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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-23
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1888
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tz A762 Stadt Leipzig ver Verwaltilnagbericht der für 1866. m. * Es ist zum ersten Mal« dkl versuch gemacht worden, die Hcimath der leipziger Bevölkerung nach einzelnen GeburlSorlen zu schildern, eine Untersuchung, zu welcher die lekannten Unlersuchungen Georg von Mayr'S über die jetzige bayerische Bevölkerung iinv 5karl Bücher'« über die Bevölke rung von Franksnit a. M. di« Anregung gaben. Ihren vollen Werth werden derarlige Untersuchungen freilich erst erbalten, wenn andere G:oß'iävte gleichzeitige Erörterungen anstellen. Nachdem die Arbeit einmal derartig in die Einz-lheiten der G-bnrl-orte eingetreten war. lag eS nahe, die Geburts orte auch nach Stadt upd Land zu gruppiren. ES erschien dies besonders wünschenSwcrth zur Beantwortung der inter essanten Frage, ob die unseren modernen Großstädten zuströmende Bevölkerung ursprünglich ländlichen Charakter» war oder ob die moderne Freizügigkeit zu einem lebhaften Aus tausch der Bevölkerung der Städte untereinander führt, derart, daß etwa nur der eigentliche VermehrungSzuwach» den Laiitgebieten entstammt. Die Untersuchungen habe» ergeben, das; die leipziger Bevölkerung »» einem reichlichen LriUlheil (35,57 Pioc.) in Leipzig selbst geboren ist, zu einem weiteren Dritllheil (32.40 Proc.) in anderen Städten und nur zu einem knappen Dritlheil (3l,67 Proc.) in ländlichen Gemelnden. Mithin ist auch bei der zuaewa-- derten Bevölkerung der städtische Eharakter vorherrschend. Immerhin ist eS beachtcnSwerth genug, daß etwa ein reich liches Viertel unserer Bevölkerung i» Landgemeinden geboren >',, niitlin unler ganz anderen b'ebendgewohnheitcn, als sie die Großstadt mit sich bringt, vielleicht aber auch auSgestattet mit kc.iiilnisscn und Erfahrungen, die vor den Einseitigkeiten cnic» ausschließlich großstädtischen Leben» bewahren. Ziehen wir alle Kategorien der GeburlSbezirke unserer b'eipzi,cr Bevölkerung in Betracht, so glauben wir zu der Acöan^tung berechtigt zu sein, daß dieselben glückliche und allem ParticulariSmuS ferne Mischungsverhältnisse au,'zeigt. Gehen wir aus einige Einzelheiten ein. so sehen Wir. daß die Städte teS Königreiche- Sachsen mit derselben Quote i 12.03 Proc.) an der leipziger Bevölkerung belheiligt sind, m.e die Städte de» Königreiche- Preußen (12,72 Proc.), dagegen, beeinflußt durch die AnstaltSbevölkerung (mit 36,10 Prcceiil gegen 0.07 Proc.), die sächsischen Dörfer mit einer t .l g kß ren (17.53 Proc.) als die preußischen (10,08 Proc.). Solche innigen Wechselwirkungen zwischen der Stadt Leipzig »nv ihren Bororte» besteht, erhellt daran-, daß von der 1'e ppgcr B völkeruiig geboren sind in den Grenzdörsern 4965, >» den Borstadldörser» 4425, in den Aiißendörfern 465, in den scrncrcn Tors rn 998. zusammen 10,853. Auch die größere» Städte Deutschlands stellen ein heachtenSwerlI'-S Eontingcnt zur leipziger Bevölkerung, nämlich Berlin 1195. Hamburg 334, BreSlau 347, München 93. Dresden 2146, Köln l03, Frankfurt a. M. 147, König»- berg 174. Hannover 263, Stuttgart 89, Bremen 134, Dussel, kors 53, Danzig 95, Nürnberg I l6, Magdeburg 529, Straß, bürg 29. Ehemnitz lll5. Eine den, Bericht bcigesüqte Ncbersicht zeigt, daß die per! phenschcn Gebiete der Amlshanptmannschast Leipzig verhält nißmäßig den stärksten Vrnchtheil ihrer Bevölkerung an die Stadt Leipzig abgeben. Dann folgen die centralen Thcile d-r Amt-Haiiptmannschast Leipzig, die preußischen Kreise Delitzsch. Merseburg, die übrige KreiShauptmannschasl Leipzig, die Kreise Bitterseld, WeißenfelS, die übrigen Kreise des Regierungsbezirk- Merseburg, Kreis Halle (daß dieser so spät kommt, erklärt sich dadurch, daß die Stadt Halle ihrerseits eine starke Anziehungskraft aus ihre Umgebung auSübl), Altcnburg, Neuß rc. Ausfällig ist die hohe Betbeiligung Böhmens, vergleicht man die Verhältnisse dcS Jahre- 1885 mit denen von 1875, so zeigen alle Zahlen eine Vergrößerung, welche der inzwischen cingetretenen Vergrößerung der Stadl Leipzig entspricht. Nur bei den Kreisen Delitzsch, Merseburg und Halle ist eine Verminderung eingetretcn, welche sich durch die steigende Concurrcnz der Anziehungskraft der Stabt Halle erklärt. Der Antheil der geborenen Leipziger an der Ge sammlbevölkcrung ist immer mehr in den Hintergrund ge treten und seit 1871 von 41,24 Proc. aus 35,36 Proc. herab gegangen, doch ist die Bewegung, welche zwischen 1871 und 1875 eine rapide war, seit 1875 wesentlich ruhiger geworden. In Bezug auf die geborenen Leipziger heißt es im Bericht Je mehr bei der modernen großstädtischen Entwickelung unter den Erwachsenen die am Orte Geborenen numerisch i» den Hintergrund treten und einer fremden Bevölkerung Platz niachen, eine »in so größere Beachtung sollt« dieser Theil der Bevölkerung finden, so lange er sich statistisch sesthalten läßt. A>r haben deshalb bei der Bearbeitung der Volkszählung von 1885 den geborenen Leipzigern eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. d Wenn die Volkszählung eine Inventur genannt werden lauii. so paßt dieser vergleich ganz besonder» aus die Tabelle, i. lche zeigt, wie groß an dem Inventurtermin der vor handene Bestand des ursprünglichen vorrathcS an geborenen Leipzigern war. Leider konnten bei den standesamtlichen Meldungen der Todesfälle, bezw. bei den Uber diese Meldungen abgesaßtcn Hählkarle», die geborenen Leipziger nicht kenntlich gemacht werden; aiidcrnsallS hätte man durch Eombination mit dem b,kannten Geburtsjahre den Abgang der Altcr-classcn noch gliedern können in a. in Leipzig verstorbene, d. nach aus wäris verzogene. Wenn nun auch kiese beiden wesentlich e -.schi denen Kategorie» znsainmeiigeworje» werden mußten, bleibt die sichere Eonslaliruiig des vorhandenen NcsteS, d. h dcS i» Leipzig noch anwesenden vorhandenen Reste» der ursprünglichen Jahrgänge der in Leipzig Geborenen noch von genügendem Interesse. Da ist cS denn bemcrkenSwerth, daß schon 5 Jahre nach der Geburt nur »och die Hälfte dcr ursprünglich in Leipzig 'ebend Geborene» anwesend ist. In welcher Weis: dieser schnelle Abgang bei den ehelichen und unehelichen Kindern rmcrscils nnd durch Tod und Verzug andererseits in diesen längsten Aller: classe» vor sich geht, haben wir als „Beiträge zur Individual Absterbe-Ordnung" im Xll Hejt der Mil lhcilungcn unseres statistischen AmtcS aussührlich targclcgt. Nach ungefähr 20 Lebrn-jabren ist etwa »och der dritte Tlicil. aber nach 50 Jahren immer noch der fünfteTbcil de» ursprünglichen VorralbeS Vorbauten I» den späteren Leben» fahren wird eS vorauSstch'lich mehr dcr Tod al» der Wegzug geivcse» sein, der mit kein ursprünglichen Bestände aufgeräumt bat. Die ältesten 3 geborenen Leipziger stammen an» dem Jahre 1796 und sind, wäbrend sie 89 Jahre alt wurden, vo > dem ursprünglichen Bestände von 930 Kopsen übrig geblieben. I» Betreff der Staatsangehörigkeit sagt der Bericht: Bei den Volkszählungen iin teulschcn Reiche wird regel mäßig die SlaatSa ngehörigkeil der Bevölkerung erbeben Aber bei der großen Unklarheit, welche über diesen Begriff im Publicum vorhanden ist, besonders in euer Bevölkerung, wie der Leipziger, welche zni» großen Tbcile au» geborene» N chlsachse» besteht, halten wir cS sür unmöglich, durch Selbst beantworlung der ans die StaalSangebörigkeit bezüglichen Frage durch die Bevölkerung (also ebne LegilimationSzwang) richtige Ergebnisse zu erlangen. W>r baden deshalb auch aus die Bcarbeilung dcr StaalSangebörigkeit sür die Leipziger B völkerung verzichtet. Es ist die» dagegen von dem königl. statistischen Bnrea» geschehe», und wir haben, »m die- zu cnnöglichrn, baS BolkSzählniigSmatcrial gründlich qeprüjt. »ch die zahlreichen vo» drin königl Bureau gezogenen Er»i»er»»gcn (darnntcr eine aus die Staat-angehorigkritS» a»gade eine- RcichSgerichtSralb» bezügl'ch:!) nach Möglichkeit erledigt. Durch sreiindliche Ueberlasiung rer handschriftlichen de» königl. statistischen Vureau» sind wir in dar Lag«, ia den i Tabellen XXXIV und XXXV Ncbersichten über die Staat». angehörigkeitSverhältnisse von Leipzig-Stadt und -Land —! unler obigen Reserven — mitzulheile». Danach würden die slaalSangebörigrn Sachsen in de» Grenzdörsern noch schwächer vertreten sein al» in der Stadt Leipzig selbst. Speciell die Preußen würden nicht nur in den Grenzdörsern» sondern auch im Durchschnitt der Borstadtvörser. Aoßendvrser, ferneren I Dörfer und sogar im Rest der AmtShauplmannschast der» bältnißmäßig zahlreicher sein al« in der Stadt. In einigeni kleineren Orten sind die Bewohner zur Hälft« Preußen. — Die Bearbeitung der GcburtSlänversiatistlk sür Leipzig-Land ist noch nicht beendet. aenaenswerther stahl anr Anzeige. Erkrankungen Im Wochenbett und rvsenartige Entzündungen de» Zellgewebe» der Hunt gelangten etwa« häufiger zur ärztlichen Behandlung, auch Erkrankungen au Kcvchbustcn waren häufiger, die stahl der durch sie bedingte» Todes fälle (13) war erheblich gesteigert. Auch je 1 Todessall an rpi» demischer Genickstarre wie au Pocken wurde gemeldet. Erkrankungen au rheumaiische» Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentlich« Veränderung ia ihrem Vorkommen. Gilstav-Ädolf-Verein. bringen * Die ,Gustav-Adolf-vereia»blätter" Nachstehende» zum Abdruck: Nachruf au wellaad Seine Majestät Kaiser Wilhelm. Der Unvergleichliche starb i Wie niemals »»vor trauert mit dem deutschen Volke die ganze Welt, soweit die Kunde gedrungen. Werden wir werlh ersunden werden. Ihn belessea zu haben? Gott war dc» selig Heimgegangenen seste Burg. Pflichttreu« und Arbeit war sein Leben, Liebe zu seinem deuticheu volle, da- er einte, seine Krall, Besonnenheit seine Begeisterung, fromme Demuth im Glück und Unglück das Schwert, mit dem Er sich selber überwand und seine Feinde, Gerechtigkeit und Milde gegen Jeden der Stern seiner Siege ohne Gleichen und da» Geheimnis de» Frieden», den Er mit starker Hand dcr Welt erhielt. Werde» wir sein Vermächtinb wahre»? — Wir wolleu oad gelobe» eS mit Gottes Hilfe! Aber der Heimgegangene ed!e Fürst war avch der erhaben« Pro- trctor und der reich bewährte huldvolle Freund unsere» Vereine» und seine- ganzen HelscrwerkeS. Er war besten vornehmste» Glied, unsere Ehre und unser Stolz auch hlcr, der erste protestantisch« Kaiser der Weltgeschichte. Hunderte von Bemeindea der Diaspora haben noch neben seinem reiche» jährlichen Beitrage an den Verein ln Ihm ihren sich nimmer versagenden Wohlthäler verloren. War seine gnädige Hand auch sür ander» Gläubige ia Milbe und Liebe geöffnet: Er Hai doch sein evangelische» Bekeuatniß immer hoch gcdailen und laut beiont. Aus der Haupiversammlnug zu PolS> dam 1875 hat Er persönlich die Versammlung mit gedoppeltem Huld vollem Gruße begnadig« und erhoben; keine Hauplversammlung hat statlgeiunden, wo der Verein eS sich hätte nehniea lasten, seinem hohen Protektor Dank und ehrerbietigste Wünsche zu Füßen zu legen, und wenn nicht außerordentliche Hindernisse dazwischen tralea, ist er bi» mit der letzten Versammlung zu Nürnberg 1887 niemals ohne die huILcrichsle Aniwort geblieben. Auch in der G.schichle unseres Verein» wird der große Kaiser, der treue Bckcnner drS reine» Evangelium-, der erhabene Schirm Herr unserer cvangelijche» Kirche unserem heißen Danke unvergeßlich bleiben 1 Und wir find Testen gewiß, daß Sela Sohn und Nachfolger, Kaiser Friedrich III.. längst lchon der Liebling de- ganzen dcuischcn Volkes, die gleiche Huld und Gnade unserem evangelischen Vereine des Friedens und der Hilie lür die bedrängten Glauben-genoisca znwenden wird. Unsere heißesten Gebete stehen jetzl zumal sür Ihn vor dem Angesichte Gotte-, der unser Trost, unsere Stärke und unsere große Hilfe ist. So sind wir denn überzeugt, daß wir im Geiste und aus dem Heizcnsbedüriniste de» ganzen Vereins handelten, alt wir am Sarge uuiereS erhabenen Protektor» und großen WoblihäterS bescheiden auch unsererscilS einen Kranz niedcrlcge» zu dürft» un- erbelen haben. „Wohl dem Lande, best' König edel ist." Sein Andenken wird ein unvergänglicher Segen bleiben für unser ganze- Volk, und nicht blos sür diese» I Leipzig, den 18. März 1889. Der Ecnlralvorsianv de- evangelischen Verein» der Gustav-Adols-Stislung. I). El. Frlcke, Vorsitzender, lue. vr. v. Erleger», Schriftführer. Carl Voerster, Laisirer. Slerblichkeitsdericht. Tb/Üen der Ergebnis)- sär T:,'.kt ,!-,r seitens * Gemäß den Veröffentlichungen de» kailerlichen Gesund. heilSamteS sind in der Zeit vom 4. bi» 10. Mörz er. von je 1000 Bewohner», aus den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 19,3. ia Breslau 24,6. in Königsberg 32.6, in Köln 37,2, in Frankfurt a. M. 26,4, in Wiesbaden 2>,S, in Hannover 17,9, iu Kastei 21,7, iu Mägde bürg 32,5. in Stettin 2l,1. in Altona 32,1, ln Straßburg 31,8, in Metz 40.0. in München 32,1, in Nürnberg 27,5, in Augsburg 22,9, in Dresden 25,1, in Leipzig 26,4, in Stuttgart 19.0, in Karls ruhe 24,0. in Braunichweiq 20.1. in Hamburg 25,8. in Wien 26.9, in Pest 32.6, in Prag 33,4. in Triest 40,0. in Krakau 33,0, in Amsterdam 29,4, in Brüiftl 29,8. in Pan» 29,1. ia Baicl —, in London 23.0, in Glasgow 29,5, in Livervool 27,1. in Dublin 33,1, in Edinburq 18,9, in Kopenhagen 23,4, ia Stockholm ?. in Llristiania ?, in St Petersburg 34,3, in Warschau 23,9, in Odessa 23,5, in Rom 27,9, in Turin 38,4. in Venedig 27,3, in Alexandria 39,7. Fernrr ln der Zeit voni 12. Februar bi» 18. Februar d I.: in New-Bock 27.8, in Philadelphia 23,0. in Balttiiiore 22,4. in Kalkutta 3l,5, in Bombay 23,4 in Madras 41,2. Die Sterblichkeitsverhälinisje haben in der Berichtswoche ln den meisten größere» Städten Europas etwas zngenonimen und wurden vielsach größere Sterblichkeilsz.stcrn mitgctheilt. Günstig (bis 20,0 pro Mille »nd Jahr berechnet) blieb die Sterblichkeit ia Berlin, Haunovcr, K>el, Elberfeld, Bochum, Bremen. Stuttgart, Mainz, Frei bürg i. B„ Edinburg. Elwas über 20,0 pro Mille und Jahr war sie in Stettin, Kassel, Wiesbaden, Brounlchiveig, Darmstadt u. A. Eine hohe Slerblichkeitszisier (über 35.0 pro Mille) wird von den denlichen Städten au- Metz und Chemnitz gemeldet. — Unter den Todesursachen waren es noch immer acute Entzündungen der Atlmrungs organe und Katarrhe der Luitwege, die in großer Zahl vorkamen und viel Todcssälle Hervorriesen, Dagegen haben Darmkalarrhe und Brech. duichsälle der Kinder meist weniger und nur in Hamburg, Breslau, St. Petersburg, Warschau, Pari- und London mehr Todesfälle ver anlaßt. Der Antheil des SänglinqSaltcrS an der Gesamiiiislcrblich keil war nur wenig verändert. Bon 10000 Lebenden starben aus- Jahr berechnet, ia Berlin 63, in München 99 Säuglinge. — Bon dc» InseclioiiSkrantdeiteu wurde» Sterbesälle an Malern weniger, an Scharlach, Diphtherie, typhösen Fiebern und Pocken eiwaS mehr als in der voran gegangenen Woche gemeldet; auch sor der«« der Keuchhusten wieder zahlreiche Opier. — Sterbesälle an Masern habe» in Hamburg, Pest, Prag, Kopenhagen, London zu genommen, dagegen war ihre Zahl ia Slraßlmrq, Wien. Paris, Lyon und S:. Petersburg eine kleinere. Erkrankungen kamen in B rlin, Wien, Edinburg elwas seltener, in Hamburg, im Regierung» bezirk Schleswig, in Pest und St. Petersburg etwas häufiger zur Meldung. — Das Scharlachsieber sorderte in Slraßburg, Kopen, vagen, Liverpool, London, St, Petersburg mehr Opser, die Zahl der geiiieldete» Neuerlranknngen war jedoch vielsach. wir in Berlin, Wim, Stockholm. St. Pelersburg, eine kleinere, in Nürnberg, Kopen bagcu eine giüßece als in der Boiwoch-, — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Eronv hat in Berlin, Breslau. Danzig, München, Prag. Kopenhagen, Paris, London, St Petersburg rtwaS adqenom inen; sie war dagegen in Franfturt a. M-. Köln, Dresden, Leipzig, Nürnberg, Pest, Warschau eine eiwaS gesteigerte. Neue Erkrankungen wurden jedoch ans den meisten Orten, au« denen Mittdeilungen vor liegen, in qeemqerer Zahl zur Anzeige gebracht, — Die Zahl der Tode», sälle an Unterleibstyphus Hot «n Chemnitz uad Ei. Petersburg ab« gcnomnien, wahrend sie in Hamburg, Pari» uad London ein wenig größer wurde; auch ueue Eikrankungea kamen nur aus Pest etwa- zablre'cher als ia der vorangeaangene» Woche zur Mittheilung. — A» Fhct»ivli»S wurden an« Warschau und Amsterdam je 1. aus Prag 4 Tobesjällc. aut Etockdolm «ad Et. Petersburg auch 3 neue Erkrankungen berichtet. — An epidemischer Genickstarre wird aus Berlin und kopendogea je 1 Tobessall. an« Nürnberg 3, aus Kopen. dagen 1 Erkrankung gemeldet. — Dem Kindbettfieber erlagen ia London eine größere Zahl (14) Fronen. — Der Keuchhusten hat ia Berlin, London nnd Liverpool mehr, in Pari» weniger Todcssälle verursacht: Erkrankungen waren in Hamborg, Wien, Stockholm nnd S». Petersburg nicht selten. — Einzelne Todesfälle an Pocken wurden aus Berlin, München, Wien und semen Vororte», aus Tuest, London und Bona aemelde«, au« Wailchoa 8. ans Paris 11. au« Prag 25; neue Eikrankungea an» Pest 1» aas Wien 4, oo» Et, PeierSburg 6. Dcr Gesuadbeilszustand ia Berlin bllcb auch in dieser Berichts, wache ein günstiger, die Sterblichkeit eine mäßig boh». Erhedkich abgenommen haben Darmtatarrhe uad Brrchduechs-lle der Kinder, auch d e Zahl der durch sie bedingte« Sterbesälle war eine kleine. Zablieich traten jedoch noch akute Entzlindnngen der Aihmung.'orqane und Katarrhe der Luiiwege zu Tage und jüvrte» auch in größerer Zahl als in der Borwoche zum Tode. — Dagegen riesen die In» ftciionskrankcilen meist weniger Erkrankungen hervor, wie Unterleibs- tnvhns. Maiern. Scharlach und Diphtherie, letzter« kamen nnr an« dem Stralau r Vier»! Maiern auS der diessntige» Luisenstadt i» Vermischtes. erlin» 21. März. Der »Reich», und Staats- Anzeiger' meldet amtlich: Se. Majestät der Kaiser und KSatg haben am Sonntag, den 18. d. M.. um 2 Uhr Nachmittag», im königlichen Schlöffe zn Lhar- lotlenburg die Abgeiaodiea fremder Hüse und Regierungen, welche in beivnderem Austroge den Beisetzuogsfrierlichkeiten Sr. Majestät de- Hochseligen Kaisers und Königs beiwohnten, in Audienz zu em- psangea geruh», und zwar: den außerordentlichen Boischaster des Herrn Präsidenten der französischen Republik, commandireaden General des l. Armeekorps, Mitglied des obersten Kriegsraths und knator, Herrn Division-- General Billot. den außerordeat- lichcn Bolsctiaiter Ihrer Majestät der Königin > Negentia von Spanien, General - Capital», Grand von Spanien und Se nator, Don Gcnaro de Ouesada y MalevoS, Marquis de Miravalles. den oußerordentl'chen Botschafter Seiner Majestät de» Sultans, kaiserlich türkischen Boischaster in Wien, Sadvllah Pascha, den Lußcrordkutlichcn Botlchostcr Sr. Majestät de- Kaiser- von Japan, hiesige» kaiserlich japanischen Gesandien. Marquis Saionzi, sowie die außerordentlichen Abgesandten Sr. Majestät dcS Königs von Serbien, den Ministeeprösidenien und Kricysmiinster, General Tava Gcouitsch, der schweizeeiichen Eidgenostmicdast, den hiesigen ictwcizenschea Gesandten, Oberst Roch, Sr. Majestät de- König- der Niederlande, den General-Adjutanten nnd Llies der äknisnu militaire, Ionkdeer vnn Eavellen, Sr. Majestät de- Schah von Persien, den persilchcn Gesandten in Wien, General Nariman Klm», und für da- Großherzogthum Luxemburg den hicsigen großherzog- lich luxemburgischen Geschäsi-tiäger, vr. Eyschen. Der Audienz wohnte der Llaairsecretair Gras von Bi-marck-Schönhausea bei. Berlin, 2l. März. Bon dem Vorsitzenden de» Krieger-Berbande» Berlin und Umgegend erhält die .Bcssiscbe Zeitung- folgende Zuschrift, betreffend den verdrießlichen Vorgang bet der Spalicrbildung ans dem Pariser Platz: ,.Es waren den Krlegervereinen Plätze sür 6000 Maua an- gewiejea worden, also der mit 10000 Mann rrsolgtea An meldung. Da aber überhaupt bei den ersolgtcn allgemeinen Aiiiii.ldungen nur 44 300 Plätze angenieldet wurden» so konnten auch diese, da sür 27 000 Mann Platz versügbar war. mit V» berücksichtigt werden und e» hat zunöchst also rin besondere- Ent gegenkommen den Kriegervereinen gegenüber nicht ftattgefunden, obwohl dieselben ein solides, wie ansdrückiich hervorgehobeu zn werden verdient, im vorliegenden Falle zn beanspruchen gehabt halten. Bei dcm ganz unerwartet großen Nndrange auswärtiger Deputationen eiwics sich der ziigeniessene Platz sehr bald al- unzureichend, eber die Vereine wurden doch außerhalb dcS Brandenburger Thorr» unterzubringen gesucht, um die vor- geich icbeiir Grenze nicht zu überschreite». Durch einen un glücklichen und nicht auszuklärende» Zusall rückte jedoch ein Beo ein, der hinter einem bereits stehenden Ausstellung nehmen sollte, durch da» Brandenburger Thor hindurch nnd diesem schloffen sich einige der folgenden Vereine an, ohne dazu Bcfehl zu haben. Dieser Irrthnin war aber nichl nn hr zu redressiren, da die Krieger- Vereine außerhalb de- Tliores so hart vom Publicum bedrängt wurden, daß es ihrer ganzen Slandhasligkeit bedurste, um den einmol eingenommenen Plnv zu behaupten nnd deshalb an «in Zurücknehmcn der ans drin Pariser Platze befindlichen Vereine beim beste» Willen nicht zu denken war. Daß es nicht absichtlich geschehen ist, die Krieger - vor die Turnvereine zu schieben, wird jeder Ein sichtsvolle sür selbstverständlich halten. In dcr Meinung, die ein- genomnienen Plätze behaupten zu bürten, kam ober namentlich d:r Unwille über die Ausstellung im Allgemeinen, sowie besonders darüber zum Ausdruck, daß halbwüchsigen jungen Leuten, di« ans einem angehesteten Leinwandzcttel die Bezeichnung „Turner" trugen, dcr b>verz»gte Raum aus dem Pariser Platz eingeränmt worden war, während die allen Soldaiea des großen Tobten, ergraute nnd mit Orden und Edrenzeichea geschmückte Krieger, die manchen heißen Tag mit ihrem Kaiser sür Deutschlands Größe erlebt uad erscchien haben, hintenan gestellt wurden. Und noch weniger wie die Turner hatten die Angehörigen einzelner Fobiike» u. s w. ein Recht, beiondcrs begünstigt zu werden, wie es geschahen ist. Diese standen zu drei und vier auf bequcmcn und vor dem Andrang des Publicum- geschützten Wegen, und unsere Vereine, die a»S großen Sniirraiiiigea bis von Metz, Flensburg, Königsberg, Brrsla» rc. Deputationen entsende» Hallen, mußte» biS zur Tiefe von lO Gliedern stehen und doch hatten sie als Rep: äsrntaiiten der glorreich-» Jahre von 1864, 66. 70/71 wohl rin Recht, ihrem Kaiser in erster Linie einen Schcidegruß zusrnden zu dürsea. Trotzdem wären Unregelmäßigkeiten aber nicht vorgekommen, wenn nicht, wie gesagt, ei» unglücklicher Zufall dabei mitgelpielt Hütte, klebrigen- bat cS sich nichl, wie zur thalsächlichen Berichtigung des Artikels herv»!gehoben werden muß, um nnendliche Schaaren. sondern nur »m einige Vereine gehandelt, und von Gebrauch der Kolben ist gar keine Rede gewesen. Ueberhaupt würde eine Unruhe nicht entstanden sein, wenn die Turner nicht versucht hätten durchzubrcchen, al» die Ausst-llung vollrndct schien." --Erfurt, 2l. März. Wem, wir vcr Kurzem miltheilten, daß die hiesige Mitgliedschaft dcS Unterstützung-Verein» deutscher Buchdrucker von der Behörde aufgelöst wurde, so müssen wir beule berichten, daß die Schließung der ge- nnnnlcn Zahlstelle miNclst Verfügung de» RegierungSpräsi dentcn vorläufig wieder ausqeheben und auch die Wiever- auSIieserung der Verein-Utensilien angeordnet ist, da, wie da» bctrrffende Schreiben erwähnt, dcr ÜnterstützungSverein deut scher Buchdrucker beabsichtigt, eine den gesetzlichen Anforde rungen Rechnung tragende Aenderung seiner Statuten vor- zunebmcn und seinen Antrag aus Zulassung slir den Bereich der Monarchie zu erneuern ---» AuS Greifswald geht der .Frankfurter Zeitung" die nachfolgende anschaiiliche SchilderungeinerSchlitteu- fahrt aus dem Spiegel der Ostsee zu: So weit man blicken kann vom User aus, nur eine einzige feste Eisdecke aus dcm sonst all r Bande spottenden Meere und über dieier ein blend-nd weiße- Schaeclager, da- in de» Sonnenstrahlen siinkelt und glitzert, to daß man die Augen schließen muß. Ter Wind weht frisch ouS Nordost in einer Stärke, die der Binnenländer ohne Besinnen Slurm nennen würde, da- Thermometer zeigt nnr zehn Grad Reaumur untrr Null, die weite, weite Fläche lockt vnaus- hörlich den mit dem Meere vo i Kindheit an vertrauten — wie wär's ,»,t einer Schlittenfahrt nilstei, im März? . . . „Joche» Linons, wollen wir'» einmal wieder verstiche»? ' Und Jochen nick», drückt sich den Südwester «ies in den Nacken, er ruft seine» Bruder Korl, wir steigen in- Boot, da- fest ans einem Schlittengebänse ruht, die Segel stiegen knarrend in d » Höbe, jeder dcr beiden Schiffer nimmt seinen Platz ein — „Setten Sc sich säst hen, HerrI" ermahnt Jochen in seinem breiten Platt, und die F.,h>t beginnt. Zuirst langsam, dann schneller und schneller, noch zwei Mmnie» schon gebl'S buchstäblich ia Windeseile über die weite ebene Fläche. Eine Geisterlahrt ist'-, so rast der Bootichlitlen über den Schnee, der Aihem droh» ao-zugebeM »ad der Kovi schwindlig z» w rden. Und immer weiter geh»'». Meterbrcite Epaltea werdca spielend überwunden, und secundealaag schweben wir oit iu der Lus». Eine Meile, die zweite dabea wir schon zurück gelegt, und doch sind erst Minute» verflösse». Dann eia laute» Eommando: die Segel fallen kreischend nieder, der eiserne Haken bohr» sich in» Eis, vich^linlse. und wir sichen mitten aus dem Meere ia tirsster lautlosester Einsamkeit. Wohin der Blick dring», überall eine schier endlose, weiße, ebene Fläche, Doch dann zurück. Der Wind ist stärker geworden, der Himmel Hai sich umdüster», noch schauriger wird die Fahrt — ob wir wohl da« Ziel nicht verselilea? Aber Jochen kennt sich auch hier aus wie in seinem einiachea Zunmerchen, snrchilo; sieht er in die 'Weile und lenkt da» S'sährt. Wieder eine Spannung von Minuien, wahrend welcher der Wind sich zum Slurm auswächst, eia Gelühl, w.c wenn der Körper zn Eis erstarre und die Lunge den Dienst Verlage, dann fallen zum zweiten Mal« die Segel, und langiam gleiten Wik an» User ... Und eine Stunde später beult rin O kan durch die von Schnerstocken verdüsterte Lus», man kann am Hellen Tag» kaum die Hand vor den Augen sehen, ober um i« mehr kören, w e eS dort draußen zugeh», wo die aus- qeregtea Wogen gegen ihr« Feste! wülhen... Eia donaeräbnliche« Krachen erhebt sich bald hier, bald dort. Eisberg« thürmen sich zu- lammen nnd werdeu von stärkeren wieder z«rmalmt... El ist ein snrchtbare« Stürmen uad Toiea rund um nnS her im gewaltigen Kamps der Elemente... Wer dort jetzt noch draußen ist» rettbar verloren ... — Bon Wiesbaden schreibt man un»: bssonder» glänzend», »nßer den drei sch,» länger »»rbereitete, Verhaadlangsgegenständea. sür welche Alltoritäten ersten Range« die Referate übernommen Hoden und welche höchst intereffante und bc. sonder» sür die Praxis wichtige sind (die chronischen Herzmuskel, erkronkungcn und ihre Behandlung: Oertel ^München), Lichiheim (Bern); der Weiuqeift alt Heilmitlei: Binz (Bonn), v. Iaksch (Graz); dt« Verhütung und Behandlung der asiatischen Ehokeea: August Pfeiffer (Wiesbaden), Eanlaai (Neapel), wurden b - jetzl noch 21 Orlgiaalvorträge angemelde», welche ave Gebiete der laueren Medici» umsosseu; bei de»ielbea ist auch die lebhafte Bctheiliguaq österreichischer Serzte hervorznhebea. Die aagemeldete» vor. träge sind: Herr Rumps (Bonn): Heber das Wonderherz. Herr Uaverricht (Jena): Experimentelle Untersuchungen über den Mechanisma« der Athembewegunge». Herr Liebreich (Berlin): Thema Vorbehalten. Herr Adamkiewicz (Kraton): lieber cmnbiuirte Degeneration de» Rückenmarkes Herr Jaworski (Krokaa): Experimentelle Beiträge zur Diätetik der Verdauung-, störuagea. Derselbe: Zur klinischen Diagnose de» atrophischen MagenkatarrheS und über die Verschiedenheit der nüchternen Magen, flüssigkrit beim continuirlichen Mageasastfluffe. Herr Stiller (Pest): Zur Therapie de» llortni» üu-iockowii. Derselbe: Zur Diagnostik der Niereniumoren, Herr Emil Pseisfer (Wiesbaden): Harnsäure- ausscheidung und Harnsänrelöiung. Herr Biaswanger (Jena): «r Pathogenese der epileptischen Anfalles, (Herr Iürgenlen übingen): lieber kryptogenetisch« Septiko - Pyaemie. Herr uincke (Kiel): Ueber Lungenabsreß. Herr Han« Leo (Berlin): Thema Vorbehalten. Herr H. Büchner (München): Ueber den experimentellen Nachweis der Aufnahme von Jafeetion-. crregern au- des Aidemlust. Mit Demonstrationen, Herr G, Corne» (Berlin-Reichenhall): Untersuchungen über di- Ver breitung des Tuberkelbaeillu». Herr Seifert (Würzburg): Ueber Masern. Herr Debio (Dorpat): Ueber die physikalische Diagnostik der mechaniichen Jnsusficienz de« Magens. Herr August Pseisfer (Wiesbaden): Demonstration von unter Glvrerinzusatz ge- züchteten Tiiberkulose-Bacillen. Herr v. Liebig (München): lieber die Anwendung dcr paemnatiichea Kammern bei Herzleiden. Herr Binz (Bona): Ueber Iodoiorm bei innerer Anwrntong. Herr Weigert (Frankfurt o. M.): Histologische Untersuchungen über den TyphuSbacilluS. Diese» übern»» intereffante and reichhaltige Programm wird wohl eine große Betheilignng vornuSsetze» lassen. Hoffentlich» läßt uns das FrühlingsiveMer, welche- soeben beginnt und welche« bei den früheren Congreffea Wiesbaden ta seinem ganzen Glanze und seiner ganzen Schönheit erscheinen ließ, auch diesmal nicht im Stich« uad bildet einen weiteren Auziehnugspunc» sür viele. — Die Kaiserin von Oesterreich hat sich in Be gleitung der Erzherzogin Valerie zur Fuchsjagd nach Ir land begeben. Aus der Reise dahin kam die Kaiserin am 15. d. Abend» in Calais an. Da sie die Uebersahrt nach England nicht während der Nacht unternehmen wollte, blieb sie bi» zum folgenden Morgen in dem Hoswagen. Der letztere ist sehr behaglich und bequem eingerichtet. Er enthält außer einem größeren Salon einen Speisesaal» mehrere Schlasqemächer mit Toilettenzimmern. eine Badecabinet und die Küche. Am 18. d. früh erfolgte die Uebersahrt nach Dover. — Ter Dichter „Dranmor", der in seinem bürger lichen Leben den angestammten Namen Ferdinand v. Scbinid führte, ist soeben in Bern an einem Schlagfluß gestorben. Bekanntlich batte derselbe lange Jahre in Brasilien al» Chef eine» HandelShanse» (F. Schund, Groß L Eo. in R>o de Janeiro) gelebt» ehe er im Jahre 1860 taS literarische Publicum Deutschland- durch einen Band „Poetische Frag mente" überraschte, die ihn nicht nur als Meister der poetischen ^orm, sondern auch al» eine scharf ausgeprägte, eigenartige ioetenaatur erwiesen und seinem Pseudonym „Dranmor" schnell eine gewisse Berühmtheit rinbrachten. Schmid war am 22. Juli 1823 zu Muri bei Bern geboren und »ach vollendeter Lehrzeit nach Brasilien gegangen, wo er sich durch Unternehmungsgeist und Thalkrast zum Chef deS genannten großen HanvlüngShause» «mporschwang. 1852 wurde er österreichischer Generalkonsul für Brasilien, und in der kurzen Episode, deren tragischer Held Erzherzog Maximilian von Oesterreich war. stand er zu diesem in näheren Beziehungen. Dem Gedächtniß desselben ist die 1869 erschienene Dichtung Kaiser Maximilian- gewidmet. 1870 folgte derselben die philosophisch-psychologische Dichtung .Requiem-. 187S er schienen Dranmor'» .Gesammelte Dichtungen-. Auch über die politischen und socialen Zustände Brasilien» und allerlei rolonialpolitische Fragen hat Schmid geschrieben. Seine poetischen Prodnctionen sind reise Früchte eine» elegisch-ernsten uad bevrulend angelegten Geiste- von philosophischer Richtung, ober auch seltener Phantasiekraft. — Weibliche Wahlagitatoren. Me die .New« Norker SlaatSzeitung- berichtet, hat eine Anzahl junger Damen in GreenSburg. Pa,, beschlossen, einen „France» Cleveland Club" zu bilden und sich an der kommenden PräsidentschaflS-Campagne activ zu belbeiligen. Einige der promineutesten" und hübschesten jungen Damen haben bereit» idre Bereitwilligkeit, dcm Club bcizukretea, ausgesprochen. Sie haben eine geschmackvolle .Uniform" entworfen und werten aus der Brust ein seidene» Abzeichen, welche» da» Metaillonbild dcr Frau Cleveland zeigt, trage». Exercir- mcisler werden die jugendlichen Clubmitglicder in der Hand- babung vo» Waffen und dem Trage» von Fackeln (bei poli tischen Paraden) unterrichten. Aehnliche Organisationen sollen in verschiedenen anderen Theilen de» Countys gebildet werden. — Die politischen Gegner der Wiederwahl Clcveland'» müßten Hyänen sein, wenn sie einer so liebenswürdigen Agitation sich wiversetzen wollten. Literatur. Lctt»«I»hrm>§en. Novellen vo» Victor voa Strauß. 2 Bände. Zweite Ausgabe. Heidelberg. Carl Winter'» Univer- sttäiSbuchhandluag. — Es war ein sehr glücklicher Gedanke, dies« No- »ellen de» einst so beliebten und vielgelcsenrn Autor- aus« Neue heraus- zugebea and sie so dem modernen Publicum zugänglich zu mache». Victor von Strauß «heilt mit so Manchem das hart« Loos, von der Hochflutb neuer Erscheinungen aus dem Gebiete dichterische« Schaffen» ia den Hintergrund gedrängt zu werden, überflügelt zu werden voa Solchen, die wohl Reue», aber darum doch nicht Bessere» bringen, und deshalb erachte» wir diesco Hinweis aut das ante Alte als eia ganz besondere» Verdienst dcr Verlag-Handlung. Diese Etrauß'ichra Novellen, sie mögen uns im ersten Augenbl ck wohl seltsam avmutben, entstamm« doch ihr Autor einer Zeit, die wir Raschlebigen zu der längst obgethanen rechnen, und wenn auch erst lm Ansange diese« Jahrzehntes geschaffen, so tragen sie doch die Spuren einer ältere« Vergangenheit an sich, wie sie lebendig sorlwirkt i» der Erinnerung des greisen Erzählers, Aber der Leser blickl auch gleichzeitig in eine G-dankenweli. die, verklärt durch den köstliche» Schimmer de« Ideals und ans festester sittlicher Grundlag- erbaut, einen unvergänglich juqendsrijchen Reiz ousübt, den sicherlich »ich der Leier von „Heute" aut innigem Bckagcn emvknden wird. Die beiden Bände enthalte»: „Das Geheininiß", „Die Eham« pcigiierlifte", „Jtaliiche Novelle', „Verhäug» ßvelle Täuschung", „Eine Ehe", „Geschichte eines Knaben ', „Das weiße KaiL". 11—«. Die Anssichie» sür de, vom 9. bis 1». April er. in WieSbode» tngeiidca siebrnlea llongreß sür inner« Medici» sind -an» « * Bei Aböls Bonz L Ccmv., Slullgart, erschien: „Lkben<- bilder", neu« Novellen von Eugen Reichel. Preis 4 Die Vier Novellen, welche diese ..Lebensbilder" darstelleu, „Herr Landler", „Poet und Pnvierhändlerin". „Der dreizehnte Marz" und „Eine Praterbekaanischaft", zeugen von der scharfsinnige» Beobachtungsgabe des Autor» und seinem Talent, das dem Leben Bbgelauschle in wirkunqsroller Weste wiederzngeben. Ge- radezu stören» aus den glatten Fluß der Erzählung wirkt aber Das, wovon sich der Verfasser eine besondere Waking zu versprechen scheint. Wie er in seiner, vebenbri bemerk', avsiüllig anmaßenden Borred« bervorhebt, ha« er iu dielen Novellen bei der rchüderung seiner Figuren eine noch größer» Ratüiliciikeit angeftrebt durch die Brrwendung voa „Dialektworieu", dt« ihre Laudsmannichast de- tandea and ihrer Sprache jene» „Dlalekldujt v-rle den soll, welcher di« Symphonie der Menschennnterhallung so reizvoll macht". Schade nnr, daß sich solche Dialeki'.vorte eben nnr reizvoll in, Dialekt ge- sprachen ausnehmen, und daß sie de» Wenigsten verständlich find. Der Bersaffer brmgt nun allerdings die nö.'hige» Erläuterungen am ist Na- > Schlaffe jeder Novelle, das Aussochca derselben beeinträchtigt aber i gar sehr dir eindritlich« Wirkung, welche dcr Autor bei seinem I Publicum ansirebi. Seine Fignren zeigen im klebrigen so »irl natürliches Leben, sind so anschaulich geschildert, daß es derartig« äußerltchrr Kvnststückchev nicht bedurft hätte. A—«.
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