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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-05
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1888
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L7S2 hauptsächlich da» Bestreben, dem rumänischen Milttairdlenstc zu entgehen. Die AurwanderuilgSlustige» haben eine Ab- ordnung nach Tripolis zur Untersuchung der dortigen La»d- verhältmsse entsandt; ein Theil beabsichtigt, sich in der Um gebung BrussaS niederzulassen." * Daß Major Popow vom Militairgericht in Sofia zu vier Jahren schweren Kerkers vcrurtheilt ist, wurde schon berichtet. Nach der „Kreuzzeikung" ist noch hinzuzusilgen. daß daS Gericht beschlossen hat, dem Fürsten das Gesuch zu unterbreiten, im Gnadenwege die Strafe aus zwei Jahre herabzumindern. Wenn eS aus Prinz Ferdinand allein an» käme, so würde Popow vielleicht vollständig begnadigt. Einem solchen Gnadenacte wird jedoch Ministerpräsident Stambulow schwerlich zustimmen, weil er Popow in Verdacht hatte, sich der Opposition ongeschlossen «u haben und aus seinen Sturz hinzuarbeiten. Wenn gleich Popow für so gefährlich erachtet wirv, um in Freiheit gesetzt zu werden, so könnte der Fürst, mit Rücksicht aus seine Verdienste iyr serbische» Kriege, immer hin daraus bestehen, die Strafe schweren Kerkers in FcstungS- hast zu verwandeln. Im Publicum würde eine solche Maß regel einen outen Eindruck machen. Untcrllcibt die Slras- niilverung, so ist daS ein Beweis für den großen Einfluß Stambulow'», der dem politischen Gegner gegenüber kein Er barmen kennt. ' * Der AuSstand der Arbeiter in den Torflagern der holländischen Provinz Drenthe dauert un geschwächt fort. Zwar sind durch daS energische Einschreiten der Regierung, welche alsbald die unruhigen Dörfer durch Truppen besetzen ließ, ernstliche Ausschreitungen verhütet worden, allein noch immer werden an verschiedenen Orten Versuche gemacht, daS Eigenlhum der Besitzer zu schädigen. Alle Versuche der Brandstiftung mißlingen aber wegen der Wachsamkeit der Soldaten, welche durch die ausgedehnten Torslager patrouilliren und bereits mehrere Arbeiter aus der Thal ertappt und den Gerichten überliefert haben. Der KriegSminister hat bereit» bekannt gemacht, daß der gewöhn liche Frühling-Urlaub, welcher sonst um Pfingsten den Sol daten gewährt wird, jetzt unterbleibt, weil vielleicht noch mehr Militair verlangt wird. Die Torslager befinden sich nämlich in verschiedenen Theilen der Provinzen Drenthe und Overyssel und liegen so weit auseinander, daß. wenn die Bewegung sich »och mehr auSbreitcl, eine bedeutende Macht zur Ausrcchkerhaltung der Ordnung erforderlich ist. * Am Sonntag finden in Frankreich in 36 120 Ge meinden — Pari» selbst ist ausgenommen — die Wahlen jür die Munizipalräthe statt. Während diejenigen Gemeinden, welche weniger als 566 Einwohner zählen, je ltl Munizipalräthe ernennen, steigert sich diese Zahl mit der Zisser der Bevölkerung, so baß in den Städten mit mehr als «>u 000 Einwohnern 36 Mitglieder zur Wahl stehen. Die Gesammlziffer der am 6. Mai zu vollziehende» Wahlen be trägt nickt weniger als 427 484. Da die allgemeinen Wahlen für die Deputirtenkammer erst im nächsten Jahre erfolgen, sind die MunizipalralbSwahlen von um so größerer Bedeu tung, als sie zeigen werben, ob die Boulanger-Bewegung weitere Fortschritte im Lande gemacht hat. Hierzu kommt, daß die neuen Munizipalräthe das Personal darslellen, aus welchem dle Vorsitzenden und die Beisitzer bei den politischen Wahlen genommen werden. Erwägt man nun, wie in Frank reich in den kleinen Landstädten der Wahlmechanismus zu sunctioniren pflegt, wie insbesondere die „ruraux" durch den „prLsickout" und die „nssLSsenrs" beeinflußt werten können, so läßt sich entnehmen, daß di- Wahlen vom Sonntag für die nächsten allgemeinen Wahlen vorbildlich werde». Hierzu kommt, daß die Delegirlen der Munizipalräthe bei den Senatswahlen der Zahl nach den AuSscklag geben, da der Wahlkörper au- den Deputaten der zur Wahl berusenen Departements, den Mitgliedern der General- und Arronvisse- mcnISräthe, sowie den Dclegirten der Gemeinderäthe besteht, welch letztere die weit überwiegende Mehrzahl bilden. Sicher lich wird Boulanger auch am Sonntag eine groß- Anzahl Stimmen aus sich vereintsten, woraus jedoch, wie im „Figaro" hcrvorgchoben wird, lediglich der Schluß gezogen werben kann, daß zahlreiche Wähler, mit der Republik unzufrieden, Steine nach der constituirten Gewalt Wersen wollen. „Eö giebt Augenblicke", bemerkt Jgnotuö im „Figaro" in seiner drastischen Weise, „in denen Mann und Frau daS nnüber windlichc Verlangen verspüren, ein Möbelstück, einen Teller, kurz irgend etwas zu zerbrechen. Fast ein ganze» Volk ist nun in dieser Lage." Es entsteht nur die Frage, wer in Frank reich die Kosten dieser im General Boulanger conccnlrirtcn ZerflörungSsucht tragen wird. . - * Ucbcr die Verhältnisse der deutschen Eolonie in Paris giebt der Bericht, den die Generalversammlung dcS deutschen Hilsövereins unter dem Vorsitze dcS Ehren präsidenten Grase» Münster, de» bayerischen GeschäslSlrägcrS, Geh. LegationSralh Baron v. Rcither, erstattet erhielt und den die „Weser-Zeitung" abdruckt, einige wichtige Ausschlüsse. Trotz aller Wirksamkeit der leitenden Persönlichkeiten schmolzen die Jahresbeiträge zusammen, während die bedrängte Lage eines großen TheileS unserer Landsleute in Paris die an den Verein gestellten Anforderungen erhöhte. Diese doppelte That sache muß als Folge eines allgemeinen llniwandlungSproeefleS der hiesigen deutschen Verhältnisse betrachtet werden. Die be sitzenden Elasten unserer Colonie ziehen sich aus einer Stadt zurück, welche ihnen weder volle Freiheit der Bewegung, noch unbestrittene Rechtsgleichheit mit den sranzösische» Bürgern, noch zweifellose Sicherheit der CapitalSanlage mehr bietet. Andererseits lehnen viele hier verbleibende Deutsche die Be- thciligung am Vereine ab, weil sie ihnen die Anfeindungen der chauvinistischen Revolverpresse und in manchen Fälle» sogar Straßenskandal zuzieht; denn unser HilsSvcrein dient, wie alles Deutsche, den französischen Chauvinisten als Zielscheibe ihrer An griffe. obgleich er gerade zum Bortheil der Franzosen wirkt und ihnen einen Theil der Armenpflege abnimmt, welcher ihnen nach den bestehenden internationalen Verträgen zusallc» würbe. Die Ausgaben zerfallen in zwei Theile: Ausgaben für Unter slützung und sür Heimbesörderung der mittellosen Deulschcn Im Jahre 1887 wurden 753 Arme mit einem Koste,lauswand von 9513 FrcS. hciinbesördert, 145 Personen mehr als im Jahre 1886. Eine Abnahme der U»ieislUtzu»gSbedü>stigcn läßt sich nicht gewahren, denn Paris bewahrt, so schlecht auch die Geschäfte hier gehen und so hart hier auch der Lebens kamps gerade für die Deutschen ist, seine alte Anzichmigekrajt besonder» auf die Bevölkerung einzelner Gegenden Tenlschi land-, unter denen Rheinbayern und Hessen die stärkste Kops zahl liefern. Im vorigen Jahre wieder kamen zahlreiche Fälle vor, in welchen Familien aus leichtfertige Berichte hie sizer Bekannter hin Hau» und Land verkauften und nach Paris zogen, wo sie natürlich nach kurzer Zeit ihr bischen Habe verzehrt hatten und ihren Landsleute» zur Last fiele» — An Warnungen vor dem Nebcrsiedeln nach Frankreich fehlt c» de» Deutschen wahrlich nicht! * Der kürzlich in Pari» eingetrossene sranzösische Gcnerab resident aus Madagaskar, Herr Le Myre de BilcrS. bat daselbst leidliche Nachrichten von der Situation diese» Insel reiche» mitgedracht. Er Halle seine» Weg über die Westküste der Insel genommen und wurde von den hovassische» Truppen gut ausgenommen und aus seiner Reise begleitet. Im Gebiete der Sakalaven gab cS einige Schwicrigkcilen. da dieselben in europäische Häuser eingebrungcn waren. Herr Le Myre de VilcrS verbot ihnen die» nnd kündigte die Enlsenkung einer Residenten sür gewissenhafte Gerechl'igkcilSpflege an. Zwischen der hovassischen Negierung und der Residenlschast ist gegen seitige» Vertrauen hergestellt worden. Der hovassische Premier, minister ist sehr intelligent und loyal. Die König», legt gemäßigte Gesinnungen an den Tag. * Der japanische Premierminister Jto Hirobiimi bat telegraphischer Nachricht zufolge demisstonirt. Al» sein Nach, solger wird Kurodo genannt. * Der „Times" wird aus Zanzibar. 1. Mai. gemeldet. «» seien dort vom 2. November v. I. datirte Nachrichten von E mia (Schnitzler) Pascha au» Kibcro, vom östlichen Ge stade des Albert Nyanza. eingetrosfeu. Emin Pascha hat denselben zufolge eine RecognoScirung veranstaltet, um mit Stanley zusammcuzutrefsen. er vermochte jedoch nicht eine Spur von demselben auszusinden. Er selbst befand sich wohl und unterhielt befriedigende Beziehungen zu den benachbarten Häuptlingen und Völkerschaften. Er beabsichtigte, per Dampser eine Fahrt nach dem Wcstuscr des See» zu machen, und sprach die Hossnung au», Mr. Stanley werde um den Jahreswechsel eiotresjen. * Zwischen den vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien droht ein neuer Conflict und zwar wegen deSSeehnndSsangSin derBehriag- straßr. DaS früher russische Alaska, d. h. also daö Gebiet aus der amerikanischen Seile jener Meerenge und dcS südlich angrenzenden Meere», ist bekanntlich heule im Besitze der Bereinigten Staaten, und diese legen nun den SeehunbSsängcrn au» Britisch-Columbia allerhand Schwierigkeilen in den Weg. Reuter'S Bureau meldet dazu au» Victoria, der Hauptstadt der ebengenannten britischen Besitzung, vom 1. Mai: Die Rheder und Capitaine der hier im Hasen liegenden Seehunds- ahrer jagen, daß sie sich positiv weigern werden, di« Oisiciere der amerikanilchen Kreuzer an Bord zu lasten. Mitte Juni wird eine graste Flottille i» die Bchringsstroße einlausea und die Capitaine wollen dann kräftige Maßregeln zum Schutze ihre» EigenikuniS treffen. Die Schooner baden iämmilich Repetirgewedre an Bord, einige sogar Dynamitbonidcn. E ne Abordnung der Seehundsiahrer batte kürzlich eiae Unterredung mit mehreren Ministern der Provinz und machte denselben Miltheilung von ihrem festen Entschluß, nöihigen Falles Gewalt zu brauchen, um sich zu schützen. * Die mit dem Dampser „Aszhan" in Melbourne ein- getrcssenen chinesischen Arbeiter sind von der Negierung von Victoria nach Hongkong zurückgesandt worden. ColonialpolilWes. * Berlin, 3. Mai. Wenn in Bezug aus da» Mißgeschick, welche) die Expedition de- PremierlieutenaatS Kund in dem Hinterlande von Battanga betroffen hat. gemeldet wurde, daß amlliche Berichte über die Vorgänge »och nicht hier eiagetrosse» sind, so beweist die- schon die Unzuverlässigkeit jener alarmirenden M>t- Iheilungeii. Thatlächlich sind bereits ganz aussührliche Berichte von Herrn Kund hier eingelongt. welche demnächst veröffentlicht werden lallen. Schon hieraus ergiebt sich, daß die Verwundungen deS Herrn Kund, derselbe ist om linken und rechten Arm durch Schüsse verletz«, keineswegs gefährliche sind. WoS Herrn Lieutenant Tappenbeck betrifft, so befindet auch er sich zwar aus dem Wege der Besserung, doch ist scilie Verwundung augenscheinlich eine ernstere gewesen, er soll nämlich durch einen Schuß hinter dem rechten Ohre verwundet sein. Mährend der Führer der Exvedittoa Premier- lieutenant Kund nach Kamerun sich begeben hat. ist Herr Lieutenant Tappenbeck in Groß-Battanga zurückgeblieben. Herr l>r. Weissenborn ist aus dem Kample unverletzt hervor- geganqen. Ueber daS traurige Ereignis selbst hören wir: Nach- dem bekanntlich die im Oktober v. I. versuchte Expedition von Baitanga vuS nach dem Innern durch die Hinterlist der dortigen Häuptlinge gescheitert war, und nachdem der „Cyclop" in Battanga erschienen und diese Häuptlinge als Geisel an Bord genommen hatte, bcquemten sich die Emgeboriien, den richtigen Weg zu zeigen. Am 7. November brach Herr Prcmierlieuienant Kund mit seiner Expedition nach dem Innern aus uad dauerte dieselbe bis zum 2i. Februar d. I. Dle Expedition gelangte blS 12" 30" östlicher Länge und bis zum 4° nördlicher Breite, hat also einen lehr bedeutende» Weg i» daS Innere zurückgelegt. ES wurde fest- gestellt, daß das Dattangagebiet aus einer ca. vier deutsche Meilen brcilen und bewohnten Landstrecke besteht. Daran stößt dichter Urwald, welcher sich bis 10° 30" östlicher Länge erstreckt und fast gänzlich unbewohnt ist. DaS ganze Gebiet ist von einem Hochplateau durchzogen, welches nach Osten hin sich verflacht, stellen- weise aber bis 1200 w ansteigt. Erst in der östlichen Abdachung dieses Plateaus ist daS Gebiet dichter bewohnt. Die Expedition passirte glücklich den Urwald und wandte sich dann in nordöstlicher Richtung, um womöglich die Wasserscheide dcS Congo zu erreichen. Herr Preinlerlieutenant Kund hatte insbesondere inS Auge gesaßt, einen von den Eingeborenen vielgenannten Fluß, welcher aus dem Innern kommcii sollte, zu erreichen. Thatsächüch wurde dieser Fluß, welcher Nbjong oder Zannaga genannt ist, und »ach Westen fließt, erreicht. Die Richtung, welche er eiuhält, und die Größe seiner Wasser- maffe, sowie seincS Stromgebiete», geben zur Annahme Berechtigung, daß die vier Ströme des Kamerungebiets. Borea. Borna, Ouaqua und Lugasi aus diesem Fluß enlspringen, d. h. die Mündungen diese» großen, auS dem Jnntr» kommenden Stromes bilden. ES wurde cstgestellt, dost der Flust dort in der Nähe de- Orte-, wo die Expe- ditto» ihn erreichte, aus dem Felsengebirge strömt und zahlreiche Slromjchnellcn ausweist. Es folgt sodann eia ruhiger schiffbarer Laus von etwa 20 Meilen, um dann abermals durch Stroinichnellen gestört zu werden. Herr Kund überichrilt mit seiner Expedition den jannaqa und zog am lechten User westwärts weiter in der richtigen Annohnie, aus diesem Wege Kamerun zu erreichen und unterueg- elne Station zu errichten. Ans diesem Wege am rechten User des Flusses entlang stieß die Exp.dition ans Sudanneger, welche mit vom Norden her cingedrungeiien niohainedamschen Negern, dieselben ind schon an ihrer Kleidung, Burnus und Sandalen, als Moha- medancr keniillch, in blutiger Fehde lebten. Die Sudanneger nähme» alsbald eine lehr feindliche Haltung gegen die Expedition an, es kam zum heftigen Kampfe, wobei die deutsche Expedition Sieger blieb und die anliegenden Ansiedelungen der Neger »iedcrbrainile. Wenngleich hierdurch die feindlichen Stämme zunächst von wcileren Angriffen aus die Expedition zurückgejchrcckt wurde», so sah der Führer, Herr Kund, doch bald ein, daß ein Vor- wärisLringcn aus diesem von feindlichen Stämmen dicht bevölkerten Gebiete die ganze Erpedition in Gesahr bringen und ihren Unter gang sicher h-rbeisühren würde. Er entschloß sich deshalb, aus daS linke User deS Zannaga überzutreten 'und eS gelang auch glücklich» die gesammte Exoeditton hinüberzuschaffen. H er aus diesem linken User schlug die Expedition wieder den Weg nach Battanga ein, und im ungünstigen Terrain wurde sie von Bakotos überfallen. ES tam zu einem sehr heftigen Kampfe, wobei wie gesagt, die beiden Oisiciere. viele Eingeborene verwundet, von den letzteren auch einige gelödtet wurden. Die Expedition kehrte aus einem andere» als d m zuerst enigcschlagencn Wege nach Battanga zurück. Mitte März traf Herr Kund in Kamerun ein und die Thatiache, daß er sich bereits mit Len Vor bereitungen sür eine neue Exkursion in das Hinterland von Kamerun in der Richtung aus den Zannaga beschäftigt, ist ei» Beweis dafür, daß er sich wohl befindet. Auch von Herrn Tappenbeck liegen, wie gesagt, beruhigende Nachrichten vor. Erwähnen möchten wir noch, daß die Expedition keineswegs in einem so erschöpften nnd Hoffnung», losen Zustande sich besand, als sie nach Battanga zurückk hrte. Es waren Boten dahin vorausge'chickt Worte», um Hilf« sür die Ver wundeten zu requiriren, und bereits am zweiten Tage war dieselbe tzilse zur Stelle. - » Aus dem preußischen Landtage. * Berlin» 3. Mai. Dl« gestrige Verhandln ng im Ab- gevrdnetenhau» über den Antrag Nickert, in welchem die Regierung ausgesordert wird, die Beliürden zu einer genauen Be- solgung der gesetzlichen Vorschriften bei der Bildung der Urwahl- bez'rke zu den Ab geordnete »Wahlen anzuweisen, hat eine Schärfe und Schroffheit oage»oi»l»en. nach deren Ursache und Roth- Wendigkeit man vergeblich töricht. Gegen das Ziel de» Antrags, die Sich rung der Anwendung der gesetzlichen Vorschriften bei den Wahlen, kann von keiner Seite Widerspruch erhoben werden. DaS that auch der Minister von Pntlkamer nicht, er behauplete nur, die Regierung habe sich io dieser Beziehung stet- der größten Gkwisjeahasligkeit tnsleißigt und der Antrag sei darum unnütz und in gewisse,n Sinne beleidigend, da er die Unterstellung der Gkwohnhe-t gesetzwidrigen Vorgehens enthalte. Ta- war eine unberechtigte EulpfindlKtkeit. Daß da und dort einmal bei der Abgrenzung der Urwahlbezirke kleine Verstöße gegen Sinn und Absicht de« Gesetzes Vorkommen, gab »ach der Minister zu, und dle Aufforderung, vre Behörden zu genauer Befolgung der Vor schriften anzvwcisc», halte eben nur den Zweck, auch vereinzelte Vorkommnisse dieser Art für die Zulunst unmöglich zu machen, die bestehenden gesetzlichen Bcstininiuugen wieder einmal iu Erinuerung zu bringen. Mehr hat wenigsten- die natioualliberale Partei in ihre Zustimmung zu dem Antrag, wie Herr von Eynern kurz aus- sühne, nicht hu einlegen wollen; ein allgemeine- Mißtrauen gegen die bisherige Handhabung der gesetzlichen Vorschriften aus diesem Gebiet und gegen die Haitnng der Regierung gegenüber den Wadlen hat wenigstens die nattonalttberale Partei nicht au-sprcchea wollen. Der Minister spielte dann aber losor« die Erörterung aus da» Gebiet der höchsten staatsrechtliche» Pr nc>viensragcn hinüber-, er sah in dem Anirag einen ganz »nberrchttgte» Uedcrgriss de» Abgeordneten hauses i» die vollziehende Gewalt der Krone, eine Ausdehnung de» parlamentarische» Lontiolrechls über Gesetz uad Veriaffuag hinan-, DaS schoß entschiede, über da» Ziel hinau«. »ad G la, kri. An'aß vor, bei dieser Selegeuhei» mit solchem Nachdruck die gruud- legendsteu coastilutionellen Prmcipieasragea i» die Debatte zu werfen. Auch Herr von Zedlitz, dem mau da- Streben nach versaffoag«. widriger Parlament-den schalt gewiß uicht Vorwerken wird, gab zu, daß ernstlich« Lersaffunqsbrdenkea gegen die Aufforderung a» di« Regierung, eia« solche Verfügung zu erlassen, nicht werdeu erhoben werden küanea. ES bandelt sich doch nur um ei» Ersuchen oa die Regierung, die ja uicht gezwungen werde» kan», diesem Ersuchen Folg« zu geben. Mau könnte schließlich in jeder Aufforderung au ine Regieruag, etwa eine Enquet» zu veranstalten oder einen be liebigen gesetzgeberischen Schritt vorzudereitea. in jeder Intrrpellatioa oder Beichweide eme» Uebergnfs in die Verwaltung erkennen wollen. Wozu ist denn schließlich die Volksvertretung da, wenn sie nicht die Wünsche de» Volks gegenüber den Maßnahme» der Regierung zum Ausdruck bringt? Es lag nicht der geringste Anlaß vor, die Sach« mit so schwerem Pathos zu bedaud.ln. Die Regierung konnte bie Nothwendigkeit des Antrag- bestreite», da vereinzelte Vorkommnisse keinen Anlaß zu so allgemeinen Ver fügungen geben könnten; sie konnte e- aber daneben als ihre selbst verständliche Pflicht anerkennen, die bestehenden Gesetze auch aus diesem Gebiet auSzusührcn, und damit wäre der Vorgang ohne viel Anireguug zu Ende gewesen. Zu einer so feierlichen Abwehr anged- licher parlamentarischer Uebergriffe, wie sie Herr von Puttkamer sür nolhwendig dielt, lag ober kein innerer Grund vor, und wenn die Negierung dabei eine Nieverlage erlitt, lo hat sie da- dem selt samen Auftreten de- Minister- von Piittkamer zuzuschreiben, dessen eigentliche Beweggründe durchaus räthjelhasl sind. Denn daß man dem gegenwärtigen Abgeordnetenhaus? gegenüber wirklich die Kron- rechte zu vertheidigea uöthig hätte, wird doch im Ernst Niemand behaupten wollen. * Berlin, 3. Mai. DaS Herrenhaus nahm heute nach kurzer Debatte den Gesetzentwurf über die Verleihung von Corpo- ra»oliSrechien an geistliche Orden-Niederlassungen an. Morgen: Kleine Gejsknstände, Eisenbahnvorlage. Da-Abgeordnetenhaus nahm heute die Weichselregn- lirungsvorlage nach den Beschlüssen zweiter Lesung nach kurzer Debatte unverändert an. ES folgte die zweite Beratbung de- An trags Berling aus Erlaß drr Relicteabeiiräge der Lolksichullehrer. D c conjervaiive Fraciio» beantragte, in Erwägung, daß dir finanzielle Tragweite de- Ges-tzeniwurj- sich nicht übersehen taffe uad daß die Regierung dem Landtag in der nächsten Session einen ent sprechenden Gesetzentwurf zugesichert habe, den Antrag Berling abzu- leimen. Die Abgg. von Rauchhaupt und von Hülsen charakterisirten de» Anirag als einen deutschsreisinnigen Wahlconp. Dem widersprach Ab-. Eberly und führte aus, die ausglrichende Gerechtigkeit erheische, den schlecht b-zahllea Lehrern dieselbe» Wohitdaten zuznwenden. wie sie den Staaisbeamten durch das neue Reucteagesetz gewährt werden. Die Kosten würden nicht mehr als 1200 000 betragen. Auch die Redner des CcatrumS und der sreiconjervativea Partei sprachen sich sür den Gesetzentwurf auS. Ein Vertreter deS Finanzministeriums betonte, daß die Regierung vor der beantragten Aushebung der Bei träge noch eingehende Ermittelungen sür uothwendig halte, und ge» rieth darüber in eine gereizte Auseinandersetzung mit dem Sbg. R ckert. Der Geletzeuiwurs wurde schließlich angenommen. Morgen: Kreisordniinq sür Schleswig-Holstein, kleinere Vorlage». Tie Wahlprüslingscominission des Abgeordneten hauses hat heute die Wahlen der Abgg. Döring und von Putt kamcr-Plauth in Elbing-Marienburg mit allen gegen eine Stimme sür migiltig erklärt. Der Grund war die ungesetzliche Eintdeilung der Urwahlbezirke, ein Vorwurf, über den sich gestern der Minister von Pntlkamer so sehr creijerte. Was die geschästlichen Dispositionen im Abgeord nete »Hause betrifft, so wird dasselbe zunächst voraussichtlich noch bis zum Dienstag, 8. Mai, seine Arbeiten sortsetze», dann über Hiinmelsadrt einige Tage die Sitzungen oussallen lasten und am 14. Mai zur zweiten Abstimmung über da» BolkSschulqesetz noch einmal zusammentreten. Alsdann hat da- Hau» seine Arbeiten vor läufig beend gt und der weitere Verlaus der Session wird vom Hcrnn> auie abliängen. Dasselbe könnte seinerseüs »och vor Pfingsten tas Vvlksschlllgesetz in der ersten Abstimmung erledigen und e« könnte daun m der dritten Woche nach Pfingsten die Session ge. schlossen werden. Eine erdebliche noch weitere Ausdehnung würde die Session allerdings erleiden, wenn im Herrcnhouse Abänderungen >m BolksschMgeletz vorgenommen werd-n uad sonach auch da- AbgroivaeteuhauS noch einmal in dir Lage käme, sich damit zu belassen. vermischtes. --Negistrir-Shsteme. Die vielen in jüngster Zeit ent standenen sogen. Ncgistraloren, Briefordner rc. betreffen, wie groß da- Bedürsniß nach einem praktischen Registrirsystem im ganzen GcschäslSleben war. Die Umsätze, welche heule in Registratoren rc. gemacht werden, nchmcu mehr und mehr zw und während man sich früher gesalzter Mappen oder kleiner Briesschränkchen bediente, finden jetzt die neuen Systeme iu ast allen größeren BureauS Eingang. DaS Verdienst, die Frage der Scripluren-Orviiung in Fluß und hierdurch einer neuen Industrie zum Leben verhelfen zu haben, gebührt der Shannon-Ncgistrator-Co., deren resormatonscheS Wirken au dem Gebiete bcr Registratur vielfache Anerkennung gesunden hat — AuS dem Fürstenthum Birkenfeld, 1. Mai. Tie Walpurgisnacht wird hier althergebrachter Sitte ge niüß in jedem Jahre gefeiert, insbesondere von der Jugend. Auch in diesem Jahre war am Vorabend von WalpurgiS bie ganze Jugend von Oberstein, Idar rc. aus die Höhen an der Nahe gezogen, um mit flammenden Besen die bösen Geister zu vertreiben. Zahlreiche Erwachsene begleiteten bie Kinder, um dem Schauspiel zuzusehcn oder wohl auch, um sich selbst daran zu betheilige» und Unfälle zu verhüten. Den Spuk, den die Hexen in bcr Walpurgisnacht selbst treiben, kann man in dieser Nacht auch bei der erwachsenen Jugend wahrnehmen. die dann Vorübergehende mit Mehl bewirft, Drudenfüße zur ur Fernhatlung der bösen Geister in die Thüren der Vieh tälle einschneidet rc. Diesmal hat Regen La- nächtliche Treiben beeinträchtigt. — Tie „Neue Freie Presse" meldet auö Salzburg unterm 2. d.: Gestern Nachmittags verunglückte am Fuße dcS UntersbergeS der in tour ist lsche» Kreisen bestbekaunte hiesige Kaufmann Joseph Zu lehn er. Der Genannte hatte den 1. Mai zu einem Ausflüge mit seinem ältesten Sohne benutzen wollen und fuhr Vormittags lO Uhr mit der Salz burger Localbahn nach Drachenloch. Von hier wandelten Beide weiter gegen die ..Backkaser", eine kleine Klamm, deren Passirung völlig gefahrlos ist. Diesmal erwie- sich jedoch der sonst gute Weg in seinem oberen Theile, den Bau« stämme und Steingerölle bedeckten, bie von Lawinen meder- gebracht worden waren, als ungangbar. Zulehner suchte nun einen anderen AnSweg nach dem sogenannten „Jägerhaus«" verirrte sich jedoch und erreichte endlich nach mühevollem Steigen ein Bergköpfel. Als Vater und Sohn von diesem Köpsel gegen Le» Roßboden obstiegen, gelangten sie an kleine Felswände. Zulehner jim. stieg über eine solche Wand von höchsten» zwei Meter» Höhe voran» ab, stemmte sodann seinen Alpenstock gegen den Felsen, um seinem Vater da» Nachsteigen zu erleichtern. Dieser trat auch aus den Berg stock seine« Sohne», ihn gleichsam al» Stufe benutzend, rutsche jedoch mit dem Fuße ab. verlor den Halt und stürzte ab, seinen Sobn im Falle mit sich reißend. Beide Körper rollten noch eine Strecke weit an dem steilen Abhänge hinunter, bi» sie liegen blieben. Der Sobn, der sich während de» Sturze» an den beiden Armen verletzt hatte, erhob sich und sah mit Entsetzen den Vater. auS einer klaffenden Kopswunde blutend. regungSlo» neben sich liegen. Er richtete den Schwer verletzten, der noch schwach athmete, dessen Auge aber bereit» verglast war, aus. verband nothdürstig dessen Wunden und eilte dann, so rasch ihn seine Füße zu trage» vermochten, nach Sckellenberg. Ter Bürgermeister de» Orte» beorderte sofort zwöls Mann zur Rettung Zulehner'«. Al» diese jedoch an Ort und Stelle kamen, batte der Unglückliche längst au»- gerungen; er hatte sich in, Sturze die Hirnschale zerschmettert. Die Leiche wurde nach Schellenberg gebracht und von dort heute nach Salzburg üderjüyrt. Hier erregte der Unglückssall bei seinem Bekannlrverden die lebhafteste Theilnahme, denn Herr Zulehner zählte zu den geachletsten Persönlichkeiten unserer Stadt. —> In einer Versammlung de« Museum-Verein» in Bozen brachte, einem Tiroler Blatte zufolge, rin Mitglied al» Beleg dafür, wie historisch interessante Gegenstände ver schleppt werden, folgend« Thalsache zur Kennlniß: Bei eine« Bozener Schweiametzger kauft« Jemand um zehn Kreuzer Schinken und erhielt denselben in ein Papier eingewickelt, da» ich al» ein Erlaß de» Obercommandanten Andrea» Hoser auS dem Jahre 1809 erwie». Da» Schriftstück war von Bozen datirt und enthielt von Hoser selbst geschrieben und unterfertigt eine Ermahnung an eine Unterländer Scharf- chützen-Compagaie, die Mannschaft solle weniger auf Essen und Trinken und dafür mit um so größerem Eifer aus den Lande-vertheidigungSdienst bedacht sein. Da« Schriftstück »alte der Schweinmetzger mit anderen Papieren um einige kreuzer al- Einpackpapier gekauft. — Triest, 30.April. AuS Sardinien wird eia heslige» lusflackern der B rig an tagg io gemeldet. Ja der Umgegend von Solauizza treiben drei mehr al» hundert Köpfe starke Banden ihr Unwesen. Eine derselben überfiel gestern Len Pachthos von Solauizza, tvdtete den Besitzer nebst Familie und raubte 25 000 Lire. Die Behörden verlangen Mttitair- uccur». — Auch au» Anatolien meldet man da» Uebcrhanv- nehmrn de» Räuberunwesen». Der reiche griechische Kaufmann Amico und dessen Neffe, welche Drobbriese unbeantwortet ge laffen halten, wurden in der belebtesten Straße von Smyrna um die Mittagsstunde getödtet. Die Bevölkerung ist alarmirt; die Polizei nahm 180 Verhaftungen vor. ---Pari», 2. Mai. Gestern Abend um K Uhr stürzte auf da» Gebiet de» 5 Km von Grenoble gelegenen Dorfe» Puain eine ungeheureFelsenmasse von dem 1305 m hohen Berg CaSque de Nßron herab uad richtete große Ver heerungen an. — Gladstone al» Romanleser. Au» London wird geschrieben: Alle Welt bemerkte, daß Gladstone nach den Osterferien merkwürdig frisch und lebhaft war. Selbst die irischen Wirren, die sonst wie ein Alp auf ihm drücken, vermochten nicht, seine Munterkeit im Zaum zu halten. Man fragte sich, woher da» kam, und da» Geheimuiß klärt« ich sofort auf. Der Ex.Premier hatte die Ferien benutzt, um einen Roman zu lesen. Keine jener spannenden Sensa- tionS-Novellen. voll Mörder. Detectiv» und Guillotinen, auch keine der seichten Gouvernautenromane in drei Bänden, mit welchen Charte» Darwin nach de» Tage» Studium sein auf geregte» Gehirn zur Nachtruhe vorzubereiten pflegte. Gladstone giebt sich nicht mit solchem Schund ab. Seine Unterhaltung». lcclure ist — Theologie, und das von ihm verschlungene Buch, dem er in der neuesten Nummer der Monatsschrift „Nmcteeuth Century" eine eingehende Besprechung widmet, ist MrS.Humphrry Ward'- neuester Roman „Robert EtSmere". Nicht Jedermann kann nach Corinth gehen und nicht Jedermann kann diesen Roman lesen, nicht nur weil die Thatsache. daß Gladstone sich in diese Lectnre vertiefte, genügt hat. um die dritte Auslage zu erschöpfen, sondern weil er dem gewöhnlichen Leser viel zu tiefsinnigen Lesestoff bietet. E» ist da ganz eigentlich Stoff sür drei vollständige Romane zusammengedrängt, und selbst GlaLstone, der sich osl in mythologische Studien zur Unterhaltung vertieft, giebt zu, daß der Leser de» Ward'scheu Buche» wie der Man» in einer Tretmühle sei. der vom Gehe» ermüdet doch durch die Nothwendigkeit zum Weiter schreiten angetrieben wird. Der Roman ist eine Schilderung der geistigen Kämpfe der Gegenwart, de» Ringen» Le» Kirchenglauben», vorab der hochanglikanischen Orthodoxie, mit dem Unglauben und der Freigeisterci, wie sie z. B. m der unitarianischen Gemeinschaft hcrvortritt. Natürlich verficht Gladstone bie kirchlichen Anschauungen, legt aber iu seiner Kritik de» RomauS eine hohe Würdigung der Gegner nnd ihrer Motive und eine allumfassende Toleranz an dra Tag. ----- Bon einem amerikanischen Missionär in Dünn an ist in Queen Stown ein Brief ciugeqangen, der bie jüngsten Erdbeben in dieser Provinz schildert, wodurch 15000 Menschen ihr Leben verloren Haber, und mehrere Städte zer stört worden sind. Die größte Verheerung wurde im Inner» de» Departement» Tschoa-Tschoa angerichtet, wo die Erschütte rungen vier Tage anhirlten. Die Städte Laman und Uamen wurden in Trümmerhaufen verwandelt und über 4000 Per sonen unter den einstürzendrn Gebäuden verschüttet. In So-Tfchcn, in Tschuen vollzog sich eine vollständige Verwand- lung der Oberfläche de» Lande». Ganze Landstriche wurden verschlungen und die Oberfläche verwandelte sich in erneu riesigen See. Ueber 10 000 Personen ertranken. Da» Schreiben de» Missionär» theilt auch mit, daß der kaiserliche Commissar, der besonder» ernannt wurde, um den durch de» Austritt Vc» Gelben Flusse» im September 1887 verursachten Verlust an Menschenleben sestzustellen, dem Kaiser von China einen, amtlichen Bericht erstattet habe, demzufolge die G«- sammtzahl der Ertrunkenen sich über 100 000 beläuft, wäh rend etwa 1 800 000 Menschen durch da» Unglück in Nvlh- stand versetzt worden sind. Durch diese Ueberschwemmung wurden etwa 8000 bi» 10 000 englische Ouadralmeilen Land unter Wasser gesetzt und verwüstet, sowie zahlreiche Orte ver nichtet, von Lenen die Stadt Kaifong der wichtigste war. Ter Ausbruch de» Strome» crsolgte an der Stelle, wo der selbe sich vom alten Belle plötzlich nach Nordost wendet. ---- Ueber Trunkenheit und Trmperenz in London schreibt Herr I. B. Keller von dort der „Post": „Ich liebe den Londoner Liberalismus, wenn er nüchtern ist", sagte Mr. John Morley kürzlich zn seinen Wühlern in Newcastle. Sicher meinte dieser GkneralstabSossicicr Mr. Gladstone'- mit diesem Ausspruch uicht einen nüchternen, d. h. lauwarmen Liberalismus, denn der ist bei diesem unverdächtig radikalen Manne schlecht genug angeschriebcn, aber seine Meinung war unziveiselhast eiae Klage dar- über, daß der Londoner Liberalismus, wenn eS gilt, seinen Einfluß und seine Kraft zu zeigen in den Wahlkämpfen oder anderen Pol,- tischen oder localen Demonstrationen, zu allererst solche Gelegenheiten binutzt, um sich zu betrinken, ganz einerlei, aus wessen Kosten, wenn eS nur den Biedermännern, welche die Haupttruppe der Partei in London bilden, selbst nichts koket. In der That wissen da- die conservativen Parteien de- Parlament» so gut wie die Livilbe- Hörde» der Metropole und darum spart man i» Zeitea der poli- tischen oder localen Ringkämpse weder Wein, noch Bier oder Schnaps, um den Durst all' Derjenigen zu lösche», welche einen „Uoliä»/' (Feiertag) machen und diesen naturgemäß auch seiern wollen. Da nun säst ave Wirthe conlervativ sind aus guten Gründku, so sind dies« die natürlichen Agenten derjenigen Parteien, welche den Durst de» liberalen Kleinbürgers kennen und e» per- stehen, ihn wenigstens für einen Tag mit conservativem Geiste zn erfüllen. Wo eS etwa- zu trinken giebt, da ist mit einem Wort die liberale Kehle immer dabei, uad da- ist der Serger John Morley'-, denn er ist einer der Führer der Tempereuzbewe- guug, welch letztere überhaupt conservative Relatlonen nicht besitzt, und die leuchtenden Vorbilder im Kreuzzuge gegen den Genuß von geistigen Getränken können doch nicht gut Freibier und Frrijchnaps ichenkeo an Tagen politischer Entscheidung. So ist der Durst nach stimulireudeu Gettänkeu uicht nur der moralische Unhold, sondern auch der politisch« Teufel» uad die radicalen Tein- perenzler der Lhemsestadt müden sich vergeben» ab in fruchtlosem Kamps« gegen den doppelt gewappneten Gegncr. gegen bie Sünde, welch« darum so stark ist, weil es so Viele giebt, welch«, mit Mirza Schafft,, so „gern sündigen". Daß e» aber in Londoa mehr Sünder al» Gerechte giebt, d. h. in den Augen John Morley'-, niehr Trunkenbolde da« Wahlrecht ou-üben, al» solche Bürger, welch« ans Sir Wilfried Lowsoa und HtUSgeneral Booth schwören, da» ist ein unumstößliches Facium und hat seinen Gruud in den socialen Beriiältuiffea überhaupt, in Verhältnisse», welche die staatliche» wie kirchliche» Herrichgewaliigea de» sreien und frommen England» mit großem Uvgejch ck qeickaffen haben uad mit großer Zähigkeit zu conserviren stet- eifrig bemüht sind. Da in England bekanntlich wohl Steinkohle», aber keine Reben gedeihe», so ist selbstverständlich der Genuß stärkenden, den Geist belebenden und da- Herz ersrenendea Weine« da« Privilegium nur der wohlhabendsten Elasten, und sür diese nicht einmal präparirt zu „ungemischter Freude", sonder» präpanrt sür den Gaumen de« an sebwere Stoffe gewähnten Insulaner-, der sich schüttelt, wenn ihm aus dem Lontinevt «in echte« Glas milden Rheinwein» «der dnstea- de» Bordeaux' vorgrsetzt wird, nnd ihm der schrecklich« Gedanke zur Gewißheit wird, er sei Fälschern in die Hände gefallen, welche die Ausbeutung de« Fremden al- Gewerbe betreibe». Darum ist et auch neben dem Lhampagner, den die Dame der besten Kreise schon zum Frühstück nicht verschmäht, der spanisch rohe sund schwere Wein, der dem „Brandy" (Eognac) den Weg bahnt uad die Gicht erblich crhäl» in de, obere» Zehntausend. Und Brandy, heiß und kalt, mit ohne Wasser, ist da- UnjPersal- hell»!Net für all« Familienkraukdeiten, bei Minner», Frane» n»d KstGer» »nd schließlich der Tröster iu der Langeweile nnd 'er
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