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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-01
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1888
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Erste Leilage M Leipstger Tageblatt und Anzeiger. .1° «r. Sonntag dm 1. April l888 82. Jahrgang. Ostern. Nun H^r. ».» soll ich «ich tr-fte«? Ich hoss« »nr ans Dich. (Us-Im ». VllU v Hoffnung. schweb' aus Thal uud Hügel Herab au- Deine» Vaters Hau-, Und breite Drive grünen Flügel Ans unsre Erbe segnend au-l Es ging ein seligsüße- Bange». Ein Zittern lei« durch die Natur. Sie hat den Osterkuß empfangen. Und wandelt nun aus Deiner Sptu! Zerflossen sind die Nebelschatten, De» Lenze« Gold beherrscht die Welt, ES hofst die Flur auf grün« Malten, Aus goldne Saaten hofft da» Feld. ES hofft der Strauch aus neue Bliltha^ Die Rose sehnt nach Kno-peu sich. Wa» Leben athmet, hofft hienieden. Und ich. o Herr, ich Hofs' aus Dicht Du rufst da» All am Ostermorgen, Dein Hephata! schallt weit und breit. Auslebt. waS schien im Grab geborgen, Ein Zeichen der Unsterblichkeit. Wer wollte Deine Güte messen. Du lockst die Lerchen himmclwSrt«, Du hast kein Blümlein je vergessen, Vergäßest Du ein Menschen Herz? Nein! In mir tönt's, wie Osterpsalmen, Dein Hephata. es gilt auch mir, Dem deutschen Volk auch weh'n die Palmcth Die einst vor Zion rauschten Dir. Und schufst Du ihm auch schwere Zeiten, Und sahst Dein Volk in Thräneu steh'a» Du ließest Israel auch leiden, Um Israel nur zu erhöh'»! Hosiannah, Dir, Du Osterglaubet Zieh' ein mit Deinem Palmenzweig. Du machst den Pilger hier im Staub« Wie einen König groß und reich. Die Osterrngel mild erlösten Die Welt mit ihrem Glorienschein, Nun, Herr, weß soll ich mich den» tristen? Ich hoffe nur aus Dich allein! Hermann Pilz. Osterfeuer. Machte»» »ertöten. Seit der Angelsachse Beda zuerst von einer germanischen FrübUiigSgvllin Ostara gesprochen hat, ist viel von ihr ge. säbelt worden. Gle ckwo' ist ibr Vorhandensein nichts weniger als erwiesen. Ja aller Wahrscheinlichkeit nach »st sie nichts Anderes alS eine etymologische Verinuthung Beka'S. Schon seit geraumer Zeit ist man von der Annahme zurllckgekommrn, daß jeder Ost-rbrauch dieser Göttin znEbrcn anaestellt worden fei und noch werde. Man bat sie ersetzen wollen durch den Gewitter- und FrilblinaSgott Donar (Thorr). Dazu hat man unzweifelhaft ein Recht, und au» seine Verehrung deuten sicherlich mancherlei Züge in FrUhling-bräuchen hi». Uber »n Grunde genommen kommt recht wenig daraus an, wie die germanische oder deutsche FrühlingSgolthcit hieß: dir Haupt sache und also auch der Gegenstand der Forschung hat nicht ein einzelner Göltcrname, sondern die gesammte Anschauung»- welt unserer Altvordern zu sein. Und wer diesen GcsichtS- punct festbält, wird sich jedenfalls auch aus fruchtbarerem Boden bewegen, als wer alle die Lsterberge. Ostergelächter, Ostersprünge u. s. w. sammelt und daraus aus dir Verbreitung der Verehrung der Göttin Ostara schließen will. Wersen wir einmal eine» Blick über die Volksfeste des ganze» JabreS und sehen wir zu. in welchen Jahreszeiten eigentlich Feuer aus den Bergen flammen, so werden wir viel leicht am ehesten z» einem Schlüsse aus ihre Bedeutung ge langen können. Solche Kcstseuer kommen mit ganz ver schwindenden Ausnahmen nur in der ersten Halste des IahreS und auch hier noch nicht in der ganzen Zeit von Weihnachten bis zum Johannistage, sondern eigentlich nur vom Funken sonntage (Invoeavit) bis zum 24. Juni vor. Wo bei herbst lichen Bräuchen einmal ausnahmsweise in einem engeren Kreise ein Feuer vorkommt, können wir ruhig annehmen, da j dasselbe nur den Festbrünchen der Frühlingszeit entsprechend angczündet wird und eigentlich nicht dem Hrrbstfest« selbst zukommt AuS der ganzen Zeit, in welcher besonder» die Festseuer Vorkommen, heben wir besonder» drei Tage herau«: der Funkensonntag, Ostern und der IobanniStag. Die Maifenrr am WalpurgiSlage und die Psingstfeuer sind weniger ver breitet. Wir wollen uns heule die Osterfeuer etwa» näher ansehen. Dieselben finden sich vom Ostersonuabend bi- zum OsterdienSlag. Sie haben allenthalben eine heiligende uud reinigende Bedeutung. Bald beißt es. baß so weit sie leuchten oder so weit ,hr Rauch ziebt, die Felder fruchtbar werden und frei bleiben von Gewitterschäden und Ungeziefer, bald trägt »:c»i die brennenden Scheite um die Felder oder steckt sie in die Saat, um derselben da» Gedeihen zu sichern. Ebenso groß wie ikre Verbreitung ist ihr Alter. Auch wenn unS nicht ausdrückliche Zeugnisse dafür vorlägen, würden wir ge trost ainiebiiien tonnen, baß di: Osterfeuer in die Heidenzeit unsere? Volke? binaufreichc». Der Aiiserstebiinzsglaube der christlichen Kirche, der ja mit dem Wiedercnvachcn der Natur im Frühling Hand in Hand gehl und sicher in einen, Frnblingbmylhu- wurzelt, erscheint schon in sehr srühcr Zeit verbunden n»it dem heidnischdeutsche» Osterfeuer. Die Viqilie am EbarsamStage war in der alten Kirche bc'ood-r« feierlich. Dann fand nach vorheriger Weihung de» TanswasserS die Taufe der Katechumenen statt. In da« Tauswasser wurde die nach Aullvschung sämmtlicher übriger Kerzen und Lampen am Gründonnerstage einzig u«d allein brennend erhaltene, riesige, mit den heiligen jrreuze-nägeln geschmiickke Oslerkerze dreimal hineingesenkt, sodaaa wurde sie neu angezüiilet unv mit ihr das Feuer sämmtlicher Lichter »nv Lampe» erneut. Z» Bonisacius' Zeit war m veukschen Kirchsprengeln bereit» rer Lamal» in Rom noch unbekannlr Brauch ausgekcmm-n. da- neue beilig« Feuer durch Schlagen au» einem Ck-ine oder durch e>n Brenngla- von Krypall her- vorzurusen, feierlich zu weihen und daran die Oflerterze an- zuzünde,-.. Später, unter Lev V. (847—855) hatte diese Sitte bereits allaeineiiiere Geltung Von dem neuen Feuer wurde ans Volk anegelbe,!! Noch spater gewann namentlich im Norden d r Brauch »» Allgemeinen folgende Gestalt. Um Charsam-tage wurde z. B in Dänemark im Kirchthurme, aus de« Kirchhofe, oder aus einem andere» Platze unweit der Kirche Brennholz, da» gewöhnlich scheitweise von Hau- zu Han» gesammelt war, zusammengetragen, dieser Holzstoß mit au» dem Steine geschlagenem Feuer angezündet unv in demselben alle- Heilige im Lause de» Iabre- übergeben» Ort (Ehrisam) unv Salz verbrannt. War dann vom Priester da» Feuer geweiht uud da» von den Gläubigen in Flaschen »iitgebrachtr Wasser gesegnet, so wurden einige glühende Kohlen >n da» Welhrauchsaß gelegt, lichterloh angedlaiea und hierau» mittelst einer großen Wachskerze da» neue Licht gewonnen, mit dem dann die ewige Lampe unv alle Lichter der Küche wieder entzündet wurden. Daraus strömte da- Volk hinzu, » wurde ihm von dem lieugeweihten Weihwasser auSgelheilt >»d viele kohlten an den» geweihten Feuer einige Fuß lange Psäble oder Scheiter a» und trugen sie sammt den vom Holzstoß« übrig bleibende» Kohlen mit sich nach Hause, wo rin Theil der Psäble und Kvblen in den, damit neu angezün- dete» Feuer verbrannte unter einem Gebete, Gott wolle vie Hofstatt vor Feuerschaden, Blitz und Hagel bewahren. So erhielt jede- HauS .neue» Feuer". Ei» anderer Theil wurde da» Jahr hindurch ausdewahrl und bei schwerem Gewitter aus da» Herdseuer gelegt, damit der Donne»keil nickt in-HauS alle, oder unter da» Dock gesteckt, um als Schutzmittet gegen da« Wetter zu dienen. Ein dritter Theil endlich wurde aus die Aecker, Gärten und Wirsen gebracht mit dem Gebete, Gott wolle diese vor Mißwuchs und Hagel behüten. In Böhmen legt man die auSgeglühlen Brände auch in den Stall oder unter die Stalllbür, um da» Vieh vor Schaden, die Milch vor Zauber zu schützen, und in der Altmark bemihl man die Asche deS OslerscuerS als Heilmittel gegen Vleh- krankheitrn. Ein eigenthümlicheS Gepräge bekommt der Brauch des OsteifeuerS noch dadurch, baß in ihm bisweilen eine hölzerne Figur verbrannt wird. So in Oberbayern, wo die Puppe der .IudaS" und der ganze Gebrauch .IiidaSbrennen" beißen. Im Lechrain und in Tirol, wo die Puppe längst verschwunden ist. ist wenigstens der Name bestehen geblieben. Bei all diesen Gebräuchen ist a» die Stelle de- heidnischen ein christlicher Hintergrund getreten, was noch um so deutlicher wird, alS ja der zuletzt erwäbnte Brauch sogar eine Gestalt au» der christliche» Sage euisührt. den Veriätber IudaS Ader keineswegs bei allen Osterfeuern tritt daS Christliche in solcher Weise in de» Vordergrund. Noch in Verbindung damit stand da» Verbrennen de» Ostermanns zu G ggenhausen bei Freising unv «n Alijkirchen bei Erding. Dasselbe geschah hier am Ostersonuabend AbeudS zwischen neun und zehn Uhr nach der Feier der Auserstchung. Die Burschen deS Dorfes verbanden eine lange Stange oben mit einer Querstange und umwickelte» dieses Gcripp ganz mit Slroh. so daß eS einem Mann mit Kops und auSgcstreckken Armen ähnlich war. Ueber de» Kops befestigten sie ein Beneviclenkreuz. Da» Ganze hieß der Ostermaiin. Sie pflanzten ih» aus einer Anhöhe, eine Viertel stunde vom Torfe entfernt, i» den Bode», steckten um ihn herum mit Stäbe» je nach ihrer Anzahl einen Krei« von zweihundert b>4 dreibundert Fuß im Durchmesser ab unv stellten sich um diesen Krciö in gleichen Abständen von einander aus. Kein Dvisbursche unter achtzehn Jahren durste daran theilnehine». Inzwischen hatte rin Bursche im Kreise, nahe am Ostcrman», eine geweihte Wachskerze aus den Bergen angezüudel und hielt sie in Bereitschaft. Ein anderec, eigens dafür gewählt, gab da» Zeichen zum drei maligen Umlaufen de» KreiseS. Während des dritten Umlaufs ries er „Holtrei!" (Neckt- rein!), und nun liefen alle aus den Ostcrman» zu. Wer ihn und die brennende Kerze zueist erreichte, durste ib» anbrennen. Ta war Jubel, bis der Osterinanii ganz verbrannt war. Dann wählten sie Drei au- ihrer Mitte, und jeder derselben beschrieb mit einem Stabe dreimal einen Kreis aus dem Boden um die Asche ber»i», soweit sie reichte und bann verließen alle den Piatz. Am Ostermontag sammelten die Bewohner Le- Dorfes die Asche, ftieule» sie aus ihre Felder und besteckten diese zugleich Mit Palmenzweigen, welche am Palmsonntag geweiht, und mit Holzstäbchcn, welche am Charsreilag gebrannt und ge weiht worden waren, um ihre Felder gegen Schauer zu schütze». Im Müiisterlande werde» die Osterfeuer jebeSmal auf bestimmte» Hohe», die davon Osterbcrgc oder P iSkeberge (von Passab) heißen, angezündet. Wenn die ganze Gemeinde versammelt ist, schließen d>e vciheiralhete» Hausväler um de» Holzstoß «inen Ring, den die Jünglinge und Jungfrauen in weilem Bogen, Osterpsalnicn singend, umkreisen, bis mit dem Zusammenstürze» de» FcucrS für sie der Augenblick naht, dasselbe zu durchsxringen. Die Feier endigt mit einem drei maligen Umzuge ui» die Kirche unter Absingnng geistlicher Lieder, und mit dem Umläufe der Knaben, welche brennende Slrohbündcl über die Kviiisriber trage», um dadurch Frucht barkeit für dieselben zu erwirken. In Niederdcutschland fehlen selbst diese Beziehungen deS OsterseuerS zur Kirche, und dasselbe sieht durchaus selbstständig da. So das aus hohen Plätzen angerichtele holländische Paaschvnur, durch das ge sprungen wurde. In Oldenburg hat jede Straße ibr eigene- Osterfeuer, in Delmenhorst gab cS sür vie ganze Stadl ein einzige- gemeinsames, beste» Mittelpunkt zwei mit je zwöl Tbcerkaniien besetzte Bäume bildeten, welche von Knaben mit Strohriezen, d. h. lü—15 Fuß langen unv etwa 5 Fuß mit Stroh umwickelte» Bohnenstangen, angezüudel wurden, nach dem sie die zuerst brennenbe im jubelnden Lause längere Zeit um den Scheiterhaufen heruingclragcn haben. Im Schaum burgischc» sieht man meilenweit von den Bergen die Oster seuer leuchten, deren Mittelpunkt ein Theersaß auf einer strobuu»vnlideiien Tonne ist. Einen herrlichen Anblick ge währen auch die Osterfeuer deS HarzeS, deren man sonst oft bis sünszehn von einem Puncte anS leuchte» sab. Heute sind sie im Südharze säst verschwunden, nnv auch in dem »örd lichen Theile beginnen sie schon seltener z» werken. Die Art der Herrichtung ist in den cinzelncn Thäler» verschieden doch wird meist Strob und Reisig ui» einen dazu ausgerichteten Baum aufgeschjchtct. Eine» eigenarlige» Reiz enthält der Anblick der Feuer noch dadurch, daß oftmals brenn-nbe Tbeer- tonnen von den Höhen hinab gerollt werde». Im Halber städtischen zündet man die Tbcertonne» am liebsten >»>t alten Besen an. In Osterode sucht jeder einen tüchtige,, Brand zu erhaschen und springt damit herum. Je bester diese Fackel brennt, desto mehr Glück wird ihm selbst, desto mehr Segen dem Lande zu Theil. In Grund finden dann sörnilichc Fackclläuje statt, bei denen man zuletzt uni den Ort herumzieht. In Dasiel im HildeSheimischen erleidet der Brauch de» TonnenrollenS insofern eine Abweichung, nl- durch die Mittelpunkte der beiden Böden eine Stange gesteckt wird, welche so die Längs achse darstellt. A» jedem Ende der Stange saßt ein kräftiger Bursche an. und dann lausen sie zusammen, nachdem die Tbeertonne in Brand gesteckt ist. in eilendem Lause, die Tonne zwischen sich tragend, die Höhe hinunter. Ist der Stiel durchgebrannt. so wird die Tonne weiter hin gerollt. Ist sie im Tbale anaekominen, so entzündet man an ibr Birken» äste, die bi- zum Erlöschen über die Kopse geschwenkt werke». Ein eigenlbümbcher an da» 2 üeibeiilre'bes e lauernder Brauch ist daS Bolzenlreibe» bei Mittenwald in Oberbayern. Hier wird daS Osterfeuer aus einem steilen Hügel anaezündet. Die jungen Männer besestigcn an eine Ruthe einen hölzernen Pfeil (Bolzen), besten Spitze ,n Pe<b einaetaucht unv ange- zündet wird N>» wird ti» Ruthe so geschwungen, daß der Pfeil hoch »i die Lust fährt und bei der Nacht einen schönen Bogen beschreibt; dabei spricht man: z: „O du mel liebe Sch-.brat Wo null e di heil y> «reiben? I d Mittewalde G'mae. I warS ich», wem > Mae lD. Watburg) ganz allae." I» Ocoau in Oberbayern werden wie am Fuiitensoiiiitag wirkliche Scheiben geschlagen. Der dabei übliche Reim lautet: Sch ibeo will > treiben, wie» lcho, wem i moe rpele») Kneter emumes la« lv»!S Jahr guet, . < So dar si « guet; Görs Jayr net guet. Wir» Hs net sür übel haben." Wahrend die Burschen Scheiben trieben, sotten die Mädchen reibe Eier am Osterfeuer und schenkten diese dann den Burschen, in dem Glauben, daß sie sich dadurch deren Liebe icherten. AnberwärlS wirst man ein Eichhörnchen in da- lnnmende Feuer. Vielleicht haben wir darin ve» Rest eines ^psetbrancheS zu finden. Dieser würbe dann aus Donar deuten. In den letzten fünfzig Jahren ist die Sitte der Osterfeuer immer seltener geworden. In ganzen Landstrichen findet sie sich schon gar nicht mehr, in anderen ganz verschwindend eiten. Im Allgemeinen ist rS auch hier, wie bei BolkS- iiten meisten- der Fall, daß die Bewohner von Gebirgs gegenden zäher am Allen sesihalten. Hierbei kommt aller dings noch >n Betracht, daß gerade der Brauch deS Feuer- anzünden« in gebirgigen Strichen ein eigenartigeres Gepräge leicht bekam unv darum schon noch tiefere Wurzeln schlug. Gleichwohl steht gewiß in nicht zu fernen Jahren die Zeit bevor, wo keine Oslcrscuer mehr slaminen werden und unser Volk dieselbe» nur noch auS Schriftwerken der Bergaiigenheit kennen wird. Al. Tille. Die Deutschen in Oesterreich. * Die Lage der Deutschen in Oesterreich gestaltet sich immer „naUnsligcr. Die großen Ereignisse, welche sich mit rasender Eile vor »nsercn Auge» abgcipielt haben und alle nnlere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen, ließe» die Deutsche» Oesteri-ichS gew'sserinaß-» sich selbst verg ffen. Eö ist Zeit, daß sie bei sich selbst wieder Einkehr Hallen. Freilich, wa lk da i» Erfahrung bringen, ist wenig tröstlich. Selbst die in, Grunde kurze Spanne Zeit, in der aller Angen nach Denlschland gerichtet waren, brachte Ereignisse in, Inner», welche deutlich von der Verschlimmerung der Lage Keniitiiiß geben. Ter Tod Kaiser Wilhelm's, da- Auftreten de- neue,, deurschc» Kaiser- Friedrich, die Krieg-- und FliedenSa»isichten, Alle- ,st sür die Deutschen in Oesterreich von höchstem Belang. Tie Erneuerung des Bündnisse» zwischen Deutschland unv Oesterreich, wie e? sich unter dem Einfluß de» Thronwechsel» gestaltet — eS war ihrer Vollen Tbeilnahme werlh; denn »och in späte» Tagen wird der Einfluß dieser Ereignisse aus unsere Lage in Oesterreich sich äußern. KeüieSweg- aber dürfen die Deulschösterreicher aus da« Hobe Ansehen deS dculsche» Volke-, aus die Fülle seiner Macht, aus die Stammverivaiibschast, aus die Ausgestaltung deS Blind »isieS sür sie selbst und sür ihre Wohlfahrt eine Karte setze». Sie müsse» auS sich selbst heraus vie Widerstände im Innern Oesterreich- überwinden, die ihrer nationalen Entwickelung 'kindlicher and mächtiger ol« jemals gegenüberstchen. Er ringen sie hierin die Palme, richten sie sich selbst wieder aus, dann erst werden jene Beziehungen zu Deutschlands Reich und Volk ihnen zu reichem Segen werden. Darum ist eS wobt gerechtfertigt gewesen, daß sie eine Weile ausblickt-n vo» ihrer Arbeit. E» ist aber auch hohe Zeit, daß sie sie wieder in Angriff nehmen. Die Gegner im Innern entwickeln sich immer mehr. Sie nützen niehr und mehr die Nmstände au? und machen sich dieselbe» dienstbar. Wenn durch daS SanitätSgesetz in Böhme» czecbische Aerzte i» deutsche Gebiete tominen. wie schon czechische Geistliche und Beamte dort sind, so ist die» nicht mehr blo- die natürliche Folge deS Vor handensein? der Cz-chen in Böbmen. Gleicherweise wirkt die czechische Mehrheit im böhniilchen Landtage, welche die Kraft der deutschen Minderheit völlig labm legt. Die Deutschen suchen durch den Austritt auS bei» Landtage ibre Kraft frei ti mache». Der Versuch wirs aber langer Kämpsc bedürfen, uni zn>» Ziele zu gelangen. Mittlerweile werben sich wie beim SaiiilätSgesetzc die gegnerische» Angriffe nur verstärken, »nd wie langsani auch sie sortschreiten, manche Erfolge sind ihnen sicher. Man denke an die Verländerung des GewerbeschnlivesenS und deS VolkrschiilwesenS, welche beide ii» Zuge sind. Je mehr die Noll»ve»bigke,k an die Regierung zwingeiid hcranlritt, im Heerwesen die stramme Eentralisation aufrecht zu erhalten, desto größer wird die Bc»suchnng lein, in allen anderen Ge bieten deS SlaatSwesen». an die Verländerung Zugeständnisse zu machen, will ander- die Regierung sich ihre bisberige Mehr heil erhalten. Darum erneuern sich den» auch fort und fort die föderalistischen Bestrebungen lo wie in Böhmen auch in Mähren, wo die Abänderung der LandlagSwahlordnung wieder in den Vordergrund tritt. Mit Ungestüm trete» die Slowenen aus, und cS gelingt ihnen »icbr und mehr, selbst in Unter steiermark die einflußreichen Stellen einzunehmen. Trotz de? Widerstandes der winbischen Bevölkerung Kärnten» wirk auch dort der nationale Friede immer unsicherer. Von Zeit zu Zeit vernimmt man von neue» Gründungen vo» Ortsgruppe» der slawischen Schulvereine. In Krain selbst sind die Deulschen schon völlig »»»ivlodt gemacht, und selbst die deutsche Stadt Gollschcc ist nicht mehr von einem Dentschen im Landtage vertreten. Und waS läßt sich von de» Deulscheii Oesterreichs selbst sage»? Die deulschen Klerikalen verwickeln sich »inier mehr in ihr Bünbniß mit den Slawen wider die StammeLgenoffen. Der L echtensteiii-Aiilrag ist daS sicht bare Zeichen dieses Bündnisses, und wie sich mehr und mehr herauSstcllt, wurde er von den Klerikalen geradezu alS Kraftprobe sür dieses Bündniß eingedracht. An diesen, Anträge wollen die Klerikale» erproben, wie weit sie im Stande sind, einen Tbeil der deutschen Bevölkerung n»t sich sortjureißen bi» zur völligen Entäußerung jede» nationalen Empfinden». Und wa? man da gewahr wird, da» muß au' da» Höchste betrübe». E n ansehnlicher Theil de» deulschen BolkeS in Oesterreich überläßt sich willenlos der Führung der Römlinge und leistet Handlangerdienste bei der Fcsiersck>ürzung deS Bunde? zwischen Klerikalen und Slawen. Siebt man aber nach Wien, der Hauptstadt deS Reiche?, dem Vororte de» DeutschlhnmS in Oesterreich, den« geborenen Vorkämpfer der deutschen Cullur in diesem Streite Aller wider da» tentsche Volk, erblickt man kort da» deutsche bewußte Biirger- tbum keineswegs aus der Höhe seine Ausgabe. Die letzten GemeinderalhSwahlen sehe» neben den zersetzenden Einflüssen der sogenannten .bemvkratifchen" und der antisemitischen Richtung sogar da» nackte Ezecheuthuin daS Haupt erheben. Hochwasser. * Die Nachrichten über da» Hochwasser nicken immer noch sehr krude. a»ck wenn sich glücklicherweise der Verlust an Menschenleben al» übertrieben erweist. E? sind da in der ersten Aufregung manche Uebcrtreibungen untergelausen, di« sich allerdings leicht erklären lassen Dagegen ist der Verlust an Vieh, Vernichtung an Land und Häusern sebr bedeiltenv In Bezug aus da? Elbr-UeberschwemmungSgebiet in Dömitz schreibt Ludwig Pietsch in der „Vossiscken Zeilung": „Mindesten? l >«' Häupter Viel, sind kort ertrunken Nur ein bewohnbares HauS soll im ganzen Dorfe geblieben sein. Aber auch dort wie überall in diesem UeberschwemmungSgebiet ist kein Menschenleben verloren gegangen Alle jene Gerüchte, welche von Ertrunkenen und Umgekonimencii, noch außer dem armen Pionier, de», Opfer seiner Pflicht, erzählt haben, ind grundlos gewesen." Dieser Autor hak eine Fahrt mit dem Sette-Dampser ..Joseph Nuston" nach dem UeberschwemmungSgebiet unter nommen und schildert diese Fahrt sehr anschaulich. Der Schilderung entnehmen wir Folgende-: „Nicht jetzt, wo der Dampfer nur wenlge Minuten verweilte, ober Nachnnliags bei der Rückfahrt, die hier durch einen längeren Auienlhalt unterbrochen «nrde, bestieg ich mit vier anderen Herren da» zu dem „Joseph Rusloii" gehörige Ruderboot, um die zurück- liegenden Theile de» überfluibete» Dorfe- Wootz zu befuchen. Die Fahrt ist auch setzt nicht ungefährlich. Um so mehr, als da» Wasser um 1 bi- Ist, Meter gefallen ist and die Bomnstumpse, die Zäune, beionders die Dräbke zwischen den damit verbundenen Kuvpelzaun- pwüen. und die höheren HauStrümmer dem Boot mannigfache ond nicht immer sichtbare Hindcrmsse bereiten. Die wirbelnden Strom- ichnellen in der Bruchstelle wurden glücklich durchlchnitien, an der großen aiiSge, issenen Eiche ging e- glatt vorüber UnS zwischen Pappeln uud Gartenbäuniea aufmerksam vorüberlootsead, gelangten wir zu den tiefer im Wasser stehenden auSgestorbenra Häusern. Die d-uilich erkennbare Fluihgreoze zeigte, daß da? Wasser manche» Ha»? ln- zur Milte der Dachhöhe, andere bis nahe unter da? Dach bedeckt gehabt hat. Wo man durch die he»aii-gerissenen oder zerbrochenen Fenster in da« Innere der oberen Räume hineinbiicken konnte, zeigten sich überall Bilder der greulichen Verwüstung. AniongS hatte man de» besseren HauS- roth immer l üher und höher tranSPm'tirt und ans den genngwerthigeu gelhürmt. Zulrtzl halte ihn das Master auch dort erreich! und Alles chaoliich durcheinander gewirbelt. So unglaublich eS erschien — wir überzeugten uns, daß manch« dieser HauSiaiel» dennoch wieder oder noch immer bewohnt seien. Durch die offenen Bodenluken sah man da hinaus gcretleieS Vieh; in den obersten Kammern Menschen hai tuen, Hunde und Katzen aus den Fensterbrettern liegend hinau«. schauen. NichlS wird dem bäuerlichen Mensche» so schwer, ak» sich von seiner Hennaih und seinem Eigentbum zu trennen. Ta» hiesige Camilü erfahrt cS in jeden« Augenblick Die hier Untergebrachlcn bcdiängen e» am Dampicrplatze. nm in ihre im Wasser stehenden Wohnungen zurück.-,»kcdren, wo ihrer Krankheiten, Elend und neue- Hochwaster mit Sicherheit harren. Man hat die sehr praktische Maß.egel beschlossen, da man eS den Erwachsenen nicht wehren kann, in ihr Verderben zu rennen, wenigstens das Mitnehmen der Kinder von jetzt ab polizeilich zu verhindern, und verspricht sich davon eine gute Wnkung auch aus die Eltern. Durch die stillen Doisslraßen und über die in der Flulh bcgra- denen Landwege zwilchen den Pappeln «nd Linden glitten wir dahin, überall von «puren der Verwüstung nahe umgebe». Welch ein reizende« Dari muß die« Wootzen im Sommer gewesen sein, mit seinem reichen BaumwuchS, seinen weiten Gärten und üppigen Tristen! Todtenslill lag eS nun da in der leise wurmelndea Floth. DaS wenige Lebendige, waS seine Gebäude noch enthalien, schien ver- tummt, wie noch von dem Schrecken jener sürchterliche» Stunden gelähmt zu sein. Kein Laut von Menichen- und Ttnerstunme wurde hörbar, kein anderer Ton als jencS Murmeln, Plätschern und Gur- geln unserer eintauchenden Ruder, »nd endlich der heuleude lange Pfiff des Ventil« von unserem Dampser, der uns mahnte, an Bord zurückzukehren." Minister von Puttkamer befindet sich jetzt, nachdem er da» NeberschivemmuiigSgebirt der Elbe besichtigt hatte, im Uebersckwemliiungögebiet der Weichsel Hier sieht c» denn auch sehr schlimm auS, wenn auch, wie die „Elbinger Zeitung" meldet, bis zum 28. März glücklicher Weise nur geringer Verlust an Menschenleben bekannt ge worden ist. Desto beduucrlicher ist der ganz bedeutende Ver lust an prächtigem Vieh. Die Statistik wird später höchst traurige Thatsachen berichten. Ein Besitzer au» dem Kcrb?- walve fuhr zunächst Frau und Kindcr nach ver Stadt, wäh rend Rinder und Pferde vor ihm bergelrieben wurden. Bei der Rückkehr konnte er nicht mehr sein Gehöst erreichen, und eö iniißlcn »nsolge dessen Schweine, Hühner. Hunde unv Katzen ertrinken, und wie eS in de» Wohnräume» auSsehcn »lag, kann man sich leicht vorstellen. Manche Besitzer haben aber auch, wie die genannte Zeilung bemerkt, nicht die nöthige Vorsicht zur Rettung ihrer Habe angewandt, weil sic in un verzeihlicher Nachlässigkeit lebten. In einem Dorse der DralisennieLerunq z. B. spielten in der Ungliicksiiachl »och um 12 Uhr einige Leute Karlen, während uin 8 Uhr schon an Rettung nicht mehr zu denken war. An Warnungen hat eS vo» Selten der Presse nicht gefehlt, und eS mögcn die trüben Erfahrungen eine bittere Lehre sür spätere Zeilen sein. Dagegen wird der „Elbinger Zeilung" von der Durch- bruch-stelle bei JonaSbors gemeldet: Der Durchbruch ersolgic oberhalb Lau bi» unterhalb JonaSbors, 50—Kt) w breit und zwar bei der Besitzer Sö»kr'iäiea Scheune. Die Besitzungen von Arndt, Krüger und Sänke sind total ver schwunden. Dabei fand Besitzer Arndt mit Frau und Tochter wahischkiiilich ein Wellengrab. Nach einem Gcrüchie haben sich aus das Dach eines Grundstücks etwa lvO Mensche» geflüchtet. In Maiienburg wurden große Wagen requirirt und hofft man mittelst derselben die Leute zu retten. Kähne fehlen an der Unglücksstätte. Das Ueberfchweninmnqsqebiet erstreckt sich bis Elbing. Auch in der Nudel n»g kan, gestern Nackt zu dem Wasserunglück »och eiue Feuers- bruiist; vernichtet durch Feuer wurde die Besitzung deS Guts besitzer» Ehlerl in KönigSdors. Leider sst das von dem schweren Unglück betroffene Gebiet um Io schlimmer daran, al- da- Wasser im kleinen Werder nur äußerst lauglom abfließt and theilweise mittels Mühlen ausgepumpt werden muß und wohl einige Monate stehen bleiben wird. Den Besitzern Entz und Behrend sind viel Vieh »»d Pierdc bei der Ueberfchwennnung ums Leben gekommen. Ungefähr ans der Halste zwischen Kreuzkrug-Schönwiese und Ali- selde beginnt da- Jnnndatioiisgebikt, dasselbe zieht sich über Katz- nase, Fischau in die Marienburg-Elbinger Niederung hinein. Dc: Bahnmeisteraspirant Hiickel als Elbing söhr» mit 2 Kähnen umher, ui» die noch aus den Tachstühlen befindliche» Bewohner von Katz- nase, Altsclde, Notzciidors, Schlabtau zu retten. Mehrslüiidlich am Tage gehe» Züge mit Lebensmitteln bis Bude 17. Die Verbindung ist überhaupt blos gegen Marienburg unmöglich JonaSbors ist augenblicklich ohne Wasser. Vom Besitzer Sänke sind Siall uud Scheune, vom Besitzer Blum sämmtlich« Gc bäude sorlgefchivemmt. Viele versuchen sich in Backtrögen zu retten. Wölfin man >m kleinen Werder blickt, nicht» als Wasser, Ei- und Dach iiebkl. Es sollen viele Menschenleben zu beklagen seln. — Auch der iiuksieitige Damm Vva Halbstadt bi» Vlumstein ist sehr stark beschädigt. — Sommerau, das eine Bevölkerung von über 400 Menschen zählt, soll völlig verwüstet sein. Die Ortschaft MüSken- bcrg soll so mit EiL eingeschlossen sein, daß cs gar nicht möglich ist. an die Häuser zu gelangen. Wie der Herr Deichinspector mtt- theilte, hat man gestern von Grnnau aus aus einem Dache «ine Fra» mit dem Kinde sitzen sehe», die aber nicht haben gerettet werden können. Aus einem andern Hanse bat ein Mann am Schorn stein -'-sesseit. Alle Anstrengungen, das Eis zu durchbrechen, sind vergeblich gewesen. So widerstreiten sich tie Nachrichten über den Verlust von Menschenleben „nd er wird noch geraume Zeit vergehen, ehe anIbenUsche Mittheilungen >n dieser Beziehung vorliegen. Wir fügen hieran noch folgende Zeitnngö- und telegraphische Melkungen: Elbing, 29 März Das Wasser ,st seit gestern noch um einen Fuß gestiegen, eS sind lirens über 80 Ortschaften über- ichwemnit. Pioniere sprengen da« E>S im Haff. Nach einem Bericht der „Ailpreuß. Zig." ist der Eisenbabiioamm bei Gülden» boden linieripuli. Züge nach Königsberg werden Nicht abgelasse«, wodurch E-bmq völlig itolirt, ohne i«de Bahnverbindung »st. In den »müegcnden Ortschaften ist die Notd lehr groß Polen, 29. März. Da« Wasser der Warthe ist hier noch in andauerndem Elergen; gestern Morgen Hallen wir 0.10, Rach mittag» l) Uhr 6,85. heule Morgen <>'/, llbr 6,54 benie Vormittag 8 Uhr 6.56 Wafierstand. D>: Gr Grrberstraße ist »etzi vollständig, die Wallisckei bis aui eine kurze Stricke in der Nähr drr Wallijchli> blucke, gleichfalls vollständig uberschwr»»»! In Lcr Bi eilen Stiast, beziehungsweise beim Uebersana über die G>. Gcrbrrstraße. find in
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