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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-05
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1888
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20SV S- wurde unlängst au der Ostgrenze Transvaal» «lue Familie vo» ö Personen und hier in der Nähe 15 Ochsen, au- einem Bespann von 16. vom Blitz erschlagen. LaS Bold-Emporium Johannesburg wichst in Einem sort, breitet sich «»ehr und mehr aus. Mehr denn Tausend Lauser, darunter lebe stattliche, sind bereits entstanden und über 7<X>0 Eia- wohnce Hausen i» denselben. Da» ueue Gesängmß ist schon über füllt. eS niussea Zellen aogebaut werden, um weitrrea 60 verur teilten lluinahnie zu verschaffen. Mit dem Bau eines Hospitals wird bald begonnen werden. Wettrennen steh» hier natürlich ichon langst in der Blüthe, so auch das Ballspiel. Die Zeitungen bringen ojt ermüdende Artikel oder Berichte über letztere-. wie der Mr. H. dem Mister ll. den Ball wcgfing rc. ,c.; es ist geradezu lächerlich, um so eia Kinderspiel so v el Druckerschwärze zu verschwenden. Daß sich die ..HeilS-Armee" auch hier eingeniftet bat, ist selbstverständlich, wissen doch die Mitglieder der „Armee", daß überall da, wo daS englische Element stark vertreten ist, eS an religiösen Narren nicht mangelt. Die Zahl der Hotels und EanteeuS ist im stete» Wach-» tlsiini begriffen und die Geldslrasen wegen Trunkenheit bilden im Landrost Cour« eine ganz hübsche Einnahme. Das Heer der Agenten alias ..Broker" vermehi t sich täglich. Alle wollen vom Schacher mit Bvld-Acliea, Berkaus von Claims (Braberechlen), den Formen von Syndicars rc. leben, d. l>. auch nicht schlecht leben und dabei „» pilv o> moue-zr" machen. Die Errichtung von Batterien, da» Vlusstellen von Goldquarz- slaiiipsen nimm» stetig seinen Fortgang, so daß jetzt die Maschinen von gegen 40 Compagnien m ..full srriux" sind. Die Resultate deS Stampfens werden regelmäßig bekannt gegeben. So haben Charlton er Metier in 18 Tagen mit 18 Stampjea 868 Unzen ge diegenes Bold erhalte!', und kürzlich während 3 Wochen 1000 Unzen Bold. Die „Jumpers Company" gewinnt au» der Tonne Quarz durchschnittlich 0—IO Unzen Bold. Diese Compagnie hat nun freilich ihr reichstes O'iorz. einem sogenannten ..Leader" entnommen, gestammt. Das sogenannte „ClairS Reet" (Haupt-Oiiarzadcr. .>—7 Fuß breit) ist lange nicht so reich, es giebt höchsten- eine Unze Bold per Tonne Quarz. Die „Wemmer Company" ist bis dato Mi Besitz der reichsten Adern. Tie Aktien dieser Compagnie lind auch in Folge Lessen von 1 < aus 5 2 gestiegen. Nun giebt eS > rer auch Compagnien, deren Adern weniger reich, man könnte sagen arm sind. So hat die „WitwalerSrandt Company" (der Gründer ist Mr. Knight), aus welche man so große Hoffnungen "sie, nach Stampfe,, von einigen Tausend Tons Quarz nur ziröls Penny wigllls (cos Gewicht von Zwöls-Penny.Stücken in Bold) kald per Tonne Quarz gewonnen. Auch die de Paß Company wird eS »ich» höher bringe». Ein alter Colisornier hat I doch berechnet und behauptet, daß eine Bold - Comvaguic mit 00 Stampfern schon bei 5 «lrvs (Pennymights) bestehen und noch Profit machen könne, vorausgesetzt, daß die Mine ge nügend Quarz fördere. daß die Batterie nicht sern von den Claims liegt und genügend Wasser hat. Ueber die Richtigkeit dieser Behauptung vermag ich nicht zu urtheilen. DaS Grün derthum 'st naiürlich hier in Alütke. So wurde kürzlich der Prosvect der Lang laagh Estate Company veröffentlicht. DaS Capital dieser Com- vagnic soll »ich! weniger als 450 000 4 --- !> Millionen Mark be. trage». Davon Necken die Unternehmer 400000 ^ in d e Tasche. Der Rest wird zum B trieb und Ankauf von Maschinen veuvandt. Bekeit und Genossen giliudeten die Beiden huiS Company für 80000 ^ Bekell hatte die Farm, aus welcher man die Cvmpaglüe geschaffen, früher sür 15 000 2 erworben und nun ließ er sich 60 000 E für die Farin zahlen. ES giebt auch Stimmen, welche dkbaupien, daß die hiesigen Goldadern nicht permanent seien, in nichl bedeutender Tiese aushürr» würden. Einige Compagnien sind bereit- 150 Fuß ties gegangen unk finden, daß die Adern nicht nur nicht auSlaufen. sondern au» sich reicher erweise» in der Tiefe. Man hat hier osl das Vergnügen, sich am Anblick großer Goldklumpen weiden zu können. So besandcn sich letzte Woche in der Standard Bank süns Stücke von der Form und Glöße der sogenannten Harz- kaie und einen Klumpen jo groß wie eine kleine Kegelkugel, zusammen 1500 Unzen Gold. Engländer und Amerikaner machen glänzende Beschaffe durch Liejerung der tbeuern Goldmaschinerie. Zu bedauern ist, daß deutsche Firmen sich nicht nirhr bestreben, hier ein Absatzfeld iür ihre Maschinen z» schaffen. Freilich sind die Deutschen im Gold» i»ajchi»e,isack> nicht sehr bewandert, haben dieselben doch sein Ealisvrnieu wie die AankceS, kein Australien wie die Engländer. So viel mir bekannt, ha« nur eine britische Firma (Grulo» in Buckau lei Mägde» bürg) eine Batterie noch hier geliesert. Und über dieser einzigen deutichen Maschine waltet noch ein Unstern. Dieselbe war ffir die Alice Uellow Rees-Company bestimmt. Dir beabsichtigte Gründung dieser Compagnie fiel durch. DaS gelbe Rees soll ziemlich goldarm sein. Den Unternehmern fehlt eS non an Capital, die Maichine, welche sich bereits an Ort und Stelle befindet, bezahlen zu können. Hier und da erheben sich in deutschen Blättern Stimmen, welche uv» den Transvaal- oder überhaupt südasrikanilchen Goldfeldern warnen. Freilich die Illusion, daß man nur mit tüchtigem Sack versehen nach hier z» kommen brauche und mit denselben gefüllt bald nach der Heimath zurnckkeüren könne — mnß ich leider auch zer stören. NennenSwerlhe Alluvial - Boldlager hat man eben bis jetzt noch nicht entdeckt, so daß sür den sogenannten Individual-Boldgraber mit Hacke und Schaufel noch wenig Chance ist. Neuerer Zeit findet ma» zwar im de Cnnp Thal am Thal. dann bei Petchesstrsoin Alluvial-Gold. Doch die meisten Digger verdienen gerade ia viel, um zu lebe». Das Einzige ffir einen Monn mit eiwas Mitteln, welcher sein Glück durchaus als Goldgräber versuchen will, ist. sich aus baL Prospecliren z» lrgen, das heißt >m Land »ach Gold adern zu suche». Mit nner Starre mit Ochsen oder Maultbicre bespannt, beladen mit kleinem Zelt, Handweikzeug, Dynamit, Proviant sür einige Monate :c., eine» oder zwei Kaiser» >» Be gleitung, zieht er ins Land, am besten ei»er bereits als Gold- Listricl proclamirten Gegend und beginnt dort seine Forschung. Am besten ist es nun, wenn er cinen Partner hat, welcher sich bereits ans die sogenannten , IndicationS", Anzeichen sür vorhandene Goldadern, versiebt. Die Proipect-Lieenz betrügt 10 2 pro Monat. Ist nn» der Goldsucher jo glücklich, einige starke Adern mit ..Payabtt Gold" zu linden, mnsi er sich Namen beschaffen, um iiie Anzab t-l-nw« abs" t. » zu können. Nach dem Gold-Law eBolr-Geietz) i>or> eine Pe ivn nu" zwei Claims, eine Quarz- und eine Allnvia!-C!aliii ballen. — Wenn nun die Ader» an verschiedene» Stellen ile'ßttl-qt sink, ff' ist es möglich, den Block Claims an ein eapilnllrastige-.. E»-die. l oder an eine Cemivaguie gut zu Heikausen. 2st »in» aber der Peolvector lange aus Käuser warten, die Licenz iuill jeden Monn! bezahlt sein, »nd das laust sehr ins Geld. Mancher ist gezwungen, die Claims cuszngelen oder muß dieselben verschleudern, »m nur etwas sür seine Mühe und Kosten zu haben. ES giebt jedoch verschiedene Männer hier, welche durch Aujsiiidc» reicher Adern ihr Glück gemacht habe». Unter den Biuckepilze» besinden sich wohl auch ehemalige Eisenbahnarbeiter, "itlaujene Matrosen, de'ertirte Solkate» rc. Man sieht eS den Leuten, welcher sicher nicht mit silberae!» Löffel im Munde geboren wurden, an, baß sie vor »ich« zu langer Zeit den Damm einer Bahn eonslruiren halse», eia Schiffsdeck kalfaterten, Tone Iplcisten oder als .st.'lhrock in Capstadt den Bastard-Mädchc» die Cour machte», auch wenn manche von ihnen jetzt in elegantem „Spider" einhcrrollru aer bock, zu Roß durch die Straßen sprenge». C »c Hauptsache sür einen Llaim-Eigenthümer ist, iu möglichster .ffili. seiner Grube» oder Mine ein Wasser-Recht (IVater-Uizcht) , langen, lim an demselben eine Batterie ausftellen zu können, e i» > . . I! d>-° QuarzstampsenS und WajchcnS wird viel Wasser i zumal wenn .00, 40 und noch mehr Stampsen arbeiten. M i a.i» r.ei!ieilen deS Wasserrechts wird ost großer Humbug ge- i . .e.i, da c>» Diggers-Comilö, welches Wasserrech» z» vergeben btt. ineiff die groß n tst.ldiäcke, welche in den Minen stark inleressirt >.:,o. i Die»,-lben denken natürlich erst au sich, dann an ihre io daß cm Begünstigter ojt eine ganze Spruid (Bach) zu- gttl.i!.! eeb.ilt, während ein anderer Grubca-Eigenthümer aus dem 7 . e.i sitzt. D e Staat cajjcn der Boern-Republik sind jetzt mit dem selling der Wit'.N." zu vergleichen, dieselbe» werten nicht mehr leer. ..i - „n n'nchiiger Zauberer ist. Zur Zeit der . , s: i! raila durch die Engländer sollen letztere, die ,r«r- ilttml'- 1l»i»> akn", nur eine halbe Krone (halt » crown) 2 50 » Mi :.i> ffigatz der Republick gefunden hoben. Nun ist cs aber and-.. I i, de gebüßten ..vitlanckers" (Ausländer), die Goldgräber, i.iiijs brau ihleii; thcurc Licenzen. hohe Steuern aus Alles und Jede', was sie ins Land bringe», aber eine Verlrelung im Volks- road will man ihnen nicht gewähren. DaS Geld der Ausländer nimmt der Bauer gern, beim Geseymachen braucht er dieselben nicht, er furchtet, au-' dun alten Schlendrian gerissen zu werden. Wenn man den d'ntich.i, Bauer Mit den Liansvaaler vergleicht, so sind letztere wabre Frecheren. Doch der Boer wird über kurz oder tanz sich der Mack» der Verbällniffe fügen müssen. So soll Oo»i Paul (Onkel Paul, der Präsident) bereits „nt der Idee umgeben, cur Over- und ein Unterhaus zu schafft», in letzteren ob r solle» Repräsentanten der Goldgräber ^gelassen werden. Ta? w ir «och wenigfiens cm Fortjck.i.!! oder Zugeitundiuß. Onkel Paul halt nicht viel von Neuerungen u»S soll auch rin wenig Neigung zum D.SPott'muS hoben. So schlägt er zuweilen bei den Volk'raadsipnngen mit dem Sckambock(Knute von RinozeroS- Hanl' Wucht- i au' den Tisch. wenn die Herren Volksvertreter eine «hui nicht zusagende Vorlag. e-kn:iauch hat cr einst cineni der Volksraadlcr daS Wort .Rebell'" in : Eff acht geschleudert. Vor de» Goldgräbern scheint der Präsiden» auch etwas Angst zu haben, denn «r versucht» mit dem Präsidenten der Ocange-Frelftaaten. Sir Brand, eia Bündniß ,n schließen, um Hils, z, haben, fall« die Gold gräber rebelliren sollten. IndiScrete Menschen behaupte«, daß Onkel Panl Zeit seines Leben- Taschentücher verschmäht habe. Al» derselbe jedoch seine große Reise nach Europa aatrat, kauffe er sich ein ganze» Halbe- Dutzend Schnupsiücher. Bei der Rückkehr soll der Präsident vier noch ungebrauchte Tücher dem betreffende» Geschält zum Rückkauf angedvte» baden, da er die Dinger doch nicht benöthige. Ich will jedoch beileibe nicht behaupte», daß die Anekdote wahr sei. müßige Köpfe habe« dieselbe vielleicht erfunden. So reichlich auch die Gelder in die Ltaaltzeasse stießen, »ft doch die Besitzung der öffentlichen Aemter eine maugelhafte. Die Post- und Teleqrophenbeamten sind meist kaum dem Knabenalter ent wachsene lungc Leute. Der Landrost von Johannesburg, Cavitain von BrauüiS, ist so mit Arbeit überladen, daß geringere Sachen meist wegen Beldforderungen oft Monate lang ausgeschobe» werte» müssen, günstig sür den Schuldner, da- Feld zu räumen. Der Siaais- Anwalt ist noch eia halb « Kind, auch nicht den w'ichesten Flaum zeig« sein knabenhafte» Gesicht. Er wird von den hiesigen B.älter» nicht selten „Hi, IVorsIiip" titulirk. Biele der Beamten haben ihre Stellung der Lcrwandlschast mit Lom Paul za danken. Gegenwärtig ist Präsidentenwahl, der Gegencandidat ist General Zaubert. Man glaubt jedoch die Wiederwahl Krüger'- als gesichert annedmen zu dürsen. DaS einzige ia Holländisch-Pretoria erjcheinende Blatt „ve VoUrmteou" hat General Ioudert seine Spalten verschlossen Die Töpfer-Innung zu Altstadt-Waldenburg. 1388-1888. * Cin hochbedeutsameS »nd seltene- Fest ist «<, welches die Töpser-Inniing zu Altstadt-Waldenburg am 5. April zu seicin gedenk», nämlich die junshundert>ahrige Wiederkehr jene- Tages, an welchem fff sich «IS Innung constitiurte. Am Sonntage Qu.isiniode-! geaiti des Jahres 1888 erhielt die Töpser - Innung zu Altstadt- Waldenburg ihren JlinuugSbries und seit lener Zeit hat die Innung ohne Unterbrechung bestanden. Fünfhundert Jahre! Was liegt nicht Alle- in den beiden Worte»! Bor unseren geistigen Augen ent rollen sich ganze Bücher der Geschichte, gewaltige Ereignisse, glück l liche »nd unglückliche, ziehen an unS voiüber. Do- Komme, und > Be, schwinden ganzer Geschlechter, alles hat die Altstadt-Waldenburgcr ' Töpser-Innung erlebt und überdauert und die Mitglieder der allen Vereinigung, der es vergönnt ist, den Weg eines halben Jahrtausend, zurück,elegi zu haben, sie ihnen recht daran, sich zu rüsten zu einem ' frohen, siöblichen Feste. ^ Wir meine», unsere Leser haben zunächst nicht geringes Interesse' daran, etwas über die alte Juilung selbst zu ersahreu, und am bc-^ deuiiamsten ist in diesrr Beziehung wollt das Original deS Innuiigs- brieffs. da er »nS am bestell einen Cmbiick io die Verhältnisse deS > 14. Jahrhunderts und die alte Geschichte der Innung gewährt. Las Original der Urkunde ist »> attdeu'lcher Sprache aus Schweins- leder geichileben. Des besseren Bcislandniff'eL wegen geben wir den Wortlaut hochdeutsch wieder, er lautet: Wir Friedrich von Lcheinbiirg,') Herr zu Glauchau und unsere Erden bekennen »nd thu» kund »i diesem offenen Briefe allen die ihn leben, hören oder lese», daß wir eilaubi haben unfern Töpser» zu Waldenburg,') daß sie keinen c,»nehme» sollen bei ihueu Meister zu >em, noch das Handwerk bei ihnen zu treiben, der einer') von oeo Wendisch Manu oder') ei» Knecht ist, er bringe denn gute Kundschaft, daß er ein woh! gehaltener Mann sei, und er soll ihnen geben zu den, Meistct recht') zwei Psunü Aachs und ein Viertel Bür, wäre es denn, baß einer von den Wendisch Mann, oder Knecht bei ihnen nähme eine MeistcrStvchler oder eine Meisterin und wollte bei ihnen arbeite», der soll gebe,' zum Meiste»rcchte ein Pju»S Wachs und eine Tonne Biers. Wer dann das Handwerk bei ihnin lernen wollte, der soll ihncn geben zwei Psund Wachs. Auch ob sie sich unter etnander übel handelten mit Worten, daS sollen sie selbst richten ohne Arg,') so als dieielbe Sache ihren willen zu ihnen geben, so sollen sie eS von un« ohne Wandel bleiben. Der vorgeschriebenea Innung ganz zu halten dem Armen als dem Rechten. Daß wir ihnen das erlaubt haben, de- hängen wir uujcr Insiegel au diesen offenen Bries, der gegeben ist, nach Christi Geburt dreizehnhundert Iakr darnach ia dem acht und achtzigsten Jahr, am Sonntage Qnasimmogeiiiti. Die Urkunde ist vielfach beschädigt und leider kehlt auch daS Siegel. Zu einem besseren Derständniß der unkiaren, mit Zahlen versehene» Stellen lassen ww zunächst ausklärende Bemerkungen lotgen: 1) Friedrich von Schonburg ist Friedrich 111. von Schön- bürg. Besitzer von Glauchau. Waldenburg, Lichtcnstein, Borna, Kohren. Geiih.ii» und Waldheim. Er war Geheimer Rath deS Markgrafen Balthasar von Meißen und starb entweder noch ini Jahre 1368 oder wemgstenS im folgenden Jahre. 2) Töpfern zu Waldenburg. Früher lebten in Waldenburg sehr viele Töpser »nd halten ihre Wohnungen in der Mittelstadt. Bis 1402 hatten die Tövser, Schuhmacher und Schneider nur eine Lade, als aber be, oem Frohn!-,chnan>-.-seste 14 i2 ei» Streit ent stand, welches Handwerk >» der Processio i de» Vorrang haben sollte und die Töpser von der Heriicki.ttt den Vorzug erhielten, trennten sie sich, und jedes Handwri' ließ sich selbst mit seiner Fahne piivi- lcglrcii. Im Jahre 1482 brannie durch Unachtsamkeit eines Tüyjers die ganze Mittelstadt intt der Mühl- nieder; die ollen Biandstellen ließ man mcht wieder ausbanen, die Töpser aber wurden genörhigt, sich in der Altstadt anzusiedel». 8) Einen Wenden sollte nach dem Jnnungebriese die Innung nicht ohne Weiteres annchmc». Es gab in lener Zeit »och viele Wenden m Sachsrn, welche die Nachkommen der früheren Bewohner Sachsens waren und allmählich unter,»ückl wurden. So gcboi Friedrich von Schünburg, vor Gericht tollte Niemand menoijch ipreckien »nd auch der IiiilnngSbciej beweist, daß man die Wenden »ich« jur so „ehrlich" hielt als die Deutschen. 41 Ein Knecht konnte ebensowenig ohne Weitere- in die Innung ausgenommen werden, weil diese, als von den Dörfern stamm-iid, nicht freie Leute, sondern mehr Leibeigene ivaren. 5) Mit 2 Pfund Wachs und einem Viertel Bier sollten sich Wenden und Knechte in die Innung einkausen. In jener geldarmrn Zeit war cs sehr gewöhnlich, daß Naturalien anstatt deS baarcn Geldes geliesert wurde». Das Wachs benutzte man zum Theil zur B-lkiichtuiig bei Gelagen, zum Theil wurde e- be> den Messe» in der Kirche gebrauch:, die damals bei jedem Ansdingen, Lossprechen und Mcisterwerdc.i gelesen werden müßten. 6) Wegen der bereits erwähnten mehrsache» Beschädigung der Urkunde ließen sich an der hier gezeichneten Stelle nicht alle Worte mehr deutlich erkennen, koch ist der Sinn dieser Stelle offenbar sol- genoer: Friedrich von Schünburg giebt der Töpseriimimg das Rech!, Stieiligkciten unter einander selbst zu entscheide», zugleich versichert er, cr werde dann die Beschlüsse der Innung ausrrcht erhallen, wie auch die Geltung dicffS InnnngSbrirjes. BcmeikenSwrrth ist. daß sich wie gesagt, die Altstadt-Waldenburger TLpicrinnung von 1888 bis heute nie aufgelöst har, vor zwei Jahren conslituirte sie sich nur neu unter Grunolage des JnnuligsgesetzeS. io daß am b. April mit Fug und Recht von einem „500 lährigen" Jubiläum gesprochen werden kan». Für die eigenartige Feier hat die Innung folgendes Programm ausgestellt: Donnerstag, den 5. April. Früh 6 Uhr Reveillc. Früh 9 Uhr wird nach allem Brauche Quartal abgehalten werden und zwar wird auch ein „Ausqelernter" sein Gesellenstück machen. In Anschluß hieran wird der FestactuS statlfinden, zu welchem Herr Pastor Spiegehauer in liebenswürdiger Weise die Festrede über nommen hat. Nachmittags 2 Uhr wird in feierlicher Weile die neue Innunqs- sahne geweiht, welche der Innung von brn Frauen und Töchtern der Mitglieder zum Geschenk gemacht worden ist. Der Verlaus wird voraussichtlich folgender sein: l'/, Uhr dringen die Frauen und Jungfrauen ihre sinnige Spende mit Musik in den Gasthvi zur Wemirallbe, woselbst sie von de» Innung-Mitgliedern und deren Gästen erwartet werden. Eme Motette, gelungen von dem Kirchen- saiigrrchor, eröffnet die Feier, woraus die Fahne mit einer Ansprache überreicht und vo» cniem Geistlichen ihrer Bestimmung geweiht wird. Hieran schlirßt sich wieder Gesang und wird die Fe,er durch einen Umzug beendet, in welchem auch die alte Fahne imtgesührt wird, die von, Zahn der Zeit ichlinime Spuren trägt. Festtafel nnd Ball bZchließen den ersten Tag. Am 6. April findet früh 10 Uhr eia gemeinschasilicheS Früh- stück statt. Nachmittags von 3 Uhr ist Loncert und darnach aber- malS Ball. Tie Skizze zur lehr schönen neuen Fahne ist ealworsen von Herrn Bildhauer Vs.werk, gefertigt ist dieselbe io der Leipziger Fahnensabrik von Ha nicke. Gleichwie die Tövscr-Iilniinq zu Allstadl-Waldenburg, sink auch die Thoiigrubenbesitzer von Frohn-Lors an der Feier intereisier, denn io lange die Innung besteht, ist auch der Thon von den Mit glieder» von genanntem im Altendurgijchea gelegene» Flecken geholt worden. — Tie Tö.sei-Innuiiq ,n Altstad: Waldenearg zählt 20 Mitglieder, und zwar sind davon 17 in Altsladl-Waldenburg, einer in Pot'chappel »nd 2 in Glauchau. Die Altstadt-Waldenburger Tho»«iare»i»dustrie kau» in vier Theil« zerlegt werden. Li giebt 1) Geschirrtäpfer (S Werkstelle,), 21 FlalLentöpser — Hartbrenaer — (S Werkstellen), 3) OseniSpfer (3 Weristellen), 4) Pseiseutöpfcr (1 Werkstelle). Die Geschirrtäpfer sertigen braune, gelbe und buutr Gesäße, so auch Kochgeschirre; die Flaschenlöpfer (Hartbrenner) braune Bierflaschen, gelbe und grau, Gesäß« (Salzglasur) sür Drogueugeschäste rc.; die Oieulöpser Oesea in we ß, grau, chocoladesarbiz, gelb und schwarz (Bcguß). sowie unglasirlt Llagenöieu, Ofenrohre, sowie Fließchea in schwarz, weiß, gelb rc. Der Pseisentöpser erzeugt sogenannte Pfennig- pseisea in weiß, roth, gelb und schwarz, auch lang« Pseise» rc. Letzterer Zweig der Töpferei war vor Jahrzehnte» i» Altstadt- Waldenburg noch recht zahlreich vertreten, ist aber Immer mehr verdrängt worden. An Gehilfe» werden zur Zeit ca. 30 beschäftigt. Geeiguet. «in hoher Stolz der Töpscr-Iauung zu Altstadt-Walden burg zu sein, ist die Töpser sch ule daselbst. Da« wäre Da», was wir im Rahmen einer kurze» Skizze über die Allstadi-Wa'.denburger Töpser-Innung uad deren bevorstehende« Fest niitzutheileu hätten und schließen wir mit dem Wunsche, daß die Feier, zu welcher sich gewiß Fachgenossen. namentlich Sachsen«, in reicher Zahl in Altstadt - Waldenburg einfindea, recht angenehm verlause» möge und daß immer mehr blühen und gedeihen werde das Handwerk der Töpser >n Altstadt-Waldendurg. (Deutsche Täpferztg.) Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) l,. Leipzig, 3. April. (Religion-Vergehen.) vom Land- aerickit Lieqnitz wurde am 27. Januar der AuiSbcsitzer Gödel au- Hermsdori w-gen Vergebens gegen A. 166 in zwei Füllen zu 3 Monaten Gelängniß verurtheili. Er war am 2 Mai v. I. aus dem Felde m t Walze» beschäftig» und hatte Ichon mehrfach Anlaß gehabt, sich »be: seinen Znq - Ochsen zu ärgern. Daß der Umgang mit dieser Art von Viersüßlern Nicht gerade oerseiuerad aus die Sitten ein- wirlt. ist bekannt, und wenn wo» ersähet, daß Herr Göbel. dessen geistiger Horizont j-densaklS nicht sehr groß ist, ein zum Fluchen ge neigter Mann ist, jo wird man eS vielleicht begreisüch finden. Laß er an jenem Tage aus Berger über den störrischen Ochsen einen klüftigen Flucti vcm Stapel ließ, in welchem auch die Worte „heiliger Gott" einen Platz sanken. Am nächsten Tage machte der Ochie wieder leine Kapriolen und veraalaßre seinen Herrn abermals zu einem Ausruf. in welchem u. A. die „heilige Maria" nnd „der Teufel" figuririen. An und sür sich wären nun diese Exveclorationen sür Herrn Göbel nickit verhäaqnißvoll geworden, wenn nicht zwei seiner Dieiist- knechte. welche in der Nähe arbeiteten, die Worte gehört and ihrer B haiiptting nach „Aergerniß daran genommen" hätten. Als diese beiden Leute ihre Syrnvaihien sür Herrn Göbel verloren ballen, gingen sie zum Slaatsanwali und deiiuncirten ihren bisherigen Arbeitgeber. Ta- Landgericht stellte dann alle Thatbestand-ersorber- nisse der 8- 166 fest, nämlich die Ocsfei'llichkeit, die Aergerniß- erreglmq. eine „Herabwürdigung deS Begriffe- der Gottheit und deS MariencultuS", demgemäß eine Gotteslästerung und eine Belchimpfung eine, Einrichtung der katholische» Kirche. Daraufhin wurde die oben erwähnte St ase seligen tzt. In der Revision des Angeklagten, welche ln der letzten Sitzung d:S 4 Sirasienales des Reichsgerichtes zur Berhanelnng kam. wurde daS Bewußtsein bestrille» »ud u, genügende Feststellung der Oeffent- lichkeil gerügt. — Der Reichs«-w.ill wicS jedoch daraus hin. daß die Festiielluiigen dem Grütze entsprächen und baß nanienllich die Lefienllichkeit genügend consiatirt sei. indem da- Gerichl gesagt habe, die Acußcruugen hätten Nick» nur von den beiden Kncchlen gehört weiden muffen, sondern auch vo» jedem Andern, der etwa in die Nähe gekommen wäre. — Dariiifhin verwarf denn du« Reichsgericht die Revision deS Angeklagten als unbegründet. l-, Leipzig, 3. April. Wegen Vergehens gegen 8- 72,1 de- NabrnngSniittelgejetzes sind der Fleischermeister Otto Gelse und dessen Bruder, der Fleischer Paul Gelle in Strehlen vom Landgerichte in Brieg zu je 6 Monaten Gesängniß verurtheilt worden. Otto G hatte im April v. I. eine Kuh gekauft und ge schlachtet, bei welcher einzelne Organe verdächtige Erscheinungen zeiaien. Er ließ das Fleisch vom Thicrarzi uateriuchen. und dieser sagte, eS sei tuberkulös und nicht zu g- nicßen, Otto G hätte nun zwar sich schadlos halten können, da der Verkäufer der Kuh sich zur Rückzahlung deS Äauspreises gegen Ablieferung des Kadavers bereit erklärt hatte, aber da hierbei kein Gewinn abfiel, so ge- nügic ihn, daS nicht. Er nadm d-n Kaufpreis zwar zui.ick, bchiell oder d» Kuh und bezahlte kiersür dem sriih-ren Besitzer der selben l5 Dann »vergab er das Fleisch seine», Bruder Paul G., welcher ohne eia Ladengeschäft zu besitzen, mit Fleisch handelt, und dieser boi eS einem jüdischen Fleischcr.ueilter in Breslau an. Paul Gelse erklärte hierbei, sas Thier sei zwar nicht rituell geschlachtet, aber vom Ibierarzt sür geinns erklärt. DaS Attest habe er zu Hiuie gelassen, wolle eS aber schleunigst nachlieser». Der jüdische Flcijchcrmeister iab sich dann das Fleuch an, ohne die darin befind lichen tuberkulöse» Neubildungen zu bemerken, kaufte eS und bezahlte 100 dafür. Das Attest bat Panl G. natürlich nicht nachgeliesert Das Landgericht stellte sest, baß daS fragliche Fleisch nicht nur nicht genießaar, iunder» auch gel'uiidheilSickädiich war. Wenn auch, so wurde uusgesührt, der Tblerarzt die Geiuiidkciisichädlichkeit nicht anSdiiicklich betont habe, so Hütte Otto G. als ersabrener Fleischer dieselbe doch erkennen müssen. Von >bm hat nach Annahme des Gerichts sein Bender Paul den vollen Sachverhalt erfahren. Gegen Paul G. wurde übrigens noch aut 1 Jabr Ehrverlust erkannt, weil cr bei dem Jn-Veikelirbrnigeii des Fleisches falsche Vvripieqelnngen gemacht hatte. —In ihre, Revision, welche in der letzlen Sitzung des 4 LtraffcnaiS zur Verhandlung kam, behaupteten die Angeklagten veedoibeiies Fleisch sei „och nicht gejuiidheitSschätlich. und ihr Wissen von der Geiäbrlichkeit sei nichl genügend nachgewiesen. — Der Neichsanwalt erklärte jedoch diese Einwendungen sür uiib-gründet und führte aus, daß »ach dem Urthcile Otto G. da- Fleisch sür nicht verkäuflich gehalten habe, weil cr. wie der Zusammenhang er gebe. eS als gesiinddeitsgejubrlich erkannt Hobe. — DaS Reichsgericht erkannte iodann »> Ueberei-.lstinmiunq mit dem Anträge des ReichS- onwalts aus Verwertung der Revision. — Wegen eines ganz ähnliche» Vergehens war der Fleischer Iulms Preiß an« Kailvwitz von dev Siraikammer beim Amlsgriichtk Pleß zu 4 Monaten Ge- jangniß verurtbeill worden. Auch seine Revision wurde vom 4. Strafsenate de- ReichSgerichlS als unbegründet verworfen. vermischtes. --> Berlin. 3.April. Der Kaiser hatda-Mausoleum bereits am Mittwoch Nachmittag best seine», erste» AuSgang in da- Frei: besucht und längere ^jeil am Sarge be- Vater verweilt. — Am Oslersvnntag fand ,n der Charlottenburger Scdlsßcapelle um lO Ubr Vormittags Gottesdienst statt, an rem der Kaiser, die Kaiserin, die Meininger Herrschaften und die Prinzessinnen - Töchter tbeilnabmen." Außerdem waren wilder die Ossiciere deS 4. Garde-Regiment- und der beiden Garbe du (!»rpS-Schwadroiien. sowie einige Mannschaften derselben besohlen. Die Andacht hielt Hosprediger Kögel ab. — Der Kaiser und die Kaiserin verbrachten den zweiten Osterscierlag in stiller Zuriickgezogenbcit. I», Lause de- Tage- empfingen dieselben die Besuche der Grbprinzesfin von Sachsen- Mcmingen und deren Tochter Prinzess,,, Aeodora, sowie der drei jüngsten Prinzessinncn»Töchler Victoria, Sophie und Mar garethe, sowie am Nachmittage der Frau Grotzherzogin von Baben und der Frau Kronprinzessin von Schwelen. — Da- Diner nahmen die Majestäten am 2. Ostcrseiertage gemeinsam >>» Schlosse zu Cbarlollenburg niit den Pr>nzessmnen-Töchtern. sowie der Frau Erbprinzessin von Sachsen Meiningen nebst Prinzesstti-Tochtcr, Feodora, ein. Der Kaiser ertheilte am gestrigen Nachniittage um 2'/, Uhr dem General-Director der königlichen Museen, Wirkt. Geh. Ober - RegierunqSratb Dr. Schöne, eine Audienz. Im Lause de- heutigen Vormittag nahm der Kaiser mehrere Borträge entgegen und arbeitete von 10 Uhr ah mit dem General v. Albekyll Während der Mittag-zeit unternahmen beide kaiserliche Majestäten eine längere Promenade in den Anlagen de» Schloßparke» von Cbarlottr»burg. — Gegen 1 Uhr Nachmittlag» staktele Prinz Heinrich nach seiner Rückkehr von Tornistavl den Majestäten einen Besuch ab. DaS Diner nabmen der Kaiser und die Kaiserin beute im Schlöffe zu Edarlottenburg gemeinsam mit den Prinzeisiittien-Töchtern Victoria, Sophie und Margarethe und dem Prinzen Heinrich ein. — lieber vie Diät Kaiser Friedrich'- werden solqendeEinzelbeiten berichtet: Der Kaiser trinkt dc» Morgen- gegen balb 8 Uhr eine Tasse Llwcolave, und zwar sogenannte Fleisch-Pepton-Thocolade. Um halb 10 Uhr nimmt der Kaiscr sein Kriibsiück; dasselbe besteht zu meist an- einer Platt- Fisch oder Geflügel, läufig auch Coviar den der Kaiser sehr gern uiinmt. Ui» l Uhr Mittags besteht die Mahlzeit aus Suppe. Fisch und Fleisch und einem süßen Gericht, dem de. Kaiser Nichtig zuspricht, da er letzte» Speis« sehr liebt. Abend- um 8 Uhr wieder Fleisch oder Gefl> l. Der Kaiser trinkt nur sehr wenig Wein, dagegen uiel ie.e Male de- Tage» ein GlaS Milch mir etwa- Whiskey gm 'chi, ein Getränk, welche» dem Kaiser sehr zu mniide» un» var- trefflich zu bekommen scheint. Vom Hochwasser. Nunm-Hr lassen sich die Schär«, schon mehr übersehen, welche im Oste» durch da» Hochwai'^ angerichlet worden sind. AuS den Ausrufen um Hilfe kü, die ganze Größe de- Unglück- in wenige» Worten der. : ? So lautet der Ausruf de- Schneidemühler HilsScointte'. ..Schleunige Hilfe thut notb! Ueber unser« 18000 c - wohner zählende Stadt ist ein große» elementare« Unglück der gebrochen. Die Hochsluthen der Küddow »ist ihre» Nebcnslu haben erbarmungslos Sen größte» Theil der Stad» — 14 Slrod:.! und Plätze mit mehr denn 300 Häuiern — stellenweise b S 1,8. u, unter Wasser geletzt und Bernichtung und Elend verbreitet. Geg.-i, SO Gebäude sind «iagesiürzt nn» der Znjaminenbr il, etuer größeren Zahl stey» zu erwarten. Uugejahr lüoO Bewohner habe» — zum Theil oater Zurücklassung ihrer Habe — ihre Wohnungen verlassen müssen und sind obdachlot. Die Bromberger Vorstadt ist durch Bruch der Chauffeedamme« and Beschädigung der Brücke von den Hauptm:::- theilea obgeschnitten. Die Umgegend der Stadt gleicht einem M. :. Einige 20 von ouSwärt» requirirte Kähne vermitteln mühsam t:n Verkehr auf den überschwemmten Straßen. Der Communalveetciid uad die Bürger der Stad» sind zur Milderung de« Elend« bereit- Tbäligkei» aetretea. Diese Hilfe ist jedoch bei weitem nicht aus- reichend. Wir wenden na» daher an die allgemeine WohIthiliglkN mit der dringenden Bitte, zur Unierstütznug der Verunglückte, em Scherflcin beizuiragen. Gaben nimmt der Magistrat hierselbst e il- gegen. An dir Redaclioaea der Zeitungen richten wir die Bitte ergebenst, diesen Ansrns darch Ausnahme in ihre Blätter verbreit, n zu Helsen." In dem Ausrufe des Posen er Tomitös heißl e» u. A „Durch die größte Ueberschwemmuaß. welche da» Warthelhal ff:, Menschengebenken betroffen hat, ist untere Stad» in an tägliches Elend verscjK. Beinahe die Hälfte der Stad«, an beiden User» der Warthe, steht meterhoch »nter Wasser. Sieben- bi« acht- tausend M raschen, der ärmsten BevSlkrrnag ongehürig, ind ihrer Wohnung, ihrer Habe und ihre« Erwerbe- beraubt. Viele Häuser sind dem Einsturz« nabe. Dal Wiedrrbezietzea der geräumte» Wotmungea wird erst nach Monaten möglich sein. Inzwischen sind Tausende von Obdachlosen in öfscnlliche» Gebinden, aameullich «u den Volksschulen and Baracken, uothdürstig uniergebracht. Ten, AuSbruLe verheerender Epidemien kann nach früheren Ersabrnngrn nur durch die umiassendfte Sorge sür die Ernährang der Obdach losen einigermaßen vorgebengt wrrden." * LandSberg o. W„ 3. Avril. Durch Drichbrüche der Netze bei Drüben. Krebbel und Gnrkow'ich.Brnch sind da- Friede- berger- und das Netze-Bruch überichwrmmt. Die Stadt Drieße, und die Dörfer D-ssau, Siegendorf, Gnrkow'Ich-Brnch und Liepke stehen unter Wasier. Bei Limmritz bat ei» Dammbruch der Warthe slatlgesunden. Biel Lieh ist ertrunken, auch Menschen lallen um- gekominei, sein. LaS Wasser der Warthe uad Netze fällt langsam. * Tilsit. 3. April. Bei Budweren in der Tilsiter Riede nag fand heute eia Dammbrnch statt. ES sind 200 Mann Mililair dorthin beordert worden. ---- Jena. 31. März. Bei drm Prorectorat-wechscl gehen die akademischen FaSceS au» den Händen de» Herrn Professor vr. Gelzer in die Hände des Herrn Hofroth Pro- sessor Or. Preyer über. Dekane sü» da» Sommerhalbjahr sind in 2er theologischen Facullät Herr Professor vr. Nippold, in der juristischen Herr Proseffor vr. Löning, in der medi- cinischen Herr Proseffor vr. I. Roßbach, in der philosophischen Herr Proseffor vr. Fr. Kluge. — Hanau. 1. April. Im Wacbenbucher Walde bei WilbelmSbad wurde am Charsreitag früh der Jagdaufseher de- Landgrafen von Hessen, Ka-par Philipp Mankel, von Wilddieben erschossen. Al» der That verdächtig wurden gestern zwei Leute von hier eingezogen. deren einer, Namen« Mollack, ein Geständniß abgelegt haben soll. ---- Frankfurt, 3. April. Ein in Gelnhausen stationirter Gendarm wurde am 3l. v. Ml».. Morgen» 7>/« Uhr. aus ein Individuum aufmerksam, welche» zu Höchst i« Krris« Gelnhausen au» einer Wirlhschasl herauSkam und sich in der Richtung nach Orb enlsernle. Nachdem der Gendarm sich in der Wirtbschask nach dem Manne erkundigt und erfahren hatte, daß derselbe sür 24 Branntwein gekauft habe, folgte er dem Unbekannten in einer Entfernung von etwa 300 w. Al» der Fremde, welcher sich mehrere Male nmsah, bemerkte, daß der Gendarm ihm folgte, fing derselbe an zu lausen und lief von der Chaussee ab quer durch» Feld in einen Wald binei». Dort kam der Unbekannte dem Gendarmen aus den Augen. Inzwischen traf der letztere einen Chauffeeausseher u»o zwei Arbeiter, welche gemeinschaftlich den Wald absuchlen. Einer Fußspur folgend, gelang e», den Fremden wieder zu Gesicht zu bekommen. Al» demselben von dem Gendarmen .Halt" zugerufen wurde, lies er in der Richtung nach dem Kinzigsluffe zu. lies dort einige Male aus und nieder, sprang aber dann, al» er sah, daß eia Entweichen unmöglich war, in den Fluß und ertrank. Nach dem vorliegenden Signale ment de» Fremden ist e« nicht unmöglich, daß derselbe mit dem hier entsprungenen Silberdieb Carl Laagner von Er au identisch ist. Es wird Jedermann, welcher die Leiche ländet, ersucht, dem diesigen köuigl. Polizeipräsidium unver züglich telegraphisch Nachricht zu geben. ---- Der Deutsche Verein sür öffentliche Gesund heitspflege hält seine XIV. Versammlung zu Franksurt am Main in den Tagen vom 13. bi» 16. September 1858, unmittelbar vor dem am 17. September in Bonn statlfindenben deutschen Aerztetage und der am 18. September beginnenden Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzle in Köln, ab Tagrlordnung: Donnerstag, den 13. September: I. Maß regeln zur Erreichung de» gesunden Wohnen». Referenten: Oberbürgermeister vr. Miqucl (Frankfurt a. M.), Oberbau» rath Proseffor Baumeister (Karlsruhe). II. Oertlichr Lage der Fabriken in den Städten. In wie weit hat sich ein Be. dürsniß herausgestellt, von der Bestimmung de» tz. 23 Absatz 8 der deutsche» Gewerbeordnung Gebrauch zu machen? Referenten: Sanität«rath vr. Lent (Köln), Stadlrath Hendel (Dresden). — Freitag, den 14. September: III. Welche Er fahrungen sind mit den in den letzten Jahren errichteten Klär- vorrichtungen städtischer Abwässer gemacht worden? Referenten: Stadtbaurath Lindley (Frankfurt a. M.), GaS- und Wasser- werkdireclor Winter (Wiesbaden), Sladtbaumeister Wiebe (Esse" a. R ), Stadtbaurath Lohausen (Halle a. S ). Am Nachmittag: Besichtigung der Frankfurter Klärbeckenanlage und Grundwafferleitung, sowie der neuen Hasen- und Schleußen-Anlagen. — Sonnabend, den 15. September: IV. Welchen Einfluß bat die heutige GesundheitSlehrc, be sonder» die neuere Auffassung de» Wesen» und der Verbrei tung der InseclioiiSkrankhclten aus Bau, Einrichtung und Lage der Krankenhäuser ? Referent: KrankenhauSdircclor vi. Curschmann iHainburg). V. Straßenbejestigunq und Straßen reinigung. Referenten: Regierung»- und Sladtbaumeister Heuser (Aachen), Vr. N. BlasinS (Vraunschweig). Am Nach mittag: Besuch von Bad Homburg — Sonntag, den 18. September: Am Bormittag: Besichtigung der Klärbecken- anlage zu Wiesbaden. Am Nachmittag: Gemeinsamer Besuch de- Nicderwalddenkmals — Livorno. 30. März. Auch in der hiesigen deutsch holländischen Kirche ist am 22. März ein TrouergotteS- dienst zum Gedächtnis an Kaiser Wilhelm abgehalten worden, und zwar aus Anregung de» hier seit langen Jahre» wohnenden und sehr angesehenen Herrn Rudolf Scbwartze, de» Consistorium» der obengenannlen Gemeinde und de» kaiserlichen Eonsulat». Derselbe nahm einen sehr würdigen Verlaus. Pastor Neßler biell eine sehr ergreifende Rede, woraus ein wobleingrüdter Chor da» Lied „Wenn ich einmal soll scheiden" vorlniq. Säiiimtlickü: Civil- und MililairbehörLeu. ta-Con- sularcorp» und besonder» die deutsche Eolonie waren voll ständig vertreten j außerordentlich lebhaft war auch die Theil« nähme der italienischen Bevölkerung. Line» besonder« günstigen Eindruck machte die reiche Liebesgabe, welche obengenannter Ebreobiiraer dieser Stadt zu der gleichen Gelegenheit ten hiesigen Armen überreichen ließ. I
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