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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-28
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1888
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.1-88. Erste Seilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ . . Mittwoch den 28. MLrz 1888. 82. Jahrgang. Die Osterglocken. Nachte»« vertat»» Lelcheo Prediger« beredt, Zunge vermvchte eindringlicher ,» den Ernst de« Leben« z» mahnen, al« die stumme Sprach« « Ereignisse in diesen Lraurrtagen? Sie sind eine ^1« und echte Passionsieit für die deutsch« Nation: aber schon mischt sich daheim frohe« Festgeläut in die Klagen der Traoerglocken. schon weht hier milderer Leazhauch durch die winterliche Lust, schon künden di« ersten Himmel«schlüffel und wilden Marxisten, daß di« Natur sich zur Oster», zur InserstrhuugSfeie, rüstet. unter einem Volke französischer Zunge, fern von den Millionen daheim, die der Kummer mit mir ergriffen, schreibe ich diese Zeilen. Gleichgiltiae Gesichter überall. Kein Zeichen der Trauer, außer unter den Deutschen, kein feuchte» Auge erinnert an da» bittere Weh. da« wir selbst empfinden, keiner Tobten, aliuke feierlicherlklang mahnt an den großen Schmerz, kein Wort freudiger Anerkennung an die Thatkrast und die erhebenden Worte de« ueuen geliebten Herrscher«, an di« frisch knospenden Hoff nungen dieser Tage.") Die deutschen Glocken, sie kommen jetzt selten zum Schweigen, und ich vermisse VaS Getimt, sehnsüchtig entbehre ich e» hier in der Fremde! Und ihr daheim, denen r, vergönnt ist, Hand in Hand zu klagen, euch gemeinsam zu freuen, gemeinsam dem Geläut zu lauschen, da» der Stimmung eurer Seele so wohl entspricht, ist e« euch je in den Sinn ge kommen. wa» euch fehlen möchte, wenn euer Ohr vergeblich dar» nach suchte? Diele verstehen wohl kaum, wa» ich meine. Aber weilrt nur lange Monde in einem Lande, da» den Glockentou nicht kennt und vernehmet ihn dann unerwartet wieder. Welch eine Wirkung! Ich Hab' sie erfahren. An einem Heiligabend mitten im muslimischen Morgenlande war e». Die Nacht brach herein, und während HcSperu», Heller und größer al» an unserem nordischen Himmel, auszing, gedachte ich still der Lieben zu Hause. Ist da» wohl der Stern, der den Weisen au» dem Morgenlande zu der Krippe im Stalle den Weg wie»? Da ertönt, wie eine Antwort aus die stumme Frage te« einsamen Wanderer», vom westlichen User de» Strome» her hell und rein der Klang eherner Glocken. Sie läuten da« Fest ein. Für wen und von welchem Thurm im muS» limischen Lande, wo sonst nur de» Gedetruser» einsam, Menschenstimme die Gläubigen zur Anvachl mahnt, sie gezogen werdeu und so laut erklingen, noch kümmert mich'» wenig. Ich frage nicht», ich erwäge nicht». Mächtig, ties greift der unerwartete heimische Feierklang mir in die Seele und weckt eine Fülle längst entschlummerter Gefühle. Au» dem Dunkel erhebt sich Alle», wonach sich de» einsamen Wanderer» Herz gesehnt hat. Der Glockenklang weiht e», und da er verstummt, weiß der Mann in der Fremde wieder, wa» die heimischen Feste, denen solcher Herold voranzieht, ihm gelten. Aber nicht erst im fernen Morgenlande, sondern schon dabeim war e». wo ich verlernt, auf der Glocke Stimme zu lauschen, und man braucht wahrlich nicht über da» Meer zu fahren, um sich de» Zauber», der ihr innewohnt, wieder de- wußt zu werden. Nehmt Goethe'» ..Faust" zur Hand, versenkt euch in die unvergleichliche Ostermorgenscene im ersten Act und schauet ans zu dem großen Ringer, der den Kinderglauben längst verloren, sür den der Glocke Ruf nur »och eitler Schall, der. müde der Niederlagen seine» streitbaren Geiste», sich bereit hält, dem Schlachtfeld de« Dasein» den Rücken zu wenden. Schon führt er die Phiole mit dem mörderische» Trunk an die Lippen, da kündet der eherne Rufer hoch vom Tburm mit tiefem Summen und Hellem Ton de» Osterfeste» ernste Feier» stunde. Fromme Chöre mischen sich in den Glvckciiklang, und beide rusen ihn zurück in da» verlorene Paradies de» Kinder» glauben», und erfrischt und gekrästigt, selbst ein Auserstchender, wendet er dem Leben, dem er schon de» Abschiebgruß geboten, von Neuem voll und ganz da» ManneSantlitz zu. Diese Dichtung, ei» Ostercvangclium sollte sie sein sür die Bielen, die eine mächtige Strömung unserer Zeit dahin führte, sich der hochangeseierten Weltanschauung in die Arme zu Wersen, deren letzte» Ziel die Preisgabe te« Willen» zum Leben, ja sie sei c» sür Jeden, der auch nur vergessen, aus den Zauber der Glcckenslimmen zu achten und nach der Bedeutung be» Auferstehung-feste» zu fragen. Wem da» Osteigeläute diese neu in» Gecächtniß zurückrust, dem wird wie dem Faust in jener weihevollen Festnacht die schönere Welt, die er hinter sich gekästen, sich ne» erschließen n»d der Zauber und Reich thum de» menschlichen Dasein» in frischem Reiz vor die Seele treten; ja der versiegende Born, der im Kinbergemüthe so herrlich leuchtende Blumen wachrust, wird sür ihn neu zu quellen beginnen. U»S, die wir im Bann de» Wirklichen, von Schmerz und Bangen bewältigt, ties unten im Staube leben, soll der Ruf der Osterglocken auswärts ziehen und mit neuer DaseinSsrende und Hoffnung beleben; zu allererst ober richte er un« da» Herz nach oben, mahne er un» an da» „Lursuw coräa", da» jeder Festseier voraufgehe» sollte. Der Oster» gedanke erweist sich mit wundervoller Mackt wirksam in den Seelen Derer, die ihn erfassen, und jedem Lebenden, gleichviel ;» welcher Religion oder Weltanschauung er sich bekenne, wird er zu dem Reich de» Realen, daran ihn der Zug der Zeit und die Forderungen de» Alltage» bannen, jene zweite Welt eröffnen, die sicherlich da ist. doch nur für Denjenigen, welchen <» verlangt, sie zu schauen und ihrer zu genießen. Für de» Inder bedeckt sie die Maja mit ihre« Schleier» Gewebe, und ist e« auch nur eine Luftspiegelung, welche u»S über dem Sande der Einöde Quellen zeigt und biegsame Palmen mit schön gewölbten Kronen, so genießt da» Auge doch da» silberne Naß und da» wehende Grün de« Trugbilde» mit dem gleichen Entzücken wie die nämlichen Formen und Farben, die in da» Reich de» Wirklichen gehören. Den gläubigen Christen mahnt da« Ostergeläut an die Auserstehnng des Erlöser», und wa» diese seiner eigenen Seele verheißt. Aber lange, lang vor de« Heilande» Geburt hat der Ostergedanke die Menschheit bewegt, sind die Ostern ein Auf erstehunaS- und Frciidcnscst gewesen. Ostara hieß die heidnisch, germanische Göttin, die ihnen den Namen gab, und wie der all Horutkind vom Tode erstandene Lichtgott der Egypter die Wiedergeburt de- Lichte« an jedem neuen Tage und zugleich die Auferstehung de« vegetabilischen Leben« nach der Zeit der Dürre zur Anschauung brachte, so war auch die Ostara zugleich die Göttin de» Morgenrothe» und de« erwachenden Lenze». Wenige Religionen, bei deren Entfaltung sich mytben» bildende Kräfte regten, haben den Oster-, d. h. den Auser» stehung»gedanken nicht zu verbildlichen getrachtet. Wie der böse Selh-Typhon den Osiri«, so erschlägt der germanische Hövhur den Baldur, und wie jener ausersteht, wenn die Zeit der Dürre vorüber, erwacht dieser zu frischen, Leben, wenn die Natur nach dem winterlichen Tode zur Osterzeit in neuer DaseinSsreude auserstehen läßt, wa« vom Froste gefesselt, verdorrt, siech und erstorben. Die kleinasiatischc Göttermutter, deren traurige» Schicksal der Niobe-Sage dm Ursprung gegeben, beklagt im Herbst ihre gemordete» Kinder, den Segen der Flu ren. und i>» Lenz feiert Jung und Alt die Auferstehung der Betrauerten in rauschenden Festen. Im Phönizierlande, ü» den giblitischeu Bergen, tvdtet der Eber den jungen Buhlen der Liebe«qötti», dm schönen Adoni«. Wenn, überfüllt von dem Herbstregeu. die eisenhaltigen Bergwaffer rothschimmernd zu Thale jagen, fließt da» Blut de» gemordeten Knaben. Jin Winter ruht er. vom Tode«schlase besangen; doch wenn im Lenze die Matten sich wir aus dm Wink ewer Gottheit im Nu mit Trillionen von Blüthm schmücken nad graugrüne -) Dt» Deutsche» Beven» k«mr» doch z» einer schüne» «ad Trauerseier 1» " " " ' ^ ' der dr»tsch - evangelische» Kirche zu 0. I. Flächen von gestern heute dem buntesten Wolltrppich glrkchm, dann ist Adoni» wiedererstanden, mit fröhlichem Rusen durch eilt da» Volk — die Weiber voran — berauscht von be» geisternder Festlust da» blühende Land, und dem auserstandenm Adoni« und seiner Wiedervereinigung mit der Geliebten werden weitbinschallmde Lieder gesungen. Die gesammte hellenistisch« Welt am Gestade de» Mittelmeere» stimmt in sie rin, und wie im Könia-palast der Plolomäer i» Alexandria, wo ein Throkrit ihn vesingt, so wird zur Osterzett in de» armen griechischen Bauern bescheidener Hütte ein Adoni«- gärtlein gerüstet. Auch ,n da» der Helmath dieser Feier benachbart« Palä» iina waren die Klagen und der Jubelgesang der AdoniSkiener ledrungm. und seinen Bewohnern, den Israeliten, blieb e« n sie einzustimmen streng untersagt; aber heute noch, wohin r» auch zerstreut ward, feiert das'jlldische Volk seinPasiahsest m Monat Nisan, der in unsere Osterzeit fällt. ES gedenkt dabei der Befreiung au» der Knechtschaft, die r» im Egypter» lande erduldet, und auch ihm ist der Ostergetanke nicht fremd. Grab und Kerker, wie nahe sind sie verwandt, und bietet da« irdische Leben einen Moment, welcher der Auferstehung nach dem Tode vergleichbar, so ist eS der in dem de» Gefangenen 'eilen fallen und er unter Gotte» Himmel und in dir Ärme der Seinen zurückkehrt. E» giebt kein Fest, dem ein gleich erbebender, gleich er lösender. ein faßlicherer oder tröstlicherer Gedanke zu Grunde läge, al« dem der Ostern; ja e» ist von den Freudenfesten daS öchste. Auch der Christ denkt dabei an da» Erwachen der lkatur, und selbst in Rußland, wo der Eine den Ander» am Ostermorgen inniglich küßt und ihm fröhlich zurust: .Christ ist erstanden!' werden Eier verschenkt, die von jeher sür daS Symbol der Wiedergeburt in der Natur galten, und wenn die Osterglocken erschallen, läuten sie auch diese Wiedergeburt «in. Bei ihrem Klang sind un» in jüngeren Jahren die olgenden Verse au» bewegtem Herzen geflossen: Aufersteh'n, ja auferstehen! Jubelt'» laut in allen Landen, Ostern ist ja. und der Herr, Irin» Christ ist auserstandenl Wa« da atlnnet, wa« da lebt, Freut sich der erstand'««» Erde» Einer rust dem Andern zu. Daß e< wieder Frühling werde. Weidenkätzchen schimmern grau, Unstre» Norden« schlichie Palmen, Blumenglocken länicn stumm Zu der Bügel Osternpialineu. Frühling schmückt den WaldeSdom Mit de» Laube» zartem Schleier, Dankend preist ihn Nachtigall Au« dem Blüthenstrauch am Weiher, Iugendkraft und Juaendlvst Füllet mir da« ganze Wesen, Leid verwandelt sich in Luft. Kranke muffen Heu,' geneien. Komm nun, starrer Winiersrost. Sommerprocht, Du magst vergehe», Folgt Dir solche Osterzeit, Folgt dem Tod solch' Ausersteheak ist der Bann, au» dem die Osterzeit die Natur und den Menschen erlöst. Wer wäre nicht mit der großen Sagen» und Dichlung-gestalt. aus die wir schon einmal hin- aewiesen, am Ostersonntag hinan» in» Freie gewandert, wer hätte dort nicht mit dem feiertäglich geputzten srobgemulhen Volke an sich selber jene Erlösung erfahren ? Aber in ein» sanier Stunde, sei e» dabeim, sei e» unter freiem Himmel in Mitten der neu erwachten Natur, wird der Ostergebanke der Seele an, vollsten lebendig; denn um ihn ganz zu erfassen, bedarf e» störungsloser innerer Sammlung, muß sich der Blick nach June» wenden, damit er erkenne, waö i» der eigenen Brust daniiederliegt und zu Grabe gegangen, und ihm darnach ernst zu befehlen, daß e» sich erhebe und zu neuem Leben er wache. Und ist auch das Osterfest au das Erscheinen de» Vollmonde» nach Frübling-ansang und einen lange voraus zu bestimmenden Tag gebunven» von de», Ostcrgedanken gilt dies mit Nichten; er soll un» vielmehr erfüllen daS ganze Jahr und von Lenz zu Lenz. Wie er in, Winter die Hoffnung aus daS Erwachen de» Frühling», aus dem Krankenlager und am Rande des BerzagenS die Sehnsucht nach frischer Genesung und neuem LebenSmuth wach erhält in der Ticse der Brust, so soll er un» in ToVeSnoth an die Verheißung des Erlösers mahnen und un» erinnern, daß. so geheimnißvvll auch daS Schicksal der Menschenseele sein mag, der Höchste doch Alles so ordnet, wie eS seinen Crealuren zu», Beste» gereicht. Dies gilt e» fest im Gedächtniß zu halten, und thun wir e», wird un» die Zuversicht nicht fehle», daß. auch unserem unver gänglichen Theil nichts bcvorsteht, als was >bm frommt, daß wie der gesammtcn Natur so auch ihm ei» Ostertag bcschieden. Wir sind am Ende und rufen, rückwärt» schauend, den Vielen im lieben vaterlande zu. mit denen wir in der Fremde trauern und hoffen: Lauschen wir aus die Osterglocken nicht nur, wenn ihr Geläut vom Kirchthurme schallt, sondern immer und immer und mit gespanntestem Ohr. wen» die Wirklichkeit den Aufschwung der Seele zu lähmen, wenn unser Innere» im Staube zu verdumpsen droht, wenn eine trost los«, alle» beschattende und erkältende Wcltanschaffung der hoffenden Seele die frohe Schwungkrast brechen und sie be stimmen möchte, vor dem am Ostermorgen »cu erwachenden Licht die Augen zu schließen, schon lebend abzusagen dem Willen zum Leben und im Tode daS Ende und di: Vernich tung auch de» geistigen, göttliche» Tbciles de» menschlichen Wesen» zu sehen. Selbst da» winzigste Atom des Körper lichen, lehrt die Wissenschaft, findet seine Verwendung in tausend wechselnden Gestalten, und des Verstorbenen Seele, die einst die gesammte Welt umfaßte, kan» nicht mitergehen im Nicht» — da» wissen wir auch ohne die Osterverheißung —, so wahr sie selber kein Nicht» war. Wer da festhält a» dem Ostergedanken. der braucht zu guter Stund« nur in sein Inneres zu lausche», und r» wird ihm immerdar sein, als ob er dort ein erweckende» und er- mulhigende» Festqeläute vernähme, und wir leben in einer Zeit, in der e» Noll» thut, ihm da» Ohr weit zu öffnen. Trübe, schwere Wolken am Horizont dcS W.stenS und Osten», ein tiefer Kummer, ein schwere- Leid. daS eines ganzen großen Volke» Herz und Seele belastet. Trauer und Thränen m Palästen und Hütten; aber eine Osterzeit dennoch auch in de» Worte» Hoffnung weckender Bevcutungl Wenn ein Volk, so ist es da» deutsche, daS allen Grund bat aus die Osterverheißung zu bauen; denn zu welcher Höhe und Festigung ist e» au» Erniedrigung und Zerrissenheit erstanden l Die alte Kaifrrhrrrlichkcit ging dahin, bi» auch ihre Ostern kamen und sie zur Wiedergeburt führten. In de« stolzesten Maigsburg de« Erbfeinde» selbst ist ihr da« Ans rrstehunghgelSut erklungen, ein neuer Kaiser trat an de» gr- rinigtro Vaterlandes Spitze, und wenn wir seiner feuchten Auae» al» eine» un» Entrissenen beim Schall der Osterglocken diese» Jahre» gedenken, so fehlt e» un» doch nicht an ernstestem, gewichtigstem Trost. Hat doch sein erhabene» Amt durch ihn eine Bedeutung nadSchwerkrast gewonnen, die es nie vorher besessen, war doch der erste Kaiser im neuen Reiche zu gleicher Zeit da» erhabenste und größte, reinste und mildeste, edelste und helden hafteste Manne»- und Herrscherbild, da» sich deutscher Geist und Sinn ane immer vorzustellrn vermag. So hat er sein Amt und die Kaiseridre zu einer Höhe erhoben, die bi« in die fernste Zukunft sichtbar und wirksam bleiben muß. Um den Ziele«, di« er gewiesen, de« Beispiel, da» er gezeigt» auch nur nahe zu komme», wird e» immerdar der Anspannung de» besten Willen» und der tüchtigsten ManneSkrast bedürfen. Durch KaiserWilbelm ward dasHerrsckeramt über die Deutschen nicht nur geweiht und geadelt, sondern auch untrennbar mit der warmen Liede de» Volke- verknüpft, lluter den thränen der ganzen Nation daheim und in der Fremd« wird am heutigen Tage sein Grab geschloffen; aber Osterglocken erschallen sür ihn al» Toktengcläut, neue Hoffnungen beseligen aller Herzen, in freudigem, wchlgerechtscrtigtrm Vertrauen schlagen sie dem in Frieden und Krieg bewährten, längst oeliebten und verehrten neuen Führer »nv Kaiser entgegen. Lauschen wir darum srobgemulh aus die die Auserstehnng Verständigen Untersuchungen ausreichend groß für einen Fest raum von den Abmessungen der römischen St. PelerSkuppcl, davor in einer mächtigen Triumphbogen-Nische da» Reiter» standbild de» Kaisers Wilhelm. Ter Bauplatz ist groß genug, »in noch südlich eine Pre digtkirche sür die Domgeineinte, nördlich eine Grabkirche für die Hohenzollern anzusiige». Alle sväteren nationalen Feiern, sei eS im Lustgarten, sei e» in der Festkirche, werden sich vor dem Bronzedilde de« Vater» de» deutschen Reiche» vollziehe». Durch Aufrichtung eine» solchen Nationaldenkmal« würde der Lustgarten. kaS Herz der Reich-Hauptstadt, an rinläutenden Glecken, sagen wir nn», daß ihrem bellen Ruf so I monumentaler Schönheit seine» Gleichen nicht haben sicher ein Trauergeläut vorangegange» sein mußte >vie der Genesung daS Siechthuin, und umgekehrt, daß Sterben und Vergehen den ersten Schritt in die Wiedergeburt zu neuem Dasein bezeichnen. In, Munde anderer Völker bedeutet „nicht mehr boffen" verzweifeln; der Ostergrdankc oder lehrt unS mit Zuversicht hoffen. Hoffen wir darum aus die Genesung de» geliebten Manne», der die Geschicke de» deutschen Vaterlandes leitet, auf neue bessere Zeit Vergleichen wir nun die anderen seither in Vorschlag ge brachten Plätze, so ergiebt sich, daß die Schloßsreiheit. auch nach Beseitigung der Häuser unv nach Zuschiittung de» WasserlauscS. zu klein ist; daß ebenso wenig der Opernplay anSreicht; ferner, baß durch Inanspruchnahme de» Pariser Platz-» die freie Perspective der Feststroße zerstört und da» Brandenburger Thor an Bedeutung verlieren würde. So bleibt nur der König-Platz, dessen Westseite einen de» Nationaldenkmals : Zeit im Lenz und in Mitten der wieder-1 günstige» Bauplatz für die Errichtung de geborenen Natur. Vergessen wir nicht, daß die Ostara zn-I kielet, gegenüber dem NeichStagShause, inmitten die Siege» gleich de» Frühlingc», der Morgenrökhe und der grünenden I säule. Hoffnung sreunkliche Götti»! TodeSschmerz lastet ans alle»! Kann man aber an dieser Stelle einen nationalen Fest- deutschen Herzen, aber VaS Geläut der Osterglocken I raui» bilden? Und bejahenden Fall», wie denkt man sich bei mahnt u»S vem Fluge de» neuen Phönix, der sich au» Asche I großen nationalen Feierlichkeiten einen Festauszug, «ine Fest und Flamme erhebt. hoffnung«srvh entgegenzublickei, und i» s siraße? Kann man die jetzige wmiderbare Fesistroße mit dem Tobe zugleich da» Abendrotb de» scheitenden und da» Morgenrot!) de» kommenden lichte» Tage» zu schaue». Vevey. 16. März 1888. Georg Eber». Vas Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm. Der deutsche Reichstag Hai die Errichtung eines Nationaldenkmal» sür Kaiser Wilhelm »nlSlimmen- einhelligkeit beschlossen und dadurch den Gefühlen grenzen ihren Monnmentalhautei, und Denkmalen aufqeben unv etwa die SiegeSaltee al» Ersatz in Aussicht nehmen? Ein nähere» Eingehen ans diese Fragen zeigt, daß der Königsplatz trotz seiner Schönheit, seiner Größe nickt zu befürworten ist, daß der Lustgarten weitaus den Borzug verdient. Deutsche Lntherstiftung. * Leipzig, 27. März. Im Saale der Ersten Bürger schule hicrseldst hielt am gestrigen Abend der Hauptverein der loser Dankbarkeit unk Verehrung, welche jeder Deutsche für I Deutschen Lulherstislung" sür die KreiShauplmannschastrn den HeroS des deutschen BolkcS in sich trägt, würdige» I Leipzig und Zwickau unlcr Leitung seines Vorsitzenden, Au-druck ES sott ein Denkmal werden würdig der Tbaten. der Erfolge de» Begründer» der deutschen Einigkeit, de» deutschen Reiche». Wie soll da» Denkmal gestaltet, an welcher Stelle a»s- gerichtct werden? So führt die „Nordveulschc Allgemeine Zeitung" da» Nähere an»: Da» erstrebte Werk würdig zu gestalten, da« wird nur dem vereinten Schasse» der bildenden Künste, der Bildhauerei» der Baukunst, der Malerei gelingen. Herr» Geheimen HosralhcS Prof. vr. juris Wach, seine ordentliche Gencralvers ammlung ab. Dieselbe wurde ui» 6 Nbr durch den Vorsitzenden eröffnet, welcher mit schmcrzersüllten Worte» eingangs seiner Darlegungen daraus bittwieS. das; mil dem schwersten Verluste, der Deutschland in der letzten Zeit betroffen, dem Heimgänge Sr. Majestät Kaiser Wilhelm'», die Deulsche Lulherstistuna auch ihren er habene» Proteclor verloren bade. Ter Herr Vorsitzende brachte einen Allerhöchsten Erlaß, dalirt ans Gastein im August 1885, zur Verlesung, in welchem der Kaiser Wilhelm sich bereit erklärt, die Protcctorschast über die Deutsche Eine Anssassusig, wie die des Niederwald-Denkmal», dürslc Lulberstistnna anzunebmcn, daraus hinweisend, daß «L ein Wohl ebenso wenig in ernste Erwägung zu nelmien sein, wie t erhebender Gedanke ^>, auch^ ans diesem^ von der Luther- eine Altäre« für den Begründer des italienischen ' EinheilSstaaleS. Ein I t>- Erziehung von Kinder» evangelischer P,arrer und Lehre Reiterstandbild al» hervorragender Mittelpunct vor einem I i» erleichtern, baukünstlerischen Ausbau, in großartigem Maßstabe, in edelster l Der Herr Vorsitzende trug sodann den Bericht vor. nach Formengestaltung. Bezüglich de» Reiterstandbildes sei u»S I welchem „n letzlvergangene» Jahre 2l UnlerstützungSgesuche gestattet, aus ältere Denkmale, vor Allem aus dasjenige b,S I de»» Hriipivere», n, Leipzig cingegangc» waren, von denen Großen Kurfürsten Hierselbst, hinziiwersci,. Die Werk- »euerer I der Verein l? berück,ickittgei, zu können m der glücklichen Lage- Zeit leiden nickt selten an den, Mangel, daß da» Postament I war. Von den ,7 Unterstütz»»-,«, konnten 0 au» eigenen zu hoch, der Slaiidpi»,et de» Beschauer» zu niedrig ist. „nd Mitteln bewilligt werke», während sür 8 sich eine Beihilfe daß in Folge davon da- Bildnis, dcS durch da, Denkmal Ge» > au» Berlin »ölhig machte. Diese Zuweisungen aus Berlin feierten nicht unniiltelbar als Hauptwerk vor da« Auge tritt Der monumentale Ausbau, welcher dem Reiterstaiidl'ilde al- Hintergrund, al» bedeutungsvolle, erläuternde Entwickelung dienen soll, muß als integrirender Theil teS Denkmale- neu errichtet werden. Darüber herrscht wohl keine McinungSvcr schiedenhcit. daß da- Kaiserstandbckv nicht vor einem vor handene» Bauwerk, etwa dem RcichSlagSgebäude, ausgestellt werden kann; ebenso wenig vor der Siegessäule, welche ja. wie anderweit ganz richtig hervoraehobe». sür sich selbst einen Mittelpunct bildet. DaS Kaiserstaudbild würde dann kein selbstständige- Denkmal sein. An dem Bictor-Emamiel-Denkmal soll da« Säulensonim eine NuhmcShalle werden. Für die großen nationale» Fest, feiern dient den Italienern da« Pantheon, ein kirchlicher Fest raui», wo auch die irdische Hülle de» König» zur Ruhe ge, bracht ist. Soll der architektonische DcnkmalSbau für den deutsche» Kaiser auch zur Ruhme-halle bestimmt werde»? Kaiser Wilhelm hat eine solche bereit« vorgrsorgt. Dem deulschcn Reiche, dem deutschen Volke fehlt ein Fest ranm, groß und bedeutend, zur Begehung der nationalen beliefen sich in, letzten Jahre ans 825 (in zwei Sendungen z» 400 nnv z» 125 .ckl), welche dem Verein in wohlwollendster Weise übcrniillclt worden sink. Die säinmllichrn 17 Unter stützungen erforderte» eine» Aufwand von >685 DaS Verhältnis; gestaltete sich gegen da» Jahr 1886 insofern glln- stigec, da in diesem Zeitraum nur 15 Unterstützungen i>» Betrage von 1525 gewährt werden konnten. Im Jahre 1886 erhielten 7 PsarrerSkinber 800 und 8 LehrerSkinLer 725 im Jabre >887 dagegen erhielten 6 PsarrerSkinder 625 .//, 11 LehrerSklnder aber >060 Unterstützung sür ihre Erziehung. Nach de», Status betrug der Eassenbestand am l. Januar >888 1008.00 .6, am I. Januar 1887 bezifferte sich der Bestand dagegen aus nur 050.00 Die Beiträge der Mit glieder. von denen stalulcngcinäß 10 Procent an den Haupt- vcreiu abgeliesert werden, bilven die Haupteinnahme der Teulschcu Lnlhcrstijllnig. Er soll Alles geschehe», wa» die Mitglicverzahl vermehre» und was die Eiunahinkii der Stiftung erhöhen kann. Der RcchnungSrcvisor. HerrGeneralconsul vr juris Wachs- Fcicrlickkciten, einer Kaiscrkrönung, einer Huldigung, einer Iwrith, hat die Easje »evibirt und richtig befunden, wa« au» DankcSseier sür übcrstandene Gefahr, einer Siegesfeier, einer I bei» vom Herrn Gcneralconsul gestern erstatteten Casjenbcrichl Trauerseier. Wie sehr unS eine solche nationale Festhalte, I hervorging. ein Pantheon, ein Dom seblt, deß sind wir u»S während der jüngst vorübergegangrnen Trauerseier recht bewußt geworden. Dieser Dom ist, gleich dem italienischen Pantheon, kein Prosanbau, eS »st eine Festkirche, da» kann bei der liefen Ne ligivsität, bei den frommen Ueberzeugungcn, dem goltcS- sürchtige» Leben de» Kaiser» Wildcli», endlich bei dem Der zweite Pnnct der Tagesordnung betraf die Wahl dreier VorslanoSmitglieter an Stelle der audschcidcnden Herren Uv. pliil. Kirchhofs, Neclor Pros. Vr. Richter und Geheimer Rath Pro», vr. Wach. Die Herren wurden ver mittelst ZnruscS einstimmig ivietcrgewähil. Ebenso einstimmig wurde Herr Generalconsut vr. jarw Eharalter unserer nationalen Fcicrlichkeil-i, nicht anders sein.! Wach«»inth als Rcchnungürcvisor wiedcrgcwählt, womit Dem Kaiser Wilhelm, der in seinen letzten Tage» de», deutschen Volke den kirchlichen Frieden wiedergab, der die von König Friedrich Wilhelm III. begonnene, von König Friedrich Wilhelm IV. sortgesührte Herstellung de« edelsten katholischen KirchenniottuinenIeS. der Kölner Kathedrale, vollendet hat, dem gotkeSsürchligen Kaiser Wilhelm schulden alle Deulschcn, ohne Unlerschicd de» Religionsbekenntnisse», daß die Feslkirche dem evangelischen NituS geweiht werde. Das; die Festkirche gleichzeitig DenkmalSkirche sein könne, sehen wir im Pantheon zu Rom, in Westminstcr und St. Paul zu London. Die Frage, an welcher Stelle in Berlin da» National denkmal auszuricblen sei, biclct unter Berücksichtigung der vorstehenden Erörterungen keine erheblichen Schwierigkeiten Vergegenwärtigen wir un» zunächst die unlcr Kaiser Wil Helm stattgehabte» nationalen Feierlichkeilen und Fcstzüge. die Tagesordnung erledigt war und die ordentliche General versammlung de» HanplvcrcinS der Deutschen Lutherstistung zu Leipzig vom Vorsitzenden geschlossen wurde. ver Vcrwaltniigsktncht der Stadt Leimig für IM. vm. * Ern Eapitel de- VerwallungSberichteS handelt wieder von der Verwaltung der Gesundheit» pflege und Ge sundheit» Polizei. Vo» allgemeinerem Interesse ist. wa» über di: NahrungSm ittct und Getränke gesagt ist: Die Nahrungsmittelpolizei wurde in gewohnter Weise auSgrübt. WaS insbesondere die M ilckcontrvle anlangt, so wur- Tiksklb^n'nahme^'stet« chren' W Fes,str"asj-1 t"' „>, Berichtsjahre 1088 M.Ichsorlen, die größle Zahl seit Ans suchungcn, wie folgt Januar Februar März April 62 .86 N8 241 Mai Juni Juli August >7l >63 140 — September Oktober November Deermber .lll >75 287 25. »Unter den Linde»', entwickelten sich »icist vv» Weste» I ber >m Jahre l8<0 er>olgtcn Einführung der Eontrole, her durch da» Brandenburger Tbor, über den mil Tri-1 bünen u. f. w. festlich geschmückte» Pariser Platz, weiter über s die Feststraße, deren monumenlaler Charakter nach Osten zu sich mehr und mehr steigert, bis zu dem Denkmal de» großen Friedrich, recht» daneben daS Palais de- Kaiser« Wilbelm. weiter die Bibliothek, das Opernhaus, da» Palais de» Kaisers Friedrich III.; link» dir Kunstakademie, die Universilat, die Hauptwache, die Ruhme-halle; dazwischen zahlreiche Stand bilder, Blücher. Scharnhorst, die beiden Humboldt u. s. w.» weiter über die KönigSbrücke zun, Lustgarten, südlich davon die mächtige KöniaSburg der Hohenzollern; „örtlich die herr lichen Denkmale königlicher, kaiserlicher Knnstpflege, endlich inmitten da» Denkmal König Friedrich Wilbelm lll.. und an der Nationalgalerie da» Denkmal König Friedrich Wilhelm IV., denen Beiden, den, Vater und vem Bruder, der Kaiser I beanstandet und Proben davon zur Hauptuntersuchiing an daS Wilbelm so große Pietät entgegcnlriig. I bygieuusche Institut abgegeben. Von diesen erwiese« sich nur Am Lustgarten, dem herrlichen Platze, habe» die großen I «,7. gegen NO im Vorjahre, al» den Anforderungen de» nationalen Feflfeiern, früher die preußischen, unter Kaiser 1 RcgulalivS nicht entsprechend, so daß Bestrafung erfolgte. Wilhelm dir deutschen stet» ihren Höhepunkt gesunken. Der I Tic 67 Bestrafungen entsprachen 8,5 Procent der 1088 unter- Ostseite diese» Platze« seblt noch der monumentale Abschluß. I suchten Müchsorten. Es >st dies da» niedrigste Verhältnis; dort ist der gegebene Play zur Errichtung te« National-1 ter vorgekommenen Bestrafungen und zeigt sich dadurch be- deakmal» sür Kaiser Wilhelm. Der Raum ist nach sach« I stätigt, wa» schon früher gesunden und auSgesprocheu wurde; DaS AuSsalle» der Untersuchungen im August ist durch die Ferien II» hygieniischeu Institut veranlaßt. Bo» den 1088 untersuchten Milchsorte» waren >855 al» volle. lOZ al« abgerahmte Milch bezeichnet und wurden von de» mit der Voruntersuchung beaustragten RathSdienern >07
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