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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-19
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1888
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1678 keffrca wollte, so müßte dock entschieden Li- Behauptung b-stritten werden. Latz wegen einer solchen Aeußerlichkeit eine Wiederhoinng der fachlichen Entscheidung über den ganzen Iubalt jener G-fik- nothwenvig geworden sei. Die Aus. wcrsrmg der ganzen sachlich bedeutungslosen Streitfrage beweist nur. in waS sur seltsamen Gcvankengängcn sich augenblicklich die dculschsreisinuigen Politiker bewegen. Dar Herrenhaus wird die Bcrathung und Abstimmung über den Antrag aus Verlängerung der Legislatur perioden nicht lange hinauSschicben dürfen, wenn die Landtagssession bei den für Verfassungsänderungen vor- gesä rieben:,, langen Zwischensrislen nicht eine übermässige Ausdehnung erfahren soll. JedensallS mutz die erste Ent scheidung noch vor der Osfirverkagung eintretcn. Aus dculsck- s.eul nligcr Seile bat man sich bemüht, diese im Reich bereits > nlschiedene. in Preußen aber noch in der Schwede befindliche , rage gewissermaßen zu einrr Probe zu machen, ob der A-r-nwechjcl einen llmschwung des politischen Systeme» in sich i bließe. Ohne Zweifel wäre die Negierung in der Lage, ie V-'naisungSäildernng, wenn sie dieselbe nicht mehr sür :w'w - äßig hält, bereits im Herrenbause zu Fall zu bringen. Wir glauben uns aber nicht zu täuschen, wenn wir an- nei'imn. daß der Gcsctzenlwurs im Herrenhanse ohne Lchwierigkeiten durchdringt und alsdann die königliche che.nclion rmpjängt. Abgeordnetenhaus »ahm heilte seine gcschäst- l-' e.r Sltzuiioe» mit der Verätzung d:S EnltuöctatS wieder Die Tilel. bclresscnd die Kosten der Echulaussicht. i d.n rasch erledigt. Bfi den Besoldungen und Zuschüsse» .7 . .r besüN'w'l :e A V von Raochhaupt möglichst UN- s iil eine Eriohiing rer Allcrözulagcn, woraus der . itinisl-r i:> entgegenkommender Weise antwortete. Zu temj nge» Titel, in weichem aus Grund LeS Bollvschullastcn- ' lO Tiiliion.-ii T'iark in den Etat eingestellt sind, be- a..:.., e'e Abi. von Äenda die Hinzusügung eines Vermerk». - > die -Luniin: für den Fall, laß jencS Gesetz nicht zu Ste. i:: krinmen sciüe. zur außerordentlichen Schuldenlilgung o? wendet werden soll. Der Antrag wurde nach längerer S orte u.ig zurnckgerogcn, mit dem Äorbehalt der Wiederem- l i /.lag in dtitler Lesung. Abg. Scyssordt erörterte die >e der Berechtigung rer Realschulen. Dann kauicu die ui die äußere Lage der Geistlichen aller Bekenntnisse bezüg- l cn Elal.tffoi, welche nebst zahlreichen Anträgen an die ud> ekcommijsion vermiesen waren, zur Acralhung. Die Eenl 'nssion schlug eine Resolution vor. in welcher die Ne» , . ..u z noi Auist.llniig fester Grundsätze sür die Zuwendung . r Alleisznlagen ersucht wird. Die Verhandlung führte e.b.r zur 'Annahme eine» Antrags Enneccerur, welcher vom iwchsuu Jabre an eine weitere Erhöhung des in diesem .».ihre nur 7I1000 .L erhöhten Titels „Zur Verbesserung der .äußeren Lage der Gastlichen" verlangt, damit die Gehälter der evangelischen Geistlichen nach 5 bezw. 25 Jahren aus uiiud-sicnr 2i > bezw. lttsiB ^l. die der katholische» Geist, lichcn ans mindestens 180t) bezw. 2l00 .4! steigen. 'Alle übrigen Anträge wurden aögclchnt. Die betreffenden Etals- titel wurden angenommen und ebenso obne erhebliche Debatte oe: R.,l deS Elalll. Nächste Sitzung: Montag, nach Schluß . -r mir dem Herrenhaus gemeinschaftlichen c-oitznng, mit der ^.age.'ordnung: Rciictcngcsetz, Eiseiibahngesetz, kleinere Vor lagen. Marine. * Die Anwesenheit de» Herrn von Slosch bet den Be» erdigunzkseierlichkciteii hat allerlei Gerüchte über die Neacti- virung deS verdienten Generals zur Folge gehabt. Wir glauben nicht, schreibt die »Vossische Zeitung-, daß diese Ge rüchte eine liefere Verechtignug haben, insbesondere aber scheint eS nnw hrschki»lich. Laß Herr von Stosch wieder an die Spitze der Admiralität berufen werden wird. Seine Verdienste um die deutsche Flotte sollen ungeschmälert bleiben, >ein Name ist mit der ersten Periode ihrer Entwickelung sür alle Zeiten ehrenvoll verbunden, aber man darf nicht vergessen, daß wir nnS jetzt in einer zweiten Periode befinden, die aller dings an die erste angeknüpst bat. die aber so viele bezeichnende Mccima'.r trägt, daß sie sich sehr scharf von der erste» unter scheidet. Zwischen dem System Stosch und dem S Y st e m EaPrivi ist der Unterschied zu groß als daß man ohne sehr ernste G.sahr sprungweise aus das erster? zurückgchen könnle. Zu einer Acndcruiig derjenigen Grundsätze, welch: jetzt sür die keulsche Marine maßgebend i iid. scheint leni Grund Vorstände», eL ist vielmehr von : äicl.li ik.'it, daß die Gedanken deü jetzigen AdmiraliläkSchcsS zur volle» A'.wsührmig gebracht werken. Herr von Stosch bat der FloUe 'Panz-rschisi.' gebaut, Herr von Capriv» sorgt sür Kreuzer und Torpedoboote; Herr von Stosch hat den .Aotiengnlndui'göplan in allen entscheidenden Puncten zur ..ucsastrung br'ugm köuveu. nud wir hoffen im Interesse der deutsch '!, Wehrkraft zur See, daß auch Herrn v. Eaprivi die ö!.äge Zeit vergönnt sein möge, uiu daS zu Ende zu ..n z 'n. waS er mit so großer Tbalkrast und Einsicht begonnen k. Wie bitt-r die schnellen Systemwcchsel im Flottcnwcsen iich räche,', das zeigt der augenblickliche Zustand der franzö sischen Marine kcnllich genug. Reformen aus maritimen Gebieten müsse» scstr genau überlegt und. wenn beschlösse», in.l ister Energie aiwgesührt werden. Halbe Maßliahmcii i»d -ie..te.»iigeu, die civig in den Anfängen stechen bleiben, sind vift schlimme: als die gewiüe»haste Uebuiig »nd Erstal- tui.g deS Bestehenden. Ein Wechsel in der Admiralität braucht natürlich nickt unter allen Umständen ein System- . - cbsel zu sein. Wenn Herr von Eaprivi dereinst einen ' bsolger erhält, so hosse» wir. Laß dieser in den Bahnen Vorgängers sortai beiten wird. Herr von Stosch würde er der natürliche Gegner des SnstcmS seines Vorgängers a. nud die Eulivich.lnng unserer Marine würde durch ä lschranbiilige» beLrostt werten. Uno wenn sachgemäße ge lingen auch sicher immer noch möglich sind, so möchten r -aie« roch wünschen, daß sie nur in Uebercinstimmung 'l dem maritime!» Element der Flotte erfolgten. DaS Bc- > n ii; e uch dastin gehen, daß die Flotte sich selbst ver- '. Sie bat zwei hervorragend tüchtige Generale der ' an ihrer Spitze gehabt, und wir glauben. daß Herr . E grivi in seiner jetzige» Stellung noch viel Gutes wirke» i. >.ber nach der rireiien EnIwickelungSperiode der Marine un nalürlichen Lauf' der Dinge die drille kommen mit > sseeossicier als Chcs der Admiralität. LmiLtag. Erste Lämmer. i Dresden 17. Marz Die diesjährige erste Avendjltzung ..-mcr cr istieke Herr Präsident von Zehmen nach 6 Uhr. .ortend lo ireii IN der'klern die Regicr»»qsco»»i»ffare Gcheim- v. Thiimiiiel. Geh. Finanziath I)r. Ritterslädt und nv.i > v. .»> irchdach, später v. Könneritz nud v. Nostitz- o l! wi tz. K, ! n'iirde nach Sä der VeisasinngS - Urkunde die Mahl > ä bäg^iiigici» »nd 2 Stellvertretern znni StaotSgerittitS- i voüzo:i.'n. Verräh!» rciv. wirdergewatüt wurden die Herren: .izrati' O'b me-Leipzig, Strudel und l>r. Stein l.. beider- >n ?, .'den. de gleichen SevatSpräsideiit a. D. RoSky und iMvall v. Schütz. be.deri'cilS in Dresden. Gi der z:v't u Drvutatioa über die aus Lrbaonna von ije udo inieii, E.richtu ig von Haltestellen rc. gerichteten Peli- eo e, i.atict- liaiuine'.muglicd Satirer vo» Sahr. Die Deouiation bcai.trcgtc bei 54 von den vorliegenden t>l Pc- " Ni.: oen sin tro. > > den am N und L!1. Februar ado,-stalle:,cn > >:'ia ...» Vrschli.jicn der Jweiten Kniiiner anziochlicste». -i 7 '...im,ne.» wurd.'.i ati.richcnde Veichlusi- aciosu. Die>elsten : sien o:e sotgcndca Aiuiun-eii und e.!>ic::e.i die deigeuigtcn tsruiurea, . :e dir i! immer zm» B 'chlusse erbost c. Il TürrrührSdors - Drccceu, Uebermcisung inr NrnntnIH. ne. lr. llt S ch-Anerl ach. dcSzl-'S'en zur Lrnntnismahme. 7lr. Le» LStaii-Veiß'nberg. -rviklt virselste Lrnjur. tär. St Haltestelle Luigedrllck, hinsichtlich dcr c»inr chlun; er weiterte» Sra-kgllterverkehr» „,ur Erwlguoz-, km Uebrigea die Petillon aus sich beruhen zu lassen. >» Nr. 38 Haltestelle Neundors. Censur „zur Kelnilnißnastme". Nr. 41 Halte- und Güterabladestelle Pieschen die «leiche Censur. Nr. 49 Haltestelle Trachau desgl. „zur Kenntnißnahme", In den Debatten sprechen unter Ausdruck von Hoffnungen, Wün schen und Danklag,rn sür günstig lautende Gulachien die Mitglieder von Lösern zu Nr. 6, Project Bernstadt-Lübaa. Zi» >6, Freisterg-Haisbrücke-Noilen, Bürgermeister Beutler. Bei lllr. 27, Linie Liodenau - Morkranstädt, nohra Freisterr von Taucha»- Beranlasjung, dem Wunsche Ausdruck zu «eben, daß die Ccosur zur Erwägung die hohe StaatSregiernag zur Beruck- sichllaunz ouregen möge» damit den lebhasten Fabrikorten Lindenaa und '.Narkeanstädt die jo oöthiqc baldige Berkehrssorderunq zu Tst-il werde. Lei 36. Haltestelle Neundorf, erläuterte Bürgermeister Beutler seine ablehnende Abstimmung. Zu bl, Güterhalte- tell« Ursprung, sprach Bürgermeister Thiele. Zu btt. Linie Nossen-Mohorn-WilSdruss, empfahl Mitglied von Schön berg einen seitlichen Anschluß au Deutschenbora. Zu 57 sprach Mitglied Wecke, betreffend die Liste Wolkenstein.Jöhstadt. Zn ü9 gab Domherr Ör. Küstner Wünsche bezüglich der Linie Wurzen.Eileaburg kund. Anzeige über die folgend geuauute» 4 für unzulässig zu er- klärenden Petitionen: 1) deS Vorsitzende» deS Verbände- der sächsischen Hausbesitzer- vereine. Gewährung einer gesetzlich geregelten Vertretung der Interessen des städtischen GrnnobesitzeS betreffend: 2) desPrivaliiS Robert Kühn iuDreöbca, die TrichiuosiS betreffend; 3) deS Schlachlstcuer-EinnebmerS Wilhelm Bachmann in Alleibau, die ih», untersagte Ausübung der Function eine- Trichinen« beschauer» daselbst betreffend; -) des Vorstandes deS sächsischen LanbeSverbaude- der Gesellschakt sür Verbreitung von Volksbildung zn Leipzig, die Uebclstände deS gegenwärtigen deulichen SchauspielwejeuS rc. betreffend, ersiattete der Vorsitzende der vierten Deputation, Freiherr von Burgk. SitziingSschluß ersolgte um '/,8 Uhr. lllächste Sitzung Montag Mittag 12 Uhr. Musik. Neues Theater. * Leipzig, 18. März. .Han» Hciling-, Marschner'S populärste Oper, war zu einer Ausführung gewählt worden, welche uns anzeigcn sollte, daß die schweren ^age der Trauer um den verewigten Heldenkaiscr, wenn auch nur äußerlich, ibr Ende erreicht haben sollen. Die düstere Slimmung deS SlückcS mit seiner schließlich versöhnenden Wendung war wohl geeignet, den allmäligc» Uebergang auS dieser Trauer zu neuem Hoffen zu inarkireii. Ein Zuscill hat «S gewollt, daß die letzte Oper vor der Trauerzeit ein Werk war. welches zu HanS Helling in innigsten Beziehungen steht: »Der fliegende Holländer-. Beider sind Nachlslücke, nur von» Feuer der Romantik beleuchtet, aber beide» liegt trotz allen Grauens ihrer Handlung der schöne Gedanke zv Grunde: durch Nacht zum Licht. Dcr Holländer findet dasselbe im Glück einer todeStreuen Liebe, HanS Helling entbrennt eS im eigenen Buken, läuternd und reinigend: die edle Selbstüberwindung. Und diese» schönen Grundgedanken beider Stücke darf man wohl symtolisch aus die trübe Lage unseres Volke- anwcnkcii: möge eS auS den Tagen schwerer Heimsuchung zum Lichte glücklicher Zeiten gelangen, in welche» die Sonne deS Friedens sich nie mebr verhüllen soll. Die Aussührung de- schönsten Werke- war eine durchaus würdige. Herr Perron ersaßte die Titelrolle weniger energisch als sonst und verschaffte dadurch seinem großen lvrilcben Talente vollen Raum zur Enlsaltung. DaS die Wirkung eine köstliche war. braucht kaum neu versichert zn werden. Wenn HanS Helling in der Gestalt deS Leibschützen ein frisches kecke- Gegenbild finden soll, darf die Rolle nicht zu sehr in VaS sentimentale Gebiet hinüber geleitet werden. Herr Hedmondt that dies entgegen seiner sonstigen frischen Art und erweckt den Wunsch nach einer Rückkehr zu seiner früheren Auffassung. Durchaus tüchtig sang Fräul. Artnrr daS Aennchcn und zum besonderen Lob soll d«r Künstlerin angerechnet werden, daß sic nach der großen Arie durch den Beifall b:i offener Scene nicht auS der Nolle siel. Die Königin der Erdgeister kann man sich nickt imposanter und majestätischer wünsche» als in der Darstellung der Frau Slhamer- Andrirßen, Frl. Niegler genügte al« Gertrud und die Herren Köhler und Marion versahen da« Stück mit der nöthigen koniischen Würze. Sehr lobenSwerlh löste der Chor seine Ausgabe, die namentlich im Vorspiele sich zu großen Schwierigkeiten »ersteigt. Herr Eapellmeistcr Nikisch leitete in musterhafter Weise das köstlich spielende Orchester, dem man einen besseren Aufenthalt wünschen müßte, als den eine wirkliche Elniedrignng vorstellenden Orchesterraum. Ich be harre bei meiner früher ausgesprochenen Ansicht: entweLer ein verstellbares Orchester, sür Wagner'S Werke lies, sür die anderen hoch, oder dem Orchester die alle Stellung. Nur als Einleitung zu dem verstellbaren Orchester, wie ei) andere Bnbncn ersten Ranges schon besitzen, würde die Tiejerlegung willkommen geheißen. M. Krause. * Leipzig, 18. März. Wie zu erwarten stand, begegnet der Gedanke einer großen allgemeinen Feier zum Ge- bächtniß unser» HelvenkaiserS, wie man sie sür Mittwoch in der Äiberthalle plant, einer geradezu begeisterte» Ausnahme. Auck der Gedanke, den Ertrag dem so sehr populären Zweck deS Wiederaufbaues der Lnt Herkirche zuzuwcnben, erweist sich bei der großen Sympathie sür jenen Plan als überau» glücklich. Leipzig gebt mit der künstlerischen Feier für den verstorbenen Kaiser anderen Städten voran und zeigt darin seinen ollberühmlcn Patriotismus. Möchte die schöne Feier die prachtvolle Halle bis zum letzten Platz füllen. >: * Die gnädige Verzeihung Sr. Majestät de» hochseligen Kaisers Wilhelm gegenüber der beute im Leipziger Stadl thcaler gaüircnde» gcniale» Künstlerin Frau Pauline Lucca schildert G. GranS, ein früherer hochverdienter Ober regisseur an der Leipziger Bübne in anziehender Weise soigenvermaßen: „ES war 1881 in Ischl. Z» einem kleinen, aber reizend boch oben am Salzburger Weg gelegene» SchwcizerbäuSchen saß unter der von wildem Wein umgebenen Veranda «ine Dame in Geiellschast dreier Herren. Die Dame war Pauline Lucca, die Herren Kolümark. MierzwinSki und der Gcdeime Hosralh Bork von Berlin, den ein Auftrag seines kaiserlichen Herrn voraus nach Ischl gesandt hatte, und der hier zufällig seine klein? Freundin traf. Dir Slimmung war recht gedrückt. Pauline Lueca balle im Jabre 1872 i» Fohze eine» ecbitteneii Streite- mit Frau Malhilde Mallinger plötzlich ohne Urlaub bei Nacht Berlin verlassen und durch diesen genialen Streich waren ihr die Bübnca des Larlelverbande-, obenan die Berliner, sür immer verschlossen. Sie stichle und iand in England und Amerika Lorbeeren und klingende Entichädigung sür das Verlorene, allein in ibrcm Herzen lebte unvergessen die Erinnerung a» Berlin. Verdunkle sie koch Aller, was sie geworden, in erster Linie ihren ..Berlinern", die sie vergötterten und idren Weltruf be- gründeten. Die Sehnsucht, de» Schauplatz ihrer frühere» Triumphe noch einmal wieder betreien zn dürfen, hatte sich bei ihr mit der Zeit krankhaft gesteigert. Sie wendete sich endlich noch Berlin an den ttaiier und an ihren irübrren Shes. den Graeral - Intendanten von Hülien, und machte die rührendsten Bittgesuche. Aber nur von Herrn von Hülsen erbielt sie ein Anlworlichreiben und diele- war kurz ab weisend. Dcr Kaiser, dessen größter Liebling sie bekanntlich gewesen, war zu sehr Soldat, in» eine Desertion, selbst von einer Lame, entt schuldbar zu staden, nnd so blieb >br Berlin verschlossen. Hosralh Bork halte soebrn bestätigt, daß der Kaiser schwerlich je geneigt sei» dürste, zu verzeihen, und daß jede» erneute Bittgesuch obne Resultat bleiben würde. Pauline Lucca lies in Erregung hin nud der und ries endlich: , Lieber Ralb, sagen - »ii, was irll i, wa- k»nii i ihn«? I muß na' Berlin, oder die Sebnsncht frißt mir'- Hcrz nb. eS richl' mi zu Grund!" dabei brach sie in leitenichaitlicher Schluchzen aus und sank i» einen Sessel. Die verwöhnte ltUnstlerin kam nur selten in die Lage, mit eine: Bitte adgewieie., zu werden! — Eine lange Panse entstand, die endlich Hosralb Bork mit den Worten unterbrach: „Wie schade, gnäd'ge Frau, daß Sie nicht >n der Feft- vorstellung inilwirken. die, wie ich büre, übermorgen, zar Ankunll de- Kaiser-, im hiesigen Theater veranstaltet wird! — Ich bin über» ,>»gt. wen» rack, io vielen Iabrea Kaiser Wilhelm die ..kleine Lucca" wieder aus dcr Bühne jrben würde und ihre Sireaenslimme höre», s» bin ich der Mciauag. sein gute«, edle- Herz wärr »icht im Stande, sich länger der Gnade zu v-rschki-ßco, und — «Ir hätte» gewsuneue- Spisl." Freudig von diesem neuen. bcffuungSrelchen Gedanken ergriffen, nahm die Lucca Hut, Sonrenschirni und Handschuhe und sagt: „Du- wird halt «'macht um jeden Preis! — Kow.men's. Mierzwin-ü, be. gleite,>'S mi z m Hohenlohe! — Er muß d:- Sa»' arraogir n. wa- einichieb'n. gleichoiel was! — W-nn i nur vor m?:n'm licd'ii itaiier Wilhelm spirl'! — Mci b.ß'r Herr von Bork, den lstcdaoke:, hat Ihnen unser Herrgott eiuae'beii, der wird - lohnen!" Sie eitte, ihren Begleiter weil butter sich kiffen», flüchtig wie eine Teu.se dca Bcrg hinad» dem „Hotel Kg.serm Elisabeth" zu. » * » Kaiser Wilbelm war unter Jubel in Ischl e'ngezogca und von dem österreichischen Kaiserpaar mit voller Herzlichkeit emvkangen worden. Ein Gala-Duier und eine Gala-Vorstellung üu Tbcaker waren die Ehren, welche dem hohen Gast bei seinem kurzen Besuch dargebotcn wurden. Die Lucca kalte eS bei dcm Obcrhofmeister, Prinzen Hoh-nlohe. veranlaßt, daß man eine Nummer im Programm auffallcn ließ und dafür „Das Versprechen hinterm Hcerd" ciuschob. Man war nm so bereitwilliger ans ihren Wunsch eingegaagen, als mau wußte, daß Frau Lueca am preußischen Hof; einst de: bevor zugte Li-dliug war uaü die Mitwirkung dieser Küustlerm der Bor- stellung Glanz verlieh. Es war ein prächtiger Anblick, Leu in dem kleinen, bescheidenen Musentrnipel das seitlich «'stimmte Publicum darbst. An der Seite dcr Kaiserin, mit t:r er sich Icohasl untcrti-lt, saß Kaiser Wilhelm, den Ausdruck der Gut; und des Wohlwollens in dcm wcttcr- gcbränulca Angesicht, übcr welche» bercilS acht Tee-mne» vorüber» gegangen waren. Die Almerin Nandl wurde von Pauline Lucca mit einem so echte» unverfälschten Dialcct und einer io naturalistischen Treue wiedergegeden, daß wohl Niemand die „Valentine" an- den „Huge- notten" in ihr erkannt hätte. — AlS sie, sr-jch und fröhlich, einen Tragkorb mit Gras ans Lein Rücken, Sie Sichel in der Hand und Holzschuhe au Lea Füßeu. die Vüyue bctrot und mit hcll-.r Stimme äug, ,.Ia aus da Alm da iS a Freid, Ta siacht mo aus nach aller Weit." t^ da applaudirte, gegen alles Eeremonicll, das Publicum keinem Lieb ling entgegen und unwillkürlich auch — Kaiser Wilhelm. Pauline Lucca war entschlossen, heule mit allen Waffen ihres Talents aus da- verschlossene Guadenthor einzudringen und bediente sich dazu verschiedener Ertempore's. So nahm sie auS ihrem Trag, korb Kornbkiiiurn nnd indem sie einen Strauß davon dand. erzählte ie, immer im Dialcct, der deutsche Kaiser sei unten im Thal ein- gezogen und ihm wolle sie den „Buschen" von seinen Licblingling-s- Aieanic!»" bringen, damit er balt nit mehr böj' sein, und ihr ver- zeihen möcht', d-un sie habe sich einst „Herd" an ihn vergangen. Aber da nach Regen wieder die Sonn' folge» muffe, so hasse sie, daß auch dcr Sonnenschein der Gnade für sic wieder leuchten werde!" — Sie war bei de» letzten Worten, wie zufällig, neben ihrem Korb ans die Knie gesunken und richtete die Augen bittend nach der Loge, wo dcr «reffe Kaffer saß. der vergebens seine Rührung zu verbergen lichte. Es war nur ein Moment, nur den Eingeweihten verständlich, aber die Lucca batte gesiegt! Nach dem Th.aicr erschien Geh. Hofrath Bork bet der Sängerin und erbat sich im Namen deS Kaisers den „Kornblumenstrauß." Ter hohe Herr bedauerte, sie bei seiner kurzen Anwesenbeit nicht em- psangea zu können, hoffe aber zuvelsichtüch, sie recht bald in Berlin zu sehe». Pauline Lucca standen die Tbränea in den Augen; indem sie Bort dankend di: Hand drückte, ries sie mir tiefer Rührung: „Gott egne Kaiser Wilhciuil" » * » Dcr 22. März 1L82. dcr Geburtstag des Kaiser-, war die-mal mit einer freudigen Ueberraichung sür die Residenz verbunden. Pauline Lucca. der entflohene Liebling der Berliner, erschien nach einer zehnjährigen Abwesenheit wieder als „Carmen" aus der Bühn e de- königlichen Opernhauses. Tie blcße Ankündigung erregte Be geisterung von all' den Tausenden, die zu ihren Verehrern zählten. Welche Ausnahme Pauline Lucca au diesem Abend bereitet wurde' ist nicht zu beschreiben. Es war, als ob ein verlorenes Kind zu jeiaer Familie zurückkehrte. Nach dem ersten Zwischenakt stand aus der Bühne die Lucca im Gcsvrüch mit dem Prinzen Georg von Preußen, der zu dem schönen Erjolq Glück wünschte. Plötzlich emstcmd eine Bewegung; die Arbeiter verließen rasch die Bühne, oder stellten sich en den Eouliffen ia soldatiichcr Haltung auf, denn aus der kleinen Treppe, welche die Hosloge mit der Bühne verbindet, erschien, in großer U iisorm, unter Voeanlritt des General intendanten vo» Hülsen, Se. Majestät dcr Kaiser, von Allen ehr- surchtsvoll begrüßt. „Nun, mein: kleine AnSreißerin", wandte er sich an die Lucca, .habe ich Wort gehallen? Aber es hat viel Mühe gekosteil Hülsen wollte durchaus nicht daraus eingeheu. Was, Hülsen?" — ..Majestät!" enlgcgnete Hülsen achselzuckend, „die Vorschrift der Tacket " „Schon, schon gut!" unterbrach ihn der Kaiser, „Allen Lautern sei vergeben!" Pauline Lucca rollten die Thräuen über die Wangen — „Tropfen so groß wie beim Platzregen!" — wie sie später erzählte. „Wann i jetzt net reden kann, wie'S halt sein jolll', Majestät, so ist'-, weil , vor lauter Freid ganz damisch bint Js' denn »lüg- l»ch?I ich bin wieder in Berlin, stach wieder mein' «old'gen kaffer- lichcn Herrn, der hcit just ausschaut «raü', wie vor zwanzig Jahr'nl" * Der Allgemeine Deutsche Mnsikvereia hat d!« dies jährige Tonkiinsllcr - Versammlung nach Dessau für die Tage vom 10. bi- 13. Mai ansgeichrlederi. Da- Programm wird, wie Leh mann'- „Allg. D. Mus.-Zrg." miilheUt, zwei geistliche Aufführungen mit dem Riedel scheu Verein aus Leipzig, zwei Kammer- musik- und zwei Orchestcrconccrte unter Hoicapellmeister Klug- hardt's Leitung m.lsaijcn. Eine Molelteiiausiüdrung am Vormittag des HimnikliahrtZIages eröffnet das Fest »nt a cicppella-Chücea von alten Italiener» un» Bachs Eautaie „Komm' Irin, komm'"; am Nachmittag gelaugt die ..äli.-c-» ^olewni»'' von Beetdove» zu Gcbör. Aerlioz ist mit dcr Symphonie „Hirold in Italien", Franz Ll-zt mir der Faiistsymphonie, dem äckur - Clarfferconcert nnd Ge sängen. Richard Wagner mit Lein Ka>scr:»aiffch. Peter Cnrnistus mit der Ouvertüre zu dcr Oper „Der Barbier von Bagdad" vertreten. An Werke» lebender Tondichter sind ein Clavierquartett von Albert Becker, eine Sonate sür Claiinctte und Clauicr und die Ouvertüre zur Oper „Gudrun" von Felix Draeiekc, die kmoll- Syinvhonie von August Klnghardt, das unaarff'che Violin-Conccrt von I Joachim, das Pianoiorteconcert in b'wmoll von HanS von Bronjari und Coinpositiciie» von Job. Brahms, E. d'Albert u. A. ausgewälilt worden. Bo» Solisten haben die Sängerinnen Frau Müller - Ronneburger und Frau Mora» - O lden, dcr Baiyionist Herr Krebs, die Pianistin Fra» Sophie Meuter, der Pianist Herr Willy Rebberg, dcr Violinist Herr Arno Hilf, der Bratschist Herr Hermann Ritter und die Quarlett- genossen Petri aus Leipzig nnd Seitz ans Dessau ihre Mit wirkung zngesagt. Es ist dabei aber z« bemerken, daß nach der „Neuen Zeitschrift sür Musi!" daS Programm noch nicht eadgiltig sestgestcll« ist. ———. vermischtes. --- Berlin. 17. März. Die „Freisinnige Zeitung" erfährt von woblunlcrrichtcter Seite noch ci»iges Nähere über den Empsanq der städtische» Behörden beim Kaiser am Dienstag. AlS die Deputation in Charlottenburg eintras, erfuhr dieselbe, daß der Kaiser derselben in einem sehr freundlich gehaltenen Telegramm den Wunsch luitgetheill habe, die Deputation zu einer anderen Zeit zu empfangen. La er sich augenblicklich mchl ganz wohl fühle. Da- Telegramm batte aber die Deputation vor der Abfahrt nach Charlollen- bnrg nickt mehr erreicht. AlS dcr Kaffer die Ankunit der Deputation erfahre» hatte, befahl er, dieselbe uiiverzüglich vorzulasse». Die Deputation barric im EmpfangSsaäl »»- gesabr sechs Minuten auf die Ankunft der Majestäten. Während dieser Zeit batte dcr Kaiser mit Bleistist die Antwort auf die Adresse entworfen, w lebe Oberbürger meister von Forckenbeck zu verlesen beabsichtigte. Der Kaiser und die Kaiserin traten in den EmpsangSsaal. Der Kaiser sah durchaus rüstig und wohl auS. Nu: wollte me», bemerken, daß seine Gesichtszüge eine etwas gclbffchcre Schaltiruiig seil seiner Abwcsenbeit von Berlin an- genommen. Mit freundlichem Blick begrüßte der Kaiser die Erschienenen und reichte denselben die Hand, durch eine Bewegung «„deutend, daß eS ibm nnmoglich sei, zu sprechen. Oberbürgermeister v. Forckenbeck vcrlaS bicrani die bekannte Adresse, wübrend deren der Kaiser. «lusreckl stehend, sich ans seinen Cavofferiestibel stützte. Hieraus forderte der Kaiser durch eine Bewegung den Obubürgermeistcr aus, an da- Fenster zu trete», um du blaffe», mit Bleistift ge schriebenen Schristzüge der Antwort drutlicher lesen zu können. Die Kaiserin stand dabei neben dem Oberbürgermeister. AI» die Stimme de« Oberbürgermeister- stockte, weil er rur Wort nicht entziffern konnte, half der Kaiser mit deutlich vernehmbarer Stimme nach, indem er das Wort „Ereig- nisse" vorsprach, ohne sich dabei die Kanüle zuzuhalleö. ES widerlegt diese» un- von Ohrenzeugen berichtete Vorkommniß zugleich die vielfach verbreitete Nachricht. Saß eS dem Kaiser unmöglich sei, sei cS obne oder mit Zuhalleu der Kanüle. Worte zu sprechen. Nach der Verlesung de. Antwort reichte der Kaiser jedem einzelnen Mitglied dcr Deputation mit freundlichem Bück die Hand und enlließ die Deputation. DaS Concept dcr Antwort wurde zurückbehallen, da der Kaiser sich vorbehiclt, an der eilig enlivorsene» Antwort noch vor der Veröffentlichung daS Eine öder Andere zu ändern. Die Deputation bat. daS Original de» Concepls zur Er innerung au diesen Empfang im städtischen Archiv hinterlegeii zu dürfen. Da» Original ist denn auch dcm Oberbürger meister v. Forck.nbcck übersandt worden, obne daß der Kaiser cS sür nothwendig gehalten hat, an dcm ersten Entwurf irgend eine Corrcclur vorzunekiucn. ---»Berlin, 17. März. Die „Dcssifche Zeitung" bringt folgende historische Erinnerung: Heute vor 50 Jahren wurde in Berlin znm ersten Male die Wiederkehr des Tage» festlich begangen, da durch die königliche ver- ordnung vom 17. März 1813 die Berufung der Laudweyr erfolgt war. Tie Anregung zur Feier dieser sünfnadzwaazigjährigea LandwehrjubiiäiimS war von den Berliner Weyrmänaero auS- gegangen, doch Kalle man sich nicht aus diese beschränkt, sondern an» die Kameraden von nah und fern geladen. In großer Menge hatten diese zugesagt, und io mußte man sich, da ein sür alle Feftih:,!. net mer oiisreicheuder Saal nicht vorhanden war, zu einer getrennten Feier eiitich'icß »; im Hotel de Nussi; versammelten sich die O'ficiere, >m Englischen Hanse die ehemaligen Wehrmänner vom Feldwebel abwärts. Aber eia enges kameradschaftliche» Band omschjoß beide Festversommluagen. Beide Säle waren in gleicher Art ansgeschmückt. mit den Büsten des Königs und dcr berühmte» Heerführer, dem Landwehrkrenz, Fahnen, Waffe.», Trophäen. Im Englischen Hause erlannte einer der alten Krieger in einem zur AuSlchmückung ver wendeten verbeulten Hörne dasselbe Instrument wieder, da- er am 6. September in der Schlacht bei Deanew tz geblasen hatte. Beide Versammlungen halten das gleiche Festprogramm und die gleichen Lieder, besondcrS schön, zugleich kriegerisch und volkZthümlich gestaltete sich daS Fest >m Englischen Hause. Der Eingang zum Saale war in ein Lagcrzelt »mgeiormt, vor dcm ei» Bivoaksener loderte, über welchem eia Fcldgcschirr mit brodelndem Wasser hing. Unter Trommel- und Trompelenklong marschlrteo die Wehrmänner in den Saal, wo das seitliche Mahl ihrer harrtr. Während desselben erichieo plStzlich eine Laudwehrpatromkle ia kriegsmäßiger Aus- rüstung, woraus ein Hornist, der die wohlbekannten Signale blie» und damit die rauschende Tafelmusik überiünte. Nicht lang: daraus kam von der anderen Festtasel im Rujsiicheu Hause eine Deputation der Osfieiere mit Jubel begrüßt. An allen Tischen mußten die Depulirlen erscheinen und den Kameraden mit dcm Glase Bescheid thua. Nicht mludcr sreundlich wurde dann im Holet de Auisi« die Gegcudeputation dcr Wchrminuer ausgenommen, welch: Parole und Feldgescheei verlangte, die mit den Worten „Berlin" und „Hagelsberg" gegeben wurde». Viele Theilnehmer dieser vornehme» Festtafel, hohe SlaatS- beonitc, Osfieiere nnd Würdenträger, Leuchten der Kunst und Wissenschaft, begleiteten dann die Wekrmänner - Deputation zu dca Kameraden zurück und so entstand lm Englischen Hause „du- eigeai- liche Feldlager der engsten Verbrüderung des Krieger» und seiner Führer". 2.7 Jahre späier, am 17. März 1863, wurde in Berlin, wie man sich erinnern wird, glänzend da- süaszigjährige JubüSum der Landwehr gefeiert. 4000 Veteranen aus den Befreiungskriegen waren zu dem Feste geladen, und in dem. dem König Wilhelm zer Bestätigung unterbreitete» Festprogramm war dcr alten verstümmelten Krieger mit den Worten gedacht: „Die Krüppel werden dem Zuge in köuigl.chen Marstalliguipagen nachgesahreii." Da- Herz des Königs empörte sich gegen Liese lieblosen Worte, er strich sie ans und schrieb an deren Stille: „Die sür da- Vaterland ehrenvoll Verwundeten werdcn dem Zuge in königlichen Equipagen nachgefaheeii. —r. Meiningen, 17. März. Die Negierungs-Amt»»«, inhaltlich deren dem Verein zur Begründung und Erhaltung «mrr Nrbeiter-Colonie sür Thüringen hierzu ein unverzinsliches Darlehen dir zum Betrage von 27 000 ./L unter tcr Bedingung hypothekarischer Sicherstellung aus den zu erwerbenden Erunübcsitz aus den Cassebeftänden der Landescaffe gewahrt werde» soll, ver ursachte in der letzten S tzung unseres Landtages eine längere De batte. Der Referent Adg. Schneider empiahl die Annahme der Vorlage und theilte mit. daß 400) Vä baar aufgebracht, weitere Bei träge gezeichnet, LOOO./t von dcr Kronprinz Friedrich Wilhelm- Bictoria-Sliitunz in Brr!:» zngesagt worden seien und tbOOOO> von den Thüringischen Staaten als einmalig: Unterstützung nach Verhältmß ihrer Bevölkeiungszahl aufgebracht werde» sollen. Tie in Alisiicht genommene Colonie soll sür mindeste, s 100 Colonffica eingerichtet werden. Namens der Majorität kcs Finanzausschüsse» sprach sich der Abg. Landrath Zitier gegen die beantragte Be- willigonq auS. Er wies daran» din, daß ein Nachweis daiür, d>ßin der Thal die Naturatverpfl.-guiigsstaliouen und Arbeitcrcoloni'n das Stromerihum einzuschränken vermöchten, nicht erbrach» lei, daß diese Einrichtungen vielmehr Las Aeit lvr.wesea in g wisjcr Beziehung be günstigten »nd förderten; dcr Vagabond erhalte aus den Ber- pflegungSstalionen seine Bedürfnisse, daneben aber erbettle er sich seine SchnapSgroschen; als wirksame- Mittel dürste sich bezügjich der arbeitsscheuen und vorbestraften Vagabonden eine Einschränkung der Freizügigkeit empfehlen. Mtt der Colonie werde bei unseren thüringischen Verhältnissen den fielen Arbeitern eine gewisse Con- curren; geschaffen, was bei dca in geeignetere» Gegenden gegründeten Colonicn (zninal in Moorgegenden) nicht der Fall sei. Redner wnS ferner ans die Schwäche der Finanzirung hin. äußert: bezüglich des Betriebe- seine großen Bedenken, da mit den zugelausenca, meist zu iolcher Arbeit unsäh-gen Mensche» eia landwirtbichasllicher Betrieb mi! Erfolg kaum werde in- Werk geietzt werden können, fürchtet die Nothwendigkeit regelmäßiger Zuschüsse unter Hinweis daraus. w:e einige der bestehende» Cotonicu solche in znm Theil großem Betrag gewährt werdcn müßten. Dagegen hätten die Arbeitercolonicn eine neue Art von Bummlern, die sogen. „Eoloniebummler", geschaffen. Zum Schluß wnS er nachdrücklich daraus hin, daß, nachdem die ReichSgcjrtzgebung ucuerdings wiederholt indirect: Lasten auserlegt und dabei die Erwartung ausgejpiochen habe, daß die den Staate» demzusolge übcrwielcncn Mehrbeträge zur Entlastung der Ge- in ein den zu verwenden seien, es nunmehr vor allen Dingen unter Zurückstellung sonstiger BcLürsräffe Pflicht deS Staate- sei, diesen Wechsel einzulöien, aus die Entlastung der Gemeinden bedacht zu iei». — Nach eingehender Debatte, in welcher der Geh. Staatsralh Heim die AuSl'ührungcn des Abg. Ziller zu enlkräsiea suchte, wurde die Annahme deS «ui Ablehnung der Regierungsvorlage abzieienLea Aulragcs des Finanzausschusses gegeu 6 Stimmen en- geuomulkn. ---- Am St. Bernhard verunglückte zehn Minuten oberhalb Bourg-Saink-Bierre der auS Schaffhausen gebürtige Proscssor Golksried Keller, dcr sich zuvor >n Montreux aushielk. Er wollte Liesen rauhen Paß zur Winterszeit sehen, und halte auch schon dem Siinplon-Hospiz einen Besuch ge macht. Er war am 8. Marz, 6 Ul>: Abend-, z» Schifften in Liddcs angeloiiimcn und sctzte, entgegen dem Rath seine» Führers, den Weg Nachts »ach Bourg-Saint-Pierrc und. ohne sich hier aufzuhallen, weiter fort, um noch zur Cantine zu gelangen und dann am folgenden Morgen über de» harten Schnee die Tour zu vollende». Oberhalb Bourg-Sainl- Pierre glitt der Verwegene einige Schrille an-: er wollt« ein wenig ouöruhen und sich stäikcn, w e man aus dem Um stande avnlmmt, daß sich zu seinen Füßen eine leere Flasche Vorsand. Hier erfror er uns wurde am g. d. M. als Leiche ausgesunden. Literatur. Kaiser Wilhelm. Seine Lebensg-ichichie und glorreiche Regierung. Dem deutsche» Volke und besonders dcr Jugend erzähl von K. Sterzeabach. Berlin und Neuwied, H.usec's Verlag (Louis Heuser). Vaterländische LikScr und Festgedichte. Zweite vermehrte Aus lage der Kanerlieder. Planen. V rl« ; von F. E. Neupert. Das neue Wchracsetz. Die Pflicfie.i jedes Deutschen in Kiicg und Frieden. Für den peekl-tck'-n ttfit-rei'ch dargkstellt and er- länteri. DüssclLoif. Verlag von Felix Bag-I. Pol-ze, - Nebcrtreliingen nnd Pa!ij:i - Verard'»nqcn. Bon F. Roteriug. Landrichter zu Ly-l. Berti» 81V.. Verlag vo» Franz Siemenrotd. Tcr kundige Stenrr - Ncrlnmant. Von n.. zz,m. Brauchbar in lai.ii.illuoc.i Prinzen P.ci.ö,, ,.S -»-> oll n anbei ei de t-ch-n DunLe-staaten. welche E!ukommc.-isl.i..r h«leu. Leioz'z. Verlag von Gustav Weigel.
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