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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880608
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-08
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1888
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3L4V ihrem Gesuchr um Aushebung jenes Beschlusses abgewiesea werde' war. Holle dieselbe sich an die Stadtverordneten mit dem gleichen Gesuche gewendet, und letzteres gelangte in der gestriae» Plenarsitzung zum Vorträge. DaS Schreiben wird der Geschäfts ordnung gemäß acht läge lang im Bureau ouSliege,. In der selben Sitzung gelang!« aber auch das OrtSstatut sür die Errich tung cinec Freibank zur Plenarberathung. De Herr Vorsteher. Justizrath vr. Schill, referirte im Namen der Schlachthoss-Eonmiissio» >n eingedender Weise, und zwar zunächst über die Vieh- und SchlachlholS-Ordnung, bezüglich deren wir »och Einige- hervorheben wollen Die Commission hat im Eniwurse dcS Rathes eine Bestimmung vermißt, nach wel- eher Personen, welche vorgeben, im Schlachten bewandert zu sein, ohne >edoch die Fähigkeiten wirklich zu besitzen, weggewiesea werden sollen und haben einen demgemäßen Vorschlag zur Er gänzung des Entwurss gemacht, welcher, ebenso wie der weitere, daß Lehrlinge überhanpt nur zum Schlachten in Anwesenheit deS Meisters oder dessen Vertreters verwendet werden sollen, vom Plenum angenommen wurde. Die Commission ist auch nahe daran gewesen, eine Bestimmung, wonach das „Schächten" zu der- bieten sei, Voranschläge», da nach den thalsächlichen Wahrnehmungen in der Behandlung der Schlachtthiere beim Schächten nichts AndereS alS eine Thierquälerei zu finden, in einzelnen preußischen Städten das Schächten auch verboten sei: allein lediglich die Rück sichtnahme daraus, nicht in rituale Verhältnisse eingreisea zu wollen, hat die Commission von einem de-sallsigen Vorschläge abgehalten, dagegen aber zu dem Gesuche bestimmt, daß der Rath die strengste Aussicht gegen Mißbräuche sichre» lasse. Die Freibank anlangend, so hat diese nach den Ausführungen de« Herrn Referenten den ichwierigstcn Gegenstand der Beraihungen in der Commission gebildet und besonders die Frage, ob neben aeringwerthigerem Fleisch auch bank fähiges in der Freibank zum Verkauf gelangen solle. Da- geriugwerthigere Fleisch ist solches von adgemigerten. bez. fehlerhaft ernährten Thiere», ober darum völlig genießbar. Fleisch von kranken Thieren kommt überhaupt nicht in die Bank, sondern wird vernichtet. Die Freibank steht ebenso wie die gesummte Schlacht- und Biehhofs-Anlage unter obrigkeit- licher Control«» und eS soll der Preis deS FreibanksleilcheS nicht mehr als V» des jeweiligen Preises des bankfähigen betragen. Für die Freibank wird eine der Landfleischerhallen benutzt werben, und sie steht in fortwährender Beziehung zur Verwaltung; vor Allem soll daraus gesehen werden, daß da- Publicum nicht für hohen Preis miuberwerthige Wnare erhalte. Die Frage der Einsührung auch gesunden Fleisches iu die Freibank hat zu langen Debatte» geführt Für die große Majorität bei Commission, die RathSvorlage anzunehmen, ist au-ichlaggebend gewesen, daß die Freibank von vornherein eine» guten Ruf bekommt (und da» würde kaum der Fall sein, wenn lediglich miuderwertlngeS Fleisch ausgelegt wird) und weiter, daß die weniger bemittelten Leute ein gutes Stück Fleisch sür billigen Preis erhalten In München erfreut sich die Freibank deS ungeiheilten BeisallS de» Publicums, und sie ist dort geradezu unentbehrlich geworden. Hinsichtlich der Preise und ob ein Bedürsniß einer Herab minderung bei unS vorhanden, betont der Herr Referent, daß es kaum nothwendig erscheine, daraus näher einzugeheu; denn seit Jahren wird darüber beständig Klage gesührt, daß, obwohl die Biehpreise nicht unbeträchtlich zurückgegangen, die Fleisch- vreise auf der gleichen Höhe geblieben siad. Der Herr Refereni erinnert sich. s. Zt. im „Leipziger Tageblatt" eine Statistik gelesen zu hoben, nach welcher hinsichtlich der hohen Fleifchpreise Leipzig nur noch übertrosfen wird von Freiburg i. B.; in allen anderen Städten bestehen billigere Fleischpreise. Bon der Minorität der Com mission ist geltend gemacht worden, daß DaS, waS jetzt durch die Freibank erreicht werden solle, durch die Landsleischer bereits erreicht worden lei. ES möge zugegeben werden, so fährt der Herr Referent sori, daß die Laudfleischer billigere Preise als die Stadt- Aeischer berechnen: worin dies liege, könne dahingestellt bleiben. ES dürsc aber auch nicht, wenn in dieser Beziehung auf geriaq- werthigere Waare hingewiesen wird, verschwiegen bleiben, daß selbst Stadtsleiicher frühzeitig bei Landfleischern zu billigerem Preise kaufe» und die Waare zun, Stadtpreise verkaufen. Daß künftig die Bor- «heile der Landfleischer, welche dem Schlachtzwang unterworfen sind, «vegiallen, sei leicht möglich. Der weitere Eiiiwand, daß künftig Viehhändler oder vekonomen sich darauf legen werden, die künstliche und rasche Mästung der Schlachtthiere zu betreiben, hat die Commission noch reiflicher Erwägung gleichfalls nicht bestimmen können, gegen di« Freibank zu stimmen. Man hat in dieser Beziehung daraus sich gestützt, daß, wie dem Fleischer so auch dem Tbierarzt da« Er- kennen des Fleische» künstlich gemästeter Thiere möglich fein werde. Der Rath und die Commission sind damit einverstanden, baß durch die Freibank berechtigt« Interessen deS Fleischergewerbes keineswegs geschädigt werden sollen; der Rath hat ja. wenn die Frei- dank eine zu große Anziehungskraft auf gesundes Fleisch haben sollte, die Mittel iu der Hand, dem eutgegenzutreten. Die Commission hat aber doch noch die Genehmigung zur Errichtung der Freibank an die Voraussetzung zu knüpfen geglaubt, daß eine Schädigung der berechtigten Interessen de- Fleifchergewerbes nicht eintriit und daß zu diesem Behuf« di- aus Weitere- »ich« mehr als Ul Stück Groß- vieh «ob da- dem entsprechende Kleinvieh pro Woche sür die Frei bank, soweit gesunde Thiere in Frage kommen, geschlachtet werde». Die Debatte über die Vorlage gestaltete sich zu einer sehr laugen. Zunächst vertheidigte Herr Laue-Nietzschmavo den Standpunkt der Minorität in sehr energischer Weile und bezeichnet« die „RathS- schlächterei" als eine sür da» Fleischergewerbe bedenkliche Concurreiz und verwendete sich nach Darlegung aller von sachoeritändiger Senr erhobenen Bedenken sür Streichung der bezüglichen Bestimmung des Entwurss dafür, daß man doch wenigstens erst vielleicht aus die Dauer eines Jahre« die Gestaltung der Verhältnisse bei der neuen Anlage abwarten wolle unlz. glaubt, daß sich auch hinsichtlich der Fleischpreise bei dem Marktbetrieb eine Aenderuag erwarten laste. Herr Oehler stimmt der Auflassung des Herrn Laue hinsichtlich der Concurenz zu, die er dem Gewerbe gegenüber sür nicht gerecht- fertigt halt-, Herr Oberbürgermeister vr. Georgi erklärte, daß der Herr Referent die Gründe deS Rathes in dankenswerther Weise jo so vollständig und richtig wicdergeqeben habe, daß er sich aus Weniges beschränken könne. Bor Allem müsse er die irrige Annahme entschieden widerlegen, daß der Rath selbst do» G'werbe ausüben wolle; das komme ihm gar nicht in den Sinn; allein der Rath habe e« nicht allein mit den Fleischern zu thun, sondern auch »nt den andern Bewohnern und insbesondere mit der ärmeren Bevölkerung, welchen Gelegenheit gegeben werden soll, zu billigem Preise genießbare« Fleisch zu erhalten. Nachdem die aus Streichung der bezüglichen Stellen des Entwurfes, bez. auf nament liche Abstimmung gerichteten Anträge de« Herrn Laue in Folge mangelnder Unierftützung binsällig geworden, ersolgte mit großer Majorität die Annahme des Ausschußantrags Neues Theater. Leipzig, 7. Juni. Der Grignon Scride'Sreizendem Lustspiel .Der Da me »krieg", welches gestern zur Aus- siihrung kam, gab Herrn Eugen Staegemann Gelegen heit, nnS ein vorsichtig entworfenes Charakterbild vorzusiihren, »n welchem alle ausdringliche Komik serngebalten wurde, jedenfalls in der anerkennenSwerlhei, Absicht, diesen Grignon tstr die Schlußwendung möglich zu machen, wo ihm ja die Heldin deS Glückes in unzweideutiger Weise die Aussicht aus Herz und Hand eröffnet. Allerdings muß dieser Grignon »ickls Geckenhaftes haben, er muß eia Cavalier sein und bleibe», und die seine Komik muß nur in oen Widersprüche» eines Cbarnkter» bestehen, welchem die widersträubenven Cigenscdasten vvn Later und Mutter durch eine fatale Erb schaft gemeinsam uberkommen sind. Nach Schopenhauer'- Theorie geistiger Erbschaft geht der Intellekt der Mutter und der Charakter de» Vaters aus die Söhne über. Nach Srribe kann sich der Charakter vo» Bater und Mutter gleichsam stückweise aus den Sohn vererben Die Mutter de« armen Grignon war eine Heldin, der Bater ein furchtsamer, vorsichtiger Mann. Das schlägt >ndeß der Tbevrie de» Franksurter Philosophen nicht geradezu in« Gesicht Aus dem geistigen Gebiet, aus dem der Phantasie, bat Grignon die Erbschaft seiner Mutter angelreten; da ist er von lebhafter Einbildungs kraft und viel mögender Unternehmungslust. Wo e» aber zu handeln gilt, wo der Charakter in Frage kommt, da über wiegt des Bater» Bedenklichkeit und Aengstlichkeit So illustrirt Vieser Grignon eine sedr wichtige psychologische Frage Doch zu ernst Vars man ihn nicht nehme», als Bübne»- sigur ist er ei» semkomischer Held und wirkt ergötzlich Th»t «in Darsteller zu viel des Guten in dieser Nolle, so macht er allerdings dem Dichter und seiner Gräfin den Abschluß schwer; doch er könnte sich ja damit entschuldigen, daß geistreiche vor nehme Damen ihre Cavricen haben, wie ,a auch schon Shake. spcare'S Tilanig beweist, die sich m den Weber Zettel trvtz seine« EsrtSkopsr« verliebt Jedenfalls muß Grignon einen gewissen naiven Grundzug baden, und gerade dieser trat in dev, Spiele de« Herrn Staegemanu nicht genugsam hervor, wenigsten» nicht bis zu den Scene» de« letzten Acte«, di« er allerdings mit er beiterndem Humor und einer Menge seiner komischen Nuancen spielte. Die Gräfin d'Autreval der Frau LewinSkh zeigte die künstlerischen Vorzüge dieser Darstellerin, die geistige Beherrschung ihrer Ausgaben, die seinsühlige und verstand- nißvolle Austastung jeder einzelnen Scene, mag der Esprit oder die Empfindung darin vorherrschen, wieder in günstig stem Llcht Frl. Schneider als Leonie suckle sich »ach Kräften aus den Ton einer zarten, kno-penhasten Französin zu stimmen, die, vom Pferde heruntersallend, ihr Herz entdeckt. Sir traf diesen Ton zum Theil ganz glücklich, wenn auch der Flügelstaub der mädchenhaften Psyche nicht ganz unverwischt zur Anschauung kommen konnte bei einer Darstellerin, welche so oft in den Wagnisten der Posse und Operette herum voltigirt. Frl. Schneider ist von einer seltenen Bielseitigkeit und stet» bereit, in Lücken einzulreten. Gestern sprang sie sür Frl. Flösset ein, die übrigen» sür die Rolle der Leonie nicht sehr geeignet ist. Wir meinen, solche Ersatzreserde darf nicht zu ost mobil gemacht werden. Herr Strohmann al< Hairi von Flavigneul war ein echter lebenSsrendiger und todeSmuthiger Cavalier, voll kecken Humor«, wenn er seinem Verfolger ein Schnippchen schlagen konnte. Der Präsect Montrichard machte ansang» einen besrrmdenden Eindruck. Wir sind ge wohnt, hier diesen Herrn al» eine sehr corpnlente Persönlich keit dargestrlll zu sehen: ansang« spielte ihn Herr Förster, später Herr Door. Davon bleibt in der Phantasie deS Publicum« immer etwa» hängen. Ein hagerer Montricharb halte den Reiz der Neuheit. Herr Borcherdt konnte um so mehr den seinspuriqen Polizeimann herau-kehren; aber der joviale Zug. der dem Charakter eigen ist, kam nicht genugsam zur Geltung. Uebrigcn« schien die Hamburger oder Frankfurter Bühnen- einrichlung de« Stücke« mit der Leipziger nicht ans den notlugen Einklang gestimmt zu sein. Es kam «ine für ein große« Theater sedr unangenehme Störung vor. Herr Staege- »nanii-Grignon bewunderte die Gräfin d'Autreval, die hinter den Coulisten aus ihn zukommt, nach der entgegengesetzten Seil« hm, al» von welcher Frau LewinSky austräl, und da er seine Partnerin nicht erblickte, fügte er noch einige be wundernde Wendungen aus eigenem Borrath hinzu, um die Pause auSzusüllen. Frau LewinSky erschien dann hinter dem Rücken ihre« enthusiastischen Verehrer«. Der HeilerkeilScrfvtg dieser Scene versetzte u»« an« dem seuie» Aekher der Scribc- schen Komik in da» Gebiet schwankartiqer Wirkungen. lieber G von Moser'S Lustspiel: „Ein moderner Barbar", da« ja hinlänglich bekannt ist, können wir nur binzusügeii, daß e« noch dem bramalischen Kupferstich Scride'S wie an eine reckt primitive Hol,schniktarbeil gemahnte. Immer hin gab es Herrn Staegemanu Gelegenheit, den Rüsten Constantin al« zärtlichen Liebhaber und cholerischen Auto kraten mit treffender nationaler Färbung auszunialcn. Leb hafter Beifall lohnte die Darstellung. Ruvols von Gottschall. Mufik. Lom nordischen Musilseft in Kopenhagen. i. Da« nordische Musitfest in Kopenhagen hat auch sür Deutschland, insbesondere aber sür Leipzig große Be deutung. An der Spitze der Coinponisten steht der Nestor Niel« W. Gabe, besten Rubm ui Leipzig gegründet wurde und an besten Direktion der GewandhauSconcerte sich jetzt noch ältere Kunstjreunde mit wahrer Freude erinnern. Bon den jüngeren aus dem Kopenhagener Musikscst vertretenen Tondichtern sind die hervorragendsten am Leipziger Conser- vatorium gebildet, und wir hatten e« daher sür unsere Pflicht, unsere Leser über den Verlaus deS Festes zu orientiren. Am 3. Juni Nachmittags 4 Uhr wurde die Generalprobe zum Musikfeste im Conccrtpalai« abgehalleu. Die gedegte Befürchtung, daß doS groß angelegte Fest in einem unfertigen Raume ftoiiftaden lallte, wurde ml» dem ersten Rundblick im Saale glücklicherweise zu Nichte gemacht. Der große. Helle Raum iinoonirt entschiede» Die Farbeoiöne sind alle licht gehalten, und tue Dekorationen entsprechen im Charakter gut dem sichtbaren Baumaterial, aus gelbgrauem Stein und Ellen bestehend. Fast die ganze Hintere Hälfte wird von der mächtigen Tribüne eingenommen, welche die 700 Mitwirkenden — da« Orchester allein zählt über 100 Personen — ausnehmen soll. Für die Säuger ist ein ganze« Amphitheater mit gelbgestrichenen Bankreihen erbaut. Jeder Sänger hat feine Nummer und einen gleich numerüteii Sitzplatz. Obgleich der Saal mit Seitenflügeln 2100 Zuhörern Raum bietet, «st doch überall bequemer Zugang, sowohl zu den verschiede»«» Abtheiluugen, wie auch zu de» cinzeloen Plätzen. Sehr gespaaot war man aus die akustische Wirkung io dem großen Raume, doch der Wurf ist gelungen, überall, aus iedem Platze kommt dle Klangwirkung zur vollen, harmonischen Bettung. Bon den Eomponisten dirigieren NtelS Gabe und Johann Selmer persönlich. Al« der Erste«, jugendlich lebhast sein erstes Werk, die Ostiau-Luverture, zu Ende gesührt hotte, brauste ihm eine nicht endenwollende, herzliche Huldigung entgegen. Noch dem Aus fall dieser Prob« steht zu Hofleo. daß das ganze Fest gut ge lingen wird. * Leipzig, 8. Juni. In der heute stattfinden den Aus führung der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" wird al» „Frau Reich" Frau Dunran«Chamder« vom Herzog!. Hoslheater in Gotba Vebutiren. * Au» Bremen wird gemeldet, daß daselbst im Alter von 84 Jahren die in Leipzig wohlbekannte und f. Z überaus beliebte Sängerin Eicke gestorben ist. Auch ein Leipziger Marsch. di. VVd. Al« Mittwoch Nachmittag der Leichenzug Professor vr. Riedel'« in den JobanniSfriedhos am Tdonberg eintra», wurde er von Mitgliedern de« „Leipziger Musikerverein«", dessen Ehren präsident der Verstorbene gewesen, dem Büchner'schen Musikcorp« — Musikdirektor Franz Büchner war selbst anwesend — mit einer Trauermusik empfangen und an die Grabstätte (Ernst Keil « Familien- begräbnißj geleite». Der Trauermarsch gefiel wohl allgemein. Ja Miisikerkreisrn erfuhren wir darüber Nähere«. Die Umstände, denen er hier in Leipziq seine Entstehung verdankt, waren eigeathümlich genug. Die Erzählung versetzt un« in die gute alte Zeit zurück, wo da« Musikcorp« Moritz Wenck'« »och eine große Rolle spielte, namentlich bei den Corp« uaferer Hochschule sehr beliebt war. Kein Cammer«, kein Fest ohne de« „laugen Weark's" höchst eigene Prälenz und Musik. Nun ereignete e« sich einmal, daß Direktor Wenck gerade, al« er eine Ballmusik dirigirte, die Meldung erhielt, ein Corp« habe soeben sür morgen eine solenne Lrouermufil bestellt, um da« Leichenbegängniß eine« Lorp-burschen würdig zu verherrlichen. Da wurde die lange Gestalt ersichtlich kleiner, da kratzte sich der „lange J«rael" der Musiker de« Gewandbauses mit unsagbarem Verdruß brummend hinter de» Ohren und ries endlich ingrimmig herautplatzend au»: „Wo in aller Wett soll ich denn nun gleich einen Traurrmarsch heruehmen? Habe ja jetzt keinen nicht, Ihr wißt'« jai Ich kann'- meiner Seele nicht annedmen, es geht wahrlich nicht." Wer nnn Wenck gekannt hot. der sich nicht leicht e»nra Auftrag au« der besten Kundlchos« entgehen ließ, geschweige denn von seine» geliebten Studioien — denn er war gar sehr aus« Gelderwerben bedacht. — kann sich denken, wie ärgerlich da Heinrich Moritz an jenem Abend gewesen sein mag Da war aber zu jener Zeit ein junger, junger Sp>elmai», au« Thüringen m seinem Corp«, der nackimaX Musikdirektor tu Apolda wurde, aber dann verschollen oder unter» gegougeu ist, August Nützer hieß er. Dieser trat an« Dirigenten« pult und sprach die tröstlichen Worte: „Hören Sie mal. Direcior, wen» e« Ihnen nur an einem Trauermarich fehlt da kann Ihnen vielleicht geholfen werden. Morgen früh bis 10 Uhr sollen Sie einen Trouermarsch von mir haben." Halb ungläubig, halb schmun zelnd schaute der Meister, sich in seiner ganzen Länge aus« Reue aosrichtend, den jungen Monn von od-n derob an, er schien nicht zu begreifen, wie ibm Hilfe von dieser Seite kommen könne. Der Ball ging iveiter, der Ball ging zu Sude. ES war wie gewöhu- l»ch der früh« Morgen herangekomme» Jener Christian Frledrtch August Nützrr aber ging wohl auch nach Hause, wie die Andern. Er wohnte am Fleischerplaß Nr. 3. (Siehe Adreßbuch sür 1860) Aber er legte sich nicht schlafen wie die Andern, soadera setzte sich bin und comvoairte. bis e« Tag wurde, er war ii» der rechten Stimmung. Und binnen wenigen Stunden war der versprochene Trouermarsch fix und fertig, waren auch die Stimme» ausgeschrleten. — Wenck machte große Augen, als ihm die Musik vorlaq. Seine Freude war königlich, die Belohnung wird «S leider wohl nicht gewesen lei». Wenck sah sich, wie gesagt, ..gerettet". Der neue Marsch in kin-woll. da« Kind einer „vuir blaocke", einer durchwachte, Nacht, ertönte mit seiner wuchtigen Tragik bald zum ersten Male und geleitete die sterblichen Ueberreste eines flotten Sludio zum Ruhekämmerlein. Rützer macht seinem Nomen alle Ehre. — Dieser sein Marsch war e-, mit dessen „Trauerschlägen" wir an jenem Tage einen ganz andern „Wanderer aus dem letzten Wege" begleitet haben. Für- wahr, er konnte bei keiner würdigem Gelegenheit ertönen und erhielt somit erst jetzt, indem er d,e Fahnendeputaiionen des .PauluS" und de« „Arios" begrüßte, zugleich sür sich selbst die rrchie Weihe. 'Notizen. In den letzten Togen ist das Lomitä vom zweiten großen Musiksest in Stuttgart in nicht gering« Verlegenheit gesetzt worden, da Herr Mikorey an- München, der die Partie de- Jofua übernommen hatte, durch plötzlich« Repertoire-Veründe- rung gezwungen wurde, sein Engagement zurückzuziehen. ES ist dem Coinits icdoch gelungen, einen ganz ausgezeichneten Ersatz sür den genannten Künstler in Herrn Georg Ritter, Couceri-Säager an- Hamburg, zu finden. — Die erste Münchener Ausführung von Wagner'- Iugeodoper „D > eFeea" »ftauiden 29. Juni ieftgefetzt worden. — Der Weimarische Hosovernsänger Herr Franz Schwarz wird setn Gastspiel an der Berliner Hosoper am 11. b M a>» Amona-ro in Verdi'« „Aida" eröffnen; die Titelrolle wird Fron Brätdol-Pierson fingen. Die zweile Gastrolle deS Herrn Schwarz wird der Trlramund im „Loheagrm" sein; die Titelrolle sing» in dieser Vorstellung zum ersten Male in seiner künstlerischen Laufbahn Herr Rolhmühl, die Elsa giebt Frau Brerhol-Piersoa, die ihr Gastspiel als Senta im „Füegendeu Holländer" beginnt. Wie ferner die „Boss. Ztg." erfährt, »ft Frl. Weitz vom Münchner Hof. theaier von der General-Jntendanz ml» einem Gehalte von 18 000 vom 1. Oktober d I. sür dieBerlinrr Hosoper verpflichtet worden. — Antoine Hekking, der Solo-Cellist de« Philharmonischen Or- chesterS in Berlin, ist an« dieser Verbind»»» ousgeichieden, um sich ganz der Virtuosen.Carriere zu widme». — In Berlin bei Krolj ging Glucks „Orpheus" in Scene und zwar mit Fron He in k vom Hamburger Sladitheater in der Tilrlrolle. — Der kgl. Kammersänger K rolop ist als ordentlicher, nichr vollbeschäftigter Lehrer dr-Ge sanges an dir Berliner kgl. Hochschule sür Musik berufen worden — Las Philharmonische Orchester verläßt am 9. d. M. Berlin, ui» sich in sein Engagcmcm »ach Scheveniagen zu begeben. Der schwedische Baritonist Phillips, Forstöa, der in deutscher Sprache singt und de» Pauline Lucca in Stockholm entorckt und ausqesorvrrt hat, nach Deutschland zu gehen, saug in Sluit- garl als Gras Luna mit durchschlagendem Erfolg. — Aus Kreuz nach wird von einem Streike der Curcapelle berichte». Copcllmeister Meyder als Nachfolger Parlow'S hatte zwei Mitglieder seiner Cavelle, welche ohne Urlaub einen Ausflug gemacht halten, mit einer OrdnnngSstrase von je 4K .St belegt. Daraus erklärten 17 der übrigen Mitglieder, daß sie ihre Thaligkeit aasgeben würden, wenn die Bestrafung jener beiden Mitglieder aufrecht erhalten würde. Durch die Polizei wurden die Musiker zur Erfüllung ihrer coniract- lichen Verpflichtungen angehalten. Aber die Unzufriedenheit dauerte fort, und die 17 Müglieder verweigerten bei Aufrechlerhaiinng der Strafe nach wie vor die Erfüllung ihrer Pflicht, worauj sie enllajjen wurden. — In Karlsbad wurde Sullivan's „Mikado" in beutscherSprachezum erste» Male mit größtem Erfolge ansgejührt. Direktor Raul und sänimtliche Müwirkendcu wurden stürmisch und ost gerusen. — Wie man ouS Wien meldet, ist Herr Pollini. der Direktor deS Hamburger Stadttheaters, in Kaltenleutgeben (bei Wien), wo er sich seit einiger Zeit znm Curgebrauch oujhält, an einem Nervenleiden schwer erkrankt. — Im , Hambnrg'schen Corre- ipondent" finden wir interessante Daten »der die nbgelaujenc Ham- l urger Lpernsaiso» unter der lä.igst bewährten Direclio» Pollini. Es saudcn im Hamburger Sladitheater 167, in Altona 66 Opernabend» statt. Unter den Novitä'e» bemerken wir außer Massenei'« „Eid" und Verdi'« „Othello" Bizet's „Die Perlenfischer", „Faust" von Zöllner und „Dir drei Ptntos" von C. M. v. Webcr, unter den neneinsiudirtcn Werken da- Mendelssohn'sche Operusragment „Die Loreley". Achtzig Vorstellungen wurden vo» H. v. Bülow dirigirt. Capetl- meistcr Sucher, »ach Berlin berufen, trat mit dem Schluffe der Saison aus dem Verbände des Hamburger TbealerS; er reichte den Dirigeiitenstgd Herrn Weingartner, ein Oesterreicher dem Oester- reicher. Weingartner ist bekanntlich am LeipzigerConservaloriui» gebildet und specieller Schüler von Oscar Paul. Weingartner besiyt ei» eminentes Tieertionsialcal. — Cavellmelster Sucher verabichie- deie sich vom Hamburger Stadttheattr mit Mozart's „Don Juan", mit testen Leitung er sich 1879 in Hamburg eingesührl bot. — In Wien fand anläßlich der diesjährigen Bayreuther Bühneujestjpiele eine außelordenlllch- Generalversammlung des akademischen Wagner-Vereins statt, bei welcher beschlossen wurde, wie früher auch in dieieni Jahre eine größere Zahl von Frei plätzen sür den Besuch der Festspiele und Stipendien sür die Fahrt nach Bayreuth sür BereinSmitglieder sowohl als minder bemittelte Künstler, Künftsreunde ic. auSzuqebe». — I» Prag starb der ehemalige Wiener Hosovernsänger Engelbert Pirk im Alter von SO Jahren — AuS dem umfangreiche« Actenmatcrial. welche- der ungarische Minister der Innern in Angelegenheit der königlichen Oper zu Pest dem dortigen Abqeordnetenhause vorgelegt hat, mögen folgende Angaben über die Honorare, welche die Käste der Oper im Jahre 1887 (also unter dem Regime de- Grasen Keglevich) bezogen haben, interessiren. Es erhielten sür den Abend: Fräulein Belliuctoni (neuuzedomol) je 250 fl.; Frau Borghi-Mamo (viermal) je 750 fl. und 250 FrcS Reisekosten; Frau Brajuin (Berlin)(viermal) je 200 fl. und 100 fl. Reisekosten; Frau Adalgisa Gnbbi (sür sechs Abende engagirt, aber nur einmal ausgetreten) 666 fl. 66 kr. und 500 fl. Reisekosten; Frau Ghimesi (dreimal) je 100 fl.; Fron Schröder-Hansftängl (achtmal) je 400 fl.: Fräulein Lilli Lehmann (achtmal) je 600 fl.; Fräulein Jda Ricettt (dreimal) je 500 fl.; Frau MarcellaSembrich (sieben mal) je 2000 fl.: Fräulein Turolln (siebenmal) je 500 fl.; Fräu lein v. Zand» (zweimali je 1500 fl. und Frau Witt (sechsmal) je 500 und 400 fl. per Abend. Die höchsten Honorare sür Sänger wurden im Jahre 1886 bezahlt: an Lassalle (Pari-) 1000 fl. und an Mierzwi »Ski 1200flperAbend. —Christine Nilsson. welche seit ihrer Vermählung mit dem spanischen Grasen de Miranda entschlosten ist, sich in da« Privatleben zurückzuziehen, gab dos erste ihrer ongekündigten 2 AbschiedSconcerte m der Albert-Halle >u London, die bald bi« aui den letzten Platz gefüllt war In dem Coacrrte wirkten auch andere hervorragende Kuustkräfte mit, dornnter Mod. Trrbelli und Mr. SimS Reeve«. — Der französische Minister der schönen Künste hat bestimmt, daß die früher PaSdeloup gewahrten 10000 FrcS. zur Unterstützung seiner Populairconcerte auch fernerhin diesem Unter nehmen zu Theil werden sollen. — Capellmeister Wilhelm Gericke hat, nach einer für ihn besonder« erfolgreichen Saflon, Boston am 26. Mai verlassen und wird in der ersten Hälfte Juni in Wien eintreflen. — Frau Lilli Kalisch-Lchmonn und ihr Gatte werden gletchsall« sür eiaige Monate nach Europa znrückkehreo. Nachtrag. * Leipzig. 7. Juni. Heute Vormittag kam mit der Berliner Bahn Se. Excellenz der königl. preußisch« Cultu«- minister von Goßler von Berlin hier an und fuhr auf der Magdeburger Bahn weiter nach Schkeuditz, um eine Be sichtigung der Irrenanstalt in Altscherbitz vorzunehmen. Bon da erfolgt die Weiterreise nach Halle. * Leipzig. 7. Juni. Glaubhaftem Vernehmen nach haben die «Stadtverordneten in einer gestern Abend stattgcsundenen nickt öffentlichen längeren Sitzung die Vorlage des Rathes. betreffend die Uebernahme de« Theatersundu« zum Preise von rund 132 000 uk. mit geringer Majorität genehmigt. * Leipzig, 7. Juni. Der Vorsitzende de« sächsischen Krei-turnrathS, Herr KreiSvertreter W. Bier in Dre«den. veröffentlicht in der neueste» Nummer der „Deutschen Turn zeitung" da» ausstihrliche Programm der fünften Alpenturnsahrt der sächsischen Turnerschast. Die früheren derartigen Unternehmungen, m«besonvere diejenige vor zwei Jahren noch Graz, waren so sorgfältig und praktisch vorbereitet, daß sämintliche Tbeilnebmrr sich hoch befriedigt er klärten und auch sür die die-maligeAlpenturnsahrt sind nach dem vorliegenden Programm die Vorbereitungen in einer so geschickten Weise getroffen. daß ibr Wohlgelingen schon jetzt verbürgt werdrn kann. Die Turnsohrt erstreckt sich, wir schon gemeldet, von Dresden bez. Leipzig zunächst nach Stuttgart nnd von da über Mm nach Frievrich»hasen und dem Bodeufee. wo dann jeder Einzelne seine weiteren Au-flüge daran knüpfen kann. Bi« Friebr>chshasen bleiben die Turnsahrer also im Sonderzug vereinigt und dort zerstreuen sie sich al«vana. da die Wünsche und Neigungen bezüglich der weiteren Reise ganz verschiedenartige fein werden, in alle Richtungen der Windrose. Der Sonderzug fährt au» DreSden-Altstavt am 20. Juli Abend« 8 Uhr 5 Minuten ab, au« Reichenbach i. B Nacht« l Uhr und trifft in Stuttgart am 2l. Juli 5 Uhr 30 Minuten Nachmittag« ein. Komme» in Leipzig 200 Theilnehmer zusammen, so werden dieselben vom Bayerischen Bahnhoj daselbst mittelst Sonberznge« nach Reicheiidach i. B. gefahren und hier, ohne umzusteigen, in denselben Wagen dem Haupt, zuge eingereiht. In, anderen Fall werden die Genossen von Leipzig, soweit sie den letzten Anschlußzug (au« Leipzig 6 Uhr 40 Minuten Abend«) nach Reichenbach i. B. benutzen, in den von ihnen besetzten Wagen dem Hauptzuge ebensall» angeschlossen. Wagenwechsel findet aus der ganzen Streck« bi« Stuttgart nicht statt. Die Fahrkarten können gelöst werden sür 2. oder 3. Classe entweder nach Stuttgart und zurück, oder nach Stuttgcut-Ulm-FriedrichShascn und zurück, oder nach Stuttgart-Ulm-FriedrichShasen und zurück von Lindau über München-RegenSburg-Hos. Der Fahrpreis für die erste Tour stellt sich von Rcickenbach i. B ab in 2. Classe aus 32 -E, in 3. Classe aus 21 sür die zweite Tour auf 42 und 27 sür die dritte Tour aus 50 und 33 Die Giltigkeit der Fahrkarten erstreckt sich bi» zum 18. August. Für die Streck- Leipzig-Neichenbach berechtigt daS zum einfachen Preise gelöste PersoneuzngSbillet zur freien Rückfahrt. Aus der gemeinschaftlichen Hinfahrt nach Stutt gart ist ein dreistündiger Aufenthalt in Nürnberg vorgesehen. Von Stuttgart erfolgt die Weitersabrt nach dem Bodcusee am 23. Juli Vormittag« 8 Uhr 45 Min. * Leipzig. 7. Juni. Wir werden von betheiligter Seile um Ausnahme nachstehender Zuschrift ersucht: „Die in Nr. 159 Ihre« geschätzten Blatte« abgedruckte Zuschrift über da« „Vorhaben einiger Leipziger Sort,ment«-Buch- bändler" enthält lhatsächliche Unrichtigkeiten, zu deren Richtigstellung Folgende« biene: Zunächst kann von einem „Vorhaben einiger Leipziger SortimeotS-Buchhändler" gar keine Rede sein, vielmehr handelt e« sich um eine» vom Verein der Leipziger Sortiments-Buchhändler" in seiner Haupt-Versammlung vom l8. Mai c. gefaßten Beschluß, den dem Publicum bisher gewährten Rabatt von lO Procem auch sernerbin aufrecht zu erhalten; dieser Beschluß ist keines wegs mit einer geringen Majorität gefaßt worden, vielmehr stimmten vo» 34 anwesenden Vereins-Mitglieder» 27 dafür und nur 7 dagegen. Der Verein der Leipziger Sortiments- Buchhändler steht mit diesem Beschluß durchaus aus dem Boden der neuen Satzungen de« Börsenverein«, da diese den Orts-Vereinen daS Feststeller« besonderer Verkaufsnormen ausschließlich gestatten (tz 5»). WaS ferner den erwähnten Artikel in Nr. 127 des Buchhändler-Börsenblattes betrifft. io dürste derselbe mit der Notiz im gestrigen Tage blatt wohl de» gleichen Urheber haben, da dieselben Un richtigkeiten auch in ihm Vorkommen; dieser Börsenblatt- Artikel hat an entsprechender Stelle seine Widerlegung gesunden. Die znm Schlüsse noch angezogcne „Vcrsüguug de« königl. sächsischen Gesam»>l-M>nlsteriui»S" vom 7. Mai c. enthält lediglich die Zusage, baß die königl. sächsischen Be- Hörden in Zukunft mit einem Rabatt von 5 Proc. zufrieden sein werden." * Leipzig, 7. Juni. Die von der hiesigen Fleischer- Innung gestern veranstaltete Feier de» goldenen Meister- Jubiläum« des Herrn FleisckermeisterS Karl Gottfried Rehn, Jnspictor» deS Psafsendorser BiehhofeS hier, fand mit einem tm Schtoßkelter zn Reudnitz veranstalteten solennen Festmahl einen würdigen Abschluß. Der Jubilar unv seine Gattin wurden beim Eintritt in den mit prächtigen Form- dänmen und der Büste Sr Majestät dcS König«, sowie mit der JnnungSsahne geschmückten Saat durch einen musika lischen Tusch empfangen und nach dem Ehrenplatz geleitet unv vom amlSsüdreuden Obermeister Herrn Nietzschmann ii» Namen der Innung begrüßt. Redner erwähnte die vor trefflichen Cyaraktereigenschaslen de« Jubilar« und seine nie ermüdende Lust an der Arbeit. DaS erste Hoch, welche» dann der Redner ausbrachte, galt Sr. Majestät dem Kaiser unv Sr. Majestät dem König und wurde mit stürmischer Begeisterung ausgenommen. Darnach erschien Fräulein Margarethe Rothe inmitten einer Dame»-Deputation und überreichte im Namen der Töchter der Jnnung»- initglieder dem Jnbilare einen prächtigen Lorbeerkranz mit Schleife. Herr Obermeister Streubel hob die Ver dienste dcS Jubilars um die Innung hervor, und brachte, nachdem er ihm Glück und Segen zu seinem neuen Unter nehmen gewünscht, ein Hoch ans das »e»e Ehrenmitglied der Innung, de» Jubilar, au«. Letzterer dankte in seiner schlichten Weise in herzlichen Worten und wünschte der Fleischer- Innung. die er mit einer großen Familie verglich, reichen Segen zu all' ihren Nnternebmungen. Herr Laue-Nietzsch- wann entledigte sich de« ehrenvollen Auftrag» beS Bezirks- Verein« im Königreich Sachsen de« deutschen Flcischerbunde» unv überreichte dem Jnbilare in Anerkennung seines »»eigen- nützigkn BorwärtSstrebenS da» Ehrendiploin de» Verbände«. Herr RecktSanwalt Beck, der ShnvicuS der Innung, knüpfte an den Waölspriich de« Jubilar« „Einigkeit macht stark" a» unv brachte nach einer reckt gelungenen Interpretation de« Begriff« „moralische Person" im römische» Recht, ein Hoch aus die „Innung al« moralische Person" au». Herr Obermeister Nietzschmann ließ Herrn Gemeinbevorstand Größel in Reuvuitzj. Herr Obermeister Streubel die ebenfalls anwesenden Herren Director Hengst und Architekt Moritz. Herr Gemeindevorstanb Größe» da« freundschaftliche Verhältniß zwischen der Gemeind« Reudnitz und der Leipziger Fleischer-Innung, Herr Pinkert die Innung hock leben. Ein ferneres Hcch galt den Frauen und den Herren Obermeister» Fichtner. Streubel, Neimann und Nietzschmann. Die übrige» Redner konnten, da dle Stimmung immer lebendiger wurde, nur schwer durchbringen. Ein fröhlicher Ball schloß die Festlichkeit, und wir fügen nur noch die Bemerkung hinzu, daß Herr Kießig, der Wirtb de« Schloßkeller«, mit der splendiden Ausstattung der Festtafel alle Ehre eingelegt hat. — Der an der Moltkestraßc Nr. 17 iu Angriff genommene Bau einer Turnhalle sür den Turnverein der Süd vorstadt schreitet rüstig vorwärt«, so daß schon in nächster Woche da« Richten des Dachstuhle« zu erwarten steht. Da» Vorderhaus, in dessen Erdgeschoß ein Restaurant eingerichtet werdrn soll, wird voraussichtlich ebenfall« in der Hauptsache bi« zur Einweibung der neuen Halle fertig gestellt werden. Die noch zur Ausstattung der Halle u. s. w. erforderlichen Mittel gedenkt der Verein durch Verausgabung von Anteil scheinen ä 25 auszubringen; er findet hierbei recht er freuliche Unterstützung seine« gemeinnützigen Unternehmen« in allen Kreisen unserer Stadt. Morava. Sonnabend, den 9. Juni, veranstaltet der Verein zum Besten de« Turn- Hallenbaufond« im festlich beleuchteten Garten de« Tivoli «in große« Coacert mit gewäbltem Programm, au-gesübrl durch die Capelle de« 134. Infanterie«Regiments unter persönlicher Leitung de« Herrn Musikdirektor Jahrow, den, bossenttich de« guten Zwecke« Haider ein reckt zahlreicher Besuch nicht mangeln wird. Be> ungünstigem Wetter findet da« Concert mit daraus folgendem Ball im Saale statt. — Heute Abend findet >w .Tivoli" wieder große« Militair-Coacert von der Capelle de« 107. Jnsaalerie Regiment- statt, bei welchem u. A .Tode«ritt der Bredow'- sche» Brigade", von Winterling, und .Erinnerung «n die Kries«,abre »870—71". große« symphonische« Tongrmäld« von Saro, unter Mitwirkung eine« Tambourrorp« zur Aus führung gelangen; ferner wird bengalische Belenchtnng de« schönen Eoncrrtgartrn« ersetzen. sitzr
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