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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-25
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1888
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Dritte Mage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. A? 85. Sonntag den 25. Milrz 1889. 82. Jahrgang. Aus Oesterreich. * Die nationalen Zustände bei den Deutschen Oester» reich» haben in dem letzten Jahre eine tiefe Schädigung er« sichren. In den reinen, beqcisterungiffrohen Aufschwung, den die nationale Bewegung in Deulschdöhmen, unter den Dculschen Mährens, Schlesien« und der Steiermark, ü» Wien und in den nationalen Slävlen der Aipenprovinzen noch vor zwei Jahren genommen hat. hat der Erbfehler der Deutschen, sich n.chl nntervrdnen zu wollen, einru argen Mißklemz gebracht. Weniger da» deutsche Volk als seine Vertreter trifft die Schuld bicrsür. Die Wunden, welch« die Spaltung de» deutschen EludS schlug, sind nicht verharscht. Zwischen dem deutschen Club in seiner früheren Gestalt und dem deutsch-österreichischen Club mar eine Annäherung, eine Einigung zu erzielen, was ja der sehnlichste Wunsch aller Derer war, die das Wehl deS DeutschthumS in Deutschösterreich im Auge haben. Seit die persönlichen Liebhabereien und Streitpunkte in den Vordergrund traten, hat aber da» gemeinsame nationale Interesse gelitten, und Jene haben e» am schärfsten getroffen, die am leidenschaftlichsten da» Wort „nur national" im Munde führen. Der Zwist der Volksvertretung hat leider auch im Volk die Saat deS Mißtrauen» und die Zwie spältigkeit der Meinungen aufgehcn lasten, und wenn nicht bald Maß und Weisheit über Leidenschast und Verblendung siegen werden, so wird man von einer schweren Krankheit der deutschnalioaalen Sach« in Oesterreich sprechen müssen. Mit der Frage: „Wer ist rein germanisch (arisch) oder nicht?' mit der ausdrücklichen Betonung de» NasscnstanrpuncteS. der auch die Unterstützung de» Befreundeten verschmäht, trat die unselige Spaltung aus. Man ergab sich der Steigerung: deutsch, deutscher, ai» deutschesten, und nicht da« Verdienst — der Eifer der Unduldsamkeit sollte entscheiden. Da» Nebel wurde vergrößert, als der Antisemitismus, der ja. wenn auch nur theilweise Schuld an der Spaltung de» deutschen Club« trägt, die Köpfe verwirrte und als eine geschickte demagogische H>tze. die ihre natürliche U»te>stützung in der wirthschasMchen Nochlage weiter bäuerlicher Kreise und de» kleinen Handwerker stände- fand. benLtbcraliSniuS. auch den gemäßigten, mit jüdisch- liberal bezeichnete. Wohin die demagogische Hetze die aclive» wie diepassivkiiKräste vcrsllbrr» kann, die sattsam bekannten Vorgänge, durch Schönerer und seinen Club hcrvorgerufen, haben eS be wiese». Da» ganze gebildete Deutschland wendet sich mit Löschen vor solche» Ausschreitungen ab. und den dohen Kreisen Oesterreichs, daS ist baS Gefährliche an der Sache, werden neue Masten gegen das Dcutschthum in die Hände gedrängt Die Alidäiiger der Antisemiten prunken sörmlich mit ihrer Gegnerschaft zu Oesterreich, und wenn auch die hohen Kreise die hochtrabenden Worte und CommcrSreben dieser Gattung von Dculschnationalen nicht fürchten, willkommen sind sie ihnen doch; sie schneide» au« ihnen die Vorwände, daö ge- sammte Deulschlhuni zu treffen. Nicht den Einzelnen, Alle bezichtigt man dcü hochverrälhcrischen Schielen« nach Deutsch land. und so kommt eS zu verwunderlichen Maßnahmen, wie die letzte Maßregelung deutscher Studentenverbindungen e» war, weil diese Studentenverbindungen ossicielle Vertreter zur Leichenfeier für Kaiser Wilhelm nach Berlin entsandten. Herr von Schönerer ist Millionair von VaterS Gnaden De» Kamps ums Dasein, die barte, geregelte LebciiSpslichl hat er nie in ihrer läuternden Wirkung durchgekostet. Von den ersten glücklichen Erfolgen al» getreuer Kämpfer für sein Volks thnm — und daS war er im Anfänge seiner politischen Lauf bah» — berauscht von Schmeichlern, die sich an ihn heran drängte», betäubt, verlor er jeden Halt, den nur eine ernste Lebensführung verleihe» kann. Jeder Widerspruch war ihm unerlräglick; aber er suckle ihn nickt zu widerlege», sondern faßte iim als eine ihm persönlich zugedachte Verfolgung aus. Bald sah er eine Welt von Hassern vor seinem Auge und er begann, eine Art von Dvu Quixote, blindlings daraus loS Zuschlägen. Mit dem Augenblicke, wo Schönerer die anti semitische Frage der nationalen vorangeseht und sich immer mehr in den die Würde de» dculschen Volke« aus da» Tiefste beschimpfenden Gedanken verbissen, „daß all daS Elend der Ternsche» in Oesterreich nur aus die Juden und ihre Schaudprcste zurückznsühren sei", mit diesem Augenblicke wurde er der schlimmste Feind seine» einstigen Ideal«, ei» Feind der heiligste» Interessen der Deutschen Oester reich». Männer, wie Schönerer, treiben Unbill mit der Ossenheit und sind brutal dort, wo sie Niemand schaden al» sich selbst. ES ist mit Schönerer nicht darüber zu rechten, daß er im blinden Haß Alles durcheil,andermirft und unsinnige Dinge fordert, von denen der nickt verblendete Verstand ge sunder Mensche» sich sagen muß. daß ihre Erfüllung m unserem Ziviler eine bare Unmöglichkeit geworden ober eine Reaktion zur Folge haben müßte,' die weit schlimmere Zu stände schassen würde, al« sie die bisherige Enlwickeluna'ge- zeitigt. Der moderne Antisemitismus, der lärmend auf di Straße dringt, verzehrt sich selbst — Beweis besten die Enl Wickelung dieser Bewegung in Berlin und dem deutschen Reiche, von Ungarn völlig zu geschweige». Ernste und nachhaltige Erfolge kann ein solcher nie erringen, «in roher Ton flößt ab, er überzeugt nicht. Herr von Schönerer, nachdem durch ReichSratbSbeschluß seine Inimiiiiität als Abgeordneter verwirkt, möge sich nicht täusche»; vielleicht vermag er sich noch hie und da »u einer Selbstbesrciung auS seinem Wabn auszuschwingen: sein An sebcn unter seinen eigenen Freunden hat einen schwere» Schlag erlitten, wenn ihm auch seine Schmeichler — auch die Dema gogie kennt solche zur Genüge — das Gegentheil versichern; die Dculschen weise» jede Anthcilnahme für ein derartige« wilde« AuSarten weit von sich und sind einstimmig im schärfsten Urthcil. Die nationale Sache in Oesterreich aber, in deren Dienst Georg von Schönerer sich einst mit Begeist-rung gestellt, fordert von ihm, so schreibt vr. Rustel, einer seiner einstigen Freunde, in der »Deutsche» Wochenschrift", den letzten Dienst, den er ihr erweisen kann — daß er zurücktrrte vom Schauplatz de« politischen Leben» und r« Andern überlaste. Da» auszunebinen, was gut war von Dem, wa« er begonnen. DaS aber, waS vom Nebel, versink- mit ihm für alle Zeit. Nur so bleibt die Hoffnung für» kommende Geschlecht. Gemeinnützige Gesellschaft. * Leipzig, 24. März. Die gestern Abend stattgesundene Versammlung der Gemeinnützigen Gesellschaft wurde einge leitet durch eine kurze, aber inhaltreichc Ansprache ihre« Vor sitzenden, Herrn l)r. Gensel. Der Redner gedachte de» vor 14 Tagen erfolgten Tode» Kaiser Wilhelm'«. Die Gemein nützige Gesellschaft kann nur der Trauer Ausdruck geben über den Heimgang diese» Herrscher»; sie ist ein Kind dieser Zeit und bat den Geburtstag de» Kaiser» immer al» Ebrentag hochgebalten. Da» reichoemegte Leben Kaiser Wilhelm'» liegt nun abgeschlossen vor un». die Geschichte wirb über dasselbe ihr Unheil obzugeben babea. Nur eine Seite der Thaten de» Kaisers in den letzten zebn Jahren hob der Redner her vor: da» ist die Fürsorge für daSWohl derArbeitrr, in welcher der Heimgegangene seine Hauptaufgabe erblickte. Al» köstliche Frucht dieser Fürsorge gellen die Kranke»- und Unfallversicherung, sind die edlen Bestrebungen für Eiusühruna der Altersversorgung anzusehen. Kaiser Wilhelm hat diese Thätigkeil unermüdlich verfolgt, er hat damit der Gesetzgebung neue Bahnen gegeben, und andere Staaten eisern diesem Bei spiel« nach. Allein auch un» ist damit Anleitung gegeben worden, wie wir an der Lösung der socialen Frage Mitarbeiten sollen. Wie in allen anderen Beziehungen, so ist auch in dieser Kaiser Friedrich der Nachfolger, ih« gilt da« Grtvbaiß unverbrüchlicher Treue. Diese Ansprache hintrrlietz bei allen Anwesenden den tiefsten Eindruck, empfand doch Zeder di« voll« Bedeutung derselben. Herr Professor Voigt ergriff sodann da» Dort zu seinem Vorträge über China und seine Bedentnna für den deutschen Handel. Redner hob Eingang« seiner Dar legungen hervor, daß von China falsch« Begriffe und Vor stellungen bei un» herrschten. Die Behauptung, daß die Chinesen seit Jahrtausenden aus derselbe« Cullurstuse stehen geblieben seien, ist vom Standpunkte der Geschichtsforschung ein« leere Phrase. Di« Geschichte diese» Volke», soweit sie un» bekannt ist, lehrt vielmehr, daß die Chinesen ein blühende», handeltreibende» Volk worin, welch« zu Lande ihre Herrschaft au«dreiteten. wie es die Phvnikrr zur See gethan habe». Ties« Autbreilungtbestrrbungen richteten sich vornehmlich nach Westen, und vielleicht wäre der Traum einer römisch-chinesischen Weltherrschaft in Erfüllung gegangen, hätte nicht der Z«lam der chinesischen Mochtentsaltung ein Ende gemacht. Die Chinesen, welche nie sonderlich kriegerisch gewesen sind, bilden eben kein» politische Macht; wohl ober ist dir Ar bei l«m acht diese» arbeitsamen, nüchternen, genügsamen Volke« zu fürchten. Dir unersättlich« Habgier der kaukasisch«» Rast«, iasonbrrheit der Engländer, hat die mongolische Raste wieder au» ihrer Abgeschlossenheit erweckt, allein di« Chinesen vrrbalten sich ablehnend gegen alleAnnüberungSversuche. sein Sclbsterhaltong». trieb zwingt da» chinesische Volk dazu, Gegner aller europäischen Cullur zu sein. Nach einigen weiteren Ausführungen Uber die uralt« Eultur der Chinesen kam der Redner aus seine im Jahre t876 nach Cbina unternommene Reise zu sprechen, welche er von Südamerika au» bewerkstelligte. Redner halte die Ab sicht. nach dem Norden Chinas zu reisen, und so lernte er die große Ha»dcl«lbätigkerl der Chinesen kennen. Die Haupt verkehrsader des Reiche» ist der Uanglse Kiang, in zweiter Linie kommt die Eisenbahn, welche von Shanghai anSgebt.» Unrnldebrlich für den gesammlen Handel »st der chinesische I Zwischenhändler trotzdem: baß die Engländer da» Opium-I Monopol dort haben, »lüsten sie sich des chinesischen Zwischen- Händler» bedienen. Eine der wichtigste» Fragen für daö Ver- tebi-leben in China bildet die Eisenbahnsragr. der«» Lösung auch im Intereste de» rascheren Vertriebe« europäischer Waaren wichtig ist. roch wird er schwer Hallen, Waaren dort ei»zusühre,i. Fensterglas gilt noch heule bei den Chinese», als Luxus, sie bilden ihre Scheiben zumeist anS dünnem bunten Papier. Die große Geschicklichkeit der Chinesen dagegen. Alle» nachzu» abmcii, hat sie zu gefürchteten Concurrentcn in Europa gemacht. Durch die chinesische Strohflechterei sind in Europa allein 30 000 Arbeiter brodlo« geworden. In Parallele mit der chinesischen stellt der Redner die japanische Industrie, welche darin gipfelt, sich vollständig von fremden Bezugs quellen zu cmancipiren. Im chinesischen Handel haben die Engländer die Oberhand, bann folgen dir Amerikaner und Franzosen. Deutschland ist erst seit dem Jahre l86t in den Handelsverkehr mit China getreten, allein schon jetzt bestehen eort 30 deutsche Handelsfirmen, besonder» in Shanghai. Der Deutsche bat vor den Engländern und Franzosen den Vorzug, baß er völlig aus sich allein angewiesen steht, während diese nicht» ohne die Stütze ihre» Mutterlandes sind. Durch den großartigen Theebandel der Engländer mit China haben diese einen großen Einfluß aus den gesammlen Handel überhaupt. Für 300 Millionen Mark bczie'oen die Engländer Thee au» China, und sür t50 Millionen Mark führen sie ankere Waaren dort ein. Die sich hieraus ergebende Differenz kann dem Handel mit andere» Nationen zu Gut« kommen. Höchst wichtig sür die Entwickelung de» deutschen Handel» in China würde die Errichtung einer deutschen Bank Vortsclbst sein, wie denn dir Engländer und Franzosen Banken dort besitzen. China darf, seine Einkünste in Betiacht ge zogen, einen Credit ersten Range» beanspruchen, und so bildet dieses Land auch sür deutsche» Capital einen vorzügliche» Markt. Die neueste Anleihe von 30 Millionen Mark »st bei einem französischen Bankhause gemacht worden. Zur Herbeiführung einer segensreichen Entwickelung de» dentlchen Handel» in Cbina, diesem ungeheueren Absatzgebiete, ist cö nölhig, daß da» Mutterland mit den Colonisten Hand in Hand gehe. Wa» im Allgemeinen vom Handel gilt, da» gilt auch von der Schisssabrt. Die Chinesen benutzen heute mit Vorliebe fremde Schiffe, in den chinesischen Häsen befanden sich in ren letzken Jahren durchschnittlich 45 Procent englische, SO Proc. amerikanische, 15 Proc. deutsche und nur 10 Proc. sran- zbsische rc. Schiffe. Die deutschen Capitaiae sind aus Selbst Hilfe angewiesen, weSbalb eine Vermehrung der dculschen Kriegsmarine nothwendig erscheint. Unheilvoll sür die ge- saminle Schifffahrt ist da» chinesische SeerLuberwcsen, von dem der Neoner eine anziehende Schilderung entwarf. So verwickelt die Bcrbällnisse auch gegenwärtig in China noch liegen, so geben dieselben doch einer Klärung entgegen Bilden die chinesischen Arbcitermassen auch eine volkSwirth- schastliche Gefahr sür alle beziehentliche» europäischen Ver hältnisse, so ist eü doch an »ins, nach erfolgter gänzlicher Er schließung de» chinesischen Reiche« die daraus sich bildende große Concurrenz aus friedlichem Wege zum AuStrag zu bringen. (Lebhafter Beifall.) Nachdem der Borsitzende vcm Redner den Dank sür seine Au»sührungrn Namen» der Gesellschaft abgestattet hatte, ent spann sich eine kurze Besprechung über den Gegenstand de» Vortrag», an welcher sich die Herren vr. Hahn, Zunghan» und der Vortragende wiederholt betheiligten. Den zweiten Gegenstand ber Tagesordnung bildete die NecknungSablegung; au» derselben gehl hervor, daß di« Einnahme» de» Verein» im letzten Jahre einschließlich de» Cassabestande» rund 3633die Ausgaben 2068-ckl betrugen, so daß ein Castabestand von 1565 verbleckt. Die Gemein nützige Gesellschaft hat auch im letzten Jahre verschiedene gemeinnützige Bestrebungen mit Beiträgen unterstützt. Nachdem der Vorsitzende noch daraus hingewiesra batte, daß erst im Herbst die nächste Versammlung wieder stallsinden werde, schloß er mit einem herzlichen „Aus Wiedersehen!" die Versammlung. Die Petition der Hausbesihervereine an den Landtag. * Dir haben schon in der letzten Nummer gemeldet, daß die Petitionen der sächsische» Hau-besitzervereine an den Land- tag um Ermäßigung der Beiträge zur Lande«- braavcasse bei der PetitionSvepulation der Zweiten Kammer keine beifällige Ausnahme gesunden haben. Im Gegentheil. die Deputation beantragt, die Petitionen auf sich beruhen zu lasten, und sie sagt in iyrem Bericht zur Begrün- dunq diele» Anträge» Folgenoe«: Die Devutation hat unter Zuziebung der Herren Regie- rung»co»iin>stare. al» welche der Direktor der Brandver» sicherungSkammer, Herr Geheimer Regi«rung»ratb Edelmann und Herr Gebeinier ReglerungSroth Berndl bestellt Ware», da» vorliegende Material beratben, ist aber nickt dazu ge langt, ein den Petenten günstige» Votum der Kammer i» Vorschlag zu bringen. Maßgebend hierfür waren folgend« Erwägungen: Die Annahme, daß in gewissen Zeiträumen dl« Summe der jährlichen Beiträge mit der Summe der jährlichen Ent» schädig»»-»» wenigsten« nahezu sich aulgleichen müsse, ist unhaltbar. Z» «iuer» Bnbaudr. welcher dl, zahlreiche» Ort schaft«» «iar» Lande» umfaßt, kann die» bei dem einen oder anderen Ort« insolg, besonder«» Vorkommnisse der Fall sein, i« der Allgemeinheit wird »ad kau» die» aber ui« geschehen, und zwar um dröwille« nicht, weil der verband noch andere» Zwecken dient, sür welch« Mittel erforderlich werden, ganz abgesehen do» den Kosten der Verwaltung. Zm Wesen der Gemeiafchast ist die allgemeine Uebertraguug de» Gchäden- und sonst »ölhigen Aufwand«« begründet» uud da die Bei träge nicht nach den Gemeinden und sllr dieselben geordnet sind, s»»ber» nur de» einzelne» Gruadstücklbrsitzero gegenüber bestehe», so kann di« Richtigkeit und Angemessenheit ber Bei träge nicht nach der Summe, welch« au» dem ganzen Ort« ausgebracht wird, sonder» uur dem einzelne» Grundstücks besitzer gegenüber sicher beurtheilt werden. Für Beurlherluug der Richtigkeit oder Angemessenheit der BrandvrrsichrrungSbeilräge stellt sich die Frage, ob der Ver sicherte in der Lage gewesen sei, Schädeuvergütung in An spruch zu nebmen. al» völlig einflußlos dar. Die Versicke rung geschieht doch nicht — soll wenigsten» nicht geschehen — um adzubrennen und die bestimmte Schädrnvergülung zu erholten, sondern nur zu dem Zwecke, um im Falle, daß ein Grundstück voa Brand brtroffeu würbe, gegen den entstande nen Schade» entsprechend versichert zu sein. E» kann daher auch niemai» die Zeit, in wilcher «ine Versicherung gegen Brandschaden ohne Eintritt ein«» solch«« bestanden hat, und di» Summe der in solcher Zeit gezahlten Beiträge den Maß stab sür oder gegen di« Richtigkeit der Höbe der Beiträge aö- grben. E« liegt in der Natur de» Versicherungswesen« über haupt — nicht blo» bei Brandversicherung. sondern ebenso bei allen anderen Arten ber Versicherung —, daß keinem versicherte» Anspruch daraus gewahrt werden kann, iniier- balb einer gewissen Zeit auch nur annähernd aus einen Ersatz der gezahlten Beiträge rechnen ru können. Ein Ersatz sür dir gezahlten Beiträge, d. h. also die bedungene Vcr- sicherungSluinme, wird nicht zahlbar nach einem gewissen Zeit raum, sondern immer nur sür de» Fall de» Ei»lntl» eine» gewissen Ereignisse», z. B. de« Adbrennen», de» Tode». Wie den Städten, von denen Beispiele in den verschiedenen Petitionen ausgesührt sind — Dresden, Leipzig, Chemnitz. Zittau —gehl «» auch zum größten Theil nicht nur den Übrigen Ortschaften, au» denen Petitionen verrühren, sondern e» gicbt auch verhältnißmäßig nur wenig Orte, welche eine» den Beiträgen gleichkcniinenven oder dieselben übersleigenbe» Nutzen au» der Brandcasse in gewisser Zeit Lurch häufige und größere Brände zieben. Nach den Berrchnungen. die vor zwei Jahren eingestellt wurden, rxistiren in Sachsen 615 Orte, in welchen sich in den 22 Jahren von 1864 bi» 1885 kein einziger Brandschadcn- sall ereignet hat, während die Von diese» 615 Orten gezahllen Beiträge in dem erwähnten Zeiträume aus ungefähr 3 540 000 sich stellen. In 306 Orten de» Königreich» Sachsen sind sogar seit 45 Jahrrn krine au» der Casse der Landc-anstalt zu ver gütenden Brände vorgekomme». Diesen gegenüber sieben nalürlich eine Anzahl Orte, in denen bedeutend mehr an Ent schädigungen hat gezahlt werden müssen, al» an Prämien vereinnahmt worden »st. E» wäre ebenso gewagt, behaupten zu wollen, daß in jenen ersteren Orten, in denen seit langen Jahren kein Brandschadensall vorgekommen, dir Prämie zu hock sixirt sei, al« daß in jene» letzteren Orten, die weit mebr Entschädigung erhalten, al« sie Prämien zahlten, die Prämie zu niedrig in Ansatz gebracht worden sei. Die Prämie kann eben nur bemessen werden nach dem Grad, der Wahrschein lichkeit. welcher bei dem versicherten Objecte nach der Lag« und Beschaffenheit desselben für den Eintritt eines Brandsall« und sür die Größe der Ausdehnung der Zerstörung vor handen ist. Bei größeren Städten namentlich kan» e» leicht vor- kommen, daß viele Jahre hindurch Brandschäden nicht oder in nur geringfügiger Weise rntsleben, während in einem ein zigen Jahre durch Brand Verwüstungen angericktel »verte», die die Ersparnisse eine» langjährigen Zeitraum» übersteigen. Der unmittelbare Anschluß der Hauser aneinander in der Stadt lasten solche« vorkommniß durchaus nicht au» den, Bereich der Möglichkeit. Dir Petenten werden ttberbic» auch zugestehen müssen, daß es i» unseren Städten trotz vorzüg licher Löschen»,chtunge», trotz ausgezeichneter Wasserleitungen dennoch Straßen» wenn nicht gar ganz« Stadtviertel giedt, die man al» Feuerherde bezeichnen kann. Wenn aber die Petrnleu meinen, daß daran», daß in Verschiedenen Städten ausgiebige Wasserleitungen und gut geschulte Feuerwehren «xistirrn und hierdurch die Gefahr von Brandschäden vermindert werde, gefolgert werden niüßle. die Beitragssätze der Hau«bcfltzer in solchen Städten müßle» dementsprechend gemindert werden, so hat di« Deputation einer solchen Folgerung sich nicht onjuschließen vermocht. Die logische Consequenz au- obiger Annahme würde doch nur sein, daß denjenigen Faktoren, welche sowohl Wasserleitungen, Feuerwehren, wir alle sonstigen vorzüglichen Löschanstaltcn in» Leben gerufen haben und unterhalten, vo» Seile» ber LandeS-Brandeastenverwaltung eine entsprechende Enlschäbiguiig hierfür gewährt werde. Es steht doch fest, daß uicht die Hausbesitzer einer Stadt allein zu Löschanstalten bezahlen, sondern daß die Gesammt» heit der Bürger die Beiträge hierzu entrichtet, und da die Zahl der Hausbesitzer naturgemäß gegenüber der Zahl der nlchlbauSdesitzendea Bewohner einer Stadt immer nur «ine verbältnißmäßig geringe sein wird, so ist hieraus wieder der Schluß zu ziehen, daß dre berus-mäßigen Feuerwehren, Wasser leitungen und alle Übrigen Löschanstaltcn in der Hauptsache von den Nicbthau-besitzern unterhalten werden. Mit wohlbegrUndetem Rechte kann man daher fragen, wie kommen gerade die Hausbesitzer dazu, allein sür sich die AuS Nutzung jener Vorthrlle in Anspruch zu nebmen? Eine Entschädigung für diese Bortheile, die zweifellos wesentlich die Brandgefahr vermindern, kann daher richtiger» weise nur der Gesammtheit der Bürgerschaft, drin nach der Stadtgemeinde al» solcher zu Gute kommen. Dir Deputation würde, wenn da« Petitum ia der eben angedeuteten Grenz« sich gehalten hätte, wobt dazu gelangt sein, in Vorschlag zu bringen, der königlichen Staallreezirrung zur Erwägung anheim zu g»b»n, inwieweit eine angemessene Erhöhung der procentualen Beiträge zu den Kosten de« Feuer löschwesen» in de« oben aagedeutrten Fällen gerechtfertigt erscheine. Wa» endlich da» Ansuchen drr Petenten anbelangt, mit Rücksicht aus den günstigen BermvgenSstand der Brandver- sicheruug-anstalt die Beiträge herabzusehen, so ist da» Plenum der Braadverstcherungtkammer mit Genehmigung de» könig lichen Ministerium» de« Iimern diesem Wunsche insofern bereu» zuvorgekommen, al» sür da« Jahr >888 eine Ermäßigung der Beilräge bi» aus 1>/, pro Einbeit bewilligt worden ist. Au» dem Vorbemerkien dürste sich ergeben, daß die Peienten keine gegründet» Ursache baden. Über eine besondere Prägravation bezüglich ihrer Theilnabme au drr Landesverstckerunglanllalt oder über die Richtberückstchtigung der mit de» Bcrbanvenseiu guter LVschanstalten verbundenen vortheile sich zu beschwere». ' Prüfung im Lyceum für Damen. » Leipzig. 23. März. Die Prüfung in de» UaierrlckiiS cursr» de» Lyerum» tür Damen fand am Sil. März «m Turn- laate »er Forrblld»ng«Ichole sür Mischen unter Anwesenheit de« Avr^ortumd-Mmsttzeude, H«r» Prof. Sipsin«. »er Vorsteher«» Frau vr. Gakdichmld» »ud et»er zahlreiche» Versammlung vo, Dame» statt. Nachdem die Schülerinnen ein stimmungsvolles, voa ihrem Gesanglehrer Herrn Kleise begleitete» Lied gesungen uud damit die Prüsung iu würdiger Weise eingeleitei Halle», begann Herr Vr. Friedrich mit der deuischen Literaturgeschichte. Von Leising, als drm Begründer unseres dculschen Dramas, ausgehend. »vurdcn an .,Maria von Baiuhelm" die techuiicheu und piyckiologische» Gesichts- puacl« des Dramas überhiupt euiwicketr und bau» aus Classikecn Belege süe die ausgestellle» Principien gebracht; namentlich ivurde auch die Tragödie (Wallenstein) in ilirem Inhalt und Ausbau entwickelt und endlich cui turzer Rückblick aus die Anfänge der dramotiichen Literatur gegeben. Die Schülerinnen gaben iu der kurze» Zeit Proben von gediegenem Wissen und ließen Liede und Sinn sür unsere deutsche Ltteralur erkennen. Der zweite Prüsungsgegcastand war die Erziehungssivre. weiche a!S geistiger Miltelpunct der Anstalt gilt, grau vr. Goldschmidt, die ver- diente Gründen» und Leiterin des LvceumS, examinirte über die kultmqr'chichiliche Begründung der Frödel scheu Erztehungslebre, «niwickelte mit den Schülerinnen, wie die Bildung der Gesanimiheil der Bildung de« Einzelnen gleiche, lies dann die Erziehungsmethode Hrddei'« näder kennzeichnen und seine der kindliche» Nalur an- gepaßlen natürlichen Spiel- und BeschäsligungSmiltcl beschreibe» und darlegen, wie sic daS Kind aus dem unbewußten Naturzustände in hie Culinr einiiihren. Die Exanilnantinnen bewiesen, daß sie in die VildungSklemenIe der Frübel'ichcn Methode emgeweiht waren. Heir vr. Dippe behandelte die GesundheitSlehrc und zwar »ach vier Haupirichtungeu. Tie Schülerinnen Hallen die Fragen zu beantworten: Wte muß der Menich lebe», um gesund zu bleiben? Wodurch wird der Mensch krank? Wie ist der Menich, da» Kind «u pflegen, um gesund zu werden und zu bleibe»? Wie bat man sich bei Süßeren Versitzungen hilsieich zu erweisen? WaS die Schülerinnen dabei über das Gerüste deS menschlichen Körper«, über Las Blut, Herz, über Schlaf. Ernährung, über KcaiikbeitSursachen »c. sagten, bewies, daß sie gui orrenirrt waren in der GrsundbeilSlebre. Hrrr Vr. Lam inert prüsle die jungen Damen in der Geschichte «ad ltr« dabei die Ursachen der französischen Revolution von 1780 darlrgrn, die aus die niillelall rlichen Feubalznslünde (LehnSweiea, Leideigenscha>t) lind aus die Mißregierung emz-Iner sranzösilcher liSniqe zurückicsührt wurden. Auch hierbei ward nicht nur gulrs Denken, soiidrrn auch ein anerkenneiiowerlher Wissensvorralh her Schülerinnen osfenbir. Dieselben bewiesen schlußlich noch in der Formenlehre, die Herr Vr. Schulze behandelte, große Beriraul- heit mit den Grundbcerifs „ der Geomeirie und bei dem Prüfe» im Französischen durch Herrn Pres.ssor Malllard, welcher die Be- sprewung eines inbalkreichen Bilde» und declamatorilche Vorträge vornahm, eine gute Sp aclilerliakeit. Einen weihevollen Schluß erhielt die P ül»ng durch enir Ansprache der Frau Vr. Goldschnitt». Von dem Bibelwort onSgehend: ,.Der Mriüch ist da zum Baue» und B wahren" kcnnzeichnete die Rednerin die Arbeit eines jeden Menschen als ein Erbauen iür die fortschreitende Cullur und als ein Bewahren ber ererb,en Eiililirgüter. Bisher bade man gemeint, die Frau sei nur zum Bewahre» nud Hule» bcruse», daS Bauen und planmüsiige G stallen sei Sackie beS Manne- Und doch baute an der Menschenseele von jeher die Frau — ja ihr ward von der Vor sehung die Ausgabe, de» Grund zu legen, und nur aus sicherem Grunde kann ei» da» rüaster Bau errichtet werden. Wer aber in rechter Weise aubaue» w II, must den Werlü de» Material», und wer bewahren will, den W,uh der Güter kennen. Welche, von der Wisseir« schast aber langst überwundene Anschauungen sind noch bei der Mütterlichen, häuslichen Erstehung iiiaßglbeiid und wie »inngel- hasl wird der Grund gelegt, out dem Schule und Leben de» Bau aussühren soll. Wie lange ist eS'her, dnß mau daS weibliche Geschlecht nur al» rin glrichwerlhige» Object der Erziehung de- trachtete — geschweige daß ma» daran ging, ihm eine besondrer Vor bereitung für seinen erziehlichen Bcrui zu gewährenl Erst Fröbel ruft die Fra» zur Mitarbeit an dem Bine» der Eulinr, er hat eine Erziehungslehre, eine Erziehung'.Methode geschaffen, die sich aus den Berus der Fra» als Erziehrnn de» Geschlecht» her Iukiiust bezieht. Unser Lyrem» hat sich die sinsgahe gestellt, eine Lehiaustali s»r drn höchsten, verantwortlichsten Berus, den Erziehiingoherus, zu sein und der weiblichen Jugend die Vorbereitung zu gewahren, die sie be- säh gt, an der ausbaiienden Thäügkeii Ibeil z» Haien. Nachdem die Rcdnerin dem Euraloriuni, dem Lehrer- Collegium, dem Rathe der Stadt dcrzl ch gedankt, schloß sie mil folgenden Worten: Wer oder verwöchle >n dieser Zeit zu spreche», obnessunsereS tiaiiero Friedrich zu gedenken, dessen Worte den belebenden Hauch für Millionen von Herze» enthalten! Und wer verniag heute z» beten, dess » Gebe« sich nicht bezöge ani Ihn. den Gott ror Allen bcrn'en zum Bauen und zui» Bewahren! Möge e» Ihm besck.iedcn sein, lange, lange Jahre al» Bewahrer deo Errungeiie». als echter und inchiigcr Bauherr >n> Valerlande z» walte», dann wild da» Wort des Dichters sich gewißlich be währen: „Welch' eine Wunderblume wird unser Deutsch- land sein!" Llllschciduiiycil des Ucichsgmchls. (Nachdruck verboten > l« Leipzig, 22. Marz. (Schi ecki i che Gem uthsverro hun g.) Ein eigenartiges Euilurbiid, aus welche» Niemand stolz zu sein braucht, wurde am 10. Tecember v. I. vor der Slratkauinicr beim AmiS- gericht Hciligenstadt entrollt. Als Angeklagte erschienen der Ackermann Karl Friedrich Piitzenreitcr nnd lass „ Ehefrau aus BrcitciiivorbiS nnler der Anichnldigung, de» Tod einer hilflosen Perio» durch unmenschliche Vcrnachläis>qu>ig der Pflege herbei lesülin zu haben. Die lieg ückiiche, welche diesem Schickiale erliegen »Hißte, war eine gewisse ilalharilic Bcik rch, welch- ge,,ies!ch>vach war und aus Gewciiidekostcn erhalte» winde. Der Schatze Adam Halle am 1. Januar 1885 mil dem Angeklagten Ps. emen Vertrag dahin ad- geschlossen, daß dieser aus eine besümmle Zeit die B. geg-» einen jährliche» Betrog von 00 ,0t verpflege und als Han-genossi» be- trachie. Zwei Jahre war dieser Beitrag von den Ps 'scheu Eheleuie» ausgesührt worden, dn erliärten sie der Gemeinde, die B. nicht länger behalten zu können. Die Gemeinde ober, speeicll der Schulze Adam, halle eö »ick» sehr eilig, einen neuen Pjl ger zu finden, und so niußlc denn die V. auch nach dem 1. Januar 1837 noch bei Ps. blclben. Nun aber geschah etwa» UnerbörteS. Als dir unglückliche B. in de» ersten Tagen de» Januar krank wurde, ließe» die gefühllosen Bauersleute sie in der Winierkälle in einem Stalle liegen, zu welchem Wind und Schnee freien Zutritt balle», sie gaben ihr zwar »och kärgliche Nahrung, aber sie versagten ihr jegliche Pflege. Da die B. lnsolge ihrer Hinjalli^kcit sich nicht vom Orte bewegen konnte, so nrußlen auch alle Sekretionen da liege» bleiben, wohin sie kamen, und die Folge davon war, daß die wenige» Lumpe», welche die B. noch am Leibe balle, gänzlich verlchni»tzl waren und daß ein »n- rriräglicher Gestank den Ansenlbalt in dem Stalle z» ijucr Qual mach e. DaS Alle» snben uns rache» die Anarklagien, wenn sie täg lich da- Essen in den Siall brachten, aber Mitleid empfanden sie nicht mit der wiininernden Frauensperion. Be, der schiecklicheu Kalle (bis zu — 13° K), die zu jener Zeit herrschte, war es kein Wunder, daß der Kranke» die Exlrcmitälen absroren. Ais sie am 23. Februar gesunden und gereinigt wurde, fiel der linke Fuß einfach ab. Der Rücken der Kranken mar iml Wunden übersäel. Am nächsten Doge hoiichie dann die B ihr traurige» Lebe» auS. Tie Schuld a» diesem Tode stellten ober die Angeklagien i» Abrede, da sie nach dem 1. Januar nicht mehr verpfl chlet gewesen seirn, die B zu verpflege». DaS Gericht war aber hiermit nicht zufrieden, denn wenn auch wirklich der Vertrag mit der Gcnieiude abgelouicn war, io war cs dach die Pflicht der Angeklagte», die Kranke so lange in Pflege zu bchnllcn, al.- bi» sie ihnen abgciiomnien wurde. Nach dem Gulachlcn eines ärztlichen Sachverständigen wäre die B nicht gestorben, wenn si; g-nügenl» gepfl-gt worden Ware. Ln die Angeklagten voraulsehru nrußlen, daß die von ihnen beliebte Vernachlässigung den Tod der B. herbcisübren werde, so eracblele der Gerichtshof sie der sahr lässigen Tüdtung für schuldig und verurlhcilte den Ehemann zu 3, die Ekesrau z» 2 Monalrn Gesängniß. Die Revision der Angiklaglen, welche gestern vor dem 3. Slraf- senaic zur Verhandlung kam, wurde von den, Venheidiger» Herrn Rechtsanwalt Slawyk aus NarLhausei'. begründet. Derselbe rügte ungenügende Feststellung der F.ibilä'stgkcit und suchte darznihun, baß die Schuldigen eigentlich anderswo zu suchen ikien. Nach dem Gesetz sei die Gemeinde zur Pfleg, der B. vervflichte» gewesen. Zwar habe sie diele Pflicht aus den Angeklagten Ps. übertragen ge. habt, aber nachdem dieser am 1. Januar 1887 van dem Vertrage »uruckgetrelen sei, habe ber Gemeinde resv. dem Schulze» wieder die Pflicht abgelegen sür die B. zu sargen. Wenn ma» auch anneh»»» wolle, daß sur Ps. die Verpflichtung zur Pflege aus unbest »imte Zeit noch sorlbrstanden habe, so könne dies doch nicht in gleichem Maße van der Fra« Ps. g-lten, dn diese den Berirag nicht ab geschlossen habe. Der Reichsanwalt trat in letzterer Beziehung dem Berth»>diz,r bei und sprach sich dahin au«, daß der Frau kein Borwurs daran«
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