Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805063
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-06
- Monat1888-05
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1888
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278« Nichtamtlicher Theil. Italiens auswärtige Politik. Critzpi hat in der italienisch«» Drputirtenkanimcr am S. Mai Andeutungen über de» Inhalt de- Bündnisse- mit Oesterreich und Deutschland gemacht, welche bisher in amt» licher Form noch nicht Vorlagen. Er sagte unter Andrem: Die Allianzen Italien- müßten von der Art sein, daß durch sie die Stellung Italien» garantirt werde, da eS unmöglich sei, die Ereignisse vorauSzusehen. WaS Frauk,eick onlange, so seien Italien- Beziehungen zu demselben gut, die Regierung werde niemals einer Angriff-Politik gegen Frankreich zu- stimmen, andererseit» dürfe man aber nickt vergesse», daß Italien bestehe und daß es sich entwickeln müsse. Da- Mittel- meer werde kein italienischer See sei», ebensowenig aber Lürse e» ei» französischer See sein. ES geht daraus einmal hervor, daß Italiens Besitzstand durch da- BerlheidigungSbündniß mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn verbürgt ist. Tie Gegenleistung für diese Bürgschaft besieht natürlich in der Theilnahme an einem Kriege Deutschlands zur Abwehr eine» französischen Angriffs. Außerdem verfolgt aber Italien auch neck, eine von dem Bilndniß mst Deutschland unabhängige Mittelmeer» Politik, und zur Sickerung derselben hat eS eine Allianz mit England abgeschlossen. Eri-pi sagte in dieser Beziehung: .Die Allianzen mit Oesterreich und Deutschland sind die einzigen, welche den Interessen Italien» aus dem Fest land« entsprechen, sowie eine Allianz mit England die einzige ist, welche ItglienS Interessen zur See ent spricht." ES läßt sich nicht leugnen, daß diese» Doppel» verbtiltniß Italien- zu Frankreich als Land- und Seemacht Gefahren birgt und daß sich daran- für Ilalie» Verwickelungen ergeben können, bei welchem ihm da- Bündniß mit Deutsch land nicht zur Seite stehen würde. In diesem Sinne sind die Anträge Baccarini und Mussi zu verstehen, welche die Politik Italien- am Rolhen Meere tadeln und die Regierung oussordrrn. die Truppen von der Küste de- Nochen Meeres zurückzuriehen. Am strengsten übt der Antrag Muss! an der afrikanischen Politik der Regierung Kritik, indem er sein Be dauern darüber au-sprichl. daß der Ursprung der Expedition nach Afrika dem Volum der Kammer entzogen worden sei lieber den Ursprung de- Unternehmens besteht heule kein Zweifel mehr, da eine im italienische» Grünbnch befindliche Depesche Mancin,'- an de» Botschafter in London vom 29. Oclbr. 188 t darüber Ausschluß gicbl. ES heißt darin: „Die Räumung de» Sudan- durch Egypten, die Weigerung der Pforte, einige Puncte am Rothen Meere zu besetze», und der Widerwille England-, diese letzteren in Len Kreis seiner eigenen Action za ziehen, ließen in un- die Befürchtung entstehen, eS möchte eine andere Macht sich diesen Zustand der Dinge zu Nutze macken." Als Frankreich Aufklärung über den Grund der Besetzung MassauahS verlangte, erhielt c» zur Antwort, daß die Theilnehmer zweier Wissenschaft!'eher Unternehmungen in Afrika ermordet worden seien und daß Ilalie» bei der Weige rung der Türkei, etwas znr Sicherung der Verhältnisse in jaren Gegenden zu ihun, genöthigt worden sei. eine solche Sichcrheil-polizei im Interesse der Cnllnr dort selbst anSzu- üben. Ans ti-scn Hergang der Sache bezieht sich offenbar der Ausspruch Erispi'S. daß Italien bestehe und daß eS sich entwickeln müsse, und an- diesen Worten scheint zugleich herdorzugchcn. daß sich Cri-pi bezüglich de- Unternehmens a» der Ostknste Afrikas mir Maiiciiii in vollkommener Uebcrein- stimmung befindet. Die össeiitl chb Meinung in Deutschland hat sich schon zu der Zeit, als Mancini noch Minister de» Auswärtigen ni Italien wqx. gegen die B setzung MassauahS ausgesprochen, weil sie richtig voran-gcsehen hat, daß sich daraus bedenkliche Verwickelungen ergebe» können. Das Wort von der Noth- wertdigkeit, sich zu entwickeln, hat nicht block in Italien, sondern auch in Frankreich unerwünschte und sogar verhängnißvolle Folgen gehabt Auch Fcrry verlbeidigke i» der französischen Kammer das Unternehmen gegen Tonkin mit dieser Redens art, und nachträglich dürste er doch zu der Einsicht gelangt sem. daS Frankreich besser getha» hätte, die Ermordung eine- französischen HanplnianneS und seiner Begleiter durch Tonkulissen nicht alh» tragisch z» nehmen. Ilalie» bat sich die Erfahrungen FranIreickS in Tonkin zur Lehre dienen lasse» und die Vergeltung für den Uebersalt von Dogali nicht überstürzt, aber bei ünbesangcner Würdigung der Sachlage an der Küste LeS Rothen Meere- wird Italic» sich doch nicht verhehlen können, daß der Besitz von Massauah, Sahati und de- Ackct- thale- die b > Dogali erlittene Niederlage nickt answicgt. Die Entwickelung^theoric Mancini'S und Eri-pi'- hat »ock einen schlimme» Beigeschmack, weil eS zu den Ucberlieserungcn der italienischen Politik gehört, daß Tripolis Italien »lil demselben Liechte gehöre, wie Algier und Tunis Frankreich und Marokko Spanien. DaS sind die ZuknnstSplänc der Bewohner der Küsten deS Millclnieerc', und dadurch gewinnt daS Wort Erispi'S, daß diese- Meer kein französischer Sce werden dürfe, eine sehr ernste Bedeutung. Frankreich bat bei den letzten Streitigkeiten wegen Marokko» deutlich die Absicht zu erkennen gegeben, sick durch die Ansprüche Spanien» ans diese- Land nickt zum Verzicht aus die Besitznahme desselben treiben zu lassen. Mit Rücksicht aus die bevorstehende Eonsercnz wegen Marokkos erbält die Nachricht von der dem nächst zn erwartenden Ankunft von >7 srauzösischen Kriegs schisse» vor Barcelona eine seltsame Nebenbedeutung. DaS sieht nicht wie eine Huldigung aus, die Frankreich dein be freundeten Spanien erweisen will, sondern ivie eine Drolninz. Es bleibt abzuwartcn, welchen Eindruck di, Erklärungen Eri-pi'» in Frankreich machen werden. Ter Widerspruch, welcher in der Betonung der gnlen Beziehungen Italien» zu Frankreich mit der Versicherung liegt, daß daS Mittelmeer kein französischer See werden durse, unter Hinwci» »ns da» Bündniß »ilt England zur Bertheidigniig der Inkerrsscn Italien» zur Sce, kann i» Frankreich nicht »»bemerkt bleiben Rach der Rede, welche FlourenS in Briai ^on gcbalte» bat, und nach den Gerüchten, welche über eine» von Seilen Frank reichs gegen La Spezzia geplante» Ucbcrsall conisirte». können die Franzose» die Erklärungen Erispi'S nicht trag,sch nehmen aber verbessert werden die Beziehungen beider Länder zu ein ander durch solche Erklärungen mcbt. Die Entwickelung, welche Italien als an der Küste de) mittelländische» Meere- gelegener Staat anzustreben für gut befindet, kümmert Deutschland nicht, wohl aber könne» sich an- einer Actionlpolitik zur See Folgen entwickeln, welche auch aus Italien als Landmacht znriickwirkcn, und von diesen» Gesichtspunkte ist eS nickt überflüssig, daran zn erinnern, daß der Dreibund ein FrictciiSbnnv ist. In Wien haben die Erklärungen Eri-pi- über die Natur diese» Bundes und besonder» daS Wort, daß derselbe der einzige sei. der seinen festländischen Inlcres'ei, entspreche, sehr angenehm berührt, aber man darf darüber nicht vergessen, daß die maritimen Interesse» mit den sesilänkischen i» Zusammenhang stehen. Eine Nnterscheidnng Frankreichs und Italien» al» Land- und Seemacht in dem Sinne, daß beide Mächte mit einander Krieg zur See führen und zu Lande die besten Freunde bleiben, giebt es nicht. Frankreich hat eS versucht, eine solche Trennung in den, Kriege mit Elnna wegen Tonkin- diirchzu- sübren; mit welche», Erfolge, bat der Verlaus re- Kriege- «lehrt. Und locS in Asien möglich und turchsnbrbar ist, braucht eS darum noch nicht in Europa zn sein. Ein See krieg zwischen Italien »uv Frankreich zieht eine:, Landkrieg nothwendig nach sich, aber unter selchc,, Verhältnissen bleibt der Dreibund nicht notbwendig in Kraft. * Leipzig, K. Mai 1888 * Der BundcSratb crlbeille in der am 3 d. M unter dem Lorntz de- SlaalSministri». StaatSsecrelairS de» Inner» »DK Bötticher adgehaltvien Plenarsitzung dem Entwurf einer Verordnung, betressrizd die Inkraftsetzung Le» Gcsetze- über die Unfall- und Krankenversicherung der in laut- und sorstwirthschastlichea Betrieben beschäftigten Personen für da» Gebiet de- Großherzogtbnm» Mecklenburg-Schwerin, dem Entwurf einer Verordnung wegen Ergänzung der Verordnung vom 16. August 1876. betreffend die Cautioneu der bei der Militair- und der Mariueverwaltung aogcsiclltc» Beamten, dem Antrag Oldenburg-, betreffend den Zollanschluß von Brake, und dem Anträge Bremen- wegen de» ZollauschlusseS einer Rei-stärkesabrik die Zustimmung. Aus den Bortrag der Ausschüsse für Zoll- und Eleuerwescn, für Handel und Ver kehr und für Rechnungswesen wurde beschlossen, die Sleucr- directivbehörden zu ermächtigen, den>cnig«n Brenuereibesitzern, deren wirlhsckastliche Lage die» erforderlich macht, aus ihren Antrag di» Zahlungrsrisie» für die in den Monaten Mai bis einschließlich August t. I. fällig werdenden creditirten Maisck- boltichstenerbcträge um eine weitere Frist bis zu drei Monaten zu verlängern. Soda»» wurde über den Sr. Majestät dem Kaiser wegen Wiederbesetzung der Stelle deS Vorsitzenden der Eentraldirection der >Ivuuin-wta Oormanirto liibtorica zu unterbreitenden Vorschlag Beschluß gefaßt. Der Eingabe eine- Verabschiedeten RcichSbeamlen wegen der Erhöhung seines Ruhegehalts beschloß die Versammlung keine Folge zu geben. Die Vorlage, brtressend di: Versetzung der Stadl Dienzc an der 4. in die 3. ServiSelass.' wurde den Ausschüssen für Rech nungswesen und für daS Land Heer »nv slir die Festungen znr Vorberathnlig überwiesen. Endlich wurde über die Zoll- bchandlung mehrerer Gegenstände Entscheidung getroffen. * DaS amtliche Handbnck für da» Deutsche Reick ist für daS Jahr 1888 erschienen. (Karl HeymannS Verlag. Berlin W) Aul dem reichen Inhalt des Buche- mögen folgende Veränderungen besonders erwähnt werden: Die meisten Veränderungen gegen da- vorige Jahr weist wiederum da- AnSwärtige Amt mit den von ihm ab hängige» Missionen und Consnlalcu aus. Die politische Abtheilung des Amt- zählt jetzt nur 5 Vortragende Näthe nach dem Ausscheiden des Geh. Leg.-RathS v. Brauer; Wirkl. Lea.-Rath von Dcthmcr ist der RcchtSabtheilung als Vortragender Rath binziigetreten, so daß dieselbe auch 5 solche zählt. Bon den ständigen Hilfsarbeitern sind drei aus- gcschiedcn, nämlich Leg.-Rath Gras v. Seckendorfs, Leg.-Nalh v. Latenberg, jetzt Eonsul in Pari-, und Leg.-Nalh vr. v. Schwartzkoppen» jetzt ständiger Hilfsarbeiter in der RrichS-Kanzlei; neu ausgeiühot sind als solch- Leg.-Rath Skemrich, Polizci-Director Krüger und V:cc-Co»sul Nassaus; letzterer wird gleichzeitig als Evnsul in Kiew bezeichnet. Die Zahl der kaiserlichen Missionen ist 23 geblieben, ebenso die Zahl der Botschaften mit 6 Die Minisierrcsiveiitureu i» Ehilc und Mexiko sind in Gesandtschaften umgrwaudelt worden. o daß jetzt l8 Gesandtschaften (gegen 16 im Vorjahre) und 5 Ministerresidenturen (gegen 7) vorhanden sind. Die Zahl der Eonsularäiulcr betragt jetzt 661 (gegen 635). darunter 82B.'ruf-coiisulate (gegen (76), und zwar 22 General» consulate (gegen 17), 54 Coiiftilate (gegen 47) und 6 Vice- Eonsulate. Eine neue Rubrik enthält daS Handbuch unter dem Titel: ..Wirkliche Geheime Nätbe". ES sind darin die NcichSbeainten ansgesüyrt, welche al« solche vom Kaiser Wilhelm zu Wirk!. Geh. Rathen ernannt wurden und des halb im Preußischen StaatShanbbuche nicht ausgesührt wurden. Die Rubrik eulhäll 26 Namen. nämlich die Ex- cellcnzen Ilr. Pape, v. Deckend, v. Stephan, v. Hcydebranv u. d. Lasa (Gesandter a. D.), l): Simsen, vr. v. Schilling, Gras v. Brandenburg (Gesandter a. D ). StaatSsccretalr a. D. Herzog, vr. v. Scklvzer, UnterstaatSsecretair Eck, Frhr. v. Kanitz und Dallwitz (Gesandter a. D.), v. Bnrckard. Gras zu SolmS-Sonnewalde (Botschafter), .v. König. Präsident deS Bundesamt- für daS Heimathwese», v. Brandt (Gesandter zu Peking). l)r. Jakobi. Direktor Hanauer, v. Kcudcll (Bot schafter z. D), Graf v. BiSmaick-Schöilhansen und Bot schafter v. Nadowitz. Beim NeichSamt deS Innern erscheint neu in, Abschnitt „NkichS-GcsnnvhciISamt" die „Ständige Eominissio» für Bearbeitung der Pharmakopöc". Die „Phy sikalisch-technische Reichs anstatt" erscheint neu als Ressort de» NeichSamt- deS Innern. Die mit der Druck legung deS Handbucke» betraute Druckerei hat ihre nicht leichte Ausgabe in mustergiltigcr Weise gelöst. * Die vielfach verbreitete Nachricht, daß der Kaiser den Fürsten Bismarck als ein Zeichen besonderer Anerkennung seiner Verdienste in den Herzogsstand erbeben hätte oder habe erhrben wollen, wird in einem Berliner Telegramm deS Hamburger Eorrcspondenten schon aus Giund der bestehenden Nai'gvcryällir.jic in das Reich ter Erfindung verwiesen. Die H-rzvge an» souverainen Häusern sieben allerdings in Rang und Winden über den landsässigen Fürsten »nv Prinzen; zwischen den Herzogen und Fürste» letzterer Kategorie besteht aber kein Rang- und StaiideSunter'chieb und sic rangirc» unter einander nach den allgemeinen Bestimmungen, die für den Rang der mediatisirten ober landsässigen Fürsten maß gebend sind. * Dem Vernehmen »ach ist der Oberpräsident vr. Achen bach i» den Ab et stand erhoben worden. * Mackenzie, gegen den sich die Stimmung deS bculschen Volke» mit »m so größerer Entschiedenheit aiiispricht. >c widerwärtiger und verlogener im Gegensatz zu der bisherigen ehrenvollen Zurückhaltung B-rgmann'S das Gebahren der für die englischen Acrzte eintretenden teulschsreisiiinige» Blätter wirb, grdcnkl sich r» etwa acht Tage» nack London zn begeben, jedoch, wie zu vielfache», Bedauern hinzugcsetzt wird, nur aus kurze Zeit. * Zu dem Institut der Stichwablcn schreibt dcS Weiteren die „Nationalliberalc Eorresponde»;": Ueber den Werth und die Berechtigung deS Institut- der Stichwahlen bei den Reichstage wähle» und ihren Nutzen bezw. Schaden sür die verjchiede,:-» Partiten werden enlaßliä, der Wahl n> Altena-Iserlohn Icbhaüc Erörterungen in der Preise anqestellt. Zur Benrtbeilung der Frage dürste eS von Iuieresle sein, die praktischen Wirklingen dieser Einrichtung an den letzten all gemeinen Reichstagswablen vom 2l. Februar 1887 z» untcisuch:» Wir haben un- die Mühe genommen. >» lummllichc» in Frage kommenden Wahlkreisen zu vergleiche», wie das Eigcbniß in Feige der Stichwahl au-gesallen ist und wie e- ausqeiallcn sein würde, wenn diele Emrichlung nicht bestände, sonder» cin- sach derjenige Landidat al- gewählt gelte» wurde, der im ersten Aoblgaug die meisten Stimmen erhallen hat. A:r de- merkrn. daß die Wahlen vom vorigen Jahr verhältnißiiiäßiq wenig Stichwahlen herbeisührtc», weil in größerem Nmiang als sonst sowohl bei den iogenanuten Lartelparieien als bei der Opposition schon vor der erflcn Dahl die Bersläadiquug auf einen einzigeu Landidaien stattgesunden hatte. DaS Resultat unserer Untersuchung ist nun das solgeiide: Es tmf-,„ im Ganzen 62 Stichwahlen statigefnndcu. Davon sind 43 ebenso au-gesallen, w e wenn die einfache Mehrheit im ersten Wahlqaug eiiijchicdcii hätte. 16 Stichwahlen haben dagegen lür Mmderheiiscaiidiealca enlichiede». Diele >6 Wahlkreise sind die folgenden, wobei wi: diejenige Pariei, welche im ersten Wahlgaig die Mehrheit erzielte, in Klammer bemerklich machen. ES wählten: Königsberg naiionalliberal (locialdemokratisch). Marienwerber sreieonservatw (uitramonka»), Thor» uationalliberal lvolniick), 2) Berlin denlschtre,sinnig (coniervativ), Brandenburg bentichsreisiinng (eonservaliv), Stettin deulichsrcisinnig (nationelliberal), Reichenbach in Schlesien ultramoata» (coniervativ), Görlitz deullchsreisinniq (eonservaliv), Halle denischiressinnig (naiionalliberal), Hana» deutich- sreisinnig (coniervitivX L.mdk.ei- Wieobabeu ullrainontan tnalianal- Iiberal). Frauksurta M lor:aISe»iotral!ich(nationalliberal). Remscheid deulschlre>si»»ig (»ationalliberal). ZiNau deulichsreisinaig (»ati0iial- tiberal), Parchiin konservativ (deutschlreisinmg), Jever deui'chsrkisiiinig (naiionalliberal; bei der gleich daraus folgenden Nachwahl Halle» die Deiitschsreisinnigen auch im ersten Mahlgang bereit- di- größte Slimm-nzabN, llotti'g dkntschsrkisinmq (national- liberal), Bremen d uljchsreisii»! q zaalionalliberal). 3) Hamburg »alwnalliberal (iorialdemckraiisch) Es habe» also durch da- Jnstitiit der Slxtiwohte» dw Nalionalkiberalcn 3 Mandate ge wonnen, 6 verloren, d:e Fre conservaiive-, 1 gewonnen, die Ton- s,r»aiivea 1 gewonnen. 5 verloren, die Nllramoataaen 2 gewonnen, 1 verloren, dir Leutichü-isi-«'gen II gewonnen, t verloren, die Soeiatbemokralen 1 g-tv >ii >c». 2 verloren, d e Pole > l verloren. Man ersteh» aut dieser Zujaiuaicustellong, daß von der Einrichtung der HtiWpphlen »rn alle« Parteien »eitau« om meisten Au»en die Teu>sch!rcilj.ialgen ziehen, während d:a erheblichste» Schaden die Naliooa'kiberalen und sodann die Eonservalivea habe». Bei der immcrhln kleiueu Zahl von Wahlkreisen, wo die Frag- praktisch wird, wäre La- Ge'Linnlircsllirat der Aushebung der Stichwahlen freilich nicht gerade umwälzend. Um so mehr Lars man fragen, ob die verhä.'liiißiuämg geringen Veränderungen, die durch diese Einrichtung an dem Grsamiiilbilü der BollSbertretung hervorgsbracht loeidc». da- Fortbestehen eines in vielfacher Hinsicht so bedenklichen Instituts gcrechisertig» e» scheinen lassen. » -» » * AuS Luxemburg wird der „Kölnischen Zeitung" ge schrieben: „Bei der Abgeordnetenkammer ging auch während der gegenwärtigen Tagung wieder eine Anzahl Gesuche um Erlangung der luxemburgischen Slaat-angehörigleit ein. Die Mehrzahl dieser Gesuche rührt von cingeixgiiverlen teulschen Rcichsbürgern bcr. DaS giebt dein weniger ansländige» Theile bcr diesigen Presse 'Anlaß zu ter Klage, daß Deutsch land das Großherzoglhum immer mehr überflnlhet und die Zeit nahe sei, wo die „luxemburgische Nationalität" vollständig von germanischen Elementen ansgesogr» sein werde. Diese Vrcsse bedenkt nicht, daß Lnremburg doch einigermaßen selbst ein deutscher Land ist, »nv daß eS nur in Folge seiner Zu gehörigkeit zu Zoll-De»lschla»d lebensfähig ist. Unter Viesen Umständen wäre e- dock wobl schwarzer Undank, den Reichs deutschen die luxemburgische SlanISbürgereigenschaft als eine unnahbare Ehre vorznentbalten. Es ist übrigens anznerkennen, daß die Kammer sich bis jetzt ans diese Hetzereien nicht ein gelassen und k-incui irgendwie cmpseblenSwcUhen Reichsdeutschen die Naturalisation verweigert hat." ' In Bezug aus daS Eingreifen dcS VaticauS in die irische Bewegung wird dem Ncuter'schen Bureau nnierm 2. V. M. ans Rom gemeldet: „In gut llnterrichteten Kreisen beißt eS, daß die Entscheidung der Congregation de» heiligen Amtes in Bezug aus den Feldzug-plan und daS Boykotten, sowie Eardinal Monaco'-; Lrundschreiben an die irischen B.schüfe als vorläufige Schutte :u betrachten seien. Eine Sondcr-Eongregation der Propaganda, ausschließlich aus Cardinäle.i bestehend, prüft jetzt aus Anordnung keS Papstes mcbrerc ihr unterbreitete Fragen bezüglich der Be wegung in Irland, über ivelck« sich die Cardinale durch eine örmliche Abstimmung äußern werden. Cardinal Snneoui bar bereits mindeste!»« zehn Puncte sür die Bcralhung sormu- tirt. T-r Vatican scheint entschlossen zu sei», die Frage in olchcr Weise zu behandeln, daß. wer immer seine Ent scheidungen beanstanden dürste, sich dadurch außerhalb des Bereiches keS moralijcheu und christlichen Gesetze» stelle» wird. Im Vatican wird nickt bezweifelt, baß die irischen Biscköse einscbc» werden, daß es ihnen obliege, daS vom päpstliche» Stuhl- vorgeschriebe»- Verfahren einzuschlagen. Der Erz bischof von Dublin, Or. W-alsst. bat mehrere Nnterballunge» mir Eardinal Simeon, gepflogen, in deren Verlaus letzterer, ihm karstellte, wi; nothwendig e- sei, sich in die Anschauungen des Papstes und den jüngsten Erlaß der Congregation deS vo. Watsh erklärte sich bereit, sich »u beugen, aber er sagte, cr könnte heiligen AmtiS zu süzen. Len Befehlen des Papste- nicht gegen sein Gewissen handeln und wurde eö nickt schwierig sinke», seinen Posten in Dublin niedc r zu legen." " Der „Politischen Eorrespondenz" wird auS London, 1. Mai. geschrieben: Die Kundgebung der Propaganda, welche mit Varwissen de- Papste- den Frlsziig-äpla» der irische» Nationalisten und da- Boycoltir-Lnslem mißbilligt, hat beareiflichcrwelse sowohl in England als auch in Irland großes Aistsch,» gcmachr. Die mit de» irischen Angelegenheiten bestveliranlc» Persönlichkeiten versichern indessen, daß der praktisch: Ersolg dieser Kundgebung wahrscheinlich kein allzu großer fest, wird. Man weiß eS ja, daß die geiauimte katholische Geistlichkeit Irlands den „Feldzug-plan" billigt und daß mehrere Gastliche eine tbätige Rolle in dem Kawpfe gegen die Grnndherrcu gespielt haben. Ist es nun auch richtig, daß di> Irländer heute ebensowohl, wie zu den Zeiten O'Connell'S. dm Papst als das Obrrbaupt der Kirche verehre», io haben sie sich bisher stet- geweigert, seine Autorität in politischen Fragen aa- zuerkennen. In Irland wird aber die Pich'ziaSsrage nicht at» eine wirthichastliche, sondern al- eine rein politische angesehen. Ja diesem Suiiir weiden die irisch:» Priester die päpstliche Kiindgebuug dem Polk an-legen und man kann es als sicher hinstellen, daß ba irische Landvolk sich mit Vergnügen ein.- derartige Auolegnug zu eigen machen wirs. I» England selbst dürste die päpstliche Kund gebuug drr Regierung iheüw.usc sogar uiibcguem werden, uud zwar vorwiegend deshalb, weil die Gegner des Cabin US auSstreurn werden, daß der Papst sich »ich: so gefällig sür Lord Sali- bury gezeigt haben würde, wenn cr von diesem nicht die Znsichc rung lrgeuü einer Gegenleistung erhalle» hätte. * Die E» al an der werten bald Hand aus das Ma tebele Reick in Südostajrika lege» und wieder einen Schritt nach Nord:n zu machen. — Zwischen de: britischen Regierung und Lvdengulu wurde ein Freu»tschaslSverlrag geschlossen. Letztgenannter verpflichtet sich, ol>»e Zustimmung ce- Ober- conimissarS mit keiner andere» Macht als Großbritannien Unlerhanblungcn auzukiiüpsen oder tcrselbcu Gcbict abznlrctc» >a die Frage Herr Wirth ßuucl noch- S'-urzeln, Wagner vielleicht die Eiche. Liszt die schlank: Sie wuchsen, weil sie so mußte», oho« Dank und Pflege. Aus dem preußischen Landtage. * Berlin, 4. Mai. Da- Abgeordnetenhaus berieth heute dritter Lesung die krei-orbnung sür Schle-wig-Hotstrin. Der deMichfreisinnige Abg, Seclig beklagte die vicliachen Mangel de» Ge sktzeS, nanienllich die Bestimmung über den commissarischen Ami- Vorsteher, und gerirth m eine Auseinandersetzung mit dem Abg Lassen über dänische Verhältnisse. Auch der jreicouscrvative Abg kräh übte eine ziciulich abfällige Krili' an dem Gesetzentwurf. Die weitere Debatte erstreckte sich vorzugsweise auf die Bestimmungen über die Bildung der Wahlverbände sür die Krei-tagSwahI-n und aus die Berechtigung der kreiSiaae, den Mitgliedern Diäten zu be willigen. Jiidesten wurden d:e Anträge. Dontern und Schleswig aus der Zahl der Kreise au-zuschcide.i, welche eine dejoudere Ver tretung der Greßiruudbesitzer enipiangen, und die Diätenberechtigung zu streichen, obgelchut. DaS Gesetz wurde als» unverändert nach der zweiten Lesung angenommen, »no zwar gegen die Stimmen der Druljchsrcisinnige», eine» Tbeilr d-S Lentrum-, eine- Dlicils der nalwaalliberalen und sreiconservativrn Partei, sowie auch einiger Conservativen. Es solgie die Berathung de- Antrag- Scheden, betreffend da- Verbot von Surrogaten de: der Bierberenuag. Nach kurzer Debatte, au welcher sich auch der StaalSministcr v. Bötticher beihciligte, wurde mit Rücksicht aus die Erklärungen d'r NegierungS- vertnter Uebcrgang zur Tagesordnung uns Annahme c.uer Reso lution beschlösse», welche um baldigen Erlaß des in Aussicht gestellten Rkich-qcietzeS ersucht. Dan» folgt« die Berathung von Petitionen. Eine Petition um Schadenersatz sür erlittene > Wildichadeu wurde der Regierung nach längerer Debatte zur Berücksichtigung überwiesen. Morgen: Anträge ouf Erlaß der Relietenbelträge »no Ersah de- Hochwildschadcns, Besitz über Ordens-Corvoralion-rcchtc. Dem Abgeordnetenhauje ist noch ein Gesetzentwurf, betreffend dir Verbesserung der Oder und der Spree, zugegangen. Da» Herren hau» genelnnigte heute neben kleinere» Vorlagen da- Eiienbahiigeketz. Margen: KcciSor.nung sür Schleswig-Holstein. Die Eommission dr« Herrenhauses sür die Berathung br- VoltSschulgeieycS hak beute bereit- ihre Arbeiten begonnen, obichon drr Geietzentwurs beka iiitlich noch dem anderen Hanse vor- ticgi. Die Comuriision bcricih zunächst über tz, 6 (BcrjaffungS- Liiterung) und nabm tenselben an. um da- Geietz nicht zu gesahrden, obscho» die eiiistiniinige Ansicht herrschte, daß oa» G-setz drr Bcr- sossunq nicht wiair'prechr; d rser A»ji«i soll in einer Reivlulion ?lusdruck gegeben wcrdc» Die anderen Paragraphen dcS Gesetz, enlwurj- wurden ebciisuUS nach den Brittussen dcS Abgeoidneicn- hauje- angenommen. Die Berathung üdrr tz. 4 (Schulgelderhebung) wurde ans morgen vertagt. Musik. lieber kii»stlerische Taukbarkeit bringt Herr Luewrg Hart mann in der ..Sächsische» LandeSzeilung" solzendcn zeitgemäßen geistvollen Artikel: „Herr Moritz Wirth bat, wie schon berichtet, Ende April im Tonküaftlervereia zu Dre-ccn ernen Vortrag gehalten, welcher die künstlerischen und menschlichen Beziehungen zweier großen Mrnicheu: Liszt und Wagner, erörtern wollte Air halten nn) zu Herrn W rtd'- Ansichten ablehnend zu verhalten, vor Allem, weil wir grundsätzlich da- vo cui.iireude Parleigetnede uu» bei» Gebiete aller Knast jeru gehalten wissen wollru. Die Intoleranz sügrt aar zu lucht »us Abwege, und gerade Naturen, wir Herr» Wirth, kehlt >a nur die Macht, sonst würde» sie Tyrannen ürgsler Art werten, welche eine ästhetische Inquisition mit Ketzergerichten und hochnoth- pciolich-r HcISordnung einiühren uud ihre Widersacher mit Feuer und Schwert ausrotten möchten. lieber den seltsam orlbodoxen Vortrag hinaus spielt eine Rolle: ob Wagner a» Li-zt Dank schulde. Und weil l diele Frag- eiaentlich verneint hat, kommen wir aus den H mal- zurück. Eine so mächtige explosive Natur wie Richard Wagner wird, wirkt und wächst ohne Zuttiuir. Wagner wäre genau geworden, was er heure ist, auch wenn kein Mensch von chm Notiz genommen hätte. Etwas weniger glücklicher wäre ec gewesen — sonst aber innerlich derselbe. So sicher die Eiche wächst und sich breitet und trotzig gen Himmel strebt, weil sie mnß, weil eS ihre Natur ist, und so wenig ihr WachSihum von Pflege oder Dankbarkeit der Menschen adbängt, so wenig richtet sich daS künstlerische Gerne «ach den Wünschen und Gcstnnnngen der Welt, weder nach fördernde», »cch »ach berichtigenden Wünschen. Sicher: kteinerc Pflanzen oder Blumen machen es nicht wie die Eiche. Kleinere Leute bedürft» Aueckeunung, Pflege. Dank, um den Mulh des Streben- zu bewahren. DaS macht — da» Bild aus der Pflanzenwelt beibehalten» —. d e Wurzeln der Eiche gehen so tief, daß sie alle oöthige Nahrung de; Baumes gleichsam aus den Urqrseven schöpfen, auS dem mülterüchen Schooßc der Erde direct. Die Wurzelloser» der kleinen Pflanz-u gehen bageg-ii nicht lief; sie basteu an der Oberfläche der Erde, dm leicht ouctrockuet, allen Tagesereignisse» ausgesetzt ist. uud welch: nur dann fruchtbar ist, wenn wir sie pflegen, graben, gießen .... Nun mache man die Nutzanwendung. Jeder erinnere sich an dern Kr is: Derer, die um ihn herum künstlerisch schaffen, d. h. Lieder comvomre» oder Opern, oder singen, oder spiele», oder dirigiren — ob Einer dieser Schaffenden da« Lob, die Dankbarkeit entbehren kann? TuS sind die Blume». Sie müssen alle Lage gepflegt, gelobt, begossen werden. Aber Liszt und Wagner sind Bäume mit tiefsten Ceder Nu» dars man kaS nicht so verstehen, als seien die genannten große» Männer empsindung-los gewesen gegen einander ober gegen die Welt. Auch die Eiche wächst rascher and beschattender, wenn ihre Wurzel» aus fruchtbaren Grund stoßen. Nach dem Licht der An- crle.muiig strebten beide Männer, und die Anerkennung unter sich war ihnen natürlich wcrthvoller, als die Anerkennung der Menge. cii» die Ancrleniiiing Gleichgearteter ist ein seftbegründeleS Urthcil, die Anerkennung der Menge ist wechselnd wie die Neignngen und Siimuiungen c ne: schönen Frau. Jedoch: ihre Richtung, ihr: -nni'amcnialen Gedanken waren bei LiSzt und bei Wagner nicht abhängig vom Urldcil der Gleichberechtigten, noch vom Urtheil der Menge, lind insofern würde Herr Wirth ein Recht gehabt haben, zu irgen: Wagner ist Li-zt keinen Dank schnldig gewesen. Aber Herr Wirly hat eiwaS Anderes statt dessen gesagt; er hat angceeutet, LiSzt habe sich gleichsam aus Klugheit, aus Politik an die Fersen Wagner'S geheftet, um sür seine Werke dea dankbaren Bode» zu bereiten. Und hiergegen muß man zu Ehren beider großer Tobten ein Veto eintegeu. Das ist nicht wahr. Wer beide Künstler kannte und den Mulh hat, die Wahrheit zn sagen, rciumirt: Wagner war der stärkste Egoist seiner Zeit; seinen Ideen opserte er eine Welt und dachte nie au etwa- Andere-, als seine Zweck: zu erreiche». Wie bewundernd ma» vor diesen Zwecken und Zielen deS gewaltigen Menschen auch stehen mag — und wer will uns in der Bewunderung überbieten?—, so bk-ibi doch als wadr bestehen: Wagner'S naive Selbstsucht war so groß wi: sein Eeu-e. LiSzt dagegen war der selbstloseste Mensch, den man sich vorzustellcn vermag. Er ging ans in Anderen, die all gemeine Menschenliebe und neioloseste Hingebung an die Sache Anderer brückten seinem liebenswcrtben Wesen einen säst göttlichen Zug aus. Taiisig. Bnlow. Robert Franz, Joachim Raff, Richard Wagner, Heftor Bcrlioz, Franz Schubert, Carl Löwe, Adolf Jensrn, Felix Traesikc, Joses Joachim — Alle, Alle müssen sie dankbar zu- st»»i»e,i: Liszi bat Jeden verstanden und hat Jeden gefördert. Und Tank erntete ec säst nie! DaS hat er selbst freilich nicht bemerkt. Er dachte nicht a» Tank. Als Wagner seine vernichtende Broschüre über Liszr's, seines Neuesten opferbereitesten Freundes symphonische Dichtungen schrieb (J:ser durfte sie schreiben, nur Wagner hätte e» nie thun sollen!), da enipsand Liszt nicht eine» Augenblick die unerhörte Un- danlbarkeit Wagner'S. sondern nur das lebhaftest; Interesse sür die objecliven Ansicht:» Wagner'S über Programmmusik und über die Form der wmpyouijchen Dichtungen. An sich dachte LiSzt nie. Aber auch chronologisch begebt Herr Wirth, oder Jeder der voraussitzt, Liszt habe im Schlcppia» Waqner's sich selbst vorwäris dringen wollen, eine» groben Jrrihnm. Die Hauptthätigkeit LiSzl's sür Wagner bezieht sich nicht aus Tristan. Meistersinger, Nibelungen und Parsisal, sondern aus Lohengrin. Zur Zeit der späteren Werke hatte Wagner bereits andere Freunde, eine starke Propaganda, und noch stärkeres Selbstvertrauen. Aber bei Lohengrin stand die Sache anders: Wagner hatte damals nicht einen Freund und war nahe daran, tünsllerisch zu Grunde zu gehe». Da eben trat Franz Lisz: sür ihn ei», aber nicht, „um sich am Schlepptau Wagner's selbst zu janeircii", soud-r» mit Gciuhr seines eigenen Rufes. AIS LiSzt das tyat, existirten dis symphonischen Dichtungen, aus welche Herr Airtli anspielk, gar noch nicht. 1849 wagte Liszt den Gedanken : Lohengrin zur Goelhcseier in Weimar ouszusühren. 1855 erschienen erst Liszi'S erste 5, dann 1866 die letzten 4 symphonischen Dichtungen. DerIrrlhum vo» der Selbstiürdciung Liszl's ist hiermit antheutisch berichtigt, und Herr Wirly wird den Anstand habe», dies zuzngestehen. Und »un ei» Schlußwort, warum Liszl's Thai sür den Lohen- grin so entscheidend war, ei» congenialer Edelmuth, der gar nicht hock genug zu lobe» ist. 1849 am 28. August beging das osficiellc Weimar das hundertjährige Geburtssest Sr. Exc. weiland des Ministers Molfgang von Go-the. DaS war keine demokratische An- gelegenheit — nicht wahr? Im Mai hatte Wagner, der 1845 in Dresden seinen Ecsolg mit Tannhäuser erzielt hatte. Dresden flüchtend verlassen müssen „wegen Betheiligung an den Barrikadeu- kämvicii". Gleichst:! ob das wahr oder unwahr, Wagner stand a!S Revolution»,,: unter einem Strckb'.ief der k. s. StaatSregieruog. Wie gesagt: Taiiuhäiiftr hatte gefallen, auch Rienzi und Fliegen der Holländer. Jndeß, verstanden halte Niemand die Umwälzung, welche tu de» Werke» für einen ganz ncueu Tbeaterstyl sich an- künbcte. Wagner galt als ein tüchtiger Tapellmeister und Hitzkopf — weiter verursachte er Niemanden Sorge. Aber Liszt hatte ihn erkannt. Liszl's kühne Ideen über die melodramatische Ausdrucks- säliigkcit der Musik fanden dramatisch ihren Beleg in Wagaer's Werken. Die unerhörte Neuheit im Lohengrin schreckte LiSzt nicht ob; Alles billigte er. wie er denn nie Furcht, Befürchtung, „Rück sichten" gekannt hat in ästhetischen Dingen. So wagte eS denn LiSzt. dir Günstling der Fürsten, der neu accreditirte großherzog- Iiche Capellmriiter von Weimar, der bevorzugte Freoud der russische., Großsürstin Maria Pawlona, deS verbannten RcvolutionoirS R. Wagner neuestes Werk Lohengrin zur Aufführung zur Goelhc- Jubelscier an der großherzoglichcn Hosdühnc vorzujchlagen. Halte der Leser hier einen Moment inne und stelle sich Ort, Zeit, Werk und Umstände in Ruhe einmal vor. Derselbe LiSzt hat zu späterer Zeit »r.ablassiz Wagner unterstützt mit Geld, Freund- ichast und religiöse», Trost. I», Arieswechsel Liszt-Wagner (Leipzig. Häricl'S) ist daS aeienmäßig bewiese». Wagner'- naive- Forderung-- I.ileni wird dort »och übertrofien von LiSzl'S selbstverständlichem Edel sinn im Bewahren — wie :S in der Liebe und Freundschaft ja sei» soll, daß Geben mid Nehmen unter anständige» Leuten im Junerstcn selbstverständlich und nicht aus Do»k berechne« sein müssen. Und doch ist der Eii»rurs: Wagurr schulde Liszt kü»stlerisch oder menschlich keinen Donk, hinfällig. Wagner Hai für Liszt Nichts gethaa, als ihn gelegentlich bewundert, weil dieser ihm sc selbstlos di« onge- heiierlichften Opser brachte. Li-zt aber ha» sür Wagner damals schon in dem Sinne Alles gethan, weil mit dem „Lohengrin" in Weimar zwar d:e Lciden-zeit de- ruhelosen Flüchtlings Wagner nicht oushörte — eine LeidcnSzeit, au welcher er doch selbst einen großen Tbeil der Schuld trug —, ober doch die künstlerische Taxalio» Wagner's nun vor aller Welt festst-,«». LiSjt'S begeifte. rungsblir.hwchte» Buch über Lohengrin bahnte dea Wagaer-Jdealen 1846 den Weg in die Herzen der Nation. Drr Weg war weit: Bo» 1846 bis 1876 mußten leider 27 Jahre vergehen, ehe Wagüer's Ziel erreicht war. Daß er es erreichte, «st au-schli ßlich zwei Um- stäiidc» zuzuschreiben: der Unzerstörbarkeit de- idealen Glauben« an sich selbst lino der beispiellose» Lpierire.idigkeit und dem prophe tische» Berständuiß Franz Liezi's. Ob Wagner LiSzt künstlerische» Dank schulde» mag »in. Jeder selbst bcurtheilen." —l. Literatur. Aus dem Berlage von Aisred Dörssel, Lrirzig. liegen un- mehrere Novitäten vor, Elavierstücke und Lieder- keile. Unter den erstere» verdienen den Vorrang dir „siebe» Tlavier stücke" von Earl Zoschnrid, op. 8 »ad op. N. die sich ü nnitlich durch riae vornehmere Haftung auSzeichnen und dea j> »gen Cle.v cripielern warm emwohlen werde» können. Durch gesallige Fvlin vi'.d Annintb der Erfindung hebt sich die ,.Polonaise" und d.e ,Gavotte" l-eionder- von dem niedlichen Indolte der beiden Hefte ab. Unter den Schelmenliedera von Theodor Gerlach, of> 8, ssi den nur abermals eine Neuconivostl«» d«< barocke« Railrnjani-rftkdes: ..Roihdaacig ist mein Schätzelein", die sich den vorba, denen Conirositinnen von Drevert, Steinbach n. A. wmbig rn die Sette sirUi uud als sehr grlungc» bezeichnet werde» muß; die stet« wiederkedreude Baßstgar gabt dem Lied«, aus da« alle Liebhaber de« vaifs'iche, TexleS aufmerksam tzn»»ch« fei«». e »e» de r'stischer d - „spc Ja le, EffectcS Gymuas aud-r- »ürt as sitioaeu Serenst roll«. Vorlieh Thai isl deu To Träum, I. Bla, Urtheil stallen seligkeit durchou wie w, sträube' derselb« forte v Slücklic Gegend ha«; l>, der compor fei». '. Mazur bietet Le,d" könnte, dea 2 aber d seiner uach a Natur zu stä, der B nach i Man schöne Mitte Fuß»! vsrhcb schallst einen - sonder! ter F< Die S merksa Sänge wird r aber s> läuft, naun Extr, Grimn verscnl zolls,c liesera gratis »«t ?- Xädei ertk«! kaliri Vr Imko «rn, L.« Bei ciiipfi Tonst Beha f-rtst G r krtt. da», badri kom.i LStr «lu, «nui «cii in d- durch
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