Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-13
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh «'/, Uhr. »«Nuti-« »»t Lrprtiti«» J»ha»««-offk 8. Hn-rchltvlldrn her Ned«ktt»»: vonniitags 10—12 Uhr. Nachmittag« b—S Uhr. - - ^ M»,tz«r »er für 9tr »Achftk»l«ru»« ffn,»cr 9eftt««ten Lnjer«tr »» Aachrot«,«» »t» 8 vtzr Siachmitt«,», ,n sirStz dr»'/,S Uhr. z> dt» /Ui»te» str 3«s.-LuuLh«e. ktt» lttr»». Untvrsitättftrnß» 1. L-»t» Lösche. «Vhnrtxeußr. 9> patt. u. KS^göplntz 7. MN N»«tzr. LMM TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 104. Freitag dm 13. April 1888. Abonnementtprei« virrleljäbrlich 4>/, Mk incl. Vrinaerioha ü Mk.. durch dir Pou bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P> Belegexemplar 10 Pf »edührrn iür Extrabeilagen (ln laqedlatt-Format gesalzt) »hnc Postbeckrde'.ung M Mk. «U Postdesurdkrung 70 Mt. Znleratr 6gespa!tme Petrtzelte 20 Pf. Größere Schrillen lau! nnl. Preisverzeichalß. Tabellarischer u. Zifirrnsah »ach höhen» Torii. Ueeiamkn „irr dem Redac ti „»«strich die »gespall. Zeile 80Ps.,vor den Fa Milten nach richten die ögeipaltene Znl, 40 P'. Iuierale sind stet» au die ^rpevition »» ieude». — Rabatt wird nichl gegeben. Zahluug pnwouwernnäa oder durch Poft- »achaabme. 82. IahMNg. Amtlicher Thetl. Nrllimitmchmlr. I, dr» Bnntttngen während der diesiäbrigen O-ermesse wird "de» Posta »er -oßdtnfft b«< austaltea tu Leipzig wie folgt «ahr- I. vriei», Geld» »»d VMtketöeft«»»»«. Pie Vestellmg der Briese. Geldbries» und PoNa»- »eisnnge» st»drt i» de» »um Vrstellbrztrk de« Postamt» 1 (am Gtadttheilea am Sonntag, dea 1b. April t» Demselben Umfange wie an Wochen- dt» NN. April wird die Bestell»»« Bor- nur »ichustnlplatzl gehörigen Stadt während det aaneen Page« in teaea statt. Am Sonntag, bei . «mag» wie an Wochentage» an-gesühr»; Nachmittag« ersolgt »ui eine Beftellnna um 2'/, Uhr in den von dem Meßverkehr Haupt sächlich berührte» Stadttheilen. ' "icketb,' " - -- Die Packetbestelluno wird an dea Eonntage» der Meßzeit Normittag« wie an den Wochentagen «ohrgenommeu; Nachmittag« sind«! innerhalb der für den Meßverkedr in Betracht kommende» Ltadtthelle eine Bestellung der Packele um S'/, Udr statt, ll. DiettflKttttpe« für den Verkehr «it de« Pnblten«. Bei dem Postamte 1 (am Auzustusplatz) werden di« Sckalter- dienftstundeu am Sonntage, dea 1ü. und am Sountage, den A. April wie a» deu Wochentage», d. i. von 7 Uhr Norm, bi« 8 Uhr Nachm, odgehalte». Vrt d<« Adrige» Postauftaltrt» i« >»«dt»»»», de« »ienftr« a» »r, Vch, »att. L»tp»tg. 10. «prtl IS«. Der Kgtserltch» Vder-Poftdtrrrlor Walter. «neu. r» Poftanftalte» i« Letchzt, st»d«t eine vefteNnng-dtenste« nnd de» Schalter» t« dt« «rtzint saNrndc» G«»»ta»e» Bet unser«« Stablorchestrr, welcher den Dienst im Stadt, thratee, in der Kircke und dem Gewandhauseoncert zu ver sehen hat. soll möglichst bald die Stelle eine« Asptrantea für die Btola, welch, mit einem Iahresgehall von 1000 ausgeftattet ist, besetzt »verden. Geeignet« Bewerber, welche sich einem Probespiel zu unter» sehen haben, »oollen ihr« Gesuche (rvrnt. «rl Zeugnissen) >t» spätesten« ,»» L». «prtl ». I. hei uns ein reich«». Dir Anstellung hat pmäckfl auf ein Probejahr zu erfolgen. Leipzig, dm 10. »pril 1888. De» Math der Gtadt L*tP>tg. I-r Georgi. I». 2220. Oberbürgermeister. Wilisch, Nff. r Mannlmiichmit. Die RudsÜhrung der Trottoirlegung im „Prea-er-Gckßche»" soll an einen Unternehmer in Accor» vervunaer» werden Die Bedingungen sür dies- Arbeiten liegen in unserer liesbau-verwaltung. Rathhau», 2. Stage, Zimmer Nr. 14. au« und können daselbst ringesehen, resp. gegen Entrichtung drr Gebühren entnommen wrrden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „rr»ttoirleg««g im Prea-er-GckGche«" vnsrhen ebendaselbst und ^war di« zun, 28. April 1888, Rachmiltag« ö Uhr, einzurrtchrn. Der Rath brhält sich da« Recht vor» sämmtlich« Angebot« abzulehnen. Leipzig, dm 9. April 1888. De» Rath» der Gtadt Leipzig Ib. irsi Gtra-enbaa-Dep»tatiom Vekanntmachung. Die Trottoirarbeilen in der Packhosttraße sowie dirjmigm in der Straße zwischen Leihhau» und Börse sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegm in unserer Tiefbau-Berwaltung, Rathbau», 2. Etage, Zimmer Nr. l4 au« und können daselbst eingesehen, resp. gegen Ent richtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Lrottoirardeiteu tn der Packhofstraste" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 28. April l888 Nachmittag« b Uhr einzureichc». Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnm. Leipzig, dm 10. April 1888 De» Rath» der Gtadt Leipzig Gtraheobau^Deputatio» lb. 1287. Manntmllchung. Die Au«führung der Lrottotrarbrtte» in der KohienstraH« soll an eine« Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tief dau-Brrwaltung. Rathhau», 2. Etage, Zimmer Nr. l4. au« und können daselbst eingesehm, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezüqliche Offerten sind versiegelt und mit der Ansschrift „rrwttotrleg»g 1a drr Kahleastrahr" versehen ebendaselbst und zwar b>» zum 28. April 1888 Nach mittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor. sLmmtliche Angebot« abzulehnm. Leipzig, dea 9 April l888. De» Rath» drr Gtadt Leipzig 1200. Gtrahradaa-Depatattoa. Vekaunlmaihimg. Die Pflasterung dr« Bah-rilLe» Platze« von der Nürn berger Straße bi« zum Madmühlenwege soll an eine» Unter nehmer in Accord verdungen werven. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegm in unserer Tiefbau»Verwaltung. Rathhau«. 2. Elage. Zimmer Nr. 14. an« und können daselbst ringesehen, resp. grgm Entrichtung drr Gebühren entnommen werden. Bezüalich, Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Vflasteraag des vayrrtschra Glatze»" versehen ebenvaseldst und zwar di» zum 28. April kiele» Jahre« Nachmittag« 8 Uhr einrurrichen. Drr Rath behält sich da« Recht vor, sä««U>ch« Angebote abzulehnm. Leipzig, dm lv April 1888 De» Math» drr Gtadt Leipzig 1A 12«. Gtrahrubaa-Drputatia». Vekannlinachniig, da« Mrldr«rsra brtr. Mit Rücksicht aus den d vors« de»den Beginn drr Dstrr» rffr bringt da» Unterzeichnete Polizeiaml die nachstehenden Bestimmungen de» Mrldrrrgulattv» mil dem Bemerken in Erinnerung, daß tie Vernachlässigung dieser Borschrisien Geldstrafe bi- zu 80 oder entsprechrndr Hast nach ich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Eppeditioneu der II. Abtheilung de« Meldeämter (Reichsstraße S, I.) während der Borwochr drr Mrffr Bormillag» von 7 bi» l2 Uhr und Nachmittag« von 2 t»S 7 Uhr, sowie an de» Mcß- onntagei, Dormittag» von g bi» l2 Uhr drm Publicum geöffnet sind. Hierbei nehmen wir Deraiilafsuiig, auch auf die weiteren Bestimmungen de» Melderegulalivr unler dem Hinzusügen zu verweise», daß die zuständigen Brzirk-mrldrstrllru an den Wochentagen Vormittags von 8 b>' l Ubr und Nachmittag» vo» 4 bi» 7 Uhr, sowie a» kc» Sonnlagcn von >/»l l b>< 12 Ubr zur Entgegri»>ahmr der Mrldungra ^'rfigrr Gtaiooharr zuqängig sind. Leipzig, am 7. April l888. Da» Goltzrtaaet drr Gtadt Lrtpzig. Bretschneider. Taegner. S. an« dem Mrlderei«l«tttz der Stadt Leipztg vom 10 October 188S. All. Jeder l» etuem Gafttzrsr oder ln rluem mit Herder««- drrrchtinnnn versehene» ähnlichen Etablissement elnkehrend» nnd über Nacht bleibend« Fremd« ist vom ldastwirtb ober Ouartieraeber und zwar, soll« er vor 8 Uhr Nachmittag« ankomml, noch am Tag« der Ankunft, ondrrniall« aber am folgenden Morgen spätesten« bl« 10 Uhr betm Meldeamt de« Polizetomt«, Nbtb. 11, schrlstllch mittelst de« vorgeschriebe»«» «nd für jeden Fremden besonder« au«»vsallenden Formular« onzumeldea. Befinden sich t» Begleitung de« Fremde» Aomilteamirglieder, Dienerschaft oder sonstige Prrsoae», so stad dieseldra ans de« »imltche» Zettel mtt ä» verzrichnea. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgereisten derartigen Fremden zu bewirken. k. I». Die in Vripathäusern absteigenden Fremden, sogenannte ves«ch«sre«de. sind, sobald sie länger nt« 8 Tage bier verweilen, spätesten« am 4. Tage, von erfolgter Änkanst an. vom Quartienvirth beim Meldeamt, Abth. Il, ober der betreffenden Pollzeibezirk-wachr mündllch oder schriftlich mittelst de« vorgeschriedenen Formular« onznniclden. Bei de» etwa i» Prlvaihäusern Quartier uebmeuden Akrhsrewdrn jedoch ha« diese Aiimcldung in jedem Falle, auch wenn sie nur ein, Nacht hier bleibrn, und zwar binnen 24 Stttvöri» von der Ankuas« an, beim Meldeamt, Abth. H, zu geschehe ». In gleicher Weise ist die Ahmrldnua binnen S Tage», b<> Meh» fremden binnen 24 Stunden Vv» erfolgter Abreise de« Fremden oder etwa erfolgter Wohnung-Veränderung an zu bewirke». >. 14. Beadstchtlgt et» Fremder lluger al« drei Tage hier »» verwetten, so bedars er dazu eine» für die Zeit de« Ausentbalte« vom Meldeamt. Adth. ll, au-gestellten Metdeschrtne«. Nach Ablaus der aus dem Meldeschein bemerkten 0> liigkeil-dauer ist, dosern der Fremd« noch w«iter hier verweile, will, beim Meldeamt um Verlängerung deS Scheines uachzuluchen. Die Duartierwirthe sind dafür, daß dieser Besttmmuug allen« halben nachgegangen werde, mitverantwortlich. Bekanntmachung Die Pflasterung der Packhoi'llraüe sowie diejenige drr Straße zwischen Leidhau« und Börse soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tief dau-Vcrwaltu»g. RatbbauS 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst ringesehen, resp. gegen Entrichtung drr Gebühren entnommen werben. Bezügliche Offerten sind verst-gelt und mit der Aufschrift » Pflasterung der Packhosstraste" versehen ebendaselbst und zwar dis zum 28. April d. I Nachmittag» 8 Ubr einzureichen. Der Ratb brhält sich da» Recht vor, sämmtlich« An gebote abzulehnen. Leipzig, den lO. April 1888. De» Rath» der Gtadt Leipzig Id 1287. Gtra-endau-Deputatio«. Vekanntmachung. Die Au«sühku»g der T>ollo>rardeilen entlang der Grund stücke 1—S der Earoltaeustraste soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Ralhbau», 2. Elage, Zimmer Nr. lä, au» und können daselbst ringesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werven. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift .»rrottotrarbeite« 1» der <karoltneastra-e" versehen cbendaselbst und zwar bi» zum 28. April 1888, Nachmittag» 8 Uhr, einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebot« abzulehnm. Leipzig, dm 10. April 1888. De» Rath» der Gtadt Leipzig Id. l258. Gtraflenbau-Deputation. Slockliolrauction. Mitt»och, de« 18. 4Ipril o. sollen von Nachmittag» 8 Uhr an im Forstreviere Eonnewitz. Ablb. 21 u ca. SSV Haufe« klein gemachte» harte» Gtockhutz unter den im Termine öffenllxv au-hängcnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden. Zufammeukuuft: aus dem Holzschlagr an deu He,da«r Wiele» und ber Linie bei Connewitz. Leipzig, am ll. April 1888 De» Rath» Aorstdeputatio». Nichtamtlicher Thetl. Die Lewegunq für Loulanger. Frankreich» hat sich einer neuen lkeankheir bemächtigt, die man da» Boulanger-tzieber nennen könnte, da» Land hat sich i» zwei große Lager geldkitt, in welchen dir grrunv« und die Gegner Boulang«,'» zu finden sink, und »i, es scheint über» wiegt die Zahl brr Freunde. Es ist schwer zu sogen, welche BeweggrÜnke zur Aulbreitung de» Urbrl» am stärksten wirken, ob e» der Urberdruß an dem Treiben der leitenden Persviilichkenm, oder »in carnevalist,scher Zug ist, der zu einer «rum Art von Tollheit verleitet, oder ob e« auch Leute giebt, dir ernsthaft an die Sendung Boulanger'« glauben, wie da» bei ihm selbst der Fall sein soll; so viel aber ist sicher, daß die Bewegung von Tag zu Tag wächst und daß »eben ihren Bestrebungen, da» verlorene moralische Gleichgewicht in der Kammer und im Lande wieder zu erlange», vergeblich ind. Vom Ministerium Floquel spricht kein Mensch, ber neue Civilkrieg-minister begegnet in der Armee kalter Zurückhal tung. die öffentliche Aufmerksamkeit »st lediglich der Ersatz wahl im Norddepartemenl und dm Erfolgen zugewanbt, die Boulanger bei allen Ersatzwahlen seit den, 26. Februar davon- gelraaen hat. E» besteht kem Zweifel, daß er auch am 15. April in Lille mit großer Mehrheit gewählt werden wird. Auch bei kirserWabl wird e» wie bei denWahlen vom 25.März und 8. April nicht an seltsamen Widersprüchen fehlen. So haben z. B. die Arbeiter in Lill- einen Beschluß angenommen, welcher die Wahl de» oppoitunislischen Canbibalen Fvucart empsiehll. während au» de» Koble»d>strictm von Anzi» und Decazevillc große Begeisterung lür Boulanger gemeldet wird. In Armrrkreise» ist man Uber den soldatischen Unwerth Boulanger'» völlig im Klaren, die leitenden Fochblätler .Avenir militaire" und .Moniteur de l'Armee" bespötleln den Tmgel-Tangcl Sk. Arnaud und nennen ihn Han»wurst. oder «eben ihm noch verächtlichere Bezeichnungen, aber bei den Nannschasle» ist der General volkStbümlich und zumal ber bonapartistisch gesinnt« Theil der Soldalm hält fest zu ibm. Ein Vorfall, der sich aus dem Bahnhof in Joigny ereignet bat, ist charakteristisch sür die in diesen Kreisen herrschende Stimmung. Eine Ldthriluna drr Territorialarmee, welch« von dort nach Brlrh, adsudr» stimmte Lochrufe aus Boulanger an, dir mit den Rusen: „Nieder mil Bilmarck" abwechsellen, o daß sich der Führer der Adthrilung genvlhigl sah, dm Rufern mit der Androhung vo» Arreststrasm ent gegen zu treten. Der Geist d«r Di»ciplinlosigkeit, welche» Zrehcinet vergeblich bekämpft, zeigt sich bei alle» olchen kleinen Anlässen, die Truppen politisirm, stall ich mit Ernst ihren Obliegenheiten zu widmen, und sie werven sich nicht eher beruhigen, al» bi» sie einen Mann gesunden haben, den sie freiwillig al» ihr Oberhaupt a»rr- krnnen. Al» Boulanger »och Krieg-minister war. glaubte ein großer Thril drr Armee in ihm diese» Oberhaupt gesunden zu haben, und dieser Glaube ist durch vir nachfolgenden Er eignisse nicht erschüttert, sondern bestärkt worden. Die ab weichende Meinung der Generalität änberl daran nichl» Eine Rede, welche der Abgeordnete der äußersten Linken und Freund Boulanger'» Laur jüngst in Anzin im Nord- drpartrment gehalten hat, um die Eandidatur de» General» zu empschle». saßt alle die Momente zusammen, welch« sür einrn großen Theil der Wähler entscheidend sind, um Boulanger »Are Stimme zu geben. Er sagte unter Anderm: .Nicht u», dm Bürger Boulanger handelt e» sich hier, sondern um die Freiheit, da» Vaterland »nd die sociale Idee. Er ist der Einzige gewesen, der. so lange er Machthaber war, socialis»- schrn Beurebungen zugetban war. Die Gelegenheit kennt ibr. den Streik von Decazevillr. Damal» rechnete man daraus, der Bürger Boulanger würde die Männer erschieße» lasten, die ihr Recht forderten; da» hat er aus der Tribüne mit den denkwürdige» Worten abgelehnl: .Vielleicht gerade i» diesem Augenblick theilt der Soldat sei» Brov mit de» streiken den Arbeitern!" So unverblümt socialistisch hal seit 1848 kein französischer General gesprochen. Betrachten wir nun di« Frage de» Kriege». Der Kumps ist unvermeid lich, in drm gegenwärtigen Zustand kan» Europa nicht bleiben. Deutschland pat an der Spitze einen Staatsmann, wie ich ihn wohl bei un» sehen möchte. Bismarck will Frankreich durch Deutschland aussaugm lasten, und da wollt ihr. daß wir die Fahne der Rache in die Tasche stecken s Denn gerade diesen Augenblick hal man abgewarlet, um die Ehre der Arm« zu kränken, indem man den General schlug, besten Blut sür das Vaterland geflossen ist." Zum Schluß sagte dann Laur: .Unter diesen Umständen habt ihr nur eine Pflicht zu erfüllen, dringt ihn mit euren Stimmen wieder in da» Minister»»», da» und nicht die Diktatur ist unser Ziel. Da« Ergebiiig der Wahl wird sein, daß die Armee wieder zu Ehren kommt und wir eine würdigere Stellung gegenüber Deutschland er langen." Hier sind also di« socialistischen Forderungen mit dem Gedanke» de» Rachefeldzuge» vermischt, und gerade diese Ver mischung ist de» Beifall» bei den Franzosen aller Classen sicher, denn der Gocialismu» drr Franzosen mag in der Theorie international sein, in der Praxi« ist der französische Socialist ebenso stolz aus seine Nalionalität wie der General und der Minister, unv der letzte Beweggrund sür die Wahl Boulanger'» bei den Wählern der verschiedenen Parteien ist der Wunsch, den Racheseldzug herbeizusührrn. Diesen Ge danke» sprach auch Easiagnac in der Kammersipung vom 20. März au», al» er sagte, daß der Name Boulanger einen neuen Aufschwung de» »n Unthätlgkeit versunkenen VolkS- oeistr» brwirkl Hub«. Dir Franzosen verlangen von ihren Machthabern Thaten. sie sind der rwigen Parteikämpse, tie nur Geld kosten und im klebrigen zivecklo-sind, müde, sic wollen einen frischen srkblichen Krieg, und ieter, der sich bereit «r- llärt, ihn zu entzünden, ist ihnen willkommen, und wäre auch seine strategische Begabung höchst zweifelhaft, wie ja da« bei Boulanger nach dem übereinstimmenden Urtheil vcr Sach versl".»»«;?!, drr Fall ist. Prinz Järüme »nd sein Sohn Victor Napoleon haben viese Bebrulung de» Boulangirmu« richtig erkannt, und vc»- balb wollen sie sich seiner al» Werkzeug bedienen, um au seinen Schultern wieder zur Herrschast zu gelangen. Da Bonaporlisten waren bisbrr in allen Wahlbezirken die eifrig strn Förverrr und Unterstützrr der Eandidatur Boulangrr'« Daß Boulanger selbst seine Wahl schon vor dem 2V Februar betrieben hat und daß die telegraphische Correspondenz. welche diese Thaisache beweist, dem Untersuchung-ralhe Vor gelegen hat, schadet ibm in der öffentlichen Meinung nicht, wohl aber schadet e» der Regierung, daß sie diese Correspondenz veröffenllichl bat. Gewallmaß- reqeln beugt sich drr LurchsLn>tt«sranzosr. aber Mangel an „Delicakesse" und „DiScrelion" verreib! er nicht. Da» sini gewisse Seilen de- sranzvsischen Wesen«, die vor dem ge sunvrn Menschenverstand nicht bestehen können, aber sie sind vorhanden nnd wer die Franzosen beherrschen will, inuß damit rechnen. Boulanger ist durch seine Absetzung und noch mehr dnrch di» Streichung au» deu Armeelisten zu einer Höhe der Popolarilät emporgrwachsen. die er im Besitze seine» Eommoudo» al« General dr» l3. ArmeecorpS nie bälle er reichen können. Da» Ministerium Tirard war sicher in seinem Recht, wenn e< Boulanger seine» Eommando» enthob, aber ob r» klug war, ihn durch Streichung au» den Armeelisten wablsäl-iz zu machen, ist eine andere Frage. Die Plebi«c,l- beweg»», z würde auch obne seine Wablsäbiakeil in Scene gesetzt worden sein, aber sie ninßle in, Sülle» betrieben werke» und entbehrk ber Legalität. Heute ist Boulanger in der Lage, die Maste der Mäkler auizubieten, um ein ibm wikersahrene« angebliche» Unrecht wieder gut zu mache». Da» ist eine höchst aesährliche Bewegung, welche der Republik leicht da» Leben kosten kann. * Leipzig, 13. April 1888. * Heber die Zeit. wann die auswärtigen Vertreter in Berlin ihre neuen Beglaubigungsschreiben übergeben werden, und in welcher Weise e» geschebe» solle, »st Nähere» noch nichl bekannt. Man nimmt an. katz eS mil möglichster Schonung der Kräfte de» Kaiser» geschehen werde. * In einer Zeit, in welcher Gotte» Hand schwer aus deiw deutschen Baterlande rubl. ist es ein Trost, zu seben, daß da» ganze deutsche Volk da» Ungemach, welche» in Gestalt der furchtbaren Ueber schwem >» un ge» einen Theil de» Baterlande» betroffen hat, aus seine breite» Schütter» z» ver theile» und gemeinsam zu tragen gewillt erschein«. — Soeben geht der ..Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" an» München die telegraphische Nachricht zu, daß der Prinz-Regent die Vornahme von Sammlungen aller Art zu Guuste» der in Norbdeutschland durch Ueberschwemniuna Beschädigten sür ganz Bayern grnehmigl unv sich selbst mit emeni Betrag von lO 000 an die Spitz« der Sammlungen gestellt hat Warmer, tiefempsundrner Dank gebührt dem bayerischen Volk und zumal dem edlen Fürsten an seiner Spitze, welcher srine hberzige Opferwilligkeit zu Gunsten der bedrängten Nord deutschen so schnell und so au»giebig bekundet bat. * Au» Liegnitz. S. April, wird gemeldet: Die acht natloaaillberalen schlesischen Abaeordneteu des Reichstag» und Landtags hatten aus gestern bierher urlprNnglich einen Parteitag einberusen, anqesichls der Zeuver- hältnisse aber «nd der Landeslrauer ist an Stelle de»'össenllichen großen Parteitages »ine Delegirtenveriammlung abgrhallen morde», welche auS drr ganzen Provinz sehr zahlreich besucht war. Äußer de» schlesiiche» Abgeordneten waren noch Abg. l)r. Sattler und Ge- neralsecretair Jerusalem anwesend. Minister a. D. Hobrecht uUd 1)r. Hammacher, welche ihr Erscheinen in AuSsichl gestellt halten, ivaren leider verhindert worden, die Reise hierher zu unternehmen Abg Rämiich verkündete al» Schlachtruf sür die nächsten W HIen gegen über dem Irelsinaigen: „Aus die Schanzenl" den Rus: „Schließt die Reihen I" Abg. Gallier berichtete Uber die Ausgaben der naiwual. liberalen Partei und sprach sich znnächst sür eine Sieuerresorm au« ln dem Ginne, daß riae Entlastung der Aemeindeu, stärkere Heran, ziehung größerer Vermöge» und gerechte Verlde lung der bestehenden Lasten, also nichl Vermehrung derselben, stallfinde. Ferner lra» Redner sür dle baldige Schövfung einer Landgemeiiidcordnong ei», welche nach einem Aussprüche Hobrecht's im Anschluß an dle in Ostpreußen bestehenden „Echulsocletälen" nicht un chw > zu cr- reuhen sel. H eraus geht Redner aus die 7 bät>glr l des Reich-- iags über, dessen Ausgabe» er wett über tue des Landl g» stellt, da »ach den attundsüyen der na1io»alliberalen Parin vor Allen, d>» Hoheit des Rech» über allen anderen Staaten gcwnhrl bleiben »»isse, also auch in Preußen der Bedars dcS Slaaic» dem des Re chs u»iei»uord»en sei. Mn Siolz blickt Redner aus tue Lcistungen dcS letzten Reichstages hin, dessrn Hauvlvcrdiensl es war, die »olh- weulttgen Mütel bewilligt zu haben. Möglich, daß dir» der Popu larität Eintrag grtban; aber die» konnte die Entscheid»»» nichl beeinflussen. Da« Arbeiterversicherungsgesep. vo» wrlchrm Redner einen ziemlich bedeuiendrn sittlichen Emfluß an- du arnitendrn Elast n erwartet, mar nicht grnügrnd voraearbeüri, lvnni al'o nicht erledigt werden Dasselbe wird i» drr nächst n lagnng wsmt in Angriff genommen werden. Hieraus wurde nach lebnasier Erörte rung über die »eu zu beiestigende Organstirung der Partei in Lchlcsten ein von den Einberusern vorbereitetes Siatni angenomnu-n Ferner wuide noch die Stellung der Partei zum Earirl besproch . Aust>z- rätst Hrcke-Pre-lou Ihellte mit, baß doit das Eompronuß säe dir nächsten Wahlen mit den Frei- und Deutschconsrrvaliven bereits al>- aeichlossrn sei, und zwar brrgrstalt, baß jede drr drei Parleien einen Cantudalen Vorschlag», stoß tue endgilnge Anna in' aber einumiimg ersolge» müsse. Die Versammlung ist durchweg snr rin:siü mlinen- g'hen mit den Lonservativen, und Dr. Cchiiesf-Rippein .elgiri »nler großem Beisall, daß das Zusammengehen in I den Lonlervaime» »IS mil den Vertretern der lianzlerpol'Nk noihwentug sei. I»r. .Vnisilcm stellt den freisinnigen Kmss an den P,ang-r, daß di- A> l änger RuhIer'S ln de» Wohlanse usen sich stets als „Liberale ' b z ich en und so die Zusammengehörigkeit imt den Ezttemen, welch ibu n entschieden in den Augen der Wähler schaden ninßle, v eh iiil ehen Rach Schluß der Versammlung sand eiu Mahl stall, welch s ruien schönen Verlaus nahm. * Dem conimandirrnden Genrral de» VI. Ari»rccv»pe, Generallieutenant von Boehn, ist da» Grvßlrcuz de bayerischen Militairverdirnsiorden» verliehen worden. » 8» * * In Wien taucht schon wieder einmal daS Gerückt aui. der österreichisch-ungarisch« Bolschasler am Bcrlu r Hose Gras Szeckenvi werde drmnächst seine Stellung au» geben. Al» sein Nachtolgrr wird diesmal Gras Kstcveu- stueller genannt. In unterrichtete» Kreisen 'ind-t d Gerücht keinen Glaube». — Da» österreichische Al- geordnetrnhau» ist wieder zniaiiimoiigelrele,,. T HandelSminister legte den neuen Lloytvcrlrag vor, der d Vereinbarungen über folgende österreichische Linien enlbäl' ;äbrlich drei Fahrten nach Bombay, zwölf »och Hougkou zwölf von Colombo nach Calculla >n> Anschlüsse au d: vorigen; seid» nach Brasilien diS Sanloö mit etwaiger Aitt debnung zweier Fahrten bis Montevideo und Banne Aur Im weiteren Verlaus der Sitzung übermittelte der deuncke Bel schaster Prinz Reuß dem Hauie den Beschluß dcS tealsckea NeickStagS mit dem Danke sür die Tlunluahme des öster rrichischen Parlament» anläßlich dr» Todes keS .Kaisers Wilhelm. Diese Haltung der östrrreichischrn Parlamente bilde eine erhebende Kundgebung der sreiintschaslUchcii Beziehungen, welche zwischen den beiden Völkern bestrhen. * Der „Grashdanin" ist der Ansicht, die Abdankung de» Fürste» BiSmarck würde den Trinmpb der ruisen« feindlichen englischen Partei i» Berlin bedrutrn. * Wie au» Sofia gemrldet wird, tritt die Wirkungs losigkeit jene» aus,übrer»schen Manifeste» de» „Coinilvs vom st August", dessen Verbreitung bekannllich in drr bulgarischen Armee versucht worden war. »i cclatanler Weis ;u Tage. Da» Schriststück wurde alleulhaiben auS srnen Stuck u von den Soldaten »nd Unterossicieren den bezüglichen VorgeKhlen übergeben, welche e» an da» KnegS-M »isteriuin »» Sofia sendeten. — Wie man der .Politischen Correspondenz" von Sonntag Abend au» Sofia meldet, wurde au, Sonnabend, Abend», den in der Assaire Popow verwickelten Personen ber Anklage-Act mitgethcilt. Die Angeklagten sind:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite