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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-06
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1888
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2814 49 144 SS 328 30 406 85 86 528 76 605 6 5b 60 81 81S 95 981 94. — 81tt72 82 9? 211 7« 920 «9 93 97 135 94 579 703 75 300 81t 4 «8 8? 926. — 87062 128 33 83 233 51 71 431 501 40 72 7c> 79 93 622 31 33 31 83 711 835 910 42 46 52. — 88176 81 238 72 348 80 435 522 41 83 614 743 85 815 57. — 89363 159 305 34 73 504 41 761 810 23 933 37 71 75. — 9V091 131 57 219 311 476 77 517 21 76 60« 46 55 805 45 «1 914 48 75 94 — 91129 290 96 348 73 437 49 86 553 58 648 950 88. — 92395 413 27 46 56 520 38 51 610 76 745 801 986 91. — 93>X)8 28 71 160 76 83 120 <2 76 307 411 81 98 559 91 «05 79 713 801 84 936 41. — 94073 140 282 90 359 65 438 538 58 643 4 6 51 701 37 849 82 999. — 95112 50 74 240 41 4 ,2 536 803 55 60 913 23 72. — 96,>45 142 55 82 244 443 86 534 763 824 60 90 926 62. — 97030 33 «5 84 135 212 22 91 318 20 513 76 695 737 76 83« 93 931. — 98019 122 80 S? 296 329 33 653 71 91 96 715 57 60 811 54 920. — SS191 810 1b 536 81 631 61 728 45 51 816 24 37. Musik. Ncues Theater. Leipzig. 5. Mai. Eine junge hiesige Sängerin. Frl. Barloy. erschien gestern zum erste» Male in einer größeren Rolle aus unserer Bühne, und ein nicht unbegabter sremver Sänger eröfsuete ein sogenannte- Gastspiel aus Engagement: dies die brmerkcuSwertbesten Thatsachen der gestrigen Mcirtha- Aussührung. Beider Leistungen bieten Anlaß zu recht bei fälliger Bcurtbeilung und dieselbe bietet einiges Interesse schon darum, weil die Porzüge und Schwächen bei den ge- nanntrnKüustlcrn immer aus dcmcntgegengesetzleiiGcbietchervor treten. Die ersteren sind bei Frl. Barlav eine schöne Erscheinung, anmnthige Äcberden und ein Spiel, welches da» berusene Aühnentalent verräth. Bezüglich der gesanglichen Leistung muß mau sich abmartend verhalten: die Nancy ist ein« Partie, welche der Ansängerin schwierig erscheinen muß. manche Unsicherheit, mancher falsche Ton wird wahrscheinlich bei Wiederholung der Aufführung verschwunden sein. Die sämintlicheu Vorzüge der Dame sind eine schöne volle Höhe und ein nobler Ansatz — die Miltellage und Tiefe bedarf solch tiefliegenden Partien gegenüber der ikeäsligung. Fräul. Barlay wurde durch sreunkliche» Beifall aus gezeichnet und mag sich durch denselben zu rüstigem Weiter» strcbcn anrcgen lasten. Auch Herr Gorüky dars sich einer freundlichen Ausnahme rühmen. Seine Vorzüge sind vor wiegend gesanglicher Nalur: daS Organ, ei» welcher, voller, nobel klingender Tenor, spricht leicht an und scheint auch größeren Anstrengungen gewachsen zu sein. Herr Gor» ly besitzt leider nicht da» Aenßerc eine- lyrischen Tenors und glicht darin einem berühmten College,, einer nachbarlichen Kunststadt. Die Theilnahnie an der Handlung war aber eine lebhafte und um der schöne» Stimme willen würde man ver gessen. daß alles Gute nur selten vereinigt ist. Wenn mau dep Sänger zum Engagement in Aussicht genommen bat. um Herrn He dm ondt zu entlasten und eine schöne lyrische Stimme zu gewinnen, so wäre sein Engagement gut zu heißen. WaS von den übrige» Sängern geboten wurde, war meist trefflicher Natur, namentlich die Martha der Frau Bau mann eine Leistung von seltener Feinheit und der biedere, treuherzige, auch gesanglich ganz hervorragende Plniiikelt des Herrn Grengg. Herrn Knüpfer hatte ich noch nicht in der Rolle deS Richters gesehen. Dieselbe gewann wesentlich an Wirkung, wenn auch dem bedeutenden Organ unseres jungen Bassisten nur wenig Gelegenheit zum Hervorircten gegönnt war Herr Mahler widmet in letzter Zeit auch kleineren Ans. gilben Sorgfalt und Eifer; er wird bald genug erkennen, daß die dadurch gewonnene Routine aus seine Leistungen den söldenisten Eindruck auSübt. Di. Krause. .. . 8. Mai. AuS dem Bureau deS Stadt- tlheaterS wird uns Folgendes mitgetheilt: In der Son»- obendnuinmer deS Berliner »Börsen-Eourier" befindet sich die folgende Notiz: „Für unser königliche- Opernhaus ist, wie wir hören, Frau Moran-Olden engagirt worden. Die fkünstlerin soll, der unS zugehenden Nachricht zufolge, jäbrlich füns Monate an unserer Oper wirken". — Wir bemerken hierzu, daß diese Mittheilung falsch ist. Frau Moran- Otden ist noch für längere Zeit an das Leipziger Stadt- theoter gebunden und daS einzig Thatsächliche an der obige» Not» beruht nur darauf, daß Herr Generalintendant Gras Hochberg bei seiner jüngsten Anwesenheit in Leipzig Herr» Direktor Staegcma»n gegenüber de» Wunsch ciuSzekrückt hatte, dieser möge ihm Frau Mo ran-Olben für einige Monate im Jahre überlaste» — ein Wunsch, dessen Erfüllung Herr Director Staegemann versagen mußte. * Leipzig. S. Mai. Stadtthcatcr. Unsere Opern« Mitglieder sind Heit einiger Zeit eifrig mit der Neueinsludiruiig der großen heroischen Oper „Ferdinand Corte;" be schäftigt; die Probe» sind bereits im vollen Gange ,»>d so Weil schon vorgeschritten, daß die erste Austührnng der Oper bereits am kommenden Donnerstag stallnnden kann. * Leipzig. 8. Äai. Wie uns mitgetheilt wird, hat Herr Bolland der Gewandhaus Eoncert Directio» angezeigt, daß er sich gcnöthigt sehe, wegen Dienstübcrbürdnng seine Mit wirkung in den Gewandhaur-Kammermuslkcii. in welchen der selbe l3 Kahre thätig war, von jetzt an auszugeben. . Verein der Musiklehrer und Musillehrerinilen. Tie kürte MonoISverlanimImig sand am 2. Mai Abends im Eldorado statt. Der Bn,sitzende, Herr Musikdiretor Kleis«, er- wähnie den Tod deS Mitgliedes Weißend»»», besten Andenken di» Anwesenden durch Erhebe» ron de» Sitzen ehrten. Eine neu erschienene Elaviee schule von Adolph Holtmann, Verlm, bei Lhallier L Co., I. Theil in 3 Büchern, wurde der Versammlung vorgelcgt »ud emviodlen. Ferner hatte die hiesige rührige Clavier- sabrik Fischer L Fritzsch (Lange Straße 7) ein Piauino mit ihrer patentirtcu Stimmvorrichtnng und Hamme, Mechanik ausgestellt. Herr Fischer, der Erfinder beider Neuerungen, erklärte sowohl an einem Modell, das er zur näheren Betrochlung von Hand z» Hand gehen ließ, wie an dem Instrumente selbst die Conslructio» dieser neuen ebenso emsachen, wie sinnreichen Stinimvorrichlung, welche vermöge der Anwendung der Millniicieiichraribc in leichter Wege die kleinsten Toiivciänderiinge« ermöglicht, und insolge deS Um standes, daß die Saiten an beiden Endca ihre Bescstigunq in Eiien (nicht thcilivelse in Holz, wie bei Benutzung deS Wirbels) finden, die denkbar längste Dauer der Stimmung verbürgt. Da- Vereins- nülglied Herr Willy Rehberg erfreute zum Schluß die Anwe senden mit dem schöne» und brillanten Bortrag der neuen Varia tion«» von H. Spielker, wozu er sich de» erwähnten Pianino» liediente. das sich klaugliih als eia prächtige-, volltönendes Werk sein» Gattung rrwieS. ll. kr. Leipzig, 5. Mai. Der Schöurselder Lehrer- gesangverein hielt gestern Abend im S'alc des Reudnitzer Sebloß- keklers ein Eoncert ab» dessen Ertrag sür die Ueberjchwemmle» RsrddeuffchlandS bestimm« war. Aus diesen milden Zweck wies auch rin phontalievolker „Prolog" de- Herrn Pastor Schmidt hin, der die Noth der Wasseicalaiiiitole» in einem erschütternden Bilde zeichnete. Die MännerLürc «ahmen ihren Ansang mit „Säugers Glück" von NielS W. Stade. Dem Lehrergesanqverrin war daS ei» güiist ge- Omen, und in der Thal ist ihm da- „Sängerglück" während aller Ausiührungea des Abens- hold geblieben. M>« einem wuch tigen E'nlav wurde da» Stode'sche Lied begonnen, und die eigen artigen Variationen desselben fanden eine treffliche Ausarbeitung. Namentlich die Staccalopartien gelangen vorzüglich. DaS „Früh- ImgSuahea" gelang, abgesehen von ei» Paar unsicheren Ja» tvnationca, tbenjall- onsvrccheud. und die volle FrühlingS- lvst, die Kreutzer so me »erlichen Tönen auSzudrücken wußte, scholl verheißungssroh an untere Ohren Eine schwierige «»fqobr ist schon der „letzte Skalde" von W. Sluim eine innsikalischc Ballade, die zwar nichl c.» die wahrkajt draiuatiichen Ballade» Löwe'» hina»- reicht, aber doch den Charakter der Skulsenherrlichkeit ia marligcr Seil« behandelt. Der Lhoe. besten Vollzähligkeit für die Inter- pretntion diese« TonjatzcS besonder- günstig war, nnancüt: krästig v»V tras säe daS Ganze den rechten Ton. Da« Letzte.« gilt auch VM, dem Tregert scheu Liede „Mein Schntzeleiu". Eine wirk,,«« dynamisch« Schattiruu, wurde dem alle» Heldeasang, der «» di, Edda-Lteder gemahnt, dem „Lhoe der gvthischeu Krieger" von Heinrich Zöllner zu Theil. Auch die Solopartien Ware» gut ver- trete». De« Theodorech lang Herr S. Krauße, der über einen uugemeiu »mla »gleichen Barvto» verfüg», der nur etwas mehr des metallischen Schmelze« bedüeste. Herr Krauße trug außerdem eine Arie au» „Haut Helling" mit loben-werther Acceatuiruug vor, und gefiel auch mit dem Loncertliede „Alt-Heidelberg" von Iensen, daS freilich keineswegs im Ge.Ke Victor von Schesscl'S gehalte» ist. Die Gotlinde wurde durch Frl. Heinig, der wir erst vorgestern tm Eoncert de» „WablS'scheu Dilettanlen-Orchrster-vereinS" beaegneteu, loben-werth gelungen. Trotzdem daS Edor sehr stark besetzt ist, drang Frl. Heinig mü ihrer klaren, frischen Sopranstimme wirkuag-voll durch, ja eS schien, als ob sie über alle die Herren der Eide neben sich triumphiren wolle. Mit Verve saug di« junge Dam« übrige»- auch deS wunderbare Lied „Iu LiebcSlust ' von LiSzt, dessen erotische Gluth wahrhalt bestrickend wirkt. Auch eine Reihe »»derer Lieder trug dir Künstlerin mit Beisländiiiß vor. Wir haben ihr schließlich noch ein Unrecht abzubitten. Bei Ausführung ihrer Gelänge im Wahls'schen Berel» haben wir ihr« wackere Durchjührunz der Arie „Ich dich vergesse" vo» Gluck übergangen. -4- Alten bürg. Einen gewissen Abschluß in der Reihe der Eoncert« de« Winterhalbjahr- bildete die am 2. Mai statlgehakne (14.) Musikaullührung deS gemischten Chorvereius „Lrphelio". WaS u»S allezeit an dem jungen Verein erfreut hat, daS ist sein unermüdliches Streben nach künstlerischen Zielen. Bon dem Tage seiner Grünouug an hat er dieses Streben versolgt und so konnte eS nicht Wunder nehme», daß er sich zu dcu heben Gesangvereinen uuicreS OiteS cmporschwang und neben der ansehn lichen Zahl seiner singende» (acuven) Mitglieder alle hiesigen Mnsik- freunde als zahlende (passive- Mitglieder gewann. Auch die gestrig« Ausführung, die olle Stuhlreihen im Kaiseisaale de- „Goldenen Pfluge-" besetzt fand, legte Zeugniß ab, inwieweit der Verein seine Ziele erreicht hat. Gewählt waren Feft-Ouvertur« über den Choral „E ne feste Burg ist unser Galt" n»t gemischtem Chor von N coiai, Xv« Llaria, Cvor » rappell» von M. Franz und „Lobg sang", Snmphonie-Eanrate von Mendelssohn-Bariholcy. Alle diese El öre ließen an Reinheit und Frische nicht- zu wünschen übrig, kein einziger Einiatz kam zagend oder schwankend, und die vor treffliche Aussprache, deren sich alle Mitglieder befleißigten, trug wesentlich zu dem tiefen Eindrücke bei, den die Aus führung bei der ganzen Zuhürermenge hiaterlicß. Al» drr alleinige Schöpfer de- genannten Verein- ist Herr Concerlsänger Richard G eyer zu nennen, der als Schüler de- bekannten Leipziger Geanglehrees Prosessor Götze in unsere Stadt zurncklehrte. auS- gestattet mit achleuSm.rthr», Können und mit Lun und Liebe zur Kunst. Jim allein ist eS zu danken, daß sich die „Orphelia" z» dieier Höhe erhoben, iod-m er die passenden Kräfte vereinigte und mit wahrer Freude an allem Hohen uns Eocleu zu beseelen verstand. In der dieciniligen Slussüdiung, wobei er sich mit Herrn Musik- director Schulz in die Direclio» lbeilte, sang er zugleich da- Tenor- s.'lo >m Labgelang und sand damit wegen der Pracht gen Repro- dnciion großen Bestall. Neben ihm wirkte Frl. Eberhard« als Solistin, welche daS Copransolo übernommen hatte und „Jngeborg'S Klage", V. Scene an- der Fritjof-Sage" von Max Bruch, saug. Auch sie wurde durch reichen Bestall ausgezeichnet. Nicht zu ver- geffc» sei zum Schluß die treffliche Leistung de- Orchesters, das unter dem Herrn Musikmeister Schulz sich all sehr tüchtig bewährte. Eisleben, 2. Mal. Der hiesige Städtische Singverein gab am hculigen Tage sein letztes Conceri in dieser Saison uuler Mit wirkung vo» Fräulein Marie Wieck, Clavieroirtnosin aus Dresden. Unter der Leitung de» König!. Musik-Directols La Hs« wurden einige größere Werke von Rob. Schumann und Minoelssohn- Barlholdy sür Chor, Soli und Planosorte, aiißidcm aber auch noch einige Lieder sür Mannerchor und gemilchte» Chor vo» Kremser. Liebing und Reiser a «rppsil» zum Vortrag gebracht. Die B g'r.tung Halle Fräulein Franke, eine frühere Schülerin von Oscar Paul am Leipziger Tonservatorium, übernommen und wurde von ihr in sehr anerkenncn-merlhcr Weise auSgelüh-t. Sämintlichc Chorleistuugen gaben Zeugniß von trefft eher Inter- preiation und sicherer Leitung, daher auch der Bestall durchweg ei» sehr lebhafter war. DaS töchste Lob muß jed ch Fräulein Wieck ausgesprochen werden. Ihr Vortrag der kmoll-Phantasie von Chopin war so zündend, daß sie nicht nur sofort großen Applaus erntete, sondern auch bei ihrer zweiten Nummer — kleinere S-ücke vo» Rob. Schumann und M. Wieck — damit emvsangen wurse. Mendelssohn'- Serenade und ^lloxrv xiacoio aber riß das Publicum u so endlosem Bestall hin, daß oie Künstlerin nicht unih», konnte, osor« wieder zu erscheinen. In ihrer bekannten Liebenswürdigkeit gab sie »och Vals« i^aprio« von Rubinstein zu. Ihr Spiel zeichnete sich aus durch einsneiee, seines Versiündiiiß, Sicherheit und Klarheit in der Technik. Der Ton war groß, ohne daß in der Kiattenljultullg jemals die Grenze deS Schönen überschütten worden wäre. Rtcilation von vr. Hotopf. lH Leipzig, 5. Mai. Seiner unlängst an dieser Stelle ein- gehender beiprochenen Recitativu au- Goethe'- und Shakespeare'« Werken ließ Herr vr. Hotvps gestern Abend un Saale des Lehrerverenshauie» eine zweite folgen, die sich ebenfalls eines verhällnißmäßig guten Besuches crireute. Die Saison der Vor lesungen hat ja bekanntlich bereits ihr Ende erreicht, vr. Holops versteht eS ober vortrefflich, sein Auditorium zu scsseln, und so darf er eS selbst gewissermaßen „außer der Zeit" wagen, seine Freunde zu einer rhcioriiebe» Soiree einzulade». Besondere- Interesse haben uns gestern die gewählten Scene» au- Schiller's „Wilhelm Tcll" bereitet. Herr Vr. Hotvps begann iiiil der Hut- und Apselschusstcene, ließ daraus die Scene der Ret tung Tell'S folgen und schloß init den, Austritt in der hohlen Gaffe zu »tüßnach! und dem Tode Geßler'S Er hatte sich also die bauvt- suchltchsten Momente des Schauspiels h rau-gehoben, und die Aus gabe war gewiß keine leichte. Der Nrcitator wußte jedoch die Charakiere io scharf zu zcrämen und die Situationen so dramatisch zuzuspitzeu, daß ec sür die Wiedergabe dieser Scenen volle Anciken- liung verdient. Der Wohllaut der Schillcr'schcn Verie kam bei dem Vortrag vorzüglich zur Geltung, und sie schiene» sich zuweilen, um Schiller's Wo« anzuwcnde», aus den Lippen des Teclamalors in Musik zu verwandeln. An die Schiller-Scenen schlossen sich Stücke aus Lelsing'S und Goelhe'S Werken. Lessing war durch „Nathan den Weisen", und zwar mit der Erzählung van den drei Ringen, und Goethe wieder mit Scene» au- jeiuein „Faust" vertrete». Die Schüler- und Keller« scrne aus letzterem reihte sich packend an die bereits früher von Herr» vr. Haiops recitirleu Stücke der Faustdichtung an. Wo das rhetorische Element in Frage kominl, ist Herr Vr. Hotopj stet» Meister seines Stoffes, und man kann ihm wohl nachrnhmc», daß er unter unseren zeilgeuöjsstchea Rccilatorea Mit zu den begabtesten zu zählen ist. Jubiläumsfeierlichkelt. n. Leipzig. 5. Mal. Eia hochverehrter! und verdienstvoller Bürger unserer Stadt seierte beute eine» Ehren- und Jubeltag. Herr Rector Proseffor vr. Richter, Leiter de» königl. Gym nasiums, beging sein sünsund zwanzigjähriges Jubiläum als Gymnasiallehrer und erhielt dabei von allen Seiten Beweise des Danke-, der Liebe und Hochichtuuq. Früh 6 Udr braäne ihm der Edor deS Gymnasium- eia Släabch.n. wobei „Der Herr ist mein Hirte" von V. Klein und ,.O großer Gott, allmächtiger Gott" von Stadler gesungen wurde. Um 7 Uhr erschien ein Thomanerchor und erfreute den Jubilar durch folgende Gesänge: Lobe den Herrn meine Seele (Choral), „Kann ich'« ermessen" und „Gieb Deinen Frieden uns" von Fr. Richter. Nachdem '/,10Uhr die Geichenke der Lehrerschaft dem Jubilar überreicht worden waren, begann im Schulsaal um 10 Uhr der Aclu». zu welchem sich die Schüler und Lehrer der Anstalt, sowie Freuude des Jubilar« zahlreich versammelt hatten. Ein weihevoller Gelang der Schüler: „Hoch thut euch aus ihr Tliore" von Gluck, errffncte die Feier, woran sich die Festrede de« Herrn Lonrecior Prosessor WÜrner schloß. Derselbe ging in der Einleitung von dem Worte „pietaa" au«, m welchem Liebe, Dank, Edrlurch», Frömmigkeit, Vaterlandsliebe enthalten sei. Ohne diel« Pietas könne auch eine Schule nicht gedeihen, sie muffe ihr zu Grunde liegen, «ud sie sei eS auch, welche die heutige Feier an- geregt habe. Diese Feier gelte einem hochverdienten Manne, drr aus eine Arbeitszeit von 25 Jahren zurückichaue und diehm Tage wie Samuel eia Eben Ezer (Bi« hierher hat der Herr gebolsen re.) setzen könne. Ter Redner überblickir nun diese« Bierieljahrhundert einer rcichgeseaneten Wilkjamkeit de- Jubilar», schilderte seinen Anfang als Lehrer der Sexta in Plauen, ferner sein Wirke» in Zwickau, in Dresden und Leipzig. Besonders eingehend wies er die verdie, fte nach, welche der Jubilar als Leiter und als Millelpunct teS Leipziger königlichen GümiiasiumS sich erworben hat. Al« vor 8 Iahr.n diese Schule eröffnet wurde, hatte sie 1S5 Schiller, jetzt zählt sie deren 513, und wahrend da« Collegium beim Benin der Anstalt 18 Ledrkräste auswie». rst die Colltgiu,»S-M>1gliedeizttl ,etz! bi» ani 32 gestiegen. Aber die Schule ist unter der Le.iuug ers ver Heren Jubilar« »echt nur äußer lich Erwachse». s,»deru auch inaerlich aulgedlüdl, und dir letzte Reffe- Prüfung hat ia der erfreulichste» Detse gezeigt, welche anerkenne»«- werlhen Früchte die Schule bei ihren Zöglinge» erzielt. Der Jubilar Hab« sein Versprechen gehalten, welches er gab. als er vor8Jaheen sein Ami übernahm. Er sagte damals, tob er die Schule als ei» Kleinod übernehme, das er rein und uuverletzt mit ganzer Liebe und Treue wahren wolle. Nachdem der Redner noch aus die Auszeichnungen hiogewielen hatte, durch welche der Jubilar geehrt wurde, wandte er sich an die Schüler und erinnerte sie daran, daß sie von ihrem Rector lernen sollten, wie man arbeiten müsse, und dabei setzte er auseinander, welche- die Quellen waren, aus denen der Jubilar die Begeisterung und oc» Muth sür sein unermüdliches Wirken schöpfte. Sr zeigte, wie er in der Wissciischast, in der Schule und im Verkehr aut den Schülern, in seinem Hause und iu seinem Gottvertrauen die Haupihebel sür seine treue Wirksamkeit sand, und schloß mit Wünschen tür den Jubilar und die Schule, welche unter dem Segen GoiteS bleiben möge eine Stätte wahrer Gotte-surch«. edler Geistes- bilduug unb treuer voterland-ltede. Tie Worte: „Bis Werber hat der Herr geholfen, er Heise weiter!" bildeten de» Schlußstein der tiejeiupsuudeilcu Rede, e An diese Rede reihte sich der Gcsaug drr Schüler: „Friede erhebet, Friede belebet", woraus zwei Schüler dem Herrn Rector in Herz, ttcher Weise ihre Freude und ihren Dank ouSlprachen. Der eine, wclch-r in deutscher Rede seine Wünsche dartrachte, legt« dem Jubilar zugleich eine Stillung vo» 2063 ^ ia die Hand, welche derselbe zum Andenken an diesen Ehren- und Freudentag so verwalte» möge, wie sein väterliches, «reu sorgendes Herz eS aiiordneu werde. Der zweite jugendliche Redner sprach in einem fließenden Latein die Ge- liiljle des DaukeS und der Belehrung, iowie die besten Wünsche aus. Hieraus betrat der Gestierte selbst die Rednertühne, um TankeS- worie an seine liebe Schulgemeiube zu richten. Von dem Spruch ausgehend: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird n chtS mangeln", g-dachte er des Gedeihens der Schule und der treuen Arbeit ves Collegium», das sich mit jedem im deutschen Vater- lande messen könne» und sprach dann innigen Dank aus sür alle ihm gewordene Ehre und Auszeichnung durch die Ainlsge»ojsta (mit dem Conrector an der Spitze), sür die Theilnahnie der Schüler und für die Slijiung, welche Jahrhunderte in Segen wirke» möge. I idem er noch einmal aus die 25 Jahre seinc» Willen» zuiückblickle, welche die Zeit umfassen, in welever das Vaterland sich zu seiner jetzig.» Größe eniwickelte, kennzeichnet« er zugleich den wahren Opt>mi'»ius, der auch »u Leben und Streben der Schüler nie ver siege» dürfe, und mu dein Wunsche, daß die Schule sür alle Zeiten ein chustlicheS, echt wiss ns haitisches und nationales Gepräge bc- halten möge, cmpsahl er sie der Gnade des allmächtige» GotleS. Ein Gesang beendigte die erh.beube Feier, die wieder einmal zeigte, daß auch in einer Weltstadt die P.elät gegen Schule und Lehrer nicht auegestorbcn ist. Del vechio's Kunstausstellung. Mit enem „Mondonsaang aus Capri" zeigt Pros. Edmund Ber uivger wieder einwil stine ganze Kunst in der Schilderung siiiiimungc-vvller jüdläuüischcr Moi ve. Im Vordergründe abend- licttübcrgossene Gärten, Landhäuser, hochragende Piuienwipstl, darüber der Blick aus den Gols m t de» zitleinden Reflexen der am Osthiminel sich erlebenden Mondscheibe und aus den seinen Vesuv mit seiner Rauchsäule. Eine anmnthige „Soi»i»erla»dschafl" von F. Ebel zeigt dem Beschauer, wie reizvoll auch die heimisch- Natur ist. Nathanael Sichel hat mit seinem ..Mädchen aus den Abruzzen" der langen Reihe seiner sch'anken. jugendlichen wc b ichen Bö.k ri»pe,i ein hübsches neu'«Exemplar tnnzugejligt. Max Ziegr a'S „Kokette", ein in den Langslnht hiagegosseneS, sich in dem zw schon den Knie» gehaltenen Spiegel stlbstgesällig betrachtendes Mädchen, ist hübsch gcmalt, bat ober um das Doppelte zu lange Oierich nkel. Ein paar allerliebste Winterbilder, bekannll ch seine Besonderheit, hat H. Flockend»»« ausgestellt, eine „Mordenstiiiininug" und eine „Abendst.inmung". Farbenfreudig und mnnter ist HanS Dahl'S „in frohen Gedanke»" gemalt, eine junge, an grünem Hange herab- schreilende, hellbcsonnt vom duftigen B-rgdintergrundc sich ab- hebende, über d >S ganze Gesicht lachende ländliche Dirne. E:n hübsches Wasserstück ist H. Hille'S „Die Mole „„alte Lebe"" bei Cuxhaven", ungemein belebt in Wasser- und W-tterstiminong. Max Gaisser'S „Fiühstück" ist ein sein gemoüeS halb Grütz- ner'icheS Klosterbrud.rmotiv. Ei» prächtiges Witdstück großen Formats bringt C. F. Deiker aus den Plan mit seinen „Hirschen zur Brunstzeit". Für L clhaber von Pstiden und Wett rennen wird daS sür andere Meuscheulinder wohl etwa» nüchterne, sehr unisäugliche Büd C. van IwonSki's aus Bekslau gewiß recht sesselnd sei»: „Das Räiserrennen zu Scheitiiig bei Breslau im Jahre 1882". Ein reizendes LandichastSbild ist Robert Schultze's „Bachpartie bei Hinterste in Oberboyern". Ein prächtiger Bach- ivregel breitet sich im grünen, hübsch stassirten Vordergründe auS. Die Fernsicht schließt duftiges Gebirge. Die Luststimmung ist dustiq. vor Alle» fesselt im »weilen Saale jedoch die Ausmerksamkeit der „Pragier Wildsee im Pusterthal". Boa recht» senkt sich ein wald- bestandener Hang nach dem schönen grünen Spiegel herab. JenstiiS ragt schroffes, graues, ia den Klüften mit Schnee ersüllles Kalk- gebirge. Im dritten Saale begegnet man zwei reizvollen „weiblichen Sludien- köpstn". Ter eiue ist wieder eine jener meisterlichen Pastellarbeilen, wie sie Prof. Bernhard Wo! tze m der letzten Zeit kiiiigcmalausgest.lll hat, eia liebliche-, jugeudsrischcs Mädchen, das sich mit einem ebenso Irischen, duftigen Röschen zu schmücken im Argusse steht, di« e» „von ihm" erhalten, denn mit diesen Wo>tea „von ihm" benennt der Maler scm Bild. Der andere Ctudienkops ist von unserem Her mann He ubn er in Lel auSgesührt, und dürste wohl nahezu das Beste sein, was dieser Künstler bis jetzt aus de,» Gebiete des Bild nisses geschaffen hat. Die schwungvollen Linien de» weißen Nackens, daS nach dem Beschauer sich herumwendeude an- muihige Gesichlchen, das glänzend braune von einem duckst» Röschen geschmückte Haar, Alle» fügt sich zu einem vom Künstler wahr und warm nachempfundenen, schönen Kunstwerke der Natur zusammen. Einiges andere Neue sei einer nächsten Bctrachiung Vorbehalten. Zum Sch usse sei heute nur noch aus die glückliche Wahl der Ge- winilbildci iür die nächste Verkostung ausmerksam gemacht. Sie siel aus R ud. Pöppel'S „Partie bei Nynipheiiburg". Comptoe's „Prcsanellaspitze von Nardcn", Louis Preller's „Partie aus dem Rosenthale", Toiizettc'S „Mondnacht", Carl Marlo'S „Montelnpo" und ManSseld'S „Stillleben". — Adols WeiSke.» plätten mit Gasheizung. * Leipzig, 5. Moi. Das Plätten und Bügeln im Haushalte und Gewerbe, welche» bislang meistens mit den durch Kohleostuer erwärmte» gewöhnlichen Bolzenplalten und gewöhnlichen Büge'eisen au-sgcübt wird, ist mit verschietenei» Uebelstäuden verbunden, do st,ic Erhitzung-weise mit sich bringt. Die Bolzen brennen bald ab, Benutzung und Rrparalurcn der Heizöfen sind ganz bedeutend, die Wäsche wird oftmals vo» dem ans dem Plättgebäuse hcrausfallcndea Zunder beschmutzt, die Verschwendung von Heizmaterial ist groß, zumal während kürzerer oder längerer Plälipaustu daS Feuer un- bcnutz: weiter brennen muß, und schließlich bringt das nnunter- brochcuc Feueehalten, besonders im Sommer, eine arge Belästigung durü, Hitze sür die hantireadea Personen mit sich. Alle diese Uebelständ« werden vermieden bei Benutzung von Gas-Plätten. Der Abbrand der Bolzen fällt hier ganz fort. Die mit Gas brennenden Erhitzer, welche die Stelle der Heizöfen vertreten, nutzen sich nur unbedeuleud ab. Lin Beschmutzen der Wäsche durch Zunder oder Asche ist ganz ausgeschlossen, da nur bet der Benutzung da» Eia« zu brennen braucht, ei» AuSlöscheu and Auzünden de« Gase« augenblicklich geschehen kau», überdies fast die ganze eniwickelte Wärme aus da« Eiien übertrage» wird, findet keine Belästigung durch Hitze statt. Zudem ist die Vatseuernug billiger alt Kohleastuer. Daher ist e« wohl in empfehle», GaS- Apparate zum Heizen der Plätten und Bügeleisen zu verwenden. Wie wir erfahren, soll ia dm nächsten Wochen alle Montage Nachmittag im AuSstelluuaSlocalr der städtische» Gas anstalten am Nicolaikirchhos, um die vortheile der Ga-pliltea und die ganze H^intirung mit denselben zu zeigen, da» Plätten von Wäsche mit dergleichen Apparaten praktisch vorgesnhrt werden, woraus wir hiermit hinwriie» wollen. Entscheidungen -es Reichsgerichts. - - (Nachdruck verboten.) l„ Leipzig, 3. Mai. (Dir Presse und der ff. 193.) Der früher vom Reikt Sgericht ausgestellte Satz, daß der Presst nicht da« Recht zuslehe. sür deleidstendc Aeußerungen bei Besvrechuuq öffent- ticher Angelegenheiten Stiaslosizkei« zu beanspruchen «ater Hinweis ans den tz. 193 de« Str.-G.-ö. („Wahrnehmung berechtigter Inter essen"). iff zwar ziemlich verständlich, aber ob und zu gtebt er doch noch zu DrSeuisionen Anlaß. In einer kürzlich vor dem 8. Straf, st,ml des ReichSgerichls verhandelt u Sache war dies auch der Fall, und zwar trat Herr Reichsanwalt Stenglein, wenn auch ver gebens. tür eine größere Freiheit der Press« in vcruüusiizcn Grenze» ein. — Im Kreise Fffchbeck hat in den letzten Jahren eine ver- kvppelong der Feldmarken stattqemnde.i und. wie >cdc einschneidende Neuerung, nicht Jedermann vollsiändig befriedig:. Nm die Unzu» friede»«» zu versöhnen, ver»ssei,r>ich'c da< l,der«ie „Scha>u»b»rger Wochenblatt" »ine» Artikel, t» de« die fege»«reiche» Fokae» her Be koppelung besprochen wurden, jedoch in «iure etwa« üverschweag. liehen Weist, so daß der Widerspruch herausgesordert wurde. Dirsec machte sich denn in eine,» Artikel der von drm Apotheker Or. Georg Burckhardt in Rinteln rediqirte» conservotiven „Schaumburgrr Zeilung" geltend. Dem Bermestungsbeamlen W. worden darin ve» schieden« Borwüise gemacht, was dieleu wieder veraulaßtr. einen RechtsertigungSartikel an die „Schaumburger Zeitung" zu schicken, welcher auch abgedrnckt wnrde. Einige Zeit darnach (un galt v. g.) erschien aber wiederum e:n Artikel in der „Sch. Ztg ", welcher den Ingeuieur W. nochmalS angriff, was diesen veranlaßt«, Strafantrag gegen Herrn l>r. Burckhardt zu stellen. Das Landgericht Hannover stellte sodann fest, daß beide Artikel die Lenvenz baden, die Verkoppelung als mißlungenes Werk darzustelstn, und daß darin ironisch die angeblichen Verdienste des Herrn W. besprochen werden, womit besten Unfähig keit oder Ungeichrcklichkcit dargethaa werden solle. Da- UrthBl lautete wegen Beleidigung ans 100 5» Getdstrasr. Ia der Revision machte der Angeklagte verschiedene Rügen geltend, unter anderen vermißte er die Anwendung oder Brrück- sichiignng de« ff. 193. — Ter Reichsanwalt erklärte letztere Beschwerde sür begründet and führte Folgende« auS: Der Sa- geklagte als Bewohner der von der Verkoppelung betroffe- neu Gegend war doch jedenfalls berechtigter Interessent. LS ist mir vollständig unbegreiflich, daß gesagt werde» konnte, er habe mit den beiden Artikeln uobrrechttgte Jutereffe» versolgt. DaS Urlheil sogt, die Presse sei nicht berechtigt, im Widerstreit ver schiedener Interessta in rücksichtsloser Weile für die eure Partei eiu- zutreteu. Da geht meiner Ansicht nach dat Urtheil z» »eil, denn daS Reichsgericht sagt nur, daß die Presse für Beleidigungen kein Privilegium der Slrasfreiheit hat. ES hieße doch die Press« mnad- todt machen and eia Localblatt vernrtheilen, in de» localsten Inter essen nicht ein« eigene Meinung aoSzusprechr«, wenn man die Tendenz de» londgerichtlichea Unheil» billigen wollte. Iu den in- criminiNen Sätzen der beiden Artikel finde ich al« nudesangener Leser gar nicht« in der Form Beleidigendes, aber da« Urtheil b»hauptet, hier apodiktisch. die Form sei beleidigend. Jedenfalls ist doch »»zu- nehmen, daß drr Angeklagte vollständig überzeugt war von drr An sicht, welche in seinem Blatte ausgesprochen war. I» einer Bezie hung ist da» Urtheil ganz merkwürdig, indem es sich eia« eigea- thümliche Abwcigling von dem Texte drr Artikel erlaubt. E« war u. A. gesagt, eia Weg, der nicht benutzt werde, nütze »or Mäusen u»d Feldratten zu ihrer Behausung. Da» scheint doch ein» reiu objektive Aeußerung zu sein; da- Urtheil aber cittrt die Stelle so» daß es heißt, die Wege seien nur sür die Manie a. s. t». gebaut. Iu dieser Fassung ist der Satz allerdings höhnisch und beleidigend» aber im Artikel war das doch nicht gesagt. Diese einseitige Bear- theilung muß zu dem Berdachte führen, daß der ff. 193 falsch aus» gefaßt und angeweudet ist, und ich beantrage deshalb die Aushebung de- Unheils. Das Reichsgericht erkannte jedoch aus Verwrrsuug du» Revision, da das Landgericht objectiv von der Annahme an»« gegangen sei, daß der Angeklagte berechtigte Interessen nicht ver folge und deshalb eine Verletzung de» ff. 193 nicht vorliegr. I-. Leipzig. S. Mast (Bon der Hosevjagd.) Imvvrtgeu Herbste be h-iligte sich der frühere Bäckermeister, jetzige Privatmann Franz Leopold Reischel ans Brondis au einer Hasenjagd, welche von einem seiner Bekannten veranstultet wurde. Die Theiluehmer batten ein Kesseltreiben aus Hasen arrangirt »ud wie üblich, eiue Anzahl Knaben als Treiber angestellt. Al» nun eia Hast die Kelle der Jäger und Treiber zu durchbrechen sich auschickte, versolate ihn Reischel zielend und schoß gerade in dem Augenblicke aus ihn, al» er an dem elfjährigen Knaben Richard Pinkert auS Lreptitz voiüberlies. Der Hase wurde allerdings verwundet und von einem Hunde eiugesongen. aber der größte Theil der Schrotladuvg war dem armen Jungen in Knie und Wade deS reebtev Beine» gedrängen. Die Haut war duichlüchert wie ein Sieb. Der Knabe wurde von depi apprvbirten Arzt Rauch, Assistent deS vr. Graß in Dahle», in Behandlung genommen unb dieser stellte etwa 50 Wunden fest. Der Arzt empsahl den Elter» eine Operation, aber erst nach längerem Zögern gestatteten diese den gewaltsamen Eingriff in den Organismus. Am 5. December amputirte vr. Thiersch im Leipziger Krankenhanse den Unterschenkel, da derselbe inzwischen in brandige Bei wcsung übergegangeu war. Indessen starb der Knabe noch an demselben Nachmittage. Al» Ursache de» Tode» wnrde vor Gericht «ich» die ärztliche Be handlung, sondern der Schrotschuß Reischel'S gutachtlich seftgestellt und das Landgericht Leipzig verurtheilte daher den letzteren am 8. März wegen sahiläffiger Tödtnng zu 4 Monaten Gesäaguiß. Die Revision des Angeklagten, welche heute vor dem S. Straf- stnote de» Reichsgerichts zur BerhondOrng kam. rügte ganz allgemein Beiletziing deS materiellen Recht«, sie wurde jedoch al» unbe gründet verworfen, da sowohl der ursächliche Zusammenhang, al» die Fahrlässigkeit in der unzweideutigsten Weise seftgestellt seien. Königliches Schwurgericht. VH. Sitz,»lg. * Leipzig. 5. Mai. Der Schwiirgerichtskios bestand wiederum au» den Herren Präsident Landgeriaits-Direclor Pusch, Landgerichll- Räthen Wolf und G>uber; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Nagel, die Berlheid gung Herr Recht-anwalt Freilag H. Al» Geschworene su»g rten die Herren Hertmig-Breitingen, Stuck-Eutritzsch. Rößler Grimma, Schaarschm dt-Jmnitz, Bohnert-Lcipzig, Cronheim- Leipzig. Rcißland-Leipzig, Naubardt-Leipzig, von Oppel-Zöscha«, Goede-Geithain, Hempel-Kleinweitzschen und Branmaun-Quesitz. Nach ff. 221, Abs. 1 des R.-Ste.-Ges.-B. wird Derjenige, welcher eine wegen jugendlichen Alters, Gebrechlichkeit oder Krankheit hilf lose Person aussttzt, oder wer eine solche Person, wenn dieselbe unter seiner Obbut siebt, oder wenn er sür die Unterbringung. Fort« schassnng oder Auwahme derselben zu sorgen hat. in hilfloser Lage vorsatzl ch verläßt, mit Gefängniß nicht unter 3 Monaten bestraft. Nach Abi. 3 desselben Paragraphen aber tritt, weun durch die Hand lung eine schwere Körperverletzung der ausgesetzten oder verlassenen Person verursacht worden, Zuchthausstrafe bi» zu 10 Jahren und wenn durch die Handlung der Tod verursacht worden ist, Zucht hausstrafe nicht unter 3 Jahren ei». Nus Guwd dieser Gcsetzesbcftiwmmigen war gegen den bisher völlig vnb.scholtenen HandlungSgehilstu Julius Albert Richard Andreas aus Seehausen, 27 Jahre alt, Anklage erhoben worden. AndrceS wohnte am Abende des 27. Februar d. I. in seinen Heimaibsorte Seehausen einem im Koch'scheo Gastbose veraustalicten Eiul'v-rgiiügen bei und begab sich nach beendigtem Tanz nebst anderen Theilnehmern in die Gaststube, um noch Kaffee zu trinken. Daselbst war auch der Handarbeiter Fritzsch«, bei einem dortigen Gutsbesitzer dienend, anwesend, nachdem er vorher schon iu einer andern Restauration gezecht hatte. Wie schon bei frühen« Belcgwheitea. so hatte anch au jenem Abend oder vielmehr zu schon sehr weit vorgerückter Nachtstunde Fritzsche in ongetriinkeuem Zustande allerhand unsinnige» Zeug ge schwatzt nnd den ihm «ngebotenen geistigen Getränken bereitwilligst zugeiprochen. ES war schon in den erste» Morgenstunden, al» die letzten der Gastes darunter Andreas und eiu gewisser Nießner da» Local verließe» und auch Fritzsche» zum Fortgehen veranlaßien. Der selbe fiel jedoch nn Hausflur hin, woraus ihn Andrea» unter Mithilfe de» in» Hau» zurückkehrendrn Nießner aushob. und, nachdem er an der Hcusthür abermal» strauchelte, fort- sührte. Einige Schritte vom Gasthvse taumelte Fritzsche ans» neue und fiel z» Boden, woraus sich Andrea- und Nießner, zumal Fritziche jede weitere Unterstützung mit den Worten „ich brauche Euch nicht, ich werde schon allein nach Hause kommen", zurückwie», entserute». Ts herrschte iu der fraglichen Nacht eine große Kälte und zufällig fuhr etwa eine Stunde nach dea letzt- rrwäl nten Vorgängen der Snt-besitzer Zwarg an der Stelle, wo Fritzsche noch lag, vorbei, um die Hebamme zu Hosen. Im weitern ver laufe wurde dann Fritzsche, welcher sich in regung-losen Zustande befand, unter Obdach gebracht, verstarb jedoch etwa eine viertel- stunde danach. Dem Angeklagten Andrea«, urlprünzlich auch Nießner», wurde nun zur Last gelegt, Fritzsche» vorsätzlich ia jenem hilflose» Zustande verlassen und dadurch den Tod durch Ersrieren herbeigesührt zu haben. Bezüglich Nießner'» war indessen da» Verfahren ringestellt worden; denn er hotte Andrea- daraus ausmerksam gemacht, daß sic Fritzlchen doch nicht liegen lassen könnten, da sie daun sür die Folgen verantwortlich sein dürsten, während Andrea» diese Bedenken mit dem Hinweis aus die Ablehnung der Unterstützung von Seilen Fritzsche'» beschwichtigt hatte. Andrea-, desse» ganze« Aastretrn übrigens einen sehr gute» Ein druck machte, bekannte sich al» nicht schuldig und gab an, daß Fritzsche. der im Ruse eines SäuserS gestanden, am fraglichen Abend nicht so betrunken gewesen sei, daß er als hilflos Hab« an- gesehen werden können: er Hab« noch in der Gaststube declamirt, sei auch, als man zum Scherz eine» Kreidesirich aus der Diele gezogen, vollständig grade daraus hinge'chritten: zudem bade man Fritzsete sckwn wiederholt im Gedöste re. liegend, wo er seinen Rausch aus- geschlase», ouigesliade». ohne daß ihm da» N-ebilager iw Freien etwas gisckia.ei habe. Zum verlassen Fritzsche'» sei er aber Haupt- sächlich durch d sse» Aeußerung: „ich brauch« Euch nicht" »c. brwogea woreen: er bade La» Verhalten Fritzsche'» al» eine Art Niedertracht gehalten. Daran, daß derselbe nicht weiter kommen würde, habe er. Angeklagter. nicht gedacht, zumal die Entkernung. die Fritzlche bis zu» Gute lerne« Herrn zorückzulegr» hotte, nur eme k»r>» w«.
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