb zur Erhebung über Berechtigung und Befähigung hinaus weite Schichten de» Volke» erfüllt und zahllose irre- gelcilcle und verfehlte Existenzen erzeugt. Ma» verwechsele die» nicht mit einem gesunden Streben, vorwärts zu kommen und sich in die Höhe zu arbeite». Einem solchen wirv jeder verständige und wohlwollende Mann alle mögliche Förderung angedeihcn lasten. Aber dieses Streben n»iß seine Grenze siliven an der Etkennlniß besten, waS jeder Einzelne zu leisten vermag und wozu ihn seine Anlagen und die Verhältnisse, unter Venen er aufwächst, berechtigen und befähigen. Die LebcnSansprüche, die Begriffe von Dem, WaS zu einer leidlichen Existenz gehört, sind in weilen Kreisen zu hoch gestiegen. DaS dculsche Volk ist mehr al» andere Nationen zu harter Arbeit bernsen, und eS muß sich bescheiden, damit nur einen mäßigen Lebensgenuß erringen zu können. Seine wirlh- schasllichcn Kräfte erheischen ein starkes Maß der Ge nügsamkeit. Durch die Erziehung und durch die gc- sammle staatliche Thäligkeit dahin zu wirken, daß der Versuchung z» unverhältnißmäßigem Aufwand entgegen, gelrelcn wird, wüsten Alle, die um daS Wohl unsere» Volke» besorgt sind, mit der Mahnung deS Kaisererlaste- al» ein aus alle Weise zu erstrebende» Ziel betrachten. Es ist darin der Kern der ganzen socialen Frage enlballen; die gesäbrliche Bewegung, die unsere Gesellschasl durchzieht, hat ihre Wurzeln vornehmlich darin, daß. wie der Kaisererlaß sagt. Leben» nttsprüäie geweckt werken, denen die wirlhschasllichen Kräfte der Nalion nicht genügen können. Hier ist da? Feld, aus io lchem die den Skaat und die Gesellschasl bedrohenden Um slnrzbestrcbiingen am wirksamsten bekämpft werken können. Wir verzeichnen nachstehend noch einige Stimmen der Presse über die Proclamationcn. Die freiconservalive „Post" schreibt in einem Artikel: Diese Achtung vor dem Rechte Aller geht durch beide Erlaste, sei eS. daß der Kaiser von der Verfassung de» Reiches und des Landes, vo» dcn Rechtsordnungen, vo» der reliqiöieu Duldung, von der Selbstverwaltung spricht — aber zn unserer lelchasten Freude betont er nicht minder die Rechte seiner Krone. Die Nacticiscrer englischen oder belgischen Parlaments-Regimentes in unierem Lande mögen diese Worte über „die Achtung der Rechte der Kaiser»" sich recht wobl einpiägen. Sie werden dann vielleicht vermeide», sich fchmerzl'ast die Fniger zu verbrennen. Ter Kroiivrin.z war nie ein Freund und Förderer d-S Eullur kanivieS. Sein Beiuch im Baiies» war ein bedeutsamer Schritt aus de», Wege deS Ausgleichs und koS Wort de« Kaiser», daß Jeglicher, wessen Glaubens er sei, ,.s inem Herzen gleich nabe stehe", wird ihm nun das Vertrauen der Kaltwlcke» überall da auch gewinnen, wo nicht die enigegeiigesetzte potitiiche Strömung noch allzu mächtig ist. „Relifiöse Duldung" verlvricht er allen ieinen Unteilhaneu und ernst belont ec „die gesunde G undlage der GotteSsurchl". DaS find ecvt christliche Grundsätze, deren Beobachtung ia allen Schichten des Bocke» und »a ollen Consessione» die strengste Beachtung verdient. Geschieht die«, dann werden unS viel innere zelotische Käii p'e zum Heile de« Baterlande« erspart bleiben. Die Erklärung, daß Kaiser Friedrich ..einig sei mit den An, schanungkn seines BaterS" aus dem wirlhschasllichen und socialen Geb klk, bürgt siir die Fortsührung der berühmten Bolschost vom 17. November Iv6I. Sil« eine« der besten Vermächtnisse seines hochüliqen BaterS übernahm der Kaiser dle bahnbrechende Thäligkeit des ReiebeS ans diesen Gebieten. Möge ihm beschiedeu sein, iva« »an'er Wilhelm z» seinem Schmerze nicht niehr erlebte: die Durch- snhiung der socialen GejetzgclnniA zu erreichen. Tie weise Beschränkung, daf, nicht zu erwarten sei» „daß da» Eingreifen des Staates allen liebeln der Gesellschasl ein Ende mach-n werde", weist aus die anderen heild, iagenden Kräfte, die Kirche und die corpoiaiiv: Lelefthilie hin, welche aus diesem Gebiete neben den» Elaste sich zu bewäbren hoben. Der maßvolle Gedanken»»»., deS kaiserlichen Programm« beweg» sich aus allen Gebieten, weiche er berührt, »n den Grenzen der An schauungen, welchen die breiten Schichten im Volke huldigen, deren Vertreter in den Parlamenten die Stützen der Regierung Kaiser »nd König Wilhelm'« waren. E« ist überau« wichtig und erfreulich, zu 'eben, daß die Eartel-Partrien ganz in der Richtung sich bewegen, w läie da« Programm nunmehr oorzeichnet. L.r echte deutiche and vrevßiiche Ge st, welcher jedem seiner Sätze eiiig-vr.igt ist. bietet die sicherste Gewäar daiür, beiß die Parteien der naiivnalen Reichstag«. meto beit der kaiserlichen Politik freudig H. ereSsolge leisten werden. Wir behalten e« un- vor. den überaus reichen Inhalt de« kaiser lichen PrrqramniS noch im Einzelnen zu bespreche» und zu beweisen, last iersciv- Geist ihn durchweht, welcher die sichere und fruchtbare Fo.iliiiw-ckeluiig der Instiiuliouen des Reiche« sörderte, wen» eme deut'ch gesinnte Mehrheit im Rrich«tage vorhanden war. Ta« Programm ist dir gediegenste Uebersührung der besten alt- preußische» Uederlteseruagea, »»» de» VerhSllaiß de» Monarchen zum Volk, von Sparsamkeit, Zucht und Ordanug, Schonung der Sleuerkr.ist und vom Nutzen wahrer Bildung, in di« Anschauungen unserer Tage. Bertruuea erweckt Vertrauen! Wenn daher der Kaiser ausspricht, daß er seinem Volke „rückuoltsloses Vertrauen" rulgegeubriuge, so kann er sicher fein, daß dasselbe i» reichstem Maße erwidert wird in den Palästen, wie ia de» Hüitea. Keinem Monarchen der Welt ist ja wohl jemal« vergönnt gewese.i, vor »einer Thronbesteigung da« unendliche Maß von Liebe ood Vertraue«, welche« die Herzen seine« Volkes erfüllt, derartig kennen zn lernen, wie in dem letzte« Halb jahre et anserem Kaiser offenbar geworden ist. Lurch die Worte, mir welche« er »an dasselbe begrüßt durch Darlegung der Grundsätze, in welchen rr e« z» regier«» gewillt ist, wird die begeisterte Be» rhrong für ihn sich «och gewaltig steigern — dessen find wir gewiß Möge e« Sr. Majestät vergönnt sein, 1» langer Regierung da» selbstgesteckte Ziel z» erreichen, „Seinem Volke wohlthäiig. Seinem Lande nützlich und dem Reiche zum Segen gewesen zu sein". Da» Organ der conservativru Partei, die „Conser- dative Eorrespvndenz", spricht sich im Wesentlichen bahi» au»: Wir begrüße, vor Allem da» Unheil mit herzlicher Freude, daß . die Förderung der Ausgaben der ReichSregierung die testen Grundlagen unberührt taffen muß, aus denen bisher der preußische Staat sicher geruh» hat"; denn dieser feste Bode» heißt Gottesfurcht. Pflichttreue und ein starke« obrigkeitliche- Regimen», und wem diese konservativen StaalSgrnidiätz« in Fleisch na» Blut übergegangea sind.der diele» auch für die buudrisrkundliche.sich streng an die geschlossenen Verträge bindende Besinnung gegenüber de» anderen deutschen Staaten die beste Gewähr. Daß Kaiser Friedrich weiter sich zu dem alten Schmuck und Erblheil seine« Hause«, dem Grundsatz der religiöse» Duldung, bekeiinen würde, haben wir nicht ander« von ihm erwarte», und wir freuen un» desgleichen de« scharsea Blick» sür eine Haiipiqoelle aller unserer socialen Uebel, mit denen unser König aus die Gefahren der Halbbildung und der einseitigen Ueberschätzung vermehrten Wissen», sowie aus die zerrüttenden Folgen nuverhältaißmäßigen Aufwand» Hinweis». Wir kören weiter von der Einigkeit der Saschauungrn Kaiser Friedrich'« mit denen seine« Vater« ans dem Gebiete der Bestrebungen, die wir gewöhnlich nnter der Bezeichnung der Ziele der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 188l zusainmensass-a. Wir erfahren weiter von der hochherzigen Absicht Kaiser Friedrich'», die gegenwärtige vlülbe der deutschea Kauft und Wissenschaft zu voller Eatsaltung zu bringe», und von seinem Entschluß, mit einer Reihe prakiilckier Reformen aus dem der bessernden Hand allerdings dringend bkdüistigea Gebiete deS Lommuual-Steuerweseo» vor- zugrhen. Die „Neue Preußische Zeitung" hebt hervor: Die knappen Sätze der Proclamation werde» ihre« tiefe» Eia- drucke« aus da- Volk, an welche« sie sich wenden, sicherlich nicht verieblen. Warme Worte entströmen dem Sohnesherzeu im An gedenken an dcn tahiagcschiedenen Vater. Und die Ausgabe, die er vom Vater al« eine wenn auch schwere, so doch schöne Erblchast «vernommen bat, schickt Kaiser Friedrich sich on. unter Gotte» Be stand und Segen in demielbea Sinne wie Jener «eirerzusührea: nach außen ein starker Hüter des Frieden«, »och ianen weiter bauend aus der geschichtliche» Eeundlaor des preußischen Staate-, der „untrennbaren Verbindung von Fürst uad Volk", die eben, weil Galt sie zus-iimiiengesüot hat, durch Measchenhäude nicht geschieden werden können. Ist e« auch naturgemäß ein anderer Ton, den „der Erlaß an dea Reichskanzler" anschlägt, so ist eS doch derselbe Grundaccord. der in ihm überall durchklingt: keine Unterbrechung der historischen Coutinuilät, uaerlchülierliche« Festhalten on den Grundlagen, „aus denen bisher der preußische Staat sicher geruh» hat". Der Hohenzollern-KSnig hat nicht nöthig gehabt, den alten, iu Sturm und Drang wie im Sonnenschein de« Glücks treu erprobten Diener seine» königlichen Vater« auf diele ge schichtlichen Grundlagen im Einzelnen hinzuweisen, denen Preußen» Geichichie seine unvergleichliche Eigenart verdankt. Da- „Mir Gott", welches in zweifacher Weise de« König« Heer schmück«, zeigt un» mir einer, Gott gebe es, unvergänglichen Bestimmtheit, daß Lhristen- llium, Monarchie und Heer die drei starken Wurzeln sind, denen der Banm entsprossen ist. unter dessen Schalten wir Preußen und Tcutscheu gut und sicher wohnen können. Der „RcichSdote" beschäftigt sich in»btsondere mit dem die religiöse Duldung betreffenden PassuS und sagt dann weiter: Wir haben stet«, wi« e« unser Kaiser ia keinem Erlaffe tdrtt, betont, , daß nnr ein ans der gesunden Grundlage von Goite-lnrcht in «insacher Sitte auiwachsentzr« Geschlecht hinreichende Widerstands kraft besitzen wird, die Geiahren uad Schwierigkeiten zur Zeit za überwinden"; wir haben ebenso wiederholt die Ueberwucherunq der Halbbildung al- eine Gefahr für die gesunde sociale Entwickelung beiont. wie wir aus der anderen Seite stet« die Förderung echter Wissenschaft und Kunst hervorhobea und zur Sparsamkeit in der Veiwaliung des Lioaic« und zur Vereinsamung der Bureaukralie rrniahntkn: Alle« Tinge, welche auch der kaiserlich« Erlaß betont. Ganz besonders freut e« un«, daß der Kaiser auch in Bezug au» die WirthschaslS- und Sociolvolitik sich aus den Boden der bestehenden Politik stellt, indem er. «er» von einer Politik de« liberalen Gehen lassen-, e« vielmekr als die Ausgabe de- Staate« belont. „die wider- sticitendcii Interessen zu versödnen uad unvermeidlich« Mlßständ« zu mildern". Ta- »t die Politik de« Schutze- der nationalen Arbeit wie der socialen Reform >m Sinne der kaiirrlichcu Botschaft. »u verwalten. Etwaig ferner, Zuwendungen stutz de« Gnwtz. vermöge» de- Fond« ohne Weitere- zuzuführen. Das Kriege Ministerium hat hiernach da« Weitere zu vtranlasseo. Berlin, de» Lt. Februar 1888. Wilhelm. Braasart v. Schellendorff. An da- Krieg,Ministerium. Earabinersntterak. Aul d» Mir gehaltene» Vortrag genehmige Ich sür dir Re», beschaffuagen die beifolgend« Prob« de« Earabiaersutteral-. Da« Krirg«mi»ifterium bat hiernach da- Weitere zu veranlassen. Berlin, den 1. März 1888. Wilhelm. vroasait v. Schellend,rff. An da- Krieg-Ministerin«. sowie Kwai störui lhriU Tag Do: Tag, Mlitalrisches. * Da» Armee-Verordnungsblatt veröffentlicht in seiner neuesten Nummer nacbsolginve von de» hochseligen Kaiser- und König» Wilhelm Majestät erlassene Allerhöchste Cabinel-- orvreS. Verleihung von DienstauSzeichnungea aa die bei den Invalide» Häuser» uad Jiwalidencoiiipaanien angestelllen Dheilnehmer der Feldzüge von 1861, 1866 and l870/7l. linier Bezugnahme aus die vo» Meinem in Gott ruhende» Herrn Vater, deS Königs Friedrich Wilhelm lll. Majestät, durch Labiae»-- ordre vom 20 Jul, 1835 getroffene Festsetzung bestimme Ich hierdurch: Die bei den Invali:enbä»icrn und Jnvalidencompagnieu angestelllen Oisteiere. Unielosficüre und Mannschaften, welche die Feldzüge 1864, 1866 beziehungsweise 1870/71 ganz oder ltzeilwcise mitgemachi haben, sollen eornsal!« durch die Dienstzeit, welche sie ohne Unterbrechung bei einem der Invalideninstiiute zuqebrocht haben, beziehungsweise zubringen, den Anspruch aus das Dienflau-zeichnungSkrenz und die verschiedenen Elasten der Dienstau-zeichnung erworben haben und noch erwerben. DaS Kriegsministerium hat diese Meine Ordre der Armee bekannt zu machen. Berlin, dcn 7. Februar 1883. Wilhelm. Au das KriegSminisleriuw. ^ Die Allerhöchste CabmetSordre vom 2S. Jul» 1835 lautet: Ich bestimme, daß die bei Garnison- uud Iuvalidencoinpagnien n»d Jnvalidenbänscr» angestelllen Ossiciere, Unterasficiere and Ge- meine, insoweit sie die Feldzüge von 18l3, 1814 und 1815 ganz oder ziii» Tbeil niilgemacht babeu, durch ihre bei jenen Eompagniea und HäiOern zugebrachle active Dienstzeit ebenfalls den Anspruch aus da- Dienstauszeichiiuug-.Kecuj und die verschiedenen Elasten der TienftaiiSzeichnnng eben so, wie durch die bei den Feldtrupp.u zu ged,achte Dienstzeit, erwerben solle». Urlaub ans aabestimmte Zeit wird bei der Berechnung vre Dienstzeit ganz abgerechnet, dagegen gelten Eoinmando« aller Art als Dienstzeit. Die Zeugosficiere, Zcugichreiber, Zeuqdicncr. FestungS-Bauschreiber, Wallineii'trr und Festung«.Mater,alienschceiber werden wir die vorgenannte» Ossiciere und Mannschaften behandelt. Ich trage dem KriegSministerwm aus, diese Bcstiinmiinqen der Armee bekannt zu mache». Teplitz, dcn 20. Juli 1835. Friedrich Wilhelm. Aa da» Krieg-Ministerium. Auflösung von Artilleriedepot-, Umwandrlung eine« Fflial-Artillerle dcpol- in eia Arlilleriedepot und Errichlung eines Filial-Artillerie- devot». Ans de» Mir gehaltenen Barirag bestimme Ich, daß zmn 1. April 1888 die Ariilleriedevot- in Luzhaven ond Sonberburg ausjiOösen sind, da» Filinl-Arlilleriedrpot in Stade ia eia selbst ständge- Artilleriedevo» umznwandela ond in Trier ein Filial- Arlilleriedepot de» Artilleriedepol« in Saarloni- zn errichten ist. Da« Krieg«miuisterinm ha» hiernach da« Weitere za veranlasse». Berlin, dea 16. Februar 1888. Wilhelm. Braasart v. Schellendorff. An da- Lriegtanmsterium. Einrichtung eine« „UaterstützaiisionLS für deutsche Militarmusiker Au» den Mir gehaltenen Vortrag ermächtig« Ich da» Krieg« Ministerium, die zur Einrichtung eine, ,.U»ierstütz«»g»sond« für deutsche Militairiiiusiker" seiten« der Redaetto» »er „Deutschen Mililaik-Mnsik.r.ZoNinq" »nd anderweit anqedotenen. aut den Ertrag » von Eonrert n. Sammlungen »r. und einer Lstterie her rübrenaen Gelbe, in Höge von gegenwärtig Zehntausend Dreihundert Zwei und Sechzig Mark und 30 Pienniq Eapital sowie die hieran hastenden Ziusen anznnehmen und der Zweckbestimmung entsprechend Königliches Landgericht. lll. Str-skammer. l. Der Vuchbindergeselle Franz Ratzenberger, zuletzt hier wohnhaft, war beschuldigt, einem Schutzmann au« dessen Wohnung am 13. Januar d. I. 20 ^l, drei Tage später 40 .«l uud am 30. desselben Monat- 100 ^l baor au« «inem verschlossenen Holz, kästchen entwendet zu haben. Ter Angeklagte, welcher da« Geld, noch seiner eigenen Angabe, zum größten Theile aus Bolk-ma-keu. bällen und la Restaurant- verjubelt hatte, wurde wegen ichwerea und «iosachen DieSstahIS nnter Annahme mildernder Umstände zu Jahr 8 Monaten Gesäugaißftrafr und. 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurthcilt. H. Der Kaufmann Eduard Ferdinand Meyer au« Hamburg, 50 Jahre alt, batte, nachdem er theil- ia Honibnrg, tbeilS in Berlin gewesen »nd zuletzt al« ProvisiouSreisender säe eine Dre-dner Firma ongestellt worden war. im letzten Herbste sich längere Zeit iu Leipzig onlgehaltei» und durch sein ganze- Auftreten und gewinneudcs Be- nehmen sich in zwei hiesigen Hotels nicht nur die Creditirung der iemlich oiisehnlichcn Zechschuld z» sicher», sondern auch in dem einen >vtel ei» Darlehu von 200 » zu verschossen gewußt, so daß außer der letzterwähnten Summe noch Posten vo» 220 und 89 .< in Frage kamen; außerdem fiel dem Angeklagten die Unterschlagung vo» für ein Haus eincassirte» GeschüitSgeldern nach Höh« von 59 >l, l27 und 73 ^tz zur Last. Da der Angeklagte zu einem glatten Geständnisse nicht zn bewegen war, so mochte sich die Vorladung wefterer Zeugen und Vertag»,ig der Verhandlung »oihwendlg. HI. Der Handarbeiter Eduard Hermann »„„dt au« Ntvtzsch, wegen Diebstodlt bereit« wiederholt bestraft, hatte sich abermals uad war am 25. September v. I. ia einer hiesigen Herberge de« Dieb- lahl« schuldig gemacht, wekbalb seiae Berurtbeiluug unter Annahme mildernder Umstände zu 4 Monate» Gesänguißstrafe erfolgte. Der GerichiShos bestand au« de» Herren Landgericht« - Direktor Iastlzroth von Bose (Präsid ). Landgerlcht«-Rälhen Sachße, Ledmoon. I)r. Fleischer and von Sommerlatl; die Anklage sührte Herr Staat«- aawalt Meißner, die verlheidignug zu II Herr NcchtSanwalt Frry- tag II. H. Ltraskammer. I. Eine« Abend- im December v. I. wnrde der Handarbeiter Emil Ernst F r i st e r aus Rodüvisch von einem Schutzmann in Reudnitz über einer Straßkn-Eoiitraventio» betroffen und za Zahlung der üblichen Strafe von 1 veranlaßt. Bei dieser Gelegenheit entspann sich zwischen Frisier und dem Schutzmann ein Wortwechsel, bei welchem Inster angeblich so laut sich geäußert haben sollte, daß er wegen Verübung ruhestörenden Lärms, außerdem aber noch des halb angezeigt worden war, weil er dem Schutzmann, al- dieser ihn ongesaßt, Bier anqeboten, sonach sich eines BestechungSversuchZ schuldig fcmacht batte. Nachdem sich endlich Frisier niedergeworsen, batte dcr Schutzmann dcn Begleiter Frisier'«, deu Handarbeiler Friedrich Hermann Kleine aus Räcknitz, zur Unterstützung herbcigerusen, schließlich aber vou dessen Mithilfe abgesehen und andere Personen darum gebeten. Letztere waren nun nach Inbalt der «»klage von Kleine ousgcsordcrl bezw. bedroht worden, den Schutzmann ftine Ue.terstü tzuug zu leisten und hierin wurde daS Vergehen des Widerstandes gegen di e Staats gewalt erblickt. Rur wegen diese« Vergehens vermochte nach dem Ergebnisse der Hanptverhandlung da-Gericht zu einer Verurtheilung zu gelangen, erachtete aber nach der ganzen Lage de« Falle« für dea Angeklagten Kleine eine Geldstrafe von 10 ^l für ei«« einem Verschulden enlsprechende Ahndung, während Frisier von der erhobenen Anklage sreiq esprockeu wurde. 11. Der Handarbeiter Wilhelm Richard Ge ick« au- Möckern, wegen Diebstahl- bereit« bestraft, halte seinem Geständnisse zufolge am letzten Weihnacht-heiügenabend bei s-iaer Anwesenheit in einem diesigen Galantcrikivaarenqejchäst heimlich ein Album entwendet. Der Angeklagte wurde unter Annahme mildernder Umstände z» Monate» Gesängniß und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurkb-ilt. Hl. Die gegen den Markthelfer Gotthelf Richard Bauch au« Zschocken wegen Erpressung erhobene Anklage wurde bei verschloss-ncu Thürea verhandelt und der Angeklagte zu 4 Monaten Ge- singniß verurtheil». IV. Die ledige Wilhelmine Bertha Engelhardt aus Ro tzsch, welche mühiend der AcihiiachlSzeit iu einer hiesigen Pnpvenho»dl»ng aushilfsweise beschäftigt gewesen war, halte sich beim Verlassen dieser Stellung der Enlweneung eine« RegenmauielS schuldig ge macht und weiter bei dem Besuch einer Freundin ein paar Stiese. leiten mitgenommen. Die Angeklagte wurde zu 3 Monaten Ge- sängniß v rnrtbrilt. V. G gen die wiederholt bestrafte Näherin Emilie Jenny Gallcr hier, würbe wegen Rücksall-diebstahi- und Unteiichlagung, unter Aus schluß mildernder Umstäude aus 1 Jahr 9 Monate Zuchthaus und 3 Jahre Verlust der Ehrenrechte, sowie aus Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. Tie Augrllagte zäblt zu derjenigen Kategorie gcmeingesährlichrr Personen, welche sich in möglichst zahlreichen Fällen Wohnungen niielhe», um dieselben, unter Mitnahme vo» ihren Wiril'-lrulen gehörigen Cff ctea bezw. Unler- ichlagung geliehener Gegenstände, bald wieder heimlich zu verlassen. Dle Angeklagte hatte in dem einen Falle sogar de« ihr zur Be- Nutzung überlassene Bett heimlich wegzujchafseu gewußt und dasselbe wie andere El'secten verwcrlhr». Der Gerichi-Hof bestand au« den Herrea Landgericht'-Director Sieber (Präsidium), L indgerichls-Rälheu Metsch, Eruber, Barth und von Sommerlatl; tne Anklage führten die Herren Ober-Staats- onwrlt Häntzjchel und StaglsanwaltschaflS-Affcsior I«r. Groß. Zwei jener sogenannte,i Rowdie's, welche bei Nacht die Straßen unserer Vororte sörnilich unsicher machen, standen ia den Per sonen drr Handarbeiier Julius Müller au- Stünz und Ldols Kiesel aus Volkn:a>S0orj vor Gericht und zwar wurden ihnen eine ganz respeeiable Reihe von Ttrafthaten, nämlich: nächtliche Ruhe störung, Widerstand gegen die Staatsgewalt» versuchte Gesangcnen- besreiung und Körperverletzung, zur Last gelegt. ' Waren diese Le ite schon vorher oft mit der Polizei in Lonslict geralhen. so geschah dies auch wieder in der Nacht de« 20. Juli v. I, wo die Herrchen mit anderen gleichgesinnte» Genosse», in der Louiicnstraße in LotkniarSdors einen Heidenicanval versührlen und denselben euch unbekümmert um die Ruhegebote de« Schutzmann- I. so.Netzten, so daß der Beamte nunmehr den zwei Haupischreiern, Kiesel und rincin gewissen Hochniuth, dessen Beftrasiing vom Militaiegericht zu ersolgen hat. da dieser z. Z. Soldat ist, die Arretur ei klärte, in die sich jedoch Keiner sügen wollte; vielmehr packte Kiesel den Hochmmh und versuchte ihn vom Schutzmann lo-jureißen. Nun beförderte der Schutzmann den Kiesel zur Wache, was unter vieler Mühe glücklich gelang, ebenso wie Hachmuth'« Arretur; Beide wurden jedoch wieder entlasse». Kaum au« der Wache gekommen, sing der Lärm »un noch toller an, wie vorher, wodurch der Schutzmann I. sich veranlaßt sah. Beide wiederum zu arretiren, da diese sich nun aber heftig sträubten, hielt er deu Hochmutd fest, al» er out einem Mal aul Rücken und Hinlerkopf hesiiqe Schläge erhielt ond schließlich mit dem Arrestanten zu Bode» ficj. Es blieb dem Beamten nichts übrig, al- von der Waffe Gebrauch zu machen, wa« er auch «hat. und wobei Kiesel einen Hieb auf dea Kovs bekam. Duich Hinzu- kommen von Passanten und zweier anderer Schutzleute, konnte d e Sistirung Müller'«, Kiesel'- «nd Hochmutd'- bewerkstelligt werden; die beiden Erste«» hatiea die Flucht ergriffen, waren aber ein- geholt worden. Unzweiseldaft ist Müller dcrfenige gewesen, welcher aus den Schutzmann losgeschlagen hat, denn wie durch eidlich er härtete Zeugenaussagen constattrt wurde, äußerte sich derselbe später zu seinen Eomvlirea: „Jetzt habe ich ober den Schutzmann ver droschen, der wirb wohl sur 'ne Weil« genug haben!" Außerdem hat sich Müller der Körperverletzung schuldig gemacht, indem rr am 10. August in der Mittagsstunde den Ma'chin.steo H.. welcher on dem Neubau» wo der Angeklagte arbeitete, vorüberging, einen Maoerstein on die Brust geworfen nnd mit einem solche» noch aus dea Kopf geschlagen bat. wodurch dcr G lrossciie eine 4 cm lange, stark bintende Kopfwunde «diel» and ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Dies« Rohheit kam daher, daß »Müller den H. regelmäßig beim Borübergehen schimpfte, n»d al» dies« sich am fraglichen Doge derartige Titulaturen v-rbat. in odengedacht'r Weise nnßhandcltc. Trotz hartnäckige» Leugne»« wurde durch die Zeugenaussagen die Schuld beider Aaarklagte» bi- zur Evidenz nach- grwiese, nnd Müller wegen Körperverletzung, versnchter Gefangene», delreinug »ad ntchllicher Rnhestörnng z» SW ach« n Gesängniß, §
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