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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880506
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-06
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1888
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Gntte Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 127. Sonntag den 6. Mai 1888 82. Jahrgang. Vie veise -er Aaiserin. * Bon dem AuSsluge Ihrer Majestät der Kaiserin in da- UederschwemmungSgebiet an der Elbe erhält di« .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgenden Special, bericht: Da« innig« Interesse, welche« Ihre Majestät die Kaiserin und Königin al« Proirctorin de« Lemralcomiit« für die Ueber- schwemmten einvfindet, eine Dienstpfllcht de« Herzen» möchte man sagen, hat sie, wie jüngst nach Pojen, so gestern nach den Elb- gegraben der Provinz Brandenburg und nach den Elbmoricken der Provinz Hannover gesührt, um über die Folgen der Ueberschwem. mungen t» dielen Landesthellen eine Uebersicht zu gewinnen, im Lenirum m>t allen HillSromiit« und Helfern au« dem entsetzlichen Zerslör»ag»w«rk de« Elemente« in persönliche« Bernehmen zu treten, sür di« fernere Thätigkeit derselbe» und für ihre eigenen Ent. scheidungea al« Protectoria de« groben Liebe-werte- AnhallSpuncte zu gewinnen, durch ihr persönliche« Erscheinen den rhe>lnev,„er» an den Hils-comäö« Dank und Anerkennung zu spenden, diese zur weiteren Dhütigkeit anzuspornen und den von dem LandeSunglück Betroffenen durch persönliche« Erscheinen die tröstliche Gewißheit zu bringen, daß ihre Sache bei Kaiser Friedrich und seiner erlauchten Gemahlin wohl ausgehobea sei. Da« war die Bedeutung der eintägige» Reise, da« der zwingende Grund der Kaiserin, sich von dem Krankenbette de« Gemahl« loezureißen. Die Reise ging um 7'/, Uhr von Cvarlottenburg au«. Der Zug bestand aus drei Salonwagen de« Hose«, einem Salonwagen der Staat«, bahn und einem Personenwagen. Geführt vom Hosmarschall Frhrn. ». Reischach, begleitet vom Ober-Hosmeifter Grafen Seckendorfs, be. stiegen Ihre M-jestöt die Kaiserin und Königin und Ihre künigl. Hoheit Prinzessin Victoria ihren Salonwagen. In ihrer Begleitung desanden sich die Hofdamen Gräfin Perponcher, Frl. Fab-r du Faur, der Oderpräsident der Provinz Brandenburg, LtaaiSm nister l)r. Achenbach, Ohne Aufenthalt durcheilte der Zug die Strecke von llhirlottenburg bi« Wittenberge. Bei Sonnenschein war er au« llharlottenbnrg abgefahren, bei Regen kam er auf der genannten Station an. Aber die>e Ungunst des Wetter« hatte die Einwohner, schüft Le« Städtch-n« nicht abgehalten, in mächtiger Zahl zum Empfang der Kaiserin sich am Bahnboi einzufiuden und die Kaiierin mit vollsten Hochrufen zu begrüßen. ES war großer Empfang. Regierungspräsident von Neese stellte den Land» rath des Kreise« von Jagow vor. die Spitzen der königi lichen Behörde», Magistrat und Stadtverordn-ten, die Geist, licken beider Consesfionen und namentlich das Pngnitzer Unter stützling-comitt. Diesem vor Allem wandte die Kaiierin ihre Aus. meik amk.it zu und ließ sich bei einzelnen der Herren von dem An- tbeil berichten, den sie »in RettUi gSwerke batten. Langsam ging sie durch die Reihen, sprach mit jed m der Herren, begrüßte auch da« Osfictercorp« de« Ulanenregimeni« Nr, 1l. da« mit seinem Com. niandeur zur Begrüßung d.r Knserin herüber gekommen war. Trotzdem der Regen ziemlich dicht fiel, so besadl die Kaiserin, zur Einiahrt tu die Stadt, um die Ausschmückung derselben gebührender maßen in Augenschein nehmen zu können, den Wagen »»derzu- schtagen. An ihrer Seite saß Prinzeisin Victoria, auf dem Rücksitz der Oberpräsidcnt der Provinz Brandenburg. Voraus fuhren Regierungspräsident v. Neese und Landrath v. Jagow. Tausende von Händen mußte« Lag« zuvor beschäftigt gewesen sein, um in der kurzen Frist, die gegeben ward, die SchmuckauSstattung der Siadt so zu fördern, wie sie sich hier zeigte, an allen Fenstern, an oll n Firsten — in Patriot scher Zier. Und duich die ganze lange Siraße, durch Schulen, Gewerke, Kriegervcreine hinduich, eia Musikcorp« am anderen, da« in seinem Eifer nur noch von den BeisallSslimmen der Bevölkerung überboten wurde. Das Ziel der Fahrt war das Schwesternhaus der Oberlin-Schwestcru au« Nowawe«. 'Hier ist das Depot sür die de» Geretteten übe>wicscng Wälcke und Kleidungsstücke. Hier waro die Kaiserin von den Vor. standsdamen des UnterstützungScomiiös von Willenberg« enipfangcn, nahm sie Einsicht von alle» Anordnungen »nd ließ sich auch Bericht sür da« Maß de« Geleisteten erstatten. Mit dem Sckwelternhm« ist auch eine Kleinklnber-Bewahranstalt verbunden. Eine lleberrajckung, die der Kaiserin Thränrn in di» Augen krackte, war die Ueberreickung eine» Ström chen« durch ein 3'l,jährizes Mädchen; da» Kind sprach mit gesaiteten Hönden die Worte: O. lieber Gott, Hab' doch Erbarmen, Ecsüll' der Reichen und der Armen Bitte, ties aus Herzensgrund; Mach' Kaiser Friedrich doch gesundl Da« Schwesternhaus liegt nicht weit vom Elbhafen» wo die Dampfer lagen, welche die Kaiserin aus dem Elbstrome durch da« ganze Gebiet der Ueberschwemmungen hindurch führen sollte. Es war der Steamer „Herme«", dann ein Elbdampfer „Hesselbach" von der Gesellschast „Keile", dann der dem Schiffsrheder Tonne in Magdebura gehörige Dampf r „Königin Lulle", welche letztere beide bei der Rettung der Verunglückten ganz außerordentliche Dienste ge. leistet Hallen. Darum sollen sie auch heute die Ehre haben, da« Schiff der Kaiserin zu begleiten. Aus dem Deck Le« comsortabei einaerichteten RegierunaSdampser« befinde, sich eia kleiner Gla«. Pavillon; dieser war zum Salon sür die Kaiserin rinqerichlet und bol der hohen Frau die Möglichkeit, nach allen Seiten aus die User und später aus die Stätten der Verwüstung Ausschau z» halte». In drr Umgebung der Kaiserin aus dem Schiffe besanben sich Prinzessin Victoria, ibre dienstliche Umgebung, der Oberpräsident der Provinz Bransenborg, StgaiSminister vr. Achenbach, der Lberpräsivenl der Provinz Hannover v. Leipziqer, Reaierung-präsident v Neese. Aus de« Letzteren Veranlassung waren zur Msssahrt diejenigen Herren besohlen, welche bei der Calamiiät mit Herz, Rath und Thal übrrall zur Hand waren: Deickhauptmann und Amtsrichter Rabe, Haupttnonn der Landwehr- Artillerie SchiffSrdeder Tanne, Beigeordneter Runge, Bürgermeister Jahn, Bürgermeister Krumpa. Rittergutsbesitzer Baron von Wangcn- heim, Gras von Wilamowitz-Moelleadors, Rittergutsbesitzer von kalbern - Plattenburg. Reichsiaqsabgeordneter Rittergutsbesitzer von Jagow>Ouitzödel, LandtaqSabaeordneter Stadläliestec Wettich, Havel, derg, Stadtverordneten.Vorsteher Tesmer, Geheimer Lonimerzteiirath Hertz, Mitglied de« Berliner CentralcomilS«, Deich- und Wasserbau- Inspektor Fischer. Ans de» beiden Geleildampfern soiglea die übrigen Mitglieder de« Unterstüyung-comilSS. Zwischen grünenden flachen Usern ging dle Fahrt bei ziemlich bewegtem Wasser. Nach einer Stunde, gegen 11'/, Uhr, hörte der Regen aut und die Sonne kam zum Vorschein. Die KrelSstäade der West.Prign'tz boten der Kaiserin ein Frühstück an. Während der Elbsahrt bi« Lenzen hörte Ihre Majestät Bortraa über die Ueber- schwemmungS-Kaiastrophe und über die Hilssmaßregeln. Die hohe Frau konnte nicht müde werden, dea Antdeil zu betonen, welchen Kaiser Friedrich an dem traurigen Schicksal dieser LandeStheile nehme, und an allen Maßnahmen, welche zur Heilung der Schäden ergriffen würden. Sie bat sick die Photographien au-, um sie dem Kaiser niilzubringen. Bei derWeitersahrt wurden die genannten Herren der Kaiserin vorgestellt; au« ihrem Munde hörte sie die Berichte über da« Geschehene und die Maßregeln über da« ferner zu Geschehende. Nanienilich für die hyqikinijchcn Vorkehrungen zur Abhilfe gegen die gesundheitsschädlichen Folgen der Uebersckwemmung interessirte sich die Kaiserin. Aus den Raum einer Meile von Lenzen bi« Kietz waren sechs Dammbrücke, durch die sich die Wasser durch Eis stauungen stremaufwSriS in die srucklbarea Marickniederungen er- goss,» und in kurzer Zeit au« Culturstäilen eine tobende, flutbende See gemacht hatten. Die liebe,sckwenimung ist zwar etwas zurück- gegangen, aber ebensoviel K,asl al« zur Rettung der Berunglückien ist nöldig, um deniclben big fernere Existenz möglich zu machen, namentlich in sanitärer Beziehung, um die Häuser auSzulrockncn, von de» Fundamenten an. Zu vielem Werke sind süns Commissionen enigeletzt, welche eine rastlose Thätigkeit entfalten Um den lla- bemittelten ein Obdach zu gewähren und sie vor qesundheitsgesähr- lichen Folgen zu sckützen, Kat man Kasernenschiffe eingerichtet, die recki« und link« aus der Elbe liegen. Bon Lenzen a» konnte die Kaiserin recht« und link« die ieeartige» Flächen überschauen, welcke die Tammdrüche geschaffen Hanen; sie sah die Skelette von Menschen wohnungen, au« denen die hier um sie versammelten Herren mit Hilje der braven Pioniere die hungernden, frierenden, am Leben ver- zweifelnden Menschen gebolt Karten. Sie waren nach vielen Hunderten zu zählen und trotzdem war ke n Menschenleben zu Grunde gegangen! Und das war die Bedeutung der Gssange«, den die am Ufer ous- gest llte Bevölkerung der Stadt Lrnzcn beim Nahen des Schiffes anstimmte: „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren." Be, Lenzen wurde langsam vorübergesavren; der Bürgermeister des Ories, welcker der Kaiserin einen Siraug von gelben Roiea »nd Vergißmeinnicht überreicht batte, stand an ihrer Seite. Bei Klein-Wortz, wo die ganze Landbewohnerschaft am User stand und ihr laute Grüße der Dautborkcit rntgegenbrochte, legte das Tamps- ickifs an, die hohe Frau besuchte eines der Kaiernensch sfe und ließ sich dann am User auch hier diejenig n Landieute vorstellen, welche sich in der Katastrophe durch Hilfeleistung hervorgcthan batten. Unterhalb Ki tz ist die Grenze zwischen der Provinz Brandenburg und der Provinz Hannover. Hier trat Oberpräsident v. Leipziger in Funciion. Hitzacker ist ein an der Elke gelegener reizender Oit mit Billenanlaqen an einer Hügeireibe, ein Ort, der al- Sommer- friiche eine Zukunft hat. Hier veiließ die Kaiserin doS Dampfschiff. Beim Ausstiuge» wurde ihr eine Depesche au« Charloltenburg über krackt, bei deren Durchlesung ein freudige« Lächeln ihre Mienen überflog — ein Beweis, daß sie gute Nachrichten über da« B> finden ihre« hohen Gemahl« enthielt, Am Abend hörte man auch, daß der Kasser einru großen Theil des Tage« außer Bell zuaebrackt und Abends 8 Udr sitzend geipesst habe. An der Landungsstelle in Hitzacker wurde Ihrer Majestät der Freiherr v Grote in der Uniform der Königsbusoren vorgestellt. Er Halle zur Fahrt der Kaiserin seinen Wagen angebote» und lenkte diesen in eigener Person. Wenn man von Witlenberge an über die Elbe hinweg über Hitzacker und Lüneburg und zurück wieder nach Witlenberge die Summe de« von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin am gestrigen Tage Geleisteten übersieht, wenn man die Hunderic von Menshen in Beirackt zieht, mit denen sie längere oder kürzere Zimegelpäche gehalten dal, immer al« Repräsentantin des Kaiser- das Interesse an der Sache sesthaltend, die sic dahin geführt hat, wenn man die sich immer gleichvielbende, ihre Wirkung aus das Volk nie versagende Liebenswürdigkeit der Kaiserin beobachtet hat, so wird man sich sagen müssen, baß da» kcine Vergnügungsfahrt war, sondern eine Dienstleistung von jener erhabenen Stelle, wo auch die Barmherzigkeit ihren Platz bat, eine Di nstleistmiq, durch welche sich die Kaiserin Victoria als würdige Nachfolgerin der Kaiserin Augusla erwiesen hat, die für sie Vorgang und Beispiel geworden. Ja Hitzacker war großer Empfang von Seite aller in diesem Londestheile Eingesessenen und Noiabela, namentlich aber auch der HilsS-honiiläs von Männern und Frauen, Edelleuten, Bürgern wie Bauern, auch der Geistlichkeit, die hier noch die weiße Krause de« 17. Jahrhundert- trägt und die Sammelkappe aus der Humanisten- zeit. Man wird das W-lscnthum, wen» Nicht vertheidigen, so doch in seinen hartnäckig-conservativen Gedanken verstehen, wenn man einen Blick in die alten niederdeutschen Welsenslibte grthan hat, so »ach Luacburg hinein, von welcher Stadl ja der aus den Thron von Großbritannien gelangte Zweig de- Welsenhause« seinen Nomen genommen Hot. Ober-Bürgermeister Lauenstein nahm an der Schwelle de« altehrwürdigrn Rathhause« Gelegenheit, im Angesichte der Kaiserin daraus hinzudeuten, daß diele au« dem Fürsiengeschlechte sei, da« einst über diese Lande geherrscht habe: ein Umstand mehr, um die Provinz mit dem Kaiserhaus« zu verknüpfen. Da« war vor dem Raihhause. Der Empfang in den Räumen de« allen Berlin- Hamburger Bahngebällde« war kurz, der größere sollte eben in dem Raihhause statlfinden. Beim Emzuae in die Stadt rillen dem Wagen der Kaiserin, an deren Seit« sick Prinzessin Victoria befand, aus dem Rucksitz Ober-Präsioent von Leipziger, eine Schwadron des 16. Dragoner. Regiment« unter dem Kommando de« Oberstlieutenants von Bardelebea voran, eine zweite folgte. Und so ging der Einzug durch die Stadt. Au« den Häusern mit dea alten Erkern und gothiich-n Giebeln blickten freudig erregte Menschengesichler, und allenthalben herrschte Jubel. Al- der Ober- Bürgermeister seine Ansprache gehalten hotte und die Kaiierin im Sinne de« Kaiser« daraus geaniwortet Halle, bat der ReglmentS- commandeur, daß Ihre Majestät den Vorbeimarsch der vier Schwadronen — eine fünfte ist in Uelzen — gestatten möge. An der Srite des RegimenlScommandeurs nahm die Kaiserin den Bor- beimarich au, eine Schwadron kam zu Fuß vorbei, drei zu Pserde. Die inneren Räume de- RalbhauscS zu Lüneburg sind durch drei vcrlchiedene Kunstperioden markir», eine golhssche in der GerichtS- laube mit ihren herrliche» Glasmalereien u»d dem großen Fürsten- saal, die der Renaissance durch die entzückenden Holzschnitzereien des Sitzunq-saalcs und die de« Barockstil« au« der Zeit, wo Georg I. von Großbrilannien noch Kursürst von Hannover war. In diese» letzleren Räumen fand an die Kaiserin die große Vorstellung säinml- licker Civil- und Militairbehörde» statt, auck der Damen de« Vaier- länvischen Fraueuvercins durch die Obmännin Frau v. Massow. Darauf machke die Hobe Frau, geführt vom Oberpräsidenten v. Leipziger und Over-Bürgermeister aucnstein, einen Gang durch die vorerwähnltn Räume de« Rathdausc« — ein Mufeum, wie wohl feiten eine Sladl ein solche« auszuweisen vermag, vom Eingang dl« hinaus zum Fürsteniaai. In einem Au-ban desselben stehen zwei große Vitrinen mit uu« wohl bekannten Silbergesäßen, aber e« sind, mit Ausnahme eine« Originalhumpens, our Nachahmungen. Die kostbaren Originale be finden sick »n Gewelbinillieum zu Berlin, und der Anblick war wiederum dazu angelhan, den Gedanke» an unseren Kaiser Friedrich wachjurusen. dem w>r die Erwerbung des Lüneburger Sssberschatzes durch den Staat wesentlich zu danken haben. In diesem Fürsten» iaale mit all' seiner Originalviacht der früheren Renaissance, seinen Wandgemälden, seinen alten Teppichen, die über die Banke gebreitet waren, seinen herrlichen Origkualkronleuchtern, wie deren wohl nur noch wen ge existiien möien, war die Tasel ausgerichtet. Die Stadt gab das Diner, die Herren der Slad! wollten auch mit ihrer Kaiserin speisen, daher auch nur wenige andere Gäste zugegen waren als die ersten Spitzen der Behörde". RerhlS „eben der Kaiserin saß der Oberpräsident der Provinz, links Lher-Blirgerniesstcr Lauenstein. Gegenüber Ihrer Majestät Halle Prinzessin Victoria ihren Platz, zu ihrer Linken Ober präsident Slaatsmiiiistcr I»r. Achenbach, reck!« RegierungSpräsivent Lodemann, weiter RegierungSvräsident von Neese, dann die Herren und Domen der Kaiserin und oben die Herren der Stadlgemeiiide. Das Hauvt der letziercn, Ober-Bürgermeister Lauenstein, brachte aus die Kaiserin einen Toast auS, in welchem er der hohen Frau sür die Ehre dankte, die sie ihnen durch ihr Erscheinen erwiesen, und s>„iem tiesen B dauern Ausdruck gab, Kaiser Friedrich nicht in ihrer Milte sehen zu können. In die Hochs aus Ihre Majestät mischten sich von d-m alle» gothische» Hose heraus die Fanfaren des Trompeter corps der 16. Dragoner. Die Rückreise ging über Lauenbnrg. Büchen, LndwigSIust. Hier begrüßten Heiurich XVUI. Prinz Reuß und Gemahlin die Kaiserin und Prinzessin Bicivria. Am Bahnhoie m Wittenberge wieder eine zahllose Menschenmenge, welche von Neuem die Kaiserin mit ihren Hoch« begrüßte. Sie sollte dem Kaiser von ihrer Fahrt etwas mit- dringen, cin Gedenken der Liebe. In de» Waggon wurde ein Korb mit Be>lchcn gereicht, eine Gabe der Frauen Wittenberges sür Kaiser Fr ednch. So schloß die Fahrt der Kaiserin. Um 10'/« Uhr langte der Extcozuz aus dem Bahnhose in Lharlotlendurg an. Verein Leipziger Lehrer. * In der Sitzung am 2. Mai sprach Herr Otto Bock über den Unterricht in der Formenlehre in der Volksschule von Pestalozzi bis aus unsere Zeit. Man versteht unter Formen- lehre eine Propädeutik für de» geometrischen Unterricht. Seit Pestalozzi ist die Wichtigkess elementarer geometrischer Kenninisse auch sür Den, welcher nur die Volksschule besucht, allgemein an erkannt. Während aber Pestalozzi selbst in seinem im ABC der Anschauung niedergelegten Plane sür den geometrische» Unterricht keine Rücksicht aus da« praktische Leben nahm, suchten seine Zeitgenossen und Schüler das gedachte Unterrichtsfach immer mehr in den Dienst de« praktischen Leben« zu stellen So fordert drr Lehrplan der I. Bürgerschule in Leipzig von 1803 eine „gemeinnützige Mathematik". — Jos. Schmidt (1809), Ranssauer (>826), v. Türk (1817) behandeln die elementarsten Stoffe, führen aber »och viel werthlose« Material mit (Liniencombinationen «.). Harnisch, Diesterweg u. A. wolle» vor Allem klare Begriffe von dea Raumgedildea erzeugen. Andere (Gcaßmaan, Zeller rc.) suchen die geometrssche Formenlehre in die engste Verbindung mit dem Zeichne» ^u bringe«. — Nach 1840 begegnen wir vollständig durchgearbrileten Lehrbüchern, die den für die Volksschule geeigneten Lehrstoff fertig ,urechtgeleqt darbieteo. Strauch (1845) bespricht Punct, Linie, Fläche, Körper nach der Reihe; er verfährt also synlhetisch. Ehr- Hardt Zitzmann (1852), Lehrer an Etoy'S Erziehungsanstalt, geht vom Körper au« und betrachtet die geometrischen Gebilde» welche sich an diesem der Anschauung darbieten. Sein Verfahren ist somit anaiyliich. Freieniu« (an Bender'« Institut in Weinheim) betrachtet in einem Borcursus die verschiedenen Körper und verarbeitet dann in einem zweiien Eursu« die gewoaneueo Begriffe zur DiScuision von Punct, Linie, Fläche. Körper. Er wendet also da« analytisch- synthetische Verfahren an. Während der Zeit, in welcher die preußischen Regulative In Geltung waren, blieb die Formenlehre in der Bolk-schule unberücksichtigt. Al« dieselben unter Falck ausqeboben wurden, wendete man auch dem geometrischen Unterrichte wieder Interesse zu. E« entstand eine reiche Literatur: Kaielitz, Die Geometrie in der Bürgerschule. Berlin 1873; vgl. die Bücher von Meier (Zwickau), Ritter v. Moznlk Wien), Mitlenzwey (Leipzig, Kiinkhardl). Bock und vr. Sckulze Leipzig. Ambrosiu« Abel). Bariholomäi u. s. w. Flink und Pfass Freiburg) suchen die Formenlehre wieder mit dem Zeichne» u verbinden. — Die letzten Jahre haben nicht viel Neues gebr. cht. Zm pädagogischen Jadre-berichte sür 1883 fand ein Buch von Paul Buttel (Kiel) eine sehr lobende Besprechung. ES ist nach Schlömilch's (vortreffiichen wissenschasilichen) Büchern gearbeitet, bietet aber den Unterrichtsstoff dem Schüler (dem es in die Hand gegeben werden soll) ebensall« in ganz wissenschaitlich- abftracier Form. Wollte man jener Recension große Bed-utung beiwessen, so würde man sagen können, daß aus dem Gebiete der Formenlehre in der Volksschule sich ein Rückstrebeo nach einem schon überwundenen methodischen Standpunkte geltend zu machen versuchte. — Daß ein aus der Anschauung beruhender Vorkursus in der Formen- lehre dem mehr wsssenschastlichen Unterrichte in der Geometrie vorausgehen müsse, sche ut eine geschichtliche Betrachtung dieses Unter- richlrgegeustandeS mit Gewißheit zu ergeben. Ll. vermischtes. — Berlin, 4. Mai. Der gesuchteste Mann im Herrenhaus« ist, wie man auS Berlin schreibt, während der jetzigen Sitzungen der Reichsbankpräsident von Dechen d. Man sieht ihn stet« von dickten Gruppen der Mitglieder de« Hause« bedrängt, die begehrlich die Hände nach dem geöffneten Portemonnaie de« Präsidenten euSstrecken. In diesem Portemonnaie bringt Herr von Dechenb täglich eine größere Anzahl »euer Zwanzigmarkstucke mit dem Bildniß Kaiser Friedrich'« mit und tauscht dieselben bereit willigst gegen alte SlUcke au«. --- Bremen, 4. Mai. Die Rettungsstation Juist telegraphier: Am 3. Mai Abend« 10 Uhr von der hier ge strandeten holländischen Tjalk „de twce gezusterS" 3 Per« sonen, darunter eine Frau, durch da« Rettungsboot „Leer" der Station Ostland gerettet. Hohe See, Sturm aus West- Süd-Wcst mit Böen. ---- AuS dem UcberschwemmungSgebiet der Elb« wird, wie die „Schlesische Zeitung" mittheilt, folgende« an geblich thatsächliche Borkommniß berichtet: Ei» Gut-besttzer machte letzthin eine Reife durch die überschwemmten Land striche und tras u. A. einen mit Frack (gespendete Liebesgaben) bekleideten Arbeiter in seiner Hütte zu JonaSdors an. Ter Biedere saß vor einem Tönnchen Caviar und löffelte munter drauf Io«. Aus Befragen de« Gutsbesitzers, wie eS ihm denn schmecke, machte der Manu seinem Schmerze Lust und äußerte: „Botter hcw wi nick, da mot wi bat schwartze Tüch hier ete, et schmeckt twar höllisch fuhr, aber eS Kiffer wie gar nuscht." Sprach- und kaute weiter. ---- AuS Kurhefsen, 4. Mai. In Hanau wurde gestern ein Monstre-TiebstahlSproceß beendet. Der bei der Goldwaarenfirma Backes L Strauß in Hanau seit langcn Jahren bedienstele Hauöbursche Eonrad Schuhmacher, weicher da« vollste Vertrauen seiner Arbeitgeber genoß, hat dasselbe in schmählichster Weise getäuscht. Seit nachweislich 188t bis zu seiner vor Kurzem erfolgten Entlarvung stahl der HauSbursche seinen Herren aus den Goldkästcn, welche er mit Nachschlüsseln öffnete, sür etwa 32 000 Goldabfälle und für mcbrere Tausend Mark Perlen rc. Der reiche und ange sehene Goldwaarensabrikant Jacob Knapp in Hanau kaufte dem Diebe die gestohlenen Goldwaaren sür wenig Geld ab. Der Dieb und sein Hehler wurden jeder zu 4 Jahren Zucht haus und 5 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Sleck»11tv. Giilkeri»« SloeträlU«. LpOoial-I'adrilL kür Ltrümpks f. s. cliuir VrlwMLlsvIw 8tr»sso SV. MAHvon Zknebeni enxl. klorxsrn, von Ztaekeni voxpelAnrn, von 6kacüer LstremLäura, von 4k»eksr ktriekseiäe, LTrUVLVtlLUKVH --ed-,t lekxuru SooLvr» in eleganten vvasekeekten Garden. karl Vikelier. in Wolle, Seide und Brocot von ./> 12, 14, 17, 20 und 22 en, II»«I t«»II>. ^»«tzllvltv« in Tuch gestreiften und Tricotstoffen von ^1 3.50, 4, 5, 7 und 11 »n. ILSASNIILLntSL ll» ÄSIL au« Tuck nestr. ni d Ebeviosstoffen von » b. 7. 8. 10 und 12 an. vslß« LISLSS. ckopp. drstt rvios Volle, Meter 1,00 Mk. - roolü sostr.u ßlLtt droit reloo Volle - 1,5» - 8vdV. II. lLTdlßS vrSIILckliISS - - - 0 180—3,50- - - - reiosktck. Msrveillsiix v. 2,50, 3 u.4 Mk.an. unü -vlousen in den neuesten Färben und Streifen von 2,50, 3, 3,50 und 4 Mk. an. Kv8tv NNÄ nntvr LsLnk»«L8prvi8.
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