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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-27
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1888
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2588 Ihr seid ihm gewiß wieder z> schnell sorlgrlaujeu?" — Wahrer Lachkrampf, und eadttck, kaum vernehmbar: „Uber Urgroßpa, der kann ja noch nicht lausen!" — „Ja so, da« halt' ich vergesse», und da wolltet Ihr Wohl nicht warten, bi» er» gelernt hat?" — „Nein, nein, nein, aber er kommt auch bald!" und nachdem jeder ein kleine» Geschenk er halte». tollten sie wieder von dannen, denn da» litt der Urgroßvater trotz aller Liebe nicht, daß sie in seinem Zimmer spielte», mit der Ordnung wäre e» dann bald vorbei gewesen! — Wie besorgt der greise kaiserliche -Herr stet» und überall um seine Urenkel war. zeigte sich deutlich bei der im ver gangenen Frülijahr stattaesundenen großen Parade über die Potsranier Garnison. Al» nach derselbe» in den Räumen de» Potsdamer StadtschlcffeS da» übliche Paradediner statlsand, erhob sich plötzlich der Kaiser von der Tafel und schritt nach einem Miensaale, wo seine Urenkel an einem besonderen Tischchen aßen, un» zu sehen, „ob sür sie auch gesorgt sei". — ..Aber Ihr habt ja nicht» zu trinken", rief er au», und nu» srug er jeden, waS er trinken wolle, zunächst die kleine Prinzessin Feotora von Sachsen-Meiningen. „Chocolade"! lautete prompt die Antwort. Der Kaiser sagte: „Gewiß, Du bekommst Chocolade". dann, sich zu den Söhnen seine» Enkel», de» Prinzen Wilhelm, wendend: „Und Ihr?" — „Auch Chocolade". und der Kaiser: „I freilich, Ihr bekommt auch Chocolade!" — Daraus zu de» beiden älteste» Söhnen de» Prinz-Regente» Albrccht von Braun- schweig gerichtet: „Und Ihr? — Wa» wünscht Ihr Euch den»?" und seine Frage selbst beantwortend: „Wißt Ihr, wa» Ihr bekommt! Ihr bekommt Champagner!" und sofort mußte ein Diener mehrere mit dem schäumenden Trank arsüllte Gläser bringen, und der Kaiser stieß selbst mit den Prinzen an und winkle mit dem Gla» auch ihrem Vater zu, dessen Gesicht vor lauterster Freude erstrahlte. Während in den Mittagsstunden die Söhne de» Kron prinzen im Parke von Bellevue ihr heitere- Soldatenspiel treiben, kommt ihr Vater Vormittag» seinen ernsten militai- rische» Pflichte» auf dem Tempelhoser Felde nach. Dort haben jetzt wieder die Bataillons-Besichtigungen der Garde- Regimenter begonnen, und damit zugleich die soldatcnsröhliche Zeit für den Südwestcn der Stadt, denn von allen Seiten schmettert e» und klingt und trommelt und pfeift e» nun wieder Morgen sür Morgen heran und in dröhnendem Schritt marschiren die strammen Garde» vorüber. Ein fesselndes Schau spiel bietet sich u»S dar. wenn wir de» Krenzbcrg, die berühmte Spitze de» Berliner Hochgebirges, überwunden haben und aus die weite, von der Charlottenburger Chaussee durchschnittene Ebene schauen. Recht» und links, überall zerstreut, sehen wir dichtgedrängte schwarze CarröS, von denen ein Slrahlcnmecr ausfl»»mert, wenn die Sonne darüber hinlcuchlet. Daun kommt mit einem Male Leben in die einzelnen Tbeile, hier lösen sich die Schaaren zu langen Ketten aus. in schnurgerader Linie heruiuschwcnkend, dort stürmen sie. scheinbar ganz aus gelöst, vorwärts, da sehe» wir sie unermüdlich nach de» schwach bei überhallenden stolzen Klängen des PräsentirmarschcS de» Pciiademarsch üben, und von einer Truppe zur andere» fliegen auf schäumende» Pferden die Adjutanten. Die Chaussee ist en,gesäumt von emer lange» Znschauerreihe, durchsetzt von recht bedenklichen Elementen, welche, nach ihrem Aeußeren zu schließen, schon die Nacht an derselben Stelle zugcbracht zu haben scheinen, nicht minder viele halbwüchsige Knaben, unter der Jacke oder dem Mantel die versteckten Bücher hervorgnckenv und un» verratbend, daß Bücher wie In haber die Schule diesmal gründlich geschwänzt, zuletzt viele Fremde, mit Bätekcr und Opernglas bewaffnet, und dadurch den» Spotte des süße» Plebs auSgesetzt. Tort, wo die Zuschauer am dichtesten stehen, finden wir sicherlich de» Krvnpci»zen — richtig, da hält er aus seinem stattliche» Goldfuchs, um ihn Generale, Stabs »nd GeneralstabS-Ossi- ziere. Soeben ist die Kritik zu Ende, die prächtige Gruppe löst sich aus. Hei, wie sprengt der Prinz, nur von seinen« Adjutanten begleitet, durch die frische Morgenluft über daS Feld, einen, anderen Bataillon zu — rauschend ertönt die Musik, schallend die Cv»ima»doworle, jetzt reitet der ritterliche Führer musternde» AlickeS die Front hinunter, da»,, setzen sich die einzelnen Glieder der Truppe in Bewegung, dicht neben dem ersten der Prinz, unausgesetzt die Marsckvcwegnngcn ver- folgend, iminer weiter, weiter, bis unsere Auge» nur noch eine dunkle Linie zu erkennen vermöge». — Unser Nachbar aber, ein wohlbeleibter, ältlicher Herr ans der Provinz, sagt zu seinem Begleiter: „WaS meinen Sie, lieber College, wenn täglich einige Dutzend Pariser Schreier die« sehen könnten?!' Paul Lindenberg. Genolse»schuft siichs. Felddiakouen Freiwilliger ÄrlUikeiipflcgcrj vom Uothen Kreuz. * Leipzig, 25. Aprä. Die läesige Äenossenschasi freiwilliger Krankenpfleger, deren Ausgabe es ist. alle »ich! dienstpflichtigen Mannschaften (dauernd untauglich oder Ersatz II. Elasse) sür de» Kriegskrankeiidienst z» gewinnen »nd auszululde», kann nunmehr aus da« erste Jahr ibreS Bestellen« zurückvlicken. Am 3. März vor. I». sand die constit»ire»le Versammlung statt und die ersten 21 Feldd akonen wurden i» feierlichem Acle durch den Leipziger D legiitcn (silr sre wütige Krankenpflege) verpflichtet. Teil dieser Fe>I bat sich die iÄenosse»>chast trotz mancher Schwierigkeiten, wie sich solche ja jeder neuen Erscheinung >» de» Weg zu stellen pflegen, noch Innen »nd Außen in erfreulicher Weise eniwickelt und aus- qestaltei. Ein Nncki-l'ck aus diese Entwickelung wäiirrud deS erste« Jatircs durste wobt auch von allgemeinem Interesse sein. Die erste» 2l Aipirante» »lileizogen sich sofort «ach ihrer Aus nahme einem vierwöchciiilichen AuSbilduagScursuS im hiesige» JacobS-Pv> pitale, dessen Stationen die Herren GeheiinrSthe Pro fessor Nr. Hiicrsch »nd Dr. Wagner mit Genehmigung der hohen Behörden nnseier Stadl für diesen Zweck güngst überlassen hatten. Die sperielle Leitung des Iheoicinchen Unterrichts lag dabei in den bewährte» Händen des Herrn llr. von Mangold!. Der gute Erfolg die'e- EnriuS konnte und mußie den Wunich doppelt nahe legen, sobald als möglich einen zw ite» derartigen Turins zu Staude zu bringe i. Es galt dazu vor Allem, die nülhige Zahl der Theil- nehnier zu finden. Um dir Windungen erfolgreich betreiben zu kön» ». b Idele sich aus der Mitle der au'gebildeten Mitgticder ei» au« ., Stil eilte» und einem Kaufmann bestehender Vorstand (erster Bo-sitzender >tti»t. tkcnl. L. Stichler, Stellvertreter sluä. tkeol. W. Boeel; zw »er Vorsitzender aluä jur. G. Haupt). Den Beniühnnge» desselben w ir cs z i verdanke«, daß sich bis Ende Juli weiiere 18 Mann ineltele» und ltt von diesen sich auch zur Theilnahuie «« dem zweiten, snr Mute September »> Ausjichr genommenen Lursu» bereit eiklailen. Leider »nibte derselbe t» letzter Stunde »och unter bleibe». da die Herren Aerzte im Krankenhaus schon aaderWeitig allzu sehr in Anspruch genommen waren. Zu Beginn des W'nteilkmestcrS wurden die Werbungen durch grobe Aiiiruse »Mer der Sludenlenschasl lortgesetzt. Der langsame Eisolg bl-ler AgitNion tieft a er, zumal beim Einste der damaiigen Lage, kl» w rkiamere« Vorgehen nolhivendig erscheinen. Es wnrde di« Einkcrusung einer allgemeinen Studenten-Brrsamin- lnng besä losten. Dieselbe sand unter zahlreicher vrtdeilignng der Herren Professoren und Eomniititonen unter dem persönlichen Boifltz Sr. Magnificeuz des Herrn Rector Geh. Rath Prosessor l>r. Ribbcck am 12. Januar l> I. im Kryst lloatast statt Herr Geh. Rath von Kriegern, Landesdetegirter v»n> Rothen Kreuz. hatte de» Hanpwortrag übernommen und sprach in übe,aus klarer «nd eindriniticher Geste über Ziele und Ausgabe» der srei- »illlaea Krankenpstege »c. Der Sriotg der Versammlung ivar ein durchschlagender, und es steht zu l,osten, daß damit sür immer die trtebkräslige« Keime kür ein srijche« Ausblühen des Unternehmens gegeben worden sind. E» ersolglrn zunächst 22 neue Anmeldungen, eine Zahl, mit der man znsrieden sei» konnte; austerdem wurde» der Genoss, «ichast auch »amhalte G ldbeiträge zu Dheil. u. A. wnrde der ansehnliche Ertrag des Retchscommerses am Ist. Iannar >888 durch dn« fluden- tische Comitä in bankensweNher Weite zur Verfügung gestellt, und der Verein deusicher Studenten, der auch sonst die Grnosteaschal« Ihatträsiig unterstützt, fügt« dem noch eine bedeutende Summ« -,» eigenen Mitteln bet. Dt« neugewonnenen Mitglieder konnten snsart a» IS. Iannar ihr« Abbildung beginn,,, und zwar ich«, nach »er neuen, bereit« tu Preuße» bewährten Ar« der Ausbildung, di« sich i, den drei Stufen, dem Vorbereitung--, Pflege- und Wiederhol»»--Carlo», vastzlkht. Es fand aber zunächst e>u Vordere,iuugs-tkinsus statt, a» de« «gleich IS «nsaedUdrli Krantenpfle^r »eberholiiag-weffk IheUnahmen. Die Leitnng diese» «ursw» hatte Hm Stabsaez, k)r Düms gütiqst überaommen. Da» Uebnugslocal (Orthopädische PoliNiaik) >»or sür dies« Zwecke ia rulgegeukommeodster Weise durch den hohe» Senat der Uaiversitüt mit Erlaub«iß de« Herr» vr.Kölliker unentgeltlich überlasten wo» den. Die Uebuagen wurdea SWocheu hindurch abgedalleu u»d zwar in der Weise, daß eine Stunde zu praktischen Arbeiten (Verbände mit Düchern und Bmdeu), hj« übrige Zeit zu chloret schem Uuterricht verwendet wurde. Für erster« waren die 52 Theilnehmer in 7 Sektionen grtheilt; jede Sactiou erhielt zu Beginn der Uebuug ihre besondere Ausgabe, die sie unter Leitung der Sektion-sichrer an aesuuden Uebuugtobjecteu (Handwerksburschen aus der Herberge zur Heimalh) auSznsühreu halte. Die angelegte» Verbände wurden dann einer Prüsung durch den leüeiideu Arzt unterzogen. Der dar auf solgead« Lehrvortrag behandelte unter Zugrundelegung de» neu berausgegebenen Unterrichtsbuches für freiwillige Krankenpflege im Kriege alle wesentliche» Punkte der Heilkunde und Krankenpflege. Die so ausgebildcten Felddiakouen mußte» hieraus noch zur Er lernung der eigentlichen Krankenpflege einr» 4wöchigen Pfleger- cursuS durchwache». Wie schon im vorige» Jahre, so sind auch dies Jahr wieder durch das überaus schätzeudwerthe Entgegenkommen de- RutheS der Stadt Leipzig und deS Herrn Geh. Rath vr. Dhiersch die inneren und äußere» Stationen des städtischen Krankenhauses zur Benutzung überlassen wordeu und so konnten am b. März 27 neue Mitglieder nach ihrer feierlichen Verpflichtung durch Herr» Pastor Ziußcr ihre Thätigkeit am Krankenbette be- ginneu. Am Donnerstag vor Oster» wurden dieselben völlig auS- gebildet entlassen und haben jetzt nur noch die ersorderlich« Prüsuog, welche am 3. Mai stattsindea soll, zu bestehe». Sine Statistik möge diesen Bericht beschließen: Zahl der Meldungen 70, zurückgewiesen 7,zurückgetreten 8, folglich Zahl der Mitglieder 55 Ausgebildet SO (18 davon auch vieder- holungsweise). Ihrem Stand und Berufe nach deilheilen sich dl« 55 Theilnehmer wie folgt: 49 Studenten (27 Theologen, 2 Medt- ciner, 3 Philologen, 4 Juristen, 3 Naturwissenschastler), 2 Buch- Händler, 1 Director, 1 Lunstakademikcr, 1 Kaufmann, 1 Heilgehilfe. Gewiß kann die Genossenschast mit solchen Erfolgen zufrieden sein; wenigstens hat Leipzig nächst Berlin die meisten aus gebildeten Mitglieder auszuweisen, und was daS Wichtigste ist, bürgt die höhere Bildungsstufe aller Theilnehmer doch wesentlich für die Tüchtigkeit und Brauchbarkeit dieser Krankenpfleger im einstigen Nochsalle. Soll doch ein guter Krankenpfleger de» Kranken nicht nur ein Helfer in leibt,eher Roth sen, sondern auch ihren geistigen und seelischen Bedürsuisseu entgegenkoiiinien. Dieser letzteren Aus gate wird aber voll und ganz nur der genügen können, der wahre Bildung deS Geistes mit einem feinen und zarten Tactgesühl zu vereinigen weiß. Deshalb möchte» wir der Genosseiischasl, deren hoffnungsvoller An fang ja «in weiteres Blühen, Wachsen und wedeiben zu sichern scheint, dies noch ganz besonders wünschen, daß sie auch weiterhin ge- rade aus de» gebildeten Kreisen unserer Stadt und vor Allem auS der Sludenlenschasl seroer zahlreiche, kräftige und zuverlässige Kräfte gewinnen müge, die bereit sind, auch ihr Bestes sür diese hehre und heilige Sache zu opfern. Denn nur unter dieser Be dingung wird die Genoffenschasl das so nolhwendige Bertram» der Aerzte gewinnen und ihrer Ausgabe voll und ganz gerecht werden können. Esset hieran »och die Bemerkung geknüpft, daß neue Anmeldungen jederzeit ii» Bureau des Bcreinshauses (Roßstraße Nr. >4), sür Studenten auch beim Castellan Herr» Viewcg (Augusteum) eiitgegengeuomiiien werden. Der nächste BorbercilungS- Cursus wird voraussichtlich nach Psingstcn stotlfindcn. höhilt Lehnlsrderu^eu zu stelle», dte chm N auch r,»e Zeit lang dewMigtr, später dies «der verweigert», da U. immer dreister ivnkde. Wie dies in solchen Fällen fast stet- die nächste Folge zii sei» pflegt, fo rächte sich der Abgewiefene, indem er di« Sache zur -enntntß der Vehöide brachte, was sür R. uun- mehr verhängnißvoll wurde, denn das Gericht Pegau erachtete ihn d«S Betrugs in 20 Fällen sür schuldig und verurtheilte ihn zu 2 Monaten Gesäiiqniß. — Gegen düscS Erkelintniß Halle der Angeklagte duret, Herr» Rechtsanwalt vr. Lichter Berofnntz rin get-gl. Ohne Umichiveife gestaut» N. jein Veigchen eia, stellte aber tu Abrede, irgend welche betrügerische Absicht Labei gehabt zu habe», vielmehr hätte er de» Pferde» das iusolge schlechte» Weges an uud sür sich schwere Z «he» durch Ret ucn ung der Ladung etwas erleichtern wollen. Allerdings war diese Angabe einfach eineAusrede, die als um so weniger stichhaltig betrachtet werden konnte, als dck Quittungen, Zahlungen, Buchungen. Lieferscheine stet» aus 1000 stück Steine gelautet haben. Es lag sonach uur als einzig« Erklärung die Bermulhnng nahe, daß der Angeklagte sich durch di« betrügerisch«,, Handlungen eine» indirekten Vcrmögensoortheil habe verschaffe» wollen. Hinsichtlich seiner pecuniäreu Berlmltuisse hat er dies allerdings kaum nöthig gehabt und dürste somit purer Leichtsinn der Hauptbeweggrund sen. Der Herr Berth,idiger ermchte den Gerichtshof um mildere Austastung der Sache, indem er daraus hinwies, daß der Angeklagte den Verletzten in mehr als ausreichender Weise Ersast geleistet habe, denselben also rin Schaden nicht erwachsen sei. Buch sie bisherige Unbescholtenheit deS N. könne z» seinem Guustr» an geführt werden. Das Bericht gelangte indrffen nicht zu einer anderen Ansicht der Sachlage, sondern bestätigte da» erstinstanzlich« Urtheil im volle» Umsange »nd wie« dir Brrnsnng zurück. Königliches Landgericht. IU. Strafkammer. Der Colvorteur Friedrich Hermann Klöth auS Wurzen war von dem dasigen Buchhändler K. engagirt, um namentlich auch Sub- scribcittc» aus Lerica und Atlanten zu sammeln. Er halte nun in 18 Fällen Bestellungen fingirt und die schriftlichen Aufträge mit den Namen der betreffenden Besteller versehen, daraus hin aber eine Provision von etwa 2öO,4t erhoben, serner in 7 Fällen ein- cassirtc G schäsiSgelder im Betrage von zusammen über 200 -A nicht algeliescrt, sonter» iu seine» Nutzen verwendet, endlich ein Iagdleziko», welches ihm von der Firma behufs Vorlegung bei de» Siibscribknleii übergeben worden war, verkauft und den Erlös an 26 .« gleichfalls für sich verbraucht. Der Angeklagte, welcher der ihm sonach zur Last lallenden Vergehe» der UÜundcnsäl'chung, des Betrug» und der Unterschlagung geständig war, bezog sich zu seiner Entschuldigung aus die Nolklage, in der er sich mit der Familie besunden. Es erfolgte seine Verurlheilnug z» 1 Jahr Gesa ugniß- strafe und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte. Der Gerichtshof bestand an» den Herren Landgerichlö-Direclor Jnstizrath von Bose (Präsid.), Landgerichts-Rüthen Sachße, Lehmann, Or. Fleischer und von Sommerlati; die Anklage führte Herr Staats anwalt l)r. Nagel. H. Strafkammer. Die aus den Güterböden der hiesigen Sächsischen Staatsbahu be- schästigtcn Arbeiter Ernst Em,l All »er aus Eounewitz. August Emil Bach aus Stenn, Friedrich Ernst Gotidos auS Tubno, Carl Rudolf Voigt aus Schasstedl und Ludwig Meißner aus Eiöleben waren beschuldigt, sich der Entwendung einer größeren Anzahl der verschiedenartigsten, als Frachtgut ausgegebeiik» Gegenstände schuldig gemacht zu haben. Nach Inhalt des Erösfniingsbcjchliiffcs fällt den Angeklagten Folgende- zur Last: 1) im Sommer 1887 haben Bach und Gvlthos ans einer nach München bestimmten Kiste eine Anzahl Federhaller und im Dccember vor. Js au« einer nach Hariensteüi ausgegebenen Kiste Geldtäschchen, Armbänder und Zopsnadelii, Mit!« Januar dS. IS. dieselbe» Angeklagten und Voigt auS einer nach Eheinuitz bestimmten Kiste verschiedene Strunipswaarrn. ebenfalls in, Januar Bo,gi und Golthos aus einer noch München bestimmten Kiste 3 Paar Gurlhosen, Aach, Golthos und Meißner im Februar ans einer nach Chemnitz ausgegebenen Kiste 4 bunte Plüschdecken, Altner und Bach aus einer nach Werdau ausgigebenen Kiste eine Partie Vorhcmdchen enlwcudet und zwar sind die betreffenden Kisten desrct gewesen, während im letzten Falle ein Seitenbret abgedrückt worden war. TheilS im letzten Viertel des vorigen, theils bi» in de» Februar dieses Jahre- hinein hat dann weiter Bach an- nach Wilkan und Lhemnitz adressirten Kisten wollene Waareu, Boigt a»S Kisten oder Ballen Steck nadeln, Packpapier, Garn und zwei Tücher, Meißner auS nach Chemnitz ausgegebenen Kisten Packpapier »nd ein Paar Unterhosen, Gotthof aus CvlliS eine Anzahl verschiedenartiger Sachen, Boigt noch ein Paar Unterhosen »nd einige Talgterzen entwende». Die jLmmtlich.il Gegenstände repräfenlirleu glücklicher Weise keine» er hebliche» Werth. Während die Angeklagten Altner, Bach. Boigt und Meißner ein offenes Geständniß ablegten, iiiachte Gailhof bezüglich des Elwerbs der ia seinem Besitze Vorgefundene» Effcclcn die ver- zweiseltsten Anstrengungen, die Rechtmäßigkeit nachzuweiscn. Charak »rristisch war » A. in einem Falle seine diesiallsige Behauptung bezüglich einesPaareS Handschuhe, den» dieselbe» paßten gar nicht sür seine Hand und es wirkte geradezu humoristisch, wie der Angeklagte sich anftrenate, die hartnäckig sich widerstrebende» Hoadschuhc zur Raison» d. h. aus seine derben Hände zu bringen. Das Gericht verurtheilte Gotthos zu 1 Jahre, Altner und Bach zu je 4 Monate», Boigt zu 3 Monaten und Meißner zu 1 Monat Gesäugniß. Der Gerichtshof bestand an» de» Herren Landgerichts-Dircctor Sieber (Präsid ), Metsch, Grnber, Barth »nd von Sommerlati; dir Antlage führte Herr Ober-Staatsanwall Häntzschrl. IV. Strafkammer. Die Handarbeiter Friedrich Moz Stahl au» Rrnschönefeld »nd Bruno Nievlaus Kapofla ans Ratibor waren gelegentlich eine» BockbicrfcsteS in r>ner Restauration zu Rendnitz tu Differenzen ge- rathen, in deren Verlaus ei» in Ctvilkleidung anwrfcndrr Schutzmann ron dn, Angeklagten M-ßha»dl»»ge» zu erleiden hatte. Rnch der Entfernung au» dem Local war die Verhaftung der Etzredentru er- folg», welcher jedoch Stahl rntschiedenen Widerstand entgegengesetzt Vati». L« erfolgte h,e «ernrthrilnng Stahl'» zu 5 Monate» «nd Kapofta'S zu 2 Monntr« «efiagniß. Der Gerichisdof bestand an« den Herren LandgrrichiS-Dirrrtor Borsich (Pl>,siL>nt). Landgerichts-RUHeu Bülitz, Wolf, Adam und Ber-K: di, Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Thteme. V. Strafkammer. Aus unbegreiflichem Leichtsinn ist der bisher noch unbescholten« GuIsbesitzerSfohn Frirdrtch N in Legan zum Betrüger gewordr» Der Angeklagte leitete den Geschäft« bet rieb der Z segelet setnet Vat rs. N hotte mit den Mnareemetstern S. »nd M. daselbst größere Liefern«,»,, von Ziegel» abgeschlossen, d«» h»n, «MH esieetntrt »nrden. In Fuhre, ä 1000 Stück ertsieltn« W. »nd M. Me Steine -egen Lejerichei, nn» Empfangöbeftättgun, z^esnnht nnh »er Ziegtlbre»uee U. hatte ha» Einladen zu besaeaen. Der Angeklagte gab dlesim nun zu verschiedene» Malen »rn Anftreg, anstntt 1000 Stück, nur 900 »der SbO Steine zn laden »nh »i ist die« in 2« Fälle» ^scheb». Z, « Fstle, ß»h «. NN» «. NM je «» mch t, « ^ «o Stick Stet», Müefert worben, »er »er«« W» 1000 Stück b^ägt « so doß dir Abnehmer bmch M.P »MrstnerEche MnntWckntsane» »m ?b geschädigt worden sind, de«, dw Bnchnngem LwKrschefn« mch Quittn^n Hab,, t» ^e, dtese, Fä>a» ans t, Ä» Stück »I» nnd pnd dementitzeechrnb ln bwwr Häü« b»mhtt wmbe». l Viel», r 11 tatte die Kenntntß dtefer Bk trüge» etr» bag> benntzt. Sachsen. s Dresden, 2b. April. Wie wir hören, find unter den Mitgliedern der sächsischen Fortschritt-Partei gegenwärtig Ver handlungen im Gange wegen der Frier de- 25jährigen Bestehen« de« Fortschritt-Verein» in Sachsen. Dieser Verein wurde am 25. April 1863 im EchUtzenhause ^u Leipzig begründet. E» hatten sich am genannten Tage «egen 70 Fortschrittler (LandtagSabgeordiiete, Gemciirderäthe, l Stadtverordnete. Gutsbesitzer :c) auS allen Landestheilen unter Vorsih de» Parteigenossen Rewitzrr aus Chemnitz usammengesunden und diese bildete» nach einer Ansprache de» Or. Joseph auS Leipzig aus Grund bereits vorbereiteter Statutenden »Sächsischen Fortschrittsverrin". Das erste Borstandöcollegium bestand auS 12 Mitgliedern. Mit glied konnte durch Unterzeichnung der auS 4 Hauptparagraphe» bestehenden Satzungen jeder dispositionssähige in Sachsen auf hältliche Deutsche werden. Der zu leistende Jahresbeitrag wurde ans 10 Neugrosche» festgesetzt. Ta die Statuten hin- ichtlich der Bestrebungen deS Vereins rcsp. der Partei durch die Errungenschaften der Zeit schon großentheilS überholt sind, sodürste der Rückblick aus tz.t nicht obncIateresse sein. Der Verein (irebte an: .aus Grundlage der thatsächlich bestehenden staatlichen Verhältnisse Lurch alle gesetzlichen Mittel 1) bundesstaatliche Einigung Deutschlands aus Grund der deutsche» Reich-Ver fassung vom 28. März l8tS und vor allem. Wiederherstellung der deutschen Nationalversammlung. 2) Reform des sächsischen Wahlgesetzes, insbesondere Aushebung de« Bezirkszwanges und deS Princips der ständischen Vertretung; Abkürzung der Wahl periode. 3) Aushebung der die Rede- und Preßfreiheit, sowie daS Verein-- und Versammlung-recht weil über da- Maß des Nolhwendige» beschränkende,, gesetzlichen Bcstimir.unge». 4) Resorni de- Strafrechts und des Strasprocesses, nament lich in Gemäßheit der Beschlüsse deS deutschen Iuristen- tagcs, insbesondere redliche Eiiisuhrmig der Schwurgerichte. 5) Ein den, bayerischen und badischen ähnliches Gesetzbuch de» PolizeircchtS, Polizeistrasrcchls und de- PolizeistrasprocesseS. K) Beschränkung LcS Recht« der Regierung oder Ortsobrig- kcil, gesetzmäßige» Wahle» von Gememdebeamten die Be tätigung zu versagen. 7) Reform der Kirchenversassung Lurch die Gemeinden selbst; größere Unabhängigkeit der Schule von der Kirche; Wahl der Geistlichen und Lehrer durch die be treffenden Gemeinden. 8) Aushebung der Vorrechte der Rittergutsbesitzer den Gemeinden gegenüber. 9) Beseitigung der Erschwerungen der ErwcrbSIHätigkeit und Freizügigkeit." — In Dresden giebt cS 22S Aerzte und l25 Rechts anwälte; da am t. December 1885 die Einwohnerzahl der Stadt cüischließlich der 838t Bewohner der Albertstadt 246.038 betrug und dieselbe seit 1879 jährlich um rund 5000 zuge»oinn.en hat, so greifen wir nicht zu hoch, wenn wir die gegenwärtige Ziffer mit rund 250,000 aiinehme». ES kommen soiiach auf t Arzt 1092 und aus l RechtSanwalt 2000 Einwohner. — Die im vorigen Herbst begonnenen Neubauten de» unter der Leitung des Herr» Rudolf Se ndig stehenden Cou- sortiumS inScha » dau sind trotz des langanhaltenden Winter- rasch vorwärts geschritten und könne» mit Beginn der Bade- nnd Touristenzeit ihre» Zwecke» entsprechend zur Benützung kommen. Der Hauptlinu, ver Spciscsaal, nach dem geschmack vollen Plane der Herren Architekten Hähnel und Preßler in Dresden entworfen und auSgefUhrt, wird die stattliche Reihe Sendig'scher Bauten um eine neue Zierde bereichern. DaS Gebäude steht landeinwärts zwischen Billa Quisisana und Villa Königin Carola und wird auch sür Pension eingerichtet sein. Auch sonst herrscht nach dieser Richtung hin durch Vor kchriing jeder Art, wie Instandsetzung aller disponiblen Wohin räume :c., daS regste Leben in dem freundlich gelegenen, sich einer immer steigenden Beliebtheit erfreuenden Bade- und Fremdenstädtchcn, dem AuSgangS- und Endpunkt so zahlreicher Ausflüge in der lieblichen Bergwelt der sächsisch-böhmischen Schweiz. Zittau, 24. April. In allernächster Zeit wird unsere Stadt um drei werthvolle Monumente reicher sein. Außer der im August projeclirten Ausstellung de« Heinrich-Marfchner-- DcnkmalS und der späteren Errichtung der historische» Brunneu- statue der Tiedge-Stlstung tritt nunmehr die Ausstellung der ChristuSstatue in der St. Iohanniskirche in den Vordergrund. In den Nachmittagsstunden de» gestrigen Tage, war vor dem Haupteingauge der Kirche die riesengroße Kiste mit der Auf schrift „Ühristu-statue sür Zittau" zu sehen. Da» Gewicht der Kiste soll 140 Centncr betragen. In 14 Tagen glaubt der die AusstellungSarbeiten persönlich leitend« Bildhauer Schwarz mit der Ausstellung zu Ende zu sein. — Die „Zittaurr Mnrgen-Zeitung" fühlt sich selbstverständlich durch die Enthüllungen über ihren Beschützer, den dentschsrrifinnigcn Reich»taa»abgrordneten Bubdebera. sehr unangenehm berührt und fie zetert gegen die böse Preise der Eartelvarteien, welche e» gewagt hat, dir Dinge beim richtigen Namen zu nennen. Wenn die „Zitt. Morg.-Ztg. glaub», ihren politischen Gegnern eine Vorlesung über Aiistand und gute Sitte halten zu könne«, so wollen wir sie an jene» gerichtliche Erkenntuiß erinnern, in welchem srstgestellt ist, das ,n den Spalten brr „Zitt. Morg.-Ztg." der Revolverton an geschlagen zu «erden pflegt. Also imnier nur erst vor der eigenen Thüre kehren, eh« man anderen Leuten Vorwürfe macht Reichend ach, 25. April. I« Octobrr de» Jahre« t886 sand, wir noch io Erinnerung ist. in Rücksicht aus die damals drohend« Eholeragefahr eine chemische Untersuchung der -slentliche» «nv privaten Brunnen hiesigen Stadt- beznkr» statt» welche di« Unbrauchbarkeit einer großen Anzahl bi» dahin in Benutzung gewesener vrnuuen ergab, die in F»lg« besten geschlossen und durch weiß« Täfelchen mit ent sprechende» Vermerk kenntlich gemacht w»rden sind. Von den damal» i» Betrieb befindlich grwesene» 233 Brunnen mußten nicht weniger als 38 geschloffen «erden Die Zahl der Brunne« wird seitdem nur weniq «stiegen sein und dir Ver hältnisse von dnmal» werde» sich im Allgemeinen mit den ßeuUg» »och decken. Di« dawal» voraenomlneue» Unter- mchemgr» der verschiedenen Brunnenwässer ergab folgende Resultat«. Ü2 Brunnen lieferten .chute« Trinkwaster". 1» Blnnnr» „sehr g^W Trinkwaster", 0 Brunnen „varzüg- Uche« Triakwaster", > Brunnen „ganz vorzügliche« Trink- Waßer". Bel »» Br«me» lautet« der Bescheid „als Trink- »aste, z» ßen^rn", bei »9 „zu rrirkwecke» brauchbar", , „kann «I» Trinkwaster Verwendung finden", b-» 45 ..,l>» Trinkwasscr uwd zu gebrauchen", l „weil äußere»!«,, kalkhaltig, mit Vorsicht als Trinkwaster zu verwenden ". 27 Brunnen lautete der Bescheid „al» Trinkwaster »ich, ^ verwenden", bei 7 „ist gesundheit-gefährlich und al« Wasser gänzlich zu verwerfen", bei 2 „ist bedeutend mit Jauch« verunreinigt und deshalb zu Trinkzweckea nicht venrciitba,' und endlich bei 2 Brunnen „da» Master ist als reine u bezeichnen und ungenießbar." — In Berggießhübel vollendet am 2. nächsten Mi,«,, ein Einwohner sein 98. Lebensjahr. ES ist die« der keu- ionirte Mililairarzt Traugott Küchler, der de» Feldzug nach lkußlaad noch mitgemacht hat und bei de», verhängnißiiollen Uebergang über die Beresina war. Der so hochbelagle Mai», ist noch rüstig, geht allein spazieren, verrichtet häuslich« Arbeiten, wie Holzspalteu rc., und befindet sich überhaupt >r,h! --- Stollberg, 25. April. Bei dem Jnlereß,. welche« sich au» Anlaß de« Mecrauer Falte» sowohl in d»r ! lagespreste, al» in den Landtagsverhandlunge» sür die Hand, habung der Disciplin in den Bezirks-Armenhäuser, kundgeaebei, hat, darf eine Mittheilung auS de», neueste, liechenschastsdericht der Bezirk-armenanstalt Stollberg. irelchr diesen Punct betrifft, Wohl aus Beachtung rechnen einem Durchschnittsbestand von täglich 55 Corrccliviiaire» und Häu-lingen, welche zum größten Theile im höchst,, 8rate verkomme» in die Anstalt eintretcn, sind im Jahre >887 51 HauSstrascn an 38 Personen vollstreckl worden. u,t zwar 8 mal Verweis, Smal Entziehung der Extragenüsie aus 2—4 Wochen, 3 mal einfacher Arrest von 2 und 3 Tage,. 3Kmal Arrest bei Wasser und Brod von 1—6 Tagen, ln,,! körperliche Züchtigung mit lO Ruthenhieben. D, körperliche Züchtigung betras auch diesmal wieder ein J»t> viduum, bei welchem alle anderen Strafmittel vergeblich aii gewendet worden waren. Wenn auch ini Allgemeinen nm de» gewöhnlichen Strafmitteln auSzukommcn ist. so kann doch die Strafe der körperlichen Züchtigung bei einzelnen besontei: chlechten Personen durchaus nicht entbehrt werden. Schon der Ge danke daran, daß solche in der Hausordnung vorgesehen ist.hälttst meisten Anstaltsinsassen von größeren Ausschreitungen und Pci- (khen zurück. Eie kommt natürlich nur in den äußersten Fälle» mit ehr selten zur Anwendung." Von 6 Entwichene» kehrte» l reiwillig, 2 nach Ergreifung in die Anstalt zurück, 2 beginge, iußerhalb der Anstalt Verbrechen und wurden zu Zuchlhauk- irascii verurthcilt. Die letzteren trotz ihrer Jugend und Ar beitsfähigkeit bereits vielfach vorbestraft, haben stets bald »aä, ihrer Entlastung auS der Strafanstalt wieder neue Verbrechm begangen. Einer von diesen hat behauptet, daß ihn nur k>e ;u schlechte Behandlung in der BezirkSanstalt zu neue, vergehen geführt habe, um au» derselben befreit zu werde,, obgleich gerade dieser Mensch mit ganz besonderer Nachsich! in ver Anstalt bchandet worden war. Jedenfalls ist dies ei» Beweis dafür, daß diese so oft zu hörende Behauptung i, den meisten Fällen ohne Grund gethan und stet- hervortreten wird, seibst ioenn da- Strafrecht noch so correct und mit der große» Nachsicht in den Bezirksanstalten geübt wird. -- Freiberg. 25. April. Die meiste» nach dem Pctri- kirchhos gelegenen Hinterhäuser der Gebäude der hiesige, Peterstraße haben rin so ansehnliche- Alter, daß ihr Abbruch »erzlich erwünscht, aber durchaus nicht gefahrlos zu bewerk- telligen ist. Rachdem jetzt da» Roscher'schc Haus völlig niedcrgeriffe» und bereit» für einen schönen Neubau Grünt gegraben worden ist, ereignete sich gestern Abend 8 Uhr aus der Baustelle ein Unfall, der sich sehr leichl zu einen! entsetzlichen Unglück hätte gestalten können. Trotzdem, daß d>: reigelegten Brandmauern der beiden Nachbarhäuser mehrfach gestützt waren, stürzte um diese Zeit der Giebel deS Will 'che, Hinterhause« vollständig ein und aus die Fläche deS Neu baues. der zum größten Glück bereit« eine Stunde vorher von sämmtlichen Arbeitern verlassen worden war. Die er chrecktrn Bewohner der jetzt ganz offen liegenden Zimmer de» Wltt'sche» HauscS retteten sich noch rechtzeitig, mußten aber sofort die Wohnungen räumen. Der Verlust, den sic durch da« Hinabstilrzen einzelner Möbelstücke erleide», dürste zu verschmerzen sei». Die heule früh getroffen:» Verkeh rungen dürsten hinreichen, weiteren Schaden zu verhüten. — Gestern Abend wurde im Vestibüle de» hiesigen Bahnhofes ein Schlosserlehrling sestgenommen. der eben an dem anlc- matischen Verkäufer daS ihm schon früher geglückte Manöver wiederholte, durch Emwurs von Bleistücke,,, die er in G>oße und Gewicht eine» Zehnpfenniger» angesertigt hatte, einige Tafeln Chocolade zu erlangen. Rochlitz, 24. April. Gestern Abend nach 7 Uhr cnllud sich in hiesiger Gegend ein heftige» Gewitter, das drei Brände verursachte. In Köttern entzündete der Blitz die Scheune deS GemeindevorstandrS Schrcyer, in ThccStörs daö Seifert'sche Gut und in Wiederau eine Scheune. Alle« brannte nieder bis aus daS Seiscrt'schc Wol'nhwS. Bei dem Brande in TheeSdors stürzte der Gutsbesitzer Bollert von dort so unglücklich von der Scheune, daß er lebensge fährlich verletzt wurde. Unsere Stadt Rochlitz blieb wie ge wöhnlich von den heftigen Wirkungen deS Gewitter» ver schont. da der Berg im Westen eine vortreffliche Wetterscheide ist. Ganze Jahrzehnte lang entladet sich über unserer kladl kein Gewitter; der Berg theilt die Wetterwolke» und schiebt sie südlich und nördlich der Stadt vorüber. In diesem ganze, Jahrhundert ist die Rochlitzcr Flur von keine», Hagelwetter betroffen worden. Unsere Ockonomen versichern deshalb gegen Hagelschlag gar nicht mehr. Burgstädt. In der Nacht vom 17. zum 18. dsS Ml« wurden in Ta ura eine Masse Exemplare de» i» der Schweiz erscheinende» Blatte» „Socialdemokrat", auS den Jahren 1886 und 1887, verbreitet. Man sand da» Blatt i» de« Hausfluren, aus Aborten, an Stuben- nnd HanSthürc» ange- hestet, kurz, man sand überall Blätter vor, ohne daß irgend Jemand von den verbreitern etwa« bemerkt hätte. Gebet der Denkfchen. Seiner Kaiserlichen Majestät Friedrich IU. O daß rin Zaubermittrl dock sich fände, Ein Wort, da« un» der Zukunst Thor erschlösse» Von ihrer Nacht den düstren Schleier wende, Uud Lab' und Trost in uns'rr Seel' ergösse. Daß wir erführen, ob rin theure« Leben Na» bleib' erhalten, da» un« Gott gegeben. Komm, Wahrheit, eil' e» Allen zu verkünden. Die schmerzlich bangen um den bohen Fürsten, Daß alle Lebensgeister sich Verbünden, Erleucht' un», die nach Offenbarung dürsten, Hier knien wir nieder, fleh» mit heiße» Zähren, Du wollest Trost und Hoffnung uns gewähren Dringt kein Gebet hinaus zu GotleS Throne, Kann keine Macht de» Schicksal» Sprüche wandeln? Wir flehen glänbig zu dem Gotte« Sohne: Nicht »nerbilttich. sprach er. muß Gott haudetn, Zeig'. Vater, zeig' un« deiur Lied' uud Milde. Deck' unsre» Volke» Haupt nitl deinem Schilde. Ties, »nersorscht sind deiner Gnade Quellen, Reich ist die Liebe, d«e da« All umschlungen. O laß der Zukunst Dunkel sich erhellen, Ei, dtut'ge« Schwert hat Deutschland« Herz durchdrungen, O Hoffnung, komm mit deinen gold'uen Strahlen, Laß Freud' und Licht un« Deutschland» Zukunst malen. Dem Enkel Friedrich'» liebst die reichste Spende Du gold'nrr Gaben sür den Kaiserthroa. Aüihr' Ihn. o Gott. Iß« deinen Luq^ sende. Gieb Seine« Volte« Lieb« die« zn« Loh». Laß lang' er, lang' in Deutschland» Gau'n regiere In ganzer Kraft den Tbron al» Friedrich ziere. .Vosflsch« Zeitung". A. Marrck,,.
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