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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-04
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1888
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WWWWWW^WWM -»MWWMW d- Dritte Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. A» 15V. Montag den 4. Juni 1888. 8L. Jahrgang Generalversammlung -es llationalliberalen Vereins für das Königreich Sachsen. (Vorläufiger Bericht.) 'Leipzig. S. Juni. Der Nationalliberale Verein für da» Königreich Sachsen hielt heute im Krystallpalast hier seine diesjährige Generalversammlung ab. Die Betheiligung war zwar keine so zahlreiche, wie eS im Interesse der Sache zu wünschen gewesen wäre, doch hatte sich immerhin ein« be. Nächtliche Anzahl von Parteigenossen und Vertreter der einzelnen Wahlkreise eingesundcn. ES wird aus« Neue der Eiwägung bedürfen, ob nicht ein äußerer Grund, die An beraumung der Generalversammlung in der schönen Sommer zeit. manche Mitglieder vom Besuch der Generalversammlung abhSlt. Der eigentlichen Generalversammlung ging in demselben Raum eine Lsscntliche Partei-Versammlung voraus, zu der auch Gäste Zutritt Hallen. Von dieser Freiheit hatte auch ein kleines Häuslein von Deutsch freisinnigen und Social- deaiokraten, an ihrer Spitze Herr Arnold Perl-, Gebrauch gemacht. Nachdem der Vorsitzende deS Verein», Herr vr. Gensel. vie Vesammlung eröffnet und begrüßt hatte, ergriff zunächst Herr Pros. vr. Biedermann das Wort zu einer Darlegung über die allgemeine Lage und Stellung der Partei. Der Redner gedachte zuvörderst des betrübenden Ereignisse-, daS die ganze Vielt tbeilnahmsvoll berührt, deS Heimgänge» deS großen Kaiser« Wilhelm, und bezeichnet« eS als ein über aus günstiges Zeugniß sür die Befestigung unserer Zustände in Deutschland, daß Alle» ruhig in der Leitung und Ver waltung unserer SlaatSgcschäste weitergegangen sei. An die Thronbesteigung unseres hochverehrten Kaisers Friedrich seien von verschiedenen Seiten Hoffnungen geknüpft worden, die schwerlich in Erfüllung gehen konnten und werden. Die Er wartung, daß Kaiser Friedrich an einer gewissen Stetigkeit i» der Leitung der Regierung-geschäste sesihallcn werde, sei in Er füllung gegangen. DaS schließe nicht au», daß er da, wo eS nölhig sei. die denernde Hand anlege und in dieser Beziehung sei schon ei» Anfang gemacht durch den Erlaß, welcher den Zweck verfolge, die Beeinflussung der Wahlen von oben zu ver hindern. Daß nicht allzu viele Acnderungen nothwendig seien. daS habe seinen Grund darin, daß schon die Zustände unter Kaiser Wilhelm befriedigende waren. Der Redner ver glich die hochgeheude Bewegung, welche an de» Regierungs wechsel in Preußen in den Jahren 1840 und 1860 geknüpft war, mit der Ruhe der Gemülher beim letzten Regierungs wechsel und kam dann auf Ereignisse zu sprechen, die sich ari dem HeiraihSproject de- BaltenbergcrS entwickelten. Wer die Berösjenllichungen der „Norbd. AUg. Zkg." aufmerksam ge lesen, der habe darüber nicht im Zweifel sein können, daß eine Zeit lang die Gefahr entschieden vorhanden gewesen sei, daß Fürst Bismarck seinen Rücktritt nehmen werde. In den Tagen dieser Gefahr sei inLeipzigdie bekanntcAdreste an denReichSkanzlcr in Vorschlag gebracht worden, eine Adresse, die in den wenige» Tage», in welchen sie auSgelrgen habe, mit mehr als 8000 Unterschriften sich bedeckt habe. Daß die Adresse in der deutsch- smsinnigen Presse Angriffe erfahren, ser nicht zu verwundern. Aber auch in den eigenen Parteikreisen sei die Opportunität der Adresse in Frage gestellt worden. Dem gegenüber erklärt der Redner, die Lerantworlichkcit sür die Adresse voll und ganz aus sich nehmen zu wollen, er würde in Zukunft ganz genau eben so handeln. Wenn dem Baterlande Gefahr drohe, dann habe der Staatsbürger nicht nur die Pflicht, sondern auch daS durch die Verfassung garantirte Reckt, seine Stimme zu erheben. Wenn da- nicht mehr möglich sein sollte, dann würde er, Redner, die« für einen sehr bedenklichen politischen Rückschritt halten. (Lebhafter Beifall.) Der Redner ging hierauf zu einer Betrachtung der gegen Wärtigen europäischen Lage über. die er als eine gespannte bezeichnete und gelangte alSdann zum gegenwärtigen Reichs tag, von dem er herdorhob, daß er namentlich m zweierlei Hinsicht nützlich gewirkt habe. einmal in der Form der Be handlung der an ihn herangetretenen Fragen, invem er rasch und sachlich arbeitete, und zum Andern, indem er eine ganze Menge von neuen Gesetzen positiver Art zu Stande ge bracht hat. Die Besprechung der Tbätigkeit des Reichstages führen zum Cartel, d. h. zur Lösung der Frage, wie wir über die Schwierigkeiten der inneren politischen Lage hinweg kommen werden und in dieser Beziehung glaube er, Redner, betonen zu müssen, daß die strenge Ausrechthaltung de» Cartcls eine unbedingte Nolhwendigkeit sei und daß wir nur dadurch Hessen können, auch bei den nächsten Reichstag-wahlcn wieder die Majorität zu erhalten. (Allgemeiner lebhafter Beifall.) Aus die besonderen Verhältnisse in Sachsen übergehend, constatirte der Redner, daß daselbst auch bei den Landtags Wahlen im Cartel zwischen der conservativen und der national- liberalen Partei getreulich sestgehalten worden ist und am Schlüsse seiner beredten Ansprache richtete er die dringende Mahnung an die Parteigenossen, namentlich im Hinblick aus die nächsten RcichStagswahlen, die aus einen Zeitraum von 5 Jahren sich erstrecken, in der Zwischenzeit nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern durch fleißige Arbeit, Jeder m seinem Kreise, dafür zu sorgen, daß die Wahlen ebenso aursallen, wie daS letzte Mal. (Allgemeiner stürmischer Beifall.' Es folgte hieraus ein überaus warmer und wirkung- voller Vortrag des Herrn CommerzienralhS und Reichstags abgeordnelen Niethammer über die socialpolitischen Ausgaben der Partei. Der Redner betonte namentlich, baß cs Ausgabe des Staates und aller positiven Parteien sei, an der Milderung der socialen Noth mitzuarbciten, daß die nationalliberale Partei von jeher an diesen Bestrebungen sich betheiligt habe und daß sie auch in Zukunft in diesem Sinne thälig sein werde, namentlich wenn die Alter-- und Jnva- liden-Versicherung an den Reichstag herantreten werde. Es gelte auf der einen Seite, den berechtigten Ansprüchen der Arbeiter in jeder Weise entgegenzukommrn, aus der anderen Seite sei es aber doch auch nothwendig, zu verhüten, daß die Betheiligten. die Arbeitgeber, allzu sehr belastet und dadurch die Existenzsähigkeit der deutschen Industrie in Frage gestellt wird. Wir werden auf den Bortrag de» Herrn Pros. Biedermann sowohl, als auch aus denjenigen des Herrn Niethammer ausführlich zurückkommen und verzichten daher heute daraus, den letzteren eingehend zu behandeln. Wir wollen aber constatiren, daß auch der Niethanimer'sche Vor trag di« lebhafteste Zustimmung der Versammlung fand. Es schloß sich hieran die eigentliche Generalversamm lung, welche größtentheilS BereinSangelegenheiten interner Natur betraf. Der Nationalliberale Verein für da» König reich Sachsen zählt gegenwärtig 890 Mitglieder und versügt über einen Eassenbestand von 7860 ^4. Zu lebhafter Debatte gaben einige gestellte Anträge, betreffend die Parteiorgani sation und Agitation sowie die Stichwahlen, Anlaß. Die Anträge wurden schließlich bei der Abstimmung dem Vorstand de- Verein» zu weiterer Behandlung überwiesen. E- sei noch mitgetheilt, daß an der Generalversammlung auch die Herren ReickStagSaogeordneten vr. Trvndlin Niethammer, Clauß und Temper Thell »ahmen Königliches Landgericht. 1. Die Kellner Josts Adolf Plemper au« Koinmoiau und Heinrich Marti» ans Beier-dors waren de« Betrug« »c. beschuldigt »t» gewisser R. hatte bei der hiesige» Handel«-,«»er ch stützuugSgesuch eingereich». daraus aber b>S zu dem Zeitpunkte, wo er eine Strase anzutreten hatte, keinen Bescheid erhalten «nd deshalb einem der Angeklagten davon Mitiheilunq gemacht. Daraus hin war «ater Mihbrauch de- Namen- R.'S von den An- geklagten der Uuterstützung-beitrag nach Höhe von 20 .^i erhoben worden. Rach dem Ergebnisse der Hauptverhandluag vermochte da- Bericht nur hinsichtlich de- Angeklagten Martin zur UebersUhrung desselben zu gelangen vnd verurlheiltc denselben, aber auch nur lediglich wegen Unterschlagung zu 2 Monaten Gesäugniß. trase, während Plemper von der erhobenen Anklage frei gesprochen wurde. II. Nach ß. 284 des R.-Str.-Ges.-B. wird derjenige, welcher au- dem Glücksspiel ei« Gewerbe macht, mit Gciäagn>ß bi- zu 2 Jahren bestraft, neben weichem aus Geldstrase von 300 di- zu 6000 ^l, owie auf Verlost der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden kann, und weiter wird nach tz 285 des R.-Str -Ges -B. der Inhaber eine» öffentlichen Beriammlungsorte-, welcher Glücksspiele daielbst gestattet, oder zur Verheimlichung solcher Spiele niiiwirkt, mit Geld- trase bt< zu 1500 ^li bestraft. Der Handel-iriann Friedrich L über - aus S'tzenrode war nun beschuldigt, in den Monaten September und October 1885 in der Wirthichast deS SchankwirthS Friedrich Eckert au- Tenditz mit dem Ligarrensadrikanten T. zu zwei verschiedenen Malen das bekannte Karienspi.-l „Meine kaute, deine Tante", bei welchem bekannter Maßen Gewinn und Verlust vom Zufall abhüngen. geipielt und in diesem Spiele al- Bankhalter dem T. das eine Mal 500 >», da- andere Mol 800 obaeuommen zu hoben. Der Mitangeklagte dagegen stand unter der Anklage, jene« heimlich betriebene Spiel in einer Nebenftube seiner Airtbschast gestattet zu haben. Der Angeklagte Luder- 'uchte zwar zu bestreite», daß er aus dem Glücksspiele ein Gewerbe gemacht, bezw daß eS sich um so hohe Beträge gehandelt habe, allein nach dem Ergebnisse der Hauvlverhandlung gelangte daS Gericht zur Ueber- zeugung von der Schuld de- Angeklagten und verurtdeilte denselben unter Berücksichtigung der Höhe de- Beirag- z„ 1 Monat Ge- sünguißstrase, während man bezüglich des Mitangeklagten eine Geldstrase von 60 >t, an lnren Stelle im Uneinbringlichkeit-Ialle 6 Tage Hast zu treten haben, für eine angemessene Ahndung erachtete. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichts-Director Iustizrath v. Bose (Piäsid). LaiidgerichlS-Räthen Lehmann, Adom, Barth und v. Sommerlolt; die Anklaqe südrieu die Herren Over- Staalsanwalt Häntzschel und Staalsanwalischasts.Assejsor vr. Groß, die Bcrlheibigung zu II Herr Rechtsanwalt Freytag 1. vermischtes. — Berlin, 2. Juni. Au- Potsdam geht der „Post" die Meldung zu, daß der Kaiser gestern beim Betreten de- Schlosse- Fneorichskron dem CasteÜan Herrn Morsch die Bestallung als Ober-Eastellan überreicht hat. — Die Absperrung von Schloß FriedrichSkron ist auf direcle Veranlassung de- Kaiser- wiever derartig her gestellt, wie sie früher war, als der Kaiser als Kronprinz daS Schloß bewohnte. Bei der Ankunft deS Kaiser- waren die Spcrrmaßregeln viel ausgedehnter und erstreckten sich dis aus Charlollenhos, welche» Schloß jetzt wieder sreigegcbcn ist. Auch die bereits verstärkte Postenkette ist wieder verringert worden. Immerhin ist jedoch die Absperrung des Schlösse» und ParkeS von Sanssouci derartig, daß sie dem Publicum nicht ermöglicht, den Kaiser im Park oder gar am Fenster zu sehen. Die Kaiserstanvarte weht nicht von der Zinne de- Schlosse» FrieörichSkron herab, weil die gewölbte Kuppet schlecht eine Anbringung der Fahnenstange gestattet, sondern von dem Mittelbau der dem Schloß gegenüberliegenden CommunS. ----Naumburg, 1. Juni. Ein Fahnenflüchtiger des hiesigen JägerbataillonS wurde vorgestern nach mehr jähriger, überseeischer Abwesenheit bei seinem Truppentheile wieder eingcliesert. — Ein in Zollgrtin bei Tanna während der Sommer monate in Diensten stehender auswärtiger Knabe von zwölf Jahren gedachte am vergangenen Sonntag seine Eltern zu besuchen und bekam zu diesem Zwecke von seiner Herrschaft ein kleine- Reisegeld. Zwei zufällig anwesende Strolche hatten die Aushändigung desselben bemerkt und verfolgten, ohne den Knaben aus den Augen zu lassen, die von dem letzteren eingeschlagene Straße nach Schleiz zu. Im Walde vor Heinrichsruhe nahmen sie dem Knaben da» Reisegeld ab, mißhandelten ihn, um jedenfalls mehr zu erpressen, und banden ihn dann an einen Baum abseits von der Straße. In dieser Lage mußte der Hilflose b>S Abend» gegen 9 Uhr auSharren. Da endlich wurden seine Hilferufe von einem Vorübergehenden gehört uns der vollständig Erschöpfte befreit. — Harzer Sauerbrunnen Grauhos. Im vergangenen Winter ist der sür ein Onellvroduct gewiß seltene Fall emgclreten, daß dasselbe längere Zeit nicht geliefert werden konnte, ein Uebel- stand, der bei der großen Beliebtheit obigen Wassers auch im Winter (November-März gingen davon vor 2 Jahre» 40.000, vor 1 Jahre 50,000 Flaschen allein noch Leipzig) sür die Qurllebesitzer und deren Abnehmer sehr unangenehm war. Die Verrohrung de- Bohrloches war schadhast und die Wiederherstellung-arbeit sehr umfangreich geworden: eS mußten die alten Röhren herau-aezogen, die Quelle unier großen Schwierigkeiten ganz neu gefaßt und daraus das Bob» loch erst neu verrohrt werden. Die Quelle ist jetzt nun so sicher gesoßt, daß ein Zufluß von Togeswasser sür alle Zeit aus- geschlossen ist, und daß sür die Zukunft eine ähnliche Störung im Belriebe unmöglich erscheint. DaS Wasser qulli jetzt in alter Schönheit und überreichlicher Menge. Der könig liche Sanitätsrath vr. Laxer, der Mitbesitzer der Quelle, bittet in seinem FrübjahrSbericht um Nachsicht wegen dieser Störung des Betriebs und schreibt dazu: „Da vielfach an mich di» Frage gerichtet ist, was eigentlich Sauerbrunnen sei, mit welchem Namen jetzt jedes mit Koblensäme gemischtes Wasser getauft zu werden scheine, so nehme ich an dieser Stelle die Gelegenheit wahr, daraus in kurzen Worten zu antworte«. „Sauerbrunneu", „Säuerling" nennt man ein au» der Tiefe unabhängig von Tageswassern strömendes Quell- Wasser, welche- freie Kohlensäure enthält, und unterscheidet nach dem vorherrschender» Gehalt an festen Bcstandtbeilen NatroN'Säuerling. Kochsalz-Säuerling, Eisen-Sänerling >c. Nach diesem Gehalte werden solche Wasser gleichzeitig tu medicinische und Tafel- oder Trinkwasser eingetheilt. Mau kann demnach auch ein gewöhnliche» reine» Tetnkwasser durch Zuiatz der betreffen- den Salze, Entziehung von uicht dazu gedSrige» Bestaadtheilen und Einführung von Kohlensäure zu einem Säuerling oder Sauer- brunnen irgend welcher Art machen, ist aber dann nicht mehr de- rechtiqt, diese- Wasser einen natürlichen Sauerbrunnen zu nennen. Ich habe nie «in Geheimnis daraus gemacht, daß auch mein „Grau- baser de» Zuiatzet voa Kohlensäure bedarf, denn ich fülle bei offenen Tdüren. Außer dieser werden dem Wasser keine Substanzen zu- geletzt, noch irgend welche entzogea, und ich darf mit gutem Ge- wissen kortsahre«, dasselbe einen natürlichen Sauerbrunnen zu nenne»." — Die Universität Königsberg wird im lausenden Sommerscmester von 844 Sludirenden besucht. Bon diesen gehören 229 zur theologischen, >32 zur juristischen. 263 zur medicinische» und 220 zur philosopbischen Facultät. Mit >8 Hospitanten beträgt die Gesammtzahl der Hörer 862 Die Provinzen Ost- und Westpreußen sind unter den Stuvirendrn der genannten Hochschule am stärksten vertreten, nämlich mit 579, ihnen am nächsten stehen die Nachbar provinzen Pommern und Posen mit je 18 und Brandenburg mit 14. Aus dem Rheinland? bat sich ein Hörer der Rechts- wiffenschast nach dem fernen Osten verirrt. Westfalen hat keinen seiner Musensöbne dorlhm entsandt; auch da» übrige Deutschland >st nur schwach in Königsberg vertreten, nämlich mit 4 Studirenden, da- Aulland dagegen mit 7 Russen und l Schweizer. — Posen, 2. Juni. Vom Hosmarsckallamt ist beute die telegraphische Mittheilung eingeaangen, daß S«. k. und k. Hoheit der Kronprinz der Enthüllungsseier de« Krieger denkmal« nicht beiwohnen wird. — Heber eine Aeuherung der Kaffen» -ege» das a»tt- semitische Treiben bringt die .J-raelitische Wochen schrift- in Magdeburg eine Mittheilung. welche derselben au» bester Quelle auS Lüneburg geworden ist. Bei dem neu- lichen Besuch der Kaiserin in Lüneburg unterhielt sich dieselbe mit dem Oberbürgermeister Laucnstein in eingehender Weise auch über die kirchlichen Verhältnisse, und erkundigte sich ins besondere, ob die Bekenner der verschiedene» Religionen i» Frieden miteinander lebten. AlS der Oberbürgermeister nur die allgünstigste AnSkunst darüber zu gebe» in der Lage war, sprach die Kaiserin ihre freudige Genuglhung hierüber auS und nahm hierbei die Gelegenheit, ihr Verdick über den Anti semitismus mit folgenden verbürgten Worten auszusprechen: .DaS antisemitische Treiben ist mir und meinem Gemahl in der Seele zuwider". —- AuS Ober-Hollabrunn (Oesterreich unter der EnnS) wird der Wiener „Deutschen Zeitung" geschrieben: „Die größte Menge von Maikäsern dürste, Dank der Anregung unserer Sparkasse, im hiesigen Psarrsprengel gesammelt worden sei». Von N76 Personen wurde» 254 Ü1 de« schädlichen JnsectS gesammelt und vertilgt, sür welche die hiesige Sparkasse (per Liter 2 kr.) einschließlich der VernichtungSkosten einen Betrag von nicht weniger als 58l fl. 7 kr. auSgezablt hat." — In demselben Blatte wird folgende Maikä ser-Fangmethode al» erprobt empfohlen: „Während der Dunkelheit, etwa vor Mitternacht, wird ei» Licht, mit einem starken GlaScylinder versehen, am besten an den Stamm eines Baume» befestigt; dahinter kommt eine Taset von Bleck und darunter rin ausgespannter Sack. Wen» e» dunkel ist. stiegen die Tbiere zum Licht und fallen wegen der glatten Oberfläche deS EylinderS und der Blechlasel in den Sack, wo dieselben am besten mit heißem Wasser getvdtet werden." --- Neuerdings hat man bekanntlich versucht, amerika nische Austern nicht nur zum Verkauf nach Deutschland zu bringen, sondern auch in der Ostsee auSznsehen. Im Herbst l876 wurden die ersten Austern, 25 Tonnen, bei schleimünve auSgeworsen, die aber infolge der starken Strö mung tbeil» vertriebe», theil» versandet sind. Die zweite Sendung von 12 Tonnen wurde im vorigen Frühjahr auS- gescyt, und zwar einige in Drahtkörden. um daS Vertreibe» und Versanden zu verhindern. Jetzt sind, den .ScbleSwiger Nachrichten- zujolge, sechs Tonnen Austern gekommen, die man in hölzernen Kasten auSgesetzt bat; zwischen den einzel nen Brettern des BodenS und veS Deckel» hat man genügen den Raum gelassen, um da» Durchstrvmen deS Wasser» zu ermöglichen. ---Pari», 30. Mai. Bei Hetzet L Ouantin erscheint morgen eine Sammlung von Gedickten Victor Hugo'» (1827—l880) in zwei Großoclavbänden unter dem Titel „Tonis tu l-^rs." Pietätvolle Hände haben diese neue Veröffentlichung veranstaltet, welche von den Enthusiasten deS Dichter» mit unbändigen Lobpreisungen «»gekündigt wird; allein wer die Geistesverfassung dieser Leute kennt und andererseits weiß, wie Victor Hugo selbst alle« nach seiner Ansicht Brauchbare im Druck hat erscheinen lasse», wird „die ganze Leier" mit einigem Mißtrauen ausnehmen. Gewiß zuckt in de» zwei Bänden mancher Geistesblitz, aber daneben wieviel hohle Phrasen und dröhnender Wahnwitz! ---- Im Pariser Salon fanden die Bilder von Gott hard Kühl besondere Anerkennung. Die» bestätigt sich da durch, daß diesem deulschen Künstler vor kurzem eine goldene Medaille zugesprochen worden ist. Bei der gegenwärtige» Stimmung gegen alles Deutsche ist dies, wie die „Vossische Zeitung- mit Reckt bemerkt, umsomehr hervorzuheben, al» die Medaillen durch Abstimmung verlieben werden, an der die französischen Maler allein theilnehmen dürfen. — Der Zeitung „Truth" zufolge beabsichtigt die Königin von England nebst zwei Mitgliedern ihrer Familie die hindustanische Sprache zu erlerne». Ein junger indischer Fürst sei zu dem Zwecke nach Eugland berufen, um als Lehrer zu wirken. ---Brüssel, 1. Juni. In den Gärten der Aus stellung war ein prächtiger Tropsstcinpalast erbaut worden, „ein Aquarium-Cursaal", in der That ein prächtiges Bau werk, daS Viele anzog. Im Hintergründe dieses Cursaales befand sich ein Spielsaal. zu welchem Jeder gegen Zahlung eines Franken Zutritt hatte, also spielen durste. Die Einlaß karten, welche das Brüsseler Comits ausgestellt hatte, wurden zanz ungenirt verkauft. 9m Spielsaale selbst besagte ein Anschlag, daß kein Einsatz unter 50 Centimes und über 20 Franc» angenommen wird. Die gestrige .Etoile belge" enthüllte endlich ganz offen die Spielwirlhschasl, vas dortige Treiben der jungen Lebemänner der hohen Gesellschaft und der Damen der Halbwelt am Spieltische und richtete die Frage an daS Conrild, ob denn daS Spielen auch zui» Wett kampse der Industrien gehöre'? Inzwischen waren aber auch der Brüsseler StaalsanwaUschast Klagen Gerupfter zugegangen. Aus Anweisung de« Staatsanwaltes WillmaerS ist gestern die Brüsseler Polizei in der Ausstellung erschienen und hat von Amts wegen den Epiclsaal geschlossen. Damit hängt zu sammen, daß der König zwar die Ausstellung einwciht, aber den Besuch der Gärten avgclchnt hat. — Ueber die Weltausstellung in Barcelona wird der „Politischen Corrcspondenz" von dort vom 27. Mai geschrieben: Die Ausstellung schreitet immer mehr ihrer Vollendung ent gegen und der Eindruck, den man von ihr gewinnt, gestaltet sich von Tag zu Tag imponirender. I» Anbetracht der Großartigkeit ihrer Anlage und der Pracht der Installation, sowie insbesondere mit Rück sicht aus den Umstand, daß hier zum ersten Male ein »msassendeS und möglichst vollkommenes Bild spanischer Industrie geboten wird, erscheint die Ausstellung von Barcelona als eine der interessantesten Unternehmungen dieser Art, die in den letzten Jahrzehnten durch- gesührt wurden. Die Zahl der täglichen Besucher ist bereits eine sehr große und immer >m Wachsen begriffe». De» Gegenstand der größten Ausmerkiomkeit ober bildet andauernd die öster reichische Abtheilung. Da sie die einzige war, die ihre Installation rechtzeitig vollendete, zuerst mit dem Kataloge am Platze erschien, und durch tünstlerijch dnrchgesührte Dekoration hervorragl, wird sie voa der öffentlichen Meinung als die Hauptzierde der Weltausstellung betrachtet. Ihre Majestät die Köniain-Regentln verweilt bei jedem Besuche der Ausstellung in der üsterreichiichen Abtheilung sehr lange und legt für letztere ein unermüdliches Interesse an den Tag Gestern erschien Ihre Majestät neuerdings in den Räumen der österreichischen Abtheilung, wobei sie vom Minister- Präsidenten Sagasta und ihrem ganzen Hose begleitet war. Sie warde von dem Botickaster Grafen Dubsfq und dem Präsidenten der österreichischen Ausftelluna--Lo»imission. v Lindheim, empfangen. Die Mitglieder dieser Commission. Leopold Altmann, Gral Harrach und Delegirter Grünwal», theilien sich in die Führung der Mitglieder des Hoses, welchem sich außer dem Minister-Präsidenten a»ch die Minister de- Kriege-, der Marine und de- Unterrichtes angeichloffen hotte». Die Königin besichngte olle Details der Au«stellung. Sie sah die Installation von Aid. Milde, dessen prachivolle Schmiede arbeit sie bewunderte, d:e Arbeiten von Phil. Haa-, wobei de- Aeneral-Tireeior- Gestettnec gedacht wurde, die Au-stellunq von Bollarth, Lux, Frank, Lubaric, Zentler, Kohnberger, Sigmund, Samek, Lvw Berr, La Ferme, Schlöglmühle, Elbogen, Jnwald, Joray, Skramlick, Ludwig Berich, und Richard, Albert Graf Harrach, Adamek, Bonkmann, Sedöller, Eilenberg. Verlttzkq. Goldicheider, Hann, Malzsabrik, Ita, Lostmann, Latzt», Meinl'- Erben, Morowia, Reich, Schalek, Sommer, Wagner, Thie, Weißenstein, Werlheim, Zerherl, Czeiger, dessen chromo-Iiihographischen Leistungen im Kata loge sie auch besondere Aosmerksamkei» schenkte und noch viele mehr. Außer den Iwtnger-Vtkedisiben Möbeln tm P-villon, nahm sie von Czenvrny etne Glocke, von Jnwald einen prachtvollen Krqstallpocal» vom Grasen Harrach wundervolle Gläier znm Gescheute au. Minister Sagast, sprach seinen ansrichtigste» Beifall an«; stch von d-r Tom- Mission verabschiedend, sagte er, die österreichische Abtheilung zeige der Wrlr deutlich den Einfluß der schönen Künste aus da- Gewerbe. Er beglückwünsche da- Land zu diesem glänzende» Lrsolge — AuS Lima, 28. April, schreibt man der „Bossischen Zeitung": Ein Vorfall, der sich im Orte Bambamarca. unweit von PalLz in der Provinz Huamachuco zugetragcn, hat hier >einlicheö Aussehen erregt. Der dortige Pfarrer VarsgaS >at «ine Frau al» Hexe aus dem Marktplatze ver brennen lassen, nachdem er sie zuvor mehrmals hat zeißeln lassen. Da» Holz zum Scheiterhaufen bat de- armen Weibe- Hau» geliefert, da- aus de- Pfarrer- Geheiß ein gerissen wurde. AIS zwei Männer sich Über diese Scheußlich keilen beschwerten, ließ "er fanatische Priester sie greifen, und ibnen 25 Stockhiebe anszählen, wozu aus Zeinen Befehl die Glocken geläutet wurden. Der Pfarrer ,ost bi< jetzt un- belästigt von seiner geistlichen und der weltlichen Behörde weiter amtirt haben. Da- „traurige Ereigniß", wie die hiesigen Zeitungen e- nennen, zeigt den Bilbung-stand de« peruanischen Klern», wenn glücklicherweise auch selten mit der Unwissenheit ein solcher Fanatismus verbunden ist. — Wenn auch schon seit 1850 einzelne versuche mit Thcepslanzungen in Natal gemacht worden sind, so vatirt doch die erste eigentliche Plantage mit Lssanthee im Umsange von 3,24 b» erst au« dem Jahre 1888 Im Jabrc 1886 befanden sich bereit- 243 k» unter Theecultur mit eine» Ernte von 57 000 Pfund. Der Ertrag de» Jahre- 1887 belief sich auf 115 000 Pfund. Da- sür Theecultur ge eignetste Land liegt in einem Gürtel von ungefähr 19 Icm Breite, welcher mit der Küste parallel läuft. Versuche mn Thce sind zwar auch aus Land in der Entfernung bi» 80 üm von der Küste mit Erfolg gemacht worben, allein dort ist Frost nicht ganz ausgeschlossen. Die Qualität de- Natal- lbees ist zur Zeit eine gute Mittelsorte, wird sich aber bei mehr Erfahrung in der Bearbeitung von Seiten der Pflanzer sicher immer mehr verfeinern. *) einschließlich bei den Filialen in 2144 alten sammen in 2332 Büchern eingelegten 112 776 .G 48 Umsatz bei der Sparkasse und dem Leihhauic <m Monat Mat 1888. Bei der Sparcasse sind 702 530 .X 10 etngezahlt*) «ud 560 600 93 4 zurückgezogen, überhaupt aber 18 269 Bücher expedirt, darunter 1249 neue «ud 90" erlolchene. Da- Leihhau» hat 141 973 auf 12 403 Pfänder au-geliehen und 155 977 ^sl — ^ aus 12 490 eingelöste Pjüuder zuriickcmpsangeu. und 188 neuen, zn- --z und zwar beim 83 70 03 90^ 93i*z 51 ^ 50 ^ 01 01 oi 1. Filial aus 150 alte Bücher 10 neue - aus 160 Bücher 2. Filial aus 587 alte Bücher 61 neue - aus 3. Filial aus aus 4. Filial aus 6t8 Bücher 579 alte Bücher 50 neue « 629 Bücher 374 alte Bücher 28 neue - auf 402 Bücher b. Filial aus 454 alte Bücher 39 neue - aus 493 Bücher 7 717 486 8 203 sl 25 071 3 489 ^l 28 560 27013^4 2 652 .si 29 665 X 18 295 X 1 122 ./l 19 418^4 23883 ^4 3 045 26928 .<« Telegraphische Depeschen. ' Frankfurt a. O., 2 Juni. Bei der Reichstag-« Wahl im Sternberger Kreise werden bis jetzt gezählt sür Landralh Bohtz (conferv.) 3129, sür Will (deuischsreis.) >635 Stimmen. 72 ländliche und 2 städtische Wahlortc stehen noch auS. * Pest, 2. Juni. (Unterhaus.) In Folge der Acußerunqen de» sranzösischen Minister- de» Auswärtigen inteipellirte» Pazmandy, Apponyi und Ugron den Mniistcrprasidculen TiSza über die Arl der wegen der Rede von» letzten Sonnabend an den Grasen Kal- noky erlheilten Erklärungen. Der Ministerpräsident erwiderte, er werde seiner Zeit hierüber eine mertoriiche Antwort erthcilen, vor derhand aber erklärte er schon jetzt: „Ich hatte nicht die Absicht, ich thak eS auch jüngst nicht, e» ist a»ch heute nicht meine Absicht und wird eS anch bei der Beantwortung der Interpellation nicht sein; ich habe überhaupt niemals die Absicht gehabt, eine Nation, mit welcher wir im Frieden leben und — wie ich selbst damals betonte — mit welcher wir Frieden halten wollen, auch »ur im Entfernteste» zu beleidigen." — Gras Apponyi hob in seiner Interpellation hervor, daß man den Zwischenfall nicht taktvoller, zuvorkommender behandeln konnte, als Goblct getban. Er sei überzeugt, daß Jedermann in Ungarn die von Goblet betonte Erhaltung der sreundschastlichen Beziehungen mit Frankreich wärmtten» wünsche. Diese Gefühle stünden nicht im W'derspruch ,»it de» Bündnissen, worauf die äußere Politik der Monarchie basirt sei, und woran auch dle ungarische Nation unerschütterlich scsthaltcn werde. Sollte sich Frankreich einmal Bestrebungen über lassen, welche tm Gegensätze zu den Interessen und der Sicherheit unserer Verbündeten ständen, dann könnte Ungarn solchen Bestre bungen weder sympathisch noch ausmunternd zusehen; e» könnten vielmehr Fälle Vorkommen, welche die Monarchie kraft der Ver trag-Verbindlichkeiten, zu ernster Stellungnahme veranlassen würden. So lange aber Frankreich an seiner friedlichen Politik sefthaltr, könne d>c Friedensliga keineswegs da- Hinderaiß bilden, Mit Frank reich ein die ungarischen Interessen entsprechendes sreundschaitljche- Berhältniß ausrecht zu erhalten. (Wiederholt.) * Athen, 2. Juni. Depeschen auS Monastir bestätigen, daß die türkischen Behörden den Consul Panourias mit de» üblichen Ehrenbezeugungen empfangen haben Der Zwischenfall ist damit erledigt. Kleteorologische Leobachtungen »uk Svr 8t«ri»M»rt« >0 Telprl». Nsk«: 119 äleter llbsr ilew -leer. 2«il iler sieabncdtuiur. u»rom. 7»>I. »uk MUtlUiu. 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