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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-08
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1888
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SK41 — Heute, den'8 Juni. kann Herr Moritz Meyer hier aus eine 25jährige pflichtgelreue Thatigkeit al« Preßvergolder in der Buchbinderei der Firma G Kappelmann zuruckblickcn. * Leipzig. 7. Juni. Vom Ralhe der Stadt Leipzig sind i>» Monat Mai 1888 nachverzelchnere Stras ver- iüg u» gen wegen folgender Ueberlretungen erlassen worden: Vorschriftswidriges Fahre,» mit bespannten Kubrrverken 100, Stebeulassen bespannter Fuhrwerke aus den Strogen ohne Aussicht uub ohne die vorschrift-mäßigen Vorsichtsmaßregeln 72. ungenügende Befestigung der Ladung aus Fuhrwerke» 13. sehlend« Beleuchtung der Fuhrwerke während de- Fahren« aus der Straße bei Dunkelheit 47. fehlende oder mangel hafte Bezeichnung der Fuhrwerke 101. Umfahren oder Be schädigung der Ga-candelaber durch Anfahren an dieselben mit Fuhrwerke» 4, unbefugte« Befahren und Begehen der Trottoir- und Fußwege 39. ordnung-widrige- Ausstellen von Wage». Karren, Aisten und dergleichen aus den Straßen und andere Hemmungen de« Verkehr« 80. unbefugte« Slandmachen zun. Verlaus von Obst oder anderer Waare aus den Straßen 12. Straßenverunreinigung 54. unterlassene Reinigung der Straßen seilen« der dazu Verpflichteten 2. Ueberlretungen der zum Schutz« der Promenaden bestehenden Vorschriften 15, Feilhalten unter- wichtiger Butter 4. unterlassene Beleuchtung de« Treppen und Hose in bewohnten Gebäuden betr. 14, Uebertretung der Be stimmungen über die Sonn-, Fest- und BußtagSseier 34. Waffer- vergeudung 3. Umherlausenlassen von Hunde» ohne Maulkorb, ebne Stenerzciche», beziehentlich wegen freien UmherlausenS rc. 96, Hinterziehung der Einkommensteuer 2, Hinterziehung der Waiidergewerbestruer 1, Uebertretung von Borschristeu über die MiUtairpflichl 1, Ueberlretungen der Strafbestimmungen re- Kra„kenversichrrung«gesetz«S 183, Ueberschreitung der Musikerlaubniß 11, Unterlassene Aewerbeanmeldunq 11. Zu widerhandlung gegen da« Schantregulativ 5, Colportiren ohne Erlaudmß 1. Beschäftigung von Arbeitern unter 2l Jahre» ohne Arbeitsbuch 11, Bewirkung unzulässiger Einträge in Arbeitsbücher 2. Uebertretung de« Regulativ« über den Milchverkaus 8. Uebertretung de- Regulativ-, die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatischen Bierdruck- apparatc in Leipzig betr., 3, Zuwiderhandlung gegen die Be stimmungen über die mikroskopische Fleischbeschau 3, Zu widerhandlung gegen die revidirte Hebammen-Justruction 2. Unbefugter Verkauf von Arzneiwaarea 1. Zuwiderhandlung gegen die Bestimmungen, betr. den Verkehr mit Ersatzmitteln sür Butler 1. Transport unbedeckten rohen Fleische- 7, Der bolene Ablagerung von Schutt 1. andere Ueberlretungen 57 Außerdem wurden durch die RathSwache wegen verschiedener Ueberlretungen 89 direkte Abstrasungen zu je 1 -et vorgeuommen. ) Leipzig. 7. Juni. Der gestern Abend 11 Uhr aus der Dresdner Bahn nach Grimma abgelassene sogenannte Theater-Extrazug war von 180 Personen besetzt. — In vergangener Nacht hatte sich die polizeiliche Wegweisung eine« kondition-losen fremden Kellner» au« einer Restauration an der Promenade wegen ungebührlichen Verhalten« und Beleidigung nothwendig gemacht. Bald daraus erschien der Bursche wiederum dort, trieb sein vorige« Unwesen und wurde gegen einen Schutzmann, der ihn abermals herau-brachte, widersetzlich. Da erfolgte die Festnahme de« übrigen« bereit- wiederholt bestraften Eswedenten und seine Jnhaslirung aus dem Nasckmarkte. — Ein Maurergeselle, Namen« Herrmaon Jllig au« Wurzen, welcher mit den gestrigen Abendzuge nach Wurzen fahren wollte, hatte kurz vor Abgang des Zuge« aus dem Bahnhöfe da- Unglück, in Folge eine« plötzlichen Krampfanfalle« Hinzustürzen und mit dem Kopfe auf eine Steinkaule auszuschlagen, so daß er eine klaffende Verwundung am Hiuterkopse davontrug. Der arme Mann wurde in der BahnhosS-Polizeiwache mit einem Nothvcrbande versehen, worauf er. nachdem er sich wieder erholt halte, mit dem nächsten Zuge mit seinem Vater, der ihn begleitete, die Fahrt nach Hause antreten konnte. — Aus dem Dresdner Bahnhose wurde gestern Abend bei Ankunst de« letzten Personenzuge» ein Fortbildung-schüler au- Dre-ben, welcher von dort beimlick entwichen war und durchbrenne» wollte, von dem Bahnhossschutzmann angehalten und nachmals aus dem Nasch markt vorläufig in Verwahrung genommen * Leipzig, 7. Juni. Von der dritten Strafkammer de- hiesigen königl. Landgericht« wurden heute verurtheilt: l) der Handarbeiter Johann Friedrich Kaiser au« Söllichau wegen Diebstahls zu 6 Monaten; 2) der Dienflknecht Hermann Poll mer au« Mohlau und der Dienstjunge Heinrich Otto Schröder aus Liebensee wegen schweren und einfachen Dieb stahls, Erster» zu 5 Monaten. Letzterer zu 2 Wochen Ge- jänguiß; 3) der Dienstkncckt Seraphi» Kolochoy au-Klcin- gnomsen wegen schweren Diebstahl- zu 1 Jahr tz Monaten Zuchthaus. * Schöne seid, 7. Juni. In seiner letzten Sitzung genehmigte unser Gemeinderath die Anschaffung eine« zweiten gepanzerten diebeS- und feuersicheren Geld« und Dokumenten- schranke- sür unsere Gemeinde behus« Verwahrung der Ur kunden und Wcrtheffectcn derselben. Der Schrank wird au« L» Fabrik de« Herrn Karl Kästner in Leipzig bezogen. — Die Finanzcommission de« Gemeinderathe» hat am 30. vor. Monat« die Revision sämmtlicher Cassen vollzogen und e» wurde in letzter Sitzung der Richtigbefund sämmtlicher Depositen bestätigt. — Zur Einrichtung eine- Bade« an der Parthe Hierselbst auf Kosten der Gemeinde werden nun mehr die Erd- und Zimmerarbeiten einschl. der Materialien lieserung im Submissionswege «»geben. — Gemäß dem Referate unseres Herrn Gemeindevorstande- Lorenz, be treffend die Erlangung einer Pferdeeisenbahnderbin dung mit Leipzig, sowie in Anbetracht de« tiefempfundenen Bedürfnisses eincS solchen Verkehrsmittel« und dn bedeutenden EntwickelungSsahigkeit unsere- Orte-, beschloß der Gemeinde- ralh der Leipziger Pserdebabngesellschast, mit der unentgelt lichen Ueberlassung eine« Depotplatze» entgegen zu kommen. Die Abzweigung der Linie ist vorläufig in Neu stadt am Kirchweg und die Zuführung entlang de« Sladt- sußwegeS, welcher zur 20 Meter breiten Straße herzustellen sein würde, gedacht. Mit dem Bau einer Pserdeeisenbahn nach Scköneseld würde ein schätzbare- Communication-mittel sür die Bewohner der Parlhendörser geschaffen und ist unser Gemeindevorstand ermächtigt, alle weiteren Verhandlungen zu führen. — Die Triebel-Scklegel'sche Direktion, welche nun seit zwei Wochen mit ibrem au« meist recht vorzüglichen Kräften bestelnnten Schauspielpersonal im Sommertheater der „Drei Linden zu Lindenau" Vorstellungen giebt, hat sich bereits die Gunst aller Theaterfreunde in hohem Maße erworben und obwobl der Aufenthalt in dem sonst so freund lichen Drci-Linden-Garten in den letzten Tagen durch die Ungunst der Witterung einigermaßen beeinträchtigt wurde, Kal sich der Besuch in recht erfreulicher Weise gesteigert Wir können wokl mit Sicherheit die Behauptung ausstellen daß in Leipzigs Umgegend kaum jeinalS eine gleich gute Ge sellschaft ausgetreten ist, und ein Beweis sür diese unsere Behauptung mag schon hierin liegen, daß die Direktion des Kryst all-Pa laste« Herrn Direktor Triebe! sür die folgenden Sonntage enaagirt hat und derselbe künftigen Sonntag im großen Theatcrsaale das reizende Rudolf Kneisclffchc Lustspiel „Die Tochter der Halle" aussühren wird. Wir können den Besuch der Triebel-Schlegel'schen Vorstellungen aus das Angelegentlichste empfehlen. * Lindenau, 7. Juni. Da« hiesige „Deutsche Hau«", eine- unserer ältesten Erholung-elablissement-, zu welchem ein schöner und großer Garten gehört, ist in der letzten Zeit einer vollständigen Erneuerung unterzogen morde» und gewährt jetzt einen höchst angenehmen Aufenthalt. Di« au« dem Anzeiqenlhrile ersichtlich, findet Freitag, de« 8. Juni, Abend- große« Militair-Gartejz-Eoocert der gesammten Capelle de- 108. Infanterie-Regiment- unter Leitung de« Herrn Musikdirektor Matthey statt. * Plaawiy. 7. Juni. In der letzten Gemeinderath«- sitzung lheilte der Gemeindevorfiand mit, daß sich in danken«- werther Weise eine benachbarte größere" Firma bereit erklärt kabe, daS zum Besprengen der Straßen erforderliche Wasser ohne Entschädigung zu liesern und daß dieselbe ebenso die hierzu nöthige Einrichtung sür eigene Rechnung hergestellt Hab«. (L.»Pl. D.) --- Pegau. 8. Juni. Am vergangenen Sonntag feierte der hiesige Allgemeine städtische Turnverein sein 25jährige« Stistung-sest durch Eommrr-, Festzug, Preis- und Schauturnen, sowie Eoncert und Ball. Von auswärtigen Vereine» waren hierbei vertreten turnerische Vereinigungen von Connewitz. Groitzsch. Hohenmölsen. Knauthain, Knaut kleeberg. Liebertwolkwitz. Lindenau. Lindenthal, Leipzig, Leutsch. Möckern, Prödel-Zöbigker, Stötteritz, Zwenkau und Zeitz. Am Prei-turnen, da« Vormittag« 11 Uhr stattjand, belhei- ligleu sich 45 Turn». Als Sieger gingen au- dem Wett kämpfe bervor: Franke-Gohli« mit 34'/, Punkten, Hos- mann-Leipzig mit 33»/,. Winkler-Neuschönefeld mit 32»/,, Pohle-Bolkmar-bors mit 3l>/,. Schröoer-Zeitz und ^eue-Leipzig mit 31'/». Höller-Möckern mit 30>/,. leine-Reustadt mit 30'/, und Biegler-Groiysch mit 30'/, Puncten. Bei einem zweiten, am Montag sür Mit glied» de« Jubelverein« veranstalteten Prei-turnen erhielten den Preis der Borturnerschast Aug. Geier, den 1. Preis Paul Seidel und den 2.Preis Max Förster. — Sonntag, den 17. Juni, steht sür unseren Ort abermals eine größere Jubelsei» in Aussicht, indem am genannten Tage der hiesige Gesangverein „Liedertafel" sein 50,ähriges Stistung-sest, ver bunden mit Fahnenweihe, zu begehen gedenkt. — In Colditz brannten in der Nacht von der Mitt woch zum Donnerstag zwei an der Bahnhos-straße gelegene, wegrn Straßenregulirung zum Abbruch bestimmte Scheunen ab. —r. Osch atz, 7. Juni. Am 5. und 6. Juni erfolgte die Besichtigung de« hiesigen Ulanenregiment« durch Herrn Generalmajor Hübel-Dre-den. — Nur mit knapper Noth ist am 5. d. Mt«, am Secundairbahn-Ueber- gange an der unteren Promenade ein Unfall verhütet worden, der entsetzliche Folgen hätte haben können. Al« ein Einspänner, von der SchützenhauS-Seite herkommend, eben über daS Glei- fahren will, kommt hinter der dort dicht an der Bahn stehenden Scheune der Zug. Nur da« Zurück prallen und aus die Seitespringen des Pferde», wobei die Wagendeichsel brach, rettete demselben das Leben. Wäre da« Pferd nur einen Augenblick früher gekommen, dann war e« um Pferd und Wagen saminl besten Insassen geschehen. So bat da« Psnv nur eine geringe Verletzung davongetragen. Die Untersuchung wird ergeben, ob der Maschinensübr» da» vorschriftsmäßige Läuten hat ertönen lasten. — Bei dem Jubiläum-schießen unserer Schützen sind aus die drei Puuctscheiben 475 Karten ä 4 Schuß, aus di« Festscheibe 118 Karten ä 2 Schuß und aus die JubiläumSscheib« ä 1 Schuß zusammen also 2254 Schüsse abgegeben worden. — Zu dem Jubiläum--Gauturnsest. welche- den 10. d . Nk. in unserer Nachbarstadt Strehla abgehalten werden wird, haben sich bi« jetzt 482 fremde Turner angemeldet. — In einem Hause zu Gröba haben am 2. d. M. Ratten ein noch nicht drei Tage altes Kind angegriffen und in da« Köpfchen desselben drei Löcher eingesrcssen, derart, daß theil- weise da- Gehirn bloSgelegt worden ist. Auch im Gesichte haben die Thiere dem kleinen bedauernSwerthen Wesen, laß man noch am Leben zu erhalten hofft und da» sich aus dem Wege zur Besserung befindet, mehrfache Verletzungen bei gebracht. -s Dresden, 7. Juni. Ihre k. und k. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha, Herzogin zu Sachsen, wird heute Nachmittag im prinzlichen Hoslager zu Hosterwitz bei Pillnitz zu kurzem Besuche »wartet. Die hohe Reisende wird bereits in Pirna, woselbst Höchstdieselbe den Zug ver läßt. von Ihrem Vater, dem Prinzen Georg, königl. Hoheit, abgeholt werden. Der Aufenthalt der Erzherzogin soll nur zwei Tage dauern. s- Dresden. 7. Juni. Beim Rangiren von Wagen wurde gestern im Bereiche des Leipziger Bahnhof«- ein Arbeiter, welcher zwischen den Wagen durchgeqangen war. von den Puffern ersaßt unv gequetscht. Der Aermste erlitt eine schwere Verletzung des Brustkasten- und der Lungen, sowie einen Schlüsselbeinbruch und wurde bewußtlos vom Platze getragen. Line Pfingstreise auf dem Zweirad »ach Larlsbad. Endlich war das schöne Pfingstfest herangerückt, und nur mit einer gewisse« Ungeduld konnte ich am Sonnabend vor dem Feste die dritte Nachmiitagsstundc erwarten, die mich aus drei Tage meiner geschäftlichen Pflichten entledigte. — Flugs wurde dann die Feder bei Seite gelegt, der Lompioirrock kam an seinen gewöhnlichen Platz und war dieser nun auch in die glückliche Lage gekommen, Feiertag halten zu können. Wir kalten unS vorgenommen per Belociped ganz Sachsen zu durchstreifen und bis LarlSbad vorzudringen. Zu diesem Unter- nehmen halten vier Mann — nebenbei bemerkt sämmllich gute Rad fahrer — ihre Beihciligung zugesagt und sollte die Tour am Sonn abend Abend 9 Uhr ihren Anfang nehmen. Leider Iahen wir uns genöthigt, die vier zu theilen. denn wir waren nur zwei Man», die zur pünktlichen Stund« am Rendezvon-platz erschienen Nichtsdesto weniger ließen wir un« dadurch aber in nnserm Borhaben nichl wankelmüthig machen, mit gutem Humor, die Arme und Beine voller Kraft, die Laterne in bestem Brande, setzten wir unS aus unsere Stahlross« und bald hatten wir unser liebe- Leipzig im Rücken. Wir schlugen die Chaussee nach Lausigk ein und konnten wir Dank dem bellscheinenden Monde ein hübsche» Tempo fahren. — Gegen 11 llhr langten wir in Lausigk an, suchten un- dort da- beste Hotel aus und e- dauerte nicht lange, so waren wir sonst eingeschlasen. Mit dem ersten Hahnenschrei, e- mochte wohl früh 4 Uhr sein, wachte ich aus, brachte unverzüglich meinen Sport-gesäbtte» zur Besinnung, der so fest schlief, daß ich ihm ein nasse- Handtuch erst über- Gesicht legen mußte und noch ungesähr einer halben Stunde brachten wir den uns begegnenden Landleuten aus der Chaussee nach Rochlitz zu unser» ersten Pfingstgruß. Rochlitz war nun bald er reicht, und stärken wir uv- dort erst durch ein lüchligeS Frühstück, versahen uns ferner mit einer unserm Sport speciell dienenden Landkarte, legten un- nnsere Tour noch einmal gründlich zurecht, und mit frischen Kräften ging- sodann nach Mittweida, wo wir gegen IO Uhr anlangten. Wenn wir nun auch nicht im Geringsten über Müdigkeit zu klagen hatte», so muh ich doch offen gestehen, daß wir den heißen Sounenstrahleu gar manchen Schweißtropfen zum Opfer bringen mußten, doch so lange Kräfte »och vorhanden sind, so laug gehl« eben tapfer weiter, uuv hatte» wir deu» auch bi- hierher die sich un« bietendeu Lerroiuschwierigkeiten mit Leichtigkeit überwunden. Ja Mittweida wurde uur eine kurz« Raft gemacht, e« zog uü- ungestüm weiter, wir wollten u»< doch gar »» bald von Bergen umschlossen sehe», wir wollte» die herrliche Berglust mit vollen Zügen eia- othmeul Ru» dieser Wunsch sollt« ua« bald in Erfüllung gehen, deuu bald hinter Flöha sührt die LHaussee den Schelleaberg hinaus und hier war nun an ein Fahre» nicht zu denken. Wir mußte» unsere Maschinen ruhig schieben: dafür bot sich aber unfern Bugen — an der höchsten Spitze de- Berge- angelangt — eine prachtvolle Fernsicht dar. Ans der einen Seite die AugustuSburg, neben un tiefe Schluchten, weiter herrlich« Thäler iu saftigem Grün, kurzum eia aroßartigeS Bild. Bald konnten wir auch unsere Rosse besteigen und führe» wir nun »ach Waldkirchr», zu dem ein idyllischer Waldweg sührt. Leider sollte un« aus diesem Waldwege, der ollerdiag« auch süö Belociped« sehr wenig geeignet ist. der erste uud Volt sei Lank auch der einzige Unfall begegnen, dem wir ober aus der andern Seite wieder ein «müsautes Ereiqaiß zu verdanken haben, welcher un- Radfahrer« Leide» gar bald vergessen ließ. Mein Freund aämlich wich einem am Wege liegenden Steine nicht gehörig au- und kam dadurch unter seine Maschine zu liegen, mir wäre in der nächste» Sekunde dasselbe passtrt, den» ich fuhr dicht hinter ihm, doch hatte ich noch die Geifte»- aegenwart. meine Maschine durch eine scharfe B>eq,i»a der sonst nn- sedlbar »intretendea Lollission zu entreiße». Schnell springe ich nun von meinem Vehikel und helfe meinem Kameraden aus dir Füße, und holte sich derselbe, trotzdem die Beine zwischra deu Speichen seiuer Maschine lagen, auch nicht eia einziges Uatbätchen zugezoqen. Nur glich er ganz einem Müller, so staubig war er und io ernst die Situation auch war, so mnßte ich doch in eia herzliche- Lochen aa<- brrcheo, wa« «ir ab» oo» mnnrm Freund« nicht übel genommen wnrde, denn ihm selbst kam nach einer kurzen Erholung die Sache spaßig war. — Run kommt aber vat Amüsante, wa- ich vorher aa- gedeulei hatte. Unmittelbar »och diesem Borsall begegnete» wir zwei allerliebsten Dorsinävrve», va- eine hübscher w>e da- andere, blond uud brünett, dieselben schauten doch mit so treuherzigen Augen in die Situation hinein und erkundigien sich so theiluahm-voll »ach dem Befinden meine« Gefährten, daß es mir ganz ander« um- Herz wurde und ich nicht umhin konnte (verzeihe eS mir. lieber Leser, daß ich so in diskret bin), der Blondine einen herzhafte» Kuß aus die schwellen de» Lippe» zu drücke». Ausänglich war die Hold« verblüfft ob der gewagten Thai eine« Städter«, doch da da- ja nur in voller Un- schuld geschah, so machte auch sie wieder freundlich« Miene und mit warmem Händedruck verabschiedete ich mich von den hübichen Mädchen, ihneu noch viel Vergnüge» wünschend und bittend, u»S Radsabrer in gutem Andenken zu behalten, welches Verspreche» uns denn auch bereitwillig gegeben wurde. — Noch ein Tücherschwenken an der nächsten Biegung des Weges und damit hatte der aagenehme Aus gang de- Sturzes meine« Freunde-, der »un wieder ganz mobil war, sein Ende erreicht. Inzwischen hotte sich der Himmel ganz mit Wolken umzogen, und eS währte auch nicht lange, so fielen die ersten Irovsen, die jedoch immer stärker und stärker wurden und ich selbst an meinem eigene» Körpergewicht merkte, daß dasselbe sich in Folge de« in un sere» Sache» sitzenden Wasser« um ein Beträchtliche« vermehrt Halle. Wa- nun thu» in dieser kritische» Lage, bi« Larlsbad Hanen wir e« noch sehr weit, dazu nur 3 Tage Urlaub, die gehörig ausgenutzt sein wollten uni uiijer Ziel zu erreichen und so blieb uns deu» weiter nichts übrig, al- weiter zu fahre». Schade nur, daß es so trübe war, denn die Tour zwischen Zschopau und Annaberg — in erster«», langten wir bald an — gehört uustreitia mit zu der schönsten der ganze Reise. Die wohl- gepflegte Chaussee, die nun aber doch aufgewrichl war und ua- da- Fohren erschwerte, sührt beständig zwischen hohen Bergen mit deu prächtigsten Waldungen an der Zschopau uud diese jeden Augen- blick wechsrladeo, retzeudea Bilder gab«» uu- ueuea Muth vorwärt- zu kommen. So langten wir den» Abend- 10 Uhr in Ehre»srieder-dors an und beschlossen wir hier unser Nachtquartier auszujchlageu, um am zweiten Feiertag früh wieder kräftig weiter zu fahren. Nach einem erquickenden Schlafe warcn wir auch um 5 Uhr munter uud die erste Ausgabe war, nach dem Weiter zu schaue». — Der Himmel zeigte uns zwar ein sehr trübes Gesicht, Loch hatte er soviel Erbarmen, Laß er uns weiter keinen Rege» sandte und in der Hoffnung, daß die Sonne später doch alle- wieder gut machen werde, setzten wir un- aus die Maschinen und suhren gen Annaberg. Bo» einer Fernsicht konnte indessen, so gut wie gar nicht die Rede sein, denn die Berg« waren sämmtlich in Nebel gehüllt und die Wolken standen sogar lies» als die höheren Bergesspitze». Doch hmler Annaberg — es mochte gegen 9 Uhr sein — be grüßte» unS die ersten SonueiistrahltN und nun hatten wir gewonnenes Spiel, wir konnten m aus einer trockenen Chaussee ein ganz anderes Tempo sahre». — Bald war denn auch der Bärensteia erreicht und es wahrte nicht lange, so besanden wir un» im Böhmer lande. Links a» der Chaussee, tief im Thal«, umschlossen von Bergen, lieg! Weipert, ein wahre- Schmuckkästchen, und luchten wir un- den schönste» Punkt au-, von welchem wir diese romantische Gegend ganz unserem GcLächtniß einprägen konnten. Ruhig ließ man un- die Grenze passircn unv »ach eingenommenen Frühstück, ivrlche- in einem wohlschmeckend zubereuele» Goulasch be stand, suhren wir auf der kaiserlich österreichischen Landstraße taps» weiter. — Doch bi« guten, wohlgepflegten Chausseen, wie wir sie i» unseren, Sachsen haben, trafen wir kein einzige- Mal wieder auf österreichischem Boden. — Hier läßt man die Steine einfach von den Nädern zersahren, gewalzt wird gar nicht, und so ist es auch er klärlich, wenn sich unS beim Fahren ganz besondere Schwierigkeiten boten. — Doch das ließ uns nicht obschrecken, bald wäre» wir in Schlösse! — eine kleine Gastwinhschast >»» Fuße de- Berge- — und steil ging eS nun den Berg hinauf, zwischen den prächtigste» Wal düngen noch Go>te«aab. — Da- Fahren mußten wir nun aus längere Zeit einstellen, die Beine wäre» za »och krästig. unv so ging'- denn immer höher und höher. Do, mit einem Male welch' seltene Ablvcchselung, Schnee, ganze Sckineeselder botcn sich unseren Blicke» dar und stellenweise mußten wir sogar ans der Chaussee Schneeflachen passireu, allerdings nicht» Angenehme- sür unsere niedrigen Schuhe, hier wären lange Schoslstiesel bester gewesen. Borde, ging- nun am Keilberge, der stolz über un- thronte, recht- der Fichtelberg mit gewaltige» Schnecflachc». lies unten Ober- und Unterwieseathal, und aus der linke» Seite der Chaussee eine endlos« Reihe von Gebirgsketten, ein« wilde Romantik. Unser nächste« Ziel war Joachimstkal, La- nicht minder in einem reizenden, tiefen Thalkessel liegt, wie Weipert. Bon der lieben Jugend eine ganze «trecke lang begleitet, die wohl in dieser gebirgigen Ge gend äußerst selten Radfahrer zu sehen bekommt, und die un- hier nickit ander- als ..Schnellläufer" titulirte, ging e« ohne jeden Aus enthalt über Schlacken wertst nach CarlSbad. und war es un« au dieser Strecke seit längerer Zeit wieder einmal vergönnt, unsere Ma schinen schneller lausen zu lassen. — Gar bald lag Larlsbad vor un« unsere Ziel hatten wir erreicht, und da e« erst Nachmittag- 5 Uhr war, so hatte» wir Zeit und Muße genug, un- diesen eleganten Badeort anzusehen uud die heilbringenden Quellen zu versuchen. — Da» grüßte Interesse hatte nalürlich der Sprudel sür un-, dessen Wasser gleich einer Fontaine in einer Temperatur von 4?" 6. ari der Erde hervorspringt. Alsdann besuchte» wir noch ein elegantes Eonccrtlocal, hatten im später» Verlauf de- Abend- da» Bergnügen den Larlsboder Radfahrer-Club leime» zu lernen, der über so seltene Sport-lcule sehr erfreut war und als die Glocke 1l schlug, waren wir im Begriff, un- von den Strapazen de- heutigen Tages ou-zuruheii Am 3. Feiertage benutzten wir den Fruhzug, mit dem wir gegen Mittag in Plauen i. B. anlaingten. Hier brachten wir unsere Maschinen gebörig in Stand, bald log un- Plauen im Rücke» und im schnellen Tempo ging e« über Elsterberg, Greiz, Werdau, Crtm mitschau noch Leipzig zu, woselbst wir bei herrlichstem Mondenscheine in der zweiten Morgenstunde — allerdings etwa- ermattet — an langten. So endete unsere Larl-bader Psmgstreise, und wird mir dieselbe mit oll dem Durchlebten unb Gesehenen noch lange in Erinae>ung bleiben. X. IV—t. vermisch les. — Berlin, 4. Juni. Man ist bereit- eifrig mit den Plänen zu den verschiedenen Umbauten zu Charlotte» burq beschäftigt, welche zur Zeit d«n geplanten Rückkehr des Kaiser- um die Mitte August fertig sein sollen. Diese Ar beiten werben unmilkelbar in Angriff genommen werden. Daneben wird man die Erweiterungsbauten de- Mauso leunis sortsühren Im Herbst soll da»» der Sarg mit den sterbliche» Ueberresten de- Kaiser- Wilhelm au- der MausoleumScapcllc in den Neubau dcS Mausoleums über geführt werden. --- Die „Zeitung de- Allgemeinen Deutschen Sprach Verein-" schreibt Folgendes: Wie in der vorige» Nummer mitgetheilt worben ist, war Sr. Excclb:nz dem Herrn Staats secretair I)r. von Stephan l>i« Urkunde über seine Ehrenmitgliedschast durch Vermittelung der Canzlei de» Reich-postamteS zugestellt worden. Der Herr Staat« secretair hat darauf unterm 28. v. M. folgende- Schreiben an den Unterzeichneten Vorsitzenden gerichtet: „Soebea von einer Dienstreise zurück gekehrt, erhalle ich durch Vermittelung de» Herrn Ober-Postroth- Stille die von Ew. Hoch wohlgeboren inzwischen übersandte Urkunde über meine Ehren Mitgliedschaft im allgemeinen deutichen Sprachverein. Die Urkunde hat mich durch ihr künstlerisches Gewand wie durch ihren Inhalt auf da- Innigste erfreut; ich werde dieselbe al- werihvolleS Zeichen der sreundlichea Anerkennung, welche der cßprachverei« meinen Be strebungen um die Reiuholiung unserer ldauren Muttersprache enl- gegengebrach» ha«, dankbaren Herze»« bemaliren und in dieser Aner- kennuug eine» Spora finden, a» de» edlen Zielen de« Verein« nach besten Kräften weiter niitzuwirken. Indem ich ausrichtig bedauere, daß eS mir nicht vergönnt gewesen ist, die U.rkunde au- den Händen der Herren Vertreter de- Bereu,-Vorstand?, selbst empsongen zu könne», bitte ich Ew. Hochwohlgeboren meiain verbindlichsten Dank sür die Urkunde entgegen nehmen und den Auldruck desselben auch deu übrigen Herren Mitgliedern de» Gesam»»Vorstände« gefälligst übermitteln zu wollen." Die Urkunde selbst, welch« farbig von Herrn Baumeister Grotefend in Braunschweig au-geführt ist und in einer von Herrn Hulbe in Hamburg in Piinzarbslt hergeftelllc» Leder mappe liegt, lautet wie folgt: „Allgemeiaer deutscher Sprachverein. Nachdem der Gesammtvorstand de» allgemeinen deutsche» Sprach vereins in seiner am 7. Oktober 1887 za Dresden adgehallenea Sitzung, iu Gemäßheit de- K. 17 der Satzungen, einstimmig de- lchloffea hatte, Leine Excellenz deu Staat-secrrtair des Reich-postamtes Herrn De. von Gtephaa in Berlin, wegen seiner großen Verdienste um die auch vom allge meine« deutschen Sprachverein versolgten Zwecke und damit um den Verein selbst, zum Ehreumitgliede ernennen, und die Festversammlung am 9. desselben Monal« dieser Ernennung durch allgemeinen Zuruk aus- Freudigste beigestimml hat, nachdem endlich auch Seine Exccllenz die Annahme dieser Ehre,» milgliedichasl ausgesprochen Hai, so ist zum dauernde» Au-drucke de« Geschehenen diese gegenwärtige Urkunde aagesrrtigt uud voll- zogen worden." Braunschweig und Berlin, den 18. Januar 1888. Riegel. Wnldeher. O. von Leixncr. H. Dünger. Hau» Herrig. Erbprinz zu Hohenlohe-Ochringen. E. Lohmeqer. SaalseG. Sarrazin. Tb. Schlemm. Trojan. Wätzoldt. — Ueber die erste Aufführung deS Trümpel- mann'schen LuthersestspieleS in Berlin schreibt die „Bossische Zeitung" Folgende-: „Luther und seine Zeit". Voltsschauspiel von August Trümpelmann, ausgesührt zum Beste» de - Luther-Denk mal- auf dem Neue» Markt, von der Berliner Studeuten- schast, unter der Leitung de- Herrn Müller-Hanno, vom Kömgl. Schauspielhauje in Berlin. Da- beanstandete Lulherspiel ist gestern vor vollem Hause in Scene gegangen, und zwar mit ziemlicher Vollständigkeit. Nur die tärkfte» Worte gegen Papst uud Klerus waren gefalle», uad de- ersten in Erfurt spielenden Bilde- hatte sich mit flinker Feder Herr von Wildeabruch angenommen, der ja schon mehrfach in der Trümpelmann'schei, Richtung gegangen ist. Durch die Hand de- Dichter- ist ein Fünkchen von Humor iu die Handluug gerathen, da- dem Ganze» ivohltlmt. Schon der in rhi>lhn»scher Prosa abqesaßte Prolog deutete aus die Schwierigkeiten hin, unter denen die Aufführung zu Staude kam, und erregte dadurch demonstralivea Beisall. Hinter den großen Historischei, Schlaqtvorten fehlte eS aber auch bei offener Scene nicht an stürmischem Applaus Unter den iüns Bildern wirkte am meisten da- zu Worms, am wenigsten da- aus der Wartburg; ein Beweis, da- auch in solchen Weihejpielen der Bühneaeffect entscheide«. Der Schluß, welcher in vollen Tönen die Verbrüderung von Pro- testanli-iiius und Hohenzollernlhum seien, weckte wahrhafte Br- geisteruag, und als daraus au- dem alle» Liede der Kraft Luther's eigeae- Herz »u de» Versammelte» sprach, stimmte» diese seieelich rin: „Ein' lest« Burg ist unser Gott". Dann aber wandte man sich wieder de» Lebenden zu und ries neben den Darstellern den Herrn Superintendenten Trümpelmann, welcher au- einer Ploseeuiuin-logt sreudig dankte. Eine ungemein angreisende und schwere Ausgabe hatte der jugend liche Darsteller de- Hauptheldea übernommen. Er offcubarie sich dabei al« einen fleißigen und höchst achtsamen Besucher unseres königlicheu Schauspiel«; und sür die folgenden Borstelluagea möge er den Rath »»nehmen: Mehr Luther, al- Ludwig! Auch iu diese» Gegensätze bedeutet Lutber Schlichtheit uad Wahrheit. Da- Best« a» Luthec war diesmal seine Käthe, eia kräftige-, blondes, deutsches, schalkhaft-herzliches Fraueabild. Als klarster Sprecher fiel uns Melanchibon aus. Daß man den wacker» Humanisten Bebel, der s» völlig unschuldig ist an seinem spätgeborenea Namen-vetler, iu rlae» harmlosen AllerwellS - Lange verwandelt hatte, fiel auf dem Zettel mehr aus, als aus der Bühne. Eine einschneidendere Kritik über Werk uad Darstellung vei- ftumntt vor den, Feuereiser, mit dem diese jugeadkühne Dilettante»- schaar hier sür einen guten Zweck sich zusammentho«: den» daß t» der deutschen Hauptstadt de- Bibelübersetzers eheraes Bild ersteh«, verwünscht wohl Niemand. — Zu der von UN« gestern dem „Stadt- und Landboten" in Markranstädt entnommenen Mordgefchichte aus Zöschen bemerkt der „Merseb. Corresp.", die Geschichte sei glücklicherweise nicht wahr. Der betr. junge Mann habe nur einen tüchtigen Rausch aus der Scheunentenne auSgeschtasen. Altenburg, 7. Juni. Au- Anlaß der glücklichen Entbindung Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzeß Albert von Sachsen-Alten bürg, welche gestern früh aus Schloß Albrecklsberg bei Dresden erfolgte, wurden hier zu Mittag die üblichen Kanonenschüsse abgegeben. Da» hohe Paar erfreut sich nun zweier Töchter. — Gestern Nachmittag entstand in der hiesigen Pechsiederei Feuer, da« angeblich im Siederaum durch überlauseade Flüssigkeiten entstand Die nächsten Fabriken gaben sogleich mit ihren Dampspseisen Nolhsignale und schickten ihre Arbeiter zum Lösche» an die Brandstätte. Obwohl da» Feuer genügende» Brennstoff hatte, wurde eS doch nach dem Eintrefk« 'der Feuerwehr bald unterdrückt, indem Sand. Erd« und Asch« herbeigeschafft wurden. In Folge dessen brannte nur die Fett hütte nieder. -L- Altenburg, 7. Juni. Der Ronneburgs« „Liekerkranz". welcher eines Sonntag« einen Ausflug nach ' Meuselwitz unternommen hatte und unter den Klängen eines Wanderliedes Mittags in die Stadt eingerückt war, ist vom Stadtrath zu Meuselwitz in Strafe genommen worden und hat nun mit ll 50 das Verbrechen sühnen müssen. — In Gößnitz befaß ein alter Bahnarbeiter, der kurz vor einem Rangirzuge zu Falle kam, die Geistesgegenwart, zwischen den Schienen liegen zu bleiben und die vom Zuge abgcstoßenen Wagen Uber sich hinbrausen zu lassen. In Folge dessen wurde ein Unglück verhütet. — Die diesjährige Schul reife hiesiger Bürgerschüler, welche alljährlich von dem städtischen Turnlehrer Victor Pommer und einigen hiesigen Lehrern unternommen worden ist. wird in den kommenden Erntesericn vie junge Tbeilnehmerschaar nach der Sächsischen Schweiz führen Die Anmeldungen zur Theilnahme sind so zahlreich eingegangen, daß die Schüler möglicher Weise in zwei Ablheilungeu reise» müsse». Der Plan zur Reise wird vom Schuldireclor in.Königstein ausgearbeitet, nachdem Herr Pommer das ganze Gebiet schon bereist hat. ss. Aus Thüringen, 8. Juni. Der gemeinschaftliche Landtag sür die .Herzogthümer Coburg und Gotba ist sür Montag den 11. Juni aus kurze Dauer nach Gotha einbenisen worden. Demselben wird sich der Speciallandtag sür da- Herzogthum Gotha wegen der mit dem 30. d. M ablausenden Legislaturperiode sofort anschließen Vom 1. Juli ab bis zur Einberufung des neuen Land tags, wozu die Neuwahlen im Oktober d I. vorgenommen werden müssen, erledigt der Landtag- - Ausschuß eingehende Vorlagen der Herzog!. Staatsregierung. — Die Ausführung des projcctirten unb von den Stadtverordnete» bereits genehmigte» Schlachthausbaues i» Gotha stößt insofern aus Schwierigkeiten, als das herzogliche Siaatsmlnisterium zum Zwecke der Ableitung der Abwässer die Her stellung eines großen gemauerten Canals verlangt, besten Herstellung eine» w bedeutende» Aufwand erfordern soll, daß unter Umständen daS ganze Projekt scheitern kan». — Erfreulicherweise haben in letzterer Zeit mehrfach Arbeiter - Jubiläen gemeldet werde» können, die documrntiren, dass in unserer thüringer Arbciterbcvülkerung trotz der socialdemokratische» Lehren »nd Agitationen immer noch ein guter Kern geblieben ist So seierte vorige Woche wieder in der bekannten „ersten thüringischen Herb und Osensabrik" der Gebrüder Demmer in Eisenach der Werkmeister Franz Rasch dos Jubiläum seiner ununterbrochene» 25jährigen Thatigkeit. Anläßlich dieses Ehrentagcs empfing der Jubilar sowohl von de» Principal«!, als von dem Geichästspersonal und von den Arbeitern merthvolle Ge schenke. Eine zu Ehren des Tages von den Fabrikbesitzern ver anstaltete Festlichkeit versammelte sämmtliche in der Fabrik Beschäftigte mit ihren Angehörigen im „Gasthof zum Stern" bei Speise, Trank und einem Tanzvergnügen »nd legte Zeugnis; ab, von dem trefflichen Geiste, der in der Demmer'schen Fabrik herrscht und von dem guten Einvernehmen, da- daselbst zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern besteht. — Behufs Gründung eines fränkisch-thüriiiaischerz GauverbandeS GabelSberger Stenographen - Vereine" warcn in Coburg gegen 100 Dclegirte und Mitglieder der Vereine LichtenselS, Kronach. Kulmbach, Bamberg, Bavreutb, Forchheim, Nürnberg, Sonneseid und Coburg versammelt Nach einaebendcn Verhandlungen hierüber wurde beschlossen, die destnilive Entscheidung der nächstjährigen, am Sonntag nach Pfingsten aus der „Karolinen- höhe" bei LichtenselS adzuhallenden Wanderversammlung vorzubehalten. --- Kreuznach, 4 Juni. Eine» freiwilligen Hungertod suchte hier ein alte-, in den besten Verhält nissen lebendes Ehepaar. Schon vor acht Tagen wiesen die 85jährigen Leute, welche ein eignes HauS bewohnte», da» Bäckermädchen. da- ihnen zeden Morgen Bröbchen brachte, mit dem Bemerken ab. sie brauche sich in Zukunft nicht mehr zu ihnen bemühe», sie „wollten nichts mehr essen". That« sächlich fand denn auch da» Mädchen an den folgenden Tagen keinen Einlaß mehr, auch sonst gelangte Niemand mehr in da« verschlossene wie verödet baliegcnde HauS. Die beiden allen, lebensmüden Leute hatten sich, nachdem sie die Hau-- lhür und Scblasstubcntbür verschlossen hatten, zu Bett gelegt
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