Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-26
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Zweite Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 8«. Montag den 26. März 1888. 82. Jahrgang Vas neue Kinderkrankenhaus in Leipzig. DaS Zustand.ckommrn rmc» KinderhoSpitaleS in Leipzig ist gesichert. S«ik überhaupt die Wchlthäligkeit diesem Gebiete der Nächstenliebe sich zugemantl hat, dürfte eil neck nickt vorgekommen sei» und bildet ein unverwelkliche- Rtthmckblatt in Leipzigs Culturgeschichte. daß aus die einfache Bille einer Anzahl angesehener Einwohner hin binnen wenige» Wochen von einer " Reihe geincinsinniger Mitbürger ein Capital ge«gn iü ok als freie- Geschenk dargeboten wird, I bände nicht. Würde man diese während solcher Zeit iuS Isolir- hau- bringen, so könnte mau sie möglicherweise unnöthig m die Gefahr bringen, dort erst angestechl zu werden; würbe man sie aber in das HauS für nicht ansteckende Kranke bringen, so brächte man möglicherweise wieder den letzteren Gefahr.—Für solche Fälle must also ein neutraler Boden, ein (oder besser mehrere kleine) Beobachtungszimmer vor handen sein, bis ihre Erkrankung klar geworden ist: nnd der geeignetste Platz für diese Zimmer ist da» pvliklmische Ge- um den Unmündigen in ihrem Eleud zum Segen zu diene». — Nicht sehr viel über 100 Personen sind cS. welcke den grössten Theil der obigen Summe mit offener Hand gewäbrt baden. In wenigen Tagen wird ihnen ,n öffentlicher Ouit- tung der Dank des Kinderkrankenhaus-Vereines ausgesprochen werde»:: sie dürfen sich sagen, daß damit unsere Stadt selbst idre» Tank ihnen zu Füßen legt. Zn diesem glänzenden Resultate liegt aber gleichzeitig ein vollgiltiaer Beweis dafür, daß die geplante Schöpfung die allgemeinste Sympathie für sich hat. Es ist noch keine Sammlung in Leipzig von so raschem, großem und durchschlagendem Erfolge gewesen, wie diejenige für das Kinderkrankenhaus. Die Behörden haben eS ausgesprochen durch Schenkung eines Platzes, durch Zuwendung eines größeren CapitalS. und die Bürgerschaft giebl eS kund durch die über Erwarten reichlichen Beiträge: eS ist ein lange nnd tief enipsnndencS Bedürfniß, welchem jetzt abzuhclseu man sich anschickl. Aber wie erfreulich daS geschilderte Ergcbniß auch ist, so dürsen die Unternehmer deS Werkes noch nicht aushöre», mit ibren dringenden Bitten an weitere Kreise dieser opferfreudigen Stadt sich zu wenden. ES ist allerdings nicht mehr die Frage, ob Leipzig ein Kinderkrankenhaus bekommt oder nickt, diese ist i» bejahendem Sinne entschieden. Aber verneint muß e» werden, daß mit den vorhandenen Mitteln die An lage der Schöpfung in einem solchen Umfange möglich sein wird, wie eS der Größe unsere» Gemeinwesens cnlspricht. Dies zu erläutern und gleichzeitig darzulegea daß es sich nicht um LuruS. sondern um die Befriedigung deS allernoth- wendigsten Bedarfes handelt, wenn eine Bausumme von 300 000 bis 400 000 .L für daS Kinderkrankenhaus gefordert Wild, dazu sollen die folgenden Zeilen diene». Nach den Erfahrungen der erste» Autorität in der Kinder- hospilalsrage (l)r. Raucksnß in Petersburg) Vars der Anspruch einer Großstadt aus Fürsorge für ihre hilsSbedürstigen kranken Kinder in der Pcrhältnißzahl ausgcdrückl werden, daß für 10 000 Einwohner ein Belegranin von 10 Bellen mit etwa 70 alljährlich zu verpflegenden Kindern im Kinderkrankenhaus zur Verfügung stehen muß. Einige mir zugängliche Berichte au- nur mittelgroßen Städten bestätigen diese Zahl. Stettin z. B. verpflegte (bei 80 000 bis 90 000 Emwohnern) in» Kinderkrankenhause vor 2 Jahren 537Kinder (8X70---560), Basel (60 000-70 000) 339 (6X70 — 120). Bern (10 000 bis 50 000) 300 (1X70 ---280). Größere Stätte näher» sich vielfach dieser Zahl, Prag (150 000) verpflegt 900—1000 kranke Kinder. In Wien werden in fünf Kinderkranken häusern etwa 3500 Kinder jährlich ausgenommen. — Auch Berlin besitzt fünf bis sechs Krankenhäuser und Stationen für kranke Kinder, trotzdem plant man dort noch ein neue» Kinderkrankenhaus in großem Stile. Leipzig bürste jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach etwa 180 000 Einwohner zählen — dabei sind die Vororte mit ihren 130 000 Einwohnern außer Rechnung gelassen, und doch wie bald wird und soll auch ihnen da» Kinderkrankenhaus eine gern gesuchte Hilfe gewähren! Ein Kinderkrankenhaus für unsere Stadt allein müßte also nach der obigen Vcrhältnißzahl eine» Belegraum von 180 Betten besitzen, wenn es wirklich dem Bedürfnisse genügen soll. Oder rechnen wir den jetzigen Nnterkuustsorr. der den kranken Kindern im allgemeinen Krankenhaus geboten ist. ab, rechnen in diesem den wohl nicht zu niedrig gegriffenen Beleg- rauiu von 80 Kinderbetten, so würde für Leipzig allein ohne die Vororte in eineni neu zu erbauenden KinderhoSpitale Raum für etwa 100 Betten zu beschaffen sein. Die Her stellung der hierzu erforderlichen Räume wird aber dadurch noch verlheuert, daß dieselben nicht in einem einzigen Gebäude untergebracht werden können. Vielmehr erfordern unab weisbare gesundheitliche Rücksichten die Herstellung von mindestens drei von einander getrennten Ge bänden. Schon in einem früheren Aussätze wurde bcrvorgchoben, daß im Kinderkrankenhanse die allcrstrengste Scheidung der ansteckenden und der nicht ansteckenden Kranken »othwendig ist. Denn die Einschleppung einer JnfectioiiSkrankheit in einen Kinderkrankensaal ist für dessen Insassen noch viel ge fährlicher, alS diejenige in eine Schule oder dergleichen, weil sebr viele kranke Kinder ganz besonders für Masern, Scharlach, Diphtherie empfänglich sind und viel rascher von ihnen hin- gerafsl werden als vorher gesunde Kinder. In Frankreich z. B.. wo die genannte gesundheitliche Maßregel bis in die neueste Zeit in den dortigen großen Kindcrkrankenbäuscrn nicht durch- acsührt war, hat man in dieser Beziehung die traurigsten Ersahrungen gemacht: ein Drittel und die Hälfte solcher armer Kinder, welche im Hospitale Hilfe suchten, wurden manchmal von einer zufällig ciiigeschleppten Krankheit kahin- gerafft. ES sind also hier nur zwei Dinge möglich: entweder eS wird überhaupt kein Kind ausgenommen, welches an einer ZnsectionSkrankheit leidet — und dann ist der Hauptzweck eines Kinderkrankenhauses verfehlt, oder e» findet die schärfste und konsequenteste Scheidung statt — und dazu sind völlig getrennte Gebäude, getrenntes Warteperscnal, getrennte Wäsche, Utensilien:c. erforderlich. Aber eS muß noch ein Drittes hinzu kommen. Es ist n» umgänglich und ein großer Nutzen für die Bevölkerung, daß da? Kinderkrankenhaus auch Von sehr vielen kranken Kindern ausgesucht wird, welche nur Rath und Hilfe haben wollen, ohne der Ausnahme inS Krankenhaus benölhigt zu sei». ES knüpft sich also an jede- KinderhoSpital ein sogenanntes Ambulatorium. oder eine Kindcrpoliklinik, eine ärztliche Sprechstunde, deren Clientel sich in größeren Stätten jährlich uns mehrere Tausende zu berechnen pflegt. - Wo soll diese Sprechstunde abgehaltr» werden? Zn dem Gebäude für ansteckende Kranke geht die» selbstverständlich nicht an; sonst könnten die hilfesuchenden Kinder ein schlimme» Geschenk mit »ach Hause nehmen. Aber auch da? Haupthaus (der nicht ansteckenden Kranken) ist nicht der rechte Ort für die zusammenströmcndcn außcrhäuSlichen Patienten. Denn cS kommt nicht zu selten vor. baß von den nickt- ahnenden Eltern ein au beginnendem Scharlach oder dergleichen leibendes Kmd zur Sprechstunde gebracht wird. Und dann batte man ja wieder die Einschleppung von ansteckenden Krankheiten in jene» Gebäude, welche« davor eben auf da» Sorgfältigste z vebüte» ist. Somit bleibt nicht- Andere- übrig, als für da» Ambula torium de- Kinderkrankenhauses ein dritte» Gebäude zu er richten, in welchem übrigen» gleich von vornherein (durch den Portier z. B ) auch die etwaigen ansteckenden Kranken von »en nicht ansteckenden thnnlichst zu trennen und in einen be sonderen Warteraum zu verweisen sind. — Zn dem poli klinischen Gebäude können die WirtbschaslSräume, Wohnungen für Angestellte, die Apotheke, da» Ausnahmebureau rc. unter mbracht werden, in ibm befindet fick auch die sogenannte BeobochtunaSstalion. Ost genug nämlich werden Kinder dem Krankenhause zuaesllhrt. vor denen auck der geübteste Bliö einen oder zwei Tage lang darüber im Zweifel bleiben kann, H» sie im Beginne einer ansteckenden Krankheit stehen oder Mit Rücksicht aus diese Bedürfniste unsere» Kinderkranken hauses bat ein der Sache wohl gesinnter Architekt schon mehrere Skizzen entworfen, welcke für den von den städtischen Behörden in so liberaler Weise geschenkten Platz gedacht sind. ES mag ein solckcr Entwurf hier zum Abdruck ge langen. um dem Leser eine räumliche Vorstellung von dcm Umfange zu geben, welchen da» Leipziger Kinderkrankcnhau» übcr kurz oder lang wohl einmal wird erhalten wüsten, wenn der in Angriff zu nehmende Bau auch jetzt zunächst anders sich darstellcn wird. Der Platz liegt an der Osistraße; reckt« (nach Osten) liegt jenfcit» der Sckwarzenbcrgstraße die aus dem Bildchen mit abgcbilbete Reudnitzcr Schule, links (nach Westen) die Katzmannstraße. nach rückwärts (nördlich) schließt sich die Eilenburger Straße und der Eilenburger Bahnhof a». DaS erste Gebäude an der Osistraße, welches seine Stirn nach Süden wendet, würde den Zwecken de» Ambulatoriums und deS oben geschilderten Zubehöres zu dienen haben. Die beiden nächstfolgenden Gebäude, welche auf der Zeichnung kleiner sich darstcllcu als daS poliklinische Gebäude, bedeuten da» im vorliegenden Falle in zwei Pavillon» au-einander ge legte Hauptgebäude (für nicht ansteckende Kranke). Sie müßlen gleich von vornherein so gebaut werden, daß sie später einer Vergrößerung (Ucberböhung) fähig sind. An ihrer Stelle wird wahrscheinlich praktischer und billiger ein großes Haupt gebäude (ebenfalls vcrgrößerungssähig) hcrgestelll werde», welches dann auch WirlhschaftSräume, Apotheke :c. auszu- nehmen hätte, so daß das poliklinische Gebäude dann kleiner gestaltet nnd ein größerer Raum zwischen HaupthauS und den beiden (oder dem letzten) Hinteren Gebäuden entstehen würde. DaS 3. und -1. Gebäude der beigcsügten Zeichnung nämlich ollen die Jsolirgcbände für ansteckende Kranke rarstellen, von denen zunächst nur eines, daS Hintere, errichtet würde (DaS letzte Gebäude link» deS Entwurfes stellt daS Maschinen haus dar, welches eventuell im HaupthauS auszunehmen ist.) Schon bei der hier vorgesehenen Bebauung würde von dem großen schönen Platze noch recht reichlich Raum für Spielplätze und Aufenthalt im Freien übrig bleiben. (M^r, als es nach der Zeichnung scheint.) Wird aber ein größere» Hauptgebäude errichtet, so steht für die nächste Zeit de» kleinen ReconvaleScenten sogar ein ausgedehnter Garten zur Verfügung, ans besten möglichste Schonung natürlich bei der pätcrcn Wciterbcbanung Bedacht zu nehmen ist. Mag nun der Entwurf so oder so zur Ausführung ge langen, eine doppelte Ueberzcugung hofsen wir dem geneigten Leser durch die obigen kurzen Auseinandersetzungen erweckt zu haben: einmal, daß nicht daS geringste llebcrfliissige in der ganzen Schöpfung geplant ist, und zum Ankeren, daß die oben genannle Summe nicht zu hock, sondern eher zu niedrig gegriffen ist, wenn man auch nur die Nächstliegenden Ziele erreichen will. So bleibt denn allerdings noch viel zu bitte» und zu sammeln übrig! Wird der weitere Erfolg dem bisher Er reichten entsprechen? Wird man nickt müde werden, der Sacke sein Zntercstc und seine lhatkrästige Thcilnahme zu er halten, jetzt, wo von allen Seiten an die freie LiebeSthäligkeit alte und neue Bitten und Forderungen herantretcn? DaS sind die ernsten Frage», welche sich aufdrängen. da zu dcm weitere» Werke eines öffentlichen Aufrufe» für daS neneKinder- krankenhauö geschritten werden soll. Nun wir bauen aus unser Leipzig. Glänzend haben sich diejenigen unserer Mitbürger, welche Hunderte und Tausende geben könne», unserer Sache angenommen; aber nicht nur in ihren Reihen finden wir die warmen und guten Herzen. So ist aller Grund vorhanden zu der Hoffnung, daß die Ouellen für unser Unternehmen noch Weiler fließen werden. Unter dessen wird dasselbe schon jetzt in Angriff genommen werden können. AlS man in Dresden im Zabrc 1875 daS Kinder krankenhaus z» bauen ansing, war man im Besitze von 140000.« (einschließlich der Summe von etwa 80000,« für daS Grundstück), noch vor Schluß LcS Baues aber, Ende 1877, das Vermöge» der Anstalt aus 375 000 .« gestiegen; so sehr l-alle das Znlcreste der Bevölkerung an der 'Heran wachsende» Stiftung sich gesteigert. Nach dem jetzt ge machte» Anfang dürsen wir hoffen, in Leipzig mindestens gleich günstige Erfahrungen zn machen. Prof. Hcubner. Oeffentlicke Plenarsitzung der Gewerbekammer zu Leipzig am 2!t. Zauuar 1888. Tagesordnung: Bericht des Finanz Ausschusses über die Jahres- rechnung sür 1887 und den Hanshaltplan für 1888. Nach der in üblicher Weise erfolgten Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden Herrn Oehler erstattet Herr Cassirer Zehn über die Jahrcsrechiiuttg von 1887 folgenden Bericht: Ende 1886 verblieb ei» Eassenbestand von Hierzu sind im Jahre 1887 solgeudc Einnahmen gekommen: Steucrcrlrägc der Tladt Leipzig sür 1886 Desgl. - » - « 1887 abschlägl. Staalszuschust Stcnererträge der Stadt Taucha - « - Markranstädt « « - Zwenkau - - Landgemcindkll Zinsen Erlös sür Macnlatur 8». der Einnahmen: Die Ausgaben betrugen: o daß sür 1888 ein Bestand von verbleibt. Ausgabe» bestreiten zu muffen, beziehentlich im gewerblichen Jitteresst finanziell emzngreiscn und aus diesen »runden eine angcmesscne Reserve wniychenswerth nnd iwlhiv.ndig. eine spätere Erhöhung des Zuschlags aber nicht ratltt'am sei. wird der Antrag deS Herrn Böhme abgelehnt und der Ausschuß Antrag gegen eine Stimme an- ge» omnien, desgleichen auch der Hanshaltplan nach den Vorschlägen des Finanz AnsschusseS genehmigt. 2 219 - 60 - 9l»00 - — - 750 - — « 69 - l)8 - 58 - 61 - <>8 - 81 » 2 029 - !«0 - !285 - 60 - 3 90 - 19 5,87./t -18 7 <K5 - 07 - 12 512.« »I Nachdem Herr Zehn die Ausgabepositionen, unter denen auch Beiträge von 150>k sür die Ausstellung von Lehrlings arbeiten »nd Gesellenstücken sowie liOO^ck! sür hervorragende Leistungen aus dem Gebiete der Volksernährung sich befinden, einzeln dorgclcgt und begründet hatte, berichtet Herr Vollstädt, daß der Finanz Ausschuß die Bucker nnd Belege in vollständiger Ordnung befunden habe. Desgleichen sei den« Ausschuß der Bestand durch 358.« 81 baare Lasse, 6 217 ^l 05 Eint haben bei hiesiger Lreditbank nnd 5968.« 55 H 3",» Sächs. Rente »achgewiejen worden. Der hieraus vom Finanz Ausschust gestellte Antrag: die JahreSrcchnung sür 1887 richtig zu sprechen, wird ohne Debatte einstimmig angenommen. Hieraus wird zur Berathung des vom Finanz Ausschust ent- worsriien, de» Mitglieder» vorher zugestellten Haushattplancs sür 1888 verschntten. Aus Grund diesbezügliche» Berichts werden sich die Ausgabe», welche wieder eine» Kostenbetrag von 150.« für die vom Jnnnngs Ausschuß demnächst zu veranstaltende Ausstellung für Lehrlings arbeiten nnd Gesellenstücken entl-alten. etwas höher als bisher und zwar ans 7500 ./« stellen. Der hauptsächlichste Grund hiersür liegt in der vo» der Kammer sür nölhig erachteten nnd erfolgten Anstellung eines Hilfsarbeiters. Nach den Mitthcilimge» des Finanz Ausschusses werden die Ei» nahmen wahrscheinlich einen Ausfall dadnrch erleiden, daß der vom Rath der Stadt Leipzig für Gewerbe und Fabnkbctrieb entsallendc Steucrzuschlag, welcher bisher der Gewerbekammcr zugcsnhrt ward, mmmehr der Handelskammer zusließen soll. Dieser Ausfall wird indessen nicht so bedculend sein, daß eine wesentliche Verringerung cnistehe» könnte. Nachdem Herr Zc hn die einzelnen Ausgabe und Einnahmeposten eingehend mottvirt hatte, bemerkt derselbe, daß der Finanz-A»s'ch»ß nach reiflicher Erwägung sür wünschenswerth, erachtet habe den gegenwärtigen Bestand thunlichst zu erhalten, und deshalb beantrage auch für daS Jahr 1888 einen Zuschlag von zwe Pfennigen aus jede Mark deS für das Einkommen in Spalte ck des Einkommensteuer Katasters ent fallenden SteuerbetragS von den zur Gewerbe kammer Wahlberechtigten erheben »u lassen. Unter Bezugnahme auf den vorhandenen Bestand trägt Herr Böhme Bedenken, diesem Anträge zuznstimmen und stellt de» Gegen antrag: sür das Jahr 1888 von Erhebung eine- Steuer zuschlageS abzusehen. Nachdem die Herren Seysrrth, Laue und Harnisch aus die wenig drückende Abgabe hivgewiesen und dargelegt hatten, daß die Kammer sehr leicht ln die Lage qerathen könnet, nnvorberzusehende Am I». Mär; 1888. Tagesordnung: I. Millheilmig aus der Registiande; II. Bericht des Vertehrs Ausschusses a. über die beantragte Weilersührung des Elster Saale Eanals aus Staatslostcn: l>. über geforderte Gutachten, die Erhöhung des Eingangszolles ans Nähmaschinen und desgl. ans Leinengarn betreffend. Vor Eintritt i» die Tagesordnung gedenkt Herr Vorsitzender Oehler des schweren Verlustes, welchen das deutsche Volk durch den Tod Sr. Majestät Kaiser Wilhclm'S erlitten hat. Aus die großen Verdienste hinwciseiid, welche der verewigte Kaiser Wilhelm sich um Errichtung und Be- estiguiig des deutschen Reiches, sowie um Erhaltung des Friedens erworben hat, glaubt Herr Vorsitzender den Gefühle» der Kammer Ausdruck zu geben, wen» er von Herze» wünscht, daß ein gütiges Geschick denNach- olgcr des allvcrehrtc» Kaisers Wilhelm, Kaiser Friedrich III., von der schweren Krankheit, die ihn befallen, genesen lasse und ihm bcschieden seinmögc, dix Friedens- Werke, die sein allverehrtcr Heimgegangener Val er be gonnen. glücklich weiter zu führen. Die kanuncrmitglieder hatten diese Ansprache stehend angehürt und gaben ihr Einverständnis; mit dem Inhalte zu erkennen. Hieraus gelangen zn Punct l der Tagesordnung folgende Mil- lheilungen znm Vortrag: 1. Das Kgl. Ministerium des Innern eröffucte der Kammer, daß der Bnudcsrath aus die früher geäußerten Klagen über Mangel an Reichsgoldmünzen und kleinen Rcichseassenschcincn die weitere Ausprägung pon Kronenstücke» bis zur Höhe von 20 Millionen Mark beschlossen nnd die Reichsbank ver anlaßt hat, dem Mangel an kleineren Scheinen durch lieber Weisung solcher an die ihr unterstehende» Bankstellcn thnnlichst abzuhclseu. Diese Eröffnung wurde seiner Zeit zur allgemeine» kenntniß ge bracht. 2. Der Rath der Stadt Leipzig hat im Einvcrslündniß mit dem Stadlvcrordnelcn-Collegium beschlossen, das Vermögen der aufgelösten Tuchmacher-Innung, zur Zeit im Betrage von 22050.«, als Beitrag zu den kosten der von der Gewerbe kammcr in Anregung gebrachten Errichtung cincsGewerbe Hanfes in Leipzig für den Fall nnd unter der Bedingung, daß das bezügliche Projekt innerhalb der nächsten 5 Jahre zu Stande kommt und hinsichtlich seiner Gestaltung die Ge nehmigung des Ratlos findet, der Gcwerbckammer zur Ver fügung zu stelle», vorläufig aber die Zinsen zum Capitale zu schlagen. Herr Vorsitzender Oehler schlägt hierzu vor, eine Commission von 3 Mitgliedern mit dcm Rechte der Cooptation aps weiteren Interessentenkreisen niederzusctzen, welche die Angelegenheit weiter zu versolgen »nd der Kammer Bericht zu erstatten hat. Die Kammer tritt diesem Vorschläge ohne Widerspruch bei nnd wird der Wahl-Ansschuß mit der Zusammensetzung dieser Commission beaustragt. 3. Die der Kammer durch das Kgl. Ministerium des Innern cröffnelcn Beschlüsse des Bnndesratbs. die Erleichterung der Tabaksteuer-Lreditverhältnisse betreffend, wurden mittelst vffentlicher Notiz den Interessenten zur Kenntnis; ge bracht. 4. Wurde der Kammer am 7. ds. durch ein Borstandsmilalied d«S hiesigen InnungS-AusschusseS mündlich mitgetheilt. daß die proiectirkr Ausstellung von Lchrlinasarbeiten und Gesellenstücken bereits in der ersten Wecke nächsten Monat» stattfinden wird. Da auf Grund eines früheren Beschlusses die vo» der Kammer bisher unabhängig von diesen Ausstellungen burchgeführte Ausgabe von Anerkeunungs-Diplonie» an die Verfertiger auSge- jkichncter Gesellen stücke, »nt der Ausstellung verbunden werden oll, wurden die austerbatb Leipzigs im kammerbezirk bestehende» Innungen von der Sachlage «n kenntniß gesetzt. Hierbei bewendet es und wird zu Punct Ila der Tagesordnung übergegangcn. Der Referent des Vertehrs Ausschusses, Herr Laue, erinnert an die bereits in letzter Plenarsitzung pcrtt>ellte Eingabe des in Plagwitz- Lindenau bestellenden Canal Bonns und fügt hinzu daß gedachter Verein die Kammer ersucht hat, dessen Petition: den Elster-Saalc-Canal in der Richtung von Leipzig üdcrPlagwitz-Lindenau nach Crcnvaa/S- aus Staatskosten weiter zu führen, befürworte» z» wollen. Der Herr Referent erörtert zunächst die Frage. ob von der beaittragte» Wetterführung des begonnene» Canals in der angegebenen Richtung eine Forderung der allgemeine» nnd insbesondere auch dir gewerblichen Interessen zu erwarten sei, so daß eine SteUnugnabme der Gewerbetammer gcrecktsertigt rrsci»eine. Die .Kammer habe bereits in ihrem Jahresbericht sür 1883 aus die wirrhichafltiche Bedeutung derartiger Wasierstrastcn hingewieien und ohne Befürwortung der einen oder anderen der damals in Frage stehende» Lutten sich aus den Wunsch beschränkt: daß, nachdem die eiiischlagcnden Fragen Jahre Inndurck viel seitig erörtert wurde», endlich eine definitive Entscheidung herbeigcsührt werden möge. Eine solche sei bekanntlich nickt crsolgt und gewinne es mehr und mehr de» Anschein, daß die früher mit in Betracht gezogenen Linien: Leipzig-Möckern Elsterthal-Saale, sowie auch die directe Verbindung mit der Elbe, Leipzig-Wallwitzhafen, aus gegeben sind, wenigstens habe man seit Jahren von diesen Projeclen nichts wieder vernommen, während der Eanal bei Plagtvitz Stück uut Stück weilergcsührt wurde. Das; der wirlhschasllichc Nutze» des Eanats i» der Richtung Leipzig-Creüpa nm deswillen nicht unterschätzt werden dürfe, als aus einen starlen Verkchrlandwiribschastlicher Erzeugnisse. Bau- »nd Brennmaterial mit Sickerbeit zn rechne» sei» werde, sei selbst pon Denen anerkannt worden, welche un Nebligen sür die Linie Leipzig Wallwitzlwsen einiralen. Sowohl hiernach, wie nach dem alle» Ersaliruugssatz, daß der Berkehr sich um so lebhafter gestaltet, je mehr s»r den Gütertransport Wege z» Gebote stelle», habe der Verkehrs Ausschust die Weitersuh rung des Eauals in mebrgedachter Richtung als auch im gewoblickeit Interesse liegend zu bezeichne» gehabt. Aus die lechiiiiche» und finanzielle» Fragen einziigehe», bez. Be rechnungen über Rentabilität anzilsteNcu. habe der Ausschuß sich nicht für bernsen erachtet nnd nur noch die Frage zn erörtern gehabt, ob es aiigezcigter sei, die Herstellung einer Verkehrsstraße der gedachten Art Privatunternehmern zu überlassen, oder ob hierzu nicht der Staat berufener und befähigter erscheine. Nachdem Herr Referent aus die Enuickünuge» d>d Post und Telegraphenwesens hliigewiesen und des 'Weitere» dargelegt hatte, daß der Staat weit mehr Oiewähr für Schutz und Förderung der all gemeine» Verkehrs-Interessen biete als Privatunternehmer, da diese der Natur der Sache nach zunächst ihr Interesse ins Auge soffen würde», im llebrige» dcm Staat z. B. bei Expropriationen viel wirk saniere Mittel )»> Gebote stehen, beantragt derselbe Namens des Ver kehrs Ausschußes: die Gcwerbckammer wolle die Pelition des Ennal- VercinS zu Plagwitz Lindcnan bei der hohen Staa lsreg icrung befürworten. Dieser Antrag findet ohne Debatte einstiuinlige Annahme. lieber Punct Ill> der Tagesordnung berichtet wiederum Herr Laue sür de» Verkehrs Ausschiist, bringt zunächst die von ca. 1000 dentfchen Nähmaschine» sabrikautcn und Händlern »nlerzeichnetr Petition um Erhöhung des Zolles für Nähmaschine» zum Vortrag und lheilt mit, daß das Kgl. Ministerium des Innern die Geiverbekainnier zu alsbaldiger gntachllickier Aussprache veranlaßt htide. Die Petenten führe» unter Anderem Folgendes an: „Die deiilsckie Nähmaschinen Industrie, welche eine Jabresprodue- tio» von über <>00 000 Stück Nähmaschinen ausweist und circa 15 000 Arbeiter beschäftigt, Igit inehr als 2 Drittel ihrer Production bisher im Exporthandel untergebracht; manche Interessenten >»alten datier die Besurchtnng, daß eine Erhöhung des deutsche» Nähmaschinen zolles sür diejenigen ausländischen Staaten, welche stets wichtige Exporlgebttte sür unser» Gcwerbszwcig gebildet haben, eine» Anreiz zn Gegenmas,regeln abgebe» könne. Diese Rücksicht ist bestimmend geblieben, wenn unsere Branche von Anträge» aus Erhöhung des deutschen Eliigangszolles bislang Abstand genommen hat, obgleich cs auch innerhalb unseres Gewerbszweiges an Stimmen nicht seblte, »velche schon vor Jahren eine Erhöhung des deutsche» Nähmaschinen zolles für angezeigt erklärten. Obgleich das deutsche Reick, im Jahre 1879 nur eine» Zoll vo» 3.« pro 100 I>u sür Nähmaschinen cinsührtc lZolltaris Nr. I5b 2) und a» diesem niedrigen Zolle bisher festhielt, sind andere Staate», und zwar seit einigeii Jahren insbesondere Oesterreich und Rustland, welche» i» jüngster Zeit Italien und Mexiko folgte», wahrend Schweden die Zollerhöhnng aus Nähmaschinen erst vor kurzem noch in Ans icht genommen hatte, mit ganz bedeutenden Zollerhühiiugen vor gegangen. Wir Hallen uns nicht sür berufe», die allgemeine» Gründe zu Pinie», welche dieses Borgehe» in mehreren, für den dentichen Nähmaschine» Export wesentlich in Betracht lommcndc» Länder» vrr< anlnsil habe»; wir sind aber dringend daraus lnngewiesc», mit der Thaisache zu rechnen, daß die deutsche Nühmajchinenprod»? - tio», sür deren Entwickelung bis zu ihrer gegenwärtige» Höbe der Export nach Oesterreich, Rußland und Italien eine» erheblickie» Tbeil der Grundlage bildete, gegenüber de» in den letzten Jahren mehr und mehr erhöhten Eingangszöllen anderer curopäücher »nd auster- europäischer Staate» ni chtmehrindersrü Heren Weise unter- scbracht werde» kann nnd dost die deutsche Nähmaschinen Industrie nunmehr in einer Erweiterung des inländischen Absatzes einen cntsprccliendcn Ausgleich suchen muß, wenn nicht ein Tl>eil der Fabrikation zum Stillstand veriirll)eilt werde» soll." Herr Referent bemerkt hierzu, daß der Wunsch, gegen die Ein- uhr sremdländischer Erzeugnisse durch erhöhten Emgangszoll geschützt zu werden, in neuerer Zeit sehr starke Dimensionen angenommen habe, so daß eö geboten sei, derartige Wünsche sehr vorsichtig zu prnseii. Der Verkehrs-Ausschuß sei der Meinung, daß man derartige Fragen nicht vom starre» Standpunelc cincs einseitigen Princips, ondcrn von Fall zu Fall beurtheilen müsse. Demnächst dürfe aber auch nicht lediglich das Interesse der Produc ente», sondern auch das der Consiimcnten in Betracht z» ziehen sein. Werde sür irgend einen Artikel Schutzzoll verlangt, welcher im Jnlande nicht in gleicher Güte erzeugt werde» könne, so daß die Eonsinncnten genüthigt sind, sich mit geringwerihigerc» Erzeugnissen zu behelfe», oder in Folge hoher Zölle die bessere» ausländischen wesentlich thenrer zu bezahlen, dann sei ein derartiges Verlangen nicht berechtigt. Würden dagegen Artikel im Jnlande ebenso g»t und preiswnrdig hergcstellt wie im Auslände und werde von letzterem die Einfuhr diesseitiger Erzeugnisse mit höhere» Zöllen belegt, als dies unserer seits geschehe, dann sei schwerlich ein Grund ausznsinden, weshalb eine Gleichstellung nicht hcrbcigesührt werde» sollte. Eine Unterlassung nach dieser Richtung könne nur dazu führen, die diesseitige Industrie lahm zu lege». Wenn nun — fährt der Referent fort — von den Petenten nach- gewiesen und »on anderer Seite bestätigt würde, daß in verschiedene», wohl de» meisten auswärtigen Staaten sür die ii> Deutschland sabri- eilten Nähmaschine» ein wesentlich höherer Eingangszoll gezahlt werde» müsse, als dies bo» deutscher Seite gegenüber dergleichen im Auslande gefertigten Maschinen geschehe, annerdem bestätigt sei, daß die diesseits gefertigte» Nähmaschinen den im Auslände gesertiaten an Solidität nicht nur nicht nachstehc», sondern dieselben übertresjeu, dann sei nicht abzusehen, weshalb Deutschland seinen Markt mit be zügliche» ausländischen Maschine» über'chwemmeii lasse, wäbrend daS Ausland den Eingang derartiger dciil'cher Erzengmffe durch hohe Zölle erschwere, bez. unmöglich mache. Daß unter Fortdauer der gegemvänig bestehende» Zolleinrichtiinge» die stark nusgebreitcle deutsche Nähma>ch,ne» Tiabrikalion znm Rück gang verurtheilt sein würde, bedürfe wobl keii-er ,»eiteren Begründung, »nd beantrage der Verkehrs Ausschuß: In Anbetracht, daß cs sich im vorliegenden Falle nickt nm eine »nmotivirtc Begünstigung einer BcrufSclasse zu Ungunsten der Consumenten, sondern um Festsetzung ähnl icher Zolllätze handelt, wie solche von producirenden Staaten des Aus landes diesseitigen Fabrikaten gegenüber ein- geführt sind.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder