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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-06
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1888
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Erfcheknt tS-llch früh S'/, Uhr. Ur-aUiou und LrprdUi« JohanneSgaffe 8. Sprrchkundrn drr Rrdaitio»: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—8 Uhr. W »« «tt<ft-d- e>n.et»»l>ta «-»vl-rtst« m«»< g» d» »«diction »icht »erdi-dUch. >««a»«e »er snr »t» »Schftf«l,e»», Inwmer brstiininten Jnsrrntr «, v««r»ragrn dt» r Uhr Nach«tt»a,«. «,e«nn- uu»Sesttageu früh bt»',,t»Utzr. 3o vrn Filialrn für Ins.-^nnahmr: Ltt» klr««. Universttätlftraße 1. L»ui« Lösche» Kalharineustr. Li pari. u. König-Platz 7, »>r bi« '/,L Uhr. dHtr.TllgMM Anzeiger. Organ f8r Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. M 158. Amtlicher Thetl. Drkannlmachung. Nachdem da- AuSlrcigen unv BcdSnbigen der Eteuerzetlel a»-iejm>gen BeitrazSpflichtißen, deren Wohnungen hier be. !a»»i, bezw. b»S jetzt zu ermitteln gewesen sind, erfolgt ist. erzehl nach den ,m 2. und 3. Absätze von tz. 46 de» Ein» I,w»e«steuergesetze- vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestim- de«e» der worden ist, de« Ergebniffe« jhrer Einschätzung bei unserer Stadtsteuer-Einnahme, Obst markt, Nr. 3, Erdgeschoß, ohne weiteren Verzug zu melden. Wer sich nicht oder nicht rechtzeitig meldet, verliert da« Reklamation-recht. da nach Z, 49 de« bereit« angezogenen Gesetze- die dreiwöchige ReclamationSsrist für Diejenigen, Lenen der Eteuerzetlel nickt hat behändigt werden können, »tt dem Tane der ersten Bekanntmachung gegen wärtiger Aufforderung zu lausen beginnt. Uebrigens bezieht sich diese Ausforderung nur aus die Steuerpflichtigen, welche bei Ausstellung de« diesjährigen Calaster«, d. t. im Oclober und November vorigen Jahre«, bereit- hier gewohnt haben, nicht aber auch aus die erst »ach dieser Zeit hier zugezogenen steuerpflichtigen Personen. Leipzig, den 29. Mai >888. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. stoch. Vckanntmchlmg. Die Au»sllhruna 1) der Grd- «nd Maurerarbeiten, 2) der Steinmetzarbeite» sür den Rohlenschuppen. sowie 1) der Zimmerarbeiten, 2) der Klempnerarbette» siir da« Retortenhau« re. bei dem EraeaernngSba« da I. Gasanstalt ist vergeben und werden die unberück- silbtigt gebliebenen Herren Bewerber hierdurch ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 4. Juni 1888. De» Rath» der Stadt Leipzig Deputation z« den Gasanstalte«. Sewölbe-Vrrmlethung. Da« in der Hau-flur de- der diesigen Stadtgemeinde aehirigen Hau-grundsllick« Salzgä'Hche« Nr. 2 gelegene, bi-her zum Verkauf von Backwaaren verwendete Gewölbe soll vom I. Oktober d». IS. an Montag, den 18. d». Mt»., Vormittag» 11 Uhr aus dem Rathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. 16, gegen halbjährliche Kündigung an den Meistbietenden ander weit vermietbet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Ber- miethung«- und Versteigerung-bedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 4. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. strumbiegel. I. NöZ 687 Pekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 28. Mat biS mit 8. Juni «r. im Brgand» Lreinicr bei 2.5 Millimeter Druck und lütt Liter» stündlichem Consuin da« >8,l fache der Lencklkrast der deutschen Normalkerze vou 50 Millimeter Flammenhöhe. Da» specisische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,440. Leipzig, am 5. Juni 1888. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalten. KrlrStgt bat sich die unter dem 6. April 1887 erlassene Be loniilmachiing, betr. den in der Nacht zam 30. März 1887 in einem diesigen Berkaas-gewölbe mittelst Einbrach« verübten Tuchstoff- und Selddiebstahl. Leipzig, den 31. Mai 1888. KSntgltche Ltaatsanwultkchaft. vr. Groß, Ast. II« bereit« lm vorigen Jahre gesunde» befindet sich in Ver wahrung de- unterzeichiielcn Polizei-Ami- ein Erinnrrungskreuz von 187V/1871, welche- bish-r vom Eigenlhümer nicht reelamirt wurde. Letzterer wird ausgesordert, sich nunmehr ungesäumt in Misere» Lriminalcommiffariate zu melden. Leipzig, den 3. Juni 1888. Da« Voltzeiamt der St«dt Leipzt«. Nr. 1454 l». Bretschneider. M. Abonnem»«t»p»«l» vierteljährlich 4'/, Mk. i»cl. Brrugerlohn 5 Mk., durch dir bezogen 6 Ntk. Jede einzelne Nummer»0 Pf Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für ErtrabeNage lt» Tageblatt. Format gesalzy «hnr Poslbesörberuug 60 Mk. »tt Postbesörderung 70 Mk Znlrratr 6gespaltvie Petitzeile 20 Ps. GrSßere Tchnstra laut uns. PreiSverzeichniß ludellarisch« ». Ziffer»!»« »ach hoher» Tarif Reklamen »»der de» NedarttonSstrich die 4a»spali. keil« »0Pf..vor denFamiltennachrtchten die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate find stets an die GzDedtti«« zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«aalli»r»aäo oder durch Post- Nachnahme. Mittwoch dm 6. Juni 1888. 82. Jahrgang.. Vtkannlmachung. Die Lieferung von 6000 Eir. ca. allerbester, vollständig schlackensreier Pechstück- Steinkohle; 1000 Eir. ca. voezügllchster, trockener und stanbfreier vähmi scher Braunkohle und 30 Eir. Petroleum »uf da« Winterhalbjahr >888/89 sür da« stöuigl. Landgericht und die KSnigl. StaaiSanwaltschast hier soll unter den bei der Gerichts« cosse de- Landgericht» — Hochparterre, Zimmer Nr. 76 — eiazu- sehendea Bedingungen und mit Vorbehalt der >n«wahl unter de« Licitanten vergeben werden. Angebote sind bi« zum IS 2»«> -. 2. schrifllich einzneeichen. Künigl. Landqericht Leipzig, den 5. Inni 1888. Wz-Auction. Im UntverktSt«-WaI»e dei Lieder,»,>k»ttz sollen Moutaa, de» l l. 2»nt »s». 2«.. Von Voimitta,» l» Uhr au» 814 eichene Klötze v. 10—74um Stärke m 2—10» Läng« 6 roibbuchene - - 82—67 - - » 3—6 » » 6 birkene - - 17^81 » - » 3—5 » « 18 kieferne li sichten« » »23—47» » «4—6» » „d 55 eichene Derbftnngen - 11—15 - » «ctionSweise vertäust »erde». »ais.usti,, »erden ersuch«, z» der „gegebenen Zeit »»s de» Kohlschi«,r «» Gl»r»t»«Ier Wege der Uninersnäis-Waldn», sich k »toft,be». Di» georvnete» «nzahlnnge» sind sofort »och vr» 6»ichl«,e », bewirket Lervpq. ,m 80. «ai >88« llniVersititS-Ren««»» Gebhardt. Vrkannlmachung. g, der hiesigen Felbttrahe hat der Fährverkehr der geringen Breite dieser Straße wegen zu mehrjachen Unzutriglichkeiteu geführt. E« sieht sich deshalb der Unterzeichnete Gemeindevorstand veran laßt, nach Gehör und mit Zustimmung des Gemeinderalhes, »II«» UoroIi>rvI»e«»«I«i», «»keTunlei, Kal,rverIt«I»r lltlr «II« l elelwkr»»»« hiermit un nvrl»l«t«i» und deasrlbeu durch die Heinrich-, beziehentlich Augustenstraße zu verweise». Zuwiderhandlungen werden mit Geld bi- zu 7S >ckl, rventaell entsprechender Hast bestraft, eudaitz, am 2. Juni 1888. Der Gemein»,Vorstand. ' Größe!. Vsch. Vrlrannlmachung. Bei dem Pferd« de- hier. Geineirdestraßc 14, wohnhaften Droschken kutscher- Earl Friedrich Voigiländec ift die Näiidc au-gebrochea, was hierdurch in Gemäßheit von 8- 128 der Verordnung vom 9. Mai 1881 zur öffentlichen Keaatmß gebracht wird. Nentuitz, de» 5. Iuai 1888. Der «e»einde»orftaud. Grüßet. Nichtamtlicher Thetl. Loulanger's Auftreten in der Lämmer. Boulanger hat «m 4. Juni da« seinen Wählern gegebene versprechen eingelöst und die große Rede für die Verfassung«» rrvision und die Kammerauflösung in der Kammer gehalten. Wenn e« ihm daraus ankam, Aufregung zu erzeugen, die län- aere Zeit nachwirken und da« Land in Mitleidenschaft ziehen soll, so hat er diesen Zweck erreicht, denn daraus, daß sein Antrag sür dringlich erklärt werden würde von der Mehrheit derselben Kammer, gegen welche seine Angriffe gerichtet waren, konnte er nicht rechnen. Immerhin ist die Minderheit, welche sür die Dringlichkeit stimmte, beträchtlich genug; 186 Abge ordnete haben die Sache Boulanger'« sür die ihrige erklärt. Mit diesem Erfolg kann Boulanger zufrieden sein, und seine Anhänger werden nicht säumen, denselben nach Kräften sür ihre Zwecke au«zubeuten. Bei dem Hauptschlage, zu welchem drr Abgeordnete Boulanger auSgeholt hat, stellte er sich aus den Standpunkt, den er seit dem Beginn seiner agitatorischen Thätigkeit ein genommen bot, auf den der Todfeindschaft gegen die Oppor tunisten. Dieser Partei hat er e« zu verdanken, daß er nicht au« de». Krieg-ministerium unmittelbar zur Diktatur ge taugt ist, sondern daß er den beschwerlichen Weg der Par» lamentarischen Lausbadn zuvor zurücklegrn muß. Bei allen öffentlichen Kundgebungen für Boulanger wurde deshalb von seinen Freunden der Ruf „Nieder mit Ferry" au«, gestoßen. Der Tonkinese Ferry war stet« da« Schreckbild, welche« benutzt wurde, um der Abneigung gegen die Diktatur al« Gegengewicht zu dienen. Die herrschslich- ligen Opportunisten mit Ferry an der Spitze bil^n da« Gegenstück zu der Republik, welche Boulanger den Franzosen verschaffen will. In dieser Republik wird nickt nur eine Gruppe die Macht in Händen haben, sondern alle Franzosen werden sich gleicher Freiheit und Gerechtigkeit er freuen. Wie diese» Ziel erreicht werden soll, sagt Boulanger nicht, dafür schimpft er weidlich auf den bösen Parla mentarismus. durch welchen die Spallung in einzelne Interessengruppen herbeigestihrt werde. Ans dem bisher vorliegenden AuSzuge aus der Rede läßt sich nicht entnehmen, wie Boulanger den Parlamentarismu« definirt hat, er wendet sich nur, wie schon bei seiner Fahrt durch das Nord- Departement, gegen die Ministerien, welche au« Colerien hervorgehen und deshalb nicht dauerhaft sein können. Im Allgemeinen versteht man unter Parlamentarismus einen Zustanv, in welchem die Parteiintcressen aus Kosten der Ge- sammtwohlfabrt bevorzugt werken. Boulanger scheint zu glauben, daß man durch Verfassungsänderung die Partei- wirthschaft beseitigen könne, und eS schwebt ihm dabei vor, daß die Abschaffung de- Senat- und der Präsidentenwürde die geeigneten Mittel seien, um eine Republik nach Boulanger- schem Muster auszurichten. Da» ist allerdings ein seltsame« Phantasiegebilde, denn wer soll denn da« Ministerium er nennen? Die Volksvertretung doch wohl nickt, denn sonst würde diese ja neben der Gesetzgebung auch die Exekutivgewalt auSÜben. So ist e» aber auch gar nicht gemeint, der Präsi dent soll nur entfernt werden, um einem Dictator Platz zu macken. Boulanger faßt sein Programm in die Schlußworte zusammen: „Ein reconstituirte« Frankreich, welche« eine feste konsequente Politik in den Beziehungen zum NuSlandc befolgt und sich aus eine mächtige Armee stützt, ist die beste Friedens bUrosckast in Europa." Da« Frankreich, welches sich im Kopse Boulanger'S gestaltet, hat zwar keinen Präsidenten und keine Parteien, aber e« hat eine Spitze, welche die auswärtige Politik be stimmt und da« Heer befehligt. Diese Spitze muß fest sein und nicht alle halbe Jahre wechseln, sonst kann sie ihre Aus gabe nicht erfüllen, sie darf auch keine Parteiregierung sein, sondern nur den Gesammtintereffen dienen. Solche Re gierung ist aber niemal» in der Republik, sondern nur in der Monarchie zu finden, und au« diesem Grunde will Boulanger vorher die Unmöglichkeit der Republik in Frankreich be- weisen, um dir Nolhwendigkeit der Wiederherstellung der Monarchie zum Bewußtsein zu bringen. So lange e« Staats- versassungen und Volksvertretungen giebt, hat eS auch Parteien gegeben, ein Parlament, in welchem alle Mit glieder dieselbe Meinung haben, kennt dir Geschichte nicht, nothwendig ist nur, daß alle Parteien von gleicher Vater landsliebe beseelt sind, daß e« sich bei den bestehenden Meinungsverschiedenheiten lediglich um die Form bandelt, in welcher die Gesammiwohlsobrt am besten wahrgeuommen werden soll Wenn Boulanger da« Gcheimniß entdeckt Kälte, wie man dem Staate schädliche Parteibilvungen verhüten kann, dann märe ihm die ganze civilisirte Welt zum größten Danke verpflichtet, denn danach streben alle Verfassung« staaten. Bei der Unvollkommenheit der menschlichen ver bättniff« ist es aber bithrr noch niemal« gelungen, alle dem Gtnalr zu Gebote stehenden Kräfte in einem Punkt zusammen- zusafleu und von diesem au« da« Gesammtwoht zu fördern. Trotz de« Beifall«, den Boulanger aus Ver Reckten unv Linken errungen hat. trotz der Etimmenzahl, welche sich seinem Antrag au? Dringlichkeit drr BersaflungSrevision und Aus lösung der Kammer ongeschtossen hat. läßt sich doch nicht ver- kennen, daß seine Rede nur Anklagen, «ber kein Material skr Verbesserung dn Zustände Frankreich« enthält. Sein schärfster Angriff war gegen die Minister gerichtet, welche StaalSgelder sür Wahlzwecke verwenden. Er hat dann aus drücklich erklärt, daß er nicht seine ehemaligen Amt«genoffe» angreisen wolle, also kann er nur die Minister gemeint haben, die aus ihn gefolgt sind, und allem Anschein nach ist Zloquct der Minister, welchen er in erster Linie treffen vollle. Dem sei nun, wie ihm wolle, der Angriff ist ein olcher, der entweder ausrecht erhalten und bewiesen oder zurückgenomme» werden muß, und de-balb haben wir einen neuen großen Skandal im Stil« de« Caffarel-Limousin-Wilson- Skandal« zu gewärtigen. Boulanger braucht AgitationSstoff und diesen hat er durch seine Rede in drr Kammer in die Oeffentlichkeil geworfen, man wird jetzt die Jagd aus Minister beginnen, welche öffent liche Gelder siir Wahlzwecke verwendet haben. Dadurch ist dem Bedürfniß nach Aufregung wieder ein neues Gebiet er öffnet, und die gegenseitigen Beschuldigungen werde» so stark in die Halme schießen, daß für längere Zeit die Ruhe in Frage gestellt ist. DaS ist es gerade, was Boulanger braucht, denn in einem ruhigen Frankreich, in welchem die Bürger ihren friedlichen Beschäftigungen nachgeben, ist kein Platz sür Boulanger, nur ein Staat-Wesen, waS außer Rand und Band ist, kann einem Monn wie Boulanger eine Zukunft er öffnen. und er besitzt die erforderlichen Eigenschaften, um die öffentliche Aufmerksamkeit stets aufs Neue zu beschäftigen. Frankreich gewährt gegenwärtig da» Schauspiel eines Lande«, in welchem die gesetzliche Regierung mit eineoi Mann, welcher sich ohne gesetzliche Grundlage die Herrschaft anmaßt, im Kampfe begriffen ist. Der Ministerpräsident gehört der radikalen Partei an, aber neben dem Radikalismus eine» Boulanger verble cht der Floquet'S und wird zum Con- servatiSmuS. Boulanger ist eS Vorbehalten gewesen, die Neckte mit der äußersten Linken zum Sturze der Republik zu ver- bindeu. Diejenigen, welche an diesem Beginnen theilnehme». streben die verschiedensten Ziele an, was sie vereinigt, ist nur der Wunsch, das Bestehende zu beseitigen. Dieser Wunsch ist in dem Frankreich, WaS das Jahr 1789 geschaffen hat, eigentlich immer vorherrschend gewesen. * * Leipzig, 6. Juni 1888. * Die schon erwähnte Eingabe de« Borstande« de« Brandenburgischen HauplvereinS der Evange- tischen Gustav-Adclf-Stistung. durch welche derselbe in Vertretung der gesammten preußischen Hauptvereine Seine Majestät den Kaiser um Uebernahme de« Protektorat« über den Gustav-Avols-Verein in Preußen ersucht, hat folgenden Wortlaut: Berlin, den 14. April 1888. Allerdurchlauchtiqster, Großmächtigster Kaiser I Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Durch den Heimgang de- in Gott ruhe», den Kaisers und Königs Wilhelm Majestät ist mit unsirem ge lammten Volke und Baterlande und mit der ganzen evangelischen Kirche, deren mächtiger Schutz und Schirmherr der Enlschlasene gewesen ist, auch der Gustav-Abols-Verein von einem schweren Ber- iuste betroffen worden. Von seinem Entstehen an hat sich derselbe der treuen Pflege und Fürsorge unterer erlauchte» Herrscher zu erfreuen gehabt. Schon als derselbe nur t» Gestalt einer bescheidenen Stiftung bestand, wandte ihm der in Gott ruhende König Friedrich Wilhelm III., Eurer Majestät erhabener Großvater, seine wärmste Theilnahme zu, uud als die Stiftung sich dann zu dem ganz Deutsch land umfassenden Gustav-Adols-Vcreia? erweiterte, schenkte der für alle Fragen des kirchlichen und religiösen Lebens so warm be- geisterte König Friedrich Wilhelm IV. vom ersten Augenblicke an den ans die Fürsorge sür die bedrängten Glaubensgenossen gerichteten Bestrebungen desselben Allerhöchstseine tbeilnehmende Aufmerksamkeit TaS bedeulsamste öffentliche Zcugiiiß dieser Theilnahme war der un> vergeßliche Erlaß vom 14. Februar 1844, mit welchem Küniq Friedrich Wilhelm IV. das Prolectorat über die Stiftung tanerhalb der preußischen Monarchie übernahm. Der Gustav-Adols-Verein ist seitdem bemüht gewesen, soviel an ihm lag, die Hoffnung zu verwirklichen, welcher König Friedrich Wilhelm IV. bei der Uebernahme des ProlecioraiS in ergreifende» Marien Ausdruck gab, daß sich der Verein als ein einigende» Band zwischen den verschiedenen Richtungen innerhalb der deulsch-evange- li'chen Kirche erweisen möge; und wenn er seitdem sich frei ent wickeln, seine Kräfte von Innen heraus nach allen Seiten hin un- gehindert evtsallen und feste und tiefe Wurzeln im evangelischen Aemeindeleben schlagen konnte, so verdankte er da» nächst Gott vor All-m dem Schutze und der Pflege diese» hochherzigen und edlen Herrschers. Gleich Seinem Königlichen Bruder und Vorgänger ans dem Throne geruhte auch des jüngst Heimgegangenen Kaiser» und König« Majestät in Folge der in Vertretung sämmtlicher preußischer Gustav-Adols-Vereine von dem damaligen Gcsammlausschusse der selben an Allerhöchsldens-lben gerichteten Bitte durch Allerhöchste SabinctSordre vom 16. Februar 1861 da» Protektorat über die Vereine in den preußische» Landen allergnädigst zu übernehmen. Liebenuiidzwanzig Jahre hindurch hat der Verein des Schirmes und Schutze« diese« seine» zweüen hohen Protektor» sich zu er- srcuen und in dieser Zeit von Seiten Seiner bochscligen Majestät zahllose Beweise Allerhöchster Huld bei den verschiedensten Anlässen ersahcen dürfen. Wie viele reiche Gaben Allcrböchstderselbe alljähr lich den aus die Fürsorge unseres Vereins angewiesenen Gemeinden der evangelischen Diaspora in hochherziger Liebe zu den bedrängten Glaubensgenossen und in Bethäiigung Seiner Treue im evangelischen Bekenntniß zugewendet Hai, davon geben die Hunderte von Ge meinden Zeugniß, die nicht blos in der preußischen, wie in der äußer-preußischen deulschen Diaspora, sondern weit über die Grenzen Deutschland» hinaus unter Mithilfe der von Kaiser Wilhelm geipcn- deten Gaben begründet und erhalten worden sind. Unvergeßlich bleibt in der Geichichie des Verein« die persönliche Begrüßung, deren sich die Vertreter des gelammten Gustav-Abois-BereinS bei Geleien heit der zu Potsdam i. I. 1875 abgebaitenca Hauvtveriammlring de» Gksamnttvereins seiiens de- nun in Gott ruhenden Kaiser» zri erfreue» hatte». Die letzte kaiserliche Antwort, welche der in Nürnberg Im September v. I. tagenden Hauptversammlung szugina, wird un» allezeit ol« ein heiliges Bermächtmß und eine ernste Mahnung Iheuer bleibe». Bei unserem tiesen Schmerze um de» Heimgegangenen Protektor vermag un» nur die Hoffnung zn trösten, daß auch Ew Kaiserliche und Königliche Majestät e» nicht verichmäben werden, gleich Ihren i» Gott ruhenden Vorfahren in Gnade» der Bitte »u entsprechen, mit d-r wir im Namen aller vrenßiichen Gustav Adoli-Bereiae und in Vertretung de« GeiammIauNchnsseS derselben den Stufen Aller höchst Ihre« Throne- hiermit in tiefster Ehrsurcht nahen: Eure Kaiserliche und Königliche Majestät wolle in Gnaden ge ruhen gleich Allerhöchst Ihren erhabenen Vorgänger, an der Krone Pr»»ße»1 da« Protektorat über die Prrußrschen Gustav - Adoli- vereiue al« eine, Thetl Allerhöchst Ihre« königlichen Erbe- zu übernehmen und dadurch der Sache, die der Gunav-Adols-Berei» vertritt. Allerhöchst Ihren wirksamen Schutz »ud huldreich« För derung „gedeihen zu lass«, NB« dieser Bitte „d in dieser Hsffuuug ersterben wir Ew kaiserlichen und köutqlichen Majestät all-ruuiertdänigstr Diener der Vorstand de« Bratidendurgi'chen Hauptver-ins der evangelischen Gustav-Adalf-tztiftung. * Wie au« Berlin gemeldet wird, gewinnt e« an Wahr- cheinliclikeit, daß Prinz Albrecht von Preußen zum Inspekteur der 2. Armee-Inspektion in Aussicht ge nommen ist, da laut sicher verbürgten Nachrichten durch CabinelSordre vom 24. Mai d. I. da« 10. Armeecorps, welches Prinz Albrecht als commandirender General führt, in de» verband der 2. Armee-Inspektion überführt worden ist. Außer dem genannten gehören noch daS 1. (Preußen) unv 2. (Pommern) Armeecorps zu dieser Armee-Inspektion, und würden sür den Fall der Besetzung derselben durch den Prinzregenten von Braunschwrig diesem gleichzeitig die braun- chiveigischen Truppen ai« ihrem Armee-Inspekteur unter- iellt sein » » » * Eine vortreffliche Arbeit über da« deutsche Sprachgebiet von Mäbren unv Schlesien hat vor Kurzem Professor Held in Bielitz veröffentlicht. Die Arbeit ist um so verdienst voller, als ihr drei größere Karten und ein kleine« Kärlchcn, welche da« deutsche Gebiet dieser Länder sehr genau darstellen, beigegeben sind und auch daS Zurückweichen der deutschen Sprachgrenze in den letzten Jahren allscitige Beachtung gr ünden bat. Es gereicht dem Verfasser ferner zur Ehre, daß er den Ergebnissen der letzten Volkszählung nicht blind ge traut, sondern überall da. wo ihm die osficiellen Angaben ungenau und falsch vorkamcn, sorgfältige Nachforschungen an- gesiellt bat, um der Wahrheit aus den Grund zu kommen. Da« Sprachgebiet von Mähren und Schlesien zerfällt in einen deulschen Süden, einen deutschen Norden und eine czechische Mitte, welche von deutschen Sprachinseln durchbrochen wird, die die Verbindung der Deutschen im Norden und Süden her- zustellcn bestimmt scheinen. Da« geschloffene deutsche Sprach ebiet im Süden Mährens (mit Einschluß de» abgetrennten nndenburg) umfaßt 143 000 Deutsche und 9000 Czechen. Seit dem Jahre 1855 gingen dem Deutscklhum bier eine An zahl Ortschaften verloren: die sprachlich gemischten Dörfer und Märkte Wainitz, Kanitz, Groß-Seelowitz, Mohleis, Ober und Unter-Themenau, Neuhof, Vöttau. Wisokein und Höslo- witz unv die rein deutschen Orte Chlupitz, Lißnitz, Deulscb- Knönitz, EibiS, Nenwett, Pullitz, Markwarch und Baniowitz. In noch sriiherer Zeit wurden die deutschen Dörfer Walter schlag, Kirchwidern, FriedrichSdors, Rothenburg. EtmannSdors und Rabstein czechisirt. DaS deutsche Sprachgebiet Nord- mähren« und Schlesien« umsaßt 437 000 Deutsche und 5000 Czechen, ist also säst unverwischt deutsch geblieben. Doch sind auch hier viele Orte czechisirt worden, z. B Schreibendorf LomigSdorf, Zilchowitz. Groß«Wisternitz, Bleich. Ccklock Laudmer, Sponau, Freiberg, Stauding, Laubia«. ZeiSke Schlotten u. A. In den deutschen Sprachinseln der beide.c Kronländer (der von Brünn, Wischan, Jglau, Olmift, Wachtl, Troppau, Bielitz, Teschen und dem Schönbengst> c Land) wobnen 280 000 Deutsche. Außerdem leben noch » den czechischen Landestbeilen in kleinen Minderheiten oder zerstreut gegen 40 000 Deutsche, die nur mühsam ihre deutsch Muttersprache ausrechl erhalten können. Im Ganzen finden sich in Mähren und Schlesien 900 000 Deutsche, die sich gegen da« doppelt so starke Slavenlbum recht wohl zu behaupten vermögen, sofern sie nur Zusammenhalten und zur rechten Zeit Vorkehrungen gegen da« Einstrvmen czechischen Proletariats in die deutschen Orte treffen. * In KaransebeS im südlichen Ungarn wurde vc. Kurzem an Stelle deS General« Trajan Doda, der sein Mandat niedergelegt hatte, von der Bevölkerung, die fast ganz rumänisch ist. Ludwig Mocsari einstimmig zum Abgeord neten aewählt. Mocsari ist einer der wenigen Magyaren, die ernstlich daraus dringen, baß auch den Nicktmagyaren, Vc» Rumänen. Slovaken und Deutschen in Ungarn, end lich ihr Reckt werde und daß man der gewaltsame» und heimlichen Magyaristrung Einhalt thue Sebr bezeichnend sür die Anschauungsweise drr herrschenden Kreise in Ungar» ist eS, daß sämmllicde magyarischen Zeitungen, auch die in deutscher Sprache erscheinenden, mit unverhohlenem Aerger und bitterem Hohne diese Wahl besprechen, Mocsari als eine» verrälher brandmarken und deutlich durchblicke» lasten, daß man ib» im Parlamente schon unschädlich zu machen wissen werde. Angesicht- solcher einmiithiger Kundgebungen werde» wobl die 10 Millionen Nichtmagyaren noch sehr lange warten müssen, ehe sie eine gerechte Behandlung erfahren. * Wie bereits gestern in telegrapbischcr Kürze erwähnt, enthält der „Hamburgiscbe Correspondcnt" von 1. Juni einen sehr bcmerkenswerthen Artikel über de» Frieden von San Stefano unter der Neberschrisl „Der .Grash- danin" über de» Grasen Jgnatiew". Dieser Artikel hat den folgenden Wortlaut: „Der „Grashdaiitn" hat einige recht bemerkenSwerthe Artikel über die Folgen de« türkischen Kriege- sür Rußland gebracht, welch, wir als eine Art Vervollständigung der vor einiger Zeit von un>- besprochenen Ausjätze de» Herrn Tatischlschew bezeichnen niöchi.n Der Verfasser der Artikel de» „Grashdanin" und Herr Tätlich- Ischcw sind übereinstimmend der Ansicht, daß Rußland au- ieinem Kriege gegen die Türkei nicht die Früchte gezogen, die eS Hütte er warten dürfen und die auch zu erreichen gewesen wären. Beide Herren sind aber überzeugt, daß lediglich Rußland« eigene Fehler die Schuld an diesem Mißerfolge tragen, und daß eS wiffentlich oder unwissentliche Verleumdung sei, die deutsche Politik dafür ver antwortlich zu machen. Wie wir gesehen haben, spricht letztere» Herr Tatischlschew aus. indem er die Rußland von Deuiichland auf dem Berliner Congreß g-währie Unterstützung anerkennt Der ,,Gr«ihdaiii„" tbul eS im- plioito, indem er nicht den Berliner Eoagreß. sonder» den Vertrag von San Stesano als die Ursache de« Uebel« für Ruß land kennzeichnet. Der pseudonyme, „Slavophil" unterichreibende Verfasser schickt voran», daß Gras Jgnatiew dieien Vertrag mit säst unumschränkter Vollmacht abgeschlossen und daß daher auch er die ganze Berani- woriung dafür zu tragen habe. Daß Gras Ignaiiew die weitgehendsten Vollmachten hatte, hie Grundzüge de« Vertrag» iogar. Nicht blo» seine einzelnen Punkte und seine Formiilirunq nach eigenem Ermessen zu entwerft», — das behauptet der Verfasser bestimm! zu wissen; e» könne dara«. übrigen« Niemand zwetftln, letzt er hinzu, der sich die Rücksicht^ losigkeit vergegenwärtigen wolle, mit der sich der Generaldiplomäl Uber alle Verbindlichkeiten, die von Rußland vor dem Kriege anderen Mächten gegenüber eingeqangen waren, hinweqgeftyi hätte. Dazu könne er vom Petersburger Sabine« »»möglich ermächtigt worden lein. Statt nun aber in San Stefano die alte Rechnung mit ber Türkei abzuschließen, die Balkanstaaien abzusinben «nd dadurch an Rußland zu ketten, und die durch internationale Verpflichtungen gebotene Rücksicht aus die Interessen aaderer Staaten zu beobachten, sei Gras Ignaiiew in San Stesano lediglich al» „Advorai sür Bul garien" ausgetreten, da» er möglichst ..anszublasen" getrachtet Hobe. Aul d'sft Weise bade de, in'si'che Bevollmächtigie verlöumi. die der Türkei gegenüber iur Rußi-ino cirkichvaren VoriheUc zu erlangen; er habe n»t der Balkandalbiniet nnr Unzufriedene zu Rußland»
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