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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-29
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Ketzactii» und Lrpedttir» JohauneSgasse 9. SPrechkunten drr Nkiactiru: vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »sr für «i» »i«fts«l,r,d, «»»»er »efti««tr, Inserate «, W«ch»«t»ge» tt« 5 Uhr Nachmittag«, auTa»o-»»« Feftt«,r»frütz »is'/.sUtzr. 2» de» Fllialr« für 2ns.-Annah«e: vtt« klemm. Uuidersitötlstrabe 1. Laut« Lösche, Katharinrostr. 28 pari. u. König-Platz 7, »»r bi«'/.» Uhr. tMM.TWMlÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 120. Tonntag den 29. April 1888. A-onnement-pret» vierteljährlich 4»/, Mk. i»cl. Bnngerloha 5, Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pt Belegexemplar 10 Ps. Gebühren siir Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gefalzt) ahne Postbtsördcrxlug SO Mk. mit Postdesürderuug 70 Mk. Ivlrrale Lgespaltene Petitzeile SO Pf. «rötzere Lchnsteu laut uns. Prei-verzrtchmh Tabellarischer u. Zisserusay nach höherm Taris Ueclamen »»trr dem NedacttonSstrtch die 4arspall. geile bOPs., vor denFa mitten Nachrichten die Sgespaltene geile 40 Pf. Inserate siud stet- an die «rpetzitian zu seudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnennweralläo oder durch Post. Nachnahme. 82. Jahrgang.' Amüicher Theil. -egritllche Sitzung »er SliHtnrnrSirtr» d-tt ». M«t »EGA. ^ . «»«„da «r , Udr, t» G««l« s« v»r«aliqe« HaudrlsbSrs«, «» Rasch«arkte. I« ge« » rv nung: I. Bericht de- OekonomieauSschusseS über a. Pflasterung de- an der BiSmarckstraße projeclirten Droschken- Slation-platze-, d. ASphaltirung der Bayerischen Straße aus der Strecke von der südlichen Fluchtlinie der Alberlstraße di- zur Grenze de» ehem. Holz, und kobleabahnhof». II. Bericht de« Orkonomie» und Ga-au-schosse- über Um- grstnltung de- Platze» vor dem Westportale der Thoma-kirche. III. Bericht de- Bauau-schuste» über: Lu-fÜhrung von Arbeiten an dem Rohrnetze der Wasserleitung und Neulegung von Wasserleitung-rohren. IV. Bericht de- Stiftung», und Finanzausschüsse- über die Rechnung de- Armenamte» auf die Jahre 1881 bi mst 1886. Vrkanntmchllng. Im Besitze eine« wegen Diebstahl- mebr'ach bestraften Menschen sind gestern 8 «ene Oberhemden »an khtrtin» mit leinene» Einsätzen, mit solgenden Enquetteu versehen: tzu. 2. 8. 89 cm I <jn. 2. 6. 39 om m. glatt. Eins. I m. Corb.-Eins. 1 a g o. I 1 ck Lv — 4,b0. 4.25. S sso. I L A S. 8. IS. 86. ll A-S 19. 9 87. > dorgesnndea worden, über deren Erwerb der Betreffende sich nicht onsiuweisen vermocht hat. Da die Hemden au- einem hiesigen Geschäft gestohlen za sein cheinen, so fordern wir den Eigeuthümer auf, sich ungesäumt bei unserer Eriminal-Abtheilung zu melden. Leipzig, am L8. April 1888. Du» Polizei-Amt der Stadt Leidst, Bretichneider. K. Prkailnimachimg. Di« Herstellung eine« Fußwege» au» Eementbeton an der den Johanni-platz nördlich begrenzenden Fahrstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Derwattung. RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst ei»,gesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Ge«e«t»e- a« JohauntSvlatz" versehen ebendaselbst und zwar bl» zum 7. Mai ». or., Nach- mittag- 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebot« QbmlEbnen. Leipzig, dm 25. April 1888. De» Math» der Ltadt Leipzig Ik 1318. Gtragenban-Deputatio«. Wegm Herstellung einer Waflerrodrabzweigung wird der Wtttdmühlewweg auf der Strecke vom Winvmühlen-Thorhausc bi- zur Je hanni-allee von Montag, de« SV. d. M. ab auf die Dauer der etwa 6 Tage in Anspruch nehmende» Arbeiten für de» durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 27. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. XI. 3044. Or. Georgi. Hennjg z» Die Au-führung 1) der Grd- und Maurerarbeiten, 2) der Steinmetzarbettea für da- Retortenhaus rc. bei dem Erneuerungsbau der I. Ga- anstalt soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Ga»anstalt II in Connewitz au» und können daselbst «ingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift -ick 1: ,,-ketortenhau» Maurrrarbeiteu »ä 2r » Steinmrtzarbette» filr die l. SaSaustalt" versetz« i» der Nuntiatur de» Rothe», Rathhau», 1. Etage, und zwar bi- zu» Freitag den 11. Mai d. I., Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und in-brsondere da- Recht vor, sämmtliche Offerten abzuleynen. LeiZih am 28. April 1888. Rath» der Stadt Leipzig Deputation z« den Gasanstalten. Da der al« verloren angezeigte und öffentlich aufgerusene Pfandschein Olt. V?. Xo. 46484 bi» ckato nicht eingeliefert worden ist, so wird derselbe nach tz. 2l der Leipziger Leih hau»Ordnung hierdurch für ungillig erklärt. Leipzig, den 27. April 1888. Die Derwaitnna de» Lethhanfe» «nd der Sparcafse. rabrikenMlung. Auf Grund einer Generalverordnung IV SSO der König: lichrn Krei-Hauptmannschaft Leipzig vom 27. Drcember 1882 ist auch am 1. Mai diese- Jahre- eine Fabrikenzählung vor» junehmen, und nach einer Verordnung de» Königlichen Ministerium» de- Innern vom 8. December 1883 aus die jenigen Gewerbeunternehmer z« erstrecken, welche 1) in ihren Gewerbeanlagen mindesten- 10 Arbeiter be schäftigen. oder 2) Dampfkessel verwenden, oder 3) mit wind-, Wasser-, Ga-- oder Heißluftmaschinen, betrieb arbeiten, ober 4) nach H. l6 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonderer Genehmigung unterliegen. Dir haben allen u»S bekannten Gewerbetreibenden dieser Art Fragebogen zufertigen lassen mit cer Veranlassung, die selben spätesten- bi» zum 5. Mai diese» Jahres an uns«, statistische- Amt zurückgrlangen zu lassen. Diejenigen hiesigen Gewerbetreibenven der genannte»« Art, welch« noch nicht ,n den Besitz von Fragebogen gelangten, wollen dieselben bi« zun, 1. Mai in unserem statistischen Amte (Stadthaus, Obstmarkt 3) abvolen lassen. Leipzig, den 23. April >888. Der Rath der Stadt Lei^zt^. St. X. 382. Or Georgi. »affe, Wegesperrung! Wege» Iastondsetzuiiq de- T«nnr»>tz - Stötterttzer Tom «NNteatlSNZWeae- wird derselbe für allen Fährverkehr »O« 2» April »t« 7 Mal laufenden Jahre« -»sperrt. Io«ae»>tz. den ITAprtl 1888 Der Sr«tia»e-V«rftantz Eulenstrin. Local-Verruiethimg. Da« zeither von der Restauralion« Firma liltrlup L llelbl, »l» Eomvioir für ihr Bierversandtqeschist benutzie. für dieselbe nach Verlegung des Letzteren in tbr eigene« Grundstück entbehrlich ge- wordene Entresal au der Gützsette »»« Ltchttzasr »«nächst »er Schl»hgasse >m Sraudftücke der Iuristeniacultai, da« Lallopium äurläleum benannt, enthaltend Varrau« nutz Earrttzar. kl« »rrtseustrlgeS, t zweisenftrige» nutz 2 einsr«stri,e Zimmer, ist vom 1. Oktober diese- Jahre« ob aus 5 Jahre anderweit zu ver. mietben. kann auch auf Wunsch sosort übergeben werden. Reflrrtantea werde» ersucht, in dem aus -reit«,, tze« 4. Mat tztrfe- Jahre», vannttta,- I t Uhr «nberaumte» Llcitatsvn-trrmine im Unt»rrsttit«-Nrnta«te, wo bereit» vorher die Licitottou-bedinguageo einzuiehen find, z» erscheiura nud ihre Gebote obzugebea. Dieselben bleiben vierzehn Tage an Letztere gebunden. Auswahl nnter den Bietern und die Entschließung über den Zuschlag überhaupt bleibt Vorbehalte». Leipzig, am 28. April 1888. Unitzersttüt« - »entamt. Gebhardt. Minnlmachmi. Die kranken,e>Per-A««iatzln»a finde, von jetzt ab Sonn, abend« nieder von früh 8—IS «nd Nachmittag« von S—ö llbr statt. Während der Mittagsstunden von 12—2 Uhr bleibt dn« Bureau geschlossen. - Leipzig, am 28. April 1888. Die vrlstrantencaffe für Leipzig n«P Umgegend Albert Vrockhan«, Borsitzender. deulung für den gesammten deutschen BuchhandelSstand ist. so erhöht sich diese Bedeutung in ganz außerordentlichem Maße für unsere Stadt Leipzig, die ja seit aldn Zeit al» die Metropole de» deutschen Buchhandel» gilt. Wir haben c» oft hören und lesen müssen, daß in neuerer Zeit dem Leipziger Buchhandel durch Berlin, Stuttgart und andere deutsche Städte eine fühlbare Eoncurrenz erwachsen ist. und r» ist noch in der Erinnerung, wie seiner Zeit, al» «- sich im „Börsenverein der deutschen Buchhändler" darum handelte, Beschluß wegen Erbauung eine« neuen Buchhändlerhause- zu fassen, von gewisser Seite kräftige «ersuche gemacht wurden, den Bau in die Reich-Hauptstadt zu verlegen. Hätten diese Bemühungen Erfolg gehabt, dann würde Leipzig» Buchhandel allerdings einen empfindlichen Schlag erlitten haben. Nun. freuen wir un» heute, wo der stolze Vau seine Pforten öffnet, um fortan seiner Bestimmung zu dienen, der Lebenskraft unserer Stadt und ihrer Bürger vom Haodel-stand, welche e< bewirkt hat, daß Leipzig auch fortan der Bereinigung», und Mittelpunkt de» deutschen Buchhandel» bleiben wird. Leipzig har seinen delttschnalio. nalen Sinn, seine Hingabe an die allgemeinen Interessen de» deutschen Baterlande» zu jeder Zeit in solchem Maße be wirsen, daß man e« ihm wohl nicht al- kleinlichen Local, patrioti«mu« au«legen wird, wenn e« am heutigen Tage eine recht herzliche Freude darüber bekundet» daß ihm im Besitz de» neuen Buchdändlerhause« keine andere deutsche Stadt den Rang hat ablaufen können. Und so begrüßen wir denn alle die lieben Gäste au- dem Reich und dem deutschen sprachverwandten Ausland, die heute zu un» gekommen sind und Theilnehmer de» schönen Weihe- feste- sein wollen, auf da- Herzlichste. Mögen ihnen die schönen Feststunden ein neuer deutlicher Beweis dafür fein, daß Leipzig eine gastliche, ein« von kerndeutschem Bürger sinn erfüllte Stadt ist. Dem neuen Buchhändlcrheim aber und dem deutschen BuchhandelSstand in allen seinen Gliedern rufen wir an ihrem heutigen Ehrentage ein innige- „Vivat, oreseat, Soreat!" zu. Sperr»»» einer Thüles »er Leixsiger Schlußwort !»r «eise der Königin Viktoria. Striche i» 4»«»r»itz trtr. Mit Genehmigung der Königlichen Amtrhauptmanvschaft Leipzig wird wegen Herstellung von Schleußenanlagen die Leipziger Straße hterselbst ou' der Strecke ,«m Gafthnfe »N« Sichflfchen Hause di« «n tzte Schulttratze vom :i». April bis 1». Mat l««fenpen Jatzre« für allen Fährverkehr gesperrt. De«dalb haben die nach Leipzig bestimmte, Geschirre vom Saft- Hose ab ihren Weg wenigstens in den ersten 8 Togen über die KäniaSstroße, später durch die Eiseubahnsiraße »ach der Bornaischen Straße zu nehmen, die von Leipzig kommenden Beschirre werden auf die Bornaische Straße verwiesen. Zawiderbandlnngen hiergegen werden mit einer Geldstrafe bi» zu 30 >l eventuell Haft geahndet. Connewitz, den 27. April 1868. De« Gemeiiitzrdarstantz. Eulenstein. Hesucht wird der Physiker Krtrtzri« »Übel« «tttel. geboren am 25. April 1846 in Döllnitz, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Gohlis, am 24. April 1988. Der Gemeinpevorftautz. Singer, Brgk. Israelitische Aeligionsgemeinde. Heute Lonntag, den SV. April, Vor mittag- S Uhr Gemeindefltzung. Nichtamtlicher Theil. Ein Ehrentag des deutschen Luchhandels. * Der heutige Tag ist dazu bestimmt, mit goldenen Lettern in da» Geschichtsbuch unserer Stadt eingetragen zu werden. An ihm sind die Vertreter de- deutschen Buchhandel» au» allen Gauen nicht nur de» großen greinte» deutschen Reiche», sondern auch der großen deutschen buchhänvlerischen Firmen im Ausland in Leipzig versammelt, um da« von langer Hand vorbereitete Fest der feierlichen Einweihung de- .Deutschen Buchhändlerhause«" zu begehen. Da- neue stolze Buchhändler- heim im Ostviertel der Stadt» welche- wir im Laufe der letzten Jahr» vor unseren Augen erstehen sahen, ein monu- mentaler Prachtbau im vollen Sinne de« Worte-, soll heute in festlichem Glanze seiner Bestimmung übergeben werden. Noch in den letzten Tagen drohte da» trübe Geschick, welche« vber unser» Kaiser gekommen und plötzlich einen so drohen den Verlauf nahm, da» Fest unmöglich zu machen. Wer Hütte wohl, wenn di« so überaus ernsten Nachrichten an« Eharlottenburg angedauert hätten, daran denken können, ein in so großem Stile angelegte» Fest zu feiern? Nun, da es, Golt sei Dank, dem Kaiser wieder besser geht, da kann die Frftfeier ihrer Bedeutung gemäß stattfinden, wenn auch immerhin in den Kelch der Freude ein bitterer Wermulh. tropfen fällt, daß gerade in der Stunde, in welcher die deutschen Buchhändler ihren Einzug in da« neue Hau» halten, der deutsche Kaiser immer noch mit schwerer Krankheit ringt. Auch Diejenigen, welche heute einen Ehren» und Frrudentag begehen, müssen erfahren, daß nicht« vollkommen auf der Welt ist und daß der Leben-pfav bi-weile« gerade in der Zeit, in welcher menschliche» Ermessen es am wenigsten erwartet, sich mil Dornen bedeckt. Wenn da» heutige Fest von hoher und freudiger Be- Der Aufenthalt der Königin von England in Berlin hat leine sehr günstige Wirkung nach verschiedenen Richtungen hin gehabt, besonder» weil er die volle Gewißheit gebracht hat, daß der HeirathSplan, wrlcher die Rcich»kanrlerkrisiS zur > Folge Halle und dessen Urheberschaft in erster Linie aus den LieblingSwunsch der Königin Victoria zurückgrsührt wurde, l al» endgiltig aufgegeben zu betrachten ist. Man darf wohl annchmen, daß die Königin Victoria überhaupt nicht nach Berlin, resp. Charlottenburg grkommcn wäre, wenn in dieser Beziehung nicht schon vor ihrer Ankunst volle Klarheit ge- ! schaffen worden wäre. In diesem Sinne hat die Bevölkerung l der ReichShauptstavt die Sachlage von Anfang an ausgesaßt und deshalb ver Königin die einem Deutschland so eng ver bundenen und in nächster vcrwandlschastlicher Beziehung zum deutschen Kaiserhause stehenden Gast gebührende herzliche Auf ^ nähme gewährt. Die .Nordreuksche Allgemeine Zeitung giebt dieser Auffassung in einer Form Ausdruck, welche die ! volle Bestätigung ihrer Richtigkeit enthält, indem sie den ehr furcht-vollen und sympathischen Empfang feststellt, welcher der Königin al» nächster Anverwandten unsere- geliebten Herrscherhauses nach langer segcn«reicher Negierung eine» befreundeten Lande« von allen Schichten der Bevölkerung ge bührendermaßen bereitet worden ist. Man ist von allen Seiten bemüht gewesen, den rein privaten Charakter de» Besuche» der Königin Victoria am deulschrn Kaiscrhofe hervorzubeben, und die rein menschlichen >und verwandtschaftlichen Beziehungen haben auch sicherlich den Gedanken z» dem Besuche eingegeben und den Grundton für den Verkehr der Königin mil der Familie ihrer Tochter und ihre» Schwiegersöhne» gebildet. Aber auch der freieste BersassungSstaat Europa», als welcher England von jeher ge« ^ gölten hat. ist nicht so durchau» unabhängig von den Ge« banken und Handlungen der Herrscherin de» Lande«, daß nicht von aller thatsächlichen Einmischung in die Streitigkeiten de» europäischen Festlandes einen Grad von Neutralität gesichert, welcher e» den übrigen Großmächten erleichtert, gute Be- ziehungen mit England zu unterhalten, weil man weiß, daß auch >m Kriegsfälle schwerlich eine Acnderung dieser Be- ziebungen eintreten wird. Der „Standard", da» Organ der englischen Regierung, nennt zwar anläßlich de» Besuche» der Königin von England in Berlin den Dreibund die alleinige Ursache, welche den AuSbruch de» Kriege» im Orient verhindert, und spricht mit Genugthuuna von den guten Beziehungen Englands zum Dreibünde, aber e» fehlt trotzdem bisher an jrgiichem Beweise dafür, daß England dem Dreibund mehr al« platonische Zuneigung entgegenbringt. Da» einzige Merk mal, daS aus bestimmten Abmachungen zwischen England und dem Dreibund schließen lassen könnte, sind die vom Admiral Hewett in Genua in der Weinlaune gemachten Aeußerungen, in welchen er sein Erstaunen darüber auSdrückt, daß die fran zösische Kriegserklärung noch nicht ergangen sei. Aus solche JndiScrelionen de» Zufalls sind wir England gegenüber an gewiesen, im Uebrigen läßt die Haltung Lord Churchill'- erkennen, daß England wohl zu empfangen, aber nicht zu geben geneigt ist. Trotz aller berechtigter Einwendungen gegen die englische Politik ist die Thatsacbe nicht in Abrede zu stellen, daß Eng land auch auf die Gestaltung der europäischen Politik einen gewissen moralischen Einfluß auSübl. Man nimmt stets davon Kennlniß» wa» der Vertreter England» in konstan- linopel sagt, wenn e» sich um orientalische Verhältnisse handelt, und man forscht auch immer nach der Meinung, welche Eng land hegt, wenn der Fall eine» Kriege» zwischen Frankreich und Rußland einerseits und zwischen Deutschland und Oester reich andererseits in Frage kommt. Man rechnet mit der englischen Flotte im Mittelmeer» denn die Flotte ist das einzige Gebiet, aus welchem die Macht England» al- euro päischer Großstaat in Betracht kommt. Wir haben un» im Lause der Jahre daran gewöhnt. Eng land al- Landmacht gänzlich zu ignoriren, eS sei denn, daß mir auch zu Lande der englischen Capitalkrast ihre Berech tigung zugestehen. Der Einfluß England» auf dem Geld- markt ist auch in krieg-zeiten nicht zu unterschätzen, und von diesem Gesichtspunkte au» ist auch die BunveSgenossenschast Englands in einem europäischen Kriege nicht zu unterschätzen. Mit welchen Vorbehalten dieser Einfluß zngestanden werden muß, hat der deutsch-sranzösische Krieg gezeigt. Die Sympathien, welche England für Deutschland zeigt, haben siel» einen kauf männischen Hintergrund, e» handelt sich dabei um Mein und Dein, aber auch von diesem Standpunkte au» ist die englische Sympathie nicht wcrthlo». Wenn England e» in seinem Interesse erachtet, daß die europäischen Großmächte dir vorhandenen Streitfragen ohne Mitwirkung von England lösen, so muß fick England auch daraus gefaßt machen, daß die Folgen, welche sich au» der Schlichtung europäischer Streitigkeiten ergeben, ohne Rücksicht aus England sestgestcllt werden. Daß der Besuch der Königin von England in Berlin von allen Seiten al» der politischen Bedeutung bar verkündet wird, läßt sich nur au» der zurückhaltenden Stellung Eng land» den europäischen Streitfragen gegenüber erklären. Wenn der Wunsch der Königin von England, den Bruder ihre» Schwiegersöhne» mit der Tochter eine» anderen Schwiegersöhne» zu vermählen, in England selbst keine Be- acktung findet, in Deutschland aber große und berechtigte Ausregung erzeugt, so ist daraus zu entnehmen, daß die Macht de» englischen Staatsoberhauptes in England selbst nur formell al» berechtigt angesehen wird, und zwar au» dem Grunde, weil England nicht die Absicht hat, die Folgen von Herzenswünschen seine» SouverainS aus sich zu nehmen. Deutschland steht solchen Abmachungen oder den dieselbe» einleitenden Wünschen minder kühl gegenüber, aber wenn eS dafür Partei ergreift, ist e» auch entschlossen, alle politischen Folgen zu tragen, die sich daraus ergeben. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt > die folgende in der vorstehende» Betrachtung erwähnten Kiiiiv- aebung Über den Besuch der Königin von England in I Berlin: Ihre Majestät die Königin von England hat Berlin gestern I wieder verlassen, nachdem Ihr von allen Schichten der Bevölkerung chichten .. der ehrsuichivolle »nd sympathische Empfang bereitet worden ist, der Ihr, »ach langer iegen-reicher Regierung eine» befreundeten Landes und al« nächster Anverwandten unsere- geliebten Herrscherhansr«, im ^ ^ —. vollsten Mahr gebührt. Wir geben un- der Hoffnung hin, dah die eine Rückwirkung derselben auf die Haltung der Regierung I Iponiamn Kundgebungen allgemeiner Verehrung, die Sie aus allen und aus die öffentliche Meinung de« Lande»'sich daran» enl- l Alss" brgleilrt haben, Ihr nicht entgangen sind, und da» Ihre wickeln sollte. Deshalb betrachtet e» auch die ..Norddeutsche > ^l,u,eS Andenken ^.n B'rlm nach England Allgemeine Zeitung" al« selbstverständlich, daß der Besuch der Königin Victoria und die damit verbundenen persönliche» Aus sprachen, Eindrücke und Erinnerungen auch auf die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und England nur die günstigsten Rückwirkungen haben könne». Es ist so natürlich, daß eine Mutter den innigsten Antheil an den Leiden ihre« Schwiegersöhne» nimmt, von welchem sie weiß, daß er da» Glück ihrer Tochter während einer langen, von schönster Harmonie durchdrungenen Ehe gewesen ist, und um so mehr weiß die Königin Victoria da» Glück einer solchen Ehe zu würdigen, al» sie selbst ein gleiche« Glück genossen hat. Daß die Politik zuweilen mit rauher Hand in dir Herzensange legenheit der Fürsten hinelngreist und ihnen unübersteigliche Hindernisse bereitet, die im Leben minder hochgestellter Per- Ionen nicht bekannt sind, ist ein herbe» Vorrecht de» fürstlichen Stande». Der Schmerz, welcher durch solchen Widerstreit Ver Pflichten verursacht wird, kann überall auf richtige» Verstänkniß rechnen, und um so sicherer ist der Fürst oder die Fürstin, welche ihre persönlichen Wünsche und Neigungen der Gesammtwohlfahrt zum Opfer bringen, der allgemeinen Sympathie, weil Jeder de» Werlh eine» solchen Opfer« zu würdige» weiß Da» englische Parlament hat sowohl beim Tode de» Kaiser» Wilhelm al» bei der Krankbeit de» Kaiser» Friedrich so offenkundige Beweise der herzlichen Tbeilnahme de» eng- lischen Volks mit den Sck»cksalSschlägrn gegrben, welche da» deutsche kaiserhau» und met ihm da» deutsche Volk heim- slichen, daß e» diesem nur sehr willkommen sein konnte, den Dank sür diese schätzbaren Kiindgebnngen der Königin Eng land» durch unmitteldare Huldigungen au-zudrücken. Ta< durch erhält da» gegenseitige Verhältniß zwischen Deulschland und England eine Stärkung nach der Richtung srenndschast sicher Gegenseitigkeit, und manche Unebenheiten, wci.be i» Bezug auf die colonialen Angrlegenbcile» zu Tage getreten sind, werken dadurch abgeschliffen. England hat sich in den l^ten Jahrzehnten durch seine Politik der Zurückhaltung während hier Ihr Besuch zu ernster Zeit nicht nur bei' Deiijeniqen, die da» Glück gehabt haben, sich Ihr periünlich nähern zu dürs-n. und die im Banne Ihrer gewinnenden huldreichen Lieben-wurdigke t stehen, sondern bei allen gut Deutschgcsinnten al- eine Kundgebung wohlthueuder persönlicher Theilnahme in treuer, dankbarer Erinnern ' i bleiben wird. Wir betrachten eS al- selbstverständlich, daß ,e»e..' Besuch und die damit verbundenen persönlichen Aussprachen, Eindruck - und Erinnerungen auch aus die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und England nur dir günstigste» Rückwirkungen haben können. Leipzig, LS. April 1888. * Wiederholt sind Mittheilungen über da» hinterlass,, »e Vermögen de» Kaisers Wilhelm, sowie über angeb liche Einzelbestimmunaen au- dem Testamente bezüglich der Beriiiächtnissc an die Mitglieder der königlichen Familie ver öffentlicht worden. Jedoch alle diese Angaben sind, wie von- berufener Seite verlautet, nicht zutreffend. Zunächst wird bemerkt, daß Kaiser Wilhelm die angesaiiimelle» Capitalien gern in Ankauf von Grundstücken anlegke; er licß Güter und Forsten ankausen, oft unter dem Grsichl-puncte, um bereit- i» königlichen! Besitze befindliche Guter abzurundrn und zu vergrößern Sckvn aus Grund dessen ist e» nicht gut durch- sührbar, die gesummte Hinterlassenschaft durch eine bestimmte Summe z» bezeichnen. Dasselbe Berbältuiß besieht hinsichtlich der Vermächtnisse an dir Mitglieder de- königl Hause», auch hier kommt Grundbesitz und andere Objecte, die eine» nicht unbedingt feststehenden Werth haben, >n Frage. Einzelne Tbcile de» Testament» werden seiner Zeit veröffentlicht werden. * Nach langen Verhandlungen bat sich Frankreich ent schlossen, an einen geschädigten Deutschen eine Ent schädigung z» zahlen. Den ..Hamburger Nachrichten" wird darüber geschrieben: .'im 2. Januar 1385 ei'chen in der Laiigarakmchi an der ie negambiichen Küste dir dcuvcke Coircüc ..A-.iadük" unler Cruveileii-Cavilain Ehuden, nm das fficbiel zwi-che» der Dublecka und dem Rio Pongo unter deutschen schütz zu sl!le». Für diese
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