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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-25
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1888
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2N8 Aus der Sch»ch. * Der Beschluß de» eidgenössischen BundeSrath», welcher die f. Z. gemcldeteAu»we«snng der amZürichrr ..Socialdemokrat" wirkenden soeialistischea Agito» roren Bernstein. Schlutter. Motteler und Tauscher verfügt, hat nach dem Berner .Bund" folgenden Wortlaut: „Der schweizerische Buabesrath, nach Einsichtnahme der ihm von seinen Departement«» der Justi» und Polizei and de» Auswärtige» erstattete» Berichte, an« welche» sich nachfolgender Thatbestand ergiedt: l. Im Januar oder Februar vergangenes Jahre» ist in Zürich unter dem Titel ..Der rothe Teufel" ei» Flagblatt erschienen, welche» Artikel in Reimen and in Prosa, sowie Laricature» be leidigendster Art gegenüber der deutschen Kaiserfamili« and den deutschen Behörden enthielt. E» t war de eine Untersuchung äuge- ordnet, ruw Zwecke, die Bersasser de» Pamphlet» aulfindig zu machen; sie ist »in dieser Richtung resaltatlo» aebltebeu. Da aber daS Blatt au» der Druckerei de» „Soeialdnnokrot" io Hotiingea hrrvorgegangeu war, so nahmen die Bande-behördeu Veranlassung, die Unterjochung aas die Organisation aad die Zwecke diese« jouraalisttsche» Unternehmen» aurzudehue». Man constatirte. daß et io seiner tSesammtheit eine Schöpfung der deutschen Tocta listen Partei ist. Wenn schon die Druckerei den Romen „Sckstvcizrrffchc AenosscnschaftSlmchdruckerei uad LolUbuchvand- >ng" führt uad einen Schweizer, Namen« Loazett, zam Firma- ührer hat, so wird da« Unternehme» doch thatsüchlich durch einen au« Deutschen tu Zürich gebildeten Ausschuß geleitet. Sein Haupt- sachlicher Zweck ist der. in Deutschland verboten» Zeitschristra und ftroichüren zu veröffentlichen und „«geheim dorthin,u schaffen. Der Ausschuß, welcher in uuunlerbrochenem Berkehr mit den Häuptern der deutschen Socialistenvarlci steht, setzt sich au» folgenden Mit gliedern -zusammen: Bernstein, welcher den „Socialdemokrat" redigirt und al» Procurift der Firma zeichnet; Echlütter, welcher der „Ver lagsbuchhandlung und Expedition de« „Socialdemokrat"" vorsteht and edensall« Procuratrüger ist; Motteler (der rothe Postmeister), welcher die Druckschriften m Deutschland eiuzuschwärzru hat; Täuscher, welcher Faktor der Buchdruckerei ist. Mit Ausnahme von Schlütter stad st« Alle deutscher Herkuast, uan.llch: Eduard Veruftei» an» Berlin, Ernst Julia» Ehr. F. Mo«. :eler ,u» Sßltugeu (Württemberg), Jehau» Tauscher au» LagSburg zvauern). Hermann Friedrich Schlütter war ursprünglich Schleswig- Holsteiner; er hat sich in Chicago als Bürger der Bereinigte» Staate» uaturalisirru laste». Da» „och weiter bet der Redaktion» Expedition. DruSleaa,, m. beschäftigte Personal ist in srinrr Mehr- zahl ebeNsull« dcnlschrr Abstammung. Die haupis.-cülichfte Pablicotioa de- Unternehmen» ,st diejenige de» „Socialdemokrat'', ei«e» einmal wöchentlich erscheinenden Blatter. L» hat nur sehr wenige Abonnenten in der Schweiz, woran« sich erklärt, daß v« dt« heute so weuta Beachtung gefunden hat. E« ist übrigen« ausschließlich für Deutschland bestimmt, wo e», wie man versichert, in einer Zahl vou tk>—12 000 Exemplare» eiageschmuggelt wird. Die Prüfung einer Sammlung de» Blatte« bot ergebe», daß e» im Allgemeinen in einer heftigen »ad für die Behörden de« deotscheu Reiche« alt beleidigenden Sprache geschrieben wird. ES predigt zwar nicht den Anarchi-mu«. wohl ober die sociale Rcvo- lntiou. Seine Redartorea verwahren sich gegen dir Annahme, als «b Ar sich gewaltsamer Mittel bedienen wollte», aber sie geben vor, s» schreiben z, müssen, wie sie schreiben, da ihre Mitarbeiter «ad Atvnaraten verlangten, daß sie so „scharf" al« möglich seien. Rebe» diesem Blatt edirt und vertreibt die ..Lerlagrbuchhaadlung" aoch andere Flugschriften und Broichüreu, die, wa« die Heftigkeit d,r Angriffe aas Behörde» und Einrichtungen de« deutschen Reiche« archtlanq!, dem „Socio kdrmotzat" ia nicht« aachsteheu. H. Die oberwühute Untrösttchuag complicirte sich mit verschiedenen asthere». tm Iukrreste der politischen Polizei eiugeleitetea linier- wchu«M», deren di» bnndeSräihliche Botschaft vom 12. Mürz 1888 «wühauag thüt. Josolae deffei, ist der Bunde-rath erst den 2?. gannar lausende» Jahre« in der Lage gewesen, sich über die unter I. avifgezühlteu Uatersuchuug-ergebnisse schlüssig zu machen. Bvn der Ansicht »«»gehend, daß nach verschiedeuea Richtungen eiae Ergüazuna der Untersuchung aöihig sallr, Hai er sich für emmal daraus beschriokt, dir ReiZerung von Zürich eiuzuladen, dafür zu sorge», daß die ap« der Osstcta de» „Socialdemokrat" hervorgehcuden Publtcaitoneu sich iuurrhalb der Schranken einer ruhigen und sach- iichea Di-cusstou halten und Aufreizungen, B.schimpsungen und be leidigende ?!u-sülle vermeiden, wobei er sich immerhin jrderzeiligeS Etuschrriien gcgru die Letheiligten vorbehielt Hl. Mittlerweile hüben andere Anzeichen den BundeSrath ver- oulaßt, die Untersuchung, betreffend den „Rolhen Teufel", wieder ckzunehmen und, wo möglich, die Bersasser ausfindig zu »lochen. der ersten Untersuchung hatte Bernstein, der Lhes de« deutschen «ialiftenausichusse«, erklärt, daß dirle Brrüsfeiitlichung in keiner ziebung zum „Socialdemokrat" stehe, und sie mehr oder weniger desavouirt, Die nachträgliche Untersuchung hat Folgende« heraus gestellt. Der Ehes der ,. Verlagsbuchhandlung und Expedition" schlütter, erstatte, er habe da« Manuskript, dessen Bersasser er sich ly» klebrigen zu nennen weigert, an« Deuischland erhalten, e» Con- z«tt mitqetheili, der leinr Zustimmung zur Drucklegung gab, und eS iadann dem Factor Tauscher eingrbändigt, der es von Arbeitern im Tggelohu üruck-i, ließ, Schlütter besorgte auch die Spedition und den Verkauft Als Beleg wir« er seine Rechliung-bücher vor, an« denen erhellt, daß 335V Exemplare abgezogen wurden, uad daß der Erlös, im Betrage vou 1425'Frc»., al« Beitrag der Druckerei an die Kosten der joctaliftischea Wahlpropagauda gebucht wurde. IV. Die Berwanmag, welche dem „Socialdemokrat" durch dir Züricher Regierung mit Bezug aus seine Haftung zu Theil wurdr, da! die Wirkung nicht gehabt, die man von ihr erwarte» konnte. Statt sich ciner ruhigen und objektiven Di-cussion zu befleißige», Hot die Revactiou des Blaues ihre ausreizende Polemik gegen Ei» richtungen und Behörden de« deutschen Reiche« sorigesetzt, allerdings unter lheilweiser Befolgung einer aeurn Taktik, indem sie Artikel, welche an dir Gewalt appellzren, zwar leproducirt, sie dagegen mit Commcuiaric» begleitet, die an die Mäßigung de« Blattes glauben mache» sollen." Zum Beleg citirt der BundeSrathSbeschluß eine Reihe von" Auslastungen de« „Socialdemokrat" und fährt dann sorl: Dies- Beispiele, welche vermehrt werden könnten, genügen, um die neue Kampsweise de« „Socialdemokrat" zu charakterisire». Was die Angriffe aus Personen anbelaagi, so sind zwar die rohen Kraft- auevriicke, aus welche man in den früheren Nummer» auf Schritt und Tritt stieß, großeniheiis verschwunden, immerhin triff: ma» dercn einzelne noch säst in jeder Nummer. Im Urbrigen haben die Angriffe selbst nickt ausgchört: sie bilden den wesentlichen Inhalt jeder Nummer, Vergeben« würde man >m „Socialdemokrat" die iuhigr Erörterung vou Lehrmeinungen uad Theoriru suchen: da« Blatt ist e,n Kampsorgan, für den Kampf eigens gegründet und conftqiieift sortwiidrend aggressiv. Vorige« Jahr schon, unter dem 10, .'iprii, bat Bernstein der zürcherischen Polizeidirrction Nach- soigendeS geschrieben: „Es liegt imk und mcineu Freunden, di« hier — freilich nicht al« Flnchliinge. sondern aus Eirund der bestehenden Verträge — die Oiistsreinidichaft der Schweiz genießen, gewiß lern. oerjelbe» w sseittttch irgend welche Schwierigkeiten zu beretten; meine Au«- fiihrniigen baden nur de» Zweck, daraus hinzuweijeu, daß nicht Da«- icnigr, was der „Socialdemokrat" in letzter Zeit geschriebrn, neu und unerhört ist, sondern die« eher von etwa daraus sich stützende» Reklamationen der Fall wäre. Sollten iudeß zolche in Au-sichl sichen oder zu befürchtrn sein, so würde ich, und ich glaub« da« auch von me,»eii Freunde» verspreche» zu können, rusojern dieser neue» Siiuaiion Rechnung trage», al« wir mit dementsprechend größerer Sorgfalt daraus bedacht srin werde», grobanstößigr Wendungen, wie sie bisher zuweilen unierlaiisen sind, au« unseren Publicatioaea au«- zumeizen. An dem grundsätzlichen Programm de« „Socialdemokrat" kann «alürlich ebenso wenig ge ändert werdrii, al« etwa an dem der „Arbeiterftimme"." Der Enipsang der vv»> BundeSrath« unter dem 27. Januar ver- suPe i Verwarnung ist vom „Socialdemokrat" ia folgenden Aus- drucken lejcheimgt worden: „Treu oec un« gestellte» Ausgabe — die Grundsätze der Social- demokratie zu verirrten, die Unterdrückten und Verfolgten zu ver- theidige» und dir Unterdrücker und Bersolger zu bckämpsrn —, werden wir auch fernerhin in dem Sinne wirken, wie e» di« Int resse» unserer großen Sache erheischen." Und in seiner Nr. lö (vom 7. April) veröffentlicht der „Social- demokrat" «inen Programniartikel, ,ia welchem er erklärt, daß er seine Haltung in nicht' ändern werde. Er sagt u. a.: „Kit »t ent, »nt von M — rr muß sein, wie er ist, oder er braucht gar nicht zu sei». Man mag gegen einzelne Personen, welche mau für die Leiter und Leuker hält, unternehme», wa» man will. — so lauge d,e Vorausfttzui, zen bestehen, dir ihn ,»« Leben geruseu. muß er an diesem Programm sesthaltr» und wird an ihm sefthal ten." Damit ist der Bewei« gelristet, daß vir Leiter de« „Social, '"molrol" enijchloffrn sind, nur ihre eigene Lonvenicaz zu Roth« zu u> - s wie diejenige der ausländischen Parlei, deren Orga» sie ans ,->l -Akben torlerlchcmen z» lasten sich das Recht »»maßen, ohne , . , Rücksicht aus das La»» zu nehme», da« sie gastlich daß durch die l» Frage stehenden P^lleKone», welch« geelgnü find, die Wien Bezieh»»ge» der Schweiz zu eine« befrrnudeteu Staat« zu gefährde», nachfolgend« Mitglieder de« deutschen Socia- listen-Lomitt» in Zürich die schweizerisch« Gastfreundschaft mißbraucht haben: > Bernstein, ln sein« Eigenschaft al« Rrdactor « obol de» „Socialdemokrat": Schlütter, in derjentge» de« Ehest der „verlag-buchhoadlung «nd Expedition de« Socialdemokrat" und specieü auch durch Hrrao-gabe und Vertrieb de» „Rothen Teufel": Motteler, in derjrnigro de» Speditor» d«r ln Frage stehenden Publikationen; Täuscher, ia derjenigen de» Factor» der Druckerei de« „Social- demokrat" und speciell durch seine Mithilft znr Veröffentlichung de» „Rothen T-nftl'^r in Anwendung von Btt. 70 der BnudeSverlaffung. beschließt: 1) Die vorgenannte» Bernstein, Schlütter, Motteler and Tao «her werden au» dem Lebtet« der schweizerische» E.tgenostenschast weg« gewiesen. 2) Dieser Beschluß wird der Regierung de« Laeton« Zürich mit- getheilt mit der Einladung, denselben den Betheiligten nebst Art. 63, I-ir. de« Bundeöstrasrechle« von 1853 zu eröffnen und hieraus deren Su-weisuog zu vollziehen, sowie darüber Bericht zu erstatten. > S) Da« eidgcuSisilche Justiz- »od Polizeidepartemntt ist mit der i Ueberwothnng der Vollziehung tnaufttagt. j «1 Dieser Beschluß ist ia da» „Bunbrtblatt" auszunehmen. Vom Lüchermarkt. Prorektor Prosrffar vr. tkvol. 2ch«t»t'o Bibliothek. In dem neueste» Kalakog (Nr. 26) der Antiquariatsbuchhandlnug Bernhard Liebisch, Kurprinzftroße6, „Systematische Theo- logie" betitelt, finden wir die bezügliche «brbeilung der hioter- lastencn Biblioihek de» obrngenonnten vielbetravertea Leipziger Theologen mit ansgesühtt Der betreffende Katalog zählt aa 200V Nummern, die sich aus siebe» Rubriken vertheile». Die um- langreichste Ablheilung ist die für Dogmatik: 1285 Schriften. Anch die zweite Adtl-eilung: „ReltgioaSgeschichte uad Myihologie, Religion-- philosoph:e, nichtchristliche ReligonSsyfteme", zählt ein halbes Tausend Nummern. Au« der ersten, allgemeiuea Ablheilung, die nur oa 90 Stummer» stark ist, heben sich kostbare Werke von selbst hervor. Da sind zwei Au-gabea von Lalvin'S Schriften, di« »ine ein Druck au« Amsterdam vom Jahre 1667, mit 85 die andere, von Baum, Luaitz uud Neuß besorgte aeae Abgabe in 31 Bänden, mit 260 aagesetzl. Eia Erenivlar der sog. Erloager-Ausgabe von Luther's Werken in 4l Bände» kostet h>er 100 ^1. die Bindseil-Bket- schneider'sche Melaachthon-AuSgabe ebenso viel. Die 2. Auslage von Herzog'» Real-Eneykiopädie wird mit 138. die Leydener (holländische) theologische Zeilschrist (20 Jahrgänge 1867-86) mit 150 .Al berechnet In der religion-geschichtlichen und -philosophischen Rubrik (II) begegnen nn» 29 Bände der hier erscheinenden „Zeitschrift der Deutichen MorgenlLndischea Gesellschaft" 1200 >l), Hegel'« Werke, Berlin 1832—42 und Herder'« W-rke, derausgeqebcu von B. Supdan (je 70 ^»), Lveuarius' Vierleljadrsichrist sür wiff.uschastliche Pailo- iophie, 2 Exrniplare (68 uud 60 ^), endlich Jacnuabeln, wie Marsilia« Ficiuu»' „krokewiaw in kintonienw tdvolo^iaw", Florenz 1482. Die apologetische Rnbrlk zühlt bei 800 Nummern, darunter Schriften unserer Lnihardt, Lechler, Kahai«, Delitzsch «n.. Dreydorff, ». Zrzschwitz Zur Frc.gr der christlichen Wunder reihen sich Schriften an Schritten, Bo» L. Brculariu« (Tübingen 1571) an geht die kette herab auf unsere Zeit bi« zu W. Bender (Bonn l87l), W, Bey- schlag. Th Lhristlieb, O. Flügel, I. H. Guuning (ein Holländer), Julius Köstuu, F. v. R-mhard, F. L, Steinmeycr und Anterca. Kahui« finden wir auch tu der polemisch.ireuischen Ab- theilnng nebrn Iboluck, Hase. Schenkel, Baumgarlen uad Andere» recht streitbar vertreten. Unsere ganze theologische FarultLt ab«, wl« sie war und wie sie »usammengesktzt ist, entwickelte anf dogmatischemGebirte besondere Rührigkeit. Es scheint io dieser Bibliothek kein bedeutender Name zu srblrn. Einzelne Selteuheiteo und Kostbarkeiten sind Drücken»'« „Thesaurus" ,Jena uud Hamburg 1671) und I. Gerhard'« 1-oei tdsoloxici (Tübinger Ausgabe vou 1762—89), je mit 100 aa- geletzt. Queustedi'r „Theologin äiüaceieo-poleinien". Wittenberg 1691, kommt hier snr 65 vor. Eia aller Züricher Pergament- band >n Folio aus dem Ende de« 16. Jahrhundert«, der Petrus Martyr Bermigli „vetsomo äootriun« noteris ..." entbällk, gewinnt durch eigenhändige Widmungen Martyr's und Bullmger'S erhöhten Werth (50 »). Die vorletzte Rubrik umsaßt die Ethik (Schriften von Luthardt, M. Heiiizc. Harleß. Hartrnsteia, R. Hofmann, T, Z'ller. Sckueder- mnnn). Zwei Exemplare Witlenb-rgischer Originalausgaben Luther« scher Schriften (<Ie aerro arditrio, 1525) mit Bugcnhagen'S Ab handlung über dir Ehe der Biichöse uud Diakonen (1525) finden sich ebensalls in dieser Ablheilung. Ten Beschluß machcn Schriften über Aberglauben, Dämonologie und Spiritismus, und zwar Drucke au« alter und au« neu ster Zeit. Zu dea Selienheiten gehöre» hier z. B. zwei Schriften vou Lercheimer (Speier 1597) und N. NemigiuS (Franksuit 1598), die letztere „auß dem Latein in hoch Teulsch übersetzt von T. A. Privalum" (Loniccr). Whist liug. Königliches Landgericht. IV. Llrajkammcr. I. Der Handarbeiter Karl August Strauß au« Naundorf war de« vollendcicn und vernichten Betrugs angeklagt. Aasang« Ja nuar d. I. kam der Angeklagte zu dem Gutsbesitzer R. »> Secqeritz, den er von de» Miliiair-Eonirolversamiiilungen her oberflächlich kannte, spiegelte deuiielbcn der Wahrheit zuwider vor. daß er von seinem Vater desjru Bauerngut ubcci,online» habe, ihm ab.r die Scheune abgebrannt sei lind er sich daher in niomeiilaner Geldverlegenheit befinde, weshalb er A, um ein Dariehn von 200 .M bitte. Nach längeren Verhandlungen und nachdrm W. zur Hcrgabe einer solchen Summe sich nicht entschließen lonnle, b gnügte sich Strauß schließlich mii 10 die er dann auch vor- geiirrclt erhiell Außerdem lag de,» Angellagten noch zur Last, den Versuch zur Erlangung eines weileren DarlehnS untcknommen, jchlirßlich am 30 Januar d. I, beim Gaslwiilh M. in Seegeritz, ohne Miliel z» beptzrn, eine Zechr geniackt und, nachdem «r im Gasthojc übernacklet, sich am ander» Morgen, ohne zu zahlen heimlich entiernl zu daben. Der Aiigekiagie wurdr daher wegen vollendeleu und versuchie» Belrugs zu 1 Monat 2 Wochen Gesängniß- slrase verurrheilt. II. Der Handarbeiler Friedrich Emil Schumer aus Reudnitz hatte seine Geliebte, die Fabrikarbeiterin S. ia BolkmaröSorf, in schmähliche' Weise hinlergaugen und ihr namentlich eine größere Partie Wäsche zu verschiedene» Zeiten enlwendel, zum Theil ans verschlossenen Behältnissen und sonach unter erschwerenden Umständen; ferner tnitle er ein vo» der Geliebten geliehene- Hal-tiicd nicht wieder zurückgegeben, Meliiikhr ebenso wie die meisten üvrigci, Sachen zu Gelde gemacht. Daß die aus so schmachvolle Weise um ihr lauer erworbene« Eigcmhuni gebrachte S. vo» dem Liebhaber nicht« mehr wissen wollte und aus ihrem Strasa,«trage bedarrie, konnte man ihr wahrlich nicht verdenken und so wurde Schumer, welcher wegen Eigeathnm-vergehen bereits Strafe erlitten hat, wegen Dieb- stadls uad Unterschlagung zu 1 Jahr 3 Monate» Lesäuguiß und 3 Jahren Verlust der Ehrenrrchte verurtheilt. III. Die gegen den uellne, Friedrich Arno Seidel au« Döhlen aus Grund von A, 176.3 de-R-Str.-G B, erhobene Anklage wurde unter Ausschluß der Oessenllichkeit verhandelt und der Angeklagte unter Auaohme mildernder Umstände zu 4 Monaten 2 Wochen Gcsängaißstraje verurtheilt. IV. Der Handarbeiter Karl Tcaiigoll Schuricht aus Leisaig halte am 26. Februar d, I. seiner Schwester in Leisaig aus der verschlossenen Lvmmode, die er mit dem dazu gehörigen Schlüssel, dea er sich heimlich verschafft, geöffnet, einen Beirag vo» 26 ^ und am 14. März aus gleiche Weift die Summe von 86 Mark 50 Psennigen eniwendet. M:t Rücksicht darauf, daß der Angeklagte Vorstrafen erlitten ha«, die zwar weit zurück- liegea, serncr in Rücksicht aus die an den Tag gelegte gemeine Ge sinnung. die eigene Schwester um ihre Ersparnisse zu bestehlen, wurde der Angeklagte zu lO Mouaten Gejänguißstrase uud 2 Jahren Beilust der Ehvcur.chle veruttheill. Der Gerichishoj bestand auS dea Herren LaiidgerichtS-Drkctor Bartsch (Prästd.). LandgerichtS-Rätheu Bielitz, Wolsram. Adam und Barth; die Aaklage führte Herr Slaat«anwalt vr. Thicme. v erwisch tes. Alleuburg. 2l. April. Die Saunuluuqeu zu« Beste» der lleberscrnvcmmten iu Norbveutschtaud nehmen im ganzen Lande, vor Allem aber in unserer Stadt einen ersolgreickieii Fortgang, Birle Vereine veranstalten zu diesem Zwecke BZohtlhatigkettS iüoncerle und Abenduaterhol- tuagrn In hiesiger Stadt lvnrde» bi» jetzt allein g^en 7000 ut gesammelt. — In de, Nmstebana vsn LUenbnrg soll kommmdea Herbst da» Division«mao6ver abgehalten werden. — In Schmölln plant man jetzt al» würdige« Kaiserdenkmal aus dem sogenannten Kirschberge einen ua« gefähr zwax»zia Meter hohen AuSsirbtSthnrm zu er« richten, denselben au« Stein oder Eisen Herstellen zu lasten und ihn aus der Höhe mit dem Slandbilv« oder Brustbilde de» verstorbenen Kaiser« zu schmücken. — Während hier nur einige Fleischer die Fleischpreise, ent sprechend de» billige» Bichpreiscn, herabgesetzt haben, sind in der Nachbarstadt Schmölln alle Mitglieder der dortigen Fleischer-Innung einig geworden unv haben da» Pfund Schweinefleisch im Preise aus 55 ^ und die Wurst aus «0 erniedrigt. Da« ist ober auch der einzig richtige Weg. den di- Innungen geben wüsten. ES erwächst ihnen sonst in den sogenannten Hausschlächtera eine Coneurrenz, der sie auf die Lauer nicht Stand halten können. Hier verlausen die Hau»- schlächter bereit? da» Pfund Schweinefleisch zu 45 und da» Pfund Ochsenfleisch zu 55 „s. — In Bettelbriefen an Kaiser und Kaiserin wird Unglaubliche» geleistet. Tätlich geben etwa 500 ein und noch e wächst ihre Zahl stetig. Was alle- verlangt wird, ist zum »Staunen. So fordert ein Mann in Halle eine Ent- Ischädigung für die Landestrauer und beklagt e». daß »darüber kein Gesetz bestehe. Er schließt mit dem Stoßseufzer: ! »Man wöchlr beinahe sagen: Gtückiich die Ueberschwem litten!" Nicht viel bester al- diese Art, unser Herrscherpaar zu be lästigen, ist die Uebrrsenvung von patriotisch-" Gedichten. Jeder, der ia irgend «wem Käseblättchen den Pegasus zur Verherrlichung de» Reiche» oder seine» jetzigen ober verstor benen Herrscher» tummelt, glaubt, sein Erzeugniß den Maje stäten unlerbreiteu zu müsse» und glaubt einer besonderen Gnade theilhastig geworden zu sein, wenn au» den kaiserlichen Cabinelen eia Dankschreiben eiutrifft. Die unberufenen Dichterlinge sollten doch bedenken, daß e» eine langweilige Arbeit für die kaiserlichen Privatsecretaire ist, oerartige Dank schreiben «u gros auSjiisertigen. — Erlebnisse eine» Badewanneufabrikanten. Breslauer Blätter bringen folgende Geschichte: Im vorigen Sommer enthielt eia doy-rische« Blatt folgende» Inserat: „Badewannen, Fabrik-Svecial. Jed. Größe, jed. Form. !Zor Erh. d. Geiund'eit unerläßlich. Breiscour. Vers, gratis. K.. Fabrik sür Klempnrrwaaren. Bre-lau." — Al« Folge d sselb-n kam eine« Tages aus «schoff.-nburg folgende» Schreiben: „Ew. Wohlgeboren b-nachrichtige ich hierr.it, daß ich geneigt wäre, iür meine» HanShalt einige Badewannen von Ihnen zu beziehen. Ader aus praktischen Gründen kann ich da« erst thuu, wenn ich in B eslaa bi». Ich gedenke rämlich dorthin überzusiedel». Sie haben wohl auch die Bitte, mir aus folgende Frage Auskunft zu ertbeilea: W e sind ia Bre-lau die Wohouagsverhaltniffe? Wa« zahlt mau unqesädr sür eine Wahrung vou 5 bi« 6 Zimmern und Zubehör im rrften oder zweiten Stock uno iu welchem Stadttheile ist dort die Lust am gesündeste» ? Ihnen im Voran« für Ihre Gesälligkeit dankend, zeichne Hochachtungsvoll Laser Schmidt." Unser Bodrwannensabttkaot war gern bereit, seinem krinftigen Knuden die gewünschte Auskunft zu er- «heilen. Freilich konnte er das nicht so ohne Weitere«. Er mußte selbst durch die Siraßcn lausen, überall Erkundigungen einziehe» u. s. w. Aver was thut ein Geschäftsmann heurzuiage nickt Alle«! Einige Tage ipäiec sah sich Herr K, ii. Sland gesetzt, Herrn Schmidt üoer die Breslauer Wohnungsvcrkäliuisse ousjührliche Auskunft zu ertheileu. Herr Schmidt bedankte sich höflichst sür die Auskunft und machte ia eiaem zweite» Schreiben dem Fabrikanten tie ersreuliche Mftlheiluag, daß auch Herrn Saimidt'S Schwiegereltern nach Breslau überzusiedrln gedächten und alSdanu gleichsallS ihren Bedarf aa Badewanne» bei Herrn K. drckcn würden. Das Schreiben schloß mit den Worten: „Ich würde Ihnen überaus dankbar sein, wenn Sie mir auch eine passende Wobiiuug iu paffender Gegend sür meine Schwiegereltern empfehlen könnten. Es genügen drei Zimmer uad Zubehör; doch bitte ich daraus zu achten, daß diese Wohnung nicht in demselbeu Stadttheile sein darf, wie die meinige. Auch müssen die Fenster des Schlafzimmer« durch Läden verschließbar seia." Diesmal wurde der Fabrikant schon verdrießlich. Aber trotzdem antwortete er Herrn Schmidt in höflichem Tone, daß er lroy eifrigen Suchen« eine Wohnung ,» verlangler Bejchaffenheil sür die geehrte» Schwiegereltern uichl Hane finden könueu, und sandte einige Zeitungsausschnitte mit. welche Wohnungsofferte» enthielten. Herr Schmidt ließ mit der Antwort nicht lauge war«». Er bebau kl« sich in sreundlichster Weise sür die Bemühungen de« Herr» K., theilte ^ ihm mit. daß er sich losort mit mehrere,, Hauswirihen in B-rbiodung , gesetzt habe und daß die Uebersiedelung schon in nächster Wache er- , folgen werde. Vorerst aber hätte er nochmal» eiae kleiue Bitte. , Er schrieb nämlich: „Bitte, würden Sie wohl so freundlich sein, mir noch einen oder mehrere Rectoren der Mittelschulen anz». , geben, damit ich mich behufs Anfragen an sie wenden kann. Siud die Mittelschulen dort ein Zwiicheading der Realschulen und der geringen Bürgerschulen'? Oder bitte, wie ist das Berhältniß? . Und möchten Sie mir auch sagen (genau!), wie doch die städtische Steuer sür dreihundert Mark Einkommen ist? Auch sür Lapitaleinkommca (wegen meiner Schwiegereltern). Be treffs der Wohnungen waren Sie so freundlich, anzusühreu, daß überall Wasserleitung ist; ia dea Inseraten steht aber nicht« davon. Wie kommt das ? Ohne Wasser wird keine Wohnung ge nommen! Giebi's denn dort auch Ungeziefer ? Wanze»? Oder lausen aus den gemauerte» Herden die Schwaden herum ? Als ich iu BreSIau c zum Besuch war. Ende der sünsziger Jahre (ich stamme nämlich aus - Ostpreußen), da hatte man eiserne Kochiiiaschmeo in den Küchen; jetzt , iollen dort gemauerte kleine Oese» mit Kochvlaltc» sein. Ist das all- h griiiriu jo? Wo wird deun gewa ck ii? In der Küche? Oder ist > Waschküche und Trockenboden da? Wird dort viel Steinkohle gr- e brannl? Wie lheuec ist dort der Eeutner? Und wie stellt sich die r böhmische Braunkohle? Brennt denn bei wenig Holz die Steiakohle t gut an? Das Holz soll dort sehr lhcuer sein. Hier kaust man eiuen . Cent»» klein gehacktes Buchenholz sür 12 bis 13 Silbrrgroschen. , Wollen Sie mir gefälligst aut diese Frage» autworlen uad mir auch - mittheilen, wie ich mich i» Breslau zu verhalle» habe, weun ich am > Bahuhose aukomme? Und wie wird sich überhauvl die Sache machen, , wen» ich hinkomm«? Ich bin doch qanz fremd dort. Hochachtungs- , voll Laver Schmidt, k. 8. Eine Badcwauuc lause ich ganz de- r stimmt." Nachdem Herr K. den sechs Seiten laugen Brief überflogen h hatte, jetzt« er sich empört -n sein Pult uud schrieb: „Mein wrrther i Herr Schmidt! Da ich keme Zeit habe. Ihnen aus alle Ihre Fragen - zu antworten, so beschränke ich mich aus die letzte. Sic jraqen, wie sich das machen wird, wenn Sie »ach Bre-lau kommen? Ich kau» > es Ihnen ganz genau tagen: An, Bahuhose wird Sie der Herr Ober- l burgeriiieifier an der Spitze jämmtlicher Stadtverordueteu in AmlS- e »ruckt erwarten. Sie seierlichst begrüßen uud Ihnen aus silberuer S Platte den Bürgerbrief präientiren. Ihr Hauswirlh wird natürlich ; das HauS bekränzen lassen uud Jhueu eröffne», daß Sie sür die ersten t drei Jahre jreie Wohnung habe». Selbstverständlich erheb» der i Magistrat auch sür die ersten drei Jahre keine Steuer von Ihnen, c Sie bekomme» im Gegentheil eine ladrftche Gratificatio« vou süus- l tmabert Mark. Ueberall. wo Sie hinkommea, wird man Sie gerührt e empiangra nud Ihnen alle Ehre erweisen — aber wenn Sie zu mir r kommen, kriegeu Sie eia paar gewaltige Obrseigen, Sie unverschämter - Mensch! Mit Hochachtung K " Herr Schmidt war jedoch nicht der I Mau», der sich eine solch« Beleidigung gefallen ließ. Er aatwortrtr Herrn K. in gerechter Entrüstung, dag er nunmehr ans die Bade- > wanne verzichte, daß ei ihn aver wegen Beleidigung verklagen werde, e Da« ttmt er den» auch. Da-Breslauer Schöffengericht verurtheilte, e nachdem cs Einsicht >u den sonderdareu Briefwechsel genommen hatte, » Herrn K. zu 10 ^tl Geldbuße Hamburg. 23, April. Die norwegische Regie- ^ rung bewilligte sür vw Münchener Kunstausstellung eine» großen Beilrag. > — Die .Kölnische Zeitung" schreibt: E» ist unrichtig, daß e der Geh. Couimerzienralb Krupp in Essen geadelt werde. > Krupp'« verstorbener Vater bat bereit» vor langer Zeil die ' ibm angeborene Slanve«erhöhung abgelchnt, und der Sobn denkt in dieser Hinsichl wie sein Valcr. — Die .Norddeutsche ^ Allgemeine Zeitung" nennt al« die zur Nobilitirung vor geschlagenen Finanzier» die Herren Geh. Commerzienralh r Echwabach unv O»car Haitianer. ' — „Die Schönheit al» Familieneigeathum." Unter obiger Svitzmarke schreibt man der „Franksurier Zeitung" au» Renklinge »: Der Inbader einer der feinsten hiesigen Restaurationen dcabsick'ligte eine neue Bufseiban.« zu eugagireu, ließ sich aber. Lurch Erjabruoge» genolhigl, von > deu aus srin« Annonce sich höchst zahlreich meldenden » Candidaliane» zunächst Photographie einseuve». Unter de» 1 Bildern nnn befand sich da« eines den, Augenschein nach noch z sehr jungen, aber auch bildsauderen Mädchen- und da auch - die von demselben gemachten Ansprüche aunehmbar erschienen, so wurde Fräulein Anna S engagirl. Am srstgesepten Tege traf die Erwartet« dicht verschleiert pffactllch ein, »s, aber erschrak der Wirth. al» die Schöne di« neidisch« hiuii zurückschlug und ihm eia etwa 30jährige», durch,»» önt blühte» Gesicht präsentirte. Natürlich kam «S zu ErNürunzeul AuSflüchteu auf der eiuen und Drohungen aus der andere« Seite, bi» die Dame endlich zugestand, daß da« eiligescm dt» Bild gar nicht da» ihrer eigenen werlhen Persönlich!«^ sondern da» einer 17 jährigen Schwester sei. „Aber," fügte sie entschuldigend Hinz», „e« ist doch meine leibliche Schwester, und die Schönheit ist doch Faarilieneigenlhun, " Der Restaurateur vermocht« sich leider dieser iedensall« originellen Logik nicht anzuschließen, und die moderne Hebe mußte, ohne in Lhätigkeit getreten zu sei», sein Hau» wieder verlassen, — Wien, 23. April, vlättermekduagen kündigen ft, den Juni eiae Inspektionsreise de« Kronprinzen ,ach dea Occupation-gebieten in Begleitung der Sroovriazesfi» a>, — Pari«, 18. April/ Eiae wahrhaft christliche testa mentarische Verfügung über ihren Diamaatenschmuckhat Madame Boucicaut getroffen, indem sie denselben der Pariser Armenpflege vermocht hat. Derselbe kam vor gestern in dem Hotel Dronot zur Versteigerung und erreichte den Preis von- 84 178 Franc». Die höchsten erreichten zwei Broschen mit Rubinen und Brillanten, 12 200 Franc-, ei» Solitair von 20'/, Karat. 12 000 Franc», «nd zwei Brosch« mit Saphire» und Brillanten. 10 500 Franc». — Amsterdam, 18. April. Unter den Geschenke», welche die am 29. April iu Rom vou Leo Xlll. zu e«. psangenden niederländischen Pilger Letzterem überreich» werden, befindet sich auch eia große» Werk: ^eöerlaväic»! cLlkolio», eine Geschichte der Kirchenprovinz Utrecht". La der Einleitung wird eiae kurze Beschreibung der Entwickelung der Hierarchie seit dem Jahre 1853, der Einführung der Bischöfe, gegeben; da« erste Buch schildert die Bi-thümrr ge schichtlich und statistisch, mit Angabe der Namen aller Bischöfe, der Gencralvicare. BiStbumSsecretaire, der Capitel und ibrefl Mitglieder, der bischöflichen Seminare, der Dekanate uad bei Parochien. Im zweiten Buch werden sämmtlich« männlich« unv weibliche Orden aufgrsührt, welche hierzulande Nieder lassungen uad Klöster besitzen, and man ersieht daraus, baß von den Kapuzinern bi» zu den Jesuiten nicht ein en>- ziger Orden der römisch-katholischen Kirche namhaft gemacht werden kan», der hier nicht vertreten wäre. Beiläufig mag bei dieser Gelegenheit bemerkt werden, daß die meisten OrdenSniederlaffuagen, welche dem Culturkamps ia Deutsch land ihr Entstehen verdankten, auch nach Beendigung desselben hier sorkbestehen. Da» dritte Buch giebt eine Auszählung uud Darstellung der Laienbrudersckaslen und der wohlthätigen Anstalten im katholischen Niederlanv, und ein Anhang behandelt die Geschichte der katholischen Gemeinde in Amsterdam, Da» Werk ist in lateinischer unv niederläu- discker Sprache geschrieben und ist ein typographisches Kunst werk» bei welchem geschmackvolle Bigaetten und kunstvolle Zeich nungen nicht fehlen. —Derselben Veranlassung, dem 50jährigen Priester-Jubiläum de« Papste», verdankt auch ein von <Hr- mariu» Me» herausgegebene« Werk: .Die katholische Preise n Niederland von 1853—1887", sein Entstehen. Dasselbe ent hält eine alphabetisch« Liste aller Bücher, Broschüren. Zeit schristen. Tage«- und Wochenblätter, welche von katholischen Niederländern in diesem Zeitraum geschrieben oder heran», gegeben worden sind. — Ein dritte» Iudelgeschenk wird nicht nach Rom kommen, sondern in Deutschland bleiben. Die Bruderschaft von .Unserer Lieben Frau Processi»« nach Kevelaer" in Herzogenbusch wird dem goltenen Jubel- fest Leo'» XIH. zu Ebren an dem genannten Wallsabrtiort eine Capelle an dem im freien Felo« stehenden Kreuzweg er richten lasten. Am ersten Sonnabend im Mai soll eme Prr- cessiou nach Kevelaer abgehen. — Kopenhagen, 23. April, vr. Pechule ist zum Observator an der hiesigen Sternwarte ernannt. — Ein neue« Gla». Wie der .Iran" berichtet, wird seit Kurzem in Schweden ein neue» Verfahren in der Glas- sabrikation zur Anwendung gebracht. Da» feinste, lurch- sichtigste Gla» wurde bislang au» sechs verschiedenen Bestaud- theilen gemischt, nach dem neuen Verfahren schmilzt man vierzehn Theil« und hauptsächlich Phosphor und Bor zu sammen, welche letztere beiden Stoffe bislang niemals in der GiaSsadrikalion verwandt wurden. DaS neue Gla« ist absolut durchsichtig, sehr hart und nimmt eine vorzügliche Politur an. Die werthvollste Eigenschaft desselben liegt aber darin, daß daraus hergestelltc Linsen nicht die Spectralliaim an ihrem Rande zeigen, wie die auS jedem anderen Gla» angesertigten. DaS BcrarößerungSvermögen der üblichen Mikroskoplinsen erstreckt sich bi» zu höchsten» '/«oo.oo» Theil« eine» Zolle», Linsen von dem neuen Glase ermögliche» da gegen vaS Erkennen von '/»«,70,400 Theilen eine- Zolles, Welche Umwälzungen diese Eigenschaften de» neuen Glases auf dem Gebiete der Optik Hervorrufen werden, liegt aus der Hand, in erster Reihe aber wird den Wissenschaften ein Hilfs mittel geboten, welche» jetzt noch von ungeahntem Werthe sür die expcrimentirende Physik sein wird. --- In der „Weser-Zeitung" findet sich folgender vergleich zwischen der Bevölkerung von Canada und derjenigen der Bereinigten Staaten: Der Menschenschlag >m canadischen Norbwesten ist eine Augcnsreude sür den Touristen, der vou den Vereinigten Staaten kommt. Hier stämmige, große Gestalten mit männliche», offenen Gesichtern und einer in üppiger Gesundheit blühenden Frauenwelt, und jenseits der Grenze eine knochige, hohläugige, nervöse Menschheit, deren Fortkommen den ewig zuströmendrn fremden Elementen zu danken ist. Die ungesunde Lebensweise de» Amerikaners ist der Grund seines physischen Hcrunterkoinmcn». Nach dem amerikanischen Grundsätze „Zeit ist Geld" verzehrt er auch seine Mahlzeiten. Er schlingt alle Speisen hinunter und setzt sich häufig nicht einmal vabe, hin; dann eilt er wieder seinen Geschäften nach, ohne sich Ruhe zu gönnen, bis der Abend hereindrichl. Und nun welches Durcheinander von Speisen erst macht seinen täglichen Speisezettel au»! Zum Frühstück spült er mit seinen zwei bis drei Taffen Kaffee oder Tb« Beefsteak, kalten Ausschnitt, einige dampsende Milchbrode und Hascrgrützenschleim hinunter und schließt dann mit EiSwasier ab. De» Mittag» ißt der Banker noch stärker uno de« Abend» — bei der Hauptmahlzeit de» Tage» — ißt er natürlich am stärksten. Welcher Magen kan» die» aus die Dauer vertragen! In vollstem Widerspruch mit der nervösen Hast der Amerikaner steht die ruhige, küble Ueberlcglbcil des Engländer» und de» Canadier». In beschaulicher Weise be trachtet er daö Leben, wie ein Feldherr da» Schlachtfeld. Er nimmt seine Mahlzeiten mit solcher Ruhe und Gelassenheit ein, al» wenn er emen feierlichen Act beginge. Kein Blick, kerne Bewegung einer MuSkel verrälh. was in seinem Inneren vorgeht, immer bewahrt er da» gleichmäßige, stille Aeußere, Der englische Eolonist ist eine naturtreue Copie de» Eng länder«. Er hat die Leben«weise, die Sitten und sogar ten Küchenzettel John Bull» adoptirt. ---- Au» Nevada erhält der .Iron" Ausschlüße über ein höchst werthvolle» Holz, besten botanische Bezeichnung aber leider nicht mitgetbeiit wird. Dasselbe wird vo» einem Baume gewonnen, welcher nur eine geringe Höhe erlangt und etwas über zwöts Zoll im Stamm stark wird. Im trockenen Zustand« ist eS so sest unv barl wie Buxdaum unv von jebr seiner Faser; e« ist sebr schwer, von höcbrotber Farbe und schwierig zu spalten. E» dient zu allen Zwecken, zu denen man Burbaumbclz verwendet und eignet sich vorzüglich za Lagerbüchsen m Maschine», sowie zu Kammzähnen in schweren Zahnradgetrieben. Gut au»getrocknet eignet e« sich auch zu seinen Tischler- und Schnitzarbeiten. Al» Heizmaterial ent- wickclt es eine intensive Hitze, und brennt mit langer Flamme, wir gewöhnliches Holz. In Meilern geglübt, verändert e« seine ursprünglich: Form nicht und giebt eine Holzkoble, »ie den doppelten Heizeffecl der gewöhnlichen Buchenholzkohft be- sitzt, aber säst zwomel so lang, vorhLÜ. »i« latere. D«g»M
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