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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-10
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1888
- Autor
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«Urfchelnt täglich ftüh S'/, Uhr. Hrdartion und Lrprditiou Iohanacsgasj» 8. SprrchÜundrn drr Nrdarti«»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. W, »u »iickg-d« «>», -t«»Nn M-ixIcri»«, »»cht sich du -ikd-ctu:» inchl »«dtodUch. Innah«» »rr für -ie nächftk«I»en-« Nnmiurr beftlmmten Inserat» a» vachrulaarn ist« 3 Nhr Nachinitlaa-, anisun- uu»-rttta,r«früh ->«'/,0U«e. Zn dkl, /ilialrn für Ins -Zunahme: ktt« itle««. Un>verfitLt«strab« 1. Vaiit« Lösche. Kathaniikastr. 23^>ar>. a. König-Platz 7, nur bi« '/,3 Uhr. rwMcr.TllgMaü Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Abonnement-prelch vierteljährlich 4V» Mk. mcl. Brinaerloha ü Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gelalzt) ahne Postbriörde-.aing «O Mk. «U Postbesörberung 70 Mk Inleratr 6gespaltene Petitzeile 20 Pi. Größere Schriften laut unf. Preisverzeichnib. Tadellanscher ». Zissernlatz nach höherm Tans. Uerlamrn »nter dem Rrdac ti on-strich die -gespalt. keile dOPk., vor deaFa milien Nachrichten die Kgelvaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die ErpeSitia« z» lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasniimor-iNiia oder durch Post- nachnabme. 101. Dienötag den IS. April 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlinachnng. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle >» Leipzig wohnhaften Suaden, welche Ostern 1887 und Ostern l888 au- einer der hiesigen Volks schulen entlasten worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da- lö. Leben-- jabr vollendet und die Elaste erreicht zu hoben, welche diesem Aller nach dem Plane der Schule entspricht, zu dein Besuche der Fortbildungsschule für Knabe« Verpflichtet sind; 2) dag die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wobnen, bei Herrn Direclor Pütchmann, dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fort dilouiigsschule aushalten, bei Herrn Direclor Or Stoerl an den von genannten Herren öffentlich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu erfolgen hak; >) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 188V, t887 und l833 au- einer auswärtigen Volksschule entlasten worden sind, beziehentlich unter den bei 1) angegebenen Voraussetzungen eine höhere Lehranstalt verlosten haben, ebenfalls znm Besuche der Fortb ldnngSschule verrstichlet unk sofort, spätestens aber binnen drei Tagen nach den» ElUjnae, bei de», Direktor der Fort bildungsschule ihres B-zirk» anznmeldcn sind; 4) da- auch diejenigen Knaben in genannter Zeit angrnreloet werden muffen, welche auS irgend eine»» Grunde von dem Besuche der städtischen Fortbildungsschule entbunden zu sel« glauben; s) dag Eller». Lehlherrr», Dienstherrschaften und Arbeit' ßeber bei Vermeidung rrner Geldstrafe b>- zu 30 ^ik, die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwanbeln ist, die schulpflichtigen Knaben zu dieser An meldung aa>ubalteu oder letztere selbst vor» runehme» haben, w,e auch die säumigen Schüler selbst wegen Unterlassung der Anmeldung und Hmler- ziebung der Schulpflicht die gleiche Strafe verwirken. Lelpzig, am L. April >888. Der Skat- der Stadt Leipzig. I)r. Tr Sn dt »n. Lehnert. >n 54985 8537« 8637« 87302 1l42lk 118382 Vekanntmachung. Trotz der Vorschriften in tz. 4. Absatz > der revt dirten Tparcaffenorduung vom 24. Juni 1877, wonach die bti der hiesigen staatliche» Svarcaffe aus ein und dasselbe Eparcastenbiich d-vonirten Beirre die Summe von IAOO Mark nicht übersteigen dürfe», haben die Inhaber einer größereil Anzahl von Lparcastenbüchern, deren Nummern nachstehend unter D verzeichnet sind, durch zum Tbeii während längerer Zeit unterbliebene Abhebung der Zinsen, ihre Ein lagen über den Betrag von 1500 anwachsen lasten. Unter Hinweis aus die obengevachte statutarische Bestim' in»»« sowie darauf, da- rückslchtllch der über I3V0 Mark überschießendeu Beträge die Ber« rinsuug weggefatlen ist, sorvern wir demgemäß die In. vader ler belressendeii Sparcassenbücher aus, die entsprechenden Mehrbeträge ehebaldigst zurückzunehinen. Leipzig, den 27. Mär-, ,833. Der Rath der Stabt Leipzig. 1)r, Trvndlin. Frehgang. O Serie l ,482« 24733 28704 272K4 28893 30940 43123 4635t 47423 49203 51826 52404 57258 58lll 81747 74595 8V378 8lSI2 8246l 84t26 86727 90tb3 90885 98887. Serie II 4318 «368 9882 9839 42572 13827 15183 lk28l 22393 25100 2807l 33,04 35746 36545 37095 42399 48407 48712 52693 5387 t 54985 58422 58154 686 l 8 88440 72380 728ll 82709 98988 98544 100380 104657 113876 128549 129535. Vekanntmachung. Nachdem wir die Ero- und Maurer-, Zimmer-, Klempner- Eisen-, Dachdecker- und Asphalleurarb-ste» zum Neubau eine» Feuerwehr-Depot» a» der Arndtstraße vergehen haben, werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiermit ihrer Offerten enlbunden. Lk pzig. den 7. April 1888. Ib l >58/397 DeS RathS Baa»Dev«tat1o». SiMahls-Vekanntmaamns. aielloblen wurden laut vier ernalterer Aareige: 1) eine silberne Esyltndernhr »>it Lecunde. ohne Goldrand, mit wappeiiSlnilichi-ni Schildchen und Nummer 14855, sowie onhängen- der kurzer Nickrlkette. au» einem Zimmer in Nr. b/7 am Täubchen- Weg. Anianq vor. Mts.; 2) ein Neisrkorb von Weidengeflecht. darin ein schwarzer strepp- tznt. ein grünlicher Ttrodlint mit grünem Baiidautoutz, eine Nnchtsnckr von bunlcarrirtem Barchent, em Paar getragene Araucn- Lttcscteitrn, eia Paar Leberpanteffeln und eine slävlerne Plätte, au« der AbjahrtShollc des Magdeburger Bahnhof«, am 2. ds». MlS; 3/ ein Franen-Rrgenwantrk. ziemlich oeu, von duukelbrauaem Tloss, m» Taille, braunem Sammrikragen und einer Schnalle im Rücken, aus dem Tanzsaale de» Tivoli Zeitzer Straße 32, am L ds«. Mt» ; 4) ca. 80—40 Flaschen Noth- und Weitzwei« mit den Lt'qaekten „?ont-t-Oanet", „St. ckulwu", „Odat. Oirau", „l-ieb- ü»uiwt>k", „Xisratt-iaer" und „lloar-I", au» einer Krllcrabtheitunq in Nr. 4 der Schulstrafie, seil 2. ds«. Ml».; bi eivr gelbvallrnr PsrrdeSicke, fast a-n. mit rot- eingewirktrm Zeichen „v V. l. 2?t", von einer Drojäike >a der Sophieaslroße ober am Roßolatz, am 4. ds». Mi».; «I ein Paar neue rindlederne langschästig« Lticsrl« mit ein. lachen Sohle», Absa-eise» und blau und graugesireisteii churtnrippe», von „ne, Ladenlhüre in Nr. 14 dcr W admuhleugaste, a»> 8. ds«. Mi«. Nachmittag«: 7) eine silberne CtzliuSerntzr mlt Sekunde, abgegriffeuem Gold rand, geiprunqenem Z ffrrdlakt und der Kummer 33 73t. au« einer «andnde in Nr. 28 der Berliner Straße, vom 5. bi« 6. ds«. Ml«. Etwaige Wahrnehmungen über oe, verblieb »er gestohlen«» Gegenständ« »der den Lhäter find ungesäumt bei unserer Lrinnnal- Idthrtlnuq znr Innige »u brinae». Letpz«,. an, S. «pnl 1888. Ta« Votwet-»«, »or »t«Sl Lewltg Brrtichneldrr. ik. Vom heutigen Tage an befindet sich da» Local der bi-her dem Hause Plazwitzer Straße Nr. 38 unlcrgebracht ge- wlsenen X. PolizeibezirkSwache dem dem Bäckermeister Harr» Emit Elenren» Rost hier gehörigen Hau»grunrstUck Rr. 3F der Plagwitzer Straße. Leipzig, am l« April 1888. Da- Polizeianrt ber Stadt Leipzig. Nr. 1354 v. K. Bretschnrider. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte de< keihhause- und der Sparcaste für Donnerstag, den IS. b. MtS. au-gesetzt. Leipzig, den 9. April 1888. DeS RathS Deputation für Leihhaus und Sparkasse^ Vekanntmachung. Die AnSsühruug der Iv gen Regulirnug de» Nicolaikirch- hose» erforderlichen Erd-, Macadamisirung»- und Pflaster arbeite» soll an eine» Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen unk Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Nakhbau», 2. Etage, Zimmer Nr. l4. au- und können daselbst ringesehcn, rcsp. gegen Entrichtung der Gebühren entnoinmen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und Mit der Aufschrift „Erd-, Maradamisirungs- «nd Pfiasterarbeitrn für den Ricolaikirrhhof" versehen ebendaselbst und zwar b>» zum 2t. April d. I., NachmiltanS 5 Ubr, einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor. sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, den 4. April >888. DeS RatbS brr Stadt Leipzig Ib lll2 Stra-enbau Deputation. Vekanntmachung. Die Ausführung der Trottoirarbeiten aus dem N'colasi kirchhos soll an einen Unternehmer i» Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-V-rwallung. Rathbau», 2. Eloge, Zimmer Nr. 14, au» und kvnnen daselbst ringesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind tersiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirarbriten für den Ricolaiktrehhof" versehen edendasetbst und zwar di» zum 2l. April diesev Jahre- Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Der Rath dehätt sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 4. April ,888. DeS RathS der Stadt Leipzig Stra-enbaudepntation. ?cldvtrplichtung. Zur Verpachtung folgender der Slavtgemeinde Leipzig gehörigen Feldstücken in der Flur Lindenau 1) Porcelle Nr 707» des Flurbuch- am sog. Rodeland von 25,8 a --- >40 fHi Flächenqebolt und in der Flur Probstheida 2) 73,0 » — l Acker 9«j eer neue» städtischen Sand grube onf Porcelle Nr 202 de- Flnrbuch- auf die sechs Jahre 18«» bis mit I8»rr, in der Flur Eounewitz 3) Porcelle Nr 456 des Flurbuch» an der Kaiserin Augiista- Straße östlich dcr Südstraße von 12 da 47,7 a --- 22 Acker >84 Flächengehalt aus die neun Jahre >88» tu» mit I8S7 zum Kelcbau mit Ausschluß jeder anderen Benuhung»- weise beraumen wir auf Freitag, den IS. dies. Mo«., Vormittags II Uhr Nathhaus, I. Etage, Zumner Nr. 16, einen LersteigerungS- termin an. Die Versteigerung»- und DerpachtungSbedingungen nebst Len betr. Lageplänen liegen in ber Expedition unserer Oeko- nomie-Iiispection. Iobanni-platz Nr. 9, zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 4. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 632. I-r. Trönvlin. Cerutti Vckannlmachllng. Die Macadamistrung der Wege in den hinter der Gas anstalt I aiizulegenden Pachlplätze soll an einen Unternehmer in Accord vrrdungen wc»ven. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Ties- bau-Verwaltung. RalbbanS 2. Etage, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebüüren entnommen werden. Bezüaliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Macadamistrung der Wege hinter der Gasanstalt I" verseben ebendaselbst und zwar bi» zum 20. April 1888 Nachmittag« 5 Uhr rinzurrichen. Ter Rath behält sich da- Recht vor, sämmtlichr Angebote abzulebnen. Leipzig, den 7. Avril >888. DeS RathS der Stadt Leipztg I» 2239 Stra-enbaudepntation HlpZiffadf Wegen Plättern»» ist die Warlannrnftrutze 4»4UUI»pt. von der Hedwig- vis zur Knchttrittzt für alle- Fuhrwerk di» aus Weitere« Gesperrt und wird der Fährverkehr aus die anderen OrlSstraßen verwielea. Zuwiderhandlungen werde» mit Geldstrafe bi< zu 10 Mark oder eittspreideiider Halt geahndet Neustadl bei Leipzig, 9. April 1888 Ter Vemeindeporftand. DielriiN Nichtamtlicher Theil. Jur Aan;lrrkrifis. D>« Ursache der Kanzlerkrisi- liegt jetzt Var zu Tage. Nus der Fülle der von allen Seiten kommenden Nachrichten tritt als da- Wesentlich» Folgende- hervor: Die eheliche Verbindung des Prinzen Alexander von Battenberg mit der Priiiz-'ssiii Victoria war schon im April 1884 geplant, alS der damalige Fürst von Bulgarien zur Feier der Hochzeit der Piinzejsin Victoria von H sten-Darmstidt, ältesten Tochter de- GroßherzogS, mit dem Prinzen Ludwig vo» Hessen gleich zeitig mit der deutschen Kronpriiizessi» Viktoria, der jetzigen Kaiserin, in Darmstadt verweilte. Damals kam die Heirath nicht zu Stande, weil der Reichskanzler sich au» politischen Gründen gegen dieselbe erklärte, und nach dem Staat-streich vom 18. September 1885, durch welchen Bulgarien mit Ostrumetlei' vereinigt wurde, soll sich Kaiser Wilhelm dem „Standard" zusoige kabi» au-gesprocbcn haben, daß er seine Enkelin keinem Rebellen gebe. Unter den gegenwärtigen veränderten Ver- üätti'isien bestand die Absicht, dem Prinzen Alexander ein preußstche« ArmeecorpS zu geben und ihn durch Verleihung de- Orden- p„ur lo mörits auSznzeicbiikn, so daß er dadurch al- desigiiirier Schwiegersohn de» Kaiser-, mit dem einen« solche» zukominenden Älanze auSgeslattct, austreten könnte. Fürst BiSmarck bat, wie die ..Kölnische Zeitnng" »»llbeitt. die politischen Gründe, welche gegen e»> solche» Arrangement sprechen, in einer ausführlichen Denkschrift dargelegl und die selbe am Mitiwoch dem Kaiser unterbreitet. Die Wirkung der Denkschrift scheint eine vorläufige Vertagung der AuS- sübrung de- Plane- gewlsen zu sein; eine eudgiltige Ent scheidung ist »ach Allem, wa- darüber in die Oefsentlichkett gedrungen ist. noch nicht getroffen. Tie politische» Gründe, welche die geplante Heiratb wider- ratken. sind von der „Kölnische» Zeitung" und nach ihr auch von der .Time-" aussübriich erörtert worden, und beide Blätter stimmen darin überein, daß es kein sicherere« Mittel gebe, den Zaren zu reizen, alS die Begünstigung de» ehe maligen Fürsten vo» Bulgarien; e- kommt also schließlich daraus kinauS, daß die persönliche Empfindlichkeit de» Zaren in dieser Angelegenheit de» Ausschlag giebt. E» ist Vo» der Wiener .Pieste" die vollkommen richtige Bemcikuug gemacht worden, daß Derjenige, welcher einem Ändern ein Unrecht zu- gefugt hat, e» diese», niemals verzeiht, daß er sich diese» Ui» rechi» bewußt ist. wenn er nicht den W llcn und die Kraft besitzt, das geschehene Unrecht wieder gut zu mache». In diesem Falle befindet sich Kaiser Alexander dem Prinzen Alexander vo» Ballenberg gegenüber. Er haßt de» Prinzen und wird sich niemals zu einer Aussöhnung mit ihm verstehen. AuS der ganze» Sachlage ist klar ersichtlich, daß bei dem HeiralhSproject de- Prinzen vo» Battenberg die politische Gesammllage Europa» i» Mitleidenschaft gezogen ist und daß Derjenige, welcher die Sache atS eine reine Pcivatangelegenhett der beth«>ligten Personen ansehen wollte, de- politischen Ver ständnisse- entbehrt. Würde nicht jede AnSgleichung. weiche dem Prinzen Alex Inder zu Tkeil wirk, in Rußland alS eine nachträgliche Bilii »ng scincS TvunS aiigeschen werde» ? Würde sie Nicht als eine Lsiiberung der von ihm erlittenen Leiben er scheinen? Und wer ist der Urheber dieser Leiden sonst, al» Kaiser Alexander von Rußland? E» liegt in der Natur de« russischen SkaatSwesen», daß die russische Politik ein Ausfluß de» Willen» de» absoiutcn Herrschers ist und sein inuß. Man hat niemals gehört, daß die russischen Ziren sich die Politik ihrer leitenden Minister angeeignet Halle», da- Selbstherischerlhum ist nicht minder hervvrge« treten beim Kaiser Nicolau» al» bei Alexander II. »nd Alexander III., zumal aber bei diesem. Der regierende Zar ist von der pansiawistisckei, Stiöinnng bi» zu einen, gemiste» Grabe abhängig, aber in der Hauptsache stimmt er mit dieser Richtung durchaus überein, wie sein religiöser Standpunck nnd seine Vorliebe für da- Allrustentbu», beweisen. E- ist für de» sernslehendeii Beobachter nicht möglich, einen Einblick ,,, das innere Getriebe der russische» Politik zu gewinne», aber soweit diese Politik au» ihre» Wirklingen und öffentliche» Kundgebungei, zu erkenne» ist, erweist sie sich at- da- Ergeb- »>ß deS kaiserlichen Willen-. Demgemäß ist die Wendung in der russischen Politik im Verhällniß zu Deutschland mährend de« letzie» halben Jahres aus die persönlichen Gedanken und Gefühle de- Kaiser- Alexander zurückzusühren; die Verehrung, welche dcr Zar sür die Person de» Kaiser- Wilhelm kegle, hat den Empfind lichkeiten, welche durch den Mißerfolg in Bulgarien beim Zaren erregt waren, die Schärfe dencmme», und durch die Sendung de- Thronfolger- zu de» Leicheiiseierlichkeile» war ein Grad von Frcundschastlichkeil j» de» Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland erreicht worden, der lange Zeit vermißt worden ist. Ta» alte Vertrauen in die Aufrichtigkeit nnd Offenheit der deutschen Politik, welche» durch Einflüste rungen eine Zeit lang erschüttert war. batte seine frühere F.stigkeit wiedergewonnen, und die StaatSkunst de» Fürste» Bismarck war aus dem Punkte „„gelangt, einen vollständigen Umschwung in brr europäischen Gesammllage zu Gunsten der Ausrechlhallnng de» Frieden- zum Abschluß zu bringen, als das HeiralhSproject mit allen seinen begleitenden Umständen und wahrscheinlichen Folgen austauchle und den Kanzler in seinen polnischen Rechnungen störle. Die deutsche Politik ist im Gegensatz zur russischen nicht von persönlichen Empfindungen der Herrscher abhängig, sondern sie ist da» Ergebniß ruhiger und unbefangener Erwägung aller in Betracht kommende» Veibältnisse; >» deni vom Kaiser Wilhelm begründeten deutsche:, Reiche sind Pflichttreue und Vaterlandsliebe die allein bl stimmen den Beweggründe sür die Politik im Inner» wie dem An-Ianbe gegenüber. Es ist gewiß eine höchst beklagen-werlhe Tbatsache, daß Deutschland Mit seiner selbstlosen Vaterland-liebe und Pflichttreue nur theilweise aus gleiche Gesinnungen bei seinen Nachbarn und den übrigen Völkern Europa» stößt, ja. daß c» ihn, sogar im Vaterland? selbst an dem vollen Verstänkniß aller Schicttten der Bevölkerung sür diese idealen Bestrebungen fehlt, aber Hindernisse findet da» Gute und Wahre überall, und gerate in der Bekämpsnng und Beseitigung dieser Hinvcrnissc be währt sich die gesunde und ausdauernde Kraft. Die bulgarische Frage ist die schwierigste, welche dem deutsche» Reiche jemal- gestellt worden ist; in ihr begegnet sich Alle- in Eniopa, wa» aus Umsturz der bestehende» Ver hältnisse zu Gniiste» »»christlicher Erodeiungtlult binaibeilet Selbstständige Eiilwick.ung der V>-k.>»vvlker, Erballung ber Türkei in ihre» gegenwärtigen Gienze». sr,etliche Forlent Wickelung Oesterreich-Ungarn» unter den schlitzende» Best!,» inuiigr» de» Berliner Vertrage» sieht mit der russischrn Polttik, welch» die Ausrichtung de» Kreuze- aus der Hagia Sofia anstrrdt, in unlösbarem W dersprnchr. Um solchen Bestrebungen die Spitze zu bieten, bedarf e« einer ruhigen, ausdauernden und zielbewußlcn Politik, welche die hinter ihr stehenden „»titanischen Hilf»,niltel kennt, ohne mit ihnen zu prahlen und dadurch einen willkommenen Vor wand ^im Au-bruch der Leidenschaften eroberung-lüsterner Völker zu gewähren. Die Segnungen aflmäliger stetiger Fortentwicklung wissen Völker nicht zu schätzen, die sich »i uiisertigem, halbwildem Zustande befinden; erst da- Verständiiiß der Güter de- Frieden- läßt die Friedens liebe wachsen und gedeihen. Die Rüste» ersehnen in ihrer großen Mehrzahl eine Verbesserung ihre» Zustande», und da sie »ich! Wiste,i, wie sie diesem Triebe in anderer Weise Be friedigung verschaffe» sollen, so wünschen sie de» Krieg als da- beste Heilmittel ihrer Schmerze» herbei. Wir Deutsche haben da- entgegengesetzte Interesse; wir wollen die Zustände, die wir haben, auf gesetzlichem Wege weiter entwickeln, aber un« nicht durch einen blutigen Krieg auS der Bahn hinan« drängen lasten, die wir al- richtig und heilsam sür unsere Zukunft erkannt haben. DeSbalb wollen wir auch unser» Reichskanzler behalten, der durch seine ruhmvolle Vergangen heit ein wohlbegrlliidete» Recht aus unser unbetingleS Ver traue» in seine slaatSmänmsche Fähigkeit erworben hat. * * Zur Sache liegen noch die folgenden weiteren Mel dungen vor. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin vom Sonntag: Die Nachricht von den ernsten Rücktritt-obsichten de» Fürsten BiSmarck hat hier in den weitesten Kreise» eine Erschütterung hervorgerufen, von welcher man sich kaum eine Vorstelluiig machen kann. Man hofft allgemein, daß es gelingen werde, Mittel und Wege zu finde», um die Kris!» in günstigem Liane zu lösen. Im Augenblick ist die»nach juverlSisigeii Erkundigungen noch nichi gejchel.en. Von unlerrichleler Seite wird versichert, daß die Thaisachen, um welche es sich hierbei handelt, richtig und zutreffend allein in der „Aölnilchen Zeitung" wiedergeaeben worden sind. Alles klebrige, ein iörmlicher Myivenkranz, der sich um diese Ttiatsachen bereits ge sch ungen hat. also da» Vorhandensein der verschiedensten Anlässe sür das Rücktrittsgesuch, welche an Dihge und Personen der innere» Politik auknupien, ferner das angeblich beadsichtigle Abschiedsgesuch des Grasen Herbert BiSmarck u. a. m. sind Erfindungen ohne jede lhallächliche Grundlage. Ob sich die entstandene» Schwankungen schnell auSgleichcn werden, ist noch nicht zu entscheiden; aber daß schließlich eine Verständigung erzielt werden wird, bält man hier im Publicum sür zweisello», weil es eine Notdwendigkeit ist. Die Wiener Blätter beschäftigen sich ringebendst mit der „Reicdrkanzlcr-Kkise". Die „Neue Freie Presse" geht von der Voraussetzung auS, daß vaü Batlenberg'libe Heiratb» project ausgegeben und die Krise bereits zu Ende sei; sie forscht nur mehr nach einer Erklärung sür dieselbe. Die Publicität, welche der Angelegenheit gegeben wurde, sei un gewöhnlich und in hohem Maße befremdend. Das Blall ge winnt au» den Erscheinungen der letzten Zeit die Ueber- zeugung, daß eS einflußreiche Leute giebt, die daraus auS- gede», Kaiser und Kanzler vor der Nation gegeneinander zu stellen. Da» Volk selbst hänge mit großer Liebe an Kaiser Friedrich' e» könne also diese wenig könig-treue Bewegung nur vo» den log leitenden Kreisen auSgehe». E» wäre ein schwerer Verlust snr Deu.schland und sür ganz Europa, wen» Fürst Bi» mc-rck zurücklreien müßte. Ist aber auch die Grsahr sür jetzt beseitigt, so stehe zu befürchten, daß die Reibungen sich wicder- bole» werden. Sowohl Kaiser und Kanzler haben thr Pflicht- bewußksein oft bewiesen; noch sieben sie scsi zu einander und hoffentlich werbe da- deutsche Volk nicht dulden, daß Jemand sich zwischen die Beiden dränge. — Die (alte) .Presse" be handelt die Angelegenheit ausschließlich unter dem Gesichts- puncte der Zweck,näßigkeit dcr genannten Heiratb. An sich wäre dieselbe recht barmloS, aber unter der heutigen Poti tischen Lage, deren Kennzeichen da- gegenseitige Mißtrauen, «st sie eine Gefahr' da» Blatt steht deshalb unverkoblei» aus Seile dcS Reichskanzlers. — Die „Deutfche Zeitung" knüpft an da- Gerücht an, wonach Königin Victoria von England sich ganz besonders sür vaS Zustandekommen des HeiralhSplancS einsetze. Da- sc» begreiflich, denn i» Folge vavo» würde da» Verhällniß zwischen Tculschland und Ruß land äußeist gespannt werden, mc>S sür England nur angenehm sein könne. TaS Blatt glaubt übrigens nicht an den Rück tritt und nirint, eS sei ja möglich, baß HerzcnSnciguiigeu und politische Rücksichten sich mit der Zeit vereinigen lassen. — Auch das „Neue Wiener Tageblatt" glaubt durchaus nicht, daß Fürst BiSmarck zurücklrcten werde Die politische Tragweite der geplanten Heirath sei klar, und daß diese nicht unberücksichtigt gelaffen werden wird, dafür bürge die im Hause der Hohenzollern von jeher geübte Entsagung und Unterordnung unter das EtaalSintereffc. — DaS „Wiener Tag blatt" hält eS für ausgemacht, daß die Durchsührung de» Projektes die Entfremdung zwischen Rußland und Deutsch land vergrößert hätte; ein Doppclkrieg in, Osten und Westen wäre vielleicht dessen Folge gewesen ES sei daher ganz gerechtfertigt, wenn Fürst BiSmarck Einspruch erhebe. Ader auch, wenn er alS Sieger hervorgehe, werde doch Miß vergnügen Zurückbleiben. — Da« „Illustrirte Wiener Extrablatt" vertritt einen ähnlichen Stankpunct »nd erachtet eS alS nicht sür ausgeschlossen, daß dcr Zar schließlich Herr seiner Abneigung gegen den Ballenberger werbe» könnte. Berliner Prival-Nachrichtcn der Wiener Blätter melden, daß die Kanzlerkrise noch svrlbestrhc. Tic Entscheidung werke wahrscheinlich noch einige Tage warten lassen. Es sei wahr scheinlich. daß eine ganze Reihe von Fragen de» Kanzler zu seinem Schritte bestimmt habe», wenn auch da- bewußte Ehc- project den directe» Anstoß gab. Fürst BiSmarck wird übrigen» »ach Berliner Mel dungen an einem ber allernächste» Tage Berlin verlassen und sich nach Varzin begeben. Ter Fürst beabsichtig», die durch das Hochwasser aus seinem Vesitzlhnm angerichteten Schäden zu besichtige» und sich über die Herftclluna besserer Stau- und Frrifliith Änlagen schlüssig :u machen Man vermulhet, daß dcr Fürst längere Zelt in Varzin zu bleiben gedenkt. Leipzig, 10. April 1888. " Ter BundeSralh hat seine durch da» Osterfest unter brochene Tbäiigkrit wieder ausgenommen. Am Sonnabend fand die erste ÄuSicbußntzung nach den Ferien statt. Weitere Beralbuiigen der Aus>chüssc sollen, wie wir hören, am Dienstag abgehaltrn werden. * Betreff» der Fortgewäbrung de« Civildienst- einkoi» nienS an außeretattinäßige Beamte wahrend ihrer Einberusung zu den m iti t a i r > s ch e n Hebungen im Frieden bat der preußische Finanjinmister Folgendes bestimmt: >) den gegen sixule Remuneration bauernd oder ans unbe stimmte Zeit angenommenen Beamten ohne Unterschied, ob sie Osflcier-rang haben oder nicht, ist ebenso wie den etat mäßig angestellten Beamten während der gewöhnlichen Frieden- Übungen, einschließlich der Dienstleistungen zur Darlegung de, OuaUsication zum Reserve- und Lanvmehrossicier. brzw zur weitern Beförderung bas Eivildienstcinkommen okne Anrechnung dcr aus Militairsond» zahlbaren Eempetenzen zn belasse»; 2) denieittgen Beamten, welchen ebne dauernde Anstellung »nr
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