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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-20
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1888
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2.21 Exercir Halle bat eine Hänge van 82.35 « und eine Txse von 24,80 m An der Rückseite ist «in Anbau zur Ausnahme der Musiker. Dir Tachcoiislruclioa ist von Eisen, da- Material der Dachbedeckung besteht au- verzinktem Eisenblech. Ein jedes der beide» E a sernen geöä ude hat eine Länge von 12V m und eine Tiese von kV,5 m u»L erhält rin Kellergeschoß, ein Erdgeschoß, zwei Obergeschosse und au-gebaute Mansarde, st» da« Kellergeschoß komme» die Wirthschost-» und Baderäuine, der Speijesaal, Haiidwerkerstubeu, die Putzräumc und ein NnterossicierScosino, in» Erdgeschoß Burcouräume, ein Unterricht-zinimer. Wohnräume s>ir zwei Lieutenant-, vier Feldwebel, verheiralhele Unterossicierc rc., sowie die Wohn- u»d Schlasraunie für die Musiker, in den beiden Ober geschossen Wohn- und Schlasräuwe für die Mannschaften, endlich in die Mansarde Schlasiäume für die Mann schaften und die MontirungSkainmern. Die Baukosten siir die genannten Gebäude sind mit 500,000 ^ veranschlagt. Die für den Bau der Erercirhalle veranschlagle Bausumme ist zwar nicht erreicht worden, immerhin wird aber in Folge mehrere» von der Militärbehörde gestellter Nachsorderungen rmc Ucberschreitung der veranschlagten Hauptsumme eintrrlen. Glauchau, l7. April. Da- in der Brüdcrstraße gelegene Restaurant „Zum goldenen Anker" (früherer Besitzer Heinrich Kretzschmari ist bei der heute statlgesuudcue» Ver- steigrrung für de» Preis von 52,000 .ä! von Herrn Guhr in Reudnitz — Vertreter der Herren Riebeck L (5o. daselbst — erstände» worden. * Freiberg, l8. April. Trotzdem die private Bau- lhaligkcit in Freiberg seit kern Emtreteu besserer Witterung eine sehr lebhafte ist und auch seil Montag die Schleußen- arbcitcn, Pflasterungen und Trottoirlegungen mit Energie wieder ausgenommen worden sind, sehlt eS hier keineswegs bis jetzt an Arbeitskräften, so daß die noch immer hcrbei- strömenden böhmischen Arbeiter nur »och vereinzelt Be schäftigung finde». Mit dem gestrigen NachnuttagSzuge kamen über Bienciininhle abermals zahlreiche czechische Arbeiter aus der Uingcgeiiv von Prag hier an, die von einem einzelne» Arbeiter geführt wurde», der Deutsch sprach und den Dol metscher macht. Sic halten in einem Prager Blatte gelesen, daß in Frciberg zum Bau einer Gasanstalt IVtt Maurer und lOO Handarbeiter gesucht würden, und waren sehr betrübt, als sie hier an der Gasanstalt erfuhren, daß daselbst nicht gebaut würde. Enttäuscht zogen sie nun. ihre Hab- sel,gleiten tbcils aus dem Rücken, tlxil« in der Hand tragend, von einem Arbeitsplatz zum andern und suchten Arbeit, wobei nur ei» kleiner Theil Erfolg gehabt haben dürste. — Unser Stadttheatlr ist gestern bis zum Herbst geschlossen worden und hat damit die Theater- grsellschast Tauscher, welcher aus drei Jahre daS Theater zu gesichert ist, eine Saison beendet, welche besonders in letzter Zeit durch Ausführung guter komischer Operu und Operetten recht ersolgreich war. .Heule reiste» die Mitglieder der Ge sellschaft »ach Aiinaberg ab, wo die Saison morgen mit „Farüiclü" eröffnet werden dürste. — Der erschütternde Fall, durch den die 2!» Jahre alle Emilie Jda Göhrick in den Verdacht kam. die l l Fahre alte Marie Hedwig Kircheis im Hüttenteich bei Brand ertränkt zu habe», dürste für iinmcr u»ausgeklärl bleibe». Der erste Staatsanwalt bei dem löniglichcn Landgericht Frciberg. Herr Oberstaatsanwalt Bernhard, iheille Herr» Tischler Friedrich Kluge in Brand mit, daß seine Schwägerin Göhrick von Herrn GerichtSarzt Itt Rippold als „Hysterisch-Irrsinnige" bezeichnet worden, daß die Ceetto» der Kircheis keine» Anhalt dafür gegeben habe, daß von irgend Fernand a» ihr Gewalt verübt worden, daß endlich der Verdacht, die Göhrick treffe ei» Asirschnlden an ihrem Tode, nicht z» erweisen gewest» sei. Hartha, 18. April. Regstes und andere» Orten gegen über weit überlegenes Bauwesen entwickelt sich in unserer Stadt, stieben neuen Straßcnanlagcn sind gegenwärtig t5 stieubaulcn im Gange. Die bier bestehende große Möbius'sche Ziegelei, welche Lippe D lniolccr Arbeiter beschäftigt, hat be deutende Aufträge auch »ach auSivärtS. Ein weiterer Auf schwung in dieser Bestellung wird sofort eintreten, wenn mit der sicherlich zu erwartenden Eisenbahn Waldheim-Rochlitz die hiesige BalmbosZaiilage sesigestelll sein wird, »ach welcher sich andcrwcile Banlen richten. Klage» über den hiesigen GejchästS- gang und Erwerbsverbälln sie sind nicht vernehmbar, die Perl- »ilillerkiiovssabrilatioii geht sogar angerordenllich gut. ^ Aus de:» Erzgebirge. 18. April. Gestern stürzte in Aue der 3 Fahre alte Knabe de» FabrikhauSmanneS Wagner in de» BetriebSgraben eines Holzsägewcrkes, aus dem er nach einigen Slnnde» von der suchenden Mutter und einige» Arbeiter» leider Ivdl herausgezogen ward. — In Sch »re de rg Halle am Monkag ei» 8 Fahre Schnlknabe in dös- willigcr Absicht i»i Schuppe» eines Hause» Feuer angelegt, das zu», Glück noch rechtzeitig von einein Sticker gelöscht werden konnte. Plaue», >8. April. Fetzt vor zwei Fahren sind in de» städtischen Teich der T cii n er a 85 Karpfen gesetzt und im Herbste desselben Jahres als selte Karpfen mit beträchtlicher Gewichtszunahme wieder heransgeiivinmen worden. Dabei zeigte sich aber, daß von den Karpfen einer oder mehrere derselbe» gelaicht Hallen, een» cs waren anßerdein inasscnhasl kleine Karpien vorhanden, die wieder in de» Teich gesetzt Wurde». Boi dein Fische» dcS Teiche» am vergangenen Mon tag sind i» demselbe» 800 Stück schöne Satzkarpscn iui Gc- sammlgkwichle vo» lEenlnern gefangen worden, von denen 17,0 Stück wieder in den Teich eingesetzt, die übrigen aber verkauft wurde». ck Planen, 18. April. Heine hat vor der 2. Strafkammer des hiesigen koingl. Landgenchis die Hauptvei Handlung wider den 32 Fohre allen Kaiiinian» Karl Paul an« Reichen doch wegen Ur- kiindeiisalschttiig, Betrugs und cinsachen Baiikcrotls und Wider de» 45 Fahre alten Jiigrnlcnr und Kaniman» Karl Friedrich Spiegel- derq aus Berlin wegen Urkundenfälschung begonnen. Paul, seil 1882 i» Rcichenhacki selbstständig, Besitzer enier inechoniicheli Weberei, z» dessen Vermögen am 24. November 188«, das ConcurSversahreii »aiiffnc! wurde, nnrd zur Last gcsig»,. daß er ii« Fahre 1888 in weil «brr lOO Füllen sog. Kellcuocchsel, bezüglich deren er gewußt, dass dieselben von mehl voiha„dc»e», bczw. zahlu»gSu»iäh,ge» Personen accepiirl und gii.l ivorde» waren, »»irr Unterdrückniig dieier Thal- fache in Verkehr gebracht, daß er eine Anzahl Wechsel »nt den« Aeeepl E. A. Go'.tbcrg'S in Gera gefälscht und düse Wechsel mit dem nachgeniacht n Stempel Goldberg'S unberechtigter Weise versehe», dah er seiner als Schuldner, z» dessen Vermögen das ConcurSvcr- sohren kiüssnct ivurde, seine Bücher jo »»ordentlich geführt hat, daß sie keine Uebeisichl über seinen VermügenSjustano gewährl, er auch unterlasse» hat. i» de» Fahre» 188., und 1888 die Bilanz zu ziehen. Spwgelberg ist besch» digt, i» 98 Fallen solche Kellerivechsil angesertigl und seines Vorihkile- wegen an Paul abgegeben zu habe». Paul gesteht zu m, Fruhjahee I88»> durch dir Zeitung Acceptcredit- geber gesucht und daraiit i»>l de» Agenten Spiegelbera in Berlin, Weglchner und Walzer in Fronkiuit a. M. in GtscheiiiSverbiiiduiig gelreien zu sein, und zwar in der Wnse, tast ihm Fenc gegen an gemessene Zinsen ..nachsrageiruidige" W chjel von guisiinirte» Leuten äbersendk» sollten. Er habe sich daniii baareS Geld verschaffe» wollen, um sich m jcliiei» Geschäsle beffr Helsen z» könne», that- sächl ch habe er auch von de» Geuunute» solche Wechsel bezöge» und dieselbe» entweder in Zahlung gegeben oder di-ro»Iireii lassen. Die Verhaftung Paut'S crsolgic am 20. Noveiuber 1886, er befindet sich demnach seil siebzehn Monate» in llntrriuchnngSbast. An der BeweiSausnahiiic, dez. Zeugenvernehmung gehl hervor, daß Paul diese Kellerwechsel nicht seiten als K nndenwechscl in Verkehr ge bracht Hab Spiegclbcrg, Ingenieur, Soh» deS verstorbenen Sch'ffS- capitoin Spiegelberg in Grriiewaloc, hat in dr» siedeiiriger Jal ren in Berlin Häuser aist Speculat on gebaut, damit angeblich viel Geld gewonnen, solche- aber auch wieder durch leichtsinniges üreditgewährc» Verlöre». Fetzt ist er kinsiii u » scher Agent in Berlin und »nver- mögend. Een 10 Deecinder 1887 verbüßt er eine hin in Berlin wegen Wechselsälschnng z»--,knn»c Grsäng, ißstraie von 2'/, Fahr. Spiegclberg gesteht z», Paul Kellerwechsel gegen Provision verbliaffl zu haben, es leugnet obre sowohl er, als auch Paul die Absicht des Betrugs, w>e sic auch die ihnen zur Last gcleg e lliluiidcnsälichniig tu Ablkdc stellen Ab nds 8 Uhr wird die BtlhanUung »'-gtbiochcn; Beginn morqc» Boriiiülag !> llstr. Berlheidimr Pauls ist Rechts- anwal» I>r Möller in Plauen, B>rt!»>id,ger -pieaelberg'r !lt,chlS- anwall kW. Straßmann-Berlin V. Pirna, 1» >P»U. 9« Anschlufi« «» ß«n arstrig« Bericht Icker die hier flatlzrhadteDelegirren-Bersamm- lung des Gebirg-verein« ist ergänzend zu bemerke», daß dem Leipziger Lerlreter die Erfüllung de-Gesuche« um Gewährung vo» Beiträge» zu Bortrag--Ho»oraren in Aussicht gestellt werde» konnte. Die Begründung der einem wirklichen touristischen Fnteresse entsprungenen Leipziger Sertwn machte hierorts, wie überhaupt im ganzen Schwriz- aebiete de» besten Eindruck, so daß von vorühereiu der gute Wille bestehe» dürste, den Gedirg-verem-brüderu am Pieißen- strande unterstützend zur Seite zu treten. — Zu das Netz de- »Eppreß-Packet-Berkehr-" der Firma Geuck: L Co. in Dresden ist jetzt auch unser Pirna mit einbrzogen worden. Da während de- Sommerhalbjahrs bereits die Danipsschisfsahrt der ReichSpost starke Concurren; macht, dürste der betreffende Umsatz vorläufig nicht allzu bedeutend werde»; iuimerhiii findet daS Gencke'sche Unternehme» aber viel Anklaug. — Mit den Iahruiürkteu gehl e- doch recht bergab. So huldvoll diesmal auch die Frühliiigssoune gegen alle Gewohnheit aus die Budenreihen herabschoule, so ist doch daS geschäftliche Facit e», rechl miserables gewesen. Biele behaupteten, daß sie sactisch nicht einmal die Spesen hrraus- geschlagen hätten. Die Zahl Derer, die aus den Jahrmärkte» ihre Bedürfnisse zu decken pflege», wird eben immer geringer. DreSdeu, 18 April. Zwischen dem 12. uud 15. Mai beabsichtigen Ihre königl. Majestäten, wie wir erfahren, nach Schloß Sibylleuorl zu reisen, um dort einige Zeit Aufenthalt zu nehmen. — Der Eplrazug, ivelchcr Ihre Majestät die Königin am Freitag früh aus Meiilone zuriicksiihrt, fährt direct bis zur Haltestelle in Strehlen. — Heute Nachmittag fand im prinzlichen Palais aus der Laligestraße Familientasel statt, an welcher Se. Majestät der König, sowie Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August theiluahmea. — Sc. königliche Hoheit Prinz Friedrich August gedachte gestern Abend in Begleitung seines Adjutanten das Rcsidenztheater zu besuchen, bestellte indeß im Lause deS Tages infolge der Nachrichten über den Zustand d«S Kaiser Friedrich die Loge wieder ab. — Fhre k. k. Hoheit die Erzherzogin Maria Zosepha, Prinzessin von Sachsen, stattete gestern nach vorliegenden Meldung«»» mit der Kronprinzessin Stephanie von Oesterreich dem prächtigen Mccrschlosse zu Miramar einen Besuch ab. Abends erfolgte wieder die Rückkehr nach Abbazia. — Die großherzoglich mecklenburgischcu Herrschaften, welche vorgestern Abend in Dresden eingetrofjen waren, begeben sich am Freitag mit Gefolge »ach Schwerin zurück. — BrRHI. 17. April. Veit -eh» Jahr« bereit- haben Schwalben im Wartesaal ul. Elast« de« hiesigen Bahtihos-- gebändrS alljährlich zur Sommerzeit ihr traute- Heim aus- geschlageu — uudekümmerl u« das Leben und Treib« der Passagiere. Die erste» diesjährigen Sendboten trafen gestern Abend hier ein und schienen sich recht behaglich in ihrem alten Wokiisitz zu finden. Auch die ersten Nachtigallen sind bereit- angekommen und lasten in den BabnhosSanlagen ihren herr lichen Gesang erschallen. --- Wien. 18. April. In Innsbruck sind Vorberei tungen für die am Sonntag bevorstehende Ankunst des Kaisers behusS Begrüßung der durchreisenden Königin Bictoria augeordnet, desinitive Dispositionen stehen jedoch noch aus. ---- E», Ritter der Ehrenlegion stebt gegenwärtig als lebendige AnschlagSsäule vor der Thür einer Bierwirthschasl aus dem Boulevard Montmartre i» Paris. Derselbe trägt neben de» bunten, mit einer Anpreisung des in der Wirlh- schast verschänklen Slosses geschmückten Tafeln das rothe Band der Ehrenlegion uud erregt die Neugierde der Passanten in hohem Grade. Ei» Reporter des „GauloiS", der diesen decorirten „Sandwichmau" interviewte, weiß zu berichten, daß derselbe ei» alter Beteran sei, der bei den IS. Zager» den Feldzug in der Krim und in Zlalieu mitgemacht und im deutsch-französischen Kriege für seine Tapferkeit de» Orden der, Ehrenlegion erhalten habe. Die im Dienste des Vaterlandes er-, hallciicu Wunde» hätten ihn zu jeder schweren Arbeit untauglich geinachl und so sei er den», ui» nicht zu betteln, unter die Sandwichmänuer gegangen. Es mache einen wahrhaft be trübenden Eindruck, fügt daS genannte Blatt hinzu, den alte» Veteranen, der in mehr als dreißig Schlachte» gesochten, jetzt mit heiserer Stimme unablässig rufen zu hören: „Treten Sic eia, meine Herrschaften, der „Bock" ist ausgezeichnet und! testet per GlaS nicht mehr alS sechs SouS." Sterblichkritsbericht. * Beiuaß den Veröfseutlichmiqt" des kaiserlichen Gesund heittamte- siich i» der Zeit vom 1. bis 7. Avril cr. von je 1000 Bewohnern, aus den Jahresdurchschnitt berechnet, «lS gestorben gemeldet: in Berti» ISP. in BreSlau 28,5, in Königsberg 24,6, in Köln 263, in Frankjurt a. M. 2l,0, in Wiesbaden 17,0, in Hannover 17,S, in Kassel 20,9, i» Magde burg 21,6, in Stettin 20,6, in Altona 25,6, in Etraßbnrg 31,4, in Metz 87,6, in München 30,8, in Nürnberg 3lP, in Angsdurg 28.2, in Dresden 25.9, in Leipzig 19.8, i» Stuttgart 21,6, in Karls, ruhe 26,3, in Braunschweig 35,9, in Hamburg 26,7, in Wien 31,8, in Pest 37,0, in Prag 38.5, in Trieft ?, in Krakau ?, in Basel ?, in Amsterdam 19,7, in Brüssel 20,4. in Paris 27,3, in London lS,4, in Glasgow 24,4, in Liverpool 19.3. in Dublin 27,8, in Edinburg 22,0, in Kopenhagen 26.9, i» Stockholm 25,9, in Cbriftiania 24,7, i» Et. Petersburg 39,0. in Warschau 24,0, in Odessa 19,6, in Rom 29,7, in Turin ?. in Venedig 24,2, in Alexandria 33,l. Ferner in der Zeit vom 1l. März bis 17. März d. I.: in New-Vork 28,0, in Philadelphia 19,6, in Baltimore ?, in Sa» Francisco V, in Kalkutta 28,3, in Bombay 24,1, in Madras 38,2. « In dcr BerichtSwochc habe» sich die Slerblichkeitsvcrhälluisse in de» meisten Großstädten Europas wieder günstiger gestaltet und wurden aus einem großen Theilc derselben kleinere Sterblichkeit- Ziffern gemeldet. Sehr gering (noch nicht 15.0 pro Mille und Jahr berechne!) war die Sterblichkeit i» Rostock: günstig (bis zu 20,0 pro Mille und Jahr) war sie in Münster, München-Gladbach. Ber lin, Wiesbaden, Hannover, Bannen, Düsseldorf, Elberfeld, Leipzig, Bremen, Mainz. Darmstadt, Amsterdam, Liverpool, Odessa u. a. Auch in Fraiiksurl a. M.. Stuttgart, Stettin, Magdeburg, Kassel, Brüssel u. a. blieb die Sterblichkeit eine mäßig hohe (etwas mehr als 20,0 pro Mille und Jahr). Eine hohe Sterblichkeit (mehr als 35,0 pro Mille und Jahr) wird aus deutichc» Städten nur aus Chrm nitz gemeldet. Roch imnier führte» acute Entzündungen der Alhinungs organe zahlreiche Todesfälle herbei. Auch Darnikatarrhe und Brcch durchsälle der Kinder winde» noch vielfach, wie in Berlin, Mnnchen, Königsberg, London, Wien, St. Petersburg u. a. L., Todesursache», ob- wohl ihre Zahl im Vergleich zur Vorwoche meist wesentlich vermindert war. Die Theilnahmc deS SäuglingsalterS war in. Allgemeine» eine geringere als i» dcr Vorwoche, in München jedoch eine größere. Bon je 10,000Lebende» starben, nussJah: berechnet, in Berlin 88, in München 123 Säuglinge. Von de» FnsccIw»Skra»khci1cn wurden Stcrbesälle an Masern, Scharlach und Keuchhusten etwas weniger, an Diphtherie, »yphöien Fiebern und Pocken etwas häufiger zur Meldung gebracht. Sv waren Todesfälle an Masern >» Hamburg, Wie», Pari«, Lyon und St. Petersburg vermindert, dagegen i» Berlin, Straßburg, Pest und Prag vermehrt. Erkrankungen wurde» aus den meiste» Orten, aus denen Mütheilungen vorliege», etwas zahl reicher, nur aus Pest, Edinduig und St. Petersburg iellcner berichtet. Das Scharlochfieber hat in Leipzig, Wie», Paris, St. Petersburg ein wenig niedr, in Prag. Kopenhagen, London weniger Todessälle ver- anlaßt. Rene Erkrankungen kamen in Berti». Wien und St PeterS bnrg kiwae- häufiarr zur Anzeige. Die Sterblichkeit c»> Tivhlhcrie und ltroup war >» Berlin, BreSlau. Hamburg, Köln, München, Leipzig, Magdeburg, Nürnberg, Düiicldori, Elberfeld, Prag eine ge- steigerte, dagegen in Frnnksurt o. M., Wien, Pest, Paris, London, Kopenhagen, St Petersburg eine vermiudcrle. Reue Erkrankungen wurden jedoch meist iu geringerer, nur aus Lhrift uu>a und St. Petersburg i» gesteigerter Zahl mitgetheisi. Typhöse Fieber sor- denen in Hamburg. München. London, Paris, S» Pelerstmeg mehr Opfer, i» Lhemnitz iank die Zahl der Todesfälle aus 16 in der BerichtStyoche. Auch die Zahl der gemeldeten neue» Er krankuugen war in den meiste» Orte», au? denen Berichte vorliegen, eine größere. An Flecktyphus wurden aus Magdeburg, W e», Krakau. Wliljchau je 1, au« St. Pete,-bürg 3, aus Prag 4 Todessülle berichtet. Epidemische Genickstarre hat in Prag und Kopenhagen je 1 Todesfall, in Nürnberg auch eine weitere Erkrankung hervorgerusen. Roseuartigc Entzündungen des Zellgewebe- dcr Haut waren in Wien, Kopenhagen nicht selten. Ler Keuchhusten hat in Lopeuhageu etwas mehr, i» Berlin, Paris London etwa- weniger Kmver ksinweggei afst; auch in Wien uud Stockholm waren Erkrankungen an Keuchhusten häufig. Au- Berlin wird 1 Todesfall an TrichinosiS gemeldet. Einzelne Strrbesülle an Pocke» kamen aus Hannover, Wien und seinen Lororten, ferner ouS Graz und Lyon, mehrfache (2) aus Sk. Petersburg, 5 ans Warschau, 6 aus Pari-, 9 auS Rom. 18 aus Prag zur Anzeige. Erkrankungen aus dem Regicrung-bezük König- berg I, auS St. Petersburg 2, aus Pest 3, auS Wien 6. Vermischtes. ---- Berlin. l8 April. Der Kronprinz verließ gestern erst nach 3 Uhr Nachmittngö daS Stadtschloß zu Charlotten bnrg und kehrte »ach einem Spazierritt Lurch den Thiergarten gegen 5 Uhr »ach Berlin und ins hiesige Schloß zurück. Bald »ach der Rückkehr empfing derselbe den Staatssecrctair Grasen Herbert BiSinarck und demnach eine Deputation LcS königlich sächsischen 2. Grenadier-Regiments Nr. lOl Kaiser Wilhelm, König vo» Preuße». Die Fra» Kronprinzessin hatte sich gestern Vormittag um 9 Uhr zu den Majestäten nach Ehar lottcnburg begebe» und war dort bis 4 Uhr Nachmittags verbliebe». — An dein Diner, welches bei den kronprinzlichcn Herrschaften im hiksiefc» Schlöffe fialtsaud, »ahmen auch Prinz Heinrich, dcr Erbprinz und die Eibprinzessin vo» Sachsen Meiningen uud der Erbgroßherzog von Hessen theil. Brc-lau, 17 April. Gestern früh um 3 Uhr brach in der consolidirtcn Leopoldinengrube bei Brzenßkcwitz in Obcrschlcsien ei» Gr»be»bra»d au-, welcher sich ziemlich rasch auSdehnle. NachmittaqS wurde durch Abdämmung da» Feuer aus eine» Theil dcr Grube beschränkt, der den Haupt, sordcrschacht rinschließt Schachtgebäude und Maschine« de- HaiiptschachtrS und die Wasserhaltung find unbeschädigt. --- Die Generalversammlnna de- Ullgr«einen Deut sche» Schulverein- zur Erhaltung des Drutschth»m» i« Auslände findet vom 25. b.S 27. Mai in Eyburg «Stt. Sin Russe über Leipzig vor hundert Jahre«. (-ch ich.) * Es heißt, so fährt Karamfin fort, daß ma» in Leipzig lustig lebe — und ich glaube es. Einige dcr diesigen reiche» Souf- l ute veranstalte» häufig Mittag- und Abendessen und Bälle. Die jungen Stutzer aus der Studentenschaft glänze, in diesen Gesell- schäften: sie spielen Kartm, tanzen, machen den Hos. Außerdem qiebt cs hier besondere gelehrte Besellschasleu oder Clubs; dort spricht man von den Neuigkeiten aus wissenschastlichrm oder poli tische», Gebiet, bcurtheilt Bücher rc. ES gicbt hier auch ein Theater, und übcrsiedcla die Schauspieler für den Sominer i» andere Städte und kehren erst i»i Herbst zur sogenannten Michaclisnieste hierl>er zurück. Wer Spaziergänge liebt, der findet i» Leipzigs Umgebnng viele aniiluthige Orte, und für de, Feinschmecker giebt es hier ungemein schnmckhastc Lerchen, prächtige Pasteten, prächtigen Spargel uud eine Meng« Obst, besonders Kirschen, ivelchc h er sehr gut und jetzt so billig sind, daß ich für ci»; ganze Schüssel nicht »lehr als zehn Kopeke» bezahlte. In Sachsen ist überhaupt LoS Lebe» nicht thcuer. Für den Mittags« tisch ohne Wci» zahle ich hier dreißig Kopeke», für das Zimmer ebenfalls dreißig Kopeke»; dasselbe zahlte ichauch in Dresden. Fast in jeder Straße findet man einige Biich'.n>»dlungcn und alle Leipziger Buchhändler werde» reich — Ivos mir wunderbar scheint. Allerdings giebt eS hier viele Gelehrte, welch: Bücher brauchen, ober diese Leute find soft alle entweder Auioren oder llebcrsctzer, und in dem sie Bibliotheken anlegeu, bezahlen sic die Buchliäadlcr nicht mit Geld, sonder» mit ihre» Werken oder liebe»setzunge». Auße»dem giebt eS in jeder deuische» Stadt öff-ntlichc Bibliotheken, denen ma» Bücher zuni Lesen entnehmen kann, wofür man eiue Kleinigkeit zahlt. Die Buchhändler ganz Deutschlands versammeln sich in Leipzig zu de» Messen, deren jährlich drei sind: eine beginnt am erste» Januar, die zweite zu Oster», die dritte mit dein MichaeliS- tage, und tausche» ihre neuen Bücher aus. Als ehrlos gelten unter ihnen jene, welche in ihren Druckereien fremde Bücher Nachdrucken und dadurch denen, welche die Manuskripte vo» den Bersassern ge kauft haben, Abbruch thun. Deutschland, Ivo der Buchhandel von großer Bedeutung ist, braucht ei» strenges und besonderes Gesetz für denselben. Ihr werdet vielleicht wisse» wollen, n»c viel d> Buchhändler den Autoren für ihre Werke zahlen? Das hängt von dem Werke ab. Wenn der Versasser dem Publicum noch »ich! vortheildast bekannt ist, zahle» sie ihm kaum süns Thaler für de» Vogen, aber wenn er sich einen Name» schafft, bietet ihm der Buchhändler, zehn, zwanzig u»v mehr Thaler für Leu Bogen. Zur bestimmte» Stunde ging Karainsiu zu Plattier. — Sie werde» wohl eine Zeit laug bei uns bleiben? sagte er, nachdem ich Platz genommen hatte. — Einige Tage, erwiderte ich. — Rur? Und ich dachte, daß Sie hierhergekommen seien, um auS Leipzig Nutzen zu ziehe». Die hiesigen Gelehrte» würden mit Freuden zu ihrer wisscaichaftlichen Bildung beitragen. Sic sind noch jung und versteht« die deuische Sprache. Anstatt von Stadt zu Stadt zu reise», wäre cs besser sü» Sie, a» einem Orte wie Leipzig zu der- weilen, wo manche vo» Ihren Landsleuten Aufklärung gelacht haben und wie Ich hoffe, »ich» vergeben.- — Ich würde es für ein be sonderes Gluck anjche», wenn ich Ihr Schüler sein könnte, Herr Doctor, aber gewisse Umstände . . . Umstände ... — Da kann ich nur bedauern, erwiderte cr, wen» Ihne» dieselbe« nicht gestatten, diesmal bei uns zu bleiben. Er gedachte mehrerer Russen, welche hier ftndirt hatte». — Sie waren alle meine Schüler, sagte er, nur ivar ich damals noch nicht, was ich heule bi». — Wenigstens waren Ihre Aphorismen noch nicht crichicucn. Ja demselben Augenblicke, als ich, die Aphorismen er- wäh» »d, ihn um Aufklärung über einige Stellen in deusclben er suche» wollte, kam Jemand in Angelegenheit der Universität zu ihm Er bekleidet die Wurde eines RectorS. — Ich habe nicht viel ireic eit, sagte er, jedoch Sie »iüssen beute mit mir zu Abrnd essen, affe» Sir sich uni acht Uhr i» das Gasthaus zum Blauen Engel sühirn. Mi» blieb Zeit zu einem Spaziergang in Richter's Garte», wo das Mädchen mit dem weißen Schnürleibchen mir wieder ein Slräußche» überreichte, und um acht Uhr kam ich in das Gasthaus zum Blaue» Engel. Man führte mich in ei» großes Zimmer, in dem ei» Tisch inst zwanzig Gedecken bereit stand, in dem sich aber noch Niemand besand. Nach einer halben Stunde erschien Plattier mit der gelehrten Brüderschaft. Er stritte inich einem Jede» vor und nannte mir ihre Name», aber sie waren inir alle unbekannt, ausgenommen den alten Professor Oeser und den Bürgermeister Müller, welcher Sulzer's Theorie der ichöaen Künste mit Anmerkungen versehen hcrauSgegeben hat. Eie setzte» sich zum Abendeffcn — einem echt athenischen Mahle, nur n»l dem Unterschied, daß wir den Wein nicht aus bekränzten Bechern, sondern aus gttvöhnlichen lächstichen Weingläsern tränke». All? waren lustig und gesprächig; sie wollten, daß auch ich spreche »»d stellten an mich Fragen in Bezug aus uiiierc Literatur. Sie staunten sehr, als sic von mir hörten, daß zehn Gesänge der „Mcsjiadc" ins Russische übersetzt seien. — Ich hatte nicht gedacht, sagte ei» junger Professor, daß es möglich wäre, iu Ihrer Sprache Ausdrücke für Klopstock'S Grdanken zu finde» Ich sage Ihnen außerdem »och, sägte ich hinzu, daß die Ucbersetzuug getreu und deutlich sei. Z»m Beweis, daß »nlere Sprache keinen schlechte» Klang habe, laS ich ihnen russische G dichte in verschiedenem BerSinaß vor und sic fanden sie harmvnüch Indem ich vo» unseren Originalwerken sprach, nanntk ich vor Allem zwei epische Gedichte, die Rosfiade und Wladimir, welche de» Name» ihres Schöpfers in der Geschichte der rnffüchen Dichtkunst uuvergeßlich machen muffen. Plattier spielte nach dem Abendeffcn die Hauptrolle, denn er leitete daS Gespräch. Wenn ma» »iil Recht den deutschen Gelehrten Mangel an Gewandtheit und Umgang verwirft, so muß wenigsten- Plattier, und schließlich viele ander« mi> ihm, dabei ausgeschlossen werde». Er ist ein vollciidetcr Wellinan», spricht gern und versteht zu sprechen; er spricht kühn, weil er seinen Werth kennt. Der alte Leser ist liebenswürdig durch seine Treuherzigkeit. Ma» achtet ihn hoch; ma» hör« s ine Anekdoten o» und lach», da mau merkt, daß cr Gelächtcr hrrvorrusen will. Unter der Kaürria Elisabeth Petrowiia wollte er nach Rußland gehen, beiaii» sich aber riues anderen Was den Bürgermeister Mullrr betrifft, so scheint derselbe sehr groß zu tku». Um zehn Uhr erhoben sich Allr, wünichtr» einander eincu guten Abend und gingen auseinander. Pialner ließ nicht zu, daß ich mri» Abendeffcn bezahlte, waS mir ».chl sehr angen hm war. So speisen die aa-erlescnen Leipziger Gelehrte» wöchentlich einmal gemeinsam und verbringen den Abend t» angenehmer Unlcrhaltting. lieber de» folgenden Tag, den 17. Juli, berichtet Karamsin «v- Lcipzlg: Um sich« Uhr begab ich mich in ruhiger, heiterer Geoialb»- Kimmung vor die Stadl hinaus, warf mick in das Gras der baljamisch dnstrndra Wies«, ergötzte mich an drm Morgen — uud war glüiNichl Dsi Sonne stieg hoch und die Gluth ihrer Strahlen machte mir fühlbar, daß Mittag nicht weit sei. Das Dors. >u welche« Meitze lebt, war i» Vicht. Ich wünschte einer junge, vwaeri», dir mir begegnete, einen gute. Morgen und sing sie, wo da« Hau« de- Har» Meitze sei Ha^ »t« de« »arlen — Dari,.. recht- ... da- aroße Meitze, her Lsihltuz ha hramottsthen und lyrilchen Must - ^ Freund de« Wohlthon- und alle- »ute» — der Freund der«»-» der durch Belehrung und sein Beispiel in Deutschland die eiuer gute» Erziehung verbreitete — Weiße bringt de» Soainni » riaem kleinen Dörsche«, etwa zwei Werst von Leipz-g eulsern:, inmitten ehrbarer Leute in seiner Familie. Ich trat w: Znumkr und sah durch das Fenster, wie der lieben-würtnge Hausherr. r>, kleines Männchen in roiheni Schlasrock und mit weißer Myr. tu q die Allee zum Hause eilte, nachdem er von der Dienerin ersi ir,, daß irgend ein Herr onS Mo-ka» ihn erwarte. Er >ra> in >>,, selben rothe» Schlasrock, doch bereit- ohne die weiße Mütze und r, gepuderter Perrücke mit Zops in die Stube. Ich habe dein lieber Weiße, aufmerksam brlrackürt und würde dich unter raniri- den erkennen! — Er ist schon säst sechzig Jahre alt, ober je,» ro»z srischeS Gesicht lätzt kam» ans fünfzig ralhen — und in jedem Zn« seine- Gesichtes merkt ma» die gute Seele. , Im Umgang mit mir war er böslich, schlicht; er bebauen?, ich zu ihm gekommen sei uud nicht er zu mir — und bei selt,» Hitze; er beivirthete mich mit Limonade u. s. w Ich iheilic mit, daß verschiedene Stücke auS seinem Kindersreunde ine Rnstützr übersetzt seien, und einige durch mich. In Deutschland schulden »,t schreiben Biele für Kinder und junge Leute, aber Niemand shrn, uud schreibt besser als Weitze. Er ist selbst Vater, und eia zärü ck: Later, dcr sich »er Erziehung der jungen Herzen widmet. Vo > olir, Seiten ist er mit Beweisen der Dankbarkeit überschüttet wordrn -ls er sein Wochenblatt herauSgab; die Kinder dankten ihm für de- Verguügcu, und die Väter für de» sichtlichen Nutzen, welche , in Kinder von dem Lesen hatte». Jetzt giebt er den Bricswrchlcl der Familie deS Kiuderfreundes heraus, eine angenehme und nützlH- Nnterhaltung für die jungen Leute. Weitze spricht von seinen Werke» mit großer Beichkidrnd-n, jedoch ohne alle Heuchelei, welche mir ebenso zuwider ist, nur d« Prahlerei. Wie gefühlvoll beschreibt er sein Famittknglück! — Ko» sei Dank! sprach er durch Lhränen. Galt sii Dank! Es l eb unt im irdische» Leben die reinste Wonne kosten, und ich winde wi>iri>. mein Glück vollkommen zu nennen, wenn die himmlüche Gnade mcnxr Tochter, welche seit einigrn Jahren krank ist uud dcr die Kunst dcr Aerzle nicht zu helfen vermag, die Gesundheit wiedcrgedcii wolln. Kurz gesagt, wenn ich Weiße früher als Autor liebte, so gnroini ich ihn jetzt, nachdem ich ihn vo» Angesicht zu Angesicht kenne, q«. lernt hatte, noch mehr als Mensch lieb. Er besitzt in Handschrift eine Geschichte unseres Theater«, or dern Russischen übersetzt. Herr Dinntrewski, der in Leipzig sich a-,. hielt, batte sie versaßt, und einer der Russin, welche damals o» dcr Universität ftudirteu, übersetzte sie ins Deutsche und schnitte die Urb,, setzung Herrn Weiße, der diese Handschrift wie eine Selie»he,l u seiner Bibliothek ausbewahrt. Endlich nahm ich Abschied von ihm. — Reisen Sie glücklich und ergötzk, Sie sich an Allem, was einem reinen Herzen Vergnügen bereuen kann .... ich werde jedoch trachten. Sie »och >» Leipzig zn lesten. — Und Sie »lüge» sich eines freundliche» Lebensabends erneuen, sagte ich, mich an den B«z Lafontaine s erinnernd : en ii» — b. >. das Ende deS Weise» — esc le sa»r ä'nu de»u jon, — und ich schied von ihm u»i voller Zufriedenheit deS Herzen«. Der Anblick eines guten Mannes ist ei» Gluck iur jenen, dessen Herze» daS Gefühl für das Gute noch nicht erhärtet ist. Nach Leipzig znrückgekehrt, ging ich in einen Buchladen und lauste mir aus die Reise Olsian's Fiugal und de» Vicar oi Wakefield Daß auch zu jener Zeit bereits spiritistischer Unfug in Lcirz-, getrieben worden war. weiß Karamsin gleichfalls zu berichten. H ui war »ch mit Herrn B-, «inen» jungen Gelehrten, so jchr ibt er. >u Rosenthalc, einem großen Parke. Ich erinnerte mich, das; h er der bekannt« Betrüger Schräpser seine», Lebe» durch eine» Pistolen chub ein Ende gemacht hatte. Wer möchte nicht seine originelle, geh nna-i; volle Geschichte kennen? Dieser Mensch war lauge Zeit Kellner i, einem koffeehonsc in Leipzig und Niemand bemerkte a» ibm et«? Außergewöhnliches. Plötzlich verschwand cr, und nach einige» Fai r» erschien er wieder in Leipzig als Baron Schröpfer, mieitnte ei» große- Hau« »nd eine Menge Dienerschaft, gab sich iur eme» LSrnen auS, welcher Gewalt über die Natur der Geister Hab? und lnd uri.-. großer Reklame olle Lcichlglänbigen z» sich ein, indem er miei, goldene Berge versprach. Von allen Seiten strömten die Tcbnirr zu. Die Einen wollten vcn ihm lerne», was ma» an keiner Uiiivcrsta: erlernen kann; de» Anderen bebagte vor Alsim sein Tisch Loi der Post wurde» ihm große Packcte, an den Baron Schiltst« adrelsirt, gebrach», uud die Bankiers gaben ihm sü» sti»e Wechsel große Summe». Mit schlagende. Bcrcdsainkeil erzählte er von seine» Geheimnissen, die ihm in Italien geoffenl>:r! wertta waren, und nachdem er die Einbildung.krasl dcr Zuhörer erregt, ließ er vor ihnen Geister, die Seelen bekannter Verstorben., „ud anderer erscheine». Kommt und seht, ries er all-» Zwciskrii zu — uud sie käme» und sahen die Schatte» und allerlei Schreckbilker. worübrr surchisamen Leuten die Haare zu Beige standen. Her, P erzählte mir folgende Geschichte: Ein gewisser M. ging mit lenn», Freunde zu Schröpfer, um die Geisterbeschwörung zu sebc» st, fand bei ihm eine Menge Gäste, denen unaushöriich Pnuich aeieuti wurde. M. wollte »icht trinke». Schröpfer drang in ihn, dist c, wenigstens ein GlaS trinken solle, aber M. lehnt? eS ab. Tuuu wurden alle in einen großen, mit schwarzem Tuch aiiSgkscistu.'eukn Saal geführt, dessen Fenster verschlossen waren. Schröp'cr sullu ave Zuschauer an eine Sielle, zog einen Kreis nm sie und H -H sie, den Platz »icht verlassen. Drei Schrille von ihnen cuistrui brannte ans eincin kleinen Altar eine SpirittiSflammr, durck du alle, > der Saal beleuchtet war. Nachdem Sckwöpsir siiiw Bu.st kiiib est! und ein großes blitzendes Schwert i» d e Hand genommen laue kniete er vor diesem Altar nieder «nd begann laut zu b.leii. um solcher Jnbrnnst und mit solchem Eisie, d.:ß M., der qckoi.i u ii war, »m eine» Betrüger uud eine» Betrug zu sehe», andächtig ec stimmt wurde und sein Herz zitterte. Die Aage» des Vcleiidkii strahlten und leine Brust hob sich mächtig. Er ioltte den »>> i; eines bekannten Mannes beschwöre», der vor Kurzen, gestört., war. Nachdem er das Gebet beendigt, begann er die Beichwö,» g Die Zuschauer empsaudeu einen elektrischen Schlag in ihren A ,r u. hörten ein donnerartigeS Rollen und erblickten über den, Altar cui, leichte Wolke, die sich allmählich verdichtete und schließlich menist. st. Gestalt annahin, aber M. fand i» derselben keine große Achill itib.i mit dem Verstorbene». Die Gestalt schwebte über dem Altar. Schröpsir, der leichenblaß geworden war, schwang das Schn,» über seinem Haupte. M. entschloß sich, aus de» Kreise zu im,» und sich Schröpsir zu nähern, aber diesir, dcr siin Vorhat»» de- merkkc, stürzte aus ihn zu und schrie mit surchtbarer Sliminc, in.cui er ihm das Schwert aus die Brust setzte: „Du stirbst, Unglück'etM'. wenn Du eine» Schritt vorwärts gehst!" M. kn cklen die Benic u sammen, so sehr erschrak cr vor der drohenden Stimme und dem blitzenden Schwerte! Der Schatten verschwand, Schröpsir sau! schöpft zu Boden und hieß die Zuschauer, sich in das angren;en, Zimmer zu begeben, wo man ihnen aus Schüssiin irische Fn." reichte. Biele Leute kamen zu Schröpsir wie zu einer Schauipiclarj! rung. und obwohl sie wußten, daß seine ganze geheime W> Eharlatanerie war, sahen sie niit Lerqnügc» die ernste» Komöe.c,!. die vor ihnr» ausgesührt wurden. Dies währte ewig- Zeit, ab,, plötzlich war Schröpsir vielen Leipziger Kauslriilcn Gew 'itm!!»-» und darunter auch solchen, die kein Verlangen danach baue-,, iean Geister zu sehen «nd uagcsöuiui Zahlung verlangten Wect-ic! wurden ihm nicht mehr gesandt. Die Bankiers gaben ihm l im» Heller mehr, uud der arme Weise erschoß sich, zum Acußcrsien >»> trieben, im Rosenihale. BiS heute ist »icht bekannt, wobce SchroZcr Geld erhalten hatte und welcher Ar» seine Absichten warsii, a s ce sich sür einen Geisterseher ou-gab. Nach der Hypothese dcr geleln,» Berlinrr war er ein Werkzeug dcr heimlichen Jesuiten — -ugle-iti mit Cngliosteo, dcr in der That ein zweiler Sch,Spie» ist — ker Jesuiten, welche aus- Neue dsi Herrschaft über den Mcm'chene, ,h erlangen wollten. Wenn bsiS wahr ist — was ich übrige, S ich, brzw isile — dann kann man mit Lcrlaub der Herren h üimä», Jeiu'trn erklären, daß sie sich vergeben« bemühen, E.iropa mü H, lc solcher Eharlatane zn untrrjochen, da die Aufklärung immer i»> und Weiler soi»schreitet, die Ansklärung, von dcr ein cwzigcr Friste den Abgrund der Verirrungen zu erleuchten vermag. Wenualcich die Reisebricsi Karainsin'S keine besondere Gedanke tiese deS Verfassers erkennen laste«, auch in Bezug o»i Beobachiu»»?» und Erlebnifsi nicht- Außergewöhnliches bieten, io sind si- doch tii. die socialen und Eultn,Verhältnisse der Zeit von Znterrsie, g », besonders auch dadurch, daß sie uns ersinnen lasten, wie wcü m»> eS bereits damals in der «rissinlckiastlichea Bildung in Rußsiid bringen konnte, und welcher Art das Denken und Fühlen in de» qc bildeten russischen Kreisen zn Ende de- vorigen Irbrhunbe::- war. Originrll kann man eS averdmgS nicht nenne«, aber sie zeichnrini sich vorthcilhast vor denen der hentigcn Generation auS. dir mr dadurch eigriiartiger dastchl, daß die dem Bolkscharakler eigru- Roheit wieder mehr zu Tage tritt, wodurch der Rüste der Gegen«,! mehr als der de« achtzehnten Jahrhunderts den Spruch bewckihgiicl »ttlrattea le Kua« et vc>»» trainiere» le Tatare". Für 18 literarische Rußland waren dsi Reiirbriesi Karamsin'« ei» Lrc,g»t durch sie, die Sterne'« „Empfindsamer Reise" nachqeah-»! löst drang drr SentinxntaÜSmuS mit mächtiger Woge i, du rnisnär Literatur ein, in dcr er eiuc geraume Ze» herrschend war«. Lira»»» hat auch weiter in diesir Beziehung resormircnd ani die r»itz!4r Literatur einqcw rki, und zwar sowohl ans die schöngeistige, »K «I d,e wissinichallliche, d,e beide ihm viel zu danken habe».
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