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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-07
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1888
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^ 88. Erste Gcilage M Leimiger Tageblatt und Anzeiger. Sonnabend den 7. April 1888. 82. Jahrgang. ver rolhe Shawl. Erzähl»»» »»» Loolse Westktr^. «»»dnia »nSotr». (Fartsetzuag.) Mari« M«rtea darbt« und träumte nickt» al» da« Fest Sie war in einer beständigen stillen Verklärung. Hundert mal vergegenwärtigte sie sich den ersehnten Abend bl» in die kleinste Einzelheit. Wie Herr R ng sie abboten würde; wie sie mit ihm di« rrleuchiete Treppe hinaufging, da» Lerz voll Erwartung wie ein Kind vor der Weihnachl-descherrung. Südlich that die Tbür zum Gaal sich aus und blendender Licktglaaz schlug ihnen entgegen. Dann saß sie an seiner Seile und hört« die lustigen und ernsten Vorträge mit an, oiid was sie etwa nicht verstand, wllrbe er ihr erklären, er erklärt« so gut! — Dann führte er sie zu Tisch. — Er sie! 8>»d all' die anderen Damen sehen voll Neid auf die kleine, arme Nähterin. Er sprach auch zu ihr, da» war säst da» Schönste am ganzen Abend, da» wurde sie gar nicht müde, sich auSzumalen! Wa» er Alle» während der kurzen Zeit eines Abendessen» ihr sagte, wa» sie wohlgesetzt und jung- ktiulich daraus erwiderte — nicht in einer ganzen Woche hätten e» zwei Menschen einander sagen können. Zuletzt ki« der Tanz. — Ach, e» mußte himmlisch sein, mit ihm zu ttmzenl Marie selbst tanzt«, wenn auch nicht graciö», so doch sicher und mit Leidenschaft. Ja, und dann gegen da» Ende de» Tanze» — dann — dann — Wer weiß? — Ihre Phantasie ließ hier eine Lücke; aber im Hintergründe all' mrrr Träume tauchte nebelhaft eine gemüthliche Stube aus. Er trat herein, sie flog ibm entg-gen, nahm ihm Hut »nd Mantel ab. brachte seine Hausschuhe, seinen Schlasrcck, setzte sein LieblingSgericht aus den Tffck, streichelte sein dunkle» Haar und lauschte seine» lieben, lieben Worten Hier rfl'gte sie crröthend abrubrechen. Fast scheu sah sie sich in dir Welt der Wirklichkeit um. Die Nähmaschine rasselte unter ihr, die Gaßstammen dunsteten und flackerten, auf da» Pflaster de» Höschen» klatschte der kalte Hcrbstregen. „Un- Ui»»!" schalt rann ihr klarer Verstand, aber bald begann ihr Traum von Neuem. Holde Zauberin Phantasie, die een wünschenden Menschen da» ewig Unerreichliche mit säst greif barer Deutlichkeit vor die verlangenden Sinne malt, sie wenigsten» im Traum ein Glück kosten läßt» welche» ihnen die Wirklichkeit nie gewähren soll! E» war am Sonnabend vor dem Fest. Marien» Schatz zeigte sich vollzählig. Morgen früh wollte sie „in Ruhe" alle» zu ihrem Putz Notbwendige erstehen und morgen Abends um diese Zeit — Heisa! da war sie schon beim Fest! Stolz schaute sie zum Himmel auf. Jeder seiner glitzernden Sterne schien ihr eine besondere Verheißung von Glück berabzustrahlcn und da» Wasser drunten im Fluß rauschte heul' in Worten. Sie verstand'S ganz deutlich, wie e» durch den Brückenbogen gurgelte: „Glücklich, glücklich, glücklich ist unsre Marie." Schon vor der Slubenthür erkannte sie die scheltende stimme ihrer Mutter. Drinnen am Tische stand dieselbe in zorniger Erregung, Eva mit verweintem Gesicht vor ihr; '.wischen Beiden ober lag ein Carlen mit einer ausfallend schönen Spitzengarnitur. Bei Marien» Eintritt brach die Fra» ihre Strafpredigt ab. „Nun ist'» doch gut. daß du gespart hast, Marie. So kannst du un« wenigsten» au» der Noth Helsen. Neun Mark brauchen wir." Unwillkürlich legte da» Mädchen vertheibigend die Hand aus die Stelle, welche ihren Schatz barg, und wich einen Schritt „Wa» hat'» denn gegeben?" „Deine Schwester, da» ungeratbene Ding da", Frau Merten wie» aus Eva. „kann seine Hand nicht von fremdem Eigenthum lassen. Den Kragen hier hat sie au« dem Geschäft weggenommen." , „Gestohlen hast du?" schrie Marie kirschroth vor End lüstung. „Wenn du mir die paar Mark geliehen hättest, um welche ich dich so sehr bat, dann wär» nicht geschehen", schluchzte Eva trotzig. „Mach doch keinen solchen Lärm", grollte die Mutter „Ich Hab der Er' ihr Unrecht schon verwiesen und sie hat mir und der Frau Reich in die Hand versprochen, daß sie dergleichen nicht wieder thun will. Nicht wahr, Ed'?" „Nie, nie, Mutter!" „Krau Reich weiß, daß ich eine rechtschaffene Frau bi» und sicht Kinder groß zu bringen habe, darum will sie Alle» güt lich abmachen und nicht darüber reden, und die Ev' soll auch noch bi« zum ersten Dccember, wa» ja nur fünf Tage sind, io» Geschäft kommen dürfen, da» heißt, wenn wir der Frau Reich bi» morgen Abend den Schaden bei Heller und Pfennig ersetzt haben. Der Kragen kostet neun Mark. Na. ich bin kiae arm« Wittwe, ich habe Nicht», aber du " Jede» Glied an Marien» Körper flog in Empörung. Weil ihre Schwester leichtsinnig und schlecht handelte, sollte sir aus da» Fest verzichten! Und da- konnte ihre Mutter al« ^lbstverstäadlich ^betrachten! „Nicht Einen Pfennig gebe ich „Gerechter Gott!" klagte die Wittwe. ,.wa» Hab ich für Kinder! Ich glaube, du wärest im Stande, zu tanzen, während sie dcme Schwester in» Gesängniß schleppen." „Jedem wird, wa» er verdient", sagte Marie, und schlug krackend die Kammerthür hinter sich zu. Sie kam nicht zum Abendessen herein und schlief auch nicht '.nährend der Nacht. Aber e» war nicht blo» Hunger, Wa ste wach hielt. Nebenan hört sie die Eva schluchzen. Da« freilich dauerte nicht lange, dann schlief sie um so fester. Marie aber lag hell wach bi» zum Morgen und grübelte. Natürlich hatte sie recht gethan! Sollte Eva mit dem gestohlenen Kragen aus dem Feste prunken, mit Herrn Ring tanzen, mit Herrn Ring plaudern dürfen, während sie, Marie, die all' ihr Lebtag treu und redlich gewesen war» die sich gemüht hatte in ehrlicher Arbeit, und gedarbt und sich gefreut aus diese» Fest wie aus nicht» zuvor in der Welt, zum Lohn von einem Vergnügen ausgeschlossen sein, da» sie im Stillen für dir erste Sprosse aus der Leiter zum Glücke betrachtete, für da» EingangSthor zu einem neuen Leben? — Niemand konnte da» von ihr fordern. — Bon Neuem fing sie an. da» ganze Fest durchzuträumen, aber sie hatte keine recht« Freude daran - wenn sie an die schönsten Stellen kam, schüttelt« sie ein eisige» Grauen und e» war. al« schnüre ihr eine Hand die Kehle zu. weil sie über den Lichterglanz und die schöne Tasel und den Herrn Ring hinweg immer ihre Schwester sehen mußt», welch« derweil vou einem Schutzmann al» Diebin durch die sonntäglich belebte» Straßen zur Polizei geführt «urde, eiaen Trotz höhnender Straßenbuden hinter sich. 8>e konnle da» abwenden Sie allein! Mußte sie e» thun? Der Kops ward ihr wirr von Grübeln. In sich konnte sie den rechte» Entschluß nicht finde». Wenn er ihr doch von Außen käme! Wenn der Himmel ihr ein Zeichen schicke» wollle! I» ersten Morgengrauen sah sie eme Tande aus dem Fenster sims kauern. „Wem, die Taube nach link» ausfliegt, will ich der Mutter da» Geld geben", «abm sie sich vor. D>e Taube Imz nach liak», aber Marie war nicht» weniger a!» entschieden. Nach eiarr Weile sprang sie au» dem Belt, schlug ihr Ge sangbuch aus und stand mit nackten Füßen am Fenster, um «Üh>»m i« Dämwerlicht dir Zeile zu entziffern, aus welcher ihr Finger ruht« „Wer aur den lreben Gott läßt wallen", la» pe Aber oa» durfte sie gerade nicht! Denn sie Jya »nlten ließ, gökchah da« Unglück, da» sie Verbinder» sollte! UZschlüssig sam sir i» die Stube. Eva schluchzt« i» einer Ecke nnd rief ein über da» andere Mal: „Ich thn' mir ein Leid!" Die kleinen Geschwister standen scheu umher. Die Mutter bestürmte ihre Aelteste mit Bitten, Schelten und Tlnäncn. Marie aber dachte an ihre Hoffnungen, sah ver stockt aus ibre Fußspitzen und sagte nicht Ja noch Nein. Frau Merlen scblcuterle die Kaffeetassen über den Tilck, daß sie klirrten „Zur Piedigt willst du?' böbnte sie. „Eine schone Freude, die unser Herrgott an deiner Andacht haben maa. wenn du aus schmutzigem Geiz deine leibliche Schwester zu Grunde richtest!" Marie ging doch und betete inbrünstig, daß Gott sie er leuchten möge. Der Pastor, welcher sie eingesegnet hatte, an dem ihr Herz i» dankbarer Verehrung hing, hielt beule den Gottesdienst. Sie zweifelte nicht, daß sie in seiner Predigt ein kräslig Wvrtlein finden werde, weiches sie aus den rechten Weg wie». Der Text handelte vo» dem Auszug der Kinder Israel'» aus Eghpke» und der Prediger leitete davon geschickt binübcr aus de» Uebergang der WeUkmber auS der Knechl- schafl de« Unglaubens in daS gelobte Land de» rechten Glauben» an unseren Herrn und Erlöser. Er schildert daS Kanaan der GotleSkinber in verlockenden Farben, malte das Eaypterland de» Unglauben» glühend schwarz und abschreckend. Aber ach! ob Gott besohlen habe, daß eine Schwester ihrer leichtsinnigen Schwester die Hoffnung ihres Lebens zum Opfer bringe, darüber gab seine Predigt auch nicht den mindeste» Ausschluß. Als Marie hcimkehrte, wurde sie vo» Neuem von der Mutier bestürmt. „Lass' mir Zeit", sagte sie ralhloS. Und da siel ihr ein, daß die Leute >» Gewissen-zweifeln bingingcn und den Seel sorger geradezu fragte», was sie lhuu sollte»; das wollte sie auch. Sie schnitt ein verspätetes Monat-röSchen, daS an ihrem wohlgepslegton Rosenstocke ausgebrochen war, vom Stengel und that ein paar Myrlheurcislei» dazu, daß eS ein artige- Sträußchen ward, denn sie mochte nicht m>l leerer Hand komme». Einen Augenblick zögerte sie vor dem auS bunten Backsteinen in altdeutscher Bauart gar stattlich aus- geführte» Pfarrhaus. Dann lrat sie ein und zog beherzt die Klingel. Der Herr Pastor hatte eben den Eborrock mit einem warm gefütterten Schlasrvck vertauscht, aus dessen breitem Sammtkragen sein glänzende- Doppelkinn behäbig ruhte. Im Nebenzimmer ordnete die Fra» Pastorin die FiübstückStasei, ctzte spanische» Wein aus de» Tisch und eine Tasse Bouillon, damit ihr Ebeherr sich nach dem Aufenthalt in Ver frostigen Kirche gebührend durchwärme. Aber ob de» Pfarrer gleich ehr nach all de» guten Dingen gelüstete, wollte er doch erst eine liebe, kleine Cvnsirmandi» empsangen, der er wegen ihres roiniiien, sinnige» Wesen- von Herzen zugetba» war. Marie teilte ihren Regenschirm in die Ecke und überreichte mit leisem Knix ihren Strauß. Sie mußle dem Pastor die Hand geben und sich ihm gegenüber setze»; er sprach freundlich zu ihr, sagte, daß er sich freue, sie einmal wiederzusehe», und wie er mit innigem Dank gegen Gott, der in den Schwachen mächtig sei, vernommen habe, daß seine kleine Marie eine so gar fleißige und getreue Arbeiterin und »hrcr Mutter beste Stütze geworden sei. Marie hörte ihm zu. al- hörte sie nicht, die Hände in den Knie», den Blick aus die Dielen geheftet. Doch al» er >e sragte, ob irgend ein besondcrcS Anliegen sie zu ihm führe, da that sie einen tiefen Athemzug und sah ihn mit den klugen, klaren Augen voll an. „Ich brauche Rath. Herr Pasior — ick kann'» Ihnen nickt genau sagen, wie die Cache liegt — ich darf'» nicht, Herr Pastor — aber der Herr Pasior werken sich schon ohnedies hindurchsuiden. — Wcni» ja, wenn eine Sckwester ein Unrecht begeht und inan kann'» gut mache» und die Strafe von ihr abwenden durch ei» großes, großes Opfer — unk die Mutter bittet un» darum Herr Pasior — muß man'» lh»n?" Der Pastor schaute sie befremdet an. „Liebes Kind, wie fragen Sie? Heißen wir nickt Christen, daS ist Nachfolger unsere» Heilandes? Und hat nicht er, um unsere Sünde und unser Unrecht gut zu machen, sich selbst zum Ovser gebracht?" Er verbreitete sich de» Weiteren über diesen Gegenstand, der ibm grläusig war. Marie hörte ihm ztt, schweigend, doch nicht überzeugt. „Wenn eS aber ein gar zu schwere» Opser ist", sagte sie, al- er geendet hatte. „Kann Gott wollen, daß der Un schuldige für de» Schuldigen leide?" .Giebl eS ein schwerere- Opser. als de» Tob am Kreuze? Und wer ist so unschuldig, wie der GolteSsohn, welcher ilm für unS Sünder starb? Mein Kind, ich babe Ihnen ein milderes Herz zugelraul. Schon Ihrer Müller Bille» hätten Sie bestimme» niüssen. Ehre Vater und Mutter, aus daß dirS wobt gehe und du lange lebest aus Erden. Es ist da» einzige Gebot, welche» eine Verheißung hat." Marie sprang auf. Dieses Wort tras; daS paßte in ihren Gedankengang und war endlich ein Strahl, welcher da» Dunkel ihrer Zweifel lichtete. .Auf daß VirS wohl gehe! — Ich danke Ihnen, Herr Pastor; ich werde cS nicht vergessen!" Ha»ig nahm sie ihre» Schirm und stürmte hinaus, während er ihr kopfschüttelnd nachschaute „Aus daß dir» wohl gehe murmelte sie ver sich hi». Wohl gehen sollte cö ihr, schon um deS Manne» willen, »nt welchem verknüpft sie allein »och ibre Zukunft träumte. Ihr war jetzt ganz leicht. Wie hat!« sie nur da» vierte Gebot vergessen können und de» all mächtigen Gott, welcher eS gegeben! Nahm sein Ratbschluß ihr diese Freude, so war eS ihm ja ein Leichtes, ihr diesclbr durch eine viel überschwänglichere zu ersetzen. Und er würde e» thun — er mußte eS: er hatte eS ja ausdrücklich ver sprachen! „Aus daß dirS wobl gehe." Seinem Gebot wollte sie gehorchen u»d seinem Verspreche» vertrauen. .Mutter!" ries sie alhcmloS die Kücheuthür ausreißcnd, „hier ist VaS Geld!" „Dem Himmel sei Dank!" seufzte Frau Merten und trocknete sich die Finger an der Schürze, um eS in Em pfang z» nehnien. „So hast du dock endlich ein Einsehen „Aber unter Einer Bedingung. Mutter! Ich kann »un nicht mit Herrn Ring aus daS Fest gehen —" ihre Stimme diese r« ihm aus die Stube brächte Da» Herz krampste sich ihr doch zusammen. als sie e» adgab, und ihr einziger Trost war der Schlüssel zu Eva'S Kammer, den sie in ihrer Tasche ühlte. .Ev. ich babe Herrn Ring unsere Absage gebracht", ries ie der Schwester z». al» sie nach Hause kam Keine Antwort erfolgte. Der Abend rückte vor und in Eva- Kammer blieb e» unheimlich still. In Marien» Herz schlich sich zum erste» Male etwa» wie Mitleid mit der Schwester. Sie seldsi ver achtete so schwer aus da» Bergnügen de» beutigen AdcnbS. )a Mochte e» der Gefangenen wohl ähnlich gehen, und die war verwöhnter al» sie. Da» Abendessen war aus sogar rin schwindsüchtiger Balcon hervor, e» fehlt nickt a» Erkern und Tbürnichen. und auch da» Innere de» Hause» erhält ein gefällige« Gewand. Alle» ganz gut unk brav, wenn nur die Arbeit gediegener wäre und me»» vor Allem nicht die Mielhen ganz unnölhig und unverhälluißmäßig dadurch vertheuert würde», wenn nicht ferner durch die archilektoniicken Spielereien Lust und Lickt — diese seltene Waare in Berlin» ärmeren Stadtlhrilen — noch mehr ver ringert würden, wie e» schon vordem geschehen. Die städtische Verwaltung Berlin» konnte sich bisher wenig um da» private Bauwesen und dessen gesundbeilliche Nacktheit» kümmern, der Magistrat hatte andere und mindesten» getragen. Niemand sprach von Ev. Da» nahm die klein« I ebenso bygiciliisck-wicktigr Ausgaben— Canalisaliou. Straßen- Verwachsene eigentlich Wunder» denn Ev war der M-tter! Reinigung und-Verbesserung. Ccntral-Biebhos, Markthallen rc l.'icbling. Ich will ibr zu essen bringen", sagte sie. Die braucht kein Essen", brummte die Mutter. Sie bat kein Mitlagbrod gehabt", beharrte Man« Hunger soll sie nickt leiden." Sie wird schlafen. Stör' sie doch nickt." — zu löse», und ob sich dir neue Baupolizei Ordnung gut bewähren wird, muß erst die Zukunft lehre» Sicher ist. daß, wenn man da» Wort: „Zeige mir» wie du wohnst, und ich sage dir. wie du gesittet bist" aus da» moderne Berlin an- wenden würde, «S mit der Gesittung vieler Hu: verttausenvcr sehr schlecht stände. Mehr al» ein Drillet aller Gruncstücke Aber Marie zündete rin Lickt an und füllte einen Trller I i» Berlin wird von Uber 56 b>» t60 Personen bewohnt, mit der Abendsnppe. Die Mutter sah ihr verlegen zu. I und noch nicht dir Hälfte aller Grundstücke zählt weniger „Weiß gar nicht, wa» in dich gefahren ist. Mädchen. Bist I al» 50 Bewohner. In 14 Grundstücken wolmcn >e doch sonst nickt so mitleidig." I mehr al» 300, in 162 je 266 bis 366 und m 2606 Marie öffnete die Kanimerlbüre und stellte da» Essen aus I je 166 bi» 260 Personen; einzelne Grnnkslücke werden die Commode. „Dein Nacktesten, Ev." I sogar von 566 bi» 1660 Menschen bewohnt. In einem Wieder erfolgte keine Antwort. DaS Mädchen sab sich in S'adttbeile. dem Wedding, enthielten — 1875 — drei Viertel dem Raume um; da-Bett war zerwübll. gebrauchte Kämme, I Wohnungen nur em heizbare- Zimmer, rn der Luisen- zerknitterte» Lcinenzeug. Tasckriilückcr, Parsum- und Pomade-! wobnten über 1660 Menschen in je einem einzigen, nicht läschcken tage», wie rn der Hast de» Ausbruche» durcheinander I beizbaren Zinn»er, Uber 42 666 m je einem heizbaren Zimmer, gewoise», ans Stillsten und Tischen und am Boden umher. I Gemach schliefen häufig sech» bi» zehn Personen mitten daiwisch-ii der Carlo», welcher die verbängu ßvolle I 0>s»wmcn. >882 wrhntrn über 3606 Menschen un siiusien Spitzenaarmiur cn>halten batte — leer. Von Eva k-ine Spur. I ^tock, st" 000 Dachräumen und über 106 666 in Kellern; Marie c.lk.- zum Fenster, eS war geschlossen: sie liet mr Thür "der ""Drittel der gelammten Berliner Bevölkerung hat und nnlersuckte da» Schloß I H"'terwobn»ngen ,nne. und m einigen Sladlthesten ist die „N.chl da hinaus", sagte Karl, der klein« Brudn. der ^.'"wohuersckast so dicht zusamm-ngedrängt. daß aus die nachgekomnien war, mit versch m itztem Lächeln. „Weißt du.! Person an 8 Ouadralmeter entfallen, also nur drrimal so wir haben den großen Kleiberschrank vor der Tyür in der I * ö"* Beerdigung nvlbig ist. Wohnstube abgerückt. die Mutter und ich, und da hinau» ist I Diese Schilderungen, welche ln socialer Hmncht nicht ernst die Ev gegangen, al» du fort warst." I sienug zu nehmen sind, beleuchten grell die stolze und Marie wandte sich und starrte ihre Mutter in stummer Iihrer Kehrseite. Frage an. mit einem Blicke, vor welchem die Frau dir Augen I ^ denen ernr derartig zusammen- nicdcrschllig ^ o I gedrängte Bevölkerung bezltalich de« Sittlichkeit», und „Nun ja", entschuldigte sie sich. ..wenn e» sich um die ganze l Gesundheitszustände» unterworfen ist, werden mit jedem Jahr Zukunft, um da, LebenSglück e.ne» Kindr» handelt ... Ich Gebiet gewinnen und werden früher oder später eure had'S der Ev erlaubt." ! Nadiralcur nvlhig machen. Wie diesen tieseinschncidenden Da stieß Marie einen so grausigen Schrei au», daß er der I ^belständen abzuhelfen ist, kann hier nicht näher erörtert Frau zeitlebens in den Ohren tönte. „Sie - sie ist ge- "»den- da, glauben wir jedrnsall» nicht w.e e» von vrr. gangen! - Und ich . . .Sie fuhr sich mit den Fingern sch'-drillich-n Seiten gehofft wird daß nämlich da» Privat- n die Haare, rang die magere» Hände ineinander und drehte I ^ Eingreifen ""d di« Massen-Herstellung von ich taumelnd um sich selbst in sinnloser Verzweiflung. Zuleyl I billigen Arbeltrrwohnungen ermöglichen wird. Viel besser warf sie sich aus den Rand ihre» Belte» und dort, den Kops wäre «S nach unserer «„sicht, wenn durch gute Verkehr». >» die Arme vergrabe», halb kniend, halb liegend, verharrte I o^bmdungin die Umgebungen noch mehr in den Bann her sie worllo» tbrälirnlo» , , «Stadt gezogen und wenn m den benachbarten Ortschaften. (Schluß folgt.) ! dw säst einen geschlossenen Krei» um Berlin bilden, derartige 'Arbeiterquartiere geschaffen würden. Hierzu wäre der Ausbau der Stadtbahn und zwar de» Ost-Süd-Ninge» vtküUkk LklltU. IFernlinien durchau» erforderlich^ schon jetzt ist ja eerkeie». I den Arbeitern aus der Stadtbahn ein überaus mäßiger Berlin. 5. April. Wenn der Winter noch mit Scknee I Abonnement-Fahrprri« bewilligt, e» müßten aber regelmäßige und Slurn, sein strenge» Regiment in Berlin führt, wenn Morgen- und Abend-Arbeilrrzüge eingelegt werden und diesem löbliche Menschenmengen die Eisflächen de» Thiergarten» Beispiele müßte die Pferdebahn, die mit den, kommenden belebe» und am Abend die unterhaltung-lustigen Scdaaren Frühling ihr Schirnennetz aus mehrere naheliegende Olle °u»- bie Theater und Concerte. die Ball- und VergnügunzSsäle I Vehnt. folgen, die projectirten Dampsbabnen würden sich nicht üllen, dann herrscht trotzdem bereit- der Frühling und soaar I auvschlieheu. Heute, wo sich Staat und Commune energisch der Sommer i» Berti», ganz heimlich, ohne daß Andere etwa« mit socialen Angelegenheiten beschäftigen, dürste rin erneuter merkten, sind sie eingezöien und haben Besitz ergriffen von Hinweis aus die traurigen Berliner WohiiungSverbättniffe den Atelier« unserer Baumeister und Architekten. Mit angebracht sei». Wir sollten denken. daß Der. welcher den verdoppelter Hast fliegen kan» dort die Reißfedern über da» Tag über schwer gearbeitet hat und nun Abend» in sein glatte Papier, und während EiSblumcn die Fenster bedecken, menschenwürdige«, ssreundliche» Heim kommt, nicht so leicht erheben sich dort aus weilen Gartcngefilve» zierliche Villen. I Ven aufreizenden Irrlehren Gehör schenkt, al» Derjenige, der coquetlr Pavillon», anmutbige Laubengänge. Und der erste Vie müden Glieder m einer dumpfen, engen, kalten Schlaf- wärmende Sonnenstrahl, der erste lächelnde blaue Himmel — I stelle ,»r Ruhe streckt! Paul Lindenberg. sie bilden da« Signal zum Angriff der Verwirklichung jener f Prviecte, viele lausende fleißiger Hände setzen sich alsogleich in Bewegung: die Bausaison hat begonnen! Auch dic-mal wieder wird sie für unsere Hauptstadt eine sehr umfang- reicke, vielumsasseiide werden, denn trotz der siebcrbaslen Tbät'gkeil ans diese», Gebiet während der letzten Jahre konnle j IüiS)uz »»« »e« Pr«t»k«Ie »er die Plenarsitzung sie» Nathe» vaw 14. Mär, 1888.*) . .. . . .. , ES handelt sich zunächst um den Ankauf der Lenbach'schen Be- die Vermehrung der Wohnungen nickt mit derzenigen der 1 milde, weiland Se. Majestät den deulschen Kaiser Wilhelm I. und Emwohncrschast Schritt ballen, die Folge ist ein merkbare» I den Fürste« Bi-marck darstellend. Rack ersolgicr Veguiachlung dieser Steigen der Mietbprrise, denn wäbrend >m l. Quartal 1885 I Gemälde durch Sachverständige, welche dieselben in Augenschein ge- ^ - - - - nvmmcn haben, wird der Ankauf unter Bewilligung der geforderten Gc!ami»tpr>is S von 40000>l auS der Peischke'ichcn, bez. dcr Grajsi- Stislung für da» Museum einstimmig beschlossen. aus den Kops Ver Bevölkerung 143 ^ Mirlhe entfielen, be lief sich diese Smiime im I Quartal 1887 ans 149 In letzter Zeit sind jährlich hier ca. 566 neue Häuser errichtet worden, die Einwohnerschaft nahm in jedem Jahr um etwa 56 600 Seclrn zu. kommen also auf jede» Hau» 160 Per sonen. während man sonst hier nur 76 daraus rechnet; da auch fernerhin da» WackSihum der Bevölkerung mindesten» da» gleiche sein wird, müssen, um einer Wohnung-notb vor zubeugen, nach statistische» Ausstellungen bi» 1896 jäbrlich 12 606 Wohnungen neu geschaffen werden. Wie da» geschehen soll, ohne vie Miethe» rapid in die Höhe zu treibe», das weiß dcr liebe Himmel, den» die Bausicllenpreise schnellen, zumal i» der inneren Stadt, unerbört empor; kostet doch >» wenig bevorzugten Gegenden die Quadratrulhe 3066 «ne mittlere Baustelle also I26 666 .<», und ist e» durchaus keine Seltenheit, wenn in besseren Vierteln >6 600 in den beste", k. h. srequentirlestl», 26 666 und darüber für die Quadrai- rulhc bezahlt weiden. (Glückliche Zeile», wo vor hundert Jahre» da» Haus der jra»zösischei' Ärmenschnle mit Garten — daS Terrain des jetzigen Centralbotel» — sür 5?3l» Tlstr. verkamt wurde!) Hnrzn gesellen sich noch die hohen Löhne der Maurer und Zimmerer, die Preissteigerung der Bau materialien u»d der Lux»» der inneren Ausstattungen. Wo sind sie bin, die Berliner Wohnungen ver 66rr und auch »och der 70er Jahre, jene Zimmer mit ihre., weißen Decke», den, braun gestrichenen Fi.ßl'ov-n und der eins-ick gemusterten b„die , > . Du nror -taiiimer brach bei den Worten, „aber", setzte sie l ' Eva soll auch nicht hin." „Ei. wer spricht noch vom Fest!" „Mutter, VaS mußt du mir heilig r lastest sie nickt fort. Du schließest sie a»i ein. denn sonst gehl sie heimlich. Und sic soll sich mit dem gestohlenen Flitter nicht breit machen vor Herrn ... vor den Leuten bortl" „Da» will ich selbst nicbl", belheuerte die Frau. „Strafe muß sein. Ich schließe die Ev ein und du magst den Kammerschlüffel in deiner Tasche verwahre». Bist du zu frieden ?" Dann wars sie sich eilig in den Sonntagsstaat, um der Frau Principalin ihr Eigentbum rechtzeitig z» bringen. Wer aber nickt zufrieden war. da» war Eva. Sie ge- berdete sich wie eine Nnsinnige, al» sie vernahm, daß sie nickt aus» Fest dürfe. Al» sie dadurch aber bei ihren Angehörige» nicht da» geringste Mitleid erweckie, änderte sie ihr Betragen und ging schmollend aus ihr« Kammer, die sie auch zum Mittag essen nicht verliiß. Nack Tisch niacktr Marie sich an die schwere Ausgabe, Lern, Ring abziilckreiben. E» war fast Abend, di» da« Brirschea mit sauber bemalten BuLstabe» fertig dalag Dann trag Marie selbst r» zu srmer Haulwirlhin, damit Die Stadtverordneten haben »ugestimmi: 1) dcr Vorlage wegen Vergütung verschiedener von Herrn Ver golder Zechriidors beim Umbau des Musern»» auSgcsührlcr Arb.'iien mit 3i>0Y.<S n ormta Betrieb; L) der Festsetzung de« von dem Pächter des Rittergutes Stättc-itz uckTH. zu den Kosten sür Wcgchcrstcllung zu leistenden führ, lichen Beitrag» aus 466^; 8) der Wiedererstattung von 1476.6 83 »z sür anSgesührte bau liche Heistellungcn IN dcr Brennerei des Rittergutes Graidvrs an den Pächter deS letzten» n aanto Betrieb; 4) der Forts, tzung deS nach der schwarzen Lache !m Nonnenholze führenden Zuiuhrwege» nach einer wcilerrn als kssenl! i e» AblagcruiigSvintz zu benutzenden Loche im Nonncnhvlzc mit eincm Ausioande von 875 » conto Betrieb: b) der Anschaffung einer Handwogenspritzc inü Zubringer und einer HSlzernen Schlouchwelle sür das Rülergnt lluuuerSdars mit 427 /t bez. 25^! Auswand a aou'u Betrieb. Ferncr Hube» dicielben 6) vou den tzauShaüvlänen der vier evangeLkg,-lulberiscken Kirchcngrmeinde» aui d,,S Jahr l"38 ücnst acua ,me„ und gegen die Flstst 'inng des durch .'t-ich >i , . au:,<u> bringenden Fehlbetrag» pro 1888 aus 232etwas nicht eiugewcudct. E» ist hieraus da» Erforderliche au»zusüh,en. Aus eine KausSosserle aus den Platz 5 an der K"ii!-Str,s - und Straße 8 beschließt man nur daun einzugchen wenn -er g i>o:.uc Preis aus 35 .4l pro Quadratmeter erhöht wird und ist hieiac, Er öffnung zu wachen, das, die Herstellung der Suaste 3 i» nächster Eventuell ist Zustimmung dcr Sle.dwcr- Tapetr, die in der .guten Stube", oem .Salon", einen be sonderen Sckmuck durch schmale Goldleistcn erbalten hatte, I jene Quartiere, in denen Miu-sicr nnd Generale, hohe I Zeit nicht erfolgen werde. Slaalebeamle und gefeierte Künstler gewohnt, in welche» 1 ordneten einzuholen, sich die führenden Geister der preußische,, Hauptstadt der- t SS folgt hieraus die Vergebung der Dapezierrrarbeitcn für die ammelt l Wie ander» heute. Durch rin impvnirende» ^ sowie ^ Pgaslcrarbrücn au tm.'.bc». flankirle Vestibül Mit ge.vailige» Oelgemäldeii an dk» hielten-1 H^^tt^iig in den botanische» Garte» Mit einem AiiiwauLe von stacken und einer reick oruamenlirten. gvitstirrenteu Decke. die Rohrvcrbindunq in der Johainickalle.- un , Lnbig- teppickbelegte Marmorlreppe», aus welche durch die bnnl- c » ,-onio-tadiwaffeikunst »nd von 8i tsür die Aizw : ,ung glasigen Fluisensler mattes Licht sälll, sichre» zu den einzelne» I nach dem botanischen Garten beschlossen. Die llebernahme de? ictzi- Siockweiken hinan. In den Wohnungen ist die Pracht eine! gedachten Betrags soll von der Universität beansprucht werden, verdoppelte: im Speisezimmer zwei !»» drei Meter Hobel Es war dir Versetzung de» am Ntumarkt nach der Gcimmaischcn Pauele von Eicken- oder Nußdaum bolz mit vorladeuvem Sun», I Ttraße z» gelegenen Brunnen» nach dem Trottoir >» Frage gc- e,».,--.,..«... I.-.» l.i,'.«"7". Lr!'. Lr."W! Amorelien-^cenen oder Stillied«» Fayrnre- oder Marmor-1 ^ ^ g ^ ^ beschlossenen Neu- und Umiegungeu von Wilicr- Kainin. kunstvoller Parquet-Kusi-ooen. FlUgrl'hüre» m,t „h„„ ^it de» Stadtvrrordnrte., ,« communiciren Schnitzereien und mattweiße» GiaSeinsäyen. elektrische Tele-I Weiter vcrwillia» man sür die bei Herstellung der Platz, und grapbe». Glichlickt. Warmwasserheizung und wa» weiß ich I Gartenanlage an der Westseite der TlwmaSkirche aliSzu'iilireiiden nockl Solcke Wohnung von sü»> Zimmern ober, die früher I Arbeiten der Stadtwassirkunst 1242 ./4, lür Arbeiten der Ga »statt dreihundert Thaier kostete, kostet jetzt deren sünszehnhundert. I 7706.s>, sür die sich noihwendig machende Benetzung dr? Hillei-Denk- Tieser — oft nickt einmal gut angewandte — Luxn» >n°l? 8460.^. sür di« de» Sebastian Bach-DiiikinalS 1866./! Auch Ih«.lt sich auch allmälig d«n Mittleren uuv uniere» ..«»4 Di-1 Btlchluii de» kircheiivorstande- St. TlwMzt bt.,liqslch dcx av* »uro bei de» Bau!en 'n Beli- 3 1 Aiisnahme der beschlossenen Anlkih, bei der tzi-iiim»nack >ak, mit MiethShanscr n> den Albeilrrquarlieren Halen ein gaii, 1 weichem Herr Superintendent 1). Pank sich einverstanden erklär! hat. bedeutend andere« und bessere» Aussehen wie srüber. diel I ga-ad« ist mit Stizck verschnörkelt. h>» und da wagt sich I ») Eiagegan^n bet b«r «edacti,, am «X Mär».
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