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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 20.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-20.1923
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-192300005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19230000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19230000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 7, Juli
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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den. Dann herrscht Leben in der Klasse, und die Schularbeit ist nicht lästiger Zwang, sie wird Freude. — Der für den Buchdrucker so wertvolle ästhetische Sinn, der Geschmack, läßt sich auf ähn liche Weise wecken. Nur nicht diktatorisch anordnen, nur kein ödes Kopieren! In jedem Menschen liegen, mehr oder minder, Elemente des Sinnes für Rhythmus in Form und Farbe. Greifen wir hinein in diesen Born! Auch auf diesem Felde ist für den Lehrer weise Mäßigung Gebot, sich nicht immer selbst durchsetzen zu wollen; denn auf dem Gebiet des Schönen führen mehrere Wege nach Rom. Nur nicht immer kritisieren! Auch in mäßiger Arbeit steckt häufig ein Körnlein Gold. Dies anzuerkennen ist mehr ge eignet, Arbeitsfreude und Selbstvertrauen zu fördern, als das stete »Verreißen«. Wir bedenken, daß jede Arbeit die Leistung eines Werdenden ist, nicht Selbstzweck, sondern eine Etappe in der Entwicklung. — Und weiter! Zur Aufmerksamkeit und Gewissen haftigkeit erziehen das Korrekturlesen und die Behandlung der Druckpresse. Gerade dies sind Eigenschaften, die den Jungen fehlen. Die Praxis pflegt mit ihrem wegwerfenden Urteil »Lehr lingsarbeit!« stets einen gewissen Grad von Unzuverlässigkeit, von Flüchtigkeit zu bezeichnen. Auch hier zu bessern, findet sich im Schulbetrieb mannigfache Gelegenheit. Wenn wir somit der reinen berufsmäßigen Ausbildung die Weckung und Förderung notwendiger geistiger Anlagen hinzu fügen, so haben wir viel getan. Das Ideal der Erziehung des Nach wuchses jedoch haben wir damit noch nicht erreicht. Was fehlt uns noch? — Eine kurze Überlegung gibt Aufschluß. Wir stellten uns mit der Betonung des fachlichen Könnens auf den Standpunkt des Gewerbes und der Wirtschaft. Diese Einstellung ändern wir nicht, wenn wir zur Erziehung eines vollkommenen Gutenberg jüngers die Ausbildung seiner geistigen Kräfte vonnöten halten; jedoch denken wir hierbei auch an den Menschen im Lehrling, indem wir ihn seinen Beruf von einer höheren Warte aus auf fassen lehren, als die des Broterwerbs. Mit einer dritten Forde rung stellen wir uns nun noch entschiedener auf die Seite des In dividuums, ebenso einseitig, wie in der ersten auf die Seite des Ge werbes: Bildung und Pflege der irrationalen Werte im Menschen, des Willens und des Gemüts, echter Lebensauffassung,Wahrhaftig keit und Offenheit, sowie aller jener Tugenden, die wir als soziale im Menschen wertschätzen, des Unterordnungs- und Verantwor tungsgefühls. Wir Älteren haben in unserm beruflichen und mensch lichen Werdegang nicht erfahren, was es heißt, in dieser Richtung erzogen zu werden. Denn die Erziehung zu diesen ethischen Werten besteht nicht in Ermahnungen und Moralreden. Wer den Willen an sich ausbilden will, muß in die Lage versetzt sein, ihn zu be tätigen. Mitleid mit Schwächeren muß man ausüben. Verantwor tungsgefühl kann ich nur dadurch bilden, daß ich etwas zu ver antworten gebe. Wir sind daher geneigt, diese irrationalen Kräfte im Menschen, die mit dem Verstände, mit klug sein oder be schränkt, nichts zu schaffen haben, in ihrem Werte zu unter schätzen. Aber wir dürfen dessen sicher sein: Die Jugend selbst drängt mit aller Gewalt zur Betätigung dieser Kräfte. Die Be wegung des Jungsozialismus z. B. geht auf nichts andres hinaus, als auf eben dieses: »Betätigung aller seelischen Kräfte im Men schen, denn das Leben ist nicht nur eine Magenfrage, sondern umfaßt alle seelischen Nöte des Daseins« (Kieler Leitsätze vom 1. Januar 1921). Das Anwachsen der Jugendbewegung aller Rich tungen ist auf dieses Bedürfnis zurückzuführen. Leider ist diese Bewegung allzu häufig im Sentimentalisch-Romantischen, in Wan dern und Volkstanz steckengeblieben. Den Willen bilden wir, indem wir dazu anhalten, eine gestellte Aufgabe mit Ausdauer zu verfolgen, bis wirklich das Ziel erreicht ist. DerSchüler darf nicht unterwegs matt werden, auch dann nicht, wenn die Satzanordnung mehrere Male umgestoßen werden muß oder die Paßformen noch so knifflich sind. Schwierigkeiten — das muß die Auffassung werden — sind da, um überwunden zu werden. Das gilt auch von dem Willen, an sich erkannte sittliche Mängel zuhekämpfen, Hang zur Widerrede, Nörgelsucht, Schaden freude, Oberflächlichkeit. — Die sozialen Tugenden pflegen wir, indem wir im Schulbetriebe den Gemeinschaftsgedanken mehr als bisher betonen. Das soll die Auffassung des Lehrlings sein: Die Schule mit ihrer gesamten Einrichtung ist zu meinem Besten da. Ich habe den Vorteil, mich ihrer Mittel zu bedienen und daran zu lernen und zu wachsen. Dadurch aber habe ich gleichzeitig die Verantwortung für alles mit übernommen. — Wir wählen uns zur Aufrechterhaltung der Ordnung Obleute, deren Anordnungen sich jeder freiwillig fügt; eine Vorschule für richtig verstandene Demo kratie. — Auch die Stellung des Lehrers ist anders, besser als früher. Er ist nicht der autokratische Pedant der alten Schule, vor dem man kuscht und den man hinterrücks doch betrügt und ver höhnt. Das Profil der neuen Berufsschule, wie wir sie wünschen, soll nicht das Sinnbild des Kampfes sein, sondern das des Ver trauens. Der Lehrer ist der erfahrene Berater und Freund. Offen und frei und ohne Hinterhalt ist der Verkehrston und auf Achtung gegründet. So kann sich ein Verhältnis des Vertrauens bilden, das weit über die Zeit der Lehrjahre hinausreicht. — Das Schönste jedoch, was wir dem jungen Menschen mitgeben können, ist eine rechte Lebensauffassung. Dazu gehört edles Streben, vorwärts zu kommen als Buchdrucker und als Mensch. Wir unterstützen pri vate Bildungsarbeit durch mancherlei Anregung, richten typo graphische Lesezirkel und Sonderkurse ein, gründen freie Arbeits gemeinschaften. Dazu gehört auch die Erziehung zur rechten Erholung. Wir fördern in der Freizeit Sport, Spiel und Scherz; die Jugend hat ein Recht darauf. Im reiferen Jüngling erwacht der Sinn für die Hingabe an die tieferen Lebensmächte, für das Schöne in Natur und Kunst, Denken und Sittlichkeit. Wir lehren, neidlos den platten Vergnügungen andrer zuzusehen, wir fördern das Edle, wo wir es können. Das Berufsbildungsproblem, das leichthin als einfach angesehen wird, hat sich als ein dreifaches erwiesen, je nach dem Standpunkt, von dem aus wir es betrachten. Will man es in Schlagworte klei den, so könnte man sagen: Bilde die Hand, denVerstand und die Vernunft! Die Aufgabe ist groß, größerund schwerer, als mancher denkt, der sich leichten Herzens an die Unterweisung Jugendlicher wagt. Sie fordert einen Mann, der Fachmann, Lehrer und Erzieher zugleich ist. Zu trennen ist das nicht; denn dies Dreifache geht nicht neben- oder nacheinander, es greift kreisisch ineinander; eins durchdringt das andre und das dritte. Aber das Ziel ist ein hohes: Durch den Beruf zum Vollmenschen, zur Persönlichkeit im Goetheschen Sinne, von der er sagt, daß sie das höchste Glück der Menschenkinder ist. Wir werden dieses hohe Ziel nicht immer und überall erreichen, aber wir können den Boden bestellen, Keime pflanzen und Unkraut jäten. Es ist das, was der Gärtner tun kann. Das weitere müssen wir, wie auch er, dem Leben überlassen. Wir haben unsre Pflicht getan. A. Verdieck (Altona). Jüngst hat der Geist und die Kunst des Geschlechts im rheinischen Lande Bücher zum Lichte gebracht, allzubcträchtlich an Zahl-, Was nur der Reiche von Einst und der König zu eigen besessen, Selbst im bescheidensten Haus trifft man es jetzt: ein Buch. Dank sei den Göttern zunächst, doch sofort auch, wie billig, den Druckern Dank, deren Mühen zuerst fand diesen Weg für die Kunst. Was den Gelehrten von Hellas und römischer Technik verborgen, Diese Erfindung von Jetzt stammt aus germanischem Geist Aus dem Gedichte Sebastian Brants »Über Trefflichkeit der Druckkunst« von Joh. Bergmann, von Olpe 1498 ’ n Bnsel gedruckt 94
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