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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-02
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1888
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S401 Friedrich am DvnNerltag-Nachmittag da» Mausoleum im Charlottenburger Park besucht. Schon mehrfach hatte der Kaiser den innigen Wunsch geäußert, wenn auch nur wenige Augenblicke, an, Sarge seines Vater» weilen zu rönnen. Di: Äerzte halten diesem Wunsche immer wieder die Erfüllung versagen müssen. Am Donnerstag endlich durste der Kaiser den» Drang: seines Herzen» nachgcbcn. Kurz nach seiner Rückkehr von der AnSsahrt betrat er, nur von scine.n Leil-jäg-r begleitet, die geweihte Stätte und ver weilt- Wohl siins,-i>» Minuten im Gebete am Sarge seines Vaters. Stille Wchmuth lag aus seinem Antlitz, al» er wieder in- Freie trat. * In Bezug aus die vom Deutschen Lehrertag in Frankfurt a. M. verhandelte Frage der Einfügung de» Unterrichtes in GesetzcSkunde uns BolkSwirth- schaft in den Lehrplan der Volksschulen bez. Fort bildungsschulen. eine Neuerung, gegen welche auch wir Bedenken ausgesprochen haben, bemerkt die »Norddeutsche Allgenieine Zeitung": „Aber der Lehrerin z bat seibst erkannt, welche weitere Schwierig, kelt diesem Uatcrriciste cn.gegensiehi. ind-m seine letzte These erklärt: „Der Unterricht ist ohne jede Part eisärbung nab in mög- lichs! anschaulicher Weise zu erih-ilcu.' Gerade auf die Partrisärbuag kam cs aber Denen au, welche die Forderung solchen Unterricht» erhaben, und die recht gm wußten, baß sich derselbe ohne Parteisärbustg gar nich: werde erlbeffen te.sseu. SlaalS.inrichtungen rnd Geseh-Svoischrtslen ohne Poricisüibung jungen Leuten zu demonstrircn, ist schon sehr schwer; grradezu aber «»niöglicy ist BolkSwirlhscha st ohne Parteisä, bu ng zu demoustriren. Ti- voilSwtrthi'chasttichc» Zustände nnd L'or- gäuge sind dauernd der Veränderung und Verschied»»- untilworsen: cS ist daher die praktische Bolkswirthschasi oder WirthschastSpolitik genvihigl, sich den stet» wechselnde» thatsächlichcn Umstände. e.l.zn- vequcmeo. WaS daher heute unter gegebenen Verhältnisse.. Volts- wirtbschastllch richtig war, kann morgen unter anderen Verhältnisse» volkSwirtbschastlich falsch sein — es giebl eben keine, sür alle Fälle passend« so zu sagen absolut wahre volk-wiethschaslliche Wissenschaft, soadrra aus diesem Gebiete findet ein sorwauernder Kamps rcr Meinungen statt darüber, wie die wirthschastlichen Jnier.be: rer Einzeluen am beste» mit den volkswirihschaillichen der Allgemeinheit zu vereinbaren sein möchten. Ein solches Gebiet jugendliche» Personen erschließen zu wollen, ohne dabei der Parteisärbnng des Unter richtenden Spielraum zu gewähren. >>i cinsach eine Uninöglickkcit; das haben die demokratischen und sreihäudleri scheu Agi tatoren, die zuerst nach diesem Unterricht für Volks- und Fort bildungsschule begehrten, recht gut gewußt." * vr. Morell Mackenzie ist bei seinem Besuch in der Berliner Universität nicht bloö mit Beifalls-, sondern auch l»ir MigsalleiiSbezeiguiigeii empfangen worden. Die »Vossische Zeitung" meldet hierüber: De. Morell Mackenzie wohnte gestern Bormittag dem von Herrn Geh. Rath Pcos. Leyden angekündigteu Colleg über Er- »ähruiigSlheropie bei. Scho» vor ll Uhr war das Auditorium I. der mebicinijchen Kiiiiil der Charitü biS aus den letzten Piatz mit Studenten grsälll. Or. Mackenzie erschien, vom Professor Kraule eiagesührt. Geh. Rath Leyden empfing die College», geleitete sie durch die Station und betrat sodann mit ihnen LoS Auditorium. Mit warmc» Worten stellte Pros. Lehden seinen Hörern den cug- lischen College» Gor, der nun »nt dem üblichen akavemischca Fuß. Icharrcu begrüßt wurde. Loch alSba'.ö mischie sich in diese Ovation mehrfaches laules Zischen; als dasselbe, trotz einer ab- wehrenden Haadbciveguiig. nicht aushörte, dankte Pros. Lehden unter einer Berbrugung und mit ironischem Lächeln für diese „ihm nicht ganz uaerwatlcie Demonstration". Daraus begann der berühmte Lehrer seinen Bortrag über das angekündigte Thema; er wies daraus hin. daß die innere Medici» im Gegensatz zu dcn Specialsächern» nicht de» Krankheitsherd aiizugreise», sondern den Patienten über die Krankheit hinzuwegzubringen die Ausgabe habe. Da» könne sie emzig (und allein aus Grund c nrr rationell auSgebildetrn Er- nähruugS-Meihode. Tiese sei nicht nur im Stande, da» Allgemein befinden dcö Paücnlcn zu bessern, sondern auch, wie man häufig genug bci chronischen Krankheiten beobachtet, die Krankheit zu mildern, die Erscheinungen hcrabzusetzen, so daß man berechtigt wäre» sogar von Heilung zu sprechen. Nach Beendigung seine« Bvi trageS verließ Professor Leyden mit seinem englischen College» daS Auditorium Mlitairilches. Lie Lüchrlrast Luglauds. * In Enalana ist gegenwärtig wieder einmal eine jener Perioden ringetrete», wo man mit ängstlicher Miene au; dir Unzulänglichkeit der britische» inilu»,ciicy,„ Machtmittel hiuwelst und dringend nach einer Lläikung nnd Vermehrung derselben verlangt. In den immer hitzigeren Di-cusnawii behaupte! man, baß England bei seiner Itzigen Heerc.'venassiing seine GrvßmachlsteUung für die Zukunft nicht auftcch: zu erhall.» vermög-, daß rS einen Krieg mit einer andern, besser aeruiiete» Großmacht nicht mehr siegreich auSkümpseu könne und daß cS erst »oä c.ncr schweren, surchlbareu Niederlage nach dem richtigen Wege, sich zu schützen, auSschauen werde. Wir haben solche Perioden in England schon üster heranzicheu, dann abc auch ruhig wieder abziehen sehen, denn der englische Glcichiuuch kämpst nicht gcrn mit Gefahren, welche in der Zukunft liegen sollen, und liebt rS, aus leinen, allerdings stark verblichenen Lorbeeren an Muhen. De» besten Schutz, den da» stolze Aldiou besitzt, bat ihm die Nattir verliehe», e- ist seine geographische Lage, seine rsm Meer uiiffchwsseneu «Nrenzcn mit den schönsten Häfen. Allerdings weh:c vor zwei Jahrhunderten noch die holländische Flagge siegreich ans den Fluchen der Turins«, seit jener Zeit hat abcr kein sremde: Fuß wieder in feindlicher Absicht de« englischen Bode» betreten. England hat cS verstanden, all die blniigea Kriege, an beucu eS seit jener Zeit bclbeiligt war. aus fremden Ge- bi-ten an-zilsechtcn, und selbst seinem erbittertsten Gegner, Napoleon l., gelang es nicht, den verhaßten Briten >m eigenen Lande zu lasten. Die '.llothwendi ikcir einer Küstenbefestigung u»o einer stärkeren Lans- inakbl hat ma» >» England cinsach dadurch umgangen, daß man dcn Beriycidigiiugdpunct »ach d-m gegnerischen Gebiete verlegte und rinsach drisen Hasenorte l leckirte; dabei hatte mau aber noch anßer- den, den Bortheil, die große englische HanSelSstottc in der wirksamsten Weise zu schützen. Ma» betrachtete bas Meer als zu England ge hörig. und die Flotte wa- stark und mächtig genug, dicjrn Gedanken in die fühlbarste Waküchkeit zu übersetzen. Lurch die Blockade der holländische,, und später der französischen Häsen hielt ma» den Feind vom eigenen Lande sera und erbrachte oamit dcn Beweis, daß eine mächtige Flotte das crsolgrcichsic Schutzmittel England- bildet. In unseren Tagen dürste ober diele Frage nicht solche glatte Beantwortung erfahren, denn ersten- ist da» Tvrpedoweje», welchc» d.n blockirendki, Schissen sehr gefährlich sein würde, bei allen größeren Nationen lehr vervollkommnet worden, und zweilenS sind ou.1, die Flotte» derselben in sehr beachiciiswerlher Weise der englischen vachgewachiru. Freilich bleibt England noch niimrr die hervoi ragcudsle Lcem icht der Erde, den» sowohl in der Zahl ai- ,a der Grüße der Schiss- kann kein anderes Volk mit ihm wetteifern, cS sragl sich nur, ob diese Flotte die ihr früher gestellt« Ausgabe ,ctzt noch zu erfüllen vermag. Es sind bei den geaenwurtigra Vcriält- nisten sehr leichi Fälle denkbar» wo da» Mutterland England doch in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, und in diesen würde sich freilich erweisen, daß mau mit Freiwilligen und Söld nern »Niere modcrn-» Milnairmächte, ivelck-c aus der allgemeinen Wehrpflicht süße», «mir jchlägi. Laß England diesen unliebsame» Schritt gegenwärtig nicht macht, dürfte Jedem. der die dortigen Verhältnisse genauer k unt. klar sein, denn auch ein schwerer und entscheidender Schlag durfte diese Umwaiidl:ng kaum zu Siande bring n. Dcr engl, be General Lord Wolseley hat rS im Over- Haufe und in »och stärkerer Weise vor anderthalb Jahren voc einer lönigl. Com»»ssioi> »n gesprochen, daß di- gegrnwärtiqe Lage d,S eng lischen Heeres sehr u»lcftiedig»id ist; in sachmännischeii Kreilen wirb doS Thema t«i hast b. handcil und dieNegierung Val sich endlich entlchlossen.dem Parlamcnl eine Lande-veriheidigungSvorlage, weiche die Wehrkraft des Königreiche- erhöhe» soll, zu unterbreiten. Unserer Meinung «och wird die Sochc, soll- nicht iu den nußercuropäischen Be- sitzungeii riu suger Zusamin-nftvß erfolgt, bald genug wieder n» Saude verlai.se , drnn da» englische Volk wird erst dann eia rich tiges Bers.anrwiß su, die moderne Kr -giuhrung gewinnen, wenn es selbst im cig ue» Lande davon betroffen wird. Möge man uoer US dahin da- vuimerkjame Auge nicht von der Flotte irenoen, w-.ch-r in er nächsten Zeit »och ine Haupiausgabe znfallen dürft, und .v.lche, wie au- verichredenen Meldungen her- vvrgeht durch mS »ich-, in eer glänzenden Beriastung sein wll, wie Jur Eröffnnny der Transkaspischen Eisenbahn. " Noch lu.igsl ijt die nunmehr bi- Samarkand glücklich er- «ffne, L > anslcSp'jchk Eisenbahn, da« gemal« Wert de« OrnerailirulcaantS M chorl Nicoiattwiffch Anoeoko». einer nicht geringen Gefahr entronnen, der sie aber ganz vorzüglich getrotzt und i-ch so auch gegen eroße elementare Gewalten als durchaus tüchtig und »uvrrlässig bewiesen bat. Er wird uns über da- Er eignis von befreundeter Seile aus Buchara berichtet: Als man i» Petersburg am Ende de- vergangenen Jahre» hörte, die Leitung der Tran-ka-pischen Liieabohn gelse mit der Absicht um, eine hölzerue Brücke über den breiten Amu-Dorja zu baue», so wurden iu compeicnien und in nicht competenten Kreisen nicht geringe Zweisel laut, ob bei einem so großen Strome, wie der Amu-Darja bei Lschardschui ist, mik so wechselndem Bette eine Holzbrücke und noch dazu sür eine Eisenbahn e.uSrkihen werde. „Da» erste Hochwasser wird sie wegnehmen", war doS LotlingSwort de» Zweifler-. Früher, a>» man e» erwarten ton,>le, ist doä Hochwasser eingetrete». Lear nicht io Folge der Schnee- und Gtkttcherschmelze im Hochlande, wie saust im Monat August, sondern veranlaßt durch die abundanten, roittruuirlichcn Regengüsse und uamcinlich durch einen Woltenbruch stieg da- Wasser im Amii-Darja beinahe bi- zu seiner böchstcn Höhe Da- Hochwasser liell nur einige Tage an, ober der Bcwei» ist gellest«, daß e» der Bruck« nicht- anhaden konnte. WaS olle Di«rujslor.eu und Wahr- scheialichlcusverechnungcn nicht definitiv beweisen konnten, Hai da- Facluni erbracht. „DaS erste starte Hochwasser riß nicht nur die Brücke »ich- weg. sondern hat ihr nicht den geringsten Schaden zu ihun vermocht." Ma» kann dazu dem Erbauer dcr Brück« Herrn Baliuski, wie dem Banlcilcr General Annenkow, man kann all den vielen begeisterten vnd fleißigen Mitarbeitern an dcr Rah«: nur Glück wiiuschen »u diestm Erfolge. Im klebrigen ist cS pe-r.dezn ein Pkä- vomen, daß bis Ende April dr- Jahre- 1888 noch keivr Hitze die Arbeiten belästigt, daß seit L Monaten kaum eia Tag ohne Regen verging, so daß das Enlgcaeraeictzie leS Erwarteter und deS Her kömmlichen linkrat: der Eisenlaerbau hat mit Wester zu kämpfen, statt mit Trockenheit und Wassermangel. Für de» Gesundheil-- tustond der Europäer hier in Mittelasien ist da» ein nicht zu unter schätzender Dvrtheil; daher euch unter den Soldaten de« Eisenbahn- batalllors sczusageu keine Kranken Vorkommen. Dafür sind aber infolge der reichlichen Feuchligkeit die ganze Steppe, die angrenzenden Lehmhügel (Löß) und Bergzüfl- grün bewachsen und stehen Nr Flnrcn in üppigster FrütlingSprecht. Weizen und Gerste haben schon Lehren, der Maulbeerbaum steht in Blütbr und reichem Blätterlchmock; in den Acckern blühen rotv« und seltener blaue Kornblumen, aus der Steppe IriS und eine blrrr kleine Lilie, gelber Siel kiel an allen Rainer; selbst auf drn mit Erde ge deckten Tüchern der bllcha-.ischer. Häuser wächst üppige» G-aS. a»S dem z-,blrc!che rothe Kornblumen hcrvorleuchter. Die zum Tkcil maleii'ch geschwungenen Canäle (Arika) gleiche» rauscueiiden Bächen und Flusse», an deren User» tt>.ilS Weiden, theil» u»!dc- Oliven mit silbergraue» Blätter», theils Moulb.erbäume stehen. Blaue Mandel- krähen uno g.lbg.üne Glaozsloarc baucn in den Levmwänver. dcr eiligeristeiien Lüßhügcl uud im Ecstad: der Canäle. D>« zahlreiche'' Stöichr, welch« aus allen Mosch!en und MinarctS, ober auch aus hohen Pappeldäumeu nisten, hcdin auch gmc Z-it; sie waten i>> den Ariken und in den wasiergefLUier, EücnbahagrSben umbcr und findiN reichliche Nahrung an sumpsbewobr„ndcn Flöschrn. Wachiel, Rohr dommel uud andere» Gethier Ioß> sich im dichten lliöhricht hären, in den Feldern singt die Lerche Falken, Sperber und zuw- ilen ein Adler beweisen, baß trotz dcr Idylle wir nicht im Heiden Europa» weilen. In zcder» Hose nnd Hausgarten hält mon Gazelle!- (Saigon) und wilde Rede (Schirr.n), olle Wege sind mit tunket« Schas- und Ziegenheerden bedeck,, vcn driev erster« durch den Feltschwonz, letztere dnrc: die hängenden Ohren sich ol» Asiaten iekunben. Ae« jedem Muitcrllner läuft «in IvngeS, manchmal deren zwe'. Ja den Gürleu aber blüht eine Fülle von weißen, rothcn und gelben Rose». Die Einwohner, welche Blumen leidenschaftlich lieben, reißen die glänzenden Rosen in Menge ab, um sie ßinier das Ohr zu stecken oder in Holzbechern in tdren Läden und Werkstätten auf- ziistellen. Sie pflück.-» auch die Feldblumen und bmvei» daraus etwa- steife, aber dom geschmackvolle Sträuße. Seit Jahren haben die schiechtgenäyrien Esel nnd Kam-ele, diese nouüsto-aouleiir» der Asiaten, in dteiem Lande keine solche Weide gehadr, wie in diesen Monaten. In Saiaarea werden sie aus die Steppe gelassen, wo sic vom Morgen bi- Sun» Abend und manchmal wieder vom Abend blü zum Morgen da- zarte, dünne Gra« und die von ihnen nicht vcr- achteten Disteln, Äbsynthstauden, Zwiebelgewächse obweiden. Wer da» Thanat im Druck der Somn.erbitze, im Stand der Karawanen- "»ge. zur Zett der Herbftstürme und Dürre geiehe.,. der erkennt da» Laad nicht wieder im Glanze IcineS jungen Grün-, seiner reine» Atmosphäre, mit seinen bläulichen Lusiperspecitveu, mit d-m Rausche» der Gewässer uud dem Leben der mannigfolttgen Lhie>welt. Man erwartet zur Eröffnung der Bahn tu Samalkoad dm General-Gauverutur von Türkest»», einen ganzen BergnügungSzug an» Baku; ein förmliches Detachement au- Pari«. Richlhofeu, dcr große Gelehrte und Geograph, war eiugeladen, hat aber abgelrhnt. Sein Schreiben an den Bauleiter enthielt folgende Sitze: „Indem ich Ew. Exc. nochmal» meinen allervrrbiudlichstea uud ergebenste» Dank sür Ihre liebenswürdige Einladung ausspreche, möchte ich auch dem aufrichtigen Bedauern An-druck geben, daß ich der Feier der Lall- enduiig einer der wichtigsten neueren Tbaten aus dem Gebiet de» Weltverkehr- fern bleiben muß. einer Tha«, deren überraschend schnellen Entwickelung ich mit lebhaftem Iuleresie geiolgt bin. zuletzt noch an der Hand ve» mir durch Lw. Exc. Äerm ttlung gütigst zu gewandten Heyfelder'scheo Buches. Die von Ew. Exc nm wunder barer Energie geschaffene Eisenbahn eröffnet nicht nur für mititai- rische und kommerzielle, sonder» auch sür wistenschaslliche Zwecke weite Gebiete, welche einen LieblingSgegcastand meines Studium- ge- bildet haben re." Lin junger deulscher Gelehrter ir. Dresden will von der neuen Bahn Gelegenheit nehmen» eine Reise hierher zum Zweck bakteriologischer Studien zu machen. ES ist möglich, daß die Wissenschaft früher a»S dem neuen BerkellrSwege Nutzen zieht ol der Handel, obgleich die Ankunft von russischen wie sranzösischeu Händler» und Industrielle» auch eine« Aufschwung de- HandetSver- kehr- signalisir«. Zwei französische Häuser haben ihr- Agenten hierher geschickt, um Nußbaumholz im Groben zu erstehen- LeMsschnldirector vr. Heynold s. Freitag, 1. Juni, ward abermals ei« Veteran der Leip ziger Lehrerwelt, der nach mehrwöchigen Leiden daS Zeitliche gesegnet hatte, zur ewigen Ruhestätte geleitet. Die dritte Bczirk-schule an der Hohen Straße verliert in ibm ibren ersten Direktor, welcher sie seit ihrer Errichtung vor t6 Jahren geleitet hat. Da» verwaiste Lehrercollegium widmete ihm bereit« eine» warmen Nachruf alS Au-Vruck seiner Dankbarkeit zugleich im Namen der Schüler, denen der Verklärte im Lause eine» halben Jahrhundert« Freund und väterlicher Führer aewesen war. Wilhelm Robert Heynold war Wende von Ab stammung. Al« solchen führt ihn ivenigstrnS da« Album der hiesige» „Lausitzer Predigergesrllschast" aus, in welche er in seiner Studienzeit (1837) einlrat nnd die ihn nachmals durch die Ernennung zum Ehrenmilgliede sür seine Verdienste um den Verein dankbar auSzcichnrle. Er war am 3V. November l8l4 „aus der Scidau" bei Budissin (Bautzen) geboren, also in dein Dorse. daS einen vorstädtischen Theil der Hauplvier- stavt selbst bildet. Nach Beendigung seiner theologischen Studien aus hiesiger Universität wurde er hierMagister.machleMichaeli« I83S sein erste» und Ostern 1842 sein zweite» Examen. 2» der Zwischenzeit wirkte er al« Lebrer an dem Privatmstitute, welches Karl Gottlob Ha» der im Paulinum al- Knaben- und Mädchenschule ausgrlhan batte (das spätere Teichmann'schr Insiitul). Nach einigen Jahren erhielt Hcynold eine provisorische Stelle an der Schule de- Waisenhauses, nach wcilcren sechs Jahren, als Ilr. Ram« Horn an die Spitze der dritten Bürgerschule trat, wurde Dr. Hehnold zweiter Kiiabenlebrer, zuletzt erster Madchenlehrer an derselben. An dieser Schule an der Dresdner Straße verblieb er nun — zugleich bei der I>r. Smill'schen Töchterschule beschäftigt — bis zu seiner Berufung als Direktor der »cuerrichteten dritten BezirtSschule in der SUdvorstadt. Seine Lehrerlhätigkeit a» össcnllichen Schulen umfaßt also einen Zeitraum von 45 Jahren. ES war ihm nach so langer Arbeit nickt vergönnt, den wohlverdienten Ruhestand abwartea und genießen zu können. Der Tod ries den Wackern mitten auS der Arbeit fort, auS «nein Kreise, einem Stamme all- bewährter Mitarbeiter heraus, die mit ihm zugleich an jene Brsirk-fchule versetzt worden und dieser, wie er selber, treu geblieben waren. So ruhe er denn in Frieden von dieser seiner Lebens arbeit. sein Audenkcn bleibe ein gesegnete-. vr. Whistling. LlufiL. N Leipzig, 2. Juni. Unsere raschlebige Z«l »ft wenig danach augrthan, ein dankbare« Gedenken an vergangene« zu fördern. Die überreichen Eindrücke de» Heute rauben jenen de? Gestern die nachwirkende Kraft und am ehesten jenen, die keine sichtbaren Spuren hinterlaffen. Darum bewahrheitet sich auch heule mehr als je daS alte Wort: „Die Nachwelt sticht dem Mime» keine Krä»;e". Auch wir Bewohner einer als hervorragend kunstsinnig weit und breit bekannten Stadt liefern einen schlagenden Beweis sür diese niederdrückende Wahrheit. An unserem Kunstbii»i»e> erstrahlte im bellsten Glanze der leuchker.de Stern, zu dem Tausende voller Be wunderung ausb'icklen; uns gehörte sie zu eigen die Künstlerin von Gölte» Gnaden. Hedwig Neicher-Kindermann. die einen ungewöbnlichen Neichlhum an Stimmmitteln in einzig idealer Weise zu verwerkhcn wußte und dadurch jene:, übermächtiger. Eindruck aus die Seelen der Menschen auSiibte, dem sich keiner entziehen konnte, wohin auch sie iam. Die Dankbarkeit für Das, waS sie darbot, schlug denn auch in bellen Flammen empor. Wenigen ist wie ihr ge huldigt, Wenigen wie ihr entgegeng jubelt, wo sie die be zwingende Macht ihres Gesanges ervioote. — Heule ober? — wenige Jahre nock dem Tote der Künstlerin besitzt sw nickt m-br so viel nachwirkende Kraft, um ikrer Büste, die wärmster Begeisterung abg-wonnen wurde und bestimmt war, da» An denken an die nur allzu früh Dabingegangcne fort nnd fort lebendig zu erbalten, den ihr zukommenden und ihrer würdigen Platz zu erobern. Und dock ist der Wunsch nur allzu be« rcch'.igt. sie, die nn? so oft die Gestalten unserer Meister in künstlerischer Weise verkörperte, nun ouck au der Ställe ihre» einstigen Wirken» von Kimstlerhand verkörpert zu sehen. Mag Venn der heutige, der TodeStag der genialen Frau noch einmal die Erinnerung an sie in den weitesten Kreisen wach rufen. vielleicht auch gelingt eS ihm dann, die Erfüllung jene» Wunsche» zu fördern. Musikalische Autoaraphcn in Leipzig. ch Die hiesige AntiquarialSsirma List »b Francke hält vom 82 Jaul an eine größere Aocrioii ab, in der auch Auiogrartrn von Musikern Vorkommen. Die Zahl der letzteren beträgt an achtzig. ES befindet sich unle' Anderem eia Brie? von Joh. Adam Hitler darunter, «lck. 1783, eia Onaribogen voll beschrieben Eine Stelle in dem Briese lautet: „Ich habe olle Ursache, mit Chursachsei: und Leipzig unzu'rieden zu sein, und wünschte je eher je lieber mich an einem andern Orte > niedc rzulasi n... l Hut sichS aber anders überlegt und ist hier geblieben. Sein k Denk »ol an dcr alten TbomaSfchiile fühlt sich augenblicklich durch j d-n Kirchenll'.nban etwa.' bcunrnh gt und nicht mehr sicher. Den I Platz wird cS wohl wcchs ln müjj n. ! Dos Verzeichnis: der Autogravheu theilt sonst leider keine Stellen c an? den Briefen ml». Wir erfahren böchstenS bei einem Schreiben I ans dem Jahre 1837 von Professor Marx (Berlin), daß cS von i seiner Coinposition-lehre und dem Honorar von Breilkopj L Härtel > hovdelt. > Auch von dem Compontsien SigiSmnnd Nenkomm ist eia l längerer Bries iu der Sammlung (<iü. 1854), in welchem dcr t Tonsetzcr von seiner melodramatischen Begleitung zu Schiller'- „Braut ! von Messina" spricht. I Otto Nicolai ist durch die Stimmen zu dem GesaugSlerzett e „Der Abend" vertreten (eigenhändig), aus der Rückseite hat Fr. lcgler ein Gedicht vcn Ehamisio: „Katzcnnatur", „unter Musik ge- sitzt" (auch eigenhändig). Eigenhändige Musikalien liegen sonst noch vor von Norbert Burg müll er (ungcdruckteS, von Fr. Kistner al» echt bestätigte- Nllegretto für Llaruiette, Biola und Guitarre), von Baitasiare Galuppi (zwei Arie«, für Sopran nnd Continua; dazu eine alle Abschrift einer Arte sür dev Castraten Manzuoli), I. Fr. Lesueur, I. P. Schulz (zwei Lieder). Georg Ehristoph Wagenseil (vier- stimmige Kircheugesäage, 33 Foliolcitea, Echtheit bestätig» durch AloyS Fuchs) und N. Zingarelli (Aricnsragment). (Eingesandt.) ES ist in der That sehr zn beklagen, daß die geehrte Thcater- direction. welche sich zu Ansang des InbceS 1887 durch die Neu- einstudiruug de» Wagner'jcheo Niaelr-agenringe- eia große- Verdienst und den Dank aller Kunstfreunde erworben Hot, in neuerer Zeit diese Meisterwerke »o selten zur Darstellung bringt. Wen» e» auch Nicki immer augeht, periooiiche Wiederholungen de» ganzen RiagrS zn veranstalten, so sollten wenigstens da- „Vorspiel" und dir einzelnen ..Tage" der Trilogie häufiger aus dem Revertoire erscheinen L .durch würde daö Leplere, da» ja den vrrjchiedenarliqsten Ge schmacksrichtungen Rechnung tragen soll, in seinem Gleichgewichte nicht gestört und brauchten selbst solche Theaterbesucher, die den Aufführungen Wagiier'scher Musikdramen immer noch eine gewisse Vo:eingenomme,iheil enlgegeubringea, darüber sich nicht zu be schweren. Andererseits würde die geehrte Theatertirection den Freunden Wagner'scher Kunstwerke, die in ihnen einen national-» Hort zu wahren wissen, von Zelt »u Zeit einen hohen künstlerischen Genuß bereiten. In diesem Sinne wäre cS besonder» erwünscht, da» „Rhein gold" und den bisher am seltensten ansgesührten „Siegfried" alsbald einzeln, womöglich an einem Sonntage, zur Ausführung zu bringen. Ja Hinsicht auf eine Wiederholoug der „Götterdämmerung" ist eS vielleicht anqezeigt, aus einen frühere» Vorschlag zurückzukommeu; eS betrifft die- die Weglassung der „Norncnscene" und Mcderaos- nahme der „Waltrautenscene'. Wer einmal einer Aufführung der ..GötterdSinmernng" im Drr»dner Hoftdeater beizuwohnea da» Glück gehabt hat, wird der dortigen Jnsc-nesktzung nnd Darstellnng durchgängig die größte Be wunderung zollen müssen. Derselbe wird auch zuftimmeu, daß da» Becbrhaltcu dcr Scene zwischen Woltraut: und Brünnbilde gerade eine der erhabensten und tragischsten Wirkungen hervorbriagt, jedenfalls dadurch die Einheitlichkeit de? ersten Auszuge» gewahrt bliibt. Allerdings besitzt Dresden in Fräul. von Ldavannc eine so vorzügliche Vertreterin der „Waltrantc", deren sich nur wenige Bühnen rühmen dürsten. Dcr Mangel einer geeigneten Darstellerin dieser Walküre scheint augenblicklich auch der Grund für die Aus lassung der ganzen Scene an unserer Bühne zu sein. Es sollte indrß dem abgeholscu werden uud die „Wallrante" einer der jüngeren Künstlerinnen zum Studium aavrrtraul werden; eS sei hier der jungen taleuivollea Künstlerin Frl. Rothaoscr gedacht, die ja iu letzter Zeit Proben ihrer großen Befähigung abgelegt hat. Soll einmil in der „Götterdämmerung" zur Kürzung der Aus führung etwa- ausgelassen werden, so eign:t sich dazu weit eher die Nornenscene, die >a trotz ihrer großen musikalischen Schönheiten dramatiich nicht mehr diejenige B-dcutung einaimmt. welche ihr in der früheren Fassung der , Götterdämmeruna", in „Sirgsried's Tod", zugewiesen war. Dagegen braucht sür Denjenigen, welcher die „GSiterdäminerling" auch nur oberflächlich kennt, die dramatische Bedeutung der „Waltrautenscene" nicht erst hcrvorgehobcn zu Verden. Mögen diese Zeilen, besonder- abcr die Bitte um baldige Aus führung von „Rdeingold" und „Siegsried", an maßgebender Stelle ein geneigte» Ohr finden; zugleich sei der Wunsch an«, gew.oche», Cornelius' „Barbier von Bagdad" nicht ganz in Brr- g ss nheit geraihcn zu lassen. Auch wäre es sehr erwünscht, eine« der Gluck'scheu Meisterwerke einmal wieder zn höre». Ein Nichtabo»»eat. Nachschrift der Red.'. lion. Unserer Ansicht nach dürste die Folge dcr einzelnen Londramru von Richard Wagner'S „Rmg des Nibelungen" nicht gestört werden. Wot l aber könnte z B „Rdeingold" vnd „Walküre" an zwei aos- einandersolgenden Tagen und dann erst vielleicht »och einem Zeit raum von 8 oder 14 Tagen .,Siegfried" zur Aufführung gelangen. Tie , Aölterdämmeinng", welche wir überhaupt für da» Ge waltigste halten, was Wagner geschrieben dal. verlangt vom Zn- hö.rr die vollste Concentrirung dcr geistigen Kraft. Eine Pau-'e von mehreren Tagen zwilchen „Siegfried" und ..Götterdämmerung' wurde unS daher ganz angemessen erffcheinen. Die Folge der ei« zelnrn Dramen ober zu verändern und z. B. aus „Rheiugold' den „Siegfried" folge» zu lassen, ist unterer Neberzevgnng nach widersinnig. Generalversammlung des Vereins zum PejtaloMifl. n Leipzig» 1. Juni. Gestern wurde in „Stadt Berlin" di« Generalversammlung de» Verein« zur Pestolozziftis- tunq unter d-m Borsitz« de« Herrn Prosessor l-r. Hosmanu ad- gebasten. Derielb« eröffnet« die Sitzung mit einigen Mitlheilnnge». welche die Wadlan,ahme der Herreu: Ldeeanu-richter Maaa-seld «nv Berlag-duchhaadler Bödme und die Gründung einer dem P eftolozzistist ähnlichen Anstalt durch den Rath be trafen DaS Deflatozztstiff werde also in Zukunft vor den schlimmsten Gästen bewahr« bleiben und seine Wirksamkeit den Kindern der mittleren «ad hoher» gebildete» Stände zu,»wenden bade». Für s»«chr Kinder gieb« e« mir eine Anstalt noch, da« Raatze Haas d«t Hamburg, die indeß wohl maacher Famtll» theil» al- zu lKerne, theil- als unbequem erscheinen dürfte. Wo übrigen- ein wirklicher Acdürsniß einer Ermäßigung oder Befreiung hinsichtlich der Kost» vorhanden ist, wird »ach wie vor auch der Verein mit seine» Mitteln uud Stiftungen elntreten. Rach dieser Einleitung erhielt Herr Direktor Demuth das Wort. Nach dem mündlichen und schriftlichen Bericht desselben theilcn wir da- Folgende hier mit. Im Lause de« vergangenen Jahre- wurden im Institut 55 Zög- liiige verpflegt; davon waren 44 hier ortsangebürig und 11 kamen von auswärts. Bor ihrer Ausnahme in die Anstalt besuchte» Lg Gymnasien, Real- und Bürgerschule» und 31 Brsirksschulen. Ent- lassen wurtz-u im Laufe des Jahres 26. so daß am Schlüsse dcssestcn »och 23 Knaben in der Anstalt verblieben. Während ihre» 34jähri- gen Bestehen» bat die Anstalt mehrere Hunderte von irrende» Kindern ousgcnoiriiiien und dieselben vor dem Untergänge bewohn. Thal- sächlich befinde« sich heute der größte Theil der Enllassenen in ge. ordneten Verhältnissen, bat die Bad» deS Guten nicht wieder ver lassen >-r^ verdient iu Ehren sein Brod. Seit zwei Jahren weift aber das hftflge Armenomt, wrlckxr Behörde die Unterbringung sittlich e-fäledeter Kinder, deren Ettern ganz mittellos sind, obliegt, dicscst>en allermeist den bezüglich » LandeSaustalstn ; »och beabsichtigt der Rath der Stadt selbst mit den, >n eine» Hause- für sittlich verwahrloste Kinder voezu- gehen. Man möge aber ja nicht annehmen, daß die Anstatt deS PestalozzistiftS, weil ihr die im höchsten Grade sittlich gesunkenen Kinder nicht mehr überwiesen werden, überflüssig sei. Schon bisher luchten sehr häufig Eltern aus gebildeten Ständen um Ausnahme ihres irrenp-v Kinde» in die Anstalt nach. Sie waren zwar meist nicht in de? Lage, den vollen Verpflegungssatz zn zahlen, befanden sich aber auch wieder in solchen Verhältnissen, daß sie öffentliche Unterstützung aus städtischen HilfScassen nicht bean'vrnchen kountcu uud auch nicht wollten. Noch weniger waren sie aber in der Lage, ihre Kinder einem der meist «ehr theuren au«wättigen Privatprosioaate zu übergeben. Wohl Hot der Verein zur Pestalozzististnnq solchen Familien nach Kräften Unterstützungen angedeihen lassen, aber seine verfügbaren Mittel sind beschränkt und viele der Nachsuchcnden mußten deshalb zurückgewiesen werden. Und doch waren gerade solche unbemittelte Elter» sür die ihnen gewordenen Unterstützungen sehr dankbar und die edlen Gönner und Freunde der Anstalt dürfen überzeugt sein, ß ihre Wodlthate» in solchen Fällen ganz besonders gewürdigt worden sind. Da nun ober in Zukunft in noch größerer Anzahl als b Sher die Zöglinge der Anstalt den gebildeten Glauben angehören werden, so sollen die Knaben auch eine Schuttüldung erhallen, welche sie bc- sätiigt, spaier eine ihren Bechcllnmen entsprechende BerniSart zu wählen, z. B. im Bureau- oder Comptoirdienst Verwendung zu finden, oder auch nach inrer Entlassung aus der Anstalt noch e n: Handels-, Gewerbe- oder Baugewcrkenschnle behuis sp-cicllcr Aus bildung zu besuchen. Diesen Zöglingen wird auch Unterricht in der sranjösisihen Sprache ertheilt und aus besonderen Wunsch und ans Kosten der Eltern werden auch Privatstundca in anderen Fächern ertheilt. Die in, IastitiitSgebäude befindliche Schule, welche bisher dcr einer „Einfachen Boikc-schule" wenn auch mit erweiterten Zielen entsprach, wird dergestalt umgeändert, daß dieselbe ihrem Lehrplan nach einer Bürgerschule gleich zn achten ist. Der Schule noch höhere Ziele zu stecken, hielt das Curatorinm auS praktischen Gründen nicht für ge- raihea. Mit der geistigen Ausbildung soll aber auch die körperliche und praktische gepflegt und gefördert werden. Im Eommcr werden die Knaben, soweit der Nachmittag nicht mit Schulunterricht belegt ist, unter Anleitung in dem großen, sehr schön gelegenen Anstalts- gartcn gärtnerisch beschäftigt. Diese Thätigkrit kräftigt nicht unr besonder« den Körper, sonvero wirkt auch veredelnd aus da» Gemüth, übt Hand uud Auge und ist eine günstige Vorbereitung sür die Knaben, welche sich etwa lpäter dem Gärtaerberufe widmen wollen. Im Winter- Halbjahre tritt HandseetigkeikSiinterricht an Stelle der Gartnerarbcit (Schnitzen, Modelliren re.). Indem daS Luratorium diese Einrichtungen trifft, ist es überzeugt, daß eS Eltern, welche sich genöthigt sehen, ihren Sohn einer straffen JnternatSerziehung avzuvertraucn, einen Dienst erweist, der gewiß um so freudiger begrüßt wird, als e-, wie bereit» gesagt, io Deutschland nur eine derartige Anstalt giebt. Seiner ursprünglichen Ausgabe blcibl da» Pesialozziftift selbstvcr- stündlich auch in Zukunft treu. ES nimmt auch ferner Linder aus, welche sich der Zucht de» Elternhauses und dcr Schule nicht iüp-u wollen. ES bleibt dabei wie bisher eine christliche Erziehungsanstalt, die in gesunder, evangelischer Weise die sittliche nnd geistige Hebung der ihr onvertrauten Kinder mit allen Kräften anstrebt. Sie gründet sich de«dalb ihrer innere» Einrichtung nach aus die Idee der Familieoerziebung, und ihre ernste, durchaus consequente Zucht wird getragen von väterlichem Wohlwollen uud mütterlicher Sorge. DaS tägliche Thun und Treib.» in der Anstalt ist durch «ine streng durchgciührte HauS« und LebenSordnnng geregelt. Dcr leiblichen V-rpflegnng der Zöglinge wird, wie in jedem wohlgeordneten bürgerlichen Haushalte, ebenfalls besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Kost (täglich Fleischspeise) ist kräftig und reichlich. Bäder werden regelmäßig verabfolgt, auch wird fleißig getarnt und excrcirt. Ueberdics wird das körperliche Befinden vom JaslitutSarzt über wacht. Die aufzunehmenden Zöglinge müssen geistig und körperlich gesund sein. Es ist wünschenswert!,, daß dieselben daS S. Lebens- jahr zurückgclegt und da« 15 noch nicht überschritten haben. Wir fügen zu diesen Worten de» Direktors noch hinzu: „Wenn man erwägt, daß die Knaben unter steter Aussicht sind und arbeiten, daß sie ihre Gedanken aus ihre Aufgaben coucentriren können, da Störungen und Ereignisse deS alltäglichen Leben» ihnen fern bleiben, daß die Einflüsse aus ibr Leben durch ihre Lehrer und Erzieher die denkbar günstigsten sind (wie sie eS ja in einer gesitteten christlichen Familie sein müssen), so wird man wohl sagen Lücscu: In diesem Hanse ist eia Kind gut aufgehoben und ein sittlich irrendes K>nd kann darin wohl wieder aus die recht: Bahn geführt werden." Schließlich sprach Herr Dir. Demuth dem Vorstände tür die ausopsernde Fürsorge herzlichen Dank ans. H>, raus erstattete Herr Flinsch den Rechenschaftsbericht, a..S welchem wir nur Einige« httaurheben wollen. DaS verflossene Jahr kann al» ein normales bezeichnet werden. Dank ver zusaninic»- wirkeuden günstigen Verhältnisse, hervorgerufcu durch spaisame Ber- Wallung, Hinweglassung onnöihiger Ausgaben, konnten die von gütigen Gebern gespendeten Geschenke zum Theil zinSbringend in guten Werthvapicre» aagelrgt werden and eS verblieb außerdem ein bescheidener Ueberschuß. Aus die einzelnen Ausgaben berechnet wurde sür ein Kind iu runder Summe per Jahr avSgegeben: sür Kleidung 77 Gehalte 140 ^ Abgaben 13 ^l, Brennmaterial 28 Unkosten 104 ^1, Beköstigung 235 ^l, also 604 gegenüber 645 im vorigen Jahre. Wir haben also daS Kind um 150. ^ billiger verpflegen können bei mindcsteuS gleis guter» sorgfältiger, körperlicher uud geistiger Pflege, als die unter der Verwaltung de» Rothe» in Dresden stehende Besserungsanstalt, in welcher das Kind 754 za verpfl-gen kostet. Mittheiluugcn über G-schenke, Einnahme und Ausgabe, Vermögen der Anstalt bildeten den Schluß des Rechenschaftsberichte«. Nach Justisiciruag de» Rechenschaftsberichtes, nach der Revisoreawahl „ad Wiederwahl voa au-scheideuden Lorftand-mitglicdern wurde dar Protokoll verlesen und die Versammlung geschlossen. Wir sagen unserem Referat noch solgeude Miltheilungeu hinzu: Der Pensions preis im Pestalozzistift wird auch ,a Zukunft rin mäßiger sei» und die Ovserwilligkeil dcr zahlreichen Gönner und Freunde de- Instituir wird auch ferner sür die weniger bemittelten OrtSangehörigeu durch Ermäßigungen der Lerpflegung-kofle« sorgen. Der Vorsitzende de« Lnratoriams ist der namentlich auf pädago- gtschem Gebiete al« Autorität bekannte »ud hochgeschätzte Herr Pros, v. tkeol. Hofmaua. Weitere Aa-kuust über die Ausnahme eiue» Z-gliag« zu geben, ist der Herr Dir. Demuth gern bereit. Wer so wie der Referent bei allen Festen dieser seqeu-reichcn Anstalt zugegen gewesen war, wer die Arbeiten der Zöglinge in Hau- und Garten beobachtet, wer au dem frische» Aussehen dcr Sinder uud an ihrem guten Betragen sich erfreut dat und von de, erfreulichen Resultaten der treuen Fürsorge für die Pfleglinge Zeuge gewcse» ist, der wird diese Perle in der Reihe der BolkSerzieduugS- onstoltcn gewiß nicht unterschätzen. Möge ihr Wirken an den jungen Seelen noch sernerhin vom besten Segen begleitet sein? Sommerlhealer in Liu-enau. * Leipzig, I. Juni. Der bereit» im Vorjahre vom Besitzer de« Etablissement« „DreiLinden" iaLindrnaa, Herr» Brandt, unternommene Versuch der Schaffung einer Eommerbühae i» seinem großen, baz» beivndrrS geeigneten schöne» Garten war vom besten Erfolge begleitet und Veranlassung gewesen, die Sache auch iu diesem Jahre wieder aufzuiiehmen. zumal die ganze Beschaffenheit de» Etablissement», d. h. da- Vorhandensein einer zweite» Bühne im groß-n Saale eine Unterbrechung der Lorstellnagr» durch ungünstig,- Weiter von vornherein au-schlitßr. I» dies»» Jadre oder sind dadurch vv» Herr» vrandt »och wettere Aaoehnilichkeite» geschaffen worden, daß er da» ehemals »w brnntzten große» Borram» vor dem Hooptgartr» ,» Gowm- Nalogen ningewandelt nnd mit einem stattliche», gärtnerisch sch», durchgrsührte» Enlräe versehen hat. so daß «leichtzeitig »och wette« ViL^ ^ur Aufteal^e do» GSstrn «n» naimntkich solch», dl» de»
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