schneller hersteilen. So hatte ich öfters Gelegenheit, sehr eilige Faksimiles, chinesische Schriftzeichen, Schlagzeilen und dergleichen in Blei zu schneiden. So geht alles und dauert nicht so sehr lange, wenn man sich einigermassen eingearbeitet hat. Druckschwierigkeiten haben sich eigentlich nur bei gewissen hellen Farben ergeben. Ein besonderes Gebiet ist der Originalbleischnitt. Kommt beim Nachschneiden einer vorhandenen Zeichnung nur das handwerkliche Können in Be tracht, so erfordert der Originalbleischnitt künst lerische Begabung. Bei ihm ist es nicht möglich, die ganze Zeichnung Strich für Strich vorzuzeichnen. An Hand einer selbständig gemachten Skizze, die die Schwarzweiss-Verteilung einwandfrei zeigen muss, bringt man eine einfache Umrisszeichnung auf die Platte. Nun ist es Aufgabe des Bleischneiders, Licht und Schatten aus der Platte herauszumodel lieren. Das schwierigste dabei ist, dass man durch das Blitzen der frischen Schnittflächen kaum sehen kann, was man schneidet und daher auf Berechnung angewiesen ist. Ein Originalbleischnitt will keine Ätzung oder Federzeichnung Vortäuschen; man soll ihm ansehen können, wie der Verfertiger gewisser- massenmitEmpfinden drauflosgearbeitet hat. Werk zeugspuren, soweit sie nicht übertrieben und offen sichtlich mit Absicht hervorgerufen sind, werden den Reiz des Kunsthandwerklichen noch erhöhen. Es ist nicht meine Absicht, die künstlerische Qua lität meiner Arbeiten zu beurteilen, aber ich will mit ihnen zeigen, welch dankbares Gebiet für den Kunstgewerbler der Bleischnitt erschliesst. In der Hand eines durchgebildeten Künstlers müsste sich seine Technik zu ungeahnter Anwendungsmöglich keit entwickeln lassen. — Viele meiner Bleischnitte sind in den Unterhaltungsbeilagen des „Hamburger Echos“ und des „Altonaer Tageblattes“ durch Ro tationsdruck wiedergegeben. Dies ist ein gangbarer Weg, ohne grosse Umstände Originalgraphik in die Tageszeitungen und somit ins Volk zu bringen. Und ausserdem hat sich gezeigt, dass ein Bleischnitt, in dem alle engen und feinen Linienpartien vermieden sind, im Rotationsdruck auf Zeitungspapier besser kommt als Strichätzungen. Karl Koch (Hamburg).