Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-30
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Anlage M Leidiger Tageblatt and Anzeiger. Freitag den 30. März 1888. 82. Jahrgang. Verfehlte Liede. von Amalie Peter». Nach»«!- »erdolm. „Zu »»gleichen läßt sich schwer rathen, lieber Freund; iL ein Mädchen liebte, so würde ich mir allerdings -ewixbeit schaffen, direct zu ihr gehen und sie fragen, ob sie «ich wieder liebt, besonder» wenn ich, wie Du. im Begriff «are, in die weite Welt zu gehen. Aber wa» nützt Dir «ein Mb — wir sind eben zwei zu verschiedene Chgrastexe.'' Eo sprach Arthur Werder achselzuckend, erhob sich au» seinem bequemen Armstuhl, strich die Asche von seiner C>g»rrx und schrill langsam im Zimmer aus und ab. Arthur Werder und Rudolf Kogler waren gute Freunde, obwohl letzterer volle zehn Jahre älter war als der jung» Server. Beide waren im Begriff, die Heimath zu verlassen, Arthur Werder wollte in nächster Zeit nach dem Süden reisen, während sein Freund einem Ruf nach Amerika zu selzen beabsichtigte. Arthur war ein lebhafter junger Mann, mit dunklen feurigen Augen und munterem, frohe», lächeln, sein Freund dagegen sowohl in seinem Aeußeren wie in seinem Innern da» gerade Gegentheil, und das aus der Stirn schon etwa dünne Haar lieg ihn fast älter erscheinen al» er wirklich war. AIS sein junger Freund schwieg, wandte Rudolf Kogler sich dem Fenster zu. schaute eine Weile schweigend hinaus und versetzte daun ruhig: „Ja. Du hast recht, wir sind zwei zu verschiedene Charaktere; ich bin zu stolz, zu vorsichtig, oder zu feig — nenne eS wie Du willst — aber mir eine» Korb holen — da» ertrüge ich nicht. Und wie dürste ich, als ehrenwerther Manu, ein junge? Mädchen an mich binden, wo ich nicht weitz. was in meine», neuen Leben, in meiner neuen Stellung «einer harrt; ich kann nicht verlangen, daß «in Mädch», sich mir opfert." .AL wa» opfern!" rief Arthur und sprang so heftig aus. daß er de» Tisch vor sich beinahe unigerissen hätte; .wenn ei» Mädchen Dich liebt, so bringt sitz Dir auch gern etwa» zum Opfer." .Sieh die Sache einmal von meinem Standpuncj au» an", entgegnete Rudolf und wandte sich von, Fenster de», Freunde z», „bedenke Lena'S Jugend — ihre siebzehn Jahre — stelle Dir ihr trauliche» Heim, ihr angenehme» sorglose» Leben hier vor — und dann sieh «sich an, einen hohen Dreitzizer, einsam, mit kaum einer verwandten Seele auf der Well, mit einem nur geringen Einkommen! Nein, nein, Freund, ich kann e» nicht thuu! Wenn ich sie weniger liebte — ja, aber so, nein, so wage ich e» nicht!" lind Rudolf ließ sich in einen Stuhl sinken, stützte den Kops in die Hand und gab sich ernsten Gedanken hin. „Ich stimme Dir vollständig der", sagte sein junger Freund, „doch das Alle» hättest Du Dir vorher überlegen sollen; aber jetzt, wo D» Dich in sie verliebt hast und hoffst, daß sie Dich wieder liebt, meine ich, wäre e» nicht recht von Dir, mit einer Erklärung zurückznhalte». Du mußt auch bedenken, daß Du bei Deiner Ansicht der Dinge ri-kirst, daß, wenn Du ihr von Amerika aus einen Antrag machst, e» überhaupt zu zu spät ist und sie möglicherweise schon eines Anderen Namen trägt." Hieraus folgte tiefe» Schweigen. Rudolf Kogler saß mit bleichem Gesicht und festgeschloffenem Munde in ernste» Sinnen versunken. Sein Freund ahnt« nicht, welcher Kamps zwischen ..Wunsch" und wa« er für seine „Pflicht" hielt, in seine», Innern vorging. Da» Schlimmste dabei war, daß er wobl einsah, wie richtig seine» Freunde» Vorstellungen waren, und Loch — und doch — Nach kurze», Ueberlegen sprang er auf. „ES bleibt dabei!" sprach er entschlossen. „Ich werde Nicht» zu Lena sagen, ich werde warten; nur werde ich mich zu versichern suchen, ob auch sie mich liebt. Wenn ich in vier bi» sechs Monaten sehe, wie da» Geschäft sich drüben «acht, werde ich schreiben. Ich hoffe zuversichtlich, daß sie wich liebt, und wenn die» der Fall, wird sie auch warten. » * * Lena Marschaller war wirklich sehr hübsch und sah beute besonder» reizend au», wie sie an dem Hellen sonnigen Nach» wittage unter der hohen Linde saß, mit einem Gedichtbuch im Schooß. vergeblich bemüht, da» traurigste aller Lieder „TaS Grab ist tief und stille" auswendig zu lernen. War e» zu verwundern, daß bei dem glänzenden Sonnenschein, der durch da» dichte Laub aus sie herabströmte, und dem heiteren Summe» und Schwirren der Bienen und Mücken, welche die Stille unterbracheii, ihre Gedanken immer und immer wieder oh'chweisteu von dem schwermüthigen Lcede? Neben ihr saß Fräulein Marschaller, zwar Lena'» Tant:, doä' in ihrer Art kaum minder hübsch als ihre Nichte; wie sie so nebeneinander saßen, hätte man sie eher für ein Ge schioisterpaar als für Tante und Nichte Hallen können. Eben schob Lena das Ruch mit der Bemerkung bei Seite: „Jetzt bekomme ich nicht» mehr in den Kops", al» sich Schritte aus dem Kie» vernehmen ließen. Lena'S Gesicht bedeckte sich mit einem tiefen Roth, und sie sprang aus. al» wolle sie dem Kommenden cntbegeneilcn, aber sie änderte ihren Sinn und setzte sich wieder nieder. Fräulein Marschaller stand ruhig aus und ging Rudolf Kogler lächelnd ein paar Schritte entgegen. „Wie blaß und traurig Sie au-sehen!" sagt« sie, „fehlt Ihne» etwas?' „DaS nicht gerade", erwiderte der Gefragte mit trübem Lächeln, „aber meine Abreise nach Amerika ist schneller heran» gekommen, al» ich geglaubt hatte, und Abschied nehmen ist stet? ei» traurig Ding." „So wollen Sie un» Adieu sagen?" fragte Lena leise, und ihre bisher so frohen Züge nahmen einen angstvoll traurigen AnSdruck an. Fräulein Marschaller sagte nicht», schweigend nahm sie ihre Arbeit wieder aus, aber ihre Hände zitterten, daß sie kaum die Nadel halten konnte. Ruvoli'S Blick ruhte auf Lena'» jungem Gesicht und ihren thräiienseuchlen Augen, und c» ergriff ibn sehnliche» Ver langen. sic in seine Arme zu schließen und ihr Alle» zu sagen. Sie war so schön, so jung — war e» denn wirklich möglich, daß sie ihn liebte? — ihn, einen ernsten ruhigen Mann, der doppelt so alt war wie sie? Mit tiefem Ernst schaute er ihr in die Augen, aber ihre Lider senkten sich, und die langen blonden Wimpern verbargen die Thränen. deren sie sich schämte. Eine lange Weile faßen sie unter der alten Linde und plauderten miteinander. Rudolf erzählte gern von sich und seinen Aussichten, daß er vor vrei Jahren kaum hoffe, die Heimath wieder zu sehen. Er war bemüht, ruhig zu sprechen, und wandte sich während der Unterhaltung an Fräulein Marschaller, denn er fühlte, daß ein Blick aus die Geliebte ihm alle Fassung geraubt hätte. Für einen Menschen, der so leidenschaftlich liebt wie Rudolf Kogler, giebt e» »ur ein Gesicht auf der Welt — hätte Rudolf Fräulein Marschaller so angescbaut wie Lena, so würde er einen ganze» Roman in deren Zügen gelesen haben. Endlich brach die Dunkelheit herein. Fräulein Marschaller begab sich in da» Hau- unter dem Vorwand, ein dringende» Billet schreiben zu müssen, in Wahrheit aber, um sich ein wenig zu stählen für den bevorstehenden Abschied, den sie kaum zu ertragen vermochte. Während der wenigen Minuten de» Alleinsein» mit Lena überkam Rudolf der ganze Schmerz der Trennung, sein Wesen ward gezwungen, seine sonst so sauste, herzliche Stimme klang so gauj ander», daß Lena'» junge» Herz, unbekannt mit den Mysterien der Liebe eine» gereisten Manne-, dabei erkaltete. Al» sie Rudolf da» letzte Mal gesehen, hatte sie geglaubt, er liebe sie, u»d Alle», wa» er gesagt, hatte sic in ihre». Herze» bewahrt und süße Träume von ihm geträumt; aber jetzt, in diesem eincn bitteren Moment erkannte sie ihren Irrlhum, und sie ward mit einem Male so kalt und ander» gegen ihn, daß auch in Rudolf'» Herz die früheren Zweifel und Be snrchtungen wieder zurückkehrten. Dc saßen sie bei der hereinbrecheliden Dämmerung, ein Jeder ahnungSlo» von deS Andere» Liebe, nicht wissend, daß jeder vorübergehende Augenblick sie weiter und weiter von einander entfernte. Al» sie dem Hanse zuschrilten, wandte Rudolf sich fast ungestüm zu seiner Begleiterin. „Sagen Sie mir nicht Lebewohl", stieß er heftig hervor, „ich kann eS nicht ertragen!" Plötzlich ergriff er ihre kleinen Weißen Hände und küßte sie erregt. ES war zu dunkel, al» daß sie sein jetzt todtenbleiche» Gesicht hätte sehen können. „Dcirken Sie bisweilen an mich!" hauchte er heiser, — Adieu — ich muß fort!" Er ließ ihre Hände los, al» brannlen sic ihn, und ging schnelle» ELrilteS in daS HauS. Drinnen im Zimmer sani er Fräulein Marschaller mil gefalteten Händen und gesenktem Kopse. Ihre Nähe beschwichtigte den Tumult in seinem Herzen; gewaltsam bezwang er sich. „Fräulein Marschaller". Hub er an, „ich möchte Sie, bevor ich scheide, eincn Augenblick allein sprechen." Da fühlte die Angeredete ihr Herz klopfe», als wollte eS ihr die Brust sprengen. Rudolf Kogler nahm Platz, stützte den Arm aus den Tisch, und fuhr, den Blick zu Boden gesenkt, fort: „Sie wissen, wie gern ich hierher gekommen bin; der Gedanke. Deutschland zu verlassen, raubt mir fast die Sinne „Sie müssen wissen", stieß er dann hastig und erregt hervor, „WaS mich so hlerherzog, wer mein ganzes Herz gewann! Tadeln Sie mich nicht, daß ich jetzt nicht mehr sage — meine momentan noch unsichere Stellung verbietet mir, rin Mädchen, daS ich liebe, an mich zu fesseln. Gott allein weiß WaS eS mich kostet, so von hier scheiden zu muffe»!" „Liebe» Fräulein", fuhr er dann fort, „wenn meine Zukunft in der neuen Welt sich bald so gestaltet, wie ich wünsche und hoffe — und ich schreibe der Geliebten — trage ihr meine Hand an — und bitte sie. zu mir zu kommen — glauben Sie, daß sie eS thun wird? — Reden Sie. ich beschwöre Sie!" fuhr er säst leidenschaftlich fort, als sie einen Moment mit der Antwort zögerte. „Glauben Sie. daß sie mich liebt und komme» wird?" Da hob Fräulein Marschaller den Kopf, ein neuer AnS druck erglänzte aus ihren Zügen, und in langsam ernstem Ton erwiderte sie: „Ja, ich weiß, daß sie Sie liebt, und sie wird kommen." Da trat in Ruvols'S Züge ei» Ausdruck unendlichen Glücks „Gott segne Sie für diese» Wort! — Leben Sie wohl!' Und ergriff ihre Hände, drückte sic innig und eilte aus dem Zimmer. Fräulein Marschaller verweilte einige Sekunden regungs los, dann hauchten ihre Lippen: „So liebt er mich also doch!" Lange Zeit saß sie in ihre eigenen Gedanken versunken; erst al» die Magd mit der Lampe in daS Zimmer trat, schreckte sie. über sich selbst beschämt, aus. „Wo ist Fräulein Lena?" fragte sie. „DaS Fräulein hat sich nicdcracleat", lautete die Ant wort. „sie klagte über heftige» Kopfweh." w« Daraus begab sich Fräulein Marschaller nach Lena'» Zimmer; aus ihr Klopsen erklang ein malte» „Herein!" und Lena richtete sich vom Belle aus, aus dem sic noch an gekleidet lag. Ihre Tante strich ihr sanft da» Haar. ,,E» ist ganz natürlich, Lena, daß Dir Herrn Kogler'» Abschied nahe geht", sprach sie, „Du brauchst Dich dessen nicht zu schämen", er war un» ein treuer Freund, den wir bei unserem stillen Leben sehr vermiffe» werden." Darauf that Fräulein Marschaller eine» leichten Seufzer und Lena'» Hand ergreifend fuhr sie fort: „Liebe» Kind, tri-tz unsere» verschiedene» Alter» sind wir immer wie zwei Schwestern gewesen: und ich — ich möchte Dir etwa» sagen. Heute Abend beim Abschied", sprach sie mit etwa» unsicherer Stimme weiter, „sagte Rudolf Kogler mir, weshalb er so oft hierher gekommen. Er gestand mir seine Liebe und fragte mich, ob, wenn seine Geschäfte erst fest geordnet und seine Aussichten für die Zukunft bester seien, ich ihm folgen wolle. Er ist so gut, so edel; er meinte, er wolle mich nicht binden." Glücklicherweise für die arme Lena verbreitete da» flackernde Licht nur einen matten Schein um sich, daß Fräulein Mar- schaller weder die tiefe Bläffe ihre» Gesicht», noch den Aus druck de» Schrecken«, der au» ihren Augen sprach, sehen konnte. Und Du liebst ihn?" fragte Lena mit einer ihr selbst remd klingenden Stimme. . > . , „Ja. Kind, ich liebe ibn; ich liebe ihn — mir selbst fast unbewußt, schon lange. Ich muß Dir gestehen, Lena, daß ich anfangs nicht recht wußte, wen von un» Beiden er liebte. E» wäre ja auch sonderbar gewesen, wenn ein Man», der fast Dein Vater sein könnte, sich in rin so junge» Ding wie Du verliebt hätte; und da Du wohl schwerlich seine Neigung hättest erwidern können, war mir seinetwegen bange. In letzterer Zeit »un war er auffallend aufmerksam gegen mich, und heute — nun, ich habe Dir ja schon erzählt, wa- da vor sich ging " Da richtete sich Lena mit einer an einem so jungen Mäd chen bcwundcriiSwerthen Selbstbeherrschung auf >md erwiderte ruhig: „Ich hoffe. Du wirst glücklich werden, lind nun güte Nacht, Tantchen; ich bin so müde, und mein Kops tHut nur Weh " Daraus küßte sie ihre Tante mit e>»kalteu Lippen. „Weine nicht mehr, meine Liebe", tröstete Fräulein Mar- schaller sie und setzte lächelnd hinzu: „sonst köunte ich wirklich glauben. Du seiest ein klein wenig in ihn verliebt, und das Wäre doch schrecklich." Aber Lena wcinle nicht, ihre Thränen waren erstarrt. Al» ihre Tante sie verlassen, blieb sie lange, lange regungslos sitzen; nur hin und wieder sagte sie mit halb lauter Stimme: „WaS mciiilc er nur damit, al» er mir Adieu sagte? Warum küßle er mir die Hände?" „Ja. ich babe mich geirrt", sprach sie. al- sie sich endlich nach mehrere» Stunden nicdcrlegte, „wie balle er auch ei« so junges einfältiges Ding, wie ich bi», lieben könne« ? Aber ich will ihn immer lieben — ja immer!" Dann sank sie erschöpft in die Kiffen. Arme kleine Lena! (Schluß folgt.) Vermischtes. --- Einen interesjanlen Vortrag über die Farbe dc< Bernsteins und dessen Nachahmungen hielt vor einiger Zeit in der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg vr. Richard KlebS: Der Genannte hat. wie der „Täglichen Rundschau" berichtet wird, durch eine große Zahl von mikroskopischen Beobachtungen fest- gestellt, daß die Trübheit oder Undurchsichtigkeit vieler Bernsteinsortcn durch die Anwesenheit zahlloser kleiner Bläschen im Bernstein ver ursacht wird, welche ui» so kleiner sind und in um so größerer Menge austreie», je undurchsichtiger der Bernstein ist. Während der klare Bernstein reine» Harz darstellt, ist die Enlstehuug de» mit Bläschen durchsetzien Bernsteins (fiohmiger, Bastard-, knochiger Bern stein) daraus zurückzuführen, daß das Harz mit Last gewischt aus dem Holz der Bernsteinsichtc aussloß. Durch Einwirkung der Sonne auf das eben ausgeslosjcne, noch weiche, sasthaltige und daher trübe und schaumige Harz wurden die kleine» Bläschen mehr oder weniger znm Zusai>»ne»si>eßen oder Ausircten gebracht, und so entstanden alle die llebergänge vom ganz undurchsichtige» (knochigen) bis zum klaren Bernstein. Daß wirklich eine Unnvandlung in dieser Weise statt- gesunden hat. geht aus der Untersuchung von Bcrnsteinstücken hervor, welch« (eine nicht seltene Erscheinung) nm einen trüben Kern einen klaren Mnntel zeigen Auch kann jeder die Erscheinung an seiner Eigarrcnlpitze aus trübem Bernstein beobachten, welche durch den Gebrauch allmälig immer klarer wird. Auch dies beruht aus einen» Znsaniinensließen der Bläschen, welches hier in Folge der Einwirkung der Wärme allerdings verhältnißmäßig schneller vor sich geht. Die hier ausgestellte Ansicht ist der bisherigen gerade entgegen gesetzt, denn letztere geht von dem klaren Bernstein aus und erklärt die andercn Abarten a»S einer Aufnahme von Wasser. Bon den fernere» Bernsteiiilorle» ist besonders der blaue benicrkenSwerth, dessen Farbe sich in alle» Tönen vom himmelblau bis zum dunkel- cnanblau bewegt. Die Farbe ist, wie vr. Kleb» mit Sicherheit seststellcn konnte, eine bloße Jnlerscrcnzerscheinung. ein Opalisiren, hervorgcrnse» durch ungemein kleine Bläschen. wclct>e dicht an ein ander, aber »ur in einer ganz dünnen Lage, den klaren Bernstein durchsetze». Auch ein grüner Bernstein kommt, wiewohl äußerst selten, vor; über die Ursache der grünen Farbe hat vr. Kleb» noch keine Mittheilungcn gemacht. Brauner oder rothbrauner Bernstein ist entweder durch Rachdunkelung deS gelben Bern steins oder durch die Einwirkung des Feuers bei Gelegenheit von Bränden während der Borzeit entstanden. Doch werden auch häufig > andere fossile Harze sür braunen Bernstein ausgegeben, linier den I Nachahmungen des Bernsteins hat in erster Reihe daS Glas eine Rolle gespielt. Kälte und Härtegesühl beim Anfasse» machen e» jedem sofort kenntlich. Bon Harzen wird das Copal am meisten zur Fälschung benutzt, daS man onsangs rein, später, um den Bernstein- geruch beim Brennen zu erhalten, mit Pulver und Stückchen von Bernstein versitzt in den Handrl brachte. Sämmtlichc Arbeiten von Lopal sehen schmutzig aus, beim Reiben in der Hand werden sie klebrig: sie sind weicher als Bernstein und verlieren beim Einweichen in Esfigäther ihren Glanz und quellen aus. Eine im Aussehen recht geschickte, sonst aber sehr schlechte Nachahmung des Bernstein- stellt man aus Celluloid dar, das ja auch zur Herstellung von künstlichem Schildpatt, Korallen, Malachit, Lapis Lazuli u. s. w. dient. Dieser Stoff, welchen man dadurch bereitet, daß man Schießbaumwolle unter Zusatz von Kamphcr und bestimmten Farbstoffen in hydraulischen Pressen einem starken Druck auSgcsctzt, besitzt zwar vorzüglich« tech nische Eigenschaften, ist aber andererseits sehr feuergefährlich. Es ist nämlich sehr leicht entzündlich, und bei starkem Schlag oder beim Erwärmen aus 140° T, explodirt e». Die Zusätze von vhosphor- saurem Natron und borsaürem Blei haben diese Feuergesäbrlichkeit nicht abschwächen können. Außerdem wirkt da» Celluloid bei den jenigen Fabrikaten, welche, wie Cigarrenspitzen, längere Zeit im Munde getragen werden, giftig. Man erkennt die Telluloidnachahmungen leicht am Kanipbergcruch beim Reiben; in Schweseläther gelegt, ver lieren sie den Glanz und werden trübe, ein Versuch, den man, wenn er nicht über eine Viertelstunde ausgedehnt wird, dreist mit jeder Bernsteinarbcit ohne Schaden anstellen kann. Hält man das Cellu loid »ur einen Augenblick in die Flamme, so flammt e- schnell und hoch auf, und dies gilt auch für die neueren, wirklich nicht feuer gefährlichen französischen „Ambroide". — Schließlich ist noch de» auS kleinen Stücken gepreßten Bernsteins zu gedenken, welcher in der neuesten Zeit eine große Rolle spielt. Da» Preßversabren beruht aus der Eigenschaft des Bernstein-, bei 140° unter Luftabschluß weich und biegung-fähig zu werden. Gepreßter Bernstein ist an den ungewöhnlichen Farbeneffecten und an den meisten- in ihm enthal tenen bräunliche» Flimmern zu erkennen, welche dadurch entstehen, daß der Bernstein beim Erwärmen oberflächlich dunster wird. --- llebrr Eni in Pascha schreibt Hugc Zölkcr in der „Kölnischen Zeitung": Ein besonders verdienstvolle- Werk ist die vo» Prosessor Gi. Schweins urth in Kairo und Prosessor F Ratzel in Leipzig txr- »«-gegebene „Sammlung von Reisebriesen und Berichte» Emin Pascha»". Da- Buch ebrt gleichzeitig den, dem e« gilt, und den, der e« in- Leben gerufen. Wenn dem tapfer» Helden der seit nunmehr zwölf Jahren ununterbrochen im Herze» Afrika« weilt Mid der — erfolgreicher als die Heere Großbritanniens — seit fünf Jahren eine ausgedehnte Provinz vor der Neberfinlhung durch islamitischen Fanatismus und die Schaaren de» Mabd, ge schützt hat. in der Person de» berühmtesten unter den lebende, duittchen Asrikosorschern ei» Herausgeber zu Dheil wird, so erinnert das an daS bekannte, auch aus gegenseitiger neidloler Werll»- schätzung beruhende FreundichastSverhältniß zwischen Druljchlaubi beiden größten Dichtern. Geboren 1840 zu Oppeln in Preußisch- Schlesien, studiere Eduard Schnitzer zu Breslau und Berlia Medicin, trat dann 1864 in türkische und 1376 als Ei»i» lMendi ln ägyptische Dienste. Kein geringerer als der un- glückliche Eordv» war eS, der Emins Talente er kannte und de« deutschen Arzte 1873 die Verwaltung der wichtigen Aegnatorial- Provinz übertrug. Der Naturforscher »nd eifrige Ornithologe bat sich dann nichl bloß al» gaiiz vortrefflicher Verwaliung-beamler, sondern auch, seit zu Ende 1882 die mahdistische Bewegung seine Provin» zu bedrohen begann, als umsichiiger Militair erwiesen. Die zahlreichen, thcils a» geographische Gesellschasle», Iheils an seine wtsjenschastlichen Freunde, Wik z. B. Prosessor Schwcinsurlh, Prosessor Ratzel, vr, Folkin >md vr. Hartlaub, gerichtete» Briese Einin Pai-ba- sind in vorliegendem Werke zuerst z» einem Geiamiulbilde der w.jieu- schasllichen Thäligkeit des Forschers ziisani»ie»gesteilt worden. Sie behandeln Emm Pascha- Reisen im Lande des Mahdi, in llnqoro. Uganda, im Gebiet de- Albert Nyauza, im Monbiiltulande, im ONra de- Ober-Nil sowie im Weste» de- Bahr-el-Dgebel uud gebe» »der die Pflanzen- und Thiergeographie, über die polilischen und Cultur, zustände dieser Länder reichen Ausschluß. Daß in seiner jetzigen Lage Emm Pascha- Wünsche und Bestrebungen weniger ans Remmq und Rückkehr zur Heimath al- vielmehr ans Behandlung seiner rm ,- »mher von Barbarenland umichlossenen Cultur Jnicl gerichtet sind, ist durch seine letzten nach Europa gelangte» Briefe zur Genüge bekannt geworden. Bis zum 3. Seplcinbcr, dem Dal»»» des letzte« Brieses, war die Stanlcy'iche HilsS-Expedition noch nicht i, EminS Residenz Wadelai angelangt. Slanlcy halte am 21. Januar vorigen Jahres London verlassen, war übcr Zanzibar am 17. März M Banona an dcr Congomündung ringetroffen, Halle am 18. Juni >ei Iambuqa di« Siromschnellen de- Aruwimi (eines Nebensiusie- de- Kongo) erreicht, am 2. Juni den 800 hm langen Ueberlandmarsch angetreten »nd 18 bis 20 km täglich zurücklegend am 22. Juni aus dem Plateau de- Diab»de-Landes Rast gemacht. Gegen de, 12. Angust hoffte Stanley durch das Lcundi-Land und über Boki am Westuser des Albert Nyanza in Wadelai, also bei Emin Pascha, einzulreffe». Daß Stanley nach Khartum ausgebrochcn sei» tünnie, ist vollkommen ausgeschlossen, daß er Muanga, den europüerseindliche, König von llganda, bekriegt oder aus seinem Marsche von diesem au- >egrisfen worden sei, zum mindesten nicht wahrscheinlich. Auch ka», Sianiey mit seinem halben Tausend Begleitern unmöglich von de, kleinen, bloS über wenig Bewaffnete versagenden Häuptlingen de- vo, ibm durchzogenen Gebietes besiegt worden sein. Bleibt also blo- die Möglichkeit, daß Slanlcy verspätet bei Emin Pascha onlangte und baß, sei eS durch Zufälligkeiten, sei eS wegen der seindselige, Stimmung Muanga-, noch keine Nachricht zu uns gelangt ist. oder daß Stanley durch Meuterei seiner Leute, durch Krankheit oder irgend einen Zufall zu Grunde gegangen ist und seine Truppe sich ausaelöft hat. Auch wäre, fall- Tippu Tip treulos gehandelt haben sollte, die Möglichkeit eine- Angriffs der wohlbewaffnctcn Araber nicht ganz ausgeschlossen. ZeitungSleser, die Jnner-Alrika nicht au- eigener Anschauung kennen, werden sich nur schwer vorzustellen vermöge», daß die Hauptschivierigkeit solcher Märsche in der Berproviantirung dcr als Soldaten und Lastträger «itgraommene« Schwarzen besteh». Nimmt mau zu wenig Leute mit, so vermag man den Widerstand der Eingeborenen nicht zu brechen. Je mehr Brgseiter aber, best, ungeheuerlicher das Elend der Verpflegung. Hat e< doch dem Ver fasser dieser Zeilen zehnfach mehr Mühe gekoste», seine kleine Trnpp- von bloß 2S Köpfen zu beköstigen, als die störrischsten Könige und Häuptlinge zur Vernunft zu bringen. Da der Neger bloß grade so vtel LelienSniiltel anbaut, als er zur Fristung seines Dasein- de- nöthigt, so ist er ohne Anwendung von Gewalt selbst bei reichster Bezahlung nicht zur Abgabe größerer Mengen zu veranlasse». B > solcher Kopszahl, wie Slanlcy sie mit sich führt, wird trotz zwang-- wriser Beibringung aller ausgefundencn LebenSmillcl eine HungerS- nolh mit ihrem Gefolge von Erschöpfung und Krankheiten nnver- »leidlich gewesen sein. Daß die ganze Truppe durch Hunger zu Grunde gegangen sein sollte, ist allerdings, weuigstrnS jür Jeden, der Stanley- Charakter näher kennt, vollkommen undenkbar. Mil kältester und rücksichtslosester Berechnung pflegt der große Afrika- reisende vor Allem daS Endziel, da- ja init seiner Person aus» Engste verknüpft ist, im Auge zu behallen. Wohl aber kan« Hunger-iwth zum Abweichen von der geraden Wcglinie, zu Bce- zügerunge», zu Meuterei und zu Uebersällcn elwaigcr Feinde Anlaß gegeben haben. Stanley für todt zu halten, haben wir einstweilen noch keinen Grund, klebrigen- versuchen ja auch neuerding- ziv-4 andere Expeditionen, und zwar von Ostasnka au- zu Emm Puck» vorzudringea. Literatur. Zum Besten der Lasten der deutschen Bereinigungen sür Ferien kolonie» und Sommerpslegen wird von den, Berlage de- Schurer'schen Ka«11te«»latte» eia Künstler, und Selbst. schristen-Album im großen Stile vorbereitet. Das kaiserliche Paar, welche- bekanntlich den Bestrebungen genannter Vereinigung«» stet» ein warme» Jntereffe eatgegengebracht, hat den Plan zu diesem Album nicht nur genehmigt, sondern auch eigenhändige, ties er- greifende Deuksprüchc uiedcrgeschriebea» welche sich bereit» in de« Besitz der Leatralstelle für Ferienkolonien befinden. Der Denkspruch de- Kaiser» Friedrich trögt dat Datum de» 8. Februar, also des Lage» vor der Operation! Wir werden noch Gelegenheit haben, wiederholt aus diese» Album zurückzukommeu, welche» die Elite der deutschen Ration ans allen Gebieten ta sich vereinigen wird. " Die „K«nft sür Ale", herau-gkgeben von Fr. Pech», (München, BerlagSanstalt Bruckmonn) präsentirt sich ln dem Jllustrationlschmnck ihre» 18. Hesie» ganz besonder» abwrchselungS- retch. Die Vollbilder bringen neben Gabriel Max' mystischer „Atropa Belladonna" einen ta ordeutsch aemüthlichrn Umgebung seine Dich tungen scaudirendea „Han- Sachs" von G. Spangeaberg, neben einer prächtigen Fjordauficht de» Norweger» Rordmaaa, eine reizende deutsche Kindersceae von Bantzcr-Dresden. Im Text begleite» K. von Viucentt'S Beschreibung der Wiener IubtlLum»auSstellu»g eine Anzahl dcr besten Stücke derselben, wie Bega»' .Elektrischer Funke" und „Bi-marck", Eberlein'» „Venu» mit Amor" v. o. m. Weiterhin finden sich W. v. Miller » „Prinrrrgeut von Bayer»" und der prachtvolle „Vorhang de» neuen Karlsbader StadltheaterS" vo» Franz Matsch reprodueirt. ° RkgemNntklii, Promemdes, »>d llmhiinaen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder