Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803264
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-26
- Monat1888-03
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1888
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Erscheint tL-llch früh S'/, Uhr. Letertiso »»i Lr»tdUi«» gohmmrSgasi« S. -prrchlkn-ru der Urdactiou: Bormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 6—6 Nhr. »M tt« »UL,»»« kt»,6-»dter M»imlcrt»t, «acht fich dli »ttactiä» »icht »eretiitllch. >»»«H«« Ser für Sie »iichftk«>»e»p« Nnmmer Bestt««teu Inserate «» Sochrutage» St« L Uhr Nachmittags, «» »«»»- »nBKefttage« früh »tl'/.S Uhr. Z» de» /Ui«le« für 2«s.-Annahme: ktta Rtrm«, Uuiverütätsstraße 1. Lani» Lösche. Katharineustr. 23 pan. u. KönigSplatz 7, bis '/.L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-preks vierteljährlich 4>/, Mk. i»cl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Pik. Jede einzelne Nummer 20 Pk Belegeiemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabcilageu (io Tageblatt-lli-rma! gefalzt) ahne Postbesörde-.inig M Pik. «tt Peslöcsördcrung 70 Mk. Znlerate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preitoerze^chnik. Ladellarilcher o. Zisiernsatz nach höher»! Larrf. 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Später eingehende Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, am 24. März 1888. Der Slath der Stadt Leipzts.. vr. Tröndtln. Krumbiegel. Vckalinimaihung. L» 10. Ipril ds. IS. sind die einjährigen Zinsen ver schiedener, zur Unterstützung von Blinven bestimmter Ver mächtnisse an arme blinde Leute hiesiger Stadt zu vertheilen Bewerbungen um diese Spenden sind bi» zum Sl. diese« Monat» schriftlich und unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bei uns einzureichen. Leipzig, den 5. März 1888. Der -latA der Stadt Leipzig. 1)r. Trvnvlin. Krumbiegel. Veklmntmachllng. Bon dem Unterzeichneten Armeoamte sollen im Ttadthause «llhier Mittwoch, de» 88. MLrz ». Vormittag- von » Uhr a« et«< Partie getragr»« Kleidungsstücke, Möbel. Hau»- und Küchengeräthe, Bellen und dergleichen mehr meist bietend versteigert werden. Leipzig, den 22. März 1888. DaS Armenamt. Ludwig-Wols. Jungbäbnel. Stelltrsreihrit str Zucker. a Königlichen Ministerium des Innern zur gutachtliche» »eobenwg darüber ausgesordert, ob es angezk'gt erscheine, über die Gewährung der Steuerfreiheit für Zucker, welcher zur Biehsütterung oder znr Herstellung van «ndereu «Fabrikate» alsverzehruuas- «eOeuständk« verwendet wird, nähere Bestimmungen zu erlösten, er. suchen wir diejenigen Fabrikanten und Handwerker nusere» Bezirks, welch« etwa eia Interesse daran haben sollten, sich bl» zum 31. d. M. ans der Laozlei der Handelskammer, Neue Börse, Tr. -1, I., zu melden. Leipzig, den 24 März 1888. Die Handelskammer. Tie Gewerdekammer. «. Thieme, D. A. Oehler, stell». Vorsitzender. Vorsitzender. vr. Steiisel. S. Herzog, S vir allgcmeiue Ausstellung von Echülrrzeichuuugen der städt. Schulen: Real«, Tboma». und Ricolai-Umnasium, Realschule, höhere Schule süc Mädchen, Fort, bildnngsschnle für Mädchen, 1. und 2. Fortbildnng-schule für Suade», tt—7. Bürgerschule und 1.—8. Bezirktschule für Knaben und Mädchen, sowie der Rathssreischule ist geössnet Vdl«sau«ta» Rach«. 2—« Nhr. Mantaa und Dteiista» van ftrüh » »t» Rachmitta,» S Uhr. Local: Erste Bürgerschule für «naben. Zutritt frei, Kindern »nr in Begleitung Erwachsener gestalte«. Fliuzrr. städt. Zelcheninspector. Nichtamtlicher Theil. Leipzig. 26. März 1888. * Die Gefahren, welche durch Eisgang und Hoch Wasser den Anwohnern der größeren Flüsse drohen, sind ber Gegenstand eingehender Fürsorge seiten« der preußi schen EtaatSrraierung. Schon in einer der letzten Be» rathnngeu de» SlaatsminisienumS ist eine völlige Verstän digung zwischen den betbeiligten Ressort» der Staat-ver. Wallung dahin herbeigesührt. daß ohne Verzug alle verfüg- baren Hilfsmittel und insbesondere auch mil>Iair>sche Kräfte in Lhätigkeit gesetzt werden können, um drohende» Gefahren vorzubeugen und Leben und Eigen lhum der betreffende» Staat»angehörigen, soweit die« in menschlichen Kräfte» liegt, zu sichern und zu schützen. Dem lände-väterlichen Herzen Sr Majestät de» Kaiser» und König- geschieht indessen, wie osficib» geschrieben wird, mit dieser Thätigkeit der Organe de« Staate» nicht Genüge. Allerhöchstseine Fürsorge erstreckt sich auch aus die dauernde Beseitigung der au» den Natur- Ereignisse« für weitere oder engere Kreise zn befürchtenden Nothsiände. Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, da j die betheiligten Behörden angewiesen sind, ohne Verzug mit den bereitesten Mitteln de» Staate« zur Linderung acuter Nolhstände einzugreiseu und im klebrigen ihre volle Aufmerk samkeit der Frage zuzuwenden, wa» von Staatswegrn rvent. zu geschehen babfti würde, um die von den Wasiercalamitüten betroffenen Landesstriche in wirthschastlicben Stücken zu er halten. Daß, sofern die» wider Berhossen sich al» nvthig enoeise« sollte, die Mitwirkung der Lanve-vertrrtung zur Beseitigung vorhandener Mißstände in Anspruch genommen werden wird, bedarf besonderer Lersicherung nicht. * All« die Gold» und Silbermünzen, welche bisher mit de« Bildniß de» Kaiser» und König» Wilhelm geprägt worden sind, erhalten nunmehr da» Bildniß de» Kaiser» und König» Friedrich, wa» naturgemäß eine Reihe von technische» Vorbereitungen nothwendig macht. Tie Stempel und Matrizen werden nach einem va» Sr. Majestät ge wählte» Modell hergestellt. D» erforderlichen Anordnungen sind getroffen, damit die vorbereitenden Arbeiten so schnell al» möglich zu« Abschluß gebracht werden und so dem Be darf an neue» Gold- und Silbermünzen möglichst bald wird genügt «erde» können. * Die Bisher nntor Vorsitz de« pro» ßischen König» fintt- LKiniftorBernthnngen «nrde» noch alter Lra» bition ..Eonseil" genannt, auf Befehl Sr. Maj de» Kaiser« und König» Friedrich ist statt dessen die zeit- und sachgemäßere Bezeichnung „Kronrath" getreten. Am letzten Kronratb am Freitag haben auch der Kronprinz Wilhelm und der Prinz Heinrich theilaenommen. Die Vereidigung der Minister soll mittelst Handschlages erfolgt sein. * Ueber einen zu erwartenden klmnesiir-Erlaß wird der „Msgdcbnrgischen Zeitung" berichtet: „Man hört Ein zelne« Über die zu erwartende Amnestie, die in ihren Grnnd- zugen fertig vorlicgen soll. Nickt berührt werden von ihr die wegen Hochverrats»« zu langer Zuckldausstrafe Berurtheilte», dagegen werden viele Personen der königlichen Gnade theil- hastig werden, die, zu längerer Gesängnißstrase verurtheilt, während der Hast sich so geführt hatte», daß ihnen Gesäng- nißurlaub ertheilt werden konnte. Die wegen Preßvergehen Derurtheilten babc» ebenfalls Aussicht aus Straferlaß, und eben so dürsten Majestät-beleidigungen von der Amnestie berührt werden. E» prosilirten von dem Gnadenerlaß neben Civilpersone» verschiedenster Slraskategoric» auch Milckair- persoucn. wie c« heißt, nicht generell, sondern je nach dem concreteil Fall und der bisherige» Führung. Die dem Kaiser zugegangenei, Gnadengesuche zählen nach vielen Huiiderlen." * Man schreibt dem „Hamburgischrn Eorresponbenten" au» Berlin: „Das Erscheinen de« russischen Thronfolger», der jugend lichen Großfürsten Nikolaus Al er an d rowitsch. zu den Feierlichkeiten der Beisetzung unsere« hochseligen Kaisers »vor in her vorragender Weise dazu angethan, als Zeugniß zu gelten sür die freundschaftlichen und herzlichen Beziehungen, welche die Herrscher häuser der beide» Nachbarreiche seit Generationen mit einander ver bünde« haben Es mußte angenehm berüäreu, daß der Zar nicht nur die Großfürsten Nikolaus Nikolajewiisch und Michael, Brüder seine» Bater« und in Petersburg durch ihre besondere Anhänglichkeit an den Hochseligen Kaller bekannt, sondern auch den Erben de» Reiche», den Vornehmsten aller Großfürsten, die beschiverliche Wniter- reise nach Berlin unternedmen ließ, um an seiner Statt dein Deutschen Kaiser die letzten Ehren zn erweisen. Blsoadere Bcdeuiung erlangte die Abordnung de« russischen Thronfolgers zn de» Berliner Feier lichkeiten dadurch, daß dieselbe sein erste» Auftreten an einem anS- wärtigen Hose war, und man erinnerte sich gern, daß Prinz Wilhelm, der nunmehrig- Deutsche Kronprinz, vor vier Jahren dein Zäiarewitsch zu seiner GroßjährigkeitSerklärung die Glückwünsche des KaiirrS Wilhclin und die höchsten preußischen OrdrnSauSzcichnungen übcrbracht kalte. In welchem Geiste der junge Großfürst sich seiner Mission entledigt hat. beweist folgender Vorgang. Der Thronfolger iednte et, in Berlin angekommen, mit Entschiedenheit ab, zunächst >n das ihm al« Wohnung dienende Hotel der russischen Bot'chast zu obren, ionder» begab sich, der auSgeslandenen Reisest» apazen nicht ee,,end. unmittelbar vom Bahuhos in den Dom. wo dir irdischen Ucle.reste deS entschlafenen Monarchen ausgedahrt waren. Hierjtrat er an den tobten Kaiser, nahm dessen Hand und küßte sie und kniete daun längere Zeit im Gebet am Sarge nieder. Dieser Hergang soll «inen ebenso rührenden wie erhebenden Eindruck hervorgerusen haben. Der Erziehung, dem Feingefühl und der ritterlichen Gesinnung de- ruisijchen Thronfolger» stellt er jedcnsall» ein glänzendes Zeugniß au». Auch Fürst BiSmarck und der SkaatSsecretair de« Aeußereu, welche der Zäiarewitich in Audienz empfangen hat, sollen von der Persönlichkeit desselben einen höchst sympathischen Eindruck empfangen haben. Wie sein da- Publicum der Reich«hauptstadt sich iür die Person det russischen ThronsolgerS, de» „Hitmanns aller Kosaken", interessirte, beweist, daß da- russische BolschaslSpalaiS Unter den Linden während seiner Anwesenheit ständig vo» einer dichten Menschenmenge umlager» war". Der russische Thronfolger spricht übrigen» nach einem St. Petersburger Telegramm der .Kölnischen Zeitung" in herzlichen Au-drücken über den Empsang, welcher ihm i» Berlin zu Theil geworden. Es habe ihn ties ergriffen, al« Kaiser Friedrich ihn oben aus der Treppe ein- psangen und in seine Arme geschloffen habe. Die Unter- redung mit dem Reichskanzler Fürsten BiSmarck lei ihm vo» höchstem Interesse gewesen, und der warme, herzliche To», in welchem Bi-marck zu ihm gesprochen, habe ihn ungemein wohlthuend berührt; im Allgemeinen bezeichnet der Thron folger seine Berliner Erinnerungen al« unauslöschlich für sein ganze» Leben. . * . * Nach einer Meldung au» St. Petersburg bat der Reich»rath mit 28 gegen 12 Stimmen die Vorlage de« Grasen Tolstoi, derzufvlae e» künftighin dem Minister de» Innern gestattet werden sollte. Pastoren in den daltischen Pro vinzen nach erfolgter Suöpendirung von Seite» der Gou verneure abzusetze», ohne in jedem einzelnen Falle da« Votum de« Cousistorium» einzuholen. abqelchnt. Gegen die Vorlage votirte auch der Bruder de« Kaiser«, Großsürst Alexe». — Die kürzlich erwähnte Vorlage, betreffend die Einführung von .scmSkije natjchalliiiki" (DistrictscbesS) ist neuerdings, und zwar jetzt zum dritte» Male, vom Minister de« Innern behuj- Mobificirung derselben zurückgezogen worden und wird erst un Herbst zur Verhandlung kommen. * König Milan von Serbien soll anonyme Briese erhalten haben, welche ihn vor Revolution und persönlichen Gefahre» warnen. * Wie man der „Politischen Correspondenz" au« Bel grad meldet, hat die radikale Partei für die beute statl- sindenden Wahlen in den Gemeinderath 17 Eand,baten und 14 Ersatzmänner »Candidatrn ausgestellt, deren Chancen ziemlich günstig sein sollen. Bon den anderen politischen Parteien dürfte nur die Fortschritt-Partei sich an der Wahl betheiligen. » Wie au» Konstantinopel gemeldet wird, verhaftete die türkische Polizei am 18. d. einen Montenegriner Namen» Uselatz, welcher seil langer Zeit in der türkischen Hauptstadt verweilt und vie Aufmerksamkeit der Behörden aus sich gelenkt hatte. Uselatz stand in ununterbrochenem Verkehre mit allen in Konstantinopel lebenden Montene grinern. sowie mit den während der letzten Zeit au» Bulgarien und Serbien herbeigrsirvmtru Elementen, al« deren Berather und Führer er galt. * Wie dem „TempS" au- Madrid gemeldet wird, bietet die marokkanische Regierung au. sich in ihrem Streit mit btu Vereinigten Staaten einem Schiedsspruch der eng lischen und italienischen Minister zu unterwcrsen; der ameri- kauische Vertreter aber weigert sich entschieden, daraus ein^u- gehen und verlangt eine directe Geaugthuung innerbalb der gestellten Frist. W»? dem „TempS* ferner gemeldet wird, er läßt die spanisch« Regierung d»e Eiuladuug zur marokkanischen Conscrenz sür den Monat April. Die Einladung wird da« Programm der Eonserenz und di« aus derselben zu behan delnden Fragen enthalten. * Di« Gesetz«t»ö»s« f», tzch Lsstzehnnng da« Eisenbahn netze» nach dem Ornnga-FrListaat« »ud d« Grenzen von Transvaal und die Aufnahme einer Anleihe von l 500 000 Psv. St. für diesen Zweck wurde» i» der Legis latur vo» Natal durch die Coiiimijsionsl'eralßnnI gefördert Zur Lage. KUO. Berlin. 21. März. Unmittelbar „ach dem Hin- tritt Kaiser Wiibelm's gab Herr Richter in seine», Blatt die Parole au5, energisch an die Bildung von deulsck- sreisinnigen Vereinen und andere Vorbereitungen zur Wahlagitation zu gehen. ES kann kein Zweifel sein, daß die dculschsreisiiinigr Partei sich slir die zunächst bevorstchenden Landtags wählen mit aller Kraft rüstet und sich selbst glauben macht, dabei Erfolge erzielen zu köimen. Daraus müffcn auch ankere Parteien die Mahnung schöpfen, frühzeitig u»v uinnchlig ihre Wahlvorbereitungen zu treffen. Wir haben zwar keinerlei Besorgnisse, daß die Deutschsreisinnigen zu de» paar großstädtischen und den paar halbuitramontanen Mandate», vie sie gegenwärtig besitzen, irgend welche neue Eroberungen machen werden, am allerwenigsten auf nationalliberale Koste». Wir wüßte» wirllich nickt, woher cS kommen sollte. Tie Fortschrittspartei ist so gründlich abzewirthschastel und vom Volk, namentlich in dessen mittleren bürgerlichen Schichten wie auch vom Bauernstand« so vollständig ausgegeben, daß eine Wickerbetebung u»S ganz auSfichlSloS erscheint, auch wen» einmal durch allerlei Zufälligkeiten und Miß griffe von ber anderen Seite in einem Hinterpom merschen Wahlkreise ein Augenblickserfolg erzielt wird. Allein bei allem berechtigten Vertrauen auf einen günstigen Aussall kcr i»> Herbst bevorstehenden Landtagöwahlen möchte» wir doch auch diejenigen Parteien, welche jetzt die positiv schassende Mehrheit im Reick-tag und Landtag bilven, frühzeitig ansfordern, ihre Wahlvorbereitungen zn treffe» etwaige Mängel und Lücken in der Organisation, namentlich der locale», in den einzelnen Wahlkreisen abzustellen und eine ausreichende Fühlung zwischen der Wählerschaft und den Can- divale», als welche >a in de» meisten Fällen die allen be- währten Vertreter sich wiekcr vorstellen werde», hcrbrizusührcn. Tic nächsten LanblagSwaliien sind vorauSsichilich für einen Zeitraum von fünf Jahren gillig und sie fallen in eine polnisch höchst entscheikuiigsvolle Zeit. DaS muß unsere Ge sinnungSgenoffen aller Orlen veranlassen, ganz besonders eifrig und fest aus dem Posten zu sein, wenn da« Volk wiederum berusen w>ro, sich eine Vertretung zu schassen. Nachträglich ist noch der Bericht der WahlprüsunzS- . ^omm.ssion VeS Reichstag« über d>e Wnbl de« Abg. i)r. W'bSky (Waldenburg! erschienen. Herr WebSky war in engerer Wahl mit lü Süä gegen 10 803 Stimmen gewählt worben, welche aus de» teulschsreisiiinige» Candikaten Eberty sielen. Es lag eine Anzadl Beschwerten über Verstöße und Unregelmäßigkeiten bei der Wabl vor; »tveffen konnte die Mehrheit der Commission diese Beschwerden »icht sür erheblich erachte», sondern beschloß mit 10 gegen 3 Stimmen, die Gültigkeitserklärung der Wahl zu beantragen. E« sind jetzt nur noch drei Wahlprüsungen unerledigl. Wie man au» Bundesrathskrelsen hört, hat der vom Reichstag beschlossene Gesetzentwurf über die SonntagS- arbeit wenig Aussicht, die Zustimmung der verbündeten Negierungen zu finden. Dagegen soll tm BundcSrath die Äeneiglheit herrschen, der ganzen Frage eines erweiterte» ArbeiterschutzcS aus Grund der ReichütagSbeschtüffe ber jüngsten und der vorigen Session (Kinder- und Frauenarbeit) näher zu treten und dem Reichstag eigene Anträge aus diesem Ge biete zu unterbreiten. Wenn sich die« bestätigt, so hätten die wiederbolten Anregungen deS Reichstags die beabsichtigte Wirkung gehabt. Das Herrenhaus nahm heute nach Erledigung kleinerer Vorlagen die EtalSberathung vor. I» der Generaldebatte wie« Herr v. Mirbach wieder einmal aus den Nothstanv der Lanbwirthscbast hin. Der Etat wurde en dloo angenommen; nur über die dazu beantragten Resolutionen bezüglich der Lage der Geistlichen erhob sich eine Debatte. Tie Commission schlug eine mit der im Abgeordnetenhaus beschlossene» Reso lution EnnecceruS übereinstimmende Resolution vor, wonach vom nächsten Jahr ab die betreffenden Fond» so weit erhöht werden sollen, daß die Mindcstgebälter ber evangelischen Geist lichen nach b«. bczw. Üäjähriger Amtsdauer aus 2400 bezw. 3600 die der katholischen auf 1800 brrw. 2400 ge bracht werden. Dagegen schlug Herr von Kleist-Retzow emr Resolution vor. welche der evangelischen Landeskirche für ihre dringendsten Bedürfnisse die »olhwendigen Mittel dauernd überweisen will. Die gcschäftSordnungSmäßige Zulässigkeil diese« Antrages, der sich als ein selbstständiger Antrag dar stellte, wurte von den Herren Struckmann und Miguel be stritten, von anderer Seile aber vertheivigt. Indessen wurde der Antrag von Kleist zurückgezogen und die von der Com mission beantragte Resolution einstimmig angenommen. Nächste Sitzung: unbestimmt. Lolonialpolitisches. * Berti», 24. März. Die Bestrebungen der deutsch- asrikanischen Minengesellschast haben tn den weitesten Kreise» in Deutschland großen Ueisakl gesunden. Sehr viele Personen sind bereit« al« Mitglieder mit zum Theil sehr erheb- I cbea Einlage» der Gelellschast beiqetrrten. und e« ist d,e Theil- »ahme nainentlich im Königreich Sachsen und in der Provinz Sachsen eine überraschend große. In Folge dessen hat der Vorstand de- schloffen, schon jedl sein ursprüngliches Programm der wissen- äiastlich-Ikchnischen Erlorschung der entdeckten Goldselder in Eükwest- airika auSzudehneu und auch weitere Expeditionen über die Grenze» de« deutschen Schutzgebiete« hinaus zu unternchmru. Der Vorstand will namentlich in bestimmte, ihm bekannte Gegenden, die bereit- vou deutschen Forschern besucht sind, Expeditionen seude«, von denen er sich große Erfolge verspricht, da er über den großen Gold- reichthum jener Gegenden genau unterrichtet ist, ohne daß bisher irgendein« oudere Gesellschaft dorthin Unternehmungen gerichtet bat. Außerdem aber sollen die Expeditionen der Miaengesellschast ihre Aufmerksamkeit nicht blo» aus da» Borkommea von Gold richte», sondern auch aas Edelsteine. ES ist schon jetzt srstgestelll, daß i, küdwestasrlka Diamant«» gefunden sind. ES ho» sich nämlich heran», gestellt, daß dort ganz ähnliche Bodenformatiouru wie ia dem. eigentlichen Diomantenland«. in Westgriqualand, sich vorsiudcue Die Diamanten «erden dort ia Felsenkeffelo vulcauiscker Natur, die mit blauem festen Thon anSgesüll, sind, gesunden, und solch vulcaniiche Felsenkeste« finden sich auch in Slldwestasrtka. Wie über' au» reichhaltig solche Diamanlenkefsel sind, geht daran» hervor, daß einem einzigen solchen Festenkessel in Westgriqualand von 187l bi« 1886 für 400 Million«» Mark Diamanten entnommen sind, die nach Abzug aller Unkosten einen «ei-gew>a» von 140 Million«- Mark ergebe, haben, g, de« D'amonteaaebtel Südafrika« bestehe» bereit« »0 groß» englische Aetiengeselllchasie, mit einem Uettencapl«,! »ao etwa 300 Mtlltaae» Mark, »eiche lehr dedeatead« Gewinne er zielt haben. Da nun io Südwestafrika ebenfalls Diamanten gesunde:, sind, so dürsten die wissenschasllichen Forschungen der Mtnengesellschal: auch nach dieser Seile hin wichtige Resultate zu Lage fördern. Die erste Exved Ilon gebt Ende diese» Monat» von Deutschland ob. Sie ist nuS wissenschaftlich hervorragenden und praktisch geübten Berg- leinen zusammengesetzt. Sie wird ihre Forschungen tm Lwakoptha! beginnen und sie möglichst weit auSdehnen. Den Borstand bildet, wie schon gemeldet, der in technischen Kreise» vorthcilhaft bekannte Bergingenieur 1>r. vraumüNer tn Berlin. ver Verwaltlmgsbericht der Stadt Leipiig für 1886. VI. * Der Bestand de! städtischen Stammvermögen« am Ende deS JabreS 1386 belief sich auf 5l 523 l56 Acliven und 32 329 537./lk Passive», so baß ein Vermögen«- bestand von 19 193 6t8.^, d. j. 1 461 105 .4 mehr als im Vorjahr verblieb. Unler den Acliven erscheinen die Schul gebäude mit 6618 513.4. da» RatbhauS mit 2 976831 .4. die Schauspielhäuser mit 1 532 835 .4, taS städtische Kranken hau« mit 1 517 001 .4, verschiedene slävttsche Gebäude mit 2596 176^. der ehemalige botanische Garten mit 2464179.4, die Wiesen. Waldungen, Felder und Plätze in der Flur Leipzig mit 3 663 190 <4. die Rittergüter mit 3 543 424 .4, die Felder in Probslheidaer und Reudnitzer Flur mit 1 010 415 .4, die CiiIscdädigiinI von Handelöabgab« mil 3 463 750 ^7, die SlaalSpapiere mit 915 2»>6.4, die GaSbeleuchtungs-Anstalte» mit 5 730 567 .4, die Wasserleitung mit 4 292 449-4, di: zur Verbreiterung de» ThomaSgäßchcn» angekauftcn Grund stücke mil l 923 231 :c. Die Passiven setzen sich in der Hauptsache au» den städtischen Anleihen der Jahre 1350, 1356. 1861. 1876 und 1884 zusammen. Ueber die Grassi'sche Erbschaft befindet sich im Derwaltunglbericht folgende M>ttb-il»»g: Fllr ton Bau des Grass, -M us cu m S kamen verschiedene Vorschläge in nähere Ccwäzu»g und Bearbeitung. Einmal wurde der Gekaut« angeregt, das K.il'sch: HanS sür die Zweck te« Kunsigewerbe-MiiseumS allein anzukamen und auSzubanen. bei näherer Prüsnng und Bearbeitung de« Gedanken« kau, »non aber doch zu dem Beschlüsse, davor abzusehcii. Weiler wurdr erwogen, ob m»n nicht an Stelle de» jetzigen Spa. «affen- und LeihbauS-Gebäude« Len Neubau de« Grasfl Museum» erricbleu wolle; allein der Platz crwie« sich als z» llein schon sü. di: jetzigen Bedürfnis'« und würde jede Er weiterung anSgeschlcsse.i haben. Man mußte daher auch hiervon absehe',, zumal da auch die stärlische-» Collegien de-> jetzige alte Gebäude der Sparkasse und deS Leihhauses s:in:e Bestimmung erhalten und nur einige innere Veränderungen in demselben vorzu»el»nen wünsch!«» Endlich unterbrcilrl' die Deputation dein Ralh den Verschlag, einen Platz »n allen botanischen Garten, in d:r N.ihe der neuen Kunst akademie und der projeclirten neuen Gewerbeschule, zu wähle,'. Der Rath lehnte jedoch dcu Vorschlag ab und beschloß, bei dem mir den Stadtverordneten vereinbarten Platz zu bebarren. sür welchen nunmehr die Bearbeitung wieder m Gang gebracht ist. Aus den SliftuiiaSerträgniffen der Stiftung sür die Stadt Leipzig (Rycde-Slislunjf) pe§ Jahres 1885 wurden an Leibrenten und z» den im C- F. Nhcde'jchen Testament ausdrücklich bestimmlen Zwecken im Ganzen 29 000 .4 ge- wäbrt. außerdem aber noch folgende Vcrwilligungen beschlossen: 8000 .4 an die Coiiccrl-Dircckion hier als erste der mittelst Abkommens vom 18. Juli 1833 zugesagten zehn JahreSquolen; 1500 an den Kirchenvorstand zu St. Matthäi hier zur Anschaffung der zwei »och fehlenden Staluc» (an- gcscrtigt von Herrn Bildhauer Trebst hier) sür den Alla:- platz der Mallbäikircke; 15 000 al» 2., 3. und 4. der zugesagte» fünf Ralen zu den Herstellungskosten de« Sieges- denkmalcS; 4000.4 Fehlbetrag a» den Kosten sür Herstellung zweier in Savonniürc-Slcin durch Pros. Häknel in Dresden aiiszusübreiivcr Staluen Melpomene und Thalia, vor daö Nene Theater bestimmt; 1200 .4 zur Anfertigung einer vom Bildhauer Herrn Adolf Lehnert auSzusührendcn Marmorbüsi: Gustav Harkort's, bestimmt für die von der Stiftung sür die Stadt Leipzig zu errichtende Galerie von Leipzig« Wohl- thätenr; 9000 .4 an den Rath der Stadt Leipzig behufs Herausgabe zweier vom Herrn Arckivdirector I)r. Wustmaun zu bearbeitender stadlgrschichllicher Veröffentlichungen, zahlbar in 3 Jahresrate,, von je 8000 ^tl; 4200.4 z» Unterstützung«»» verschämter Armer. Daheim für Arbeiterinnen. ** In diesen Tagen sammelt daS Daheim sür Arbeiterinnen in unserer Stadl die ihm güttgst zugesagten Beiträge ein und stattet Bericht über da« 16 Jahr seines Bestehen» ab. Diese im Stillen, aber segensreich wirkende Anstalt verdieut gewiß die Beachtung Aller, welche sich sür Volkswohl interessiren und welche Gemeinnützige« zu fördern wünschen. Ihr Zweck geht ja — wie bekannt — dahin: jungen, alleinstehenden Arbeiterinnen ein Heim und ein.-» Schutz gegen die aller Orten lauernde Verführung zu biete», und nicht allein Das, sondern auch rin liebevolle« Eingehen aus ihre Verhältnisse, sowie Rath und Thal, wen» e» „ölhig se>n sollte. UeberdieS ist die wöchentliche Bezahlung so niedrig gestellt (Wohnung 1 und ebenso reichliche als schinackhaslc Mittagskost l 4 55 ^s), daß c» orbenllichcn, arbeitsamen Mädchen dabei möglich wirk», nicht nur ihre Sachen in gutem Stand zu halten, sondern auch Ersparte» zurück- »»legen. Unsere gegenwärtige Zeit hat einen scharien Blick gewonnen sür Das. woraus e« eigentlich ankominl, und wie man Helsen muß, wenn »vahrhast geholfen sein soll. Sie wird eö auch als dringende Pflicht empfinden, den jugendlichen Gliedern der weiblichen arbei tenden Claffe Theilnahme und Sorgfalt zu widme», denn au« ihnen sollen ja die Müller und Erzieherinnen koiniiicudcr Generationen hervorgeben. Hier gilt eS keiner Armenpflege und keiner Krankenpflege, wohl aber ein Wecken und Fördern der Weiblichkeit, wozu Keime wohl in jeder Mädch-nseele ruhen, deren Blülhe Sittlichkeit heißt. Und wie sehr wird an diesen Seelen» wenn auch »ur durch Unterlassung, gcsü: diqtl Gerade in gegenwärtiger Oslrrzert kommt manches Mädchen fremd und unverdorben in unsere Stadt, wo er leider nickt an Solchen fehlt, die, ihre Unersahrenhell b« nutzend, sie aus Abwege verlocken. Möchten dock die Herr«:: Arbeitgeber, die Werksührer und Directricen rin ausmerksamc. Auge auf di« ihnen unterstellten Arbeiterinnen haben, und Denen, welche allein stehen, da» Daheim al» paffrndsten Aufenthalt empfehlen.
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