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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-24
- Monat1888-04
- Jahr1888
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1888
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Erste Leilagt M Leipziger Tageblatt und Anzeiger 115. Dienstag den 24. April 1888. Aus Nord-Holland. » Da» dem Binnenländer am meisten in» Auge fällt — f« schreibt rin Feuilletomst in der ..Neuen Freren Presse" (Emil Poll) — wenn er holländischen Boden zum ersten Male betritt, da» ist das vaste Element, da» ihm aus Schritt und Tritt begegnet: Master. Master allüberall! Äst'» nicht die Nordsee, so ist e» die Zuider-See, so sind es Meeresbuchten, Flüsse, Eaoälr und Gerinne. Und da» feste Land selbst, ist es nicht zum großen Theile dem Meere adgewonnen? „Gott hat da» Meer, wir die Stiften geschaffen" — ist ein stolze« «ltholländische» Sprichwort, von besten Berechtigung man sich «w besten durch den Augenschein überzeugt. 2m Jahre 1825 da konnte c2 noch geschehen, daß die Zuider-See zwei Stunden weit von Amsterdam die Menschen überraschte und Hunderte von Hektaren überschwemmte. W-r aber heutzutage den Damm entlang geht, welcher der See zu wehren bestimmt, der hat, selbst bei hochgehendeu Wogen, da» Gefühl absoluter Sicherheit. Ein besondere» JngenirurcorpS (cke ^VatcraUiLt) ist lediglich damit beschäftigt, über den Zustand der Gewässer zu wachen und die Deiche vor Durchbrüchen zu bewahren. Hierfür werden alljährlich etwa 6 Millionen Gaidei, verwendet. Wunder der Dafferbaukunst haben die holländischen Ingenieur« an »er äußersten Spitze von Nord-Holland bei Helder verrichtet, »o e» galt, den andrängenden Wogen der Nordsee kräftigen Widerstand entqegenzusetzen. Zwei Stunden lang dehnt sich dort der vier Meter breite Damm au»; er senkt sich Kll Meter tief in da» Meer hinab mit einer Neigung von 40 Metern. Die höchste Fluth erreicht bei Weitem nicht Len Kamm, die niedrigste bedeckt stet» noch da» Fundament. Aus gewissen Entfernungen ragen gewaltige Wehre, in Breite und Höhe dem Deiche angemessen, mehrere Hundert Klafter weit in die Lee hinaus. Dieser riesenhaste Küstenschutz ist ganz au» norwegischen Granitblöckcn zusammengesetzt. Ist erst den MeereSwellen durch Dämme gewehrt, dann Wird in Ruhe au daS „Poldern" gegangen, worunter man die Entwässerung de» den Morästen oder dem Master ab» gewonnenen Lande» versteht. Ein großer Theil von Holland und Flandern besteht au» solchem Land. Die bester« Gattung „Polder" mit gutem Boden, sorgfältig gebaut und von Un kraut gereinigt, besonder» die in neuerer Zeit in der Nähe der See angelegten, sind sehr ergiebig al» Ackerland und bieten da» saftigste Futter dem nach Tausenden dort grasen» »en Lieh, womit Holland England zum Theile versorgt. Wa» sind aber alle diese seit Jahrhunderten betriebenen Entwästerungen gegenüber dem erstaunlichen Plane, die Zuider-See „einzupoldern"! Die Ausführung ist noch in weiter «nie. Venn dir Schätzungen schwanken zwischen 120 bi» 200 Millionen Gulden. Wie aber eine Summe ausbrinaen, die möglicherweise unproduktiv bliebe? Ausgeschoben ist aber hier kaum aufgehoben. Die Trockenlegung der Zuider-See wirdrur Wahrheit werden, weil die Natur selbst sie fördert. Die Ver sandung der See macht nämlich Fortschritte; dieselbe ist schon dermalen an manchen Stellen nur für flacbgebendo Schiffe befahrbar. Nach vielen Jahren wird die praktische Durch führbarkeit jene» Plane» sich wohl klarer erweisen, und bann kann an der Durchführung nicht gezweiselt werden. Holland gewänne hierdurch eine Provinz von 197,000 d». dir durch Huilderttansende von Menschen bevölkert werden könnte. TnWger erwies sich die Natur de» Nord-Holländern im Westen. Da haben sich sandige Hügel, die Dünen, dem Meere vorgelagert und bieten seinem Vordringen erfolgreichen Wider stand. Nicht immer jedoch vermögen sie der Springfluth zu irotzen, und Entsetzen mag die Bewohner Scheveningen» cr- grisftn habe», als in der Nacht aus den 1. November 1570 eine Springfluth über die Dünen hinweggina und 125 Häuser verschlang. Seit jener Zeit bildet die spatgothischc Kirche, welche ehemals mitten im Dorfe stand, da» Westende von Scheveningen. Aber nicht nur die von Natur und Kunst geschaffenen Hindernisse gegen da» Andräugen der See gilt e» in Augen schein zu nehmen, sondern auch den großartigen Canälen Be achtung zu schenken, welche dem Verkehr „von Meer zu Meer' zu dienen bestimmt sind. Wer wird es wohl Unterlasten» bei einem Besuche Amsterdams den Nordholländischen Canal zu befahre»? Er durchzieht in einer Länge von 75 km die ganze Provinz Nord-Holland vom Süden zum Norden, hat durchgehend eine Breit« von 35 bis 40 m und eine Tiefe von 6 w. Er wurde iu den Jahren 1819 bi» 1825 mit einem Kosten auswande von 8 Millionen Gulden angelegt. Äm Jahre 1862 faßte man den Plan, Amsterdam, da» bekanntlich an einem Busen der Zuider-See liegt, mit der Nordsee ja directe Verbindung zu bringen. Die Arbeiten be gannen im Jahre 1865, im Jahre 1876 wurde der neue Noordzee-K.-naal dem Verkehre übergeben, und seit August 1877 ist den schwersten Seeschiffen der Durchgang möglich. Ter Canal hat eine Länge von ungefähr 25 km, ist 60—100 w breit (Suez-Canal 80—100 m) und 7—8 w tief. Mächtige Schleusen schützen die westliche Einfahrt gegen den Andrang der Nordsee, desgleichen ist die östliche Einfahrt, um der Ver sandung durch die Zuider-See vorzubeugcn, mittelst eine» 2 km langen Dammes abgeschlossen, welcher in der Mitte durch sünj Schleusen zum Durchlässen der die Zuider-See be sohrenden Schiffe und zur Negulirung de» WasserstandcS unter krochen ist. Die größte dieser Schleusen hat eine Breite von 20m und unter dem Wasserspiegel »och 5 m Tiefe; ihre Längen ausdehnung beträgt an lOO w. 22 eiserne und 34 hölzerne Doppellbore, von welchen die beiden größten je 680 Ccnlner schwer sind, bestimmen den Durchgang de» Wassers. Die Kosten der Schleuscn-Anlage allein belaufen sich auf 5 bi» 6 Millionen Gulden, de» Canals selbst ans 35 Millionen. Sliirmisch war es» als ich die Molen (Dämme) ent lang ging, die bei der AuSmündung deS Canal» in die Nordsee mehr al» 1400 w weit in dieselbe hineinragen. W r waren zu Zweit, und da galt e». mit aufgespannten Schirme» sich, so gut r» ging, vor den Wogen zu schützen, die über den hoben Steindamm hinweg in den Hafen schlugen. An ein Nebeneinantergehen war da nicht zu denken, denn wenn man. um einer ausschäumende» Woge zu ent weichen. seine» Nebenmann unwillkürlich ongeronnt hätte, so wäre derselbe unrettbar verloren gewesen; der schmale Damm Hai selbstverständlich keinerseits rm Geländer, der Hasen ist lies mW Hilf« nirgend» zu erspähen. So gingen «ir Venn im Gänsemarsch in der Mitte deS DammeS bedächtigen Schritte» vorwärts, denn e» war leicht, auf den «raffen Quader» auSzugleiten. Die Promenade aus dem Pier (Damm) — zur Hafeneinfahrt und zurück — hat un» 50 Minuten gekostet. Aus dem Pier liegt ein Glei», ans welchem ein mit mächtigen Betone» betadene» Gefährte mittelst Darups« kraft hinau-desördert wird und da» sich sodann durch eine sinnreiche Vorrichtung jener durch Kunst geformten Riesen- qnaderrr entledigt, welche im Ueffeln von Wasser-Ingenieuren in da» Meer versenkt, and zwar dem Pier vorgelagert werden. Solchtr Quadern liegen gar viele die ganze Seeseitr de» Dam me» entlang; an ihnen brechen sich die Wellen — die Quadern tragen auch deutsich« Spuren davon — ver Damm selbst ober bleibt unversehrt. Die nordbolländische Ebene ist wie ungarische» Tasclland auLgebildet; selten oder nie steigt da» Terrain an. Im Gegensätze zur Pußzta jedoch, die mitunter stundenweit kaum eure» Baum ousweist, ist hier die Vegetation in üppiger LlÜth«. Uo, Lüein fällt da« sandige Erdreich i» die Augen, da» — PM» anzulchauen — den Blumen. Bohnen. Kar- t»G«t» «. da« beste Kpilkpmmen sichert. Die holländischen Danck-ükarckupvelsn (Sand-Erdäpfel) sind rin gesuchter Aus- suhrartikel. Und wer hat nicht von holländische» Blumen zwiebeln sagen hören, die vorzugsweise in der Haarlcmer Gegend gezogen werden? Die Schwärmerei für bie Haar- lemer Tulpen, Narciffen, Hyacinthen rc. datirt nicht au» jüngster Zeit, sonder» ist Jahrhunderte alt. I» den Jahren 1636 und 1637 herrschte in Holland bekanntlich ein wahrer Tulpenschwiadel. Seltene und besonder« schöne Spielarten wurden mit unerhörten Preisen bezahlt. So enthält eine osficielle Liste folgende Prei«sätze: ein Viceroy (weiß mit violetter Zeich nung) 4200 fl., ein Admiral Liesken» 1015 fl., ein Bellaart 1520 fl., eia Sjery Kateliju 2610 fl. u. s. w. Noch höher beliefen sich die Preise, welche man im Wege der Speku lation an der Börse erzielte, indem man Zwiebeln verkaufte, die man nicht besaß, mit der Bedingung, sie zu einem be stimmten Tage zu liefern. Ein Semper AugusiuS soll aus diese Weise bi» zu 13 000 fl. getrieben worden sein, ein Ad miral Liesken» l»S zu 4500 fl. In einer einzigen holländischen Stadt wurden Lama!» sür zehn Millionen Gulden Tulpen zwiebeln verkauft. Al» aber die Käufer sich weigerten, die vorbedunacne» Summen zu zahlen, und al» die Generalstaaten im April 1637 bestimmten, daß dergleichen Abmachungen rechtlich nicht mehr verbindlich sein sollten, da stürzten die tollen Preise aus einmal, und man konnte nun einen Semper Augustu» sür 50 fl. haben. Ein Jahrhundert später nahm der Hyacinthen-Handcl ähnliche Proportionen an. Eine Preis liste wie die vorhin erwähnte vom Jahre 1734 meldet z. B-: Ein Lien pass» non plus nltrn 1600 fl. Seither hat die Haarlcmer Blumenzucht sich keineswegs verschlechtert; wie aber steht eS mit den Preisen heutzutage? Nach dem vor mir liegenden Katalog der Firma E. H. Krelage <L Sohn, der ersten Blumenzüchter HaarlcmS und Hollands überhaupt, kosten eine Oranien- und eine Duke os Devonshire-Hhacinthen» Zwiebel je 2 -E, eine Cardinal Wiscman- und «ine Etna« Hyacinlhen-Zwicbel je 4 20 ^Z. DaS sind aber bereits theure Sorten. Noch ungünstiger stellen sich die Preise sür Kaiserkronen-Zwiebeln. Die geschätztesten Sorten sind: kloro lnteo pleno und kolio nrgenteo striato je 2 50 Zu den thcuersten Blumenzwiebeln zählen: lälinw nnnstnm 5 und lülirun glganteum 6 AmarMa gigaot«» 14 di« t9 und besonder» schöne Amaryllis-Zwiebeln bi» zu 50 Wie weit ist man doch heule von den Preisen be» siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert» entfernt! Klimatologische Vortheile, nämlich feuchter Sandboden und salzgeschwängerle Seeluft sind eS vor Allem, die den Bewohnern des sogenannten Haarlcmer MeereS sür beständig die Präponderanz aus dem Felde der Blumenzucht sichern. Es genügt nämlich nicht, Haarlcmer Zwiebeln zu imporliren. Im ersten Jahre freilich werden sie zu prächtiger Blüthe sich entfalten; die neuen Zwiebeln liefern zekoch minderwerihige Pflanzen oder gehen wohl auch qar nicht auf. So kommt eS, daß da» Ausland immer von Neuem aus dem Haarlcmer Polder gereiste Blumenzwiebeln beziehen muß. Ueberraschend ist e«, zu sehen, welchen Segen der Blumen« und Kälehanvel Uber jene Theile Nord-Holland» gebreitet baden. Ich habe den nördlichen, östlichen und südwestlichen Theil dieser Provinz durchwandert und überall Wohlhaben heit, eigentliche Armuth nirgends angetrosscn. An der freund lichen Außenseite der an der Zuider-See liegenden Dörfer Monmkcnvam. Zuiderwoude, Brock, Naarden und anderen ließ ich mir nicht genügen; ich bat, mir auch da» Innere ver Bauernhäuser zu zeigen, eine Bitte, der jedcSmal mit größter Liebenswürdigkeit entsprochen wurde. Daß da» Vieh mit den Menschen unter einem Dache wohnt, befremdet einigermaßen, thut aber der viclgerllhmten holländischen Reinlichkeit keinen Eintrag. Man kommt von der Wohnstube in den Stall, wie wenn man in ein andere» Zimmer ginge, da» heißt der Stall ist nicht etwa durch einen Hof von den Wohnräumen geschieben, sondern bildet die direkte Fortsetzung der letzteren — die» aber nur im Winter; vom Mai bi» November jedoch, wo da» Vieh im Freien grast, wird der Stall selbst als Wohnraum. wohl auch al» Werkstatt benutzt. In einem solchen zum Wohnzimmer um» geschaffenen Stalle ist die eigentliche Bestimmung de» Räume« sür den Fremden schwer zu errathe»: blinkende Gesäße aus Gestellen, neue» und auch alle« Delfter Porzellan mit Schnüren an den Wänden befestigt. De» Werthe» de» letzteren sind sich die Bauern wohl bewußt, überschätzen denselben jedoch gar sehr, wie ich zu meiner Erheiterung erfahren: sür drei Delfter Tellercben au» dem siebzehnten Jahrhundert wurde nur Vas Siebenfache de» Preises verlangt, um welchen sie bei einem Porzellan-Antiquar feil waren! Der holländische Bauer ist wohlhabend. Die» tritt in die Erscheinung durch die Nettigkeit seine» Häuschen«, durch die innere Einrichtung desselben, welche von bürgerlicher sich kaum unterscheidet, und in dem goldenen Stirnschmuck der Frauen. Es giebt auch Millionaire unter ihnen: in dem Städtchen Zaandam zum Beispiel, wo, nebenbei bemerkt. Peter der Große eine Zeit lang unerkannt al» Schiffsbau» arbeitete, zählt man ihrer mehrere. Amsterdam nennt man da» Venedig de» Norden». Die Bezeichnung ist zutreffend; denn e» ist aus SO Inseln erbaut, die durch etwa 300 Brücken mit einander in Verbindung stehen, und wie in Venedig ruhen die Häuser hier aus Psählen, weil eine 8 bi» 8 Meter tiefe Schlammschichte durchbohrt werden muß, che man ans sandiges Erdreich stößt. Grundverschieden aber von Venedig sind ver Glanz und bie Sauberkeit Amsterdam». Dort Armutb, hier Wohlhabenheit, dort zahlreiche vom armen Volke bewohnte Prachtbauten, welche in stummberedtcr Sprache den wirthschastlichen Nieder gang verkünden, hier dagegen alle Anzeichen deS Gedeihens eine» in Vergangenheit und Gegenwart glücklichen Volke». Festversammlnng zu Lyren des Geburtstages Sr. Majestät des Königs Albert. * Leipzig, 23. April. Die von dem hiesigen Conser- vakiven Verein und dem Natiouallibcralen Verein, welche wir zu unserer Freude auch bei dieser Veranlassung zum ersten Male Hand in Hand geben sahen, sür Sonntag Abend veranstaltete Vorfeier des Geburtstage» Sr. Mai. deS König« Albert von Sachsen in Bonörand'« Etablissement konnte in Folge der im Lause de» Tage» eingegangenen günstigeren Nachrichten über das Befinden Sr. Maj. de» Kaisers in programmgemäßer Weise von Statten gehen. Die Belheiligung war eine so starke, daß ver große Saal und brssen Ncbenräume, die alle festlichen Schmuck trugen, die Zahl der Anwesenden kaum zu soffen vermochten. Im Saale war vor dem Musikpodium eine prächtige Dekoration ouS Pflanzengrün, welche» die Koloffalbüste Sr. Majestät um rahmte. ausgebaut. Leiter trat kurz vor Beginn der Feier eine kleine Störung in Gestalt einer glücklicherweise schnell Vorübergehenden Panik ein. Wahrscheinlich in Folge de» Umstande-, daß der zur Ausschmückung der Musck- rotuiide benutzte Wollepstoff an einer Stelle einer Gasflamme zu nabe gebracht worden, sing diese» Zeug Feuer und e» entwickelte sich in Folge besten ein kleiner Brand, der aber >n Anbetracht der Umstände von gar keiner Gefahr be gleitet war Da trotzdem, weil e» nicht sofort gelang, die brennend« Draperie herabzureißen, namentlich unter der an wesenden Damenwelt einige Unruhe entstand, so erscholl mit Stentorstimme der Ruf: „Sitzen bleiben!" und in wenigen Minuten war der in der That unbedeutend«, aber nichts desto weniger sür künftige derartige Veranstaltungen zur Vorsicht mabnenbe Zwischeiffall erledigt. Die Feier begann mit tcm schwungvollen Vortraq der Jubel-Ouverlure von C- M. von Weber durch die Capelle de« köniql. sächsischen Jnsanteric-RcgimcntS „Prinz Johann Georg" Nr. 107 unter persönlicher Leitung de» König!. Musik- dircclor» Herrn Walther. Als die mäckiligen Klänge de» SchlußtheileS der Ouvertüre verstummt waren, betrat unser hochgeschätz'cr Mitbürger, Herr Geheimer Hosrath Professor l)r Wach, die Tribüne, um die patriotische Aujmcrksamkeit der Festversammlung durch eine in Form und Inhalt aus gezeichnete Ansprache zu fesseln. Wir glauben den Wünschen Vieler zu entsprechen, wenn wir die Rede ihrem vollen Wortlaut nach wiedergrben; sie lautet: Hochverehrte Anwesende! Wir ichaaren uns um den Thron Sr. Majestät unsere» aller« durchlauchitgsten allergnädigsten Königs und Herrn, ui» »hm I« Ein- müthigkeit mit dem ganzen Sachsenlande uusere Huldigungen und Segenswünsche zu seinem ui wenigen S'unden aubre-Levdcn sechzigsten GcburiSIaqe darziibringcn. Wir wolle» uns l» dieser Stunde von neuem bewußt werden de- hohe» Gute-, welche» Loli uns in dem Leben unsere- erhobenen Monarchen geschenkt hat. Wir wollen uns stärken im Gefühl unverbrüchlicher Treue zu Tkrou u»>> Vaterland; wir wollen n»s vereinigen i» der Alte: Loli ichütze, Gott segne unseren König. Schwere Wolken der Trauer ond Sorgen lasten aus den deurschc» Landen. Noch ist die Todtenklage Deutschland« um de« dahingegangenen großen Kaiser nicht verklungen und ich»» klopft abermals die düstere Schicksalsgöttin an die Pforten de» kaiserlichen Hauses. Welch ein erschauernder Gegensatz in dem Leben dieser beiden KaiserI Ueber den einen ansgegosten die Fülle der Herrlich keit, über den anderen die Fülle de» Leids. Und doch beide Helden! Der Line ein Held der That, der Andere ein Held der Schmerzen. Und Beide einig im Geiste, in dein Geiste, in welchem das deutsche Ruch gegründet worb-n und unser großer Kaiser 17 segensreiche Jahre über ihm gewaltet hat. Diesen Geist wollen wir bewahren. Sie werden mich ,-tchl tadeln, daß ich in diese seteiliche Fceudeastunde Trauerlöne mische; ich begehe dadurch keinen Raub an unserer F-stueude, an dem, dem sie gehört. Ich sage, was wir Alle iühlen, denn die Liebe zu unserem König und Kaiser wobat nicht in getrennten Herzen-kammern. Es ist keine Seelelffpa»»ng: dem einen »nd dem anderen anhangen. Hier gilt nicht das Wort: Niemand kann zwcrn Herrn dienen. Als über vifferm Sachinilaud sich der deaische Reichsverband, die Kaiserer- ne rrhr b, da wurde unsere Liebe nicht getheili: sie wurde verdoppelt. Wir sind nicht Sachsen und nur nebenher auch D-mtsch«. Wir sind nicht wahrhaft landeSireu, wenn wir nicht reich»- treu sind «nd wiederum nicht reich-treu ohne LaudcStreue. Tieser und immer tieser beseftigt sich diese Ueberzeugung im deulsche» Voll, und mit ihr erstarken gleichermaßen Reich und Bundesstaaten. Damals als daS B'ik in ungestillter Sehnsucht nach der Einigung deS vielzerspaltenen Vaterlandes rang, schwebte Vielen daS ZukunslS- «deal de- deutschen Einheitsstaates vor. Und auch dann noch, al» aus blutigen Kämpfen Las deulsche Reich geboren ward, haben Manche io seiner gegenwärtigen bundeSstaaltichen Gestalt nur eine Form des Uebciganaes voll Halbheit, Unvollkommenheit und Wider« sprach gesehen. Die Eiiihellsstaatler sind verstummt, sie sind ver- stumml. nicht vor der Macht der Thaisache, nicht vor dem Erblheil der Jahrhunderte, der Gewohnheit und der ölten Landesireue, «ein vor dem zwingenden Beweise der Geschichte. In der kurzen Spanne stell, die seit der Gründung deS Reiches verflossen ist, ists klar zu Tage getreten, wie wunderbar gerade diele — in kein Schema der Schuldoclrin gehörige — bundesstaatliche gönn deS Reichs dem deutschen Wesen obgelauschi und ongepoßt ist, wie reich und kräftig sich in ihr die besten Gaben der Nation entsaften. Aus tanger Ohnmacht ist daS Vaterland zu ungeahnter Macht und Herrlichkeit erstanden: ein großer nationaler Staat. Die Reichs« staalSgewalt ruül in de» Händen der im Bundesraih vereinigten deutschen Regierungen. An ihrer Spitze steht als erster unter den Genossen der Kaiser mit kraftvoller Executive; daneben die Vertre tung des Volke- >m deutschen Reichstag. Nichl die Form, wohl aber der Geist dieser Verfassung ist echt monarchisch. Der BundeSrath und das Kaiserlhuin sind ganz gesäitigt mit monarchischen Elementen. So sind wir bewahrt vor der nnstätcn Hcirschast wechselnder Partei- majoritilen, dilettantischem, wurzellosem Parlamentarismus. Echt national ist die Reichsregierung. Selbstische, undeutsche Haus- polftik, dem Ganzen schädliche Theilinteresscn Hab n ln ihr keine Stätte. Den einzelnen Bundesstaaten aber ist das Reich starker Schutz und Schirm. Wer sie antastet, lastet das Reich an. Einer sür Alle und Alle sür Einen, daS ist die Losung. Was man dem Reiche giebt. empfängt man doppelt und dreifach von ihm zurück. Do leben die Einzelstaalen. nachdem der alte Kamps der Svnderpolitik und Gegensätze verschlungen ist in dem Sieg der deutschen Einheii, eia- trächliglich und) befriedet den bedeutsamen ihnen verbliebenen LcbenSausgabea mit verstärkter Kraft. So bietet das Reich das Bild glücklicher Bereinigung von Concentratioa und De- centralisaüon. Der Reichthum deS Lebens wird nicht tn einer Form erschöpft: die Concenlraiion ist nicht überall Kraft, eniwickelnng und Krasisteigerung. Sie kann Verarmung und Ver. Übung werden. Aber nicht solche Gedanken haben die Form de» druffchen Reichs bestimmt. ES ist nicht gemacht, nicht eine Schöpsung, die der größere Siaoiskünstler vollendeter hätte gestalten können, eS ist geworden, ein Product der geschichtlichen, wirken den LebenSmüchie. Man achtete die alten heiligen Bande und En, vfindungeri, man zerstörte nicht, man baute aus. Daher auch überall freiwilliges Schassen, gesunde Lebensenlsallung, eine Mannigfaltigkeit, Vielheit in der Einheit, welche den Rcichlhum des Daseins verbürgt Ueberall innig gesellt rückhalllose Hingabe an daS Ganze und selsen. feste Treue zum engeren SiaaiSverbande. Wem soll ich diesen Bund deS Einzelstaoie» ond Reichs vergleichen? Er scheint mir einer Ehe verwandt; dir heiligsten Geiühle habe» ihn geknapst, nichts soll ihn scheiden. DaS Reich dem Manne vergleichbar schützt Haus und Hos, fein starker Wille ordnet, giebt Maß und Ziel. Der andere Thcih der Einzelsiaot, ist »icht Dienerin, er ist Genossin, die im engeren Kreise Gedeihen und de» Schmuck des Hauses wirkt. So ist Alle» wohl bestellt. ES leben Haupt und Glieder. DaS ist der Boden, aus dem wir stehen» wenn wir jetzt unsere Augen erheben zu der Gestalt mffercS erhabenen Monarchen, »m ihn würdig zu feiern, ihn, den Reichs und Landcsiürften. Als einer der vier königlich-» Reichssürften leuchtet Se. Majestät uns Allen voran, ein hehres Vorbild deutschen WffcnS, deutscher Treue. Schon sein >» Gott ruhender Vater hatte die E nignng Deulichiands als da« erstcebenswerthe Ziel lange erkannt. Im Jahre 1853 sagte er! „Auch wir wunichen ein freie«, mächtiges und einiges Deulschtand Auch wir wollen von dem ichwankenden Vode» de» Staalenbuiides in die engere Verbindung deS BundesstaaieS übergehen " Und als zu folge der NickolSburger Friedens-Präliininaric» Sachsen in den Norddeutschen Bund einirat, vcrkündele König Johann seinen, Volk „Mit derselbe» Treue, mit der ich zum alte» Bunde gestanden bin, werde ich auch an der neuen Verbindung, in die ich jetzt getreten bin, Halle» lind.ioiveit eS in meinevKrästen sieht,Alles anwe»den,um dieselbe sür unser engeres, wie für u»ser weiteres Vaterland möglichst segensreich werden zu losten." Er iah noch den Triumph der guien Sache, die Gründung de« deuischen Reichs, er wirkte noch entscheidend eia ans die Erneuerung der Kaiser würde» er durfte sich noch freuen an den Hcldentbaten seiner Sachsen. Sein Sohn aber, Kronprinz Albert, führte sie zum Siege. Dort aus den blutigen Gefilde» von St. Brivai, Leaumont, Sedan, vor Pari» hat er unvergängl che Lorbeeren gepflückt. Dort hat er durch seine KriegSihalen ea» deuffche Reich mit begründet. Aus ihn. den deuffche» General-Feld- marjchall, blickt bo» Vaterland mit Stolz und Hoffnung. Soll »och einmal ans blutiger Wablstalt gerungen werde» um die Selbst- stündigkeit und Größe Deutschlands, dann hoffen wir zu Gott unter unserem köniaftchen Feldherrn zu kämpft» und zu siegen. Im Raihe der Fürsten ha« die deutsche Sache an Er. Majestät stets ftsteu Halt und Förderung gesunden. Nur eine Lhatsache lassen Sie mich erwähnen. Wie Sachsens Antrag e« war, der eine der wichttgsten Reichsinstftutionen, da« Reichsoderhandelsgericht, ins Leden ries, so ist es unierc« König« Höchsteigner Wunsch gewesen, welcher sür den Sitz des oberste» Ger>chishojs Deulschtand« m de» Mauer» uaserer gute» Stadl eia entscheidende« Gewicht in die Waag schale mors. Wir seiera König Albert al» unseren Landelherru. Nahezu IS Jahre trägt er die Krone dieies Lande«. Unter ienien, Sccplcr >st eS empergeblüdt in allen Werken und Künsten des Friedens. Klein an Umsang, nicht größer als ein ansehnlicher preußischer Re gierungsbezirk, entwickelt es, wir dürft» es ohne Selbstüber Hebung sagen, nach ollen Setten de- wiridschasilichen, künstlerischen wissenichniilchen LebcnS eine Spannkraft und Leistungsfähigkeit, die der viel größerer Staaten gleichkommt. Ueberall regen sich geschäftige Hände; der sächsische G'werbesftiß. der dieses viel 82. Iahrganst umstritten« und vielgeprüfte Land immer von ueuem emporgehobev bat. ist seinem altbewährte» Ruft treu geblieben. Wir habe» den Wettbewerb aus dem Weltmärkte nicht zu scheuen. Wir sühlea den Herzschlag deS Welthandels. Der Wohlstand ist aus alles Stufen der Bevölkerung im schnellen Wachsen. Stieg doch das eiageschätzte Äc- lamiiileinkommen in den Jahren 1879—1886 um nahezu 30 Proc., von 959 aus 1236 Millionen. Die Finanzen unftres Staates sind in musterhafter Ordnung. TeLnik. Kunst und Wissenschaft gedeihen ia zahl reichen ihnen gewidmete, Pflanzstätten. Und boS AllcS unter dem stetig wachsamen, dem Kleine» wie dem Großen gleich sorgsam zugewandlen Auge unsere» königlichen Herrn. Als erster Diener des Staates, in unermüdlicher Pflichttreue, mit streugcm Gerechtigkeitssinn und vat.-r- sicher Milde waltet er seines hohen Amtes. Doch nicht daS ist es nicht da^D ukgesühl der treuehrerbietigen Untecthaaeu ist eS, dem ich in dieser Siunoe vor Allem Ausdruck geben will. Ei» Höheres hält uns hier vereinigt. DaS deutsche Volk ist durch und durch monarchisch gesinnt. Wir wollen nichts wissen von einer offenen oder verhüllten Lielherrschgsi. Republik, D-inokealie oder wie sie sonst heißen mag. Aber was ist daS Gek-iniviß der Monarchie, der wunderbare Zauber, mit den, sie unseren deutschen Sinn umfangen hält und sür welchen unsere welschen Nachbarn siomps sind, nachdem sie diese edelste SlaaiSform in de» Staub getreten haben, um ein Raub der Diktatur oder der Viecher» jchast zu werden? Ist eS die Festigkeit der StaatSsorm, ihre Bürgschaft der Stetigkeit und des Gleichmaßes der Entwicklung? Ist eS der Schutz gegen die Partei» und Pöbelherischaft, die blödeste und wüthendste aller Tyranneien? Ist eS der Zauber der Krone, ihr Glanz, ihr Abbild der Slaalsgewalt? Ist eS die Hoheit der Herrscherstellung, die den Monarch den Niederungen de« Leben», dem Dunst deS Ehrgeizes, der Selbstsucht, der Parteilichkeit entrückt? Alle- das und doch das Alles nicht allein. Daß uns in diesem Schmuck und Glanz der Krone mit dem Zeichen und Gaben der Hoheit der Mensch, dte Persönlichkeit entgegentriit, das ist'S. — Die Persönlichkeit ist es. anSgerüstei mit der höchste» Majestät, welche eine Welt bieten kann, der Mensch von Fleisch und Bein, der liebl «ad den wir lieben können. So wenig die Religion begreift, wer sic nur in einem Ab- hängigkciisgesühl sieht. Io wenig hat die Monarchie begriffen, wer sie in dem Glanz der Macht und Uuteridänigkeit findet. Der Monarchie höchster TaliSman ist nicht die Eigenschait, GicherheiiSgesühl, Gehör- am, Bewunderung, Ehrerbietung, Herrscher- und Uuterthaneniugeud jU wecken, sondern Liebe zu entzünden zwischen Fürst und Volk, Liebe, >ie stärkste aller seelischen Kräfte, die stärker llt als der Tod, gl über als Glaube und Hoffnung, die nie das Ihre sucht, die Alle- dulde!, die nimmer aushört. Diese Lieb« z» unserem Herrscher hat »ns zusammengesührt, ihr will ich Ausdruck geben. König Albert hat etn gute» Erbe von seinen Vätern überkommen Die Liebe deS SachftnftammeS zu seinem Herrlcherhanse haben selbst seine Gegner widerwillig preiseu müssen. Ader König Alber» hat sie nicht nur ererbt, er Hot sie selbst erworben. Sein Charakterbild wtrd nicht in der G«>ch>chte schwanken. Da giebt eS nicht» zu deuteln and zu dichten. Schlicht, klar und wahr, abhold allem, waS nur scheint, echt königlich und menschlich, weise, gerecht, gegründet aus den Grund, der ewig ist, da« Herz voll Liebe für sein Volk, so ist König Albert. Gott schütze, Gott segne diesen König. Erheben Sie sich und stimmen Sie ein in den dreifachen Nus: Seine Majestät unser alftrdurchlauchligster, allergnädigster König Albert lebe hochl Die ganze Festversammlung stimmte mit lebhafter Be geisterung in den Hochruf des Herrn Festredners ein und im unmittelbaren Anschluß daran sang sie stehenden Fuße- die Sachsenhymne. Der weitere Verlauf der Feier bestand in musikalischen und GesangSvortrkigen, wozu eia außerordent lich reichhaltiges und gewählte» Programm mit Compositionrn von Händel, Meyeroeer, Beethoven, Rossini, Thomas, Wagner. Weber. Schubert, Ric» rc. entworfen war. Die Instrumental-Vorträge wurden von der Capelle der 107er unter Leitung ihres bewährten DireclorS in vorzüglicher Weise auSgesÜhrt und die Gesänge des Akademischen Ge sangverein- „Arion" süglen sich als wahre Perlen des Männergesange» in wirkungsvollster Weise in die Ausführung de- Programms ein. Einmlltbig stimmten die Anwesenden dem Anträge de» Vorsitzenden de- Conscrvativen Verein», Herrn RegierungS- rath Ilr. Schober, zu. an Se. Majestät den König ein Huldigung«- und Beglückwünschungs-Telegramm abzusenden. Wie wir vernehmen, ist hieraus schon beute folgende Antwort Sr. Majestät emgcgangen: „Für die Mir von der Versamm lung iu Bonorand'S Etablissement dargebrochten freundlichen Wünsche sage Ich den herzlichsten Dank. Albert." So hatte die Feier den besten Verlaus und st« darf wieder als Beweis gellen, von welchen Gefühlen der Liebe und Treue unsere Einwohnerschaft sür ihren König und LandcSherrn erfüllt ist. vermischtes. — Berlin, 22. April. Se. Majestät der Kaiser empfing am gestrigen Nachmittage gegen 4>/« Uhr den Reichs kanzler Fürsten Bismarck und nahm von demselben einen etwa einstündigen Dortrag entgegen. Außerdem stattete im Lause deS Nachmittag» auch Ihre Majestät die Kaiserin Augusts mit der Frau Großherzogin von Baden, sowie später auch der Großherzog von Baden, die Frau Kronprinzessin und der Erbprinz und die Erbpriiizessin vo» Sachsen-Meiningen den kaiserlichen Majestäten im Charlottenburger Schlöffe Be suche ab. — Ihre Majestät die Kaiserin Augusta wohnte am heutigen Vormittage dem Gottesdienste in der Capelle dee Augusta-Ho-pital» bei. Die großherzogl. badischen Her, schaslen hatten sich mit Hvcbstihrer Tochter, der Kronprinzessin vo, Schweden, zum Gottesdienst nach Ver DreisaltigkeitSkirche be geben. Am Nachmittage begaben Höchstdicscibcn sich zum Besuch bei den kaiserl. Majestäten nach dem Schlosse zu Charlottcnburg. — Se. kaiserl. »nd tönigl. Hobest der Kronprinz begleitete gestern daS 1. Bataillon des Gardc-Füsilicr-NegiiiiciUS nach dem Tempelboser Felde und wohnte de» Truppenübungen b Von dort kehrte Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kron prinz Mittag» kurz vor 12 Uhr zurück, nah», den Vortrag vc» RegierungSratheS v. Brandenstein entgegen und arbeitete von 12 bi» 1 Uhr mit dem KriegSi»i»isftr Gcncral-Liculeiia»! Bronsart von Schellendors und von Nachmittags 3—4 Uhr mit dem Ches der Admiralität, General-Lieutenant v. Caprivi. Zum Diner batten die kronprinzlichen Herrschaften einige Ein lavunge» an höhere Militair« und a» den 1),-. Güßseldt ergehe, lasten. Vorher hatte der Kronprinz einen Spaziergang nach dem Thiergarten unternommen. Ji» SchloffeznCharlollciiburg begi» heute Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Margaretbe. gcb. 1872, ihr GedurtSsest. Am Vormittage statteten die Damen und Herren deS kaiserliche,, Hofstaates und tee rmstzon militairo Höchstdcrselben ihre Glückwünsche ab Ji» Lause des Nachmittages erschienen die Mitglieder der könig lichen Familie zur Gratulation i», Charlottenburger Schlosse. An bei» Diner, welches bei den kaiserliche» Majestäten stall fand, »ahme» außer den Prinzessinen Töchtern Viclvria. Sophie und Margarethe auch Ihre kaiserl. und königl. Hokeilen der Kronprinz ,,„v die Frau Kronprinzessin, Se. königl. Hoheit der Prinz Heinrich, der Erbprinz und die Erbpriiizessin von Sachsen-Meiningen nebst Prinzessin Tochter Feobora und Se. königl. Hoheit der Erbgroßberzog von Hessen Theil. DaS Gefolge »er Höchsten Herrschaft-» speiste zu derselben Zeit an der Marschalllascl. — Äm heutigen Vormittag wurde kein Gottesdienst im Charlottenburger Schloß abgr- halten. ----- Die bayerische Gesellschaft sür ev.-Iutberifche Mission in Ostasrcka hat den Tod eines ihrer ersten Missionare, deS im September l88K ausgcsandtcn Missionars Bach, zu beklage». Heftige Fieberansälle, welche ihn wiederholt beim stichle», nöihiglkn ihn, in dir Heiinatb zurückziikehren, wo er am 30. März in Gunzenbausen starb. Hat er auch nur anderthalb Jahr« in Ostasrcka sich ausgehallen, so hat er doch namenlftch durch sein praktisches Geschick, von welchem er bei de,» Bau de» Missionshauses glänzend« Proben ablrgte, der Mission gilt« Dienst- geleistet.
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