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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-12
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1888
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Zweite Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ i«z. Donnerstag den 12. April 1888. 82. Jahrgang. Die Lanzler-Arisls. « lieber den Verlauf der Kanzler.»risi« liegen Heute Aeldunaen von entscherdeudem Charakter nicht vor, dagegen ist eine Reih« von Berichten zu verzeichnen, welche die Schivere und Bedeutuiig der Krisis erkennen lasten. Die „Rational liberale Correspondenz" kehrt sich besonder» gegen di „freisinnige" Preste, die bekannten von Eugen Richter ge gängelten Blätter. Da- Blatt schreibt: Deutschsreisinaige Blätter suchen bei ihren gegen den Reichskanzler gerichteten Arbeiten die Meinung z» verbreiten, das deutsche Volk würde de, Rücktritt des Fürsten Bismarck «t großr Kühle und Gleichgiltigkeit ausnehme». Die „Frei sinnige Zeitung" schreibt: „Es ha« selbst uuS besremdet, mit ,-lcher verhältnißmäßigea Kühle und Ruh« die Nachricht einer Ladiacttjrage überall in Deutschland ausgenommen worden ist. An der Börse verloren die maßgebenden 3'/,proccatige« Staats- papiere uoch nicht einmal vorübergehend '/,« Proceut. Je lauter der Tamtam der Reptilienvreffe wurde, desto ruhiger verhielt wai sich ioust t» der Oeffentlichkeit. Wenn e» einmal wirklich zum Rücktritt deS Kanzler» kommen sollte, so wird man staunen über die Wihrnehmung, in wie grossem Umsange in Dtuiichland die Seiolgschast deS Kanzler» mit der Mach! de» kkauzler» zusammcnlälll." Die deutjchsreisinnige Preste befindet sich «>t solchen Darstellungen denn doch i» einem starken Jrrihum oder sie stell! Behanplungeu auf, an die sie selbst innerlich nicht glaubt. Wen» im Volke eine mächtige Bewegung anläßlich der KrisiSg-rüchte bisher nicht zu Tage getreten ist, so kommt die- daher, daß Jedermann der festen Ueber- euaunq war und noch ist, eine Wendung, welche den iücktritt de» Reichskanzler» wirklich zur Nothwendig- keit machte, sei unter den heutigen Verhältnisse» u». denkbar. E» geht durch alle kreise de» Volk» die feste Leberzeugung, daß unter drn heutigen Umstände» da» Reich die Dienste de» Fürsten Bismaick nicht entbehren kann und baß Sailer Friedrich den Weg finde» wird oder bereit» gesunden hat. da» B rbleiben de» bewährten Ratbqeber» zu ermöglichen. Die» iprcht auch eine in Leipzig vordereiieie Adresse an den Reichskanzler au». Da» Berlrauen de» Volk,» zu dem Fürsten Bismarck und die lchwerea Besorgnisse, die sein Rückiritt emsigsten müstte, würden sich oline Zweilei sehr lebhaft ciusspiechen. sobald im Volke wirklich die Remuug Platz griffe, diese Gefahr stände uns nahe b vor. Allein da» vertrauen zu der Weisheit de» Kaiser» will eben diese Meinung „ich! auskanimeu lasten. Die .Berliner Politischen Nachrichten' kehren sich gegen den Balten berger. Es heißt in dem Artikel In der inländischen und auswärtigen V este bildet »ach wie vor Empfinden gegenüber einem solchen Helden. E» ist gewiß nicht nur negreislich, sonder», rein menschlich gesprochen, edel nud echt weiblich, wenn — wie wir damal» schon erwähnt haben — hochstehende Frauen über solchen Herzensangelegenheiten di« Politik und di« Interesse« der Dynastie zeitweilig au» drn Augen verlieren; darum ,st e» ei» 'elonderer Voriheil „»serek preußischen Entricht«,ge», daß zu den Gütern dieser Interessen gesetzlich und naturgemäß nicht sie, sondern »er Kaiser und sei» verantwortlicher verather berufe» sind. Dieser Obhut darf sich da» deutsche Volk mit Zuversicht onvertraueu. E» st kein Geheimniß, daß die fragliche Verbindung eben nur ei» Lleblingswuasch der Kaiserin ist. Kaiser Friedrich ist von je her dem Plane wenig geneigt ge wesen. und wa» den Kanzler aabetrisst, so dürste jeder Zioeisel au dessen Stellung ausgeschlossen sein. Da» Ungereimteste, wa» die dem R ichskauzler seindlich gesinnte Preste in der ganze, Angelegenheit wider ihn vocgebracht hat, war die Unterschiebung, e« verstoße wieder die Treue gegen de» Herrscher, daß besten erster Diener ei« Borhabeu bekämpfe, welche» de» König» Gemahlin betreibe. Solche Behauptungen ausspcechea, heißt da» Wesen unserer Monarchie auf den Kops stelle» und die oberste Pstichl de» verantwortlichen Minister» in ihr Gegentheil verkehren, E» giebt nur eine« Wille», dem der Minister unlerworfen ist, und da» «ft der Wille de» König», der allein da- Sceptec trägt. Fürst BiSmaick bat sich schon seil Jahren mit dem Gedanken de» Rücktritt» von de» Geschälten getragen. Seine mehr al» vierzigjährige Wirk samkeit im öffentlichen Leben, eine Tätigkeit, wie sic aufregender und arbeitS« oller kaum gedacht werden kann, ist selbstredend nicht spurlos an ihm vorübergeg-ingeu. Daß er jenem Gedanken trotzdem nie Folge gegeben bat, muß ans die persönliche Anhänglichkeit zurück- geführl werden, welche den Kanzler an seinen hochieligen Herrn band. W na der Kanzler sich dazu entschlossen hat, unter Saiscr Friedrich weilerzudienen, so wird die» vcrmuthlich aus Grund be stimmter Programme geschehen sein. Selbst der ehrgeizigste Streber würde ein Minister-Porteieuille doch »nr aus Grund cmcS Programm» a,nehmen. Zu dem Programm, welche» zwischen Kaiser Friedrich nud den« Fürsten Bismarck besteht, gehört aber sicherlich, daß letzterer nur dem König, aber keiner Königin — auch nicht der von England — diene. So allein kennt e» unsere Verfassung, und so ist e» alle Jahrhunderte bindurch der Geist unsere» gesammten staatlichen Leben» gewesen und wird e» — so Gott will — bleiben. Fürst BiSmarck wenigstens bat in seinem langen staatSmänuischea Wnken seinen Monarchen stet» mit unvelbrüchlicher Treue gedient — aber auch »ur diesen. Soda»» beleuchtet dg» rheinische Blatt die Haltung der englischen Presse in dieser Angelegenheit in folgender Weise: Die noch immer nicht gelüste deutsche Ka »zler-krisis nimmt besonder- in den Erörterungen der englischen Presse einen breiten Raum ein. Die „Tune»", welche zuerst einerseits die Ansicht vertrat. die Kauzler-KrisiS da» Hauptthema. Wir haben un» bisher jede» , „ . ^ , »ctheil» zur Sache enthalten und werden auch heute an» unserer I der Battenberger^ welcher sich au» der geplante» Verlobung «ich!» Reserve nicht herauStrelen. Die Art »nd Weise aber, wie die Dis- I mache, sei kein geeigneter Gemahl für eine preiißlsche Prinzessin, ciission in der Presse gesührt wird, zwingt uns, die Ausmerlsamkeit unserer Leser aus einige Puncte hinzuleukcn, welche unsere» Erachten» bisher völl g übersehen sind. Bei uu» und in En land wird die Ursache zu der Kanzlcr4krisi» immer nur in dem Projekt einer Herrath zwischen der Prinzessin vicloria und den, Prinzen Alexander von Battenberg gesucht. Jedenfalls handelt e» sich ober um mehr als eine Ehe. Ist der Prinz Schwiegersohn de» deutschen Kaiser», so wird er sicherlich auch eine Stellung im öffentliche» Lebe» beanspruchen. Bei sei.ikii bekannte» G sinnungen wird er für daS otiuiu cnw cki^nitate ioenig Neigung empfinden. Wir erinnern daran, daß bald, nachdem der Prinz Bulgarien hatte verlassen müssen, in gewissen Zeitungen der Exiürst alt Sandidal für die Statthalterschaft in Elsaß.Lothringen austauchle. Al» Schwiegersohn de» Kaiser» würde der Prinz schwerlich die Aspirationen herabstimmea, die er »ach dem Sturz von dem bulgarischen Thron gehabt hat. Bikaiiutlich ist der Prinz in den Listen der russischen Armee gestrichen. Wenn der deutiche Kaiser unmittelbar nach seinem Regierungsantritt den Prinzen ein Armeccorp» überträgt oder ihn sonst m lünirisch auszeichnrt, so würde darin eine feindselige Kritik Le« russischen Verfahren» liegen, ein scharfer Tadel des Zaren Aber auch nach einer anderen Richtung hin würde eine hohe mili- tairische Stellung de» früheren Fürsten von Bulgarien nicht ohne Bedenken im Interesse des Reiche» sein Prinz Alexander verdankte seine Wahl zum Fürsten von Bul garien lediglich dem Kaiser von Rußland, seinem naben Ver wandten. Indem er an» der Hand de» Zaren die bulgarische Krone ace-plirte, übernahm er eine Beipflichtung der Dankbarkeit und Treue Tie Wege aber, welche seine Politik emschlug, sind noch in sriicher Erinnerung: er brach dem Kaiser Alexander, seinem Oheim, die Treue; er verlor auch da» Vertraue» der Balkan- floaten, »er Pforte und schließlich Oesterreich». Diese Anlccedentien sind bei der Frage wohl zu erwäge», ob diesem strebsamen Prinzen eventuell Stellungen wie eine Statthalterschaft an den Grenze» de» Reich» ober sonst eia Commando zu übertragen wäre». Wir sehen nicht ein, warum seine Anhänglichkeit an den deutschen Kaiser bet eintretenden Versuchungen fester sein sollte, als e» die an den rus suchen, seinen nahe» Verwandten, gewesen ist. DaS .Deutsche Tageblalt" berichtet au-zuverlässiger Quelle Nachstehende-: Vor dem Puiich, den Alexander von Battenberg zur Vereinigung von Rumeliea und Bulgarien unternahm, wurde der selbe zu Gier» nach Franzensbad berufen. Da Bulgarien und Rnmeiien ja stets durch russische Agenten beobachtet wurden, so war e- natürlich, daß der russischen Regierung Mitiheiluageu über die Vorbereitungen zum Putsch zugingen. Die Zusammenkunft zwischen dem damaligen Fürsten von Bulgarien und dem russische» Minister sollte den Zw ck habe», der russischen Regierung Gewißheit über die Ziikuastspläne de» Fürsten zu schaffen; die russische Regierung tvolllc absolut jeden Gcwallstreich verhindern, da sie Geiährdung de» europäischen Frieden» beiürchtete. Alexander von Battenberg gab dem Zaren Alexander durch Gier- das Wort. Rumclien mit Bulgarien nicht durch einen Sewaltstreich zu vereinigen, überhaupt ni<b>» ohne Einwilligung Rußland» zu unternehmen, wa leicht verständlich ist, da er vor dem Putsch, vor dem serbischen Kriege mehrmals »ur durch Autorität de« russischen Zaren ans scmem Throne gehalten wurde und außerdem nur von russi schein Geld« lebte, da er eine jährliche Unterstützung von 116 000 Rubel bezog. Wenige Wochen nach dem Rendezvou» in Franzen-bad «ne Alexander von Battenberg in Rumeliea und hatte derart, da mag seinem Worte geglaubt hatte, sogar da» über Bulgarien stet» gut inftruirte Rußland überrumpelt. Wer den streng rechtlichen Charakter Alexander'» HI. kennt, wird wissen, daß derselbe diese» VertraueaSbrnch nie vrzeihen würde, war er außeidem doch der nnd aus der andere» Seile unsere, der Staat»raison entnommenen Gründe gegen den Heiraihsplan unbefangen würdigte, sucht sich jetzt durch eine langsame Schwenkung aus einen Staudpunrt z» stelle», welcher dem Plane und, wie zugegeben werden muß, den englische» Interessen günstiger ist. Bcmerkeiiswcrth ist die von der „Time»" verzerchmte Angabe, Fürst Alexander bade i» dem Auqenbl-cke, al» er im Jahre 1886 Bulgarien verließ, geäußert: „Ich kann jetzt nickt hier bleiben; vielleicht komme ich später zurück, aber e» muß sich in Deutschland etwa» ereignen, bevor ich zurückkchre." E» ist b-kaniit. daß der Batlenberger niemals im Stande war, die besonnene Zurückhaltung, welche Deutschland gegen über der bulgarische» Frage beobachtet, an» den deutschen Interessen heraus zu begreifen, und daß er sür die deuiscke Politik desualb nur die eine Erklärung zu finden wußte, daß FüiR BiSmarck ihn »lit seinem persönlichen Hasse verfolge, einem Hasse übrigen», den er ehr sich erwidert haben mag. W r wolle» dem geqcuüber „ur wiederhole», daß e» äußerst bedenklich wäre, durch eine Heiratb, welche der Natten bcrger wesentlich unter poliiisch-misitairiichen Gesichtspunkten betrachten mag, die Bildung einer unrukige» Hospartei zu ermöglichen, welche die bewährten'Grundlage, unserer Friedenspolitik vcrrklcken könnt« Ein bessere» BelstLndniß ak» der Batteiibergcr und seine Ver bündeten zeigt ein anderes englische» Blatt, welche» an leitender Stege vollkommen zutreffend bemerkt: ,,E» ist kaum möglich, daß der deutiche Kaiser al» Schwiegervater dr» Helden von Slivnitza der orientalischen Frage gegenüber jene unabhän gige Haltung behanpten könnte, welche seftzuhalten da» Hauptziel Bismarck'» während der letzten Jabre war. Welche Hoffnung würde noch übrig bleiben, daß der letzte Wunsch de» sterbenden Kaiser» Wilhelm nach Pflegling sreuiidschaftlicher Beziehungen mit Rußland sich erfülle, wenn der Schwiegersohn de» deutschen Kaiser« in jedem Augenblick von den aufgeregten Politikern in Sofia aus den bul «arischen Thron berufen werde» kann? Der deutiche Reichskanzler vergißt nie, daß Deutschland, wenn c» am Bosporus oder an der Donau einen Mißgriff l>eqeht, am Rhein und an der Mosel mit de», Blute seiner Söhne dafür bezahlen muß, En, deutscher Krieg mit Rußland be deutet auch eine» deutsche» Krieg mit Frankreich, dagegen ist e» dem deutsche» Reiche, wenn e» seine Karten richtig ciuSsoielt und e» vermeidet, sich in Dinge zu mischen, die Deutschland un mittelbar nicht» ougehen, möglich, mit dem Zaren auf gutem Fuße zu stehen, selbst tvenn c» ein Ultimatum an Frankreich richtet Der „Standard ' stellt sich damit vollständig aus unseren Standpunct. Nähme Deutichland in der bulgarischen Frage gegen Rußland Partei, so würde eine gespannte internationale Lage geschaffen, w iche nur in einem Weltkriege ihre Lösung finden könnte. Und eben deshalb erwarten wir, daß unsere aus klaren Vernunsiprincipien be ruhende kaiserliche Politik nicht durch höfische und srauenhaste Elemente verwirrt und getrübt werde. An einer anderen Stelle räumt eia Petersburger Telegramm de» „Standard" mit de» Jrr- thümer» der russische» Presse ans, welche von der falschen Voraus setznng an», daß die Bestimmung de- Berliner Vertrag», wonach kein Glied einer herrschenden großmächilichen Dynastie Fürst von Bulgarien werde» dürfe, dem Schwiegersöhne des deutschen Kaiser» verwehren würde, Fürst von Bulgarien z» werden, bekanntlich den geradezu wahnwitzigen Schluß gezogen bat, Fürst Bismarck bekämpse den VerlobungSvlan au» Haß gegen Rußland. Die Voraussetzung ist falsch, weil der Batlenberger aus keine Weise ein Gl cd der Dynastie Hobenzollern werden kann. Da» Petersburger Telegramm de» „Standard" sagt: „Die Anschauung der ruisüchen Presse ist ganz falsch. Eine derartige Heiratb würde sicherlich die Ansichten und Ansprüche de» Batlenberger'» vermehren; da »un die Rückkehr de» Battenberg«'» uoch Bulgarien Rußland nubkdiugl und nniuittel bar in» Feld bringen würde, so ist e» abgeschmackt, zu behaupten, mau würde die Heirath i» Petersburg mit Gleichmulh betrachten E» ist gewiß, daß die Ansichten der russische» Regierung über diesen fürchte» niemand, außer dem Zaren!" oder wie ein ultra mon tane» Blatt «» »»»brückt: „Wir Deutsche fürchten Gott und die Nerven de- Zaren!" Den Borwurs, den kein au-ländischer Gegner de» deutjchen Reich» zu erheben wagt, den Borwurs der Furcht, er- heben in blindem Bi-marckhaß denlsche Parteiführer und deutsche Blätter, obwohl sie die Haltung der deutschen Politik genau kennen und obwohl sie wißen, daß da- Gespenst der bleichen Furcht ihnen selbst weit bekannter un» wirksamer ist, al» unser,» eisernen Reich»- kaozler. Wenn ans dem Dache de- Nachbarhause- eia Stein herabznfallen droht, s» gehen wir, so lange derselbe nicht von neuem befestigt ist, in einem Bogen an der Grenze vorüber, um beim Herabsallen de» Steine» nicht beschädigt zu werden, und alle Welt wird ein solche» Verhalten nicht blöde Furcht, sondern weise Borsicht neunen. Aus drm Tachc de» europäischen Friedeu-palaste- ist ein Stein, die bulgarische Frage, locker ge- worden: den Betheiligten ist e» »och nicht gelungen, ih» dauernd zu befestigen; da» an, wenigste, betheiligte Deutschland hat selbstver ständlich da» größte Interesse, daß dieser Stein beim Herabstürzen nicht aus un» lalle nud hier Schaden Kiste. Deutschland hat also auch da» größle Interesse, sich nicht nur au» dem Bereiche de» herabstürzende» Steine» fernznhalten, sondern auch alle» zu ver- meiden, wa» de» Stein in» Stürzen bringen kann. Und nu» soll plötzlich diese» Verhalte», da» seit Jahren offen vor der Welt dar- gelcgt und vor Allem in Deutschland allerseits gebilligt ist. nicht weise Vorsicht und Wahrnebmiing eigener Interessen sei», sondern feige Furcht! Seit dem Jabre 1884 weiß jeder Unterrichtete, daß derFürftBiSmarck ausschwerwiegendenpolitischc» Beweggründen unter der vollsten Zustimmung Kaiser ilhelm'S sich gegen eine Heirath ausgesprochen hat. die schon damals dem Abschluss« nabe war. Dieselben politischen Gründe haben eine besondere Neuregelung der militairischen Verhältnisse de» Battenberger» zwei Jabre später veranlaßt, ohne daß auch nur eine Stimme in Deutschland dem Kaiser Wilhelm den Borwurs der Furcht z» machen gewagt hätte. Heute nu». wo die politische Lage nicht besser, wo dir FriedeiiSsicherheit nickt größer ist. ol» vor vier und zwei Jahren, heute wagt man es, de» deuischen Reichskanzler der Furcht z» zeihen, wen» er einem p ötzliche» Wiedcc- aut'lauchen desselben bedenklichen politischen Heiratb'plane» denselben scharfen Widerstand entgegensetzt, den er ilim vor vier Jahren und seitdem unausgesetzt geleistet hall Und heute wagen c» Leute, die nicht würdig sind, den, treuesten Diener der Krone die Echuhriemen zu lösen, diesem Reichskanzler Illoyalität gegen sein Herrscherhaus vorzuwerse»! Die deulschsrei- siiniigc Parieipresse zumal Hai sich in diesen ernsten Tagen ein Denkmal gefitzt, von drm wir hoffen möchien, daß e» i» immer weitern Kreisen dem deutschen Volke dieAugen darüber öffaet, auf welch' falschem und gefährlichem Wege die Fortschritt-Partei wandelt »»d Deutschland zu verderben sucht. Sie wagt e» jetzt, den Kaiser gegen den Reichskanzler auszuipiele», obwohl sie weiß, daß ein solcher Gegensatz überhaupt nicht besteht; sie sucht neue Fragen in die jetzige Krisis hinein- zutragen, um die Sachlage zu verwirren und den Kamps aus da» innere Gebiet zu übertragen, aus dem si den von ihr gesürchieten Meister der auswärtigrn Politik verwunübarer glaubt. Wir losten un» aus die Einzelheiten der Frage«, die sie jetzt auswirsl, nicht ei»; wir wollen nur nochmal» betonen, daß die Darstellung der Krisis und der Gründe ihrer Entstehung, wie sic in der ,.kölnisch-« Zeitung" vom 5. April kurz und düiidig mitgctheill worden, voll und ganz dem wirklichen Sachverhalte cntjvricht und die Frage selbst vollständig umgrenzt. Wa» über diese Grenze» hinan» von andern Blattern berichtet ist, beweist eben nur, daß diese Blätter über den wirk! chen Sachverhalt nicht unterrichtet sind und daß sie unbegründete Berinuthungen fälschlicherweise al» Thatsoche» auSgeben. * Berlin, 11. April. (Wolfs'scheS Bureau.) Die Kaiserin Victoria verweilte gestern Abend im hiesigen Palais und hatte daselbst eine fast zweistündige Unterredung mir dem Reichskanzler. Der .Nationalzcitung" zufolge hätte namentlich der Großherzog von Baden sich um die definitive Erledigung der obwaltenden Schwierigkeit bemüht. Mlitairisches. starlü« Undank gegen Rußland. Die Entziehung der Unterstützung. I Punct in Berlin vollkommen bekannt sind und mil aller Achtung die Ausstoßung de» Baltenberger'» au» der russischen Armee sind za I behandelt werden dürsten." Diese Angabe stimmt« von Nebenpnnctcn eben!» bekannte Momente wie der, daß er sich oa England verkaufte. I Le Nachricht, daß Kaiser Alexander schon ol» Thronsolger dem vatteuberger Abneigung entgegen!»achte, ist falsch, denn ohne seine Zun nimnng hätte Alexander H. nie dem Battenberger den bulgari- scheu Thron verschafft, außerdem bot Alexander lll. einmal die lnbrsich« Unterstützung sür den bulgarischen Fürsten erhöht, eine nochmalig« Erhöhung Hai er zwar bei den K>öaung»seierl,qke»ea i» Moskau abgeschlagen, da er bei keiner bekaanle» Sparsamkeit, seiner schlichten Lebensweise N6 000 Rubel sür genügend hielt. Die Berliner Nachrichten der Wiener Blätter stimmen darin übercin, dag die Entscheidung Uber dir Krisis wohl vor läufig verschoben, daß aber deren AuSganz völlig n»ab- sebbar sei. Die „Neue Freie Presse" läßt sich berschten, don Kronprinz Wilhelm ein noch heftigerer Gegner de« Heirathsprojeclk« al» der Reich-kanzler ist. Kaiser Fried rich selbst soll eine entschiedene WillenSmeinnng über da» Heiralh-preject nicht abgegeben haben. Die inspirirlen Jour nale i» Wie» haben sich bisher jeder eigenen Meinung»- stvtzcrung in der Sache enthalten und beschränken sich aus die Wiedergabe der Berichte ihrer Berliner Corresponvenlen. Tie „Kölnische Zeitung" giebt folgende» Bericht Uber oen Stau» »er ArisiS: Wir !»Len bereit» di« in der „Frankfurter Zeitung" erschienene Dariiistädler Mittbeilung erwähnt, laut welcher seit Anfang de» Jakrc» 1^84 eine eheliche Verbindung zwischen der Prinzessin Biclocin „d dem Prinzen von Battenberg eia Lieblings« Nun sch der jetzige, Kaiserin gewesen ist. Die betreffende Angelegenheit ist darnach bei der Bermäblung der ältesten Tochter de» Großherzoq», zivi'-beu de» Fürsten Alexander nnd der damaligen Kronprinzessin de« d'ntiche, Reich» soweit a!» nur möglich qesüidert worden. An ie»r M ttbe lung de» Fiankfurler Blatte» knüpften wir in der Sache siegende Betrachtungen, die der ritterlichen Person dr» jungen barteu- bcrgischen Prinzen ebenso gerecht wurdet wie dem weiblichen abgesehen, vollständig mit unseren Nachrichten überein. Wir brauchen übrigen» wohl nicht hiuznzusügcn. daß maßgebend sür die Bcurlhei- lung der Angelegenheit nicht die russische» Ansichten und Sin» munqen, sondern die deutiche« Interessen, da» Wohl und Wehe unsere» Vaterlandes sind. Zum Schluß mag »och erwähnt werden, daß das „Ionrnal de» Dekalo" sich Nicht wenig darüber verwili-dert daß die englische Presse sich nicht leidenschastlicher sür eine» Plan einsetze, der den englischen Interessen so günstig sei. DaS jinnzö fische Blatt mein« schließlich, di- Engländer seien zu klug, als daß sie de» englischen Einfluß in Deutschland duich Begünstigung c.ucS Plane» schädigen sollten, der ja Loch aussichtslos sei. Da« sci die Lösung de» Rälhsels, daß der Günstling der englischen Königin n cht auch in gleichem Grade der Günstling der englischen Preste sei. 2» legt auch ei» französische» Gehirn sich die würdige Haltung der englischen Preste znrcchi. Die „Kölnischc Zeitung" n-lterzieht sich schließlich der Mühe der Abfertigung der Berliner Fortschritt-Presse und der mit ihr verbündeten jesuitisch-demagogischen EaplanS Presse. Sie führt Folgende» an»: Die Haltung der Blätter ver vereinigten Opposition in der Frage der Sauzler-krisiS wird immer beschämender. W e kein andere» Volk ist da» deutsche durch Leu Reichskanzler selbst über die Gruiidjüge seiner Politik l» den ansivärtigen Angelegenheiten und vor allen Dingen Rußland gegenüber untcrlickst.t worden. Als er seine letzte große Reich»tng»redi hielt, da dnrchlies ein R»> der Bewunderung die ganze Welt und der Spruch, den er damals nnt scharier Bttouunz aussprach: „Wir Deutsch» fürchten iiienrand. außer GvtlI" wurde vom jubelnden Zurus ds ganzen de» chen Volk » begrüßt. Selbst die verbissensten BItmorck'efide im deuljchcn Volk mußten damal» in diesen Zurus einstioimen. Seitdem sind nur die Fol- gerungen au» jener politisch,» Haltung gezogen worden. Fol ierungen, die zudem bereit» seit dem Jahre 1884 jedem unterri htelen St iatSinanae bekannt sind, und jetzt wagen dieselben Schreier zur Schmach Deutsch, land» jenen Spruch in einen andern iimznkehrrn: Wir Deutsch * In Oesterreich-Nngaru sind die sür die Wehrkraft und Wehrfähigkeit de» Reiche» so w chtigen Verhandlungen, betreffend die Erneuerung und Reform de» Wehrgesetze», zwischen den bctheiligten Facioie» so weit gediehe», daß. nach Meldung der ossiciSsen „Budapester Corrcipondeiiz", nunmehr die »icrilorischen Verl>a»dlu»gen in erster Reihe zwischen de» beiderseitigen Lande» vertbeidigungS-Miulster» fortgesetzt werden, da ja eigentlich diese Minister, welche den seiner Zeit den Parlamenten zu unterbreitenden Gesetzentwurf vor denselben z» vrrtietc» habe», sich über alle ein zelneu Detail» der Vorlage zu einigen haben werden. Dieser wichtige Gesetzentwurf dürste diesmal nicht, so wie vor zehn Jahren, lediglich eine Erneuerung de» 1868er Wehrgesetzes bilden, sondern mehrere Modifikationen von wesentlicher Bedeutung enthalten. Bor Allem soll von de« ziffermäßigen Fixirung de» KrregSstnndeS der gemeinsame» Armee Umgang genommen werden. Diese Fixirung ist. schreibt die genannt« Corrcspondeiiz, eine mindesten» überslü-sige. Dem Parlamente steht ja mit der Botirnng dc» Recrutenconliiigeiile» ohnehin die Feststellung des Präsenzsiande» zu, so daß die möglichst genau- Aufcechterhallung de» Kriegsstandes von 800 000 Man» stet» von der Legislative gesichert nnd controlirt werden kann. Jährlich da» Rccruteneonliiigent votiren und gleichzeitig gesetzlich eine» fix>rle» Kriegsstand sür zehn Jahre sestsetze» — da» ist eigentlich ein Wider spruch. Das Parlament begiebt sich förmlich des Rechte», eventuell auch ei» kleineres Recrulencoulingent bewilligen zu können — ganz abgesehen davon, daß die Regierung tbatsächlich eine Gcsetzverletzung begeht, wenn, wa» ja kaum zu vermeiden ist, der Krlegestand sactisch auch nur um 10 oder 20 Mann niedriger oder höher ist. Selbst verständlich involvirl die Nichlfixirung de» KriegSstnnde» durchaus nicht eine Erhöhung desselben, was die Regierungen um so weniger plane», al» ja die Erlatzrcscrvisten auch im Sinne de» bisherigen WehrgesetzeS im MobilisirniigSsalle einberusen werden. Eine weitere wichtige Aendcrunq de» WehrgesetzeS wird die Be stimmung bilde», daß die Wehrpflicht anstatt mit dem zwanzigsten mit deni einuiidzwanzigsten Lebensjahre beginne. Wesentliche Ae»deru»gcn werden serner bezüglich der Einjährig Freiwilligen-Jnstilutio» geplant. Namentlich solle» die Ei» jährig-Freiwilligeii im Gesetze ausdrücklich vervslichtet werden, mit End: ihre» DienstjahreS die OssicierSprüsung abzulegen, da sie sonst »och e-n weitere» Jahr diene» müßten. Hingegen soll e» de» Ein jäbrig.Freiwilligcn nicht umnöglich geinacht werden, während ihre» Diknstjahres ihren Studien obzilliegen. Einen wesentlichen Rachibeil de» WehrgesetzeS, nicht so sehr in Ungar», wo dessen Text in dieser Beziehung eine größere Latiinde zuläßt, ol» vielmehr in Oesterreich, bildete bisher die Bestimmung desselben, welche die provisorisch- G Höhung des Friedeusstande» auch nur eines geringen TheilcS der Armee unmöglich machte. Es können sehr häufig in der einen oder der andere» Gegend der Monarchie Fälle eintrcten, die es dringen» nöih g machen, daß der Tnippenstand der dort garnisonirenden Regimenter zeitweilig erhöht werde. Rach dem bis herigen Wchcgesctze kan» ohne sörinliche Ordre zur partiellen Mobilisirnag eine solche Erhöhung nicht durchgesührt werden, und auch dann könne» nur dje grüßtentbe ls verhciralheie» Reservisten m-t Unterbrechung ihrer bürgerlichen B- ichäitiqung einberusen werden. Diesem Uebclstande kann in der tiusachsteu Weise abgeholsen werden wenn im neuen Wehrgesetz- ausgeivroch-n wird, daß der Krieg» minister in besti amten zu umschreibenden Fällen im Frieden den Stand einzelner Regimenter provisorisch in der Weise erhoben kann, daß bloß die Reservisten de» jüngsten Jahrganges und außerdem die Ersatzreservisten, die ja ohnehin lediglich durch da» Loo» eine so unvergleichlich günstigere Sstualivn haben, z» ihrer Truppe ciube rufen werden. Die Verhandlungen zwucheu den beiderseitigen Ministerien wcrden übrigen» "och eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, nnd gelange» die betreffenden Gesetzvorlagen keineswegs vor dem Herbst ln den Pärlamenlea zur Uulerbreilung. entdeckungea in Deutsch. Südw ft - Asrila bespricht, daß die englische Machisphäre in Südafrika immer da ende, wo die reichen Gold- districte aniangen So mit Transvaal und Swasiland, Ma- schenaland, Deutsch - Sütwest-Afrika rc. Ja, England bat einen groß-» Magen. Glaube, daß der englische Löwe die Tatze bereit» erhoben bat, um dieselbe aus Swasiland »nd Amalongaland sollen zu lass », d. h. diese Länder annertiren wird. Britische Nimmelsatt» predigen in Te.gesblätteru »nS Broschüren in Einem fort, daß die- und jene» Gcb-et in Südafrika England «och habe» müsse. Sie schlag-» vor, Durban in Natal zum Fre!» lxtfrn zu machen, um Delagro Bah zu ruinire». oder letzieren Hasen zu kaufen. Dan» soll England sich de» guten Hasen» (der Name ist mir leider entsallen) nördlich von Delagro Bah, versichern und den Handel nach dort zu ziehe» versuchen Da»» unterbleibe vielleicht auch der Ban der Bahn von der portngi,fischen Grenze nach P-etoria. Man ärgert sich, daß letztere Llr,cke mit denlsch- holländische,» Eapital gebaut werde» fest, und besnrchtrt, daß d c deutsche Einfluß in Transvaal sich mächtig steigern w-rde. Ecn Eolonie-Blatl träuselt jedoch etwa» Balsam mit der Behauptung, daß englisches Capital znni Bau besagler Strecke sich nicht w Nig finden li ß, in die Wunde — Der erste Tdcil der Lorenz» Margnes-Pretoria-Babn wnrdc am 14. Dccember v. I. durch de» General-Gouverneur von Mozaind qne. Tenor Auguste de Eastilho, eröffnet. D e Str-ck ist 8l fim lang „ud endet bei Mal»-la-o»io, am Koniatie-Finß. i> fii» weiter beginne» die Lobombo - Berge »ud damit größere Schw er-gkeiien sür den Badnbau Unter de» »eugelauste» Statt.» » und Orten soll Movun, 07 lem von Lore»'.o MeirqncS. an, v r- riiienste» w ge» des Fiebers sein. Hoff ntlich wird inan in nickt allzu ferner Zeit vo» der Küste nach Baiberlo» (Goldstadl) »> d Pretoria dampfen können — Die Capsetten Biälter bringe» ton Zeit zu Zeit Notizen über da» Vorgehen der Deutschen in Pondolaiid, welche» beweist, daß man unsere Landsleute stet» im Auge bebält. Ob Herr Nagel »och daselbst weilt, vermag ich nicht zu lagen. Herr Eiuwald lost sich noch in Pondoland be finden, e» gelinge ihm jedoch nicht, da» Zutrauen der .Huupllinge z» gewinnen llmqnikela, der Oberhäupttnig. ist bekinntlich vor inebreren Monaten g storben, nun sagt am äelirium tremens. Ob sein Sohn Sigcaw sein Nachfolger wird, ist «och nicht ealschikden. Derselbe ist beim Volk beliebt, mit de» andere» Häuptlingen jedoch nicht einig. — In Copstadl Imt sich rin Syndikat gebildet, welche» den Capwe > nen, welche nach der von Baro» vo» Babo gelehrte» Weise bereitet wurden, in Europa ein Absatzfeld schaffen, »ach europäische»! marklsäbig macken wist Wir hoffen, daß sich hier die Begrsiss^„niarkiiälng macken" und „fälschen" nicht decken.— Ein angesehener Amerikaner prophezeit, daß die Blumen ans den Hüten der Dame» bald wieder durch Federn, wollen hoffen Strauß-usedern, verdrängt iveide» würden. Die Straußensarmer allhier würden sicher nicht» dagegen einzuwenden haben. Die Zeiten aber, wo man rin Pfund weißer Straußenfedern mit 40—4ä < -- 8M—900 ^l bezahlie, dürilen schwerlich Wiederkehr-». Strauße sind jetzt sehr billig. So ivollte ei« Farmer in Koeberg, unweit Eavftadt, seine letzten 25 Slranße sür 1 T 10 s da» Stück verkamen. Em Kaufliebhaber bot 1 L per Stück. Der Koeberger wurde so erbittert darüber, daß der von ihm verlangte niedere Prers noch mehr herabgedrückt werden sollte, daß er sei» Gewehr ergriff und säinnttliche Vögel niederschoß In l88I—82 wurde nicht selten ein schöne» Straußenmänuchen mit 2—800T bezahl«, lim aus den Schmuck sür Dameuhnie zurück- zukommen, so hatte ich einmal die Idee, die prächtigen Blätter deS Silbcrbaiim», welcher nur i» nächster Umgebung Capsladt» a». zuttesjcu ist, al» Hulschinuck zu empfehlen. Ich sandte auch einmal Proben gepreßter, präparirter Silberblätter »ach Leipzig Doch es fand sich kein unternehmender Mann diese Blätter in die Mode zu bringen. L-tzie Woche wurde in der Oisicie von H. Eckstein 2c00ck ge diegene» Gold gezeigt, da» Ergebaiß eine» Monat Stanipsen» bei der „Lanplaaple Estate" und einer andere» Gold-Eonipagme. Kürzlich wurde bei Eisburg, univeit Johannesburg, eine 3 Fuß breite Quarzader gesunden, man nennt dieselbe „lke bluefi ree-k", noch der Farbe de« Quarre». Prebe» von derselben sollen nicht wemger al» 130 Unzen Gold per Tonne Quarz ergeben haben. Dre Ader ist aber jedenfalls „putekx ", wie der Engländer sagt, d. h. sic lit nicht durchgängig gleich reich, vielleicht stellenweise sogar arm. — Letzte Woche gericth die Bevölkerung I obannc-burg» in große Aufregnng durch eine Reihe verübter Verbrechen. Lo wurden in der Nacht vom 11. zum 12. Februar ein Weißer, ein kaffer u»d ein Holienioit ermordet; dem Hottentotten waren die Füße z»sai»meliqebu»deu, der Körper des Koffern war noch warm al» man ihn de» Morgen» fand. In der selbe» Nacht wurden eine Anzahl frecher Einbrüche verübt. Man schreibt diese Schandthaten der sogenannten „Irländer Brigade" (einer Horde Trunkenbolde und Loaser», kürzlich von Barber- tou hier angelangt) zu. Es hat sich eia Bigilance-Lomiiv gebildet, um den Berbrechern auf die Spur zu kommen. Da» Comiiö hat üOO T ---> 10000 .A Belohnung auSgcsetzt sür den- oder die jenigen, so die Verbrecher ermitteln. Auch die Regierung ha» 100 L --- 2000 ^l ausgeseyt Da die Straßen Nacht» nicht erleuchtet sind, wenn nicht gerade Mondschein ist, so geht man sich des Abenü» gegenseitig au» dem Wege, weiß man doch nicht, wa» der Eingegen kommende sür Gesinnung hegt. Sollte» sich uoch niedrere Fälle er eignen, dürste Lynchjustiz nicht laug aus sich warten lasse», rn Er- manglung von Bäume» genügt eine Telegrapheustange; also aus- gepaßl, ihr Mörder und Spitzbuben! — Liebhaber von Täto- wirungen brauchen nicht mehr nach Neuseeland oder zu den Jndiancrn^zu gehen, man kann in Transvaal grati» «ätowiri werden, d. b. von de» Flühen. Weder bei den Polen noch Slovakcn kann c» so ungeheuer viel dieser schwarze» Plagegeister geben, al» wie in Transvaal, man könnte de» Morgen» glaube», Friesel oder die Maser» seien im Anzüge, so scheckig sieht der Körper. Insekten- Pulver ist in Johannesburg kaum »och zu haben, e» hat säst den Werth wie Goldstaub bekommen. — Um bandine. der Swazie-Küiiig suhlt sich aus der Höbe der Situation, will sagen, daß, seit mau in Swazieland reiche Goldloger vermuttbt oder bereit» eiild.ckt hat, bat der König dem „Onps umofi»" (Cap Brandy) und Natal-Rui» ade gesagt und trinkt nur noch Campagner. Da» Kislchen (>2 Flaschen) kostet ihm lö T 300 .81 und sind seine Vasallen zwischen Delagoa-Bay und der König» Kraal stets unttr- weg», um den edle» Schaumwein heraiizuschasfe». Der Häuptling kan» da» aussühren, müsse» doch die weißen Goldsucher lavier zahlen. Der König trinkt au» silbernem Pokal und seine Rätke Helsen brav mit trinken. Der oberste Rath ist Mr. Shepstone, der Sohn jene» Sir Shepstone, durch welchen seiner Zeit England die Annexion Transvaal» bewerkstelligen ließ Jung Shcpsloue wird wohl der Sohn seincS Vater» sei» und Umbindine so gut beraihe», Cwaz c- laud einst unter die Tatzen des britischen Löwen zu bringen. Aus Lüd-Asrikli. 0. v. Iohaaue-burg zTransvaal), Ende Februar. Jiisolge 1 der Goldenkdeckungeu im deutschen Sütwest-Asrika »nd Wale» (Eng land) kau» e» auch dem nüchternsten deutschen Bürger paisiren, das ^ Gol-fieber zu bekommen. Mancher Landsmann trägt sich vielleicht schon mit Plänen, wie am schnellsten nach Angra P-quena zu kommen ist, um von dort in» Land z« gehen, Gold zn graben. Wale» wäre! »u» sreilich bedeutend näher, wollte jedoch den Germans nicht raihen. ^ »ach dort zu gehen, John Bull würde sich sofort in „Boxer-Positur" stellen Ein Kimbcrl-y Blatt klagt, indem c» die ne„-n Gold- Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) l- Leipzig. 9. April. (Religion-Vergehen ) Der Farbea> Händler Gustav Adolf Stelzer, ei» bekannter Secialdcmokrat, in Löbtau hatte zu Anfang Octobcr v. I seinen Schw iegervater durch den Tod verloren. Durch eigenes Verschulde» sollte sich sür ihn noch ein weitere» Unglück a„schließen: Herr Stelzer würbe näm lich aus Anlaß jene» Traaersalle» voni La»dger>ch'c Dce.ben am 2b. Januar d. I. wegen Reiigionsvergehens zu 3 Monate» Gesäng- niß verurtheilt. Die» war so gekommen: Während de» Begräbnisses, bei welchem rin Gesangverein verschiedene Lieder sang und der Ps-irrer Bibelsprüche über die Anserstchiini in seiner Nn'prachc ein flocht, regte sich bei Herrn Stelzer der Widerspruch gegen die Lehre von der Auferstehung. Al» dann, um den Tobten zu ehren, die Leidtragenden Erde und Blumen aus den Sarg warfen, trat Herr Stelzer an da» Grab Hera» und sprach, aus den Sarg blickend, folgende Worte: „Du bist ein treusorgender Vater für die Dei igen gewesen; daß du gelebt hast, werden deine Kinder »nd ttttideStindcc bezeuge»; daß du zu Staub und Asche wirst, ist wahr, aber daß wir un» Wiedersehen, da» ist nicht wahr! " Da er keine Erlaiibiiiß zum Sprechen sich ausgebele» Hille, hielt e» der Todlendeltmeister sür seine Psficht, den Mann am Lprcchcn zu verhindern, und zerrte ihn, unleislützr von einigen anderen P r- io eu, vom Grabe weg. Hierbei entstand Lärm »nd e» ging ein Murmeln der Unruhe durch die Reihen der Anw''e:'>dee — Die Anklage, welche gegen Slelzcr erhoben wurde, siutz e sich aus 8 107 de» Str -A -B, wclcher n.a.Denjenigen inilGesängnißltraf b Z zu 3Jab»en bcstilist. der an einem zu rcligiüfin Verlamiiiliingen b.stiniintcn Orte durch Erregung von Lärm oder Unordnung eine gotl »dienstliche Verrichtung einer im Staale bestehenden Ncligiousgcfillich'ckt vor« satzl-ch stört. Do» landaerick liche Uriheil sübrle, indem c» i-Schuld deS Angeklagte» sestüellie, Fol-ende» aus: Er sprach die W :e mit lauter Stimme »nd wollte offenbar von den Umstehenden gehört werden. Er gab seiner Ansicht Ausdruck, daß e» lem Wied r' Heu
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