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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-06
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1888
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Xk-LltiHll Uk- Lrpr-itiill Johauvetgasse 8. Sprechltuiitrn -rr Rr-arlio«: Vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »er für »«« »ichstfolgr«»« N>»»rr »efti««»e» A»frr«t» «» Wochentage« »«« S Uhr «ach»it»«,». a«e«un- un»Krft»a,e«frütz »t«'/,»Utzr. Zu Vru /ilialrn für Ins.-Zln«ah«r: Ott» Ile»«. llniversitttlstraße 1. Vau«« Lüsche. Eelharlueustr. LS pari. u. Käulgsplatz 7, «ur bi« '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnementspreis - vierteljährlich «>/, Mk loci. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen ti Mt. Jede einzelne Nummer 20V Belegeremplar 10 Pf. Bebühren iür Extrabeilagen (in Tageblatt Formal gesalzl- Ohnr Possbe brdciiing 00 Pik. «lt Posipeiorderung 70 Pik. Initiale ssgeipalteite T'etitzeile 20 Pf. Größere Schrillen lau! wss. 2>rkiSverzeichniß. Tabellarischer u. Zissern'atz nam hoderm !or,'. Ntliamen »»«er dem Nrdac «1 on-llrich die Sgespalt. Zeile 50 Ps., vor den F a m, l i e n n a ch r > ch«e n dir «gespaltene Zeile 4>> P> I,ierate sind siel« an d.e <tzz»e»>»,on zu lenden. — Rabatt wird inchl gegeben. Zahlung pr»on„moran>1o oder durch Post, nachnabme. ^ 97. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Die Stücke 14. 15. 16 tc» tiecjährigen RetchS-Gesrtz- ßlkttrs sind bei uns einzeganqe» und werden bis zuin IS. April dS. J-. aus dem RalhhauSsaaie zur Einsicht- »ahme öffentlich au»h8ngen. Dieselben rntbatten: Nr. 1786. Verordnung. betreffend da» Bergwesen und die Gewinnung von Gold und Edelsteinen im süd- westafrikanlschen Schutzgebiet. Bom 25.März 1888. Nr. 1787. Verordnung über die Inkrasls»tzung deS Gesetze», betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und sorstwirthschasttichen Betriebe» beschäftigten Personen, vom 5. Mai 1886, für da» Gebiet mehrerer Bundesstaaten. Bom 28. März 1388. Nr. 1783 Gesetz über die Auslegung de» Artikel» II de« Gesetzes vom 30 August 1871, betreffend die Einführung beö Strafgesetzbuchs für da» Deutsche Reich in Elsaß-Lolhringe». Bom 2V. März 1888 Leipziz, den 3. April 1885. D«r Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel Die Lieferung und da» Verlegen von Granilplatlen und dergl. Schwellen auf de» Fußwegen an brr IX. Bezirksschule, in der Seda»-. Elsässer- und Wettiner Straße soll an eine» Uuteriiehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen und die Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbou-Berwaltung. Rathbau». 2 Etage. Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingrsehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Auh»rghrrstell«ng aa der IX. BezirkSschule" v Och-» ebcudasetbst und zwar bi» zum 2l. April b. I., Nachmittag» 5 Uhr, einzureichen. Der Ralh behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abjulehnen. 1'epzig. den 29. März 1888. De» Vkath» der Stadt Leipzig N> 1201 Stra-enbau-Depatation. Bekanntmachung. Die Ausführung von Trottoirarbetten an der Buch- bändlerbvrse nnd in der Platostraße soll an einen Unter nehmer i» Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Nachhall-, 2. Etage, Zimmer Nr. l 1, an» nnd lönucn daselbst eingesehcn, resp. gegen Entrichtung der Gebühren eittnommen werde». Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirarbeite» an der Bu«hhä«dlerbörse und in der Platostraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zui» 17. diese» Monat» Nachmittag» 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor. sämmtliche Angebote adzulthnen. Leipzig, dm S. April 1888. DeS Rath» der Stadt Leipzig lb Uä3. Straßenbaudeputation. Mesenvcrpachtnng. NiUNg l Iia linken Die der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Wiese» !i» der Flur Leipzig: 1) Abtheil. IS der Ranstädter Dtehweide aus der rechten (von der Stadt au») Seite der Lmdenauer Chaussee an der südlichen Flulhrimie und den Weiden anlagen von 1 da 11,79 » --- 2 Ack. 6 si)R, 2) Abthril. 17 derselben ebendaselbst am Wege vom Kuhlhurm nach der verschlossenen Brücke >u durch die Mitte der südliche» Alulh i 56.07 » --- 2 «ck. 246 IHR. in der Flur bonnewitz: V) Pleißenvorstnthbette Abtheil. Pteißenuser oberhalb der Hoben Brücke aus der Zwenkaucr Chaussee von 17,34 a -- 94 siM.. in der Flur Möckern r 112 de» alten —, ... 4) Parcelle Rr. ^H-uen »lurb«»S zwischen ker abgebrochenen sog. Bauernbrücke und der Thüringi schen Eisenbahn zu beiden Seiten de» von rrsterer nach der Marienbrücke führenden Fahrweg» von einschließlich eine» Stücke» Fluthrinne 2 da 10,2a --- 3 Ack. 239 IHR., 5) Pareell. Rr. de« neue.. Slnrbuch» an der Nable gegenüber dem Rosenthale von einschließlich eines Stücke» Flothrinne 54.1 » --- 293 LUR. Flächeiigehalt sollen zur Gra»-, Heu- und Grummetnutzung mit Aurschluß jeder anderen Benutzung-weise aus die neun Jahre 1888 bi» mit 18»« Sonnabend, den 18. diese» Monat», Dorrnittag» II Uhr, ans dem Rathhau», 1. Etage. Zimmer Nr 16, an die Meist bietenden verpnehtet werden. Tie Versteigerung»- und BerpachlungSbedingungen sowie die betr. Lagepläne liegen in der Expedition unserer Oeko- vomie-Iusprctiou. IobanniSplatz Nr. 9, zur Einsichtnahme au». Leipzig, dm 4. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. iu. W l b. 588. vr. Trvndli, serutti. Vohnungs-Vermikthnng. Di« ln der dritten Etoae de» vormal» Schwartze'scheu Hause» «» der I. vürarrschnle >e. I. je»» der Nntdrrfftüt gedörig. denubliche 8»tzn»UH, beftedend an« 7 Zimmern, 2 Eabiaetten, Eiche, Speise- und Mädcheukammer mit dem ersorderlichen Zubebör. »ird am r». Septnnder d. A, aus «nasch anch schon srüher, nnndteet. Miethkebbaber »erde, »rsncht, mit de» naterzeichneteu Nmtamte I VerneHmr, »» treten. Lech,«». -« 8. «»rtl IR». >»tderG»1t»ckI»nt««i. Oebhordu Freitag den 6. April 1888. Städtische Fortbildungsschule lür Mädchen. Die AnsnnhMr der neu ang«,neideten Schülerinnen eisolgi Montag, den v. Iprll, früh 9 Ubr im Parterreiaole der Schule (Tkwmaskirchhos 24). Der Unterricht beginnt Dienstag, den 10. April, früh 8 Uhr. Leipzig, den 5. April 1888. Dir. E. Reimer. Höhere Schale für Mädchen. Rachprüsung und zweite Aulnabmeprüsanq vt«n«ag, den ». «prtt. S'/, Utzr. Leipzig, den 3. April 1888. vr. W RSldeke. Nealschute Neudnitz. Nachprüfung und zwelle Aufnahmeprüsung Montag, drn v «prtl. 8 Uhr. vr. Theodor Beide, Bekanntmachung. Die Anmeldungen zum Beiuche der sioetbildunaSichule baden !echt;eilig zu geichehen. For>bildung«ichüler, welche sich nicht binnen acht Tagen nach ihrem Eintritte in den Oritverband bei der Schul- direction angemeldet hoben, werden mil einer Sirase bi» zu 10 ^l beleg«. Ebenso werden auch Dienstberrschoslen , Lehrherren und A l beit- gebir m.t 10, im Wiederholungsfälle mlt 20 bez SO bestraft, wetn sie Unterlasten haben, ihre Lehrlinge, Diener und Arbeiter zu rechtzeitiger Anmeldung und regelmäßigem Schuldeiuche anzuhalirn Solche« wird aus Bruod von ß 19 der Localschulordnung hier mit bekannt gemacht. Bohli«, den'5. April 1889. Der Schulvorftan». Juliu« Rudolph, Bors. Bekanntmachung. Blinde und taubstumm' Kinder, welche im hiesigen Schulbezirke wohnen, da« 6. Lebentjahr erfüll! und demnach da» Ichmpsl chiige Aller rrrrich» haben, sind bl» zum 15. April d. I bei Herrn Schul direktor Letz« anznmelden. Bohli», den 5. April 1888. Der Schulvorstand. Julia» Rudolph, Bori. Nichtamtlicher Theil. Die Lrifis in Frankreich. Da» Ministerium Floquet hat sich den Kammern mit riner Erklärung vorgrstellt, welche ein getreue- Spiegelbild ker unhallbarrn, verworrenen Lage enthält. Tie Regierung wknvet sich an alle Republikaner und vertritt koch nur eine Gruppe verselbeu, sie verspricht eine regelrechte Fortentwicke lung und warut doch vor den Gefahren ker Nesoruipolitik, sie stellt deshalb die sorgsam vorbereitete Reform der plötz liche». sprungweise» Veränderung der bestehende» Zustände gegenüber, die Bestimmung de» Zeilpuncle» der Verfassung«, rcvision behält sich die Negierung vor, das bedeutet, daß die Revision auf »nbcstimmle Zeit vertagt werten soll. AIS Hauplangelegenheiten der Fürsorge der Regierung werden bezeichnet die öffentlichen Finanzen, Handel und Industrie, da» Loo» der Arbeiter, die militairischc» Zustände und die iulcrualionalen Beziehungen. Die GcsetzgebungSarbeit wird sich vorläufig aus die Bcralhung eine» GeiiosseiischaflSgesktzcS beschränken. In Aussicht gestellt ist ein Gesetzentwurf, welcher die Einsetzung der weltlichen GerichtSbarkcil für die Kirche bezweckt. Bon finanziellen Fragen sind die Regelung der Getränkesteucr und de» Erbrecht» al» Haupisache» in» Ange gcsaßt. Mit größter Boisichl sind die Worte de» Schlußsatzes gewählt, welcher die Armee betrifft: „Die neue Organisation unserer nationale» Kräfte, die darin besteht, daß wir unsere BcrtheidigungSmaßregeln ve»mchreii, gestattet u»S nickt, unS »ur der Achtung versichert zu halten, die man unö schuldet, sie ist auch eine Bürgschaft sür die Ausrechthaltuiiß de» Frieden», dem wir aufrichtig zugethan sind. Rüsten wir u»S also im Innern und nach außen hin zur Feier de» ruhm vollen hundertsten Iahre-tage» von 1789, zu dem Frankreich Gelehrte. Industrielle und Arbeiter der ganze» Welt ein geladen hat." Mit solchen gewundenen Redensarten führt sich ein Mini sterium ein. beste» Haupt seit Jahren altz der letzte Rettung», anker de» republikanischen StaalSgedanke»» angesehen worden ist; gleichsam der Erbe de» Ministerium» Gambetla. aus raS sich auch die Hoffnungen der Repnblikancr richteten. Floquet ist nickt ol« Ministerpräsident, wohl aber durch die Zcitverhältuiste verbraucht worden, bevor er noch an die Spitze der Regierung trat. Heute kann eine Regierung nicht mehr aus Zustimmung rechnen, die gemäßigte Bahne» wandeln will, von sorgfältig vorbereiteten Reformen träumt und vor der BersastungSrevision zurückschrcckk. Da» Lock mittel der weltlichen Gerichtsbarkeit der Kirche al» Ab- schlagSzahluub an die laute» Forderungen der Umsturzpariei bat heute keine Kraft mehr: mit solchem Flickwcrk läßt sich die aus entscheidende Ereignisse gespannte össeiilliche Meinung nicht abspeisen, sie will Thatcn sehe», und deshalb ist c» ganz natürlich, daß da» Programm de» Ministerium» Flogucl überall kalter Ablehnung begegnet. Die Hoffnung sür die nächste Zukunft ist da» Büuduiß zwischen den Opportunisten und der Rechten, und demgemäß ist eine Interpellation der Opportunisten über die allaeuieine Politik angeküiidigt. Wa» kann Floquet aus eine solche Anfrage unmittelbar nach Veröffentlichung de» RegiernngSprograiniiiS erwidern, al» wa- diese» bereit» enthält- Die Inlerpcllation bedeutet den Einspruch einer republikanischen Gruppe gegen ein Mini sterium, m welchem sie nicht vertreten ist, und bezweckt den Sturz einer Regierung, welche den FractioiiSintcresscii nickt Rechnung getragen bat, also wieder dasselbe Treiben, welche» nun schon seit einem Jahrzehnt zweck- und ziellos fortgesetzt wird. Nehmen die Radikalen da» Staat-rüder in die Hand, dann murren die Opportunisten, und treten diese die Herr- schast an, dann rüsten sich die Radikalen zum Sturm: kommt endlich rin Eompromiß zwischen allen gemäßigten Republi kanern mit Au-schluß der änßerllen Linken zu Stande, dann erscheint Elemenceau auf dein Plan, um der Regierung den GarouS zu machen, und die Rechte unterstützt ihn bei diesem Beginnen. In wenigen Togen findet die Ersatzwahl im Nordvepar- «ement statt, bei welcher Boulanger al« Eandival der Bona- parlisten und der äukerstin Linken auslritt; unterliegt Bon- langer bei dieser, so ist dir Möglichkeit vorhanden, daß Floquet sich eine Zeit lang hält, steqt «r mit großer Mehrbnt, da"» ist da« Zeichen sür di« Umsturzpartet aus der rechte» und linken Seile z»»> Sturm aus die Ueberbleibsel de» republi- kanischen StaalSwesen» gegeben. Die Aussichten scheine» Bonlaiiger al» dem Vertreter deS Gedanke»» der Kammer« ausiösung mit BeisassnngSrevision günstig, und darum ist ker AiUrag kurchgcvruiigen. die Vertagung ker Kammer nur b>» zum 19. April auSzudehnen. Der 15. April wird die Lage klären und dem Ministerium Floquet entweder die erforder liche Grundlage sür Entfaltung einer vorübergehenden Thälig- keit gewähren, oder dieser alSbald ein Z el setzen. Da» Negierung-programm de» Ministerium» Flogucl macht de» Eindruck einer ratblosrn Beschwörung an die Baler- landSliebe von einer Hand voll Leute, die selbst nicht wisse», wa» der Gesammtwohlsahrl frommt. Floquet kennt die Kammer, in welcher rr drei Iabre lang de» Vorsitz führte, hinreichend, um zu wissen, kaß keine Wei-Heit der Welt ge nügen würde, um e» allen Parteien recht zu machen; rr suckle deshalb nach Worten, welche mehr auf die Nerve» al» aus den Verstand zu wirken geeignet sind. Aber die Ausgabe eine» Kammerpräsidenten ist wesentlich verschieden von der eine» Ministerpräsidenten. Von diesem verlangt man eigene Gedanke», Initiative, eine Fnbrinig ker StaalSgeschäste, welche da» Interesse aller Parteien zu erregen im Stanke ist. Floquet bat den Unterschied zwischen beide» Ausgaben nicht erkannt, er will den Geist der Unparteilichkeit >n die Regierung einsühren. Daß die Regierung nicht den Bestrebungen riner bestimmten Partei ausschließlich dienen darf, ist selbstverständlich, aber daraus kommt e» nicht an, sondern daraus, daß alle Parteien die Bemühungen der Regierung für die Gcsammtwoblsabrt unterstützen, und daran ist bei einem Ministerium, de.« radi kale» Grundsätzen huldigt, gar nicht zu denke». Gerade Da», wa» Floquet al» Klippe bezeichnet, die vermiede» werben müsse, stellt er selbst al» Richtschnur sür seine Regierung auf. Der leitende Gedanke seine» Programm» ist die Durch führung demokratischer Grundsätze und die damit verbundene Gegnerschaft gegen die Kirche. Da» mag seiner Ueberzeugiing entspreche», ist aber in einer Zeit übel angebracht, in welcher die Entscheidung über die SlaatSsorm «»gestrebt wird. Von Maßiqung und Vertagung der Liebling-Wünsche will jetzt keine Partei in Frankreich mehr etwa» kören; man will enl- weder Rückkehr zur Monarchie ober Militairbiclatur, oder endlich sociale Republik; die dazwischen liegenden Formen der StaalSorganisation haben keine Anwartschaft ans Unterstützung durch die Medrheit. und deshalb ist da» Bemühen de» Mi 'isteriumS Floquet von vornberein verfehlt. , Caruot wnrde zum Präsidenten der Republik gewählt in der Hoffnung, daß er die Bedingungen ansfiuden würbe, unter welchen die Republik lebcnssäbig gemacht und fest be gründet werden könnte, und die Erwartung war deshalb daraus gerichtet, daß er dieKammer ouslöie» und Neuwahlen anordne» würde. Aber extreme Schritte sind nicht die Sache de» bescheidenen, wohlwollenden Manne», und dock ist mit der Fortführung de» bestehenden Zustande» unter so außer ordentlichen Verhältnissen, wie sie leit dem Prässdenlenwechsel bestehen, nickt au»juko>um>u. Wenn die leitenden Perloneu in Frankreich nicht den Muth finden, von den Bejugittssen, welche ihnen die Verfassung einränmt, entsprechende» Gebrauch zu machen, dann werde» sie von den Ereignisse» hiuweggrsegt. Frankreich ist seit langer Zeit außer Rand und Band und wartet auf den Arzt, der e» wieder zu einem leben-sähigen StaalSwesen macht. T aS Ministerium Floquet hat da» Heil mittel sür de» KraukheilSzustaiib Frankreich» nicht entdeckt, da» ist sicher. * Lkipzifl. «. April 1888. * Der „Reich-- und SiaatSanzciger" veröffentlicht nach stehende», bereit» in telegraphischer Kürze erwähnten Aller höchsten Erlaß: „Der Heimgang Meine» geliebte» Herrn Vater-, weiland Sr. Majestät deS Kaiser» und König» Wilhelm, hat zu einer so überwältigenden Bewegung Anlaß gegeben, wie sie bisher kaum je erlebt worden ist. Um seinen ruhmvollen Kaiser trauert einmülhig daS ganze deutsche Volk, da» mit Ihm den milden und gerechle» Herrscher, den weise» und kraftvollen Leuker seiner Geschicke, den Wiederbegründer seiner Einigung verloren hat. Fast alle fremde» Nationen aus dem weiten Erdenrund nehme,, Aulheil an diesem Verluste eines Fürste,,. >» dem sie de» sichere» Hort de» Frieden» erkannte» So zahlreich, so mannigsallig sind die Kundgebungen liebe- voller Tbeilnahme, daß e» erst ictzl »ach Wochen möglich gewesen ist, einen Uebcrblick über die große Fülle der Spenden zu gewinne». In alle» Theilcu Tculschland», in ganz Europa, selbst in fernen Welttheilen, wo »ur deutsche Herzen schlagen, ist gcwetlciserl worden, dem theurc» Entschlafenen dir letzten Zeichen der Liebe und Verehrung, wie sie Mein hockleliger Herr Bater in, Leben so oft erfahren, nun auch >m Tobe darziihringen. Ein erhebendes Dcukmal bildet die Sammlung Von herrlichen Palme», Blumen nnd Kränze», welche in ihrer zum Theil kunslvollcu Herstellung bei der feierliche» Aufbahrung der Leiche im Dom wie a» der Ruhestätte im Mausoleum zu eine,» beredten Schmuck wurden. In Adresse» von a-schniackvoller. oft künstlerischer Ausstattung habe» Verbände. Gemeinte» und Eorporationen, wisseufchaslliche und Ku»st-I»sttlule. Vereine und Innungen ihrem Schmerze über da» erschütternde Ereigniß Ausdruck gegeben. Noch bat die Menge der Beileid», bezeiguiigen i» Zuschrislen, Gedichten und Telegrammen nicht ihren Abschluß gesunden. Rübrend und ergreifend sind solche Beweise wahrer Trauer und inniger Tbkilnahmc sür daS wunde Herz de» SobneS, tem sie in dieser Zeit de« liefen LeibS lindernden Trost »»d erquickende Slärknng gewähre». Sie crmnthige» Mick aber anch, an die schwere» Ausgaben Meine« Fürstliche» Berus» al» Erbe der Krone vertrauensvoll heranzulreteu und a>» ein thenere» Vermächlniß Meine» unvergeßlichen H-rr» Vater» »ach Seine», Borbilde an der Wohlfahrt de« deulschen Belke» mit allen Meinen Kräflen sortzuarbeiten. In diesen Empssii- düngen drängt eS Mich, Allen, welche durch ihre herzerhebön- den Kundgebungen da» tl,euere Andenken de» dahingejchicdenen Kaiser» geehrt haben, Meinen ausrichtigsten herzlichsten Dank auSzusprechen. Ich beauslrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kennlniß zu bringen. Charlottenburg, den 4. April 1858. Friedrich." An den Reich»kanzler. * Di« kaiserliche Ordre an den CulluSminister, wonach dieser die Vorbereitungen sür »nie» würdigen Umbau de» Berliner Dome« treffen soll-wird mit Reckt al« Bewei« dafür ausgesaßt, daß eine Hineilziehuiig de» Donibau» in die Pläne für ei» NalioiialtenkiiiaEKaiser Wi.hcliu'« uichl statt 82. Jahrgang. finde» soll. E» ist erfreulich, daß aus diese Weise rasch der ronsessioiielle Zankapfel beseitigt worbe», der in die DenknialS- Biigelegenbkit biueingeratben war. Wa» den Umbau de» Tom« betrifft, so war schon i» den siebziger Jahren eine Eoncurrrnz dafür au»geschriebeu. sie bat aber zu keinem Ergebniß geführt. Für da» Campo Santo, die Begräbniß- tätte de» königlichen Hause», war damals sogar seiten» de» Abgeordnetenhauses bereu» die Bewilligung der ersten Rate zur endlichen Au»sühruiig diese» Plane» Friedrich Wilhelm'» IV. erfolgt, da» Geld ist aber z»,n bei weitem größte» Theil uiivcrwendet geblieben. * Die NothstandSvorlagr soll dem preußischen Abgeordnetenhaus «USbald nach seiner am Mittwoch bevorstehenden Wiedereröffnung zugchen. Die letzten Ent schließungen über drn Inhalt werden indessen erst nach der Rückkehr de» Minister» de» Innern auS een NothstanbS- gegenden zu erwarten sein. Die letzte Nollstandövorlage (vom Jahr 1876) hatte zur BiiSbesstrung der Schaben unb llntrrslützung der Nolhleidende» 5>/, Millionen Mark gefordert, wovon ein Tb'il nur al- Da,lehn gewährt werden sollte. Bei dein ungleich größeren Schaben, der in diesem Jahr angerichtel worden, wird inan auch die Auswcntuug ent sprechend höherer Mittel erwarten müssen; eine genauere Specialisirung der einzelne» Verwendungszwecke wird augen blicklich allerdings noch nickt möglich sei». E« ist wohl selbstverständlich, daß cie NolbstantSvorlage die schiieUi'ic zulässige parlamentarische Behandlung erfahren wird. * Zu den deutsch-französischen Beziehungen schreibt die .Nationalliberale Corresponöenz": In der sranzösiichkn Presse sind neuerdings an» Anlaß der wür dige» und achtungtvollen Hattung FiankreiL» qtg-iiüuer den schweren EchicklalSschlägen. welche uns betroffen haben, viellach Beirachiungen über daSBerhiltaiß zwischen Deut i »land und Frank reich angestklll worden. Nach denselben müßte inan annehmen, al« sei e» den, sranzöstlcken Volke gelungen, die bitteren Erinnerungen von 1870/71 einer höheren A»ssiiss„»gSweise »»lerzuordnen, wahrend de, den Deutschen der traditionelle Haß gegen den „Erdseind" „n- verändert kortbestrhe und »ichl einmal die sonst in der ganzen civili- sirlen Welt sprichwörtliche Großmuld de» Siegers habe aulkommen lasse». Auch den einsichtigste» unter unser» Nachbar» gilt e» als ouSgemackit, daß wir eine» VernichliingSkrieg gegen Frankreich planen, für welche» wir ui>» nur noch de» rrchien Zeupniicl ausluchen. Man hat in Deutschland jene Haltung Frankirichs anqesichl« de- Garge» unsere» großen Kaisers allgemein tank- önr anerkannt und über einzeln.' Mißiöne gern hiiiweggcskhen; oder dal sann uni nicht hlndein den Kerl,eiern jene» llrlheiis über Deutschland und Frankreich den verdäiignißvoNen Fehler ihrer Schlnblolgemnqen vorzudallen. D»sir Fehler besteht darin, baß sic weder un», »och sich lelbst genügend kennen oder kennen wollen. D,e „Broßnuith de» Sieger»" Hai Deinichland im ersten Iährzelmt nach den» Kriege mch! allein durch ein weite» Em- gegeiikoinmen seiner osflclellen Politik, sonder» auch durch eine an'- richlig ver'ühnliche, ja sreunbschasiliche Besinnung der ganzen Bevöl kerung in reichem Maße bewahrt. Wir ließen un» in >enen Ial r a von der Hoffnung leilen, daß der gekränkle Stolz unserer Nachbarn sich allmälig beruhige» und daß „n gleichen Maße auch der Rr- vanchegedanke sich abschwächen werde. Diele Hoffnung hat sich als »nbrrechiigt erwiese», die schlechte Laune unserer Nachbarn gegen uns ist ilnmer iiilensiver geworden, und lm vorige» Jahre waren wir nahe daran, von idneir mit Krieg übercoge» zu werden. W,r müßien lügen, wenn wir behaupten wollir», daß die allgemeine Slimmunq in Deutschland gegen Frankreich heute noch edenlo freundlich wäre, wie vor zehn oder sünszeh» Jahren. Nicht eiu „traditioneller Haß", den wir überhaupt Nicht kenne», ist unverändert geblieben, sondern unser Volk ist ungehalten darüber, daß Frankreich und Frankreich allein uns zwingt, unsere Kriegtrüstunq in» Ungemessene zu steigern. Freilich, die» gerade ist es, wa? lene Stimmen der sranzösi'chen Presse beste,,len; ober an diesem Puncte kennen oder beachte» sie eben die Instincie ihres eigenen Volke» nicht. ES mag ja Männer in Frankreich geben, welche den Degen einer sriedlichen Eutturentwickeliing höher schätze» al» die AuSwetziing der Scharte, die Frankreichs kriegerischer Ruhm erlitten, oder lelbst al» die Rückeroberung der verlorenen Bebielo- thelle. Aber wo ist Derjenige, der den Mutt, hätte, seine» Lands- leuten zu sagen, daß der Frankiurler Friede» alö danrinde G.uiid- läge s»r »in friedliche- Zusammenleben der beide» Nachlaivöllce anerkannt und heilig gehalten werden müsse'? Im Begcnlheil »t ja sonnenklar: kein wirksamere« Zauberwori ist sur die Massen in Fr'nkreich denkbar al- die Befreiung Eliaß-LoldiiiiqenS. tt»d was dieie Massen bedeuten, davon haben die Vorgänge neuester Zeit einige Ahnung gegeben. Ilnler dielen Umiiäiide» möien ,S un» auch die besseren Beister »ni-r den Franzosen «ich, verargen, wenn wir ihnen gegenüber kühl bis an« Herz hinan bleiben und den Welisriedcn auf unsere Weise io lange wie niöglich zu erhalten suchen. *Mil Bezug aus den neuesten italienischen Zwischen fall — die angebliche Beschießung de» italienischen Schisse« „Eolscrino" durch ein französisches Kriegsschiff — schreibt die „Kölnische Zeitung": „Wir wolle» aber nicht verhehlen, daß wir di-se Sache nicht mit dem gemüihlichen Humor anzulehen vermögen. Nie es die Mehrzahl der volililchrn Blätter, wie cS nameiillich die deutsche Presse in> Durchschnitt zu thun beliebt. D>e Sache geht u»S sehr nahe an, und dir luftige Stimmung, in welcher einige deutsche Blätter d»riv die Solseriii0'Gc1chichte versetz! wurden, scheint un» zu beweisen, daß über die Ausgaben des Dreibundes und die Lcrpslichiiingen seiner Theilnelimer unrichtige Anschauungeu herrschen. Darüber ist man ja längst wohl einig, daß bei einem Uebersoll DeuischloiidS oder Oesterreich- durch eine andere Macht Italic» zur Hilfeleistung ver pflichtet wäre. Dieser Verpflichtung Italiens enttprechen selbst- verständlich gleichwicgende Verpflichtungen der beiden anderen Mächie, und e» ist im Besondere» ganz zweiielloS, daß, wenn Italien vo i Frankreich niigcgrissc» wird. Teuttchlanü ihn, zu Hilsc kommen muß. Ein sraiizöiisch italienischer K> eg also würde uns mil der gleichen Noll Wendigkeit in Müleide,,schast ziehe» wie ein russisch, öster- re chill rr. Wir haben also ein sehr praktisches und sehr ernfte- Inlcresse. die sranzösisch-iialiciisschc» „Zwsschensälle" mit aller Aus- incrkianikeit zu veisol..c» und die geiaiiiinic Bestallung der srcnizösisch- »alienilchkn Beziehungen zu beobachten." Hierzu bemerke» die officiosen „Berliner Politischen Rach richten": Wir reproduciren diese Warnung, mell dieselbe un» zeitgemäß z» lein scheint. In der Thal, wir habe» guten Brund, die Eni- Wickel,»iq der Dmae zwischen Italien nnd Frankreich mit Interesse zu veriolgen. Daß zwilchen uns und Italien ein Vertrag besteh!, ist jurü, publici, es kann also anch keinem Zweifel unter- liegen, daß wir Verpflichtungen gegen unteren Bunde», genolsen baden. Aber auch selbst wenn keine schriftliche Bindung jnr uns vorhanden wäre, die Solidarität unlerer und der »alienilchen Interessen wurde uns zwinge», wenn Frankreich über Italien her- lallen sollte, un» an die Seite de» letzteren zu stellen. Auch der philifterhasiefte Deiitlchc maß sich darüber klar sein, daß, wenn an den Alpen „die Völker a»le>nanderschlaqen", der Deutjche „ichl „am Fenster stehen und sein Bläschen auSirinken" bars. ' Wie seiner Zeit berichtet, war vom Moskauer Schwurgericht rin Pollbeam ter, welcher 120 OOORubel gestohlen hott«, sreigeiprochen, obgleich er selbst geständig war. E« hcwbellr sich um rin Wertbvacket, welche« Billet» der Orienlanlritz» im angegebenen Betrag« enthielt und vo»
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