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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-08
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1888
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- Erste Mage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. SS. Sonntag dm 8. April 1888. 82. Jahrgang. Der rothe Ahawl. Srzihl»»» »»» Lovise Weftkirch. (Schloß) Spät in der Nacht kehrte Eva heim. Herr Ring hatte sie b>S an die HauSthür gebracht, und der >dend mußte wohl ihren Erwartungen und Hoffnungen entsprochen haben, denn sie hatte der Mutter gar viel ;u erzählen und die Beiden iachten und tuschelten eine lange Weile zusammen. Ver söhnlich im Gefühl ihres Glücke-, trat sie dann auch in die -ainmer der Geschwister, um Marien eine halbe Entschuldigung nnd ein freundliche- Wort zu sagen, aber die Rede stockte ihr aus den Lippen, denn beim ersten Klang ihrer Stimme richtete Marie sich jäh emvor, und ob sie gleich einen gute« Kops kleiner war al« die yochgewachsene Schwester, schien sie dieser doch um zwei Kopfeslängen höher und ihre Augen batten einen Ausdruck, dergleichen Eva noch an keinem Menschen gesehen und dagegen ihre eigenen Feueraugen matt erschienen. „O tu — du", begann sie und streckte die Arme gegen die Schwester au-, aber die keuchende Brust versagte ihr das Wort. „So lange ich lebe, spreche ich nicht mehr zu dir!" Sie meinten, da« seltsame Wesen des Mädchens werde sich über Nacht schon geben, und gingen zur Ruhe. Und wirklich kam Marie am Morgen ganz ruhig und vernünftig in die Stube; nur merkwürdig grau fand die Mutter ihre Gesichtsfarbe und die Züge so starr, als wären sie versteinert. Da- aber blieb, und auch da» stille in sich gekehrte Wesen. Mil Eva redete sie nie wieder rin Wort Die nahm- leicht wie alle Dinge der Welt, halte auch jetzt gerade nicht gar diel Zeit, Über derlei nachzudenken, denn schon an einem der nächsten Tage kam sie mit hochrotbem Gesicht von der Arbeit nirück und zog die Mutter beiseite. Die that einen bellen Freudenschrei und dann fing sie an. zu scheuern und zu bürsten unv die ganze Wohnung unter Wasser zu setzen. Als Marie heimkehrte, riefen eS ihr die kleinen Geschwister schon auf der Treppe entgegen: „Denk' du. uns're Ev' hat sich verlobt!" Und die Mutter sah zehn Jahre jünger aus vor Stolz und Glück. .Was sagst du. Marie? Heut' Abend kommt der junge Herr Ring und freit um unsere Eva." Marie war sehr bleich geworden. Bebend faßte sie hie Mutter beim Arm und sah ihr mit glühenden Augen ins Gesicht. „Da- darfst du nicht leiden. Mutter! Sie ist eine Diebin. Und ich schweige nicht dazu, wenn Ihr ihn betrügt." Wie eine Furie subr die Frau herum. Eie. di« Mutter von siins geraden, hübschen Kindern, hatte den blassen Zwerg, dessen Anblick ihrer Eitelkeit ein steter Dorn war, nie von Herzen leiben mögen. Und nun wagte diese» Mißgkschvpf, ihre Eva, ikr Goldkind, zu bedrohen! „WaS sagst du da. du heimtückische Creaturl? Neid ist'«! Nichis alS Neid! Gönnst deiner Schwester ihr Glück nicht! Möchtest eS ihr wollt lieber gar zerstören, weil so etwas freilich »iät an dich kommt, du mißgeschaffener Krüppel, du!" Marien war'-, als drehte» sich die Slubenwände um sie, alr wirbelten Feuersonken vor ihre» Augen und dann zer rannen plötzlich alle die holden Täuschungen ihre» Leben», und sie fab ganz klar die Ursachen von dem, wa» sie vormal» de- freiiivrt hatte. Eie wußte eS jetzt, warum ihre Mutter sie zeillkbk»- zurücksetzte, warum die Nachbarinnen mitleidig die Achteln zuckten, warum Herr Ring freundlich zu ihr sprach. „Mg;geschaffener Krüppel," daS war'S! Und ob sic gut war »nd brav unv arbeitsam und sromm, ein »nißzeschafsener Krüppel blieb sie loch. Sie antwortete ihrer Mutter nicht. WaS bätte sie ihr ant worten sollen? Sie ging mit schweren Schritten in die Kammer und griff nach dem Spiegelglas. Aufmerksam wie an jenem Abend, da Herr Ring ihr den Maiblumenstrauß geschenkt Halle, starrte sie hinein, aber heute sah sie sich, wie sie war Und als ihr die Träume durch den Sinn zogen, welche einst aus dem Maiblumendust in ihrem Herzen empor» gekeimt waren, lachte sie gellend aus und schleuderte den Sp egel zu Boden, daß er in Splitter zerschellte. Die ganze Nacht saß sie grübelnd, und in dieser Nacht fiel ein Reif auf alle die schon entwickelten Knospen ihre- Herzen- und Ge- niülheS. Ai» Morgen freilich nahm sie scheinbar ihr alte» Leben wieder aus, so daß die Mutter, die sich wegen idrer rastbe» Rede schon Borwürse zu mache» begann, eine recht« Beruhigung darüber empfand, aber eS war nur scheinbar. DaS böse Wort war wie ein Tropfe» Gist in ihr innerstes Sein gedrungen und fraß dort langsam weiter, bi» Alles, waS einst sromm und gut und froh in ihr gewesen war, sich in Bitterkeit und Empörung gegen die Menschen und ihren Schöpfer verkehrte. Sie, die früher nie die Predigt ver säumt hatte, setzte keinen Fuß mehr in eine Kirche, und wenn sie den Herrn Pastor daherkcmmen sah, machte sie einen weiten Bogen, um ihm au-zuweichen. Ter hatte sie auch betrogen mit seinem Rath l Trug und Erfindung war Alle-, was er von der Kanzel herab im Name» seines GolteS ver kündete. „Aus daß dir'» wohlgehe", soll!« dieser Gott ver heißen haben. — Nun, sie batte ihre Mutter geebrt ihr Lebelang und sich eifrig bestrebt, seine Gebote zu erfüllen; aber eS ging ihr nicht wohl. Und „du sollst nicht stehlen", lautete doch auch ein Gebot. Ihre Schwester Eva hatte es kecklich übertreten — dennoch ging eS ihr wohl. Und warum Beide»? Weil er. bei dem die Macht ist. dir eine Schwester ohne ihre Schuld in der Wiege zum Krüppel schuf, der an der» ohne ihr Verdienst den Zauber der Schönheit verlieh Ru» mochten sie gut sein ober schlecht, wie e» ihnen beliebte — an »er Einen hastete unwandelbar der Fluch, an der Anderen der Segen. — Ihr armer Verstand kam nicht hin weg über die greifbare Ungerechtigkeit, deren Opfer sie sich fühlte; ihm war nicht die Kraft giworden, sich zu einer Welt anschauung durckzuringen, welch« di« Sittlichkeit einzig um der Sittlichkeit willen übt. Wozu sich anstrengen, meinte sie. wenn der feierlich zugesagle Lohn der Tugend ausblieb? — Und so kam sie äußerlich und innerlich »erab. Ihr einst peinlich sauber gehaltener Anzug war zer rissen und verwahrlost, da- Halstuch hing unordentlich ge knüpft; in ihrem Berus zeigte sie sich lässig und gleichgillig. Und al» die Prinzipalin, welche dem Mädchen aufrichtig zu« gethan war. ihr freundlich Vorstellungen darüber machte und mit den Worten schloß: „Sic interessiren sich nicht mehr für Ihre Arbeit" — da hatte sie hell ausgelacht: „Nein, Frau Prinzipalin. ich interessire mich nicht mehr dafür!" Ihr Wesen hatte jetzt überhaupt häufig etwas Freches, herausforderndes, den Trotz, brr nicht» fürchtet, weil er nicht« zu bosse» hat. Frau Reich glaubte, diese Stimmung werde vorüdergehen, und hatte Geduld: ja, sie lud ihre langiädrige lrbeiterin sogar zur Weihnachtobescheerung ein, in der Absicht, ie durch eine kleine Freude auszuheilern. Marien war'» schon recht, zu geben; denn am Weihnacht»- taae feierte Eva Hochzeit. Herr Ring hatte ausgelernt und ollte zu Neujahr sein väterliche» Geschäft in einer Proviuzial- iadt übernehmen. Durch Frau Reich'- Einladung entging sie »er Trauung und dem Abschied von der Schwester, mit welcher ie nie wieder geredet hatte, noch jemals wieder reden wollte, über seltsam war ihr doch zu Mutbe. Sie halte an Herrn Ring'» Hochzeitstag ganz andere Hoffnungen geknüpft. Die Plisshestube war zur Bescheerung hergerichtet. Ein roher WeihnnchtSbaum brannte, die Kinder jubelten, die adenfräulein standen erwartung-voll. Aber Marie sab nichts von alledem. Zwischen den Lichtern des Baume» erschien ihr da» Bild, da» sie heute überall hin verfolgte: ihre Schwester Eva mit Herrn Ring am Altar. Und die Braut wandte ein wenig den golbflimmernden, kranzgeschmücklen Kops und ihre Rehauge» streiften hochmülhig, spöttisch den miß- geschaffenen Krüppel, der sich Halle verinessen wollen, diesen Platz einzunehme». „Und bier für Sie. Fräulein Merten." Die kleine Pussöesalterin strich sich erwachend über di« Augen. Neben ihrem Honigkuchenteller und dem großen Doppel-M au- Ehocolade lag — der rotbe Shawl. Frau Reick botte einen lauten Inbelrus al» Dank er wartet. Aber Marie sah nur still aus das einst so heiß er- ehnte Puhstllck nieder mit dem unbewegten, versteinerten <Ie- rchtsau-bruck, der ihr nunmehr eigen war. „Jehl!" dachte sie bitter. „Vor einigen Wochen hing mein Glück an diesem Ebawl. — WaS soll er mir jetzt?" Und sie dankte der freundlichen Frau kalt und gleichgillig. ... Es War zwischen Weihnachten und Neujahr, ein trüber Nebelmorge». al» Marie aus ihrem Wege ins Geschäft an altgewohnter Stelle stehen blieb und nach dem Häuschen enseil» de» Flusse- hinüberstarrte. Der Nebel hing grau aus dem Wasser, er tropfte von den kahlen Zweigen der Linden- iäume, lag schlüpfrig auf dem Geländer, an welchem sie lehnte, und den Kieselsteinen, auf welchen sie stand. Naß die Erde, naß der Himmel, naß die Lust. Die wenigen, »och brennenden Laternen glühten matt durch weißliche Nebelhöse und die zerfallenden Baracken drüben erschienen noch gräm licher al- sonst. I» dem Gärtchen aus dem Hausdache trieften Stauden und Sträucher von Nässe, dennoch bewegte sich eine Frau langsam über die Kieswege und schnitt die regenschweren Zweige ab. so viele ihrer noch ein Restchen schwärzliche» Grün» bewahrt hatten; zuweilen blieb sie stehen und fuhr sich mit der Schürze über die Augen. Marie kannte sie wohl. Sie wohnte hinter dem ersten Fenster nebenan mit einem präch tigen, braunlockige» Knaben, ihrem Einzigen. Und vor jenem Fettster hatte Jahr sür Iabr sein kleines WeihnachtSbäumchen gestanden, so lange eine Nadel a» seinen Zweige» hasten wollte. Aber heute stand kein Baum hinter den Scheiben. Etwa» stand dahinter. dunkel und dock auch wieder matt- glänzend. Der Nebel hinderte sie, da» Etwas deutlich zu er kennen; nur. daß e» kein Baum war. sah sie wohl. Zwei Weiber gingen hinter ihr vorüber. „Die Peter» drüben hat auch ihren einzigen Bube» am Scharlach bingeben müssen", sagte die Eine. „Ich bab davon gehört", antwortete die Andere. „Es ist hart. Schau, da schneidet sie Grün ab zun» letzten Kranz und in der Stube drüben steht wohl gar der Sarg —" Die Stimmen verhallten. Marie war wieder allein. Sie machte daS der Nebel, machten eS die Worte der eide»? WaS war da» sür eine Welt! Die Wittwe drüben mußte ihren Einzigen bergeben, de» liebe», frohen KrauSkops schön wie ein Bild und schlank wie eine Tanne — und sie? Wäre eS nickt Wohlthat für sie gewesen, zu sterben, damals, al» der Schatz in ihrem Bentelchen „och im Wachsen, ihr Herz noch voll seliger, unmöglicher Hoffnungen war? Aber nein, sie der Krüppel! lebte, würbe leben. Wozu? — Grau, wie der Nebel ringsum sah sie ihre Zukunst liegen. Sie würde sich i»S Geschäft schleppen, Morgen sür Morgen, da» Rad ihrer Maschine in Bewegung setze» — Wozu? Sie würde arbeiten, sparen, sich ankleiden, sich auSklciden — Wozu? Wozu? — Die Eva war versorgt und mit ihr die Mutter. Die kleinen Geschwister bedurften ihre» Fleißes nickt mebr; ihrer Person hatie nie ei» Mensch bedurft — unv sie war müde, toklmüde. O. wer jetzt schlafe» könnte! Unwillkürlich stiitzlc sie sich fester aus daS Geländer — bier war die Lücke. —Wie leicht eS sich binbnrchschlüpstel — Sie brauchte keine Gewalt, sie warf sich nickt, sic ließ sich gleite», dem unwiderstehlichen Hang nach Ruhe folgend, dem einzigen Verlangen, da» noch ihr Herz erfüllte. Schlafen -- Scklasen Am Mühlengatter fanden sie sie — schlafend, so wie sie e» gewünscht halte, so fest, daß Niemand sic zu erwecken ver mochte. Und die Herren vom Gericht steckten die Köpfe zu sammen und konnten nickt einig werven, ob hier ein Unglück vorliege oder ein Verbrechen, wollten ihr auch ein ehrlich Begräbniß vorenthalte». Aber Frau Merten trat mit ihrer ganzen Zungenfertigkeit sür ihr todte» Kind ein und ihr Beweisgrund gab den Ausschlag. „WaS denken sich nur die Herren? Wenn mein Marie- chen mit schlimmen Absichten umgcgangen wäre, würde sie doch da- funkelnagelneue Prachttuch zu HguS gelosten haben. So boShast war sie nicht, uns da» «uthwillig zu ver derben." - So schläft sie denn in ihrem rothcn Shaw! in Reihe und Glied mit den Gerechten der Stadt. ES steht ein Kreuz aus ihrem Grabe und dann und wann bängt ein billiger Kranz daran. Ob ihr daS Nälhsel des Lebens nun gelöst ist, an welchem sie zu Grund« ging? Aus dem preußischen Landtage. ** Berlin, 6. April. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, ist die Annahme, daß der preußische Landtag bereit- Mitte Mai. vor dem Psingslsest. geschloffen werden könnte, unbegründet. Der Regierung liegt daran, daß da» BolkSschulleistunaSgesktz zu Stande kommt, und soweit eS sich übersehen läßt, bürste keine parlainenlarischc Partei die Ver antwortung sür da- Scheitern dieser hochwichtigen Vorlage aus sich nehmen wollen. E» wäre auch schwer begreiflich, wenn a»S nebensächlichen Gründen die Wohlthal einer Zu wendung von 20 Millionen, welche den Eominnnen zustießen sollen, verhindert würde, nachdem seit langer Zeit in Folge der Reickssteuerresormen die Finanzlage Preußen- sich so günstig gestaltet hat. um einen solche» Vorschlag von Seite» der Regierung zu ermöglichen. Man darf also wohl daraus rechnen, daß eS im Plenum gelingen wird, die in der Commission vergeblich erstrebte Verständigung zwischen der Mehrheit und der Regierung z» erreichen. Aber die Materie wird jedenfalls auch im Herreiihause ein- gebrndster Beratbnng unterworfen werde», n»d da die Majo rität der Eommissio» wie des Plen>ii»S im Abgeordnetenhaus» VersaffliiigSLnverung atS vorliegend erachtet, also eine zweimalige Abstimmung, sür w-lcke nach Artikel >07 ein Zwischenraum von 2l Tagen vorgelchrirben. crsorderiich ist, ka,»i schon deswegen vor Mitte Juni der Schluß ^ -- Land tages nicht in Aussicht genommen werden. Präsident v. Koller, welcher bereits in den letzten Tagen vor Ostern so unwohl war, daß er die Leitung der Verhandlungen dem Bicepräsibentcn Freih. v. Heerrman über lasten mußte, soll in de» letzten Tagen so krank geworden sein, baß fick noch nicht abseben läßt, ob eS ihm möglich sein wird, am 1l. April, zur Wiedereröffnung der Sitzungen, i» Berlin rinzutreffen. Generalversammlung des nationallideralen Reichsvereins in Eisenach. Li Eisenach, 6. April. Die gestern Abend im Saale beS Tivoli abgehaltene Jahresversammlung des genannten Vereins gestaltete sich zu einer recht erhebenden und würdigen. Der Vorsitzende I»r. Webe mann begrüßte die zahlreich Erschienenen, betonte, daß uniri Reichs- tagSabgeordneter Paul Beide! leider durch beide Familientraiicr behindert sei, der Versammlung beizinvohnen. gednchie der ichinerz- lichen Ereignisse, die da» deutiede Volk betroffen, und hob hervor, da sich der Verein z»»> ersten Male nach jenen geiviliigcn Vorgängen wieder vrrsainmele. r« sich vor Astein gezieme, Teile,, zu gedenken, »m den All - Deuiichland trauert, des Fürsten, der uns wieder cni rinigeS, große» Vaterland grschaffen havc. st» diesen» Zwecke er- thetile er dem vr. Stechele das Wort. In gedankenvollem längeren Vorträge entrollte derselbe ein die Herzen tief bewegende» Bild de- daliingrichiedenen Kaisers Wilhelm. Reicher oirbaliender Bestall lohnte de» Redner, woraus die Versamm lung »» die Erledigung der gelchäsiluin-ii Angelegenheiten einirai. lieber den Lasscubestand referiere in Abwesenheit des erkrankte» LalsirerS der stellvertretende Vorsitzende Goldner; Hiera» schloß sich »in kurzer Ueberblick über die VereinSthätigkeit des letzte» Jahres, woran» wir nur dervorhrben, daß sich die Mitgliederzalii uns der bisherige« Höhe von über bOO erhalten hat. Der Geiaininivorstand wurde dann einstimmig unter Anerkennung seiner großen Verdienste um den Verein wiedergeivälstt. Hieraus hielt Redactenr Löwenheim eine» längeren Vortrag über die nächsten Ausgaben der nationolliberalcn Partei. Die Ber-chiigung, jetzt die Frage nach der Ausgabe »niierer Partei auszuwersen, findet Redner i» einem Rückb! ck aus die letzte Reichs tagesessio», d»e zu den bedeutsamste» »nd wichtigsten zählt, d>e wn hi-her im Reiche zu verzeichnen halten, sowohl was die Größe »nd Bedeutung der verschiedenen gesetzgeberischen Arbeite» anlangl, bei deren Bestallung die nationalliberale Partei ilnen E nsluß in maßgebender Weise zur Geliung zu bringe» wußie, und na- mentlich auch unsere Abgeordneten im Broßherzogthum eisrrgft mNwirklen, dann aber vornehmlich durch die große Red- de» Fürsten Bismarck am 6. Februar, in welcher derselbe seine anSwäi tige Politik so klar »nd gewaltig darlegte, daß nicht blo» jede» dculsche Herz »ul freudigem Stolz erbebte, sonder» daß diese große Friedens»ede wie ein Lichlstralil durch die Welt zuckle und alle Freunde des Friedens erhob und alle Feinde desselben rrziitern machle, und vor allen Dingen durch den schmerzliche» Tod Kaiser Wilhelm'- und den dadurch eingetretcnen RegieruiigSwechlel. In Folgendem faßte dann der Redner die nächsten Ausgabe» der »ationalliberalen Partei i» zech- Puucien zusammen: Auch nach der jüngsten ReichStagSjelsion und dem Thronwechsel bleiben die Bruudiätze und stiele der national!,beraten Partei unverändert dahin gerichtet: 1) Feste, unerschülterte Ausrechtiiallung und Pflege der Festigung deutscher Einigung, Stärke und Unabhängigkeit und fortgesetzt stetige Entwickelung der Freiheit, Wohlfahrt und Gesittung im Reich und in den Einzclstaaten. 2) Das nationale Erbe des Kaisers Wilhelm ist nach jeder Nichlmig zn pflegen, zu schnvcn und zu verikeidigen. 3) Es gehüri den, Kaiser Wilhelm unsere unauslöschlich dankbare. verchrungSoolle Erinnerung, unsere»! Kaiser Friedrich unsere rinerjchiitterliche Treue uud Liebe, unser unbednnieS Vertraut« und volle Hingebung. (Kein Partei-Kaiser, sonder» Vater des Vaterlandes sür Alle.) 4) Rückhaltlose Unterstützung der Politik de- Fürsten Bismarck b) Auirechierhalluiig der Verbindung mit denjenigen politischen Parteien, welche die gemeinsame» nationalen Ziele und Ans gaben hoher stellen als innere Parleiiragcn. 6) Einwirkung aus alle Kreise der Bevölkerung, durch leiden schaflslose, ruhig sachliche Erörterung der politischen Fragen eine klare Beurtheilung zu fördern und so den verderblichen Einfluß aufwieglerischer Schlagwöeter zu beseitigen »nd da tuich den inner» Fried«» zu fördern. Lebhojler Beifall dantie dem Redner sür seinen inhalirciche» und bederzigenewerlhen Bortrag. Mil kirrem begeistert ausgenommenen dreisachen Hoch aus Kaiser Friedrich schloß die sehr anregende Versammlung. vermischtes. -- Berlin, 6. April. AuS dem Charlottenburger Schloß erfährt die „National-Zeituug". daß daS Befinden keS Kaiser- >i» Verlause des gestrige» Tage» zufriedenstellend war. Wie wir bereit» mittbeilten, batte der Kaiser gestern Nachinitlag eine Coosereuz »»t dein Fürsten Bi'inarck. Diese Consereiiz hat über zwei Stunden gedauert.—Geste,» Abend »»> 7 Uhr tras die Kaiserin Augusta zu»» Bünde der kaiser liche»» Majestäten im Charlottenburger Schlöffe cm und ver weilte dort bis 8 Uhr. — Wie wir weiter erfahre», ist heute daS Befinden des Kaiser» »ach einer gut veibrach!,» Nackt ein günstiges. — Den kaise klicken Ma jestäle» statteten gestern Abend 7 Uhr die Kaiserin Augusta »nv die Großherzogin von Baden in» Schlosse zu Chartottenburg einen längeren Besuch ab. Im Lause dcS heutigen Tage» nahm der Kaiser zunächst den Vor trag deS Ober-Präsidenten b>r Achenbach entgegen, batte dem nächst eine Besprechung mit dem Geb. Hosralb Bork und arbeitete Mittag» mit den« Wirkliche» Geb. CabiiielSratb v. Wilmowski. Das Diner nabii, die kaiserliche Familie am heutigen Nachmittage allein ein. — Der Kronprinz begab ich gestern srüh 8 Uhr 25 Minuten von bier »ach Potsdam, um kort den Compaaniebesichtigungci» beim ersten Garke- regimcnt z. F. deizuwokncn. Nach kein Schluß der Besichti gung nahm derselbe daun de» Neubau de- OniciereafinoS vom Garke-Husarenregimenl in Augenschein. Ritt dem Zuge um 4 Ubr 7 Minuten kehrte der Kronprinz nach Berlin zurück. Nack seiner Aiiknnst staltelc der Kronprinz dem Fürs!» Reichs kanzler BiSmarck einen Besuch ad und war sodaini an» Abend um Tbee bei der Kaiserin Augusta anwesend. — Tie Kron prinzessin hatte am gestrige» Vormittage um 9>/, Ubr eine Spazierfahrt unternommen und sich dann nach der Rückkehr von derselben um ll".» Uhr zum Besuch bei der Kaiserin Augusta begeben. --- Au- Thüringen, 5. April, wird der „Vossischen Zeitung" geschrieben: Die von mebreren Zeitungen ver breitete Nachricht, nach welcher der Fürst von Neuß ä. L. erklärt habe» soll, daß er „keine» Fug breit Greizer Erve" zur Errichtung eines Kaiser Wilhelm-Denkmal« hcrgebe» und auch >»icht gestatten werde, daß ein solche» Denk mal aus dem Markte zu Greiz ausgestellt werde, wird jetzt al« böswillig erfunden in jeder Beziehung in Abrede gestellt. Fest steht nur die Tbalsache, daß man sich biusichttich dieser Frage in ossiciellen Kreisen sehr kühl Verhaltei» und daß sich beispielsweise kein Beamter au der fraglichen Angelegenheit belbeiligt hat. -- E iseuach, 6. April. Die rühnilichst bekannte Rudolf Denbardt'sckc Sprackbeilanstalt zu Eisenach wurde »m Lause de» Sommer» 1887 von 92 Perioue» besucht gegen 7l des VorjabreS. Ordnet man die Besucher der Anstatt nach ihrer Nationalität, so entfallen aus Leulschlanv 75, aus Oesterreich 4. ans Rußland und Holland je !!, aus die Schweiz und die Vereinigten Staaten von Nordamerika je 2, aus Ungarn, Frankreich und Schwede» (Finnland) je 1. Un entgeltliche Ausiialnuc wurde 2l Personen zu Theil. Eine Anzahl früherer Schüler bat in» ve»slofl»i>eii Sommer eine Slistuiig >»S Leben gerusen, die den Z:o et b t, uiibcinittelten Stotterer», welche nach wie vor kostenfreie Ausnahme in der Anstalt sinke», wenn nöthig, Zuschüsse zu de.» ihn»» au» der Reise, der Equipirung re. erwachsenden, häufig nicht unerhcb- lichcn Kosten zu gewähren. ----- Hirschberg, 6. April. LängS deS ganzen Sude le »gebirgeS findet seit 3V Stunden unuiiterbrocheu hef tig st er Schneesall statt. Ter Bahnvcrkcbr wird nur mit großen Verspätungen ausrecht erhallen. Der hier 9 Uhr 48 Mi», fällige Zug au« Breslau ist erst jetzt (gegen 12 Uhr) au» Dittersbach abgefahren. -- Der Wittwe deS Erfinder« deS Fernsprecher», der Frau Re»S »r Friedrichsdors bei Homburg, »st in Folge eines Antrages de« UnterstaatSsecretairs Do. v. Stephan vom Kaiser ein jährliche- Guadeugebalt von lOOO .L bis ans Lebensende bewilligt worden. Herr v. Stephan bat die Wittwe ReiS von dieser kaiserliche» Zitivciidung durch eine tclegrapbische Depesche in Kenulniß gesetzt. ---- Wien, 5. April. Heule Morgen um 4 Ubr ist der älteste Procurist de» HauseS Rothschild, Herr Mor>; Ritter von Goldschi» > dt, in seinem 85. Lche„«jahre samt ver schieden. Mil Moriz von Goldschmidt wirb der letzte Reprä sentant der alten Wiener Finanzwelt zu Grabe getragen. Volle sieben Decennie» in Diensten des Wclihaiiscv Rothschild, war es ihm bei seiner hervorragenden Slellniig beschicden, an der wirlbschastlichen Enltvickclnng »nsercS Vaterlandes im letzlcn halbe» Iahrkuiideet regen Antbeil zn nehiiien. Ueber- niorgcn wären eS siebzig Jahre geworden, seitdem der Ver storbene in da» HauS Rothschild eintrat, dem er seit!' r durch drei Generationen unnnlerbrvchen seine Dienste widmete. ---- Graz. 5. April. Der Professor der Botanil Hubert Le»tgcb erschoß fick beule ans Kränkung, weil die ihn» vor einiger Zeit anläßlich seiner Bernsiing nach Jena erlheiltcu Zusagen de« Ministeriums in B.'lress NV»- organisirliiig deS hiesigen botanischen Instituts nicht gehalten wurden. ---- Tie Negierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat mit Cbiua eine» Vertrag abgeschlossen über die Beschränkung der Einwanderung a»S China in die Vereinigten Staaten. Den Bestimmungen dcS Beitrages zu folge bürse» während der nächste» 20 Jahre leine chinesischen Arbeiter in die Vereinigte» Staaten emwanderii; atich soll nur solche»» Chinesen geslallct sei», zu landen, welche bereits früher >n den Vereinigte» Elaaten ansässig aewe'e>t sind und daselbst Gruiiveigrnlhuin besitzen. ß^ug. pollvk, Neuest» Eingänge in Henhlahrr-Aacketr, Uin- hängen, Lrsnrena-es, Visite» u. Regeinnänteln. «>op1s«l»Isr Frühjahr: rs»Stsss» Neuheiten in Seide, slle und Naninivslle. VorrttKllvb« Ltokks. crxxxxrrxxxxxxxxrrxrsv:»;: Lslvdlutlttßst« LllsvetU.
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