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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-25
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1888
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Zweite Mage mm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. .1? 116. Mlttwoch dm 25. April 1888. 82. Jahrgang. Vas Lrfindeu -es Kaisers. * lieber da» vesiadeu de» Kaiser» wird au»V«rl.in vom Monts» »och aussührlichrr Holzendes gn»rlp,z. Die „Norddeulsche Allgemein« Zeitung" berichtet: Für Alle, die de» Lebe»» Arbeit während der Woche lellhalt lm Baue der Stadt, brach« der gestrige Evanlag d« ersehnte Ge- legenheit, htaaastoaider» z» käaue» »am Schtols« von Lhae- lolteibira, »« sobald all möglich pcher« Kuad« za erhattea über da» vestnde» de» geltebte» Herricher«, am dem Gesühle der tauigste, Therlaahm« ,» de« Leide» desselben Lästeren Ausdruck zu lechem Vaoge Sorge lagerte aus dem Antlitz Aller, die schon in de» srsthea Vormlliogtstnnde» da» Schloß »«lagerte»; erst al» in der geh»«» Sinad» da« voo de» Aerztea »m v Uhr Morgen aasgesertlgt« Ballett» a» de» beiden Bäumen link» vab rech!« vom Schloss« oaaeichlage» worb«, wich die gedrückte Llimmoag dem Gesühl« größerer Zuversicht. Nor mit Müde vrr- mochte, die Beamte» die Blätter, welche Nachricht vom Kaiser brachte», j» beseitige,, so »«drängte sie die Menge. Bo» de» Nächftsteheabe» wurden die Bulletin» laut verlesen und so ihr be» rahmender Inhalt rasch betau»». Mit vorrückender Tagesstunde stieg der Znzag de» Publicum» trotz de» zweifelhaften Wetter» ia rapide» Progrelsionr», »m t» de» Nachmtilcg-stundrn, nachdem sich da» Wetter getlLrt hatte, ri»e HSHe zu erreichen, wie sie Lharloltenburg wodl »och selle» gesehe, hat. Alle Pscrdebohnwagea waren voll- gepsropit, Prtvatequipage», Droschken und G.sährte jeglicher Art sullle» dir Ldaussee, «gezählte Dausead« wandertea z» Fast hiuaa». Die Holwag der Me»ge war de» ganze» Dag über musterhaft, ernst zurückhaltend. Mit inniger kbrilaahme wvrde» die Mitglieder de» königlichen Hause» begrüßt. Die Prinzessiunen-Töchker, de» gleite« von »i»er Hosdaaie, kehrte» gegen Mittag von einem Spazier gang za Fuß »ach dem Schlosse zurück: besonder- Iheilnahmsvolle Grüße de» Publicum» gälte» der Prinzessin Margarethe, die gestern ihr iechjkhuic« Lebensjahr vollendete. Kundgebungen der innigsten Sympathie und Lhellnahme a» der so verdüsterte» Geburtstag», sreud« der jüngsten Iechter unsere» Kaiser» wurde» im Publicum laut. Al» gegea 1 Uhr da» kronprinzliche Paar, da» aus dem aaze» Wege vom Schloß i» Berlin bi« nach Tdarlottenburg Gegen- stand begeisterter Huldigungen der Tauffnde gewesen war, vor dem Schloss« vorsuhr »»b ei» Lakai eia Körbchen prachtvoller rothrr Rosen a»» de« Wage» hob. da wußte» Alle, daß die« eine Geburt». tag»gabr stir dir Prinzess!» Margarethe war. Vom rechte» Seiten- stugel kommend, gi,g da» kronprinzliche Paar dem Schlostportal zu, wo ei» Adjutant dem Kronprinzen eine Meldung erstattete. Prinz Heinrich »ad der Erbprinz von Meiningen waren schon vorher ange- lomme». Hinter den große» vogeusenstern de» Kuppelsaale» wurde» nun mehrsnch di« Mitglieder der kaiserlichen Familie sichtbar. . „ Di« „Post" schreibt: An» Lh»rl»ttrab»ra habe» wir bi» 12V, Uhr über da» Be- stade» Sr. Majestät de« Kaiser» günstig lautende Nachrichten er halte». Die Besserung, die seit gestern eingetreie» ist. hält an, wenn -ach die vergangene Nacht wie die vorhergehenden einen etwa» uu- rndige, verlaus hatte», verursacht durch Hustenansälle uod Elter- ergirßung. Gleichwohl ist da» Allgemeinbefinden güastlg za »enueu; eia Symptom dessen ist auch die sichtlich gehobene Stimmung de» hohe» Kr-ake». Die Aerzte habe» Herz und Lungen iutact gesunden, auch den Gang der B»rda»uug io voller Ordnung. Um diese ver. bälinißmäßig günstige Wendung sestznha te», habe» die Aerzre dem Kaiser algerathe», auch heute »ich«, wir die vergangenen Doge, da« Bell »a verlasse». Für heute hatte der Kaiser Vorträge besohlen; auch deschästige» ihn lebhaft die Vorbereitung«» sür dir Ankunft der Königin von England. Tie Aerzte geben sich der Hoffnung hin, daß »ach dem Zustand de» heutige» Tage» wohl Aussicht vorhanden ist. daß den heftige» Ausälle» der letzten Tage eine Periode der Erholung folgen könne. Boa einem anderen Berichterstatter wird gleichsall» geschrieben, daß über da» Befinden Seiner Majestät de» Kaiser» heule relativ Erfreuliche» zu melden ist. Der von un» in der gestrigen Nummer angeküudigte Stillstand im Krankbrii-verlous hat sich behauptet, so gar «tue Besserung ist zu verzechneu. Da« Fieder ist gebroden und die Sorgfalt» welcht vir behandelnden Aerzte heute darauf verwenden, baß der Kaiser vor jeglichen Ueberanstrengungeu und Erkältungen geschützt werde, wird da» hrotigr gute Resultat »och weiter be- günstige». Man oelgt heute zu der Aasichl, daß der Kaiser sich die beinahe verhänguißvoll gewordene Bronchitis bei der Aussahrt am Freitag vor ocht Tagen znqezozea hat. während er trotz de« herrschen den scharfe» »ad kalten Winde» am offenen Fenster gcs-ssro hat. E» kommt »»» hauptsächlich dataus an. den Kräslezustand de» hohen Patikute» möglichst zu heben, and dir Nahrung ist ganz besonder« dazu aaSgewahlt und danach zusammengesetzt. Am gestrigen Noch- mittag war da» Befinden de» Kaiser» recht befriedigend; die Stim mung war eine sehr grhobenr und der Kaiser sprach sogar den Wunsch au», weoigften» sür einige Minuten ousstehea zu dürfen. Die Aerzte hoffen, bei der zunehmenden schöne» Witterung in Bälde r» Anlstehe, gestatte» za könne». Die Nacht war allerdings weniger erquickend für den kranken Kaffer, al» der pausenweisr Schlummer om Nachmittag. Da» Fieber gewann wieder etwa an 1'/, Grad und der Husieuretz verursachte Beschwerden. Gegen Morgen schiies der Kaiser einige Zeit leidlich gut. Seine kräftige Constitution trotzt nach wie vor mit Erfolg dem Ungemach and der Morgenschlummer genügt«, da« Fieber der Nacht beinahe ganz zu vertreiben. Mit großem Interesse, mit ängstlicher Spannung harrte am gestrigen Nachmittage und Abend da- zahlreiche Pubii »m, welch 5 do» zrchloß in weitem Bogen belagerte, aus die zeitweise vom Schloß kommende, Mlttheffuugen. Gegen S Uhr Nachmittag» sammelte eine Dame Geld bet den Harrenden ein, kuuste eiueu Korb Veilchen dafür «nd brachte dieselben al» Volk>--Gruß in da» Schloß. Die Dame batte die Ehre, von Ihrer Majestät der Kaiserin cmvsangen za werden, Allerhächstivelche auch den vom Kaiser geschriebenen Z-tiel, den Dank sür die freudige Uebcrraschung enlvaltend, als An denken übergab. Gegen Abend verlies sich die Menge, nur kleinere Trupp» harrten bi» 9'/, Uhr an» und nahmen al-dann da» besser laulead« Bulletin alt Trost mit nach Hause. Unser Berliner Berichterstatter schreibt un»; Wiede, ist eia Tag gewonnen und noch einmal scheint da» Schlimmste abgewandt, noch hat die kräftige Natur de» Kaiser« dem tückische» Leiden widerstanden. Nach den verzweiseltea Naetr- richiea der vorige» Woche leuchtet wieder eia Schimmer von Hoff nung. Frrilich bleibt der Zustand des Monarchen ein schwer de- deutlicher, ober die unmiltelbare Gefahr dürste doch zunächst ausgeschlossen sei». Die Sorge des nächsten Augenblick» ist beseitigt, man darf wieder Hessen. Wenn auch da- Fieber ei» klein wenig zvrückgegangen — e» ist doch immer noch da, wenn auch die Körpertemperatur sich etwa- ge- mindert — st« ist doch noch immer viel zu hoch, um al» normal gelten zu können. Aber da» amlliche Bulletin lautet Loch bester, »ad nuch dir behandelnde» Aerzte machen freundlichere Gesichter und gebe, dem stürmisch iulerpellireadcii Publicum gern eine trost reichere «atwort. Scho» von krüh a» füllt sich der Platz vor dem Chnrlotten- burgrr Schloß mit Menschen. Ein herrlicher, goldigerFrühlingö- log liegt über den weiten Part und der Kuppel de» Schlosses, Vo der die kaiserlich« Flagge so srühlich herniederweht. Die goldenen Verzierungen de» Schloßgilter» funkeln im Sonnenschein, und die ganze Naiue sieht so glücklich au», daß man kaum earan glauben kaun. daß hinter jenen verbängten Fenstern ein schwer kranker Kaiser de- graulen Kamps mit dem Tode kämpse. Stumm und sorgenvoll darren die Hundert« vom frühen Morgen bi» in die Nach! hinein. Schon »m 8 Uhr Morgens finde» sich zahlreiche hohe Lsffciere und Bramtt im Schloss« »1» und erkundigen sich leddaft nach dem Befinden de» Kaffer». Und bald wird e» auch der unien wartrnben Menge de- I-nnl, der Kaiser Hab« eine „leidliche' Nachtruhe gehabt. Zwar Nlaflg durch heftige Hustenansälle unterbrochen, aber doch mehrere Slunlen geschlafen. Er fühlt sich elwa» weniger matt, er ist b i guter Ltimmuugl Da» genügt, um frohe Zuversicht zu wecken, denn die Liebe kofsl und glaubt ja so gern, so viel. Je mehr der Vormittag vorrücki, um so ichneller drängen sich auch die Narbe chicn, welch« di« er ie frohe Kunde ergänzen und bestätige». Tie Aerzte komme» au» dein Schloß. wie wird jeder Wagen umringt, der Kutscher kan» »nd dars »übt weiter, »nd gern ersolgt die heule bessere AuSkun't. Lester», am Sonntag, war da» L den »nd Treibe» vor dem Schlöffe reger als je Um die Milt-g-stunde »nd da»» wieder ia den späi.re» NachmiltagSstunden entwickelte sich aus der von Berlin na» Tdarlottenburg durch drn TH ergartea sührenden Lhauffee ein förmlicher Tors». Di« Pserdebahnwage» setzten aus dem Platze vor dem Schlöffe immer ne« tberlnehmende Besucher ab. Eqn paze aus Equipage rvllie her», «t» netze» her dürftige» Droschke seqlte nach »ich« der elegante Tillmrh. Die »ar dem Schloff» sich drängende, in dichte» Reihen stehend«, vteNmndertkäpfig« Menge setzt sich zumeist 0»» de» Kreise» eine» gewählte» Publicum» zusammen. Ganze Familien fasten hier Stunde» lang Post». Arlier« Damen lachen gch die LnftreaguNg de» Warten» dadurch zu erleichtern, daß sie sich kleineFeldküdle mitdriugea. Doch im Lanzen warten sie Alle vergeblich: zwar dürfte heute der Kais« aus kurze Zeit wieder da» Bett verlosten, um aus dem Sopha zu ruhe». O wie deqlückie da- den stummen Dulder, wie O.iuklr er «ö de» Aerzten durch ichrisiliche Worte und Händedruck. Ader »och darf, »och ka»» der Kaiser nicht au» Frust« trete», am seine» and den Herzen-wunsch Tausender za ersäüen. E« soll ei» Stivstoud ia der Krise eiagetrrkea sek», r» wkrd gehofft, daß der Kaiser sich ein wenig von der earletzlichea Pein der letzten Tage erhole» könne. O. wenn dem doch jo wäre, wen» doch da» furchtbare Fieber «ft gewichen! Zur Rüste geht der Tag, und wen» die Son»e sinkt and ihr rölhlich schimmernder Scheidegrnß aus de» Fenster» de« Schloffe» dltnti, dann kehren wohl die meiste» Derer, welche bloße Neugier »och Lhariotienburg geführt Hai, nach Berlin zurück, aber Hunderte harren au» dt- m die Nacht hinein »ob bi» da« schwache Licht, welche» durch die Vorhänge de« Fenster« im Schlaszimmer de« Kaiser» heran-dringi. erlo'chen ist. In dem tiefe» Schweigen der stillen Nacht biete» da» Schloß »ad setue Umgebong ein Bild von eigenartigstem Reize. Wie eine stumme, schwarze Kette stehen die Menschen läng« des Schloßgiiters ausgereiht. Im Schlöffe sind nur »vch wenige Fenster erhellt und durch die schweigende Nacht tön« nur das Klingeln der Pferdebahnen, und der langsame Schnit der Wachtposten !aß> den Sand unter den Füßen erkairschen. Am stahlblauen, klaren Nachtdimmel schwebt die silberne Sichel de» Monde» empor, wie ernste, stille Hüter stehen di« uralte» Bäume de» Parke» um da» Schloß und zuweilen weht ein Windhauch mit leisem Rauschen durch ihre Wipiei. Ans dem Rase» der Anlage» uud aus dein Kic» der Fukw ge ballen sich weiße Neblmaffen, die wie gebannt am Eidtwd'N zu hatten scheinen. — Eist lange nach Mitternacht pflegt e» dann ganz leer zu weide» vor dem Schlöffe, bi- der nrne Tug da» gcwvhnie Leben wieder erwachen läßt. Und wer vermöchte den Ort zu verlassen, ohne eia Gebet aus den Lippca: „O hilf, Da großer Gott, denn Do aürt» kannst Helsen!" Lolonialpolitisches. * Die .National-Zeitung" schreibt betreff- der dom Reiche subventionirten Postvampserlintru: „Der Norddeaiiche Lloyd in Bremen Hat dieser Tage seinen Bericht über da» obgelausene Jahr veröffentlicht; derselkx er- giebt, daß der Lloyd im Jahre 1887 bei den iuboenlionirten Reich». Postdampserltuien einen Verlust gehabt hat. weicher sich, nach Abzug de- Neich-zuschusseS von 4400000 .«, aus runv 1800000 ^l be- läuft. Darob große Freud« in der sorischriirlichen Presse: sie habe e» ja „immer gesagt", daß diesc» Unternehmen ein oersehlte» seil Beiläufig bemerkt: au- Angst vor de» Wädlrrn, welche der Politik de« hinter dem Ösen HockrnS keinen Geschmack abgewinnea konnlen, hat der größie Theil der deulsLfreisianigen Partei damal- nach langem Slräuben und Lärmen für die wxtitigste Linie, die oft- asialischc, und somit für da» Priacip der Maßregel gestimmt. Ader e» ist in Wahrheit nicht der mindeste Grund vorhanden, au» dem vorliegenden Bericht zu folgern, daß dos Uaiernehinen aus die Taver schlechte Aulsichteu habe. Wenn man geglaubt hätte, daß c» vom ersten Augenblick an rentabel sein würde, dann Hane man keine ReichSiubvcnlion bewilligt; diese ist gerade ia der Er- keiinlnib, daß erheblich« Schwierigkeiten zu überwinde» sei» würden, aus lö Jahre gefordert und gewährt worden, voo dem Verlust de» Lloyd von etwa k 600 000 kommen 300 OM ans einen ganz außergewöhnlichen Unglückiall, denAu-bruch einerPockenepidcime, wie sie vielleicht »och niemals so aus einem Paffngicrtaiiipscr ge herrscht Hai, aus dem Dampfer „Preußen" bei der ersten Fahrt nach Auliraliea. Im Uedrigen stammt der verlost wesenil ch von den Ziveiglinien nach Tonga und Sanioo, sowie im Mittelmcer, wählend ans den Haupttiuten der Güterverkehr sich über Erwarten günstig gestalte! bat und die Dtrecttou auf ein« wrffere Hebung de» lohnen- de» Puffagiervrrkehrs rechnet. Ferner wnd durch die schon be- schloffrue Liiijchiäukurig der Mittelmeer-Zweiglrutt aus bloß« Packet- besörbcrung. wogegen Genua von de» Tampsern der Hiiiptlinien onqelausen wird, eine Ursache des vorjährigen Verluste- eingeschränkt. Man darf danach aus Grund dr» vorliegenden B-richie» hoffen, daß nach wenigen Jahien die Neichspostltnie« sür den Lloyd nicht mehr eine Quell« de» Verluste» sein, und daß lang» vor dem Ablauf der sünszebnjLhrigen Sudveniton». Zeit die Einbuße sich ia Gewinn verwauvell haben wird. Auch die noro- amerikanische Fahrt, welche jetzt trefflich reotirt, hat eine Verlust« volle Zeit der Enttvickeluiig durchmachen müssen. Die hanscalischea Rheder sind keine Kramer, welche ein wci»au-schcade- Unlrruehinea nach der Bilanz eine» Jahres beorldeileu. Die echt dcutschsreiflonige Geauglhuuirg über da» angebliche FlaSco eine» naiionalen Unirrnehmens ist in diesem Falle von der selben Art, wie bei der alle vier Wochen laut werdenden Versiche rung, daß die Colonialpolilik sich al» aussichtslos erwiesen habe. In zehn Jahren wird e« vielleicht Zeit sein, die Ergebnisse der Taiiipiersubvention und der Colonialpolitik zu beuriheüen. Es ist allerding« nicht wahrscheinlich, baß et dann noch eine dcuischsrei- sinnig« Partei geben wird; sie arbeitet zo entschlossen am Selbstmord." Aus dem preußischen Landtage. * Berlin, 23. April. Ob die Regerung da» BolkSschal- lasteugesetz ia der jetzt im Abgeorduetenhanse beschlossene» Fassung -»nehmen wird, ist noch nichl mit L cheeheit vorherzusehen. In parlamentarischen Kreise» wird die Wayricheiiittchke» von der einen Seiie bejaht, von der andern orrneiai, und d e Aeußernngen des CnItliSministki» ließ'» sür beide Möglichkeiten Raum. Es wird auch aichl sur unmöglich gehalleo, daß im Herrenhnuse noch Ab änderungen vorgenonimen werden, was nach der Geschäilslage da» Lcheite, n deS Gei tzeS wahrscheinlich machen würde. Kurz, ob diese Frucht der Session schließlich noch «»geheim» wird, ist heute noch unsicher. Da» Gesetz ist schließlich ini Abgeorduetenhanse so gut wie einstimmig an- genoninie» worden, ab-r eine rechte Freud' hal wohl Niemand daran. Man st minie unter Uederw nbnng vo > mancherlei Bedenken zu, weil nach Lage der Sache schließlich nicht» Anderes zu erreichen loar und keine Partei es aus sich »cbmen machle, einen peniigbaren und von der StaaiSregiernng zur Erleichterung der Lommuiiallalien dnrgeboieuen Betrag zurnckzuweisen. Bon unserem Liandounct au» haben wir nameiillich z» bedauern, daß die besonderen ichulgelbireien Ariucn- schnien eil geiükrt werten, da» Schulgeld auch in Einzelschnleu dauernd beibehalie» werben soll, wen» die b shcri ttn E »nahmen aus demselben durch die StaatSzusa üsse nicht gedeckt werden, daß sonach da« Pr nclp der Schulgeldireiheit vollständig durchlöchert und in seinem Werih lehr verringert ist. Auch ist c» bedauerlich, war ab.r sittlich gegenüber dem brslimmlen Widerspruch der Reg elung nicht wodl zu vermeiden, daß die Erhöhung der LtaalSzuMiisse lür dw versch,«. denen Lebrerstelleu der Hauptsache nach wieder rückgängig gemacht werden mußte und damit die Ungerechtigkeit des Verih iluogr- maßstabes gegenüber den Städte» uud größeren Landgemeindea mit niehrclassigen Schulen bribebalten wurde. Da» Gesetz ist im Abgeordnetenhaus« aus Grundlage eine» conservativ-kleri- laten C 0 m p r 0 ni i I s e - zu S taude grio iinien. Noch in letzter Stunde sch c i eine Verständigung der „L-rttlparieien" zu gelinge», der auch die Regierung zuzuftimmen geneigt war, und e» wäre» .ami> weieniliche Peibesteriiii. c > in da» Gesetz gekommen. Herr von Rauchhaupr aber, der Führer der Loiiervaliven, warf dies« Verstä .dgun ! im letzten Augenblick üb,r den Hausen; er stritte an die N-ttoua.lil'erolk» Zumuihungr», die nach Fori» und Inhalt nicht aiiiichmbar waren, weil er lieber an den Abmachung'» mit vem Leniluni ieitt-teli. Wir bedauern die» nicht nur wegen der verichlechierunqen. die dadurch IN das G setz hiuring kommen sind, iviicein auch wegen der allgemein polnischen Lonsequei zea, die dieser Borgon, vaden muß. Im ganze» inaeie» preußgchea TiaatSleden ist vas Gebiet d r Kirche UN» schule w'ii-ll» da» wichttgste. Wir können e» »ickki stir eine gute Poitk bauen, daß de Co ervalwen da» Zusammenwirken mit den gemäßigten Parieren, aus dem doch auch nuch ihrer Auffassung nicht »»r eine gesund« nottonale Re chs- poltt k. sondern auch in so viel'» Fragen keS >u crea preuß scheu slaaitl'den« eine gedeihliche Emw'ckelung b-ruheu muß. durch jo ch» Admach.l igen mit dem Tenkrum stören. Die „Kreuzzettuug" freilich ist sehr vergnügt darüber, baß die eonieroaiive Frociwn einmal den augeniälligen Bttv.'i» geliefer: hat, daß sie »ich! nölhig habe, sich von den Miikelpartttcir in» Schlepptau »ehmen zu lassen. „Niemand wird e? de: conservitiveu Fractto» verdenken, iv,»n sie von ihrer günstigen parlamentarisch-» Lage, »ach zwei Seile» hia über em» Mthrh-ilSbildung »ersügrn za könne», im entscheidende» Augenblick Gebraach mach»" Mil verlaab. da« »erdenke» wir der co»servattdr» Fraktion allerdings. Ei» dauerndes gesundes Verhältniß zwischen den gemäß gieu Parteien ua» den Lonservol den kau» nicht eintreken, wenn die letzteren daneben alle Augenblicke in w chttgrn Fragen Seiten- spriinge »och den Ullramonlaaen hinüber mache». Herr v Rauchhaupi hat sür den Anschluß an Herrn Wnidthorst sich eiuen Zeitpunkt gewählt, wo die klerikale Partei in der Kundgebung ihrrs Hasse« qeqen den leitenden KiaaiSmann fast noch die Deulschsretsinatgen üdertriff, und das Zuiommeuhalteu der nationale» R chtunge» »olhweatiger ist den» je. Füiwahr. die conservative Parier steht »Mer rt»er sehr weisen und palr,otffchcn Führung. — * Berlia. 23. April. Da« Sbgeord»etr»hao« berleth heute die von der Commissi»» zu dem volksschullaftengesetz beantragt, R>Iolirttoa, die Regierung auszuiordero, aus die angemessene aes'tziilve Ordnung de« Levrerbttoldun ,»wesen» und namentlich der AiterSzulugen unter Liusüguiig einer dritten weilereo Sluse der- leibe» Bedacht zu nehme». Ein von Eonservativcu und Frttco»Ier- »akiven unterstiitzier Antrag dr» nalionall.beralen Abg. Lubrecht wünschte diese Regelung der ÄllerSzolagen mit btt Maßgabe, b iß Lea Vollsschullevrern vom Elai-j-hr 1889 90 ab nach rtner 10jährige» D eiinzeii 100 ^l, nach einer Ltijäbrigei, 200 >1 »ad nach einer 30jai>rigei, D enftzeii 300 al» Alk-rSzulage gezabll werden. Eia Antrag von Zedtttz wollte eur-m die Nraelung der säiullliilerdoltung-. Pflicht nnch dem Com iilliialpriaciv au-iprechenden Zusatz hi»z»iügeii. Ui» diesen lexieren Antrag «albronnie wieder ein iebhaster Kamps. Abg. 0. Zedlitz begründete de» Antrag mit der Darlegung, daß dir aus dem Landrecht beruhenden Lckmttoci,täten veraltet und uahallbar geworden seien, daß c» dringend eine» Gesetze» über die Schnl- unterhaliungSpstichl aus der Basis de» Communalpriucip» unter ge rechterer veriheilung der Schullnsten aus dem Lande zwilchen dea Guisdezirle» und den Gemeinden dedürie. Da» Cenirum erkannte auch in diesem Antrag wieder eine Strigerung des staatlichen Einflüsse» aus die Schule und eine Bedrohung de-- eoiisessionell,» Charakters der selben und iand auch hier wieder Unleistiitzung bei de» Üonservaiiven. Gegen die Fre-co»serv»ttven, Natioiialliberalen und Deulschireisinniaea wurde d-r Antrag v. Zedlitz nach längerer Debatte abgelehnt. Da gegen wurde die Nesolulion Lubrecht mit einer geringfügigen vom Abg. Brücl beantragten Abänderung säst einstimmig angenommen. In dritter Leill 'g winden alsdann einige kleine Gesetze erledigt. Der Antrag Kräh am Annahme eines Ges tzentwurss, betreffend die Ber- tbeilung der öffentlich,» Lasten bei Giiinbstücketheilungen und die Gründung neuer Ansild'lungeu ia der Provinz Schleswig-Holstein, wurde in zweiter Lesung ang,nommea. ES solglen Äahlprüiungea. .Die Wahl de» Abg. Hoffman»-Scholtz wurde beanstandet, die de» Abg. Römisch für gütig «lkläri, bezüglich der Wahl der Abgg. Däinkelberg und D>ez wurden nach langer Debatte wettere Erhebungen bklchloffen. Der Antrag de- Abg Scheden aus Annahme eine» Geletzeuiwurs-, b,tr. da» Verbot von Surrogaten bei der B>er- bercttuiig, wurde nnch längerer D-batte an eine Commission per- wiesen. Moigcn: Antrag Kropaijcheck, brtr. dt« Lehrergebäller, Petitionen. vermischtes. — Berlin, 23. April. Die verlautet, hat die Gros Herzogin von Baden zu Guuslcn der jüngsten Töchter dr» Kaiser» aus ihr Eeblhetl aus Kaiser Wilhelm'« Nachlaß verzichtet. — Nizza, 20. April. Der Caffe de» Deutschen Hilf», verein» sind während de» Geschäftsjahres 1886/87 von 53 Gönnern, Gönnerinncn. Ehren-, Vorstand»- und VcreinSinil- gliedern 3089 FrcS. zugefloffen. Ferner sind durch 22 Bei träge je unter zebn Franken 97 Irr»., sowie durch zwei Rück zahlungen vorgeschoffencr Gelber 45 Frc». eingegangen. Hier nach belaufen sich die Einnahmen >m Berichtsjahre auf 3231 Frc». Verausgabt wurden an Unterstützungen 2755 Frc«. 70 Ctö., an Porto, Zeitungsannoncen. Telegrammen und Drucksachen 125 Frc». 90 61S., an Gehalt de» BereinS» secrelaik» 100 Frc»., an Gehalt de« Beremsboten einschließ lich Commission sür gesammelte Gelder 75 Frc».. zusammen 3056 Frc». 90 El». Es kamen 27 KrankhcilSsälle vor und twse wurdrn nach dem Bericht de» Bercin-arzlr» gebessert, auch sonst hat der Verein sehr wobllhälig gewirkt. --- BuenoS-Ayre», 25. März. Auch hier wurde am 22. März eine Tobtenseier Kaiser Wilhelm'» in der lleinrn protestantische» Kirche abgehalte», welcher gegen 2000 Angebörige de» deutschen Reiche», sowie der Präsident der Nepubttk, die meisten Mitglieder de» diplomatischen Corp» und zahlreiche Herren und Damen der Euiwohnerschast bei wohnten. Der leitende Ausschuß ließ e» sich angelegen sein, den hervorragenden Persönlichkeiten nach Thunlichkeit in dem engen GotleSbause Plätze einzuräumen, allein ein guter Theil der Herbeigekommenen inußlc wegen Ilcbersüllung außerhalb desselben Aufstellung »ehmen. Die Kirche war ganz mit Flor behängen und die Lichtpunkte darin einzig aus den Altar beschränkt, an kessen Fuße zwischen prächtigen Blumen »nd Kränzen eine Büste des lovlen Hrlven sichtbar war. Nur die glänzenden Iliusormeii der Diplomaten und der Ossi» ciere de» deutschen Vloydkampser» .Köln- boben sich in dieser Trauerdersammluiig ab, deren übrige Tbcilnehmer durchweg schwarze Kleidung mit Kornblumen im Knopfloch angelegt halten. Nach Ankunft de» Präsidenten der Republik, ehrerdieligsi be grüßt. wurden die Cborgesänge angestimmt: „Da unten ist Frieden tin dunkeln Haine", .Wa» Gott thut, da» ist wohl- gelban", und „Selig, selig, selig de» Himmel» E> ben", woraus Pfarrer Mayer eine beredte Ansprache an die Versammelten hielt, in eindrucksvolle» Worten da» Leben de» hohen Hin geschiedenen schildernd. Nach Beendigung de» Gebete» begleitete der Auöschuß den Präüveuleii Juürcz, die fremden Gesandten und Eoiisnln di« an die Kircheiilhür, vor der ihre Wagen harrten, und dann zogen die verschiedenen deutschen Vereine und Landsleute in geschloffenen Reibe» bi» vor da» ani Süd- ende der Stadt gelegene deutsche GcsantlschaslSgebäude, wo sämnilliche Tbeilnebmcr ihre Karlen abgaben. Dem statt lichen Zug wurde von der Bivölkerung der Stadl besondere Beachtung geschenkt, denn die zahlreiche Belbeiligung an der Feier leglc lautes Zeuauiß ab von der allgemeinen Liebe der Drulschen zu ihrem dahingcfchiedciic» großen Kaiser. Der RekchStagSbau am KünigSplatz zu Berli». * In d-n letzten Tagen hebe» — so sülirt Herr P. Wall» in der „Dössttch-ii Z itung" an» — Bcralhunqe» slattgesuichsn. die sich aus die liinstttlische Ausstattung des ReichStagSbaiie» am KöntgSplay bewgea. der im La»ie deS vorige» Jahre» ganz er hebliche Forttchrüic gema i l Hai. Freilich weiß nur der Eingeweihte davon zu jagen, wie >m Innent des rusige» Weite» lausend fleißige Hände sich regen, an der Heimstätte der deutschen Bolk-verteeiung rüstig weiter zu lchaff n; da draußen siekil man immer nur Mauern und Gkrüste, d-nn w-der Gerüste und Minern, und gar Mancher, der von dem Werden ttner solche» Arbeit keine rcchie Vorstellung hat, geht ungeduldig um den endlolen Bauzaun herum in der Mei nung, hier sei man vielleicht langiam und i'äilnig im Bau, da an »»deren Stellen der R sie>enz Häuser »nd Paläste nur lo an» der Erde fliegen. „Eile mit Weile", da» ist ein alter Spruch de» Ge- werk», den man überall anwrnden muß, wenn es sich um wahrhas» große Aiiigabeii handelt In Wirtlichkeit ist UN» ober doch eine gewaltig« Meng« von Arbeit geleistet worden, seitdem vor vier Jahren Kaiser Wilhelm den ersten Siein hier gelegt bat. Der K-iier, der sich mit großer L ebe in die schwierigen Plane hineingeu beitet batte und in dem Neichtdous« recht wodl Beicheid wußte, veiivlgte de» Bau vom erste» Tage an ml« der ibm eigene» ireunolich lebhaften Auldttl- nabme. AI» er im Herbst de« Jahre» >884 nach der Hauptstadt zurückk'hrte, galt der erst» Ausflug dem König-Platz und e,wanunqs- voll fuhr er um den Bauplatz herum, 1» e r Hoffnung, ein S>ückchca wenigsten» der dereinst,ge» R,ich»bouherrliaite-t zu Gesicht ju be kommen. Natürlich vergeblich Er zog dann Erkundigungen ein.woran de» liege und erfuhr der Gründe 10 viele uud io triftige, daß rr dem Bau ittn warmes Wohlwollen bewahrte und gleich den übrigen Sterblichen geduldig warte««, bi» die ersten Gerüste als M-ilsteine de« Wachten» über die Umhegung herau-ragten. Hrule nun steb» da» Ha»» so wett serffg da, daß man die Ansdrhuung uud Höh« der ganze» »»log» schon rtulgermoße, übersehe», daß man auch von außen schon die Janenthriluag ln ihren Hanpl- zügea verfolgen kann. So «rrfft man vom Brandenburger Thor an« zunächst ans die Südseite des Gebäudes. Tort liegt in der breiten Mitieläffnung die Eintritt-Halle der Abgrortnetra, die, der ttnstußreicheii Stellung der Volksvertretung eallprechrnd, in edlem Matettal und künstlerisch gediegen durchbildtt werden soll. In der ganzen Brette fast führ« «tue stattlich« Freitreppe zu dem !>auptgeschob, bedeutsam erhellt durch rka bis zur Drcke reichendes Fenster, dessen Mitte den Reichsadler ia reicher Umrahmung trogen wird. Zn de» Setten der Hall» ist die Ausstellung deutscher Kaiser- gestaltea geplant, dt« als die ehrwürdigen Zeageu der einstigen Größe des Vaterlandes da» neue Reich zu schirmen gekommen sind. Hier Hollen sie Wache, zugleich in ihrer Aelammtheit et» B>ld der vereinigte» Stämme, zugleich auch stumme Madarr, sortzubariea an DeutichlandS Macht und Sdre. Au» dieser „Katserhall-" grloagrn die Abgeordneten aus kurzem Wege an der Garderobe vorbei zu der großen Wandelhalle, die ia der ganzen Länge säst de» G-bäudeS dem SitzungSsaale vorgeleg» ist. Dem Eingänge sür die Abgeordneten an der Südsront entspricht an der entgegengesetzten Seite, al!» am Reich-IagSuser, eia solcher sür die ZubSler und sür die Presse. Aach dort werden W-ande und Decken in echtem Lteiamaterial au»gefübrt. auch dort sollt» sechs weitere Kaiserstairdbilder die Halle schmücken. Der Umstand aber, daß an dieser Stelle eine Durchfahrt oothweadig ist, läßt hier den stattlichen Treppeaausqang ln Wegsall kommen. Aus diesem ElntrlttS- raume, der von außen leicht zu erkenne» ist, tritt da« Publicum auf kurzem Wege den Gang zur Iribüueutreppe an bezw. zu einem im Erdgeschoß angelegten ausebnlichea Warteraam, in welchem die Abgeordueteu nach erfolgter Meldung zu sprechen sein werden. Diese Anordnung soll dazu beitragen, daß die oberen Räum« womöglich dem ou-schließlichen Gebrauche der Abgeordneten selbst gewidmet bleiben. Die Lerlrcter der Presse haben südlich de« Saale» ihre besondere Treppe, zu der sie hingelangen, ohne mit dem Publicum in Berührung zu kommen. Link» von diesem Eingang liegt da« Bureau des Hauses. An der Sommrrstraße steht man abermals fünf gewaltige Oessirungen. die die Mitte dieser Sette ttuuehmen uud die die EiutriliSballe für den Bunde-ralh mit den aoliegendea Treppen- Häusern umsaffru. Hier fahren vor: di« vnndesroih-mtiglieder und der Reich-kanzler. serner die Mitglieder des känigliwen Hauffs, sowie »adere fürstliche Perlonen. Hier werde» die Wandstäche» und Ge wölbe mit einem bläulich lichten Elsässer Werkstein bekleidet, der eln« vornehm ernste eiaheitlichr Tämmg bieten wird. Die Freitreppe, deren Wangen mit halb erhabenem Bildschmack geziert werden, sührt zwischen mächtigen Doppelsäulea hindurch in getdeillem Ans- stieg zu dea voo sinnbildlichen Gestalten bekräute, Portale» der großen Lorbolleu, um welche die Räum« für dea Hos, dea Buades- rath, dea Reichskanzler uud das Präsidium des Hauses gruppirk sind. Diese Vorhallen werdeu in gedtegeuftrr Weise au-gestattet; die Wände wrrden i» allen ihren Fläche» mit dem schönen istrischea Kalkstein bezogen, ruuther lause» müchttg« geschnitzte Gest üble, und die hier mündendra Eingänge werden in vornehmster Weise auSae- bildet. Ueber die ganze Brette wird sich rtn mächtige« Gewälbe spannen, da» ia ornamentalem Raakeuwerk die Wappen der Bundes- läadrr vereinigt. An dieser Ostfront in der Sommrrftrnße dient der rechtsliegend« Theil dem Vorstand drs Reichstaae», brr liuks- liegendr dem Bundrsrath und der Regierung. Dru Abschluß bilden die großen über 25 m hohe» Eckthürme. von den«» der südliche den Sitzungssaal de« Vuudesrathes, der »srdllche dr» Bibliothek- »nd Leseiaal enlbält. Der Houptttngang am Königsplatz, zo dem rttt« breite A». rampnng hinaussührt, bleibt für k«. Majestät de» Kaiser vor- behalten, fall« eine Eröffnungsfeier oder rin größere» Fest t» den Räumen de» Reichstags» ihn znr persöalichea Thetlaahmr ver- airlaffen sollte. In dem gegenwärtige, Geschäftshaus de« Reichs tages bat sich der hochselige Kaiser zuletzt vor etwa süas Jahren kurze Zeit ausaehalten, da ihm Architekt Wallot da» tm Foyer aus- grsirllie Modell eriiulern sollt». Doch wr« settra auch dies« Haupt- sroni wirkl ck zur Brnutzuug kommen mag, sie muß, wie da- im ganzen Entwürfe log, auch in der AuSsührung immer die Hauplsache bleiben und hier gerade Gelegenheit btetea. die glänzende Wucht einer großartigen Architektur zu entfalte». Gewaltige Säulen, an Höbe denen gleich, die Schlüter am Schloßplatz ausstelleu lieh, tragen ein mächtiges Gebälk, über dem dle reizvoll umrtsseve Kuppel aus- stelgen wird. Die in dem neuro Enlwurse gewählte Säulen- stell»»» durch zwei Geschosse gtebt der lauggedrhnten Front tu künstlerilcher Hinsicht einen bedeutende» Vorsprung vor der erstell Idee; — em großer Zug. ein monumentaler Maßstab breitet sich über das Ganze au»; das giebt ein Gepräge, dem man in den Bauten des SlaalcS und der Stadt aasmerksame Nachfolge wüaichca möchte. Zwischen den Säule» werde» breite Arkade» sich ttaspanuru, deren reich geglffderle Jnncniheilung den Maßstab der Raume» mit dem der Außenscite vermitteln muß. Baukunst and Bildhauerei werden hier zusammenwirkr», eine der schönsten Ausgaben der Gegen wart lm Sinne alter Meister aber aus drm Geiste und der Kraft der Neuzeit heraus zu lösen. Belreff» der Kuppel, die nach den letzten Bestimmungen etwa» mehr gegen den Königsplatz vorgeschoben werde» konnte, wodurch sie im Ganzen bester zur Geltung kommt, liegen zwar die end- gütigen Beschlüsse noch nicht vor, doch ist es sicher nicht za viel gesagt, wenn man behaupiet, daß e« dem Archttekten gelungen ist, die durchlchlagende interessante Linienführung deS Gesnmml- ausbaue», wie sie im ersten Enlwurse so überzeugend anttrat, auch in der AuSsührung beizubehalteu. Und da» ist ein Hanötvorzag de» schönen Merke». Neben dem Mittelbau am König-Platz« folgt link» der große Lesrsaal lind an der Ecke der Schreidsaal, recht» die Restauration. Diese Zimmer wrrden einfacher, aber dafür im Ganzen behaglicher eingerichtet und soweit al» thunlich durch Bilderschmuck belebt werden. Die Fensternischen vor dem ErfrischnngSraum sind so ttes, daß bei schönem Weiler kleine Tische halb in» Freie hmau-gesiellt werden könne», was in Verbindung mit dem wohllhuenden Blick aus die Anlagen de» KönigSplatze» den Ausenthalt hier za einem sehr an- geneiinien mache» wird. Hinter allen diese» Räumlichkeiten, in der ganzen Länge also zwischen den stolzen Ecklhürmen der Hauptsront, dehnt sich die 90 in lange Wandelballc an«, deren Milte durch den großen Kuppelraum hervorgeboben wird. Die Halle selbst wird in den Waudflächen !mit einem warmtönigen, feinkörnigen Kalkstein be kleide», von dem sich frei vortrelende Säulen au» sarblgeui Marmor mit vrrgoldeien Capitellen wirkungsvoll obdeben sollen. Die großen Feldrr an der Decke werden einen abgeschlossenen kreis geschichtlicher Darstellungen ousnehmen, die die Er stehung de» neuen Reiche» zum Gegenstände haben. Krieg uud Friede» sollen darin beide zu ihrem Rechte gelangen und »r ihrer gedanklichen Entwickelung nach der Kuppel hin sich steigern, die ihrerseits den Jdeengang durch eine bejondrre künstlerische Be tonung — vielleicht durch ein Slanhdild der Germania — zur» harmonische» Abschluß bringen dürste. Man denke sich, welch ein -rachlvoller Festroum hier entstehen kann; denn die Halle selbst ist doppelt so groß, wie der Weiße ?aal und die leicht hinzuziizieheudeii Räume der Erholung»- und Lesezimmer sind fast von derselben Größe. Dadurch wird in Zukunft da» ReichShau» den natürliche» Millelpuncl aller wichtigen Handlungen obgrben. we-halb cS auch nahe liegt, jetzt schon dea Ersatz de» Kroll'jchen Theaters durch einen bedeutsameren Bau in» Auge zu soffen. Auch dir Sitzung-iaal ist schon in seinen rohen Mauern zu er kennen. Er hat aus Wunsch der Abgeordneten die Form de» gegen wärtigen Saale» in der Le pjigcr Siroße erhalten, doch wird ihm in Rücksicht aus akustische Berhälinisse durch kleine centrale Schrägungen der Ecken wie auch der Tribünen nach manche Bcrbeffeiun, zn lheil werden. Bon großer Schönheit sind die in einjochcn Formen ge- bn ienen. in echiem Material verkleideten Hoisronien, sür welche Otio L ssinq die Wappen der Käntgreiche nevst anderen Schnruck- th ilen rnodkll rt bat. Neben diesem Künstler, der zu den wenigen gebärt, die ihre Arbeiten dem archilrklouiichen Grunde aiirupaffen wiss-tt, habe» sich d »her noch dze Bildhauer Zeyer und Drechsler ui» die kiinillerisch-plasiiiche Ausstattung der Fronten verdient ge mocht. Mit den Arbeiten im Innern, wo beiiviel-weise auch die M schkommeru unlcr der Kuppel z»m Abschluß gekommen sind, schreite« »i,n auch im Aeußeren euisia weiter. Alt der Südsront wie am König-Platz g währt man versuchsweise angebrachle archi- lettoiische Einzelheiten, wie Simse, Gurte, Säulensülle, Fenster- süllungcn u. s w., die vor der AuSsüyruna selbst schon die Moffen- wi'kiw; »nter dem Einflüsse de» Sonnenlichte» zeigen sollen. Diese weise Boi sicht, sow e die S or ffalt, die angeiiicheinlich auch der tech- niichc» Turchiiihruiig bi- >i» Kleinste hinein z» Theil wird, läßt er hoffen. daß immer schöner und stolzer dieser Bau emporwuchse, «in Wert, wie Kaiser Wilhelm bei seinen Hammerschlägen sagte, „znm Gedeihen und znr Ehr« des Vaterlandes."
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