Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-02
- Monat1888-06
- Jahr1888
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1888
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WP«WM WWWDWWM Ersehektt täglich stütz «'/. Uhr. Neßsklio« »ud Lrpr-iti»» IohanneSgass« 8. LPrechKnntrn der Rkdscti«»: Vornnltag« 10—18 Uhr. Nachmittag« ö —6 Uhr. Wr «, »»««pH >«»«»»» »er für tzte »ächstf»l,e»tzr R»»«rr »rftimmten Juscrute an >achr«t«,e> »t« r Vtzr Nachmittags, a«T»>«- »«öFkftt«,eusrdtz »i«'/,»U»r. 3» dk« Filialen fiir Ins.-Iinnahmr. ktt« »lkm«, Universitäwstraß« 1. Laut» L»,chr. kalharinenstr. 23 pan. u. KSaigSplatz 7. uur bl«Uhr. niMer.Tageblatt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonneme«tsprets vierteljährlich <»/, Mk t«l. Brinaerloha 5 Mk., durch dir Pos» bezog«» 6 Mi. Jede ria-klar Stummer 80 P» Velegrremplar 10 Pi. Gebühren für Srtrabrilaaea (in Tageblait-Format gesalzt! »tzttr PostbesSrderung 60 Mt. »U PoftdeiSrdrraag ?V Mk. Ialeralt Saespaltene Petitzeile 20 ^ . GrSgrr, Echrtftr, laut mn. Preisverzeichnis. Tabellarischer ». gissrrnsatz »och hü denn Tarif Neelamru «rtrr de» Nrdaetto,«strich die 4gespalt. geil« 50Ps.,»vr denFa milien Nachrichten die Sgespaltrae geile «0 Pf. Iaserat« stad stet« au die Eppeditta« »» ieade». — Rabatt wird nicht gegkdr». Zahlung praaoluooraixio oder durch Post- nacknodme. 154. Sonnabend den 2. Juni 1888. 82. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S Juni, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeiUtlan 6es I.e1p/1xer l'nxedlLtteg. Amtlicher Theil. Vtkanntmachmg. Ein mit Zustimmung brr Stadtverordneten und mit Ge- «hwigung de« köuigl. Ministerium« de« Innern zum Orts- statute der Stadt Leipzig vom 20. December >877 von un« rrrichteter Nachtrag wird hierdurch nachstehend zur öffent liche« kenotmß gebracht. Leipzig, den 28. Mai 1888. «2 7 Der Rath der Ttadt Leipzig. l>r. Georgi. Henischel. 1» '«'TO' Mit Genehmigung de« königlichen Ministerium« de« Innern ist von un» folgender Nachtrag zum Ort«statute vom 20. D>cemdrr 1877 beschlossen worden: 8 S h«t in Zukunft zu lauten: Ersatzmänner im Sinne von ff. 41 der Red. Städtr- Ordnung giebt e< nicht. E« werden aber au« der lllasse der Angesessenen und eben« st au« der der Unangeseffenrn zur Reserve st 3 wählbare Bürger sowohl bei einer Gesammtneuwahl all auch bei den jährliche» Theilwahlen dergestalt gewählt, daß sie mit dem Namen: Rejervemänner aus dem Wadlzettel unter besonderer Rubrik bezeichnet werden und ihre Wahl mit den wirklichen Stadtverordneten durch eine und dieselbe Wahlhandlung rrsolgt. In dem in ß 60 der Rev. Städte-Ordnung bezeichnet»,, Kalke, wenn de, Envählle die Wahl ablehnt, oder seine Nichtirählbarkeit sich ergiebt, tritt ein solcher Reservemann nach der Reihensolge der Stimmenzahl oder bei Stimmen» gleichbeit nach den, Loose an seine Stelle. Dasselbe gilt, wenn der Erwählte vor dem Eintritte in da« Sladtverordnetrn- collegiuni stirbt oder die Wählbarkeit vertiert. Kommen aus den in vorstehendem Absätze bezeichnetrn Gründen mehr Siesten zur Erledigung, al« Reservemänner der betreffenden Classe vorhanden sind, so bleiben diese übrigen Stelle» unbesetzt. Sinkt dadurch die Zahl der Stadtverordneten in der Elaffe der Ansässigen oder Unan» lässigen unter »/«. so ist eine Ergänzung-Wahl vorzunehmen (vergl. tz 64 der Rev. Städte-Ordnung). Die Ncservemäuner haben weder bei außerordentlichem Uusscheire» noch bei Behinderung einzelner ordentlicher Mit glieder cinzutreten. Tie Bestimmungen in 8 7« der revidirten Städteordnung für diejenigen Orte, in denen keine Ersatzmänner vorhanden find, kommen trotz der Einrichtung der Reservemänoer zur Anwendung. 8 28». W-r wenigsten« zwölf Jahre lang unbesoldete» Mitglied de« SladlralhS gewesen und mit Ehren au« demselben aul- geschieden ist. hat da« Recht, den von ihm geführten Amt«- titet al« Stadlrath sortnusühren. Der Rath kann diese Berechtigung denjenigen seiner früheren Mitglieder, welche bereit« vor Erlaß dieser Be- stilnmung au-geschiede» sind, und dir in Abs. 1 bezrichnete» Voraussetzungen erfüll! haben, nachträglich vrrlrihen. Leipzig, den 2. November 1887. Der Rath der Ltadt Leipzig Die Stadtverordaete» (D-ö.) vr. Georg,. (1-8.) vr. Schill. Obrrdürgermeister. Henlschel. vorstehender Nachtrag zum Ort«statut für die Stadt Leipzig wird andurch bestätigt und hierüber gegenwärtige« Deeret »»«arsertigt. Dretben, am 2. Mai >883. Ministerium de« Jnuera« (I-.k.) v. Nostitz-Wallwitz. Münchner. vekanitmahmi-. Reuda« de« Reichsgerichts-Gehäuhe« zu Leipzig. Die Lieferung von L00 «00 Stiick Htuterma»rru»g«stet»eu, lieferbar in der Zeit vom 1. bi« 28. Jul, 1888. soll ent weder «ngetbeilt »der grtheilt in kleinere Loose im Weg» der öffenllichen Aurschreibung vergebe« werden. Versiegelt« und vorschriftsmäßig dezeichnete Angebote und Proben sind bi« Donnerstag, de» LA Innt 1888, Vormittag« Lv Uhr, i» Amtszimmer der ReichSgencht« Bauverwaltung, Simson straße Nr. I, abzugeben. Die L>eferunz»>Bedingu»gkn können daselbst werktäglich in den Vormittagsstunden emg,sehen, auch gegen portofreie Einsendung von 25 -s sür di« allgemeinen Bedingungen und 75 ^s sür die besondere« Bedingungen von dort bezogen werben. Zuschlag-srist 4 Wochen Leipzig, de» 25. Mai 1888. Die Rei<HSa"itht«.Bant,,r»altunH Schulneubau lieberlvalkwitz. I» hiesigkr Gemeinde soll eia Lchulvenba» ftakißndr» Die «lenket« tüc dte vrv- Maurer-, 8t«»,r». Eteinm»,», Gtfen» konprnrttona-, Isalirun,«». tlempner». -rtznchnun«. n>» Brnanrn-Aröeitrn können gegen Erlegung der Eopialaedührr» «nl diesigem Gemeinde»»««, woselbst sich Zetchnnogen, Verträge n»d sper. Bedingungen einzusehen stud, l» Lmptang geoomme, werde, „b sind bi« »um lL. Innt d. I. versiegelt det de» Unirr- wlchneten etnzvretchen. Dir «»«wähl nntrr den Bewerbern bedält sich ber Lchullwrsiand vor. Lkwaig« mettkre »»frage» -n richte, die Here», ^Architekten «ndw«, »,b Hsilßner, >»>»»««. Der Gch»l»«rft«»d. k. «chtNe«. Beel -i- ^ t Liesbewegt erfüllen wir die traurige Pflicht, da« tzente früh erfolgte Hinscheiden de« Herrn Stadtrath Hugo Gustav Conrad Schneider anzuzeige». Durch Sein« langjährig« Lhätigkeit all Mitglied der Stadtverordneten, deren Collegium Derselbe dom 2. Januar 1880 ab bi« Ende vorige« Jahre« angehört«, hat Sich der Verewigte um unsere Stadtgemeinde in danken»- werther Weise verdient gemacht. Derselbe hat aber auch, obwohl nur wenige Monat« in unserer Mitte, durch Seine vorzüglichen Eigenschaften und die Makellosigkeit Seine« Charakter« unser« volle Lieb« und Hochschätzunz Eich zu erwrrben gewußt und werden wir Sein Andenken allezeit in Ehren halten. Leipzig, da» 1. Juni 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg,. Hrntschel. WerksLtirer sür eine vrodbSlkcrel gesucht. Zum lb Juni diese« Jahre« wird ei» burchau« zuver sign. läs pflichttreuer und erfahrener, mit guten Zeugnissen versehener Bäcker in mittleren Jahre» als Werksuhrer sür die städtische Brodbäckrrei In Leipzig gesucht. Derselbe muß bereit« in größeren Brodbäckereien selbstständig lhätig ge» wesen sein. Nur schriftlich« Bewerbungen, wenn möglich unter Bei fügung von Zrugnißabfchriften, sind zu richten an da« 4trmea-Amt, t« Stadthaa« zu Leipzig. irftaiteier «n-eige zuiolge dal die levigt Ernestine Amalie Auua Margarethe ZrNurr da« ihr von dem »»ter-eichneien Poli-elamte unter Nr. 208 am 20. November 1884 ausgestellt« Dienstbuch t» hiesiger Stadt verloren. wir bitten, da« Buch >« «usfiubuagssalle anher abzulleser«. Leipzig de» 29. Mat 1888. La« Valtreiamt »er Stadt Leipzig, l. 2885. Bretschnetdrr. H. Holz-Auktion. Im A»t»ersi»sit«-Walde det Liedertwoltwitz solle» Montaa, den 1l. Innt ds«. I».. »,n vormtttaa» Lp Ndr gn, 814 eichene Klötze ». 10—74om Stört«». 2—10m Länge 6 rotbbuchene - » 82—67 . - » 8—6 » » 6 birkene « » 17—81 « » » 3—5 » « 16 kieferne u sichten« « « 23—47 - » »4—6, » «ich bö eichene Derbftangen - 11—LL - - - 4—8 » » auction«weise verfault werde». kauf ustige werde, erfocht, der angegebene, geil auf de« kahlschlngr a» Stirmthalrr Wege der UniversnLi«.Waldung s,M e»'-ust»den. Die geordneten Anjahluageu sind sosort «ach de« Lujchlage zu bewirken. Leipzig, am SO. Mal 1888. UniderfitSts-Nkatgwt. Geddardt. Vas Ansuchen um Leltvng de« hiesige» Lebulanbauc« durch einen Aechttrktrn hat sich erletigt. Für die von verschiedenen Seiten eingegaagenen ges. »nerbieten und damit »erb Mühewaltung dankt hierdurch verbindlichst der Schulvorstand »>, «nanttzatz». Bus Antrag der Frau Direktor Rudolph hierielbst loll deren au der Schlelnitzstrave hiesiger Stadt nud Xo. »n». 54S schön de« lege ne« zweistöckige«, ueueg, herrschaftliche« Watzntzan» nebst arte« in dem ans AL. Innt er., Morgens 10 Uhr. im hiesige» Ger!cht«-Locale angeietzien Termine, unter den daselbst rin-useheade, Bedingungen gegen össeutliche» Meiftgedot verlaust »erden. Blankenbnrg am Harz, de» 23. Mal 1888. Herzogliche» Amtsgericht. N. Sommer. Nichtamtlicher Theil. Goblet's Erklärungen in der sranMschen Kammer. „Wenn T>«za bester unterrichtet wäre, dann müßte er Wissen, daß in Frankreich vollkommene Sicherheit herrscht, daß Leben und Eigentbum der Fremden geachtet wird." Liese Worte bat der französische Minister de« Auswärtigen wider bessere« Wissen am Sl. Mal in der sranivsischen Kammer ge sprochen, denn die letzte» Wochen haben lahlreiche Gegenbeweise dieser falschen Behauptung erbracht. Die Behandlung, welche den Freiburger Studenten in Belfert widerfahre» ist, wider legt die Worte de« Minister« ebenso scharf wie dir zahl reichen Angriff« gegen Italiener in de» französische» Grenz städte«. welch« die „Niforma" in dem Au«spruch nvthigtrn, daß die Uederschreituua ber französischen Gienre gleich bedeutend se» mit dem Schritt in die Barbarei. Äo deutsche Reisend« in Frankreich al« solch« erkannt werden, sind sie Angriffen uud Beleidigungen »»«gesetzt, und e« sind zahlreich« Fälle vorgekomme», daß Holländer, Schweizer, Oesterreicker, la sogar Engländer in Frankreich nnr deshalb schnöder Br« bandlnng ansgesrtzt waren, weil man fl« sür Deutsch« hielt. Wen« als» Her, Hoblet der Ansicht »st, daß man durch Adleugnnna feststehender Thatsachen di« öffentliche Meinung Lügen strafen kann, dann hat er am Donnerstag im französischen Parlament einen großen Sieg davongetragrn, denn er hat getreu dem Hrundsatzr von Angeklagten nach altrömischer Anschauung gehandelt, welcher lautet: 8i kocistl, nog»! (Wenn Du etwa« verbrochen bast, so leuane r«). Rach k> rrn Goklet ist Frankreich dal friedliebendste Land der Welt, da« nur dnrch deutsch« und ungarisch« Herau»sorber«ngen »n seiner Ruhe gestört werde. Da die Franzosen unter sich waren, so wurden alle dies« ungeheuerlichen Behauptungen w>derspruch«lo« hiugrnommen, r< ist sa von jeher so gewesen, daß Frankreich nicht als der Angreifer, sondern al« ber ver- lbeibiger seine« Rechte« gellen will, «an kann sich also über Soblrl's Red» nicht wundern. War e« nicht i« Jahr« 1870 gerade lo - Di« Candidaiu, de« Prin^n von Hohinzollern für »n, spanischen k»n,g»lhro« mußte den Vorwand adgeben für ««, Wuth der Franzosen Übe, dir Machterweiterung Pieuken» durch Pen siegreichen Krieg von >866 Die döse« Prenßen mußten »«für aezüchtigl werden, daß fie es gewagt batten, die Kart« von Europa ohne vorherige Besragung de« Machthaber« an der Sein, zu verändern Hoblet wiest sich auch zum Richter über d,e>rn>aen Nicht- sranzosru aus, «elch, ,n der Revolution dr« Jahre« t78S etwa« Anderes al» da« Strebe» «ach Beseelung von Knecht- sHaft und nach Herechttakri' erblicken Er sprach da« große Wort au», daß in Frankreich Revolulionrn nur dann ent standen. wenn sie durch Mißregierung verschuldet waren. Nun. dann war also die Regierung der nationalen Lerthei- r-iguug im Jahre 187» «ine Mißregierung, denn sie ries die Kommune hervor, welche in Strömen Blute« ertränkt werde» mußte, wenn Frankreich wieder zu möglichen Zustände» kommen sollte. Man mag die Rete Goblet's von Anfang bi« zu Ende lesen, man wird ruckt« Andere« al« Behauptungen darin Uibe», welche der Wahrheit widerspreche». E»>« der leicht- »ertigstrn Behaupiungen ist aber die, daß die Ordnung im Innern Frankreich« niemals bester gesichert war. Daraus läßt sich nur erwidern, daß Oidnung dann überhaupt nie in Frankreich bestanden hat; renn so unterwllhlt wie heute sind vir sranzbsischen Zustände kam» je gewesen seit dezn Frank- surter Friede». Frankreich ist gegenwärtig durch Boulanger bedroht, welcher nach der Diktatur strebt, überall machen sich Sympathien sür diesen Mann bemerkbar, und die französische N-gierung muß alle Hebel in Bewegung setzen, um sich dieser Bewegung zu erwehren — da« nennt Herr Gablet eine völlig gesickerte staatliche OrdnungI Aber noch mehr. Gablet hat die Wandelbarkeit der sranzösischen Zustände an sich selbst erfahren. Er stand vor einem Jahre an der Spitze der sranzvsi'chen Regierung und glaubte, daß er der Mann sei, welcher Frankreich durch da« Labyrinlbder schärsste» Parteikämpfe glücklich an« Ziel führen werde Noch in Havre fühlte er sich als Herr der Lage, und wenig« Tage daraus mußte er dem zerstörenden Einfluß eine» Clrmenccau weichen. Heute ist Gablet zwar wieder Minister, aber er ist doch Ver nächsten Docke ebensowenig sicher wie im Mai »887. Er behauptet, daß Frankreich den Frieden wolle und kn.: Abenteuer, und doch ivoltr er srlbst i u Apr>1 lS87 die Kriegssackel entzünden. Er sagt ferner, daß die Republik stärker sei, al« die Republikaner vielleicht selbst glauben, und doch nahm er keinen Anstand, Boulanger einen Grad von Macht und Einfluß einzuräumen, der nach dem eigenen Ein- geständniß de« salzenden Ministerpräsidenten Rouvirr mit Nolhwenbigkeit zur Diktatur führte. Au» allen diesen Andeutungen geht sattsam hervor, daß Gablet nicht ernst zu nehmen ist, daß Alle«, wa» er am Douner«tag gesagt hat. nur dazu bestimmt war, seine Stellung als Minister des Auswärtigen zu befestigen. Wer in Frankreich unter den heutigen Verhältnisse» Minister sein und sür längere Zeit bleiben will, muß di- Schwäche ver Franzosen kennen und ihnen schmeicheln, bei Leibe darf er die Wahrheit nicht sagen, sonst wird er durch die leidenschaft liche Entrüstung »er kainimrmehrbcit niederaeschrieen und zum Rücktritt gezwungen. Und Herr Gablet ist fehr gern Minister, sei» Name ist de« neuen Ministercombiilaiionen stet- genannt worden, seitdem er überhaupt aus drm ministeriellen Niveau äusgetaucbt ist. Deutschland hat all« Ursache. Herrn Goblet mit Miß trauen zu begegnen: wenn Goblet den Frieden al« gesichert bezeichnet, dann müssen wir glauben, daß der Krieg, so weit eS aus Goblet ankommt, bereit« grundsätzlich entschieden ist; wenn Goblet sagt, daß Leben und Eigentbum der Fremden in Frankreich gewährleistet sei. so zeigt der Augenschein, duß beide im höchsten Grade gefährdet sind; wenn Goblet die Ordnung für gesichert erklärt, dann ist sie untergraben, und weun er endlich die Republik stark nrnnt, dann ist sie im Begriff ihr Leben auszuhauchen. Herr Goblet bat demgemäß am St. Mai ein Bild von der auswärtigen Politik Frankreich« entworfen, wie fie nicht beschaffen ist. Auch mit Deutschland hat sich der Herr be schäftigt und Gcgenmaßregeln gegen den Paßzwang sür Fran- zosen, welche die GrenzeDeulschlaad« überschreiten, zu gelegener Zeit in Aussicht gestellt. Eine solche Politik nennt er der Würde und den Interessen Frankreich« entsprechend. Der Leser wird selbst zu dem Schluß gekommen sei«, daß Hoblet »nt der seinen Worten lauschenden Kammer in einem schweren Jrrihum besänge» ist, daß Beide in einer hochgradigen Selbst täuschung begriffen sind. Mit einem Staate, dessen Regierung alle halbe Jahre wechselt, in welchem nicht ruhige Ueber- legung und planmäßige« Vorgehen, sondern Leidenschaft dir Arrrschast beanspruchen, wo Uederhevung und Eitelkeit den Blick sür die «ntesangene Würdigung der Thatsachen trübt, wo persönlich« Interessen da« Sesammtwohl schädigen, wo Worte «ehr gelte» a!« offenkundige Thatsache. da kann der Zusammenbruch Bestehenden nicht mehr verhindert «erden. In Frankreich rrvoltirt man nicht gegen schlechte Negierungen, sondern dt« Revolution ist per regelmäßige perrnnircnd« HiDdtch. ' » Leipzig. L. Julli 1888. * Kaiser Friedrich und dir Kaiserin Bittori» haben da« Glückwunschschreiben der Vertreter der Stadt S harl,»tenburg anläßlich de, Vermählung de« Prinzen Heinrich mit folgendem Dantschrriben beanlwmetet: Die lebhafte Theilnahme, welch« Un« während der ganzen Dauer Unserer Residenz im hiesigen Schlosse von der Bürger schaft der Stadt Eharlottendurg jederzeit bezeigt worden ist, hat. wi, in jenen nun Gottlob hinter Un« liegenden bangen Stunden, s» auch «n dem frohen Tage der Vermählung Unsere« vielgeliebten Sohne«, de« Prinzen Heinrich Königliche Boheit, mit Ihrer Eroßberzoglichrn Hoheit der Prinzessin Irene von Hessen-Darmstatt einrn besonder« warmen Ans- druck «rsunden «ir habe« dir Gläckwünsche. wetchr Un« zu diesem freudigen Feste von dem M«,,strat und de» Stadt- verordnet«, Eharlottenburg« in der Adresse vom »4 d. M. dargebracht worden sind, mit hoher Befriedigung entgegen ge nommen und können Un« nicht versagen, für diese tre» ge meinte Kundgebung Unseren herzlichen Dank auszusprechen Chariolteuburg, den « Mai ,68s. gkiedrich L Victoria * Die „Ratioaal-Zeitung- bezeichnet die Nachricht der Münchener „Allgemeinen Zeitung", daß Se. Majestät den Vollzug de« Gesetze» über Verlängerung der preußi» chen Legi«laturperiodr mit einem Schreiben an Herrn von Puttkamer begleitet habe, in welchem er den Nach druck darauf legte, daß die Freiheit de» Wahlrechte« nach dieser Maßregel um fo sorgfältiger ru achten sei, al« richtig und fügt hinzu: „Die wir hören, hat der Minister de» Inner« dasselbe mit einer Darstellung seiner aus die Dahlen bezüglichen Tbätigkrit beantwortet, wodurch er sich gegen den Vorwurf, der in dem kaiserlichen Schreiben liege» konnte, vertheivigt. Da« letztere war am Sonntag au Herrn von Puitkamer ergangen." * Au« dem Wortlaut der veröffentlichten Ernennung de» GroßherzogS von Hessen und bei Rhein zum Jnspceleur der S Armeeinspection ist zu entnehme», vaß diese nun mehr au« dem 7„ 8. und 11. Armeecorpü zusammengesetzt ist. während an Stell« veS letzteren bisher da« 10. Arineecorp« zu der genannten Inspektion gehörte. Da- ll. Armeekorps war durch Eabinetsordre vom 12 April d. I. au« dem Ver bände der «..Armeeinspection in de» der l. übergetreten; mit ver crsolgten Ernennung de« GroßherzogS von Hessen zum Jnspecteilr der S. Armeeinsprclio» scheint demnach vo ll. Arineecorp- zu lrtztcrer übcrsührk worden zu sein. * Der zweite Secretair an der kaiserlichen Botschaft i» Nom. Herr Milderg-Godessroy, ist al« LeganonS- secretair nach Kopenhagen versetzt worden; an seine Stelle ist ver bitherig« zweite BolschastSsecretair i» London. Prinz Ratibor, getreten, welcher seinerseits auf dem Poston i» London durchHerrnv Müller, bisherigenLegativnSsecretair u, Kopenhagen, ersetzt wird. * Urber da« Austreten de« Herrn Richter in der Schluß sitzung de» preußische» Abgeordnetenhauses schreib! . die sreiconservative .Post": „Maa Herr Eugen Richter für seine P rlon de« Anstande« eul- roihen löliuen und wollen, da« ist seine Sache. Daß er zogleiib den Anstand aut dcn Verhandlungen der Bo.kovertrelnng veureiU und diese aus dat Niveau einer demokratischen Wahlversammlung heriinierdrückt. darf aber nicht geduldrl weiden. Hier gilt e- „prinaiini, obat» ', wenn ander« nicht französische Zustände »u unseren deutsche« parlamentarischen Verhandlungen kinrelßei« sollen. Echo» baden die Richtersschen Ausschreitungen am Sonnabend bedauerlichen Widerhall u. A. in dem Appell an den Stuaisanwalt, in der Reaktion aus diesen Appell durch einen der Staatsanwaltschaft angebürigen Ab geordnete, und drrgl. gesunden. E« lft nicht sehr angenehm, mit Herr» Eugen Richter sich ,n besas n; da« Mesiihl. daß dabei etwa« Schmatz hniwu bleibt, ist z» lebendig »nd berechtigt. Wo indesien seta Bwnhren nnser» öffenilutzen Eiuruhrung, u lchwer zu schaoig-n droht- ist «< Bst'cht, diesen Widerwillen zu überwinde» und basseide iu da« gebSriae L»t>t zu ietzeu. D e „Freisinnige geiluug" und ihr Herr und Meister sind einander wertb, aber unsere parlamentarischen Verhandlungen müssen, soll« ander« ihr Würde nicht schwer ge schädigt werde», sür die Folge vor den unsaubere» Geister» bewahrt bleiben, welrhr dort ihr Wesen treibe»." * Zu den deutsch-französischen Beziehungen wird unS au« Berlin geschricven: D>r P« ßvorschristen an der beutsch-franzSsischen Grenze sind heule in Kraft getreten. Weder in der sronzvsi'chrn Presse, noch in «aderen ausländischen Blättern ist auch nur der Veriuch ge macht worden, die Berechtigung Deutschland« zur Einsühruug der stärkeren Grenzeonirole nuch nur in Zwrisel zu zieben, nnd soweil wir die deniich n oppositionelle» Organe dnrchblättern. müssen wir eonstatireo, daß die anfänglich »hrilweis« ad-prechcnde Kritik der Re- gierungsmaßnahme« ansgehört ha». Denn wie im Au-lande hat man auch un Inland« die Ueberzeuqung gewonnen, daß sür das deutsche Reich hier nicht nur ein Rech! rorliegt, sondern daß ec- sich sogar um die Ausübung einer Pflicht handelt, und eigentlich ist e« z» verwundern, daß man nicht viel früher bereit« daran gegangen ist, diesen Schutz gegen die militairtjche pwnagc und hochverräiheriiche Agitation zu gewähren. Daß ma i io lange gewartet hat, zeug« ebensowohl von der lnternationalen Liebenswürdigkeit her deutsche» Rrichsregierung gegen den uuliebe»«- würdige» Nachbarn, wie von der Ruhe und Besonnenheit, welche bei un» allen Heranssorderunaea gegenüber die Oberhand behalten. Den» daß in der »weilen Hälfte des neunzehnten Jahrhundert« b r P .ß-wiiig jedenfalls eine Härle enthält, daß er an sich eine erheb- liche Belästigung de« Grcnzverkehr« bilde», da« ist auch von uns vmher lehr wohl gewußt uud erwogen worden. Aber daß er gleich wohl als Nothwendigkeit erkannt worden, beweist eben, wie sehr unsere Rücksicht «nd Langmmh mißbraucht worden ist. Bereit« heute melde» Telegramme au« Pari«, daß die dortige beutsw ' voischast in allen Fällen, wo Reisende das Reichsland ohne Ansen!- halt bloS durchfahren ioollen, sich sehr entgegenkommend zc gt. Also bars ma» überhaupt mit Sicherheit annehmen, daß der loyale Rei sende wie der gesetzliche Verkehr sich sehr bald in die neue» Bor- schrillen und Forme, eingelebi haben wird. Wenn aus der anderen Seite die bald zwel Jahrzehnte betriebenen Aufregungen und ver. hetzunge», die direct»» Vorbereitungen -um „Revanchekr eg", w lche die Lostrennung Elsaß-Lothringen« vom deutsche» Reiche bezwcck >. wen, die gehässige Agitation und Spionage mSglichst verininderi, vielleicht s^ar beseitigt werden kan», so werde» die Deniich n aus Patriotismus die kleine Unbequemlichkeit gern ertragcn haben, und «nch dlr frnuzSsilche Negierung wird schll-ßlich — wen» auch n ch> «ifieiell — »,« Dank wtssrn, daß wir de« Treiben« Herr gewort-n. welche« »in» Qnelle fortwährender Beunruhigung und Ausregung s»r Heide Völker geworden, «elche« de» Frieden jede» Tag von Nr» ,a t» Gesahr gebrncht hnt. a « * Die anläßlich der EoeialistenauSweisunge» in der Schweiz von dortigen Gesinnungsgenossen der Aus gewiesenen erhobene Forderung, daß bn« Recht der AuSweisun landesgesäbrlichrr Fremden dem BunbeSrath entzogen uud t, r Eompeten, der Gerichte zugrwiesen werde, bat anscheinend keine Autflcht, bewilligt zu werben. W>e der Berner „Bunt" vernimmt, ist es bi» feste Ansicht de« Vorsteher» de- eid genössische» Justiz- und PolizeibepnrtemenI«, Herrn Ruchonnet, daß bi« giemdenprazil nnch wie vor Sache der admmistratlvr» Behörden, d. h. de« Bundrsrath« sein muß * Zu der Nachricht über die beabsichtigte Verwendung kranzösischer H,ndrl«dampser nn Kriegsfälle schreibt man der „kölnischen Zeitung": „Tie zunächst in Aus sicht genommenen Dampfer sind die Schnelldampfer der Ovmpngms gönürnla br»n»»U«lttigao von Havre, welche wegen ihrer Schnelligkeit sich zu Kreuzrrn eignen Die Gesellschaft besitzt süns solcher Schiffe — die einzigen Schnelldampfer der sranzösischen Handelsmarine—, nämlich ..Normandie", „Br>. kagne". ..Äascvane". ..Bourgogne" und „Champagne" Eie sind durchschnittlich 450 Fuß lang, 45—50 Fuß breit und haben etwa 4800 Tonnen Die höchste Geschwindigkeit bei ruhiger Le« beträgt sür die „Normandie" l5,8, bei „Bre tagne" und „Gaseoane" 16,5, bei „Bourgogne" und „Cham pagne" 17 Meilen «n der Stunde. Deutschland besitzt dem- gegenüber «in« größere Zabl von Schnelldampfern von höh«»»» Lristungssähtgkrtt und von bewährterer Stetigkeit v«n
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