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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-01
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1888
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2SV0 Word«, sei." Umsonst suchte Ministerpräsident TiSza die er regte Stimmung zu dämpfeu, indem er erklärte. Minister Frzervary beabsichtige gar nicht, die Schlutzdedatte abzuwarten, doch der Lärm dauerte sort. Endlich hielt Bolgar seine Rede. Nachdem nun wieder kein Mitglied der Majorität da- Wort erqrisi. erhob sich Baron Fejervary. Tie Unabhängigen riesen: »Endlich doch!" und suchten durch allerlei hämische Zwischen» ruse den Minister au» der Fassung zu bringen, der jedoch in einer glänzenden Siede die von der Opposition vorgebrachten Argumente entkräftete. Di« Erregung bauerte bi» zum Schluß der Sitzung sort. ? Nach den letzten Nachrichten, welche der „Dossischen Zpitung" au» der persischen Hauptstadt Teheran zu- gegangen sind, hat der Schah Na-r ed-din seine beab» ^ichtigle diesjährige Reise nach Europa zwar ausgehoben, aber nur ausgeschoben, nachdem er den Entschluß sgesaßl hat, dieselbe im Frühling de» nächsten Jahre» anzulreten. Durch drungen vou der Ueberzeugung. daß seinem Lande eine geregelte Verwaltung nach europäischem Muster noth thue, hat sich der Sckah in den vergangenen Winlermonatcn mit den er forderlichen Vorarbeiten zu einer gründlichen Reform beschäftigt, um den in allen Zweigen derselben herrschenden Ucbelständen Mißbräuchen abzuhelfen und für die Regierung in den einzelnen Provinzen seine» weit ausgedehnten Reiche» eine Centralgewalt in der Residenz Teheran zu schaffen. Die Selbständigkeit der Gouverneure, welche» bisher die Be- fugniß crtheilt war, ihre Nnlerbeamten nach eigenem Gut dünken zu ernennen und mit der Ausführung ihrer Be fehle uno dem Einzieben der Steuern zu betrauen, ist in Zukunft gebrochen, weil sie fortan der Gelegenheit beraubt lind, sich williger Diener für ungesetzliche Handlungen zu versichern und sich aus Kosten der ärmeren Untcrthanen zu bereichern. Alle Ernennungen gehen in Zukunft von Teheran au», wobei rin Conseil unterrichteter und vertrauenswürdiger Beamten die betreffenden Vorschläge der iranischen Majestät zu unterbreiten verpflichtet ist. Vor Allem hat die neue Maß regel. welche bei der Bevölkerung de» ganzen Lande» die allgemeinste Befriedigung erregt, die säst gefahrdrohende Macht und den unbeschränkten Einfluß de» Prinzen Sil rS- Sulran lahmgelegt. E» ist bekannt, daß der Schahzadch. ein Sohn de» Schah, seine Stellung al» Gouverneur von Ispahan und der südlichen Provinzen de» Reiche» in einer Weise auSzunntzen verstand, die ihm im Lause der Zeit xeradezu die Bedeutung eine» Vicekönig» verlieb und für die nii.ere Politik Persien» die größten Verwickelungen und Schwierigkeiten in erregten und stürmischen Zeilen befürchten ließ. Sil-cs-Sultan hat gegenwärtig den Posten eine» ein fachen Gouverneurs der Stadl Ispahan erhalten, unter ocn Beschränkungen, wie sie infolge der neuen Reformen den übrigen Gouverneuren in den Hauptstädten de» iranischen Reiches auscrlegt sind. Nicht weniger ließ e» sich der Schah angelegen sein, auch in der Handhabung der Justiz durch ein geregeltes RcchtSversahren und durch die Wohl unpar teiischer Richter die herrschende Willkür zu beseitigen und ollen Ucbers chreitungen einen Damm entgegen zu setzen. ES ist nicht »'eicht, im Herzen von Asien und inmitten einer halb seßhaften, halb wandernden Bevölkerung uralte Gebräuche und eingewurzel.tr Vorurtheile mit einem Schlage abzuschafse» und an ihre S teile europäische Anschauungen und Einrich tungen zu setzenallein die Energie, welche dem persischen Schah eigen ist. läßt trotz seine» vorgerückten Lebensalter» (er ist 58 Jahre alt), nach einer vierzigjährigen Regierung an den guten Ersollgcn der in Angriff genommene» Reformen nicht zweifeln. Tvie Theilnahme der ganzen Bevölkerung steht ihm zur Se ite; nicht weniger verfügt er über eine ergebene Armee, n achdem auch für diese durch regelmäßige und au-reichende Besoldung und Verpflegung die Gründe zu Klagen und Miß vergnügen für die Zukunft gehoben sind. Die im nächsten Jahre geplante Reise de» Schah nach Europa bezweckt hauptsächlich den Besuch der hervorragendsten industriellen Ei, irichlungen und Unternehmungen in Nord- und Süddeutsch land, um eine nähere Einsicht darüber zu gewinnen, in wie weit dieselben für Persien zu verwerthen sein dürften. , . - Mllltairisches. * Ueber Luftballon« und Radfahrer im Heeres dienste schr eibt die..Berliner Börsenzeitung": Einhun dert und süns Jahre sind verstrichen, sclt im Frühjahre 178c. an l len Hängen de» BivaraiS-Gebirge« in dem kleinen gewerb- reich-n S Städtchen Annonay die weltbekannt gewordenen Gebrüder Mor.gr.lfier vor einer staunenden Menge zum ersten Male mit einen > Luftschiffe in den blauen Aether hinein emporstiegen. Jener Tag war der Geburtstag der Luftschifffahrt, der sich seitdem viele strel.enden Geister zugewendet, um auch diese Erfindung zum Ru tzen und Frommen der Menschheit zu erweitern. Trotz, dem liegt die Lusischifffahrt zur Zeit noch iu den Windeln und gehört ihr da» unbegrenzte Reick der Zukunft. Nur aus r.'ilitairilchcm Gebiete ist sie. w.nn auch vorläufig noch in de- s chtidenen Grenzen, zur praktischen Berwcrthung gelangt und >yot sich allem Anscheine nach eine nicht zu ieru liegende br- oeutsame Rolle gesichert. Schon in den sranzösiscken Revolution», kriegen versuchte man Vni» belagerten nirderländischca Festungen Nachrichten mittelst sreischwcbender Luftballons in da» Land zu entsenden; doch mißglückten diese Versuche meisteutheils vollständig. Mit gesesselten Ballons halte man hingegen mehr Glück; sowohl 1793 vor der Festung Maubeuge, wie 1794 in der Schlacht bei Fleuru« leistete der französische Capitain Coutelle mit ihnen erfolg, reiche Erkundigung-dienste; weniger glückte ihm die« allerdings bald daraus vor den Rheinskstunge». Napoleon, der kein Freund von klein liche», zeitraubenden und unsicheren KrikgSniitteln war, tieß do-Jnteresse, welches man bisher dem Gegenstand zugcwcndei, vollständig fallen; die Mililair-Luslickiffsahrt verschwand säst ganz von der Schaubühne de» Leben», vereinzelte vollständig verunglückte Versuche von anderer Seite gaben ihr sürS Erste den Rest. So wollte ein Phantast 1812 Napoleon und sein Heer in Rußland Nachts von einem lenkbaren Lustsckiss au« durch Hohlgeschosse vernichlcn; natürlich erstickte der Plan schon in den GrburtSivchen, wie auch 1807 ein anderer Luit- schtsfer seine Absicht, die englische Flotte vor Kopenhagen durch Brandgeschosse zu vernichtrn, welche er au- lenkbare» Lultballon« Ichleudern wollte, nichz auSzusühren vermockte. — In todesähulichem Schlummer verblieb M Militair-Lustichisssahrt von dem ersten Jahr zehnt unsere« Iahrbmtdert» an, bi» sie uuier Napoleon III. i» dem kurzen ilalieniscken Feldzuge de» Jahre» 1859 zu einem schwachen und wenig einflußreichen Dasein ausgerültelt wurde; der bekannte Sodard bot dem Kaiser seine Dienste an und soll während der Schlacht bei Solserino zu ErkundigungSsahrlea ausgestirgen sein; von seinen Erfolgen weiß die Geschichte nicht» zu berichten. Der praktilcke Dankee zog während de» Noroamerikanii'chen SecejsionSkriege» auch die Luftballon» au» dem Meer« der Vergessenheit hervor, organistrte förmliche Luft- schiffei-Abtheilungen und bediente sich der gesesselten Ballon» wieder holt mit Erfolg im Erkundigung-dienfte; auch fand bereits im Jahre 1882 eine photographische Ausnahme de» besestiglen Lager» der Lon- süderirten bei Richmond vom Ballon au» statt. In de» langjährigen Kämpfen der sechziger Jahre zwischen den Brasilianern und dem Diktator von Paraguay, Lopez, benutzten die Ersteren mehrfach ge kesselte Ballon« behus» Erkundung der Stellung de» Gegner». 1884 und 1866 kamen Lujtballon» von keiner keile, 1870/71 nur in voll ständig mißglückten schwacken Versuchen dentscherseitSvor Slraßburg vnd Pnri» znr Verwendung. Der Mangel an geeignetem Material nnd vor Allrm an einer durchgebildeien Truppe waren die Ursachen diese» Mißersolge», wobei allerding» der Umstand uicht wenig mitsprach, daß man da» Bedürsniß nach Luftballon» gar nicht recht empfand, 'andern sich auch ohne diese recht gut zu Helsen wußte. Welche roßen Dienste sreislicgcnde Ballon» dem eingeschlossenea Pari« Ustete», ist zu bekannt, um e» hier zu wiederhole«; auch gefesselte lallon» verwendete der Eingeschloffene Antang» mehrlock zu srkundung»zwccken. Seit jener Zeit ist die Militair-Luslschifffahrt § neuem Leben erwacht. In allen Staaten hat man den großen lerth von Luslballon» in eingescklosscnen Festungen erkannt, und »zhe werden in der Zukunst wohl überall in Brrbindung mit Brief- den eia schätzenSiverthe» und gut vorbereitete» Mittel zum Akehr mit der Außenwelt sein. Aber damit nicht genug; in meisten Armeen tollen auch den Truppen zukünstig Fessel- -Hon» mit in» Feld solqen, geführt von besonderen, im Frieden "gebildeten Truppen - Abtheilungen. Man wird dies« Ballon» ",Wesentlichen vor Festungen zu verwenden beabsichtigen; doch im Feldkriege kann man sie bester wie bisher benutzen, da ^It der umständliche» und sehr zeitraubenden Gaserzeugung an /ü»,d Stelle romprimirte» Wosterstostga» in eisernen Behältern / mitgesührt wird, wie die» die Engländer io ihre« Feldzug« kn Egypten und jetzt bi« Italiener bei ihren Kriegtvorbereiwagea gegen d«u Regu» gethan. Aber immerhin bildet ei» Ballontrain mü seinen vier b>» fünf Aahrzenge» einen nicht unerhedlichru Droh «ud bleibt der Nutzen von gefesselten Ballon» im Feldkriege vorauSsicktlich ein reckt beschränkter: Beobachtungen au» der meist stark sckwaake». dea Gondel sind mit sehr große» Schwierigkeiten verbunden. Frankreich ist zur Zeit der eigentliche Mittelpunkt de» Milttoir-Luft. schistsahrtSweieiiS; anßer der sehr »hängen Militair - Werkstätie zu Meudon hat der bekannte Livil-Ingenieur und Luktichiffer Aon eine großartige Anstalt z» diesem Zwecke eingerichtet. Bei ihr haben die italienisch« und russische H«tre»leituug ihr« Feffel-Balloa» an« fertigen lasten; »bealall» hat sie für die chiuesilche Armee solche ge- liefert, während die holländische und belgische Regierung dem Last schiffer and Fabrikanten Lochambre in Pari» gleiche Aufträge ge geben haben. England baut sein« Ballon- in Lhathain; Oesterreich und Deullchlaad, die zwar Milttair-Luslschiffer-Ablheilungea besitze», scheinen sich hingegen noch nicht über die E nsüdrung von Fessel- ballon» endgiltig entschieden zu haben. Die Größe dieser mit in» Feld zu nehmenden Ballon» ist natürlich sehr verschieden; di» ge. wöhaliche Größe ist die von bkX) cbm, doch sind »ach solche von 3000 cdm vorhanden; in Betreff der Kabellänge herrschen gleichfalls große Verschiedenheiten, jedenfalls wird dieselbe im Durchschnitt nicht weniger als 500 m betragen. Der augenblicklich« Siandpnnct der Militair-Liftschifffahrt ist übrigen« keineSweg« ein abgeschlossener; da» Ideal eine« Militair- Ballon« ist leicht erklärlicherweise der lenkbare Luftballon, und wird an dessen Herstellung mit unermüdlichem Eifer und nicht ohne Er- folg gearbeitet. Eia solch leukbarer Luftballon muß wie da» aus dem Wasser fahrende Schiff eine eigen« vewegungtsähigkeit besitzen, die größer al« die durch die Luftströmung erzeugte ist. Die Lust- strömung beträgt in dea unteren Schichten bei gewöhnlichen Be» hältnissen 2 w in der Secuude, in dea höheren ist sie ober erheblich stärker. Nach zahlreichen Versuchen, die sich im wesentlichen aus die wissenschaftlichen und praklischeu Ergebnisse Dupuy de LSme» stützen, ist e» zur Zeit bereit» gelungen, einen leicht«, elektrischen Molar, der eine große Flügellchraude treibt, und ein geeignete» Steuer für da» Luftschiff herzustelleu. so daß dasselbe eine eigene Bewegunglgeschwiadigkeit von etwa 6 w in der Sekunde besitzt. Daß man hiermit bei nicht starkem Winde da» Luftschiff «ach Belieben steuern und bewegen kann, liegt auf der Hand, doch ,p man bestrebt und hofft, die eigene BewegungSsähigkeit bi» aus 12 w in der Sekunde zu erhöhen, auch die Thäligkeit der Bewegung-Maschine, die zur Zeit etwa nur I Stunde ouhält, erheblich au«zudehnen. Die französischen Oificirre Major Renard und Eap iaia Kreb» haben in dieier Be- zirhung viel von sich reden gemocht und jedenfalls wichtige Fort schritte aus dem Gebiete der Militair-Lustschifffabrt erreicht. Der lenkbare Luftballon ist heutigen Tag» Dank dea Fortschritten der Technik keineSweg» mehr, wie vor nicht lnngcr Zeit noch unsere besten Gelehrten onnahmen, eia unlösbare» Problem; in bescheidenen Grenzen ist die Fraqe bereit» gelöst und vervollkommnet sie sich in der eingeschlageneu Richtung, so daß der Ballon eine eigene BewegungSsähigkeit von etwa 10 w in der Sekunde erhält und sein Motor auch aus längere Zeit wirksam bleibt, — dann ist e» sehr leicht WSglich, daß die Miluotr-Luslschiffsahrt einen bisher nur von kühnster Phantasie geahnten Einfluß aus die Kriegführung erhält. So sehr verführerisch e» ist. mit de» Geiste» Flügen dea gu- kuusirslügen der Militair-Lusischiffsahrt zu folgen und die Schlackten auSzumaleo, die dann zwischen Luftschiffen oben in den Lüsten ge- schlagen werden, so wollen wir un« die» doch für heute versagen und die Aufmerksamkeit aus ein Werkzeug lenken, da» fest an die Mutter Erde gebunden ist: da» Belociped, — oder in der lieben Muttersprache auSgedrückt — da» Zwei- und Dreirad. Denn auch diesen Gegenstand jugendlichen Sport» hat man dem Heeresdienste einzuordnen versucht. ES ist bekannt, daß eia geübter Radfahrer namentlich mit dem einqleisigea Zweirade mindestens 25 lew in der Stunde und auch ohne besondere An- strengung 100 lcm an einem Tage zurückiegen kann. Sind auch diese Zahlen nicht ohne Weitere» aus da» Allgemeine und die Militair-Verhällniffe zu übertragen, so steht doch außer allem Zweifel, daß ein geübter Radfahrer mehr leistet als eia Meldereiter. Dabei ist allerdings nicht au» dem Auge zu lasse», daß solch' eia Reiter alle Wege und nach Bedarf auch querfeldein reiten kann, sowie seine gesammte Ausrüstung stets bei sich führt. Der Zweicadiohrer ist hingegen aus seste Wege beschränkt, kann nicht bei Behinderung durch Truppenmärsche oder Fahrzeuge eine beliebige Geschwindig. keit annehmen, auch nicht sein Gepäck u. s. w. so leicht mit sich führen, während er bei dem kleinsten Stoße der Gefahr auSgeirtzt ist, nach vorne kopfüber zu stürzen. Da» Dreirad besitzt diese Mängel in geringerem Grade oder gar nicht, verlangt dasür aber auch breitere Wegespurea und bei größerer Langsamkeit größere Krasionstrengung. Immerhin bleibt e» aber, namentlich da e» keine vorherige Ausbildung verlangt, ein recht nützliche» Werkzeug für Ueberbriugea von Befehlen u. dergl. Die französische Armee, die ja nach dem Kriege 1870,71 Mit allen Mitteln bemüht ist, daS verlorene Prestige wieder zu gewinnen, hat auch diesem Gegenstände eine erhöbt« Aufmerksamkeit zugewendei und umfangreiche Uebungen im Radfahren während der letzten Manöver seiten» de» 17. und 9. Armeecorp» auSsühren lassen. Bei letzierem waren 30 Radfahrer im Dienste, verthrilt auf da» Torp». commanbo, die Divisionen und die einzelnen Brigaden; die Rad» sabrer brachten ihre eigenen Instrumente mit: Zweirad mit einem hohen Rade, Zweirad mit zwei hohen Rädern oder das Dreirad. Ta» erste» überiras natürlich alle an Schnelligkeit, da» letztere alle an Dauerhaftigkeit. Die DurchschuitlSgelchwindlgkrit konnte man aus 20 km in der Stunde, eine Tagesleistung aus 50 km scststcllen. So sehr man in der französischen Armee mit den ge machten Versuchen zufrieden ist, so scheint un» sowohl Zwei- wie Dreirad unter Hinblick aus die oben erwähnten Nochtheile ein Werk- zeug, besten Benutzung im Kriege, wenigsten« vorne bei der dem Feinde gegenüberstehenden Truppe, von sehr zweifelhaftem Wcrihe ist. Hierzu Irilt noch, daß e» sehr leicht erheblichen Beschädigungen auSgrsctzl und nicht so leicht wieder in Ordnung gebracht ist; macht man da» Werkzeug Handsester, wie mau e» in der finnische» Armee versuchie, so leidet natürlich die GebrauchSsähigkeit und Schnelligkeit erheblich darunter. Daß man in einem pserbearmea Lande wie Italien oder in einer ans den großen Krieg gar nicht zu-irfchiiittenen Armee wie der englischen, dennoch ernstlich an die Berwerihuag der Radsahrer im K> iege denkt, darf nicht Wunder nehmen. Bei Etappenirupprn. in ein. geschlossenen Festungen, wo zwischen den Fort- untereinander und der Stadl wohigeebnete Wege bestellen, mögen die Radsahrer gewiß von Nutzen und oft am Platze sein, aber, wie gesagt, vorn bei der kämpfenden Truppe scheitern solche Kunsterzeugniffe schnell an der rohen Gewalt de« allzerstörenden Kriege». Im Frieden kann mau zur Erleichterung der Truppe gewiß au» dem Radfahrer dienst, nomciitlich aus den Manövern und in dea großen Festungen recht erheblichen Nutzen ziehen und wird sich eine sorgliche Heeresvcrwal. Hing denselben sicherlich nicht entgehen lasten, wie wir denn auch leben, daß mehr und mehr in den einzelnen Aryltrn Zwti- und Dreirad in diesem Sinne Verwendung finden. , Musik. Neues Theater. Leipzig, SO. April. Fräulein Mitschiner dom Stadtlhcater zu Haste setzte ihr Gastspiel al» Agathe im „Freischütz" und zwar mit bedeutender Steigerung de« künst lerischen und äußeren Erfolge» sort. DaS Einfache. Schlichte, da» Innige und Herzbewegende VeS Agathencharakter» trifft mit der Begabung der Künstlerin so glücklich zusammen, daß man die Darstellung als wirklich stilvoll, d. y. al» ganz im Sinne de» Componistrn ersaßt, bezeichnen darf. Ein Vorzug der Sängerin machte sich diesmal noch entschiedener geltend al» da« vorige Mal: die merkwürdig sympathische Stimme, der Ton ist so voll und rund, so weich unv angenehm, daß man ihm mit Freuden lauscht. Da e» nvthig ist, die Künst, lerin al» vielseitig begabt kennen zu lernen, empfiehlt e» sich, sür da» nächste Gastspiel eine der Waguer'schen Opern, viel leicht „Loheugrin", den „Holländer" oder di« „Meistersinger" zu wählen. Von unseren einheimischen Künstler» ist viel de» Guten zu berichten. Fräulein Artner'S muntere Laune, ihr frische» , seingebilkete» gesangliche» Talent verschossen sich bei jeder Freischütz-Ausführung neue Anerkennung. Daß ihr dieselbe außer dem gewohnten Hervorruf noch n, Form einer dusligen Blumengabe zu Theil wurde, bars man der bescheidenen Künstlerin von Herzen gönnen. Von Herrn Schelper empfing man die-mal einen bedeutsamen Ausschluß darüber, daß die früher gerügte Zusammenhangslosigkeit der Casparfigur mit der Handlung de» „Freischütz" thatsächlich gor nicht besieht und der Schein nur durch die allerwärt» beliebten sehr nngeschicklen Striche im Dialog verschuldet wird. Ja demselben wird Ca»par al» verschmähter Liebhaber Agathen»« gekennzeichnet, indem Caspar von Agathen zu Max spricht: .die mich um Deinetwillen verschmähte'. Herrn Schelper gebührt da« Lob durch Einführung Vieser Stell« die Ehre de« Freischütz-Dichter« gerettet zu haben. Der ritterliche Ottokar de« Herrn Perron, der bievere Erbsvrster de» Herrn Köhler, der treffliche Kilian de» Herrn Marion bewährten früher anerkannte Vorzüge. Neue zeigte der Max de» Herrn Hübner, eine theilweife ganz vortreffliche Leistung, der gegenüber vie Kälte de» Publicum» ganz ungerechtfertigt war. Herr Knüpfer erledigte die etwa« langweilig« Aufgabe de» Eremiten mit Würde und impouirender musikalischer Sicherheit, dagegen war Frl. Rathäuser al» Brautjungfer gesauglich merk würdig unbeholfen. Hetr Treutler muß sehr musikalisch sein, denn ohne solche Eigenschaft könnte er kaum seine schauspielerischen Nuancen so sein mit der Musik in Einklang bringen. Herr Mahler dirigirt« die Aufführung vortrefflich; warum er diesmal von dem sehr glücklichen langsamen Tempo de« Bauernwalzer« abwich, ist wohl nur au- einer momentanen Di-position zu erklären. M. Krause. Alte- Theater. Leipzig, SV. April. Die merkwürdigen spanischen Zwillinge „Giros!».Girosla" erschienen gestern auf der Bühne de» Alten Theater«, und der musikalische Geleilsbrief, den ihnen der Pariser Operettenmeister Lecocq ausgestellt, wurde vom Publicum vollkommen respeclirt. Die muntere Causerie der Operette, ihr perlender Humor, ohne da« Prickelnde der hunderttausend Teufel Ofsenbach'S, die aa- muthigen Liederblülhen, di« sie aus ihrem Boden zeitigt ohne Grenzübergrifse in bas Gebiet der benachbarten komischen Oper: da» sind Vorzüge, die man der Musik de» Compo- nisten der „Angot" uachrühmen muß und die gestern durch die gesanglichen Leistungen und da» Orchester unter Leitung de» Herrn Ewald durchaus zur Geltung kamen. Iu der Thal war die gestrige Ausführung dieser Oper wohl die beste, die wir bisher in Leipzig gesehen, und wir nehmen dabei die gastirende französische Operette nicht au». ES klappte eben Alle», die Darsteller waren bei guter Laune, vnd auch der Operettenchor, der stet» die AchilleuSscrse bei einer Bühne bitdea wird, welche die Operette our uebenbei cultivirt, war beweglich genug, wenngleich er noch nicht so ganz iu diesem Genre eingeteufrlt ist. Nicht Allen, welche da singen, ist freilich Gesang gegeben, und die Vettern der Familie Boläro waren zwar zum großen Theil sehr stattlich und vom Bühnenmaß der Heroinen, aber ihr Gesang war doch mehr Stückwerk; e» war ja vorzugsweise eine Schau spielerinnenerscheinung, welche diese musikalischen Triebe und Schößlinge entwickelte. Desto anerkcnoenSwerther war die GiroflL-Gircfla de» Frl. Ande», der Trägerin unserer Operette, welche vielen gastirenden Vertreterinnen viese« Fachs nicht nur an musika- liscber Schule, sonveru auch in Bezug auf anmuthig-neckisckeS Spiel unv feinen liebenswürdigen Humor überlegen ist. Ohne Frl. AndeS könnten wir unS zeyt vie Leipziger Operette nicht denken. Sie sang und spielte gestern wieder, bald die Giroflö, bald die Girofla, die sie einigermaßen auseinander zu ballen suchte, mit bester Laune. In der LiebeSsceue eine naive Braut, entwickelte sie in der Triokscene die munterste Lebenslust, und al» Halbberauschte war sie in ihrem Mienenspiel vou einer frappanten Komik, mit der sie alle Darstellerinnen schlug, die wir bisher in dieser Rolle gesehen. Herr Müller über raschte unS alS Mourzouk durch eine Charge, welche sich der Mittel der Tragödie bediente, um eine burleske Wirkung hervor zubringen: er war eine Art von Ioa Oldridge aus dem Boden ver Operette, seine blutlechzende Wildheit war sehr ergötzlich. Nicht minder war die» die Naivetät und da» Selbstbewußtsein, womit Herr Kaiser den jungen Finanzbaron MaraSquin dar stellte. Dieser MaraSquin war trotz seiner Millionen ein munterer Naturbursche, und Herr Kaiser stattet« ihn mit einer Menge lustiger Nuancen au». Herr Roh land als Don Bolöro war besonder» glücklich im Ausdruck der Beängstigungen und Ver legenheiten. welche da» Schicksal über ihn verhängt: er war ebenso komisch, wenn er sich al» Vater in die Brust warf, wie wenn er al» Gatte zitterte. Frl. Buse al» Aurora schwang über ihn die Zuchtruthe mit gravitätischer Energie. Noch erwähnen wir das Liebespaar Pedro und Paquita: der junge Mann der Seeabenteuer und Marinegeschichten wurde von Frl. Barlay alS ein sympathischer Jüngling von ange- nebmen Formen und lebendigem Wesen dargestellt, und seine gesungenen Balladen und Botenderichte trug sie mit wohl lautender Stimme vor: offenbar macht Frl. Barlay iu Spiel unv Gesang Fortschritte. Frl. GöhrS alS Paquita war eine muntere Soubrette. DaS Ensemble war von Herrn Prost lebendig arrangirt; die Piratenscenen hatten die nölhige vis comic». Die sehr gelungene Ausführung erntete verdienten Beifall. , Rudolf von Goltschall. * Unser vortrefflicher Opernsänger Herr Carl Perron bat — wie früher in Köln, Hamburg und an anderen Orten, jüngst in Frankfurt a. M. glänzende Triumphe gefeiert. Er sang dort am 16. April die Titelpartie in Mendelssohn'- Oratorium .Elia«" mit so großartigem Erfolge, daß vie gesammte Frankfurter Kritik in überaus lobender Weise sich aussprach. Von den un» Vorliegenden Kritiken citirerf wir die der „Franks. Ztg." und des „Gen.-Anz.". Da» erst genannte Blatt schreibt: „In Herrn Perron lernten wir einen Sänger von bemcrkenSwcrth glänzenden Eigenschaften kennen. Die Stimm«, von eherner Kraft, dabei von voll- rundem . gesättigtem Slang, ist prächtig geschult. die Aus sprache so correct und deutlich, wie nur wünschenSwerth, ver Vortrag ebenso verstänvnißvokl wie warm und eindringlich. Herr Perron ist in der vollen Bedeutung de» Worte« ein Sänger, krast de« herrlichen Organ», kraft der musikalischen Befähigung, kraft der kunstvollendcten Weise, in welcher er seine reichen natürlichen Gaben zu verwerthen versteht." Der „Gen.-Anz." schreibt: .Herr Perron durste mit Recht da« vielcitirle Wort Cäsar'», entsprechend dariirt aus sich an wenden; iu ver Thal wußte er sofort, kaum, daß er zu singen begonnen, durch seine jugendkrSstige, warme, im Brust- wie im Falsett-Register gleich sympathische Barytoostimme Ohr und Herz de« Hörer» gefangen zu nehmen." E» ist sehr erfreulich, daß unsere OpernkrLste auch im Concertsaal so bedeutende Erfolge erzielen. Frau Moran- Olden, Frau Baumann, die Herren Schelper, Lederer, Hedmonvt, Perron sind auch in dem ersten Concert- Institut der Welt, im Leipziger Gewandhaus, willkommene Gäste. Eine ausftrebcnde. ,u,endliche Kraft, Frl. Roth- bauser, ist im Li»zt-Vereia»-Concert voll anerkannt worben. Zu solch musikalisch sein gebildeter Künfilerschaft ist in der Thal der Leipziger Theaterdirmtion und dem Leipziger Publi cum nur zu grotuliren. Auch Herrn Grengg, den durch und durch musikalischen Sänger, wünschte man nicht zu selten im Concrrtsaale zu hören. Dergleichen würde Herr Köhler, dessen musikalische Durchbildung ebenfalls außer allem Zweifel steht, im Concertsaal willkommen sein. — * Leipzig, SV. April. Ter sehr begabte Componist Herr Georg Schumann, welcher am königlichen Confer- varorium der Musik in Leipzig seine Ausbildung genossen und mit seinem hervorragenden ProductionStalent schöne Erfolge erzielt hat. wird am 5. Mai sein Werk »Amor und Psyche" sür Soli. Chor und Orchester im allen Gewanbhau« birigiren. In Anbetracht de- tüchtigen künstlerischen Streben», sür welche» die zweifellose prächtige Begabung de« jungen, energischen Künstler» den sicheren Grund bildet, wäre eine recht rege Bethciligung von Seilen de» Publicum» zu wünschen. Dadurch würden die viele» mit der Vorbereitung verbun denen Mühe« einigermaßen ihren Lohn finden. - * O Leipzig. 28. April. Auch dem dritte» nnd letzten Prüfung«, oncert, welche« Herr Wahl« mit ieinen Eleve» im gol- denen Saale de» Krystallpalaste« abhielt, läßt sich «in würdiger Verlaus oochrühme«. Die Schüler und Schülerinnen bewiese», gleich ihre» jimgr» College» vom Vorabend, eine tüchtige Schule »ad eine war»» Hingabe «» ihre muflkolischeu Ausgabe». Herr Wahl» stellt dir letzteren nicht immer leicht, ober er versteht e». de» Schüler» da» Verstäiidniß für dieselbe» zu eröffnen, so daß sie gern »nd flott an die Arbeit gehen. Da» war z. B. bei dem Eoacert Ockur »«» Viotti für Violine, bei der Veeihovea'ichea Romanze känr sür Violine und dem schwierigen Loncert L wall von Beriot der Fall, die, abgesehen von einige» Unregelmäßigkeiten, eine westlich« Wiedergabe erftchrru. Luch die Elegie sür Lioliue vou Ernst gelang glücklich. Dag Programm bot diesmal mehr Ensemble stücke. So verriutru sich Violine und Pianosorte wacker bei einer Sonatine von Hosman» «ud einem „Air vuriä" von Wichtl, während sich al» Dritte» im Bund« da« Cello bei dem dritten Bergmann'jchea Trio, und dem Haydn-' scheu Trio /I <lar hinzugesellte. Eine ausgezeichnete Durchführung wurde dem Eoacert 0 ckor von Mozart gegeben, wenn man bedenkt» daß Pianosorte- und Orchestcrpariie von Schalen, gespielt wurde. In dem Schülerorchetzer lag Zug und All« lauschten ansmerksam ans dir Winke ihre« Dirigenten. Aus dem Pianosorte wurde» Stücke zu vier Händen von Köhler, Beethoven'» Variatiouea: „kkoloor piu uou mi oeoto". Mozart'» Sonate 0 änr. and Beethoven « Rondo Lckur ziemlich geläufig und occnrat vorgeirage». Dea Schloß bildeten drei Lusiakrungen der Orchesterschule, vou denen Mozart'« Ouvertüre za „TilnS" dea «nsang bildete, und die erfreulich dar- lhate». daß Herr Wahl» bei seinen Schülern auch aus da» Lerne» der Elnsügnug in ein Ensemble Wichtlgkeit leg«. O Leipzig, 30. April. Der Gesangverein „Ltederhai»" ln Schöneseld veranstallete gestern Abend im Saale van Kühling'« Salou eia Coucert, dessen Reinertrag zu Schulzwecken bestimmt war. Der stattliche Männerchor de« Verein«, der voll and gut be- setzt ist, führte sich dabei mit dem Liede „wenn der Frühling aus die Berge steigt" von Fach» rech« günstig ein. Dana folgten zu- nächst zwei ansprechende Volkslieder, deren völlig verschiedener Lha- rakter vou dea Sängern lodeaSwerth ausgeprägt wurde. Do» erste. „Jna»bruck, ich muß dich lassen", au» dem 15. Jahrhundert, Tonsatz von Gering, athmet jene volkSthümliche, gesunde Elegie, di« nicht» gemein hat mit der üblichen Soloasentimeulalitit. Der Männerchor sang mit wahrem Gefühl, nur die Solostimme war eiuige Mal« tu» Ton nickt sicher. Frisch and munter erklingt dagegen der Tousatz „Da» Lieben bringt groß Freud" vou Hermana Langer, da« gut uuaacirt wurde. Die Einsätze Ware» kräftig und da» ab- wechseknde Tempo wurde sicher getroffen. Der uicht durchweg glücklich gesetzte „Schiffergesang" von Liudblad wurde «beasall» mit Energie durchgesührt, ja der erste Tenor gi»g ewig« Mal« säst etwa» zu stark in« Zeug. Eine poetische Wieder, gäbe rrfur das herrliche Lied „Heimkehr" von Johanne» Gelbke, va» (immer einen tiefen Eindruck hervorruft und mit Ver» stäiidniß vorgetrageu wurde. Die beiden letzten Ehorlieder habe» wir nicht mehr gehört. Jedenfall» können wir dem „Liederhaia" da» Zeugniß nicht versagen, daß er. unter Direktion de» Herrn Lautor «leine, sich durch fleißige» Studium schon eine recht schöne Technik ongeeignet hat. Eia „Doppelqnortet" von Verein-Mitglieder» trug vier stimmung-volle Lieder vor and gefiel durch die correcte Haltung, mit der e» seine Besänge durchsührte. Da« Taclhalteu ist bei solchen Quartetten immer eine schwere Sache. Am beste» hat uns der Vortrag de- empfindung-reiche» Liede» „Wen» ich de» Wandrer scage" von TIchirch, da» leicht monoton werdcn kan», wen» e» ohne innere» Leben gesungen wird, gefallen. * DaS im Saale der Turnhalle stattgesaudrue dritte Symphonie» Coucert in Reicheubach beschloß daselbst nach dem „Reiche», bacher Wochenblatt und Anzeiger" die „im verfloffeacu Winter uicht gerade sehr reichhaltig gewesene Loucert-Saffou iu würdiger «ud gelungener Weise". „DaS Orchester unter Herrn Direktor Hund» Hammer» persönlicher Leitung schien unter Währung te» bekannte» Sprichwort» „Ende gut. Alle» gut" sich die Ausgabe gestellt zu habe», mü besten Kräften und bestem Können zu wirken. Jede» Mitglied doeumeatirie durch gewissenhaste Wiedergabe seine» Stimm- pari«, daß e» die ihm gewordene schwierige Aufgabe voll zu schätzen wußte und trog dadurch zu hoch oazuerkenneodeo Gesommileistuugeu bei, die den beste» beigezählt zu werben verdiene», welche in der »urückgelegten Wintersaison in musikalischer Hinsicht geboten worden sind. Ohne tiefer aus die Eiuzelleistuugen eiuzugehen, sei doch die Beeihoven'sche Ockor-Somphouie (Nr. 2) besonder» hervorgehobeo, eine Lomposliion, die, so oft sie auch zu Gehör gebracht, doch einen oa- crschöpftichcn Born tonkünstlerischer Schönheiten und melodiösen Reize» in sich birgt. Man darf dem Dirigenten Dank sagen sür die wackere An-sührung, durch welche diese» herrlich« Werk de» großen Ton dichter» in da» glänzendste Licht gestellt worden ist. Nicht minder glücklich war da» Orchester in der Reproductioa einer „Ouvertüre im italie nischen Style" von Schubert, der Ouvertüre zur Oper „Olympia" von Epoatiui und in der Begleitung de» von Frl. Anna Heiaig au» Leipzig gesungenen Reciiativ und Arie an» „Figaro'» Hoch- zeit": „Endlich nahet sich die Stunde". — Einen schönen Eindruck h nterließ auch da« Auftreten der EoucertlLugerin Frl. Heiaig, welch« über eine anmuthende, weich« Eoproastimm« mittleren Um sauge» versügt. Um e» offen zu gestehen, haben von all ihren Dar- bietlmaeu die letzten beiden Lieder am Llavier „Am Felsenbor»" und „DaS erste Lied" am besten gefallen und dea lebhaftesten Bei fall erzielt, wenngleich auch die vorangegangeneu Gesäuge in hohem Maße ongesprocheu batten. Vortrefflich war im Allgemeinen ihre Intonation, ihre Textau-sprache. ihre Tonbildung. Mit geistig be- lebte« Vortrag sang sie das Rccitativ and die Arie. Die Begleitung der Lieder am Llavier wurden von Herrn Lantor Ries gcichmack- voll.und diScret aus einen vou Herrn R. Breudel zur Versagung gestellten klangreichea Concertslügel auSgesührt. — Alle- in Allem genommen, bot der gestrige Eoncertadead eine Reihe hochanzu» erkennender künstlerischer Genüsse und reihte sich dea besten ähn lichen früheren Veranstaltungen iu sehr würdiger Weise an". A Die Enthüllung de» Marschuerdeakmal» im Park von Zittau am 16. August ist seiten« de» Rath» der Stadt Zittau genehmigt, auch hat sich derselbe mit der Dahl de» Platze» zwischen der Stadtgärtnerei und der Hekd'schea Terrasse einverstanden erklärt. * An» Halle wird über da» Coucert der Neomarkt^chützeii. Gesellschaft berichtet: „Wenn man auch im Allgemeinen davon ab- iikhi, über musikalische Aufführungen geschloffener Gesellschaften in ösftnttichei, Blättern Bericht zu erstatten, so soll doch aasnahm», weise auf eia am gestrigen Donnerstag in der Neomarkt-Schütze». Gejcllschaft siatig'babteS Loncert hiagewiesen werden, welche» iu Folg« der Mitwirkung der Loncertsäageria Margarethe David au» Leipzig «in außergewöhnliche» Juteresse bot. Genau»«« Dame sang Eingangs drei Lieder am Llavier von Deffauer, Kjeruls und Kretschmer und dann »och zwei Lieder „Im Traum" vou Tyson Wolfs und „Zauberlied" vou Meyer-Hellmund. Nach dem Borlrag jede» einzelnen Liede» steigerte sich da» Interesse der zuletzt vollständig eolhusiaSmirten Zuhörerschaft- Die taleutirte Sängerin verfügt zwar über kein allzugroße» Etimmmaterial, dafür ist sie aber im Besitz einer trefflich geschulten Stimme, die sich in den hohen wie in den tieferen Lagen dnrch seltenen Schmelz und Wadlklaag auSzeichaet. Besonder» ist di« selbst bei berühmten Sängerinnen nicht immer Vorhände»«» sehr deutliche Absprache rühmlich hervorzuheben, sowie die warm empfnadeue, verständnißvoll« Wiedergabe ihrer zum Bortrag gebrachten Lieder. E« würde gewiß maucherseit« mit Freude» begrüßt werden, weuu Frial. David Gelegenheit nehmen wollte, demnächst in einrm hiesige» größeren Coucert auszutretea. Rebeubei bemerkt, sandeu auch die Leistungen unsere» Stadtorchester» uugetheilte» Beifall, daß somit auch »ach dieier Sette hia den Anwesende» eia äußerst genußreicher Abend geboten wurde. Frl. David ist Schülerin de» hochgeschätzten Gesonglehrer« Herrn Rebling am Leipziger Couservatormm. —Lützen, SO. April. I» den hiesige» musikalischen Kreise» herrscht jetzt große Freud« darüber, daß man an maßgebender Stelle dir Ersüllung unsere» Wunsche», in dea Pfiaqstserien hier de» be- rühmten Thomanerchor an» Leipzig in zwei Ausführungen, eine« kirchllchea and eine« »eltlichea Loaeertr, za hören, zogesagt hat. Da» Gesetz über da» musikalische Eigeatho« 1» England: „musikalische Geier". Im Londouer Oberhaus« war am 24. April da» Gesetz über da« musikalische Eigevthum in seiner wodificirte» Gestalt zur zweiten Lesung angesetzt, und dies« Lesung ging durch. Ein «meadement fiel ob. C« galt di« Härten de« bestehende» Recht» zu mildern. Boa musikalische» AutorttStea waren Sir Arthur Sulliva» «nd die Herrr» Boosey um ihr Gutachten angegangen worden. Auch sie hatte» sich sür die Rothweadigkeit einer Revision de» zu Recht bestehenden Gesetze» über da« musikalisch« Urheberrecht ou-gesprocheu. (Bau Sulftvan freut an» die» großmüthige Entsagen um so mehr, al» a wahrlich all« Ursache hätte, über die an di« Grenze de» Möglichen »ad Erlaubten gehende Au-beutung seiner „Mckivo -Musik i, gereizter Stimmung zu sein. Freilich, da» geschieht ihm uicht iu Euqiaad. sonder« aus dem Lontineate. —l Au» dem von der „Times" gegebenen verdondluag-benchte ersehen wir, daß sich an der Debatte die Lord» Earl von OaSlow, ParlamentS-Uatrrstoat». ftcretair der Saloniki,, Lord Bramwell, Lori von Selborae. Lord »rrsrdel, der Lordkanzler und Lord KauISsord betheiligte». E« hondette sich „m eine au» der Mitte de« Ualeryaasr» ongeregte GesetzeSrevision. Der Staat«anwalt hat da« Gesetz nunmehr dnrch einige Zusätze abgeändert und so dem Mißbrauch möglichst vor- I gebeugl. In England hoi em Componist nämlich do» Recht, bei
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