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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-09
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1888
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Nr« Lrmstsachen. 8«W,Mr»d ««de» «kl« Frevnd« der »«st »eftffel» durch dl« «eitere» Fol««» vo» Blätter». a,s welch«» die Kunsiauftalt von Fra,z Ha»ssta«»yl i» Mfl»che» Reprodi,cti»»eo der Meister« werk« de» Rtjktmvseu»« »» A mfterdam" »ach ihrem ebe,1o au«dr»tVv»ll«» »t» facsimiletr«»ea Photogravüreversahre» ,» der« öffevtlick», svrtsihrt. «ich« «i»der lobeadwerid oll die »uap. blätter selbst ist. »i« sch»» wiederdolt bervorgedode, ward«, der de- gleit e»d« k»,stg»sch>chttich rrlstuirrad« Text da,» voa v. vredt»«. E« liege, t» »»serr» K»»ftha»dl,,ge» wieder virr »r»e Lieserv,g»n (6—9) vor, mit »»lamme» 34 Reproduktionen. De» vrgi»a wacht der fleißige, geistvolle va» de Velde mit seinem reizvolle» Bilde „Die Hülle". Ihm folgt der ta Kenntniß des Lebe»- und KSrper- t>auc« der Tlneie »ad Beherrsch»»» de« Technische» kaum übertrofseae Paul»« Potter, der glückliche W o u w«r m a a n«Nachahmer Iodaaue» Liuarlbach «d da» der Capelle, dessen Haupt, verdienst >n der Kraft der Lichtwirkung »» suche» ist, welche er seioeu B>lder» zu gebe» wußte. Bo» Ja» Beerftraate»'< besten Sache», seine» Darstellungen >mfterdamer Gebäude u»d Plätze, sind ^ ^ u,. getbeiü, von dem ih, hieri, ,«ch aderlrrsfe»dr» Jo» va» der He »de» «i» llaualbild. Bo» dem Maler protestautischer Kirchen- Junenrtunle, Emavnel de Litte, ist ei» svlche« Bild mitgetheilt. Gabriel Mets» ist «her durch ei» hübsche» vittr»btldchen dnrch eine» seiner Meisterwerke, et» „Bildaiß einer lesende» alten Fron", verirete», Pieter de Hoogh durch »wei schänr Interienr», den „K.llerraum" und de» „Bnesboten", sowie durch et» ..Exterieur" mit wahrhast blendnider Wirkung de» Sonnenlichte«. Bo» dem a» idn eriauernde» Sjaia« Boarsse ist aach üu charakteristisches JniiivranmSbild mitgetheilt Ganz besoadere» Rri» wird die ..ichwinimeud« Lntenseder", da« Meisterwerk Hondecveter», de« ,.3'asael's der Bügel", wie ihn Bürger nennt, antiiden. Bv» seinem Neffen Ja» Weenix, dem Meister in todtem Geflügel und Wild, findet man da« „Landsitz" genannte, prächtige Stillleben. Ebenso aut ist der Stilllebenmaler und besonder« virtuos« Port«llaadarsteller st als s vertreten. Bon dem in seinen geistreich erfundenen slUeabildlicken Darstellungen seine Zeitgenossen weit überragende» Corneli» Troost wird sein bedeutendste« Werk, seine .Luspectore» de» Amfter- eamer Collegium medirnm" voa 1784 vorgesührt. Die Hausstacngl'sche Publicatioa nimmt mit Lrooft Abschied vo» de» Amsterdamer Meistern und weudlt sich »ur Maleret in Haarlenr. Bon den ältesten Meistern dieser Stadt besitz« da« Rijksmuseum nur eine hier mitgetbeille, leider schadhafte, tiefsinnige „Allegorie ans Christi Sühnopser" vo» der Haud de« Eeertge» va» St. Jon«. Weiter trifft man eine» „Adam und Eva" von Cornelia van Haarlem, sowie eine Magdalena de» Jan van Scor-l nnd die „erythrüische Sibylle" de« Murrten var HeenSkcrck. Diever- öffcullichung gelaugt sodann zu Fron« Hall, »ach ?.e:ndro»dt dem dedeulendftea, ge»talste» und geistreichsten Maler der finüuuvischeu Schule, und giebt von seine» Amsterdamer Bildern sei» . wll»> >ld« nfi mit seiner »weiten Gattin", den „lustigen Zecher ->d den „Ranen" wieder. Eine gröbere Fülle seiner <schöpsun--.„ findet sich sreilich im Haaclemer Museum. Bon den »ahlreichen Haltschülerii tnssen wir nun zunächst deaMoleuaer mitsetuer mit vollkommenster Meisterschaft gemalten „jungen Dame am Llavier" und dem für seine Molweise sehr charakteristischen „Tischgebet". Boa Isaak vo» Ostade, dem jüngere» Bruder de« Adriaaa, ist die in krältigem, warmem Tone gemalte, treue» Nainrstudium athmer.de „Baueru- wirthschast" mitgetheilt, vo» Adriaa» Broawer eine nette .trunkene Gesellschast". E« schließen sich dieser reiche» Folge noch prächtige Sache» von Adriaan van Ostade, Salomon Ruh», dael, L«sata» voa de Beide, Willem de Poorter und LornrlilDussart an und bilden wieder einen hochersreulichen weiteren Schritt ta der wundervolle» Hausstaengl'schea Veröffent lichung. die alle» Luustsreuadea nicht warm genug »ur Beachtung empsohlea werde» ka»u. AdolsWet»ke. Verein Leipziger Lehrer. In der Sitznng am SO. Mai sprach Herr Otto Bock über die Formenlehre i» der Volksschule. Er versteht daru»ter eiuea anschauliche» Borbereitu»g»»atrrricht für die Geometrie, der »u dcrielbe» etwa im gleiche» Berhültuifle steht, wie dir Heimaihskunde z»r Grographi« nnd der llnterricht ta der biblische» Geschichte zum rkatcch>rmu«uuitrrichte. wen» Curtma»», Bartholomät und Andere diese Formenlehre dem A»Ichaun»g»uuterrichte der Clemeatoreloffe» überlaffe» sehe» wolle», so verkenne» sie Ziel und Umsang desselben. Dir Formenlehre soll t» einer planmäßige», vollständige» »»d gründliche» vorsührong der geometrischen Formen am Körper selbst bestehe». Definitionen und dergleichen stad nicht ihre Ausgabe. Zur Erzengnug der verschiedene» rünmlichen Anschaua»ge» nnd Begriffe ist auch di« Vorführung voa vielen verschiedenen Körpern nöthtg (Würfel, Prismen. Pyramide», Walze, Kegel, Kugel). Die Lehr« büiber von Kehr, Pickel u. A. trage» dieser Roihweadiakeit uicht Rechnung. Sie führen »ur eine» Körper vor »ad verfahre» dann synthetisch. Ist der Körper vorge»eigt, so werdr, selae Au«dehu»»gea betrachtet, die Flächen werden aach Zahl. Lage, Richtung, Art, Größe bestimmt, die Kanten i» gleicher Weise, serner die Ecke» und endlich die Axea. Da» Retz wird gezeichnet «ad der Körper constrnirt. Da« Arbeiten mit Zirkel und Lineal übt Hand «ud Auge. Die Hauptsache bleibt jedoch immer die Gewinnung klarer Begriffe. Nach dem Vorgänge von Harnisch und Diefterweg jorderl der Herr Referent auch die Berücksichtigung einiger Krystallsormeu lletraeder» Oktaeder, sech-seitige Säule und Pyramide, Rkomben» ! odekaeder, Pentagoudobekaeder und DeltoldVieruadzivaiizigflächer). Die Körper müssen wirklich vorgesührt wrrden. Advilduagen ge» rügen uicht. Zur Betrachtung vo» Krystallsormea sind einige Sla«. Modelle mit Axea an,uschaffen. Durch Fragen muß der Schüler zum Betrachten geuöthigt und zur Aussprache über da« Bejehcne veranlaßt werden. Die schriftliche, be». graphisch« Lösung voa Aus gabe» a«» einem gedruckten Heftchen unterstützt de» Unterricht. I» dem »weiten Theile seine» Bortrage« gab der Herr Referent de» UatrrrichtSgaug an, beziehentlich einen Lehrplan mit dem ganzen logisch klar gegliederten und wohl vcrtheiltea Lehrstoffe. E« »eigte sich, daß die Gewinnung der geometrischen Anschauu»gen bei ge eigneter Betrachtung der geometrischen Körper selbst eine leichte und naiürliche sei» muß. Würde der Geometrie überall eia propädeutischer Turfa» in der voa dem Bortrageuden skizziiM Weise vorauSgeschickt, so dürfte wohl auch an höheren Schulen M Klage über die Un« jluchtbarkeit de« mathematische» Unterricht», bez. über die Uiisähiq- keit vieler Schüler, gerade für mathematische Untersuchungen Interesse und Berständniß zu gewinne», aach and nach verschwinden, bl. AtllLienausflüge des Vernas für die Geschichte Leipzigs. i. Der erste Sludicnaurslug, welchen der Verein für die Geschichte L -rzig» in diesen» Jahre unternommen hatte, fand im Monat April statt und galt der alten, berühmten BiichosSstadt Zeitz. Leider ver« einigten sich verschiedene Umstände, daß dieser Au-slug ol« ziemlich mrseblt erachtet werde» mußte. Beringe Beiheilignng. weibseloollc» L3 Iter und einige Lrlraukuugen hinderte» eine zweckc»lsprechende, ein eheudere Besichtigung der Merkwürdigkeiten, an denen Zeitz und seine nächste Umgebung so reich ist. E« beschränkte» sich daher die Besuche aus da« Rathhau«, die Saact Michaeli-kirche nnd die Lriui- lalitkirche De» Zeitzer Ratbhanse« wird schon im Jahre 983 gedacht, wo e« bei einem Clnsalle der Wenden und Böhmen mit in Feuer auigina. E« war damal» eia bischöflicher Freihos, in welchem der Bischof einige oo» ihm verordnet« Richter unterhielt. Dieser Hos bronuie im Jahre 1002 mit der halben Stadt »ieder. Wird« ousgebant verkaufte ihn Bischof Ulrich im Jabre 1398 dem lliathe, der zeither darin seine Sitzungen gehalten» sür ISO Schock F. ciberger Münze. Ja diesem Sansbries« wird erwähnt, daß dieser Fi cihos zwischen de» Kimmerer» Rhul und Martin Zizei» Holen reiege» Hab«. Im Jahre 1S02 wurde der vormalige bischi.i.lche Freihos, mit Autnahm« de» unteren Geschosse«, mit seinen mächtigen Ocwölbe» abgebrochen, da» jetzige Rathhau» zu baaea verdinget und der La» 1S09 vollendet. Die Herren Polizeisecretair Babel und Tastella» Ott« hatte» die Güte, na« durch die Räume de« Hause« zn führe», in «elchea sich »och viele Denkwürdigkeiten und Aller« t ümer «halte» haben. Besonder« bemerkenswert!, «richten »»« eine v »sicht der Stadt, t» Ork gemalt, an« dem 16. Jahr Hemd« rt, mit der Unterschrift: „So sah« znr Zeit der Klofieeqleißaerrt, »ud in der Geißelzncht nnd dabei armedan, wo seinen Rosenkranz nab Pater« noftermette, auch der geölte Pfaffe Meffe hielt. G. F. Schulz, Sictorqnirt von Krippendorf. Die Kirche »o Saact Michael, jetzt die Oberpsarrkirche, war 1lS4 scho, vorhanden, den» i» diesem Jahre wurde sie de» Rannen d-s Ltepdankloster» gewidmet. Eine Renovation, welche dieselbe "fuhr, ha» ihr et» zimolich moderne» Ansehen gegeben, weshalb die ii keftea TheNe nur noch sür Sachverständige erkennbar siad. Alter- ümliche Gegenstände haben sich in dieser Kirche wenige erhalten Herr kyxchnrr Ziegler, der mit freundlicher vereilwilltgkeii unsere vühr,»» überstbh». hat tntrreffgat« Drucksachen nnd Schriftstücken an« frühe, ZA», überstchtlich geordnet and anfgefteklt, nnd der Kirchrngefchicht» der Stad» eftwn «esevtliche» Dienst geleistet. Di« Gebäude de« erwähnte» Nonnenkloster«, welchem vm der Reior. matioa da« PaironalSrech« über di« Michaelitkirche, genieinschusilich mit dem Stadtrathe instand. waren früher nm dieser durch eine» Gang verduude». Sie siad erst in »euestcr Zeit abgebrochen worden. Die Nonnen verließe» da« Kloster sreiwillig am ersten Advent- sonvtage de« Jahre« IS34. Außer diesem NouaenNostee hatte Zeitz noch ei» Kloster der Fronzi»kauermönche, dessen Kirche, »»gleich mit dem Kloster, 1838 erbaut wurde. Di« seh«a«wer»hen alterihüinl'che» Räume diese« Kloster« richtete man im 17. Jahrhundert zur Aus nahme der 1541 gegründete» „Stisttjchule" ein, zu welcher Zeit Herzog Moritz aach di« Franzitkoaerlirche einer Renovation unter,,og. Da« Schloß mit der Trivitatitkirche entstand wahrsch>inl>ch zugleich mit dem Hochftift. Echan iw Jahre 1238 wollte e« Bischos Engelhard beseft'gen. aber Markgros Heinrich gab e« nicht zu. Erft besten Soda, Markgraf Dietrich, erlaubte e», und nun erhielt da« Schloß einen tiesen Wassergraben, mit Pallisade» und Wols«gruben umgeben. Bischof Iobann ließ 144? diese Befestigung nicht »ur Verbestern, sondern da« Schloß auch mit aenen Mauer». Lhürmen und Gräben umgebe». Im 30 jährigen Kriege wurde r» fast gäaz» ltch zerstört. Herzog Moritz ließ da« Schloß wieder ausbanea, wie e» jetzt zu sehen ist, gab ihm den Namen ..Moritzburg" und bezog e« am 1. Januar 1863 al« Residenz. Die ausgedehnten Räume erlaubten, daß außer dem herzoglichen Hosstaate auch di« drei Collegiea der Kammer, der Regierung and de- Consistorium« mit ihre» Expeditione» und Archiv«, darin aasgenomme» werdr, konnten. Jetzt ist der einst so glänzende Fürsteusitz — eine Strafanstalt» Da« sehen-würdigste Bauwerk der Stadt Zeitz ist ohne Zweifel die Schloßkirche, sei» dem 24. Januar 1672, nachdem sie Herzog Moritz nmgeftaltet, Trinitatiskirche genannt. Vorher hieß sie Peter« Paul»kirche, oder auch da« Münster. Sie ist die ursprünglich« Domkirche, welche Kaiser Otto der Große hat erbauen lasten, wie die« noch zwei alte Inschriften an der Süßeren nördliche» Maier bezeugen. Im Hussitenkriege wurde sie verwüste«, daß nicht» al« di« äußeren Mauern stehe» bliebe»; bald nachher ließ sie der Bischos Peter v, Schleinitz wieder Herstellen. Aul der westlich«» Seite hott« sie zwei Thürme, auf deren einen eia Wächter wohnte. Al» ela heftiger Sturm einen dieser Thürme über den Hausen mors, trug man den anderen auch ab. Ja diesem Zustand« blieb die Kirche bi» zur Zeit de» Herzog» Moritz, der, «m eia richtige» Quadrat für feinet, Schloßbos zu gewinnen, etwa den vierte» Thetl der Kirche abtrogeu ließ und ihr die gegenwärtig« Gestalt gab. Die Domherren wurden mit ihren llorin eanouioi, in die Sanct Nicolai« kirche vcrwiesen. Al» am Pfingstfest« de« Jahre» 1821 in dieser der Gottesdienst geendet und sie dem Abbruch« überliefert worden war, zog die Gemeinde, mit dem Pastor Magister Johann Gotilried Müllcr, am TrinitatiSsefte singend au« derselben in die Schlobkncke, welche seit dieser Zeit „Parochiolkirche zu Saact Trinttati»" heißt, versäume kein Freund der AlterihumSknude und Land«»geschicht«. wenn sich ihm dazu Gelegenheit bietet, die alt« Schloßkirch« in Zeitz zu des chen, sie enthält eine Fülle voa Merkwürdigkeiten nnd histo rischen Erinnerungen. Darunter befindet sich auch der kunstreich« Grabstein de« berühmten letzte» Bischos- von Nanmdurg-Zeitz, Juliu« Pflugk, der sich im Bcsitze der bischäslichea Würde bi« zu einem 1564 erfolgte» Tode erhielt. Ein Hauptaltar mit pracht voller Dekoration, ein Altarbild vom Jahre l404, Gemälde, Grabsteine adeliger Familien und geistlicher Herren. Gemälde. Curiositälea — der -eideadicnst, mit Peitsche, Wagen und Blitzstrahl nnd „KLIelieb" — und viele« Andere fesseln ununterbrochen die Susmerlsamkei». Bar k Allem aber lohnt rin Besuch der «lyota, welche noch der Zeilljder ersten Erbauung der Kirche, dem lO. Jahrhundert, aagebört. Hie: ruhen in dreizehn Särgen die Leichen de« Zweige« der Herzöge von Sachsen-Zeitz, der im Jahre 1718 mit Herzog Moritz „»«starb. An den Wäudkn findet man viele Gemälde, welche die Berstorbeaeu, nanicullich Kinder, im Sarge liegend darstellen. Der Kirchner. :rr Falk, ist ei» wohlunierrichteler Führer. Mit dem Besuch der chloßkirche endigten unsere Forschungen. Ein zweiter Siudieu- auSslug nach Zeitz unter günstigeren Verhältnissen blieb Vorbehalten. Otto Moser. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I,. Leipzig, 7. Juni. (Bottelläfterung ) Eine« Tage«, im Mai v. I., saßen im Wartezimmer der Station Steinach mehrere Personen, darunter auch der jetzige Agent nnd frühere Bierwirth Peter Eduard Wehder au« Sonneberg. Dieser richtete an einem der Anwesenden die Frage: Wie geh» et? und erhielt daraus die Auiwort: Man muß Sott sür Aye« danken, aber ihr Socialdemokratea glaubt ja nicht an ihn. Wehder erwiderte hieraus: Jo, wenn man nur wüßte, wo der K. . . wobntl Der Andere nahm hieran Aergerniß und zeigte Wehder wegm Gotteslästerung an. In der am 12. März vor der Slraskammer de« AmtSgenchlS Koburg stattgehablcn Berbandlung behauptet« der Angeklagte, er habe mit dem incrimiairten Worte nicht Gott gemeint, sondern einen Satz in di-ser Weise vollendet: wo der K. wohnt, der auch agt, daß wir Eociaidemokroten an nicht« glauben. Daß er diese letzteren Worte ivnklich gesprochen, konnte nicht sestgestellk werden. Die Strafkammer stellte dann seit, daß da« iacriminirte Wort eine N chiachlung der Persönlichkeit und somit «ine Beleidigung enthalte, in Beziehung aus Galt nn,gewendet aber eine Verachtung de« Heiligen und somit etwa« Beschimpfende« zum Ausdruck bringe. Da» That» bestandsmerkmal der Oeffe itlichkelt und de« Aergernißnehmen- wurde ebensalls sestgestellk, da zwei Personen die Aeußerung gehört und einer von »tuen Aergerniß daran genommen hat. AnSdiücklich wurde im Ur.heil daraus hi „gewiesen, daß vom Gesetz nicht oer« langt werde, ein Aergernißnehm:n seiten« einer Mehrheit von lZersonea. Mit Rücksicht daraus, daß die incriminirle Aeußernng mehr dem Leichtsinn ihren Ursprung verdankte, wurde die Strafe nur aus einen Monat bemessen. — In seiner Revision machle der Angeklagte wieder den ihatsächlichen Emu and, daß er dem ersten Satze noch einen Nebensatz angesüg» habe und bezeichnet« e« al« rcchtsirrihümlich, wenn da« Gericht Beleidigung und Gottes lästerung ai« identisch ansebe — Der Rcich-onwalt bezeichnete den ersten Einwand al« unbeachtlich und führte dann de« weiteren an«: Daß da« fragliche Wort in Beziehung aus Gott gebrauch», eine Gotteslästerung ist, kann wohl kaum ta Abrede gestellt werden. Wenn behauptet wird, da« Gericht Hab« Beleidigung und Lästerung identificirl, Io ist da« nicht richtig. Da« Gericht geht von der voll« ständig logischen Annahme au«, daß da-jrnige, wa« schon Menschen gegenüber als eine Belcid gung gilt, gegenüber dem Heiligsten, wa« die christliche Kirche kennt, umsomehr al« Lästerung anzuseden sei; e« hält also beide Begriffe scharf au«einander. Wa« die Oeffent- lichkeit der That betrifft, so war die Zahl der anwesenden Personen zwar sehr klein, aber da jeden Augenblick noch andere eiatretea konnten, so war die Oeffenllichkeit, wie sie da« Reichsgericht wieder« holt dcfiiiirt hat, gegeben. — Dem Anträge de« ReichSanwall« ent« sprechend, erkannte da« Reichsgericht, 3. Strafsenat, aus Verwerfung der Revision. l-. Leipzig, 7. Inns. (Beschränkung der Be rtheldi gung.) Drei noch nicht 18 Jahre alte Burschen au« Liudors hotten am Abend de« 7. August 188? in einem Ansall voa Rohheit«. Paroxismu« aus einsamer Straße «in Dienstmädchen über« sollen und in nicht nährr zu bezeichnender Weise belästigt. Die Eltern des Mädchen« stellten gegen die Misselhäter Slrosaiitrog wegen Beleidigung, nahmen demclben aber kurz vor Beginn der Haupl« Verhandlung vor der Strafkammer »n Köln zurück, da die Angeklogien Reue empfanden und dieselbe anch durch Thalen zu be weisen sich bereit erklärt halten. Der EtaalSanwalt bennlragi« hieraus, da« Gericht möge die Verhandlung trotzdem jortsetzen, da sich möglicherweise ergeben werde, daß die Handlung, welch« im EröffaungSbklchluß nur al» Beleidigung qualificirt sei, al» «in Ler« gehen oder Verbrechen gegen die Sittlichkeit sich dorstelle. Ta« Gericht stellte aber trotzdem da- Bcrsahren eia und sprach sich dahin au», daß nach Zurücknahme de» Strafantrag» ein weitere« Eingehen ans die näheren Umstände der Anklage gesetzlich unzn« läisig erscheine. Aus die Revision de« Siaol-aawalt» hob jedoch da« Reichsgericht das Uriheil a ' und bezeichnete e« al- einen Rcchtsirrihum, wenn da» Laadger sage, e« Hab« keine Besuqniß Weiler zu verhandeln, wenn auc sndicien sür eine andere Tyat vorliege». Gerade durch diesen RechtSirrthum Hobe da» Gericht sich die Erwägung unmöglich gemacht, ob genügend« Jndicie» vorliege», daß eine andere That begangen sei, resp. daß die zur Anklage stehende That ander« qualificirt werde» müsse, al« im Eröffnung»« beschluß. Die abermalige Verhandlung vor der Strafkammer in Köln hatte nun wirklich da« Ergebniß, daß die That der Angeklagten al« ein Bergede» gegen ß. 183 erschien (öffentliche Erregung von Aergerniß durch Bornadme einer onzüchtige» Handlung). E« crsolgte daher auch die Verurihrilung au« d.esem Paragraphen. — Die An geklagten halten gegen diele« Urthett ebensall« Revision ein gelegt, und zwar nut E>solg. Da« Reich-gericht (1. Strafsenat) hob am 4. Juni da« laudgerichtliche Unheil auf, weil die Ler- »heidigung der Angeklagte,> dadurch beschränkt worden sei, daß sie nicht aus dev veränderten rechtlichen Grsi btSpunci (der EröffnungS- beschlnß ber-ichnete als verfitzt den st I8ä fBelcidiguug), da« Urtheil den 8 183) onsmerksam g macht worden suid. Leipzig. V. Juni. (Bon der Trichinenschau) Der Orgnmse Mi^ael Pi«zezek in Loud«berg a/W. war bi» zum De- c.mber 1867 al» Flnschbeschauer sür den Bezirk Waagerow ver« pfl chie« und hatte al« solcher «in Schaubuch zu sübren. >n welche« er sowaht den Beiund bei Untersuchung eu>u Schweine«, al« - uch die genaue Zeit der Untersuchung eiatragen mußte. Ein ähnliche« Buch besitze» vir Schlächter, in welche« der Fleischbeschamr die Ein- träge ebeusoll« zu machen hat. Am lü. Decemder v. I. nun «hielt P. voa einem Schlächter in W deo Austrag, ein soeben geschlachtete« Eckwein zu untersuche». Hierzu war er aber nicht in der Lage, denn er hatte sein einzige« Mikroskop cm Vormittag verliehen und erhielt e« vora»->sichllich erst sehr spät am Adead zurück, da et mit über Land genommen war. Schnell entschlossen ichrieb er in die Register» daß er »a» Fleisch untersucht und »richinensrei besuuden babe Er behauptete später zwar, er bade die Absicht gehabt, noch spät Abend« die Untersuchung vorzuuehmen, ober er hat letztere« in Wirklichkeit nicht geihaa. Da« Landgericht Schneidemühl nalim al« erwiesen an, daß P mit dem Bewußtsein der RechiSwid'igkeit die Fälschung vorgenomnien und oerurtheiite ihn wegen Urkur>e-isäisch»ng >m Amte zn einer Sesängnißstrase von 1 Monat aus Grund de« A.318. — Der Angeklagte halte Revision eingelegt und behauptet, er sei nicht al« Beamter und die Schaubücher seren nicht al« öffent lich« Urkunden »nzusehen, ober da« Reichsgericht (4. Straffeaat) erachtete diese Rügen für unbegründet und verwarf am b. Juni di« Revision. —— Sachsen. * Leipzig, S. Juni. 2n Betreff der feierlichen Enk» HÜllung unsere» Siegesdenkmale» besteht, wie wir vernehmen, an maßgebender Stelle die Absicht, wenn e» nicht möglich sein sollte, baß eine Vertretung der hiesigen Truppen- theile am 2. September, an welchem Tage dieselben sich be kanntlich im Manöver befinden, in Leipzig anwesend sein kann, vor dem AnSriicken der Truppen in da« Canlonnement stattfindcn zu lassen, also im Lause de- Monat August. Ist jedoch jene Möglichkeit gegeben, fo wird am diesjährige» Sedantag die Enthüllung erfolgen und da» dürste wohl dem am Meisten m unserer Bürgerschaft Verbreitelen Wunsche eutsprechen. * Leipzig, 8. Juni. Di« festliche Einweihung und Eröffnung unsere» neuen Eentral-Schlacht» und Bieh- hose» ist, w,e wir vernehmen, aus den 12. Juli festgesetzt. * Leipzig. 8. Juni. In der letzten Zett sind im Be triebe der hiesige» städtischen Wasserleitung Trübungen de» LeitungSwasser» in der Weise beobachtet worden, daß zu gewissen Tage-zeilen und an bestimmten Orlen die Beschaffen heit de» der ganzen Stadt gemeinfchastlichen Wasser- eine verschiedene war. Eine Ursache dieser zeitlich und örtlich aus« tretenden Trübungen liegt »n den Zuständen des Sladtrohr- netze»; daffelbe ist »n seinem Innern »i»t alten Niederschlägen bedeckt, welche an manchen Slellen den Querschnitt der Lei tung ganz erhebuch vermindern. Der Wasserverbrauch »st ein steigender; er b't-'g am Freilag vor Pfingsten im normalen Betriebe 22 000 clim. als bisher beobachtete Hörste Lerbrauchv- >nenge. Diese große abzuleitende Menge erzeugt l.r den ver engten Leilungen de» SlavtrobrnetzcS bi» zetzl nicht stalige- sunvene Geschniiudtgkeilen, weiche die N-ederschläge angreiscn, absühren und dadurch die Trübung veranlassen. E» ist nicht mit Sicherheit zn erwarten, daß un Laufe ver Zeit und bei noch steigendem Wasscrverbrauchc die Nohileilungen aus diese Weise werden vollständig gesäubert werden. Eine durch- greifende Berbesscrung wird nur durch Lcrmchrung der Fall« rohrleilungen zu erreichen sein, sür die auch andere Gründe sprechen. Zu der genannten Ursache tritt noch eine andere, die darin besteht, daß durch die jetzt häufig nolhivendige» Rohrauschlüssc und Umlegungen im Stadlrohrnetz die Nieder schläge zunächst gelockert werden und bei folgender Durch- leilung be- Wasser« diese» trüben. Selbst kräslige Spülungen, die nur kurze D"uer haben können, vermögen die Leitungen nicht zu säubern. Die Klarheit de» von Naunhof am Hoch behälter ankommendcn Wasser» wird lausend untersucht; e» ist bisher tadellos gewesen. ----- E» ist un» vergönnt gewesen, «inen Blick in die vom „Museum sür Völkerkunde" veranstaltet« Sonder» au-stellung zu werseu. Ta» Gebotene, Dinge, welche hier durchweg noch nicht gezeigt worden sind, ist von größtem wisscnschafllichen und lunstgcwerblichen Interesse und befriedigt auch durch geschmackvolle Ausstellung, welche durch die Herren Hanicke und Scbcrg bewerkstelligt worden »st. Wir behalten un» vor. aus die reichhaltige Ausstellung cingchender zurück- znkoinmen. — Stadttheater. Dictorien Sardou'» Lustspiel „Der letzte Brief" ist neu einstudirt worden und kommt heule mit Heu» Eugen Stacgemann in der Rolle de» ProSper von Bleck" nach langjähriger Pause wieder zur Aufführung. — Die Künstler-Vorstellungen in der „Guten Quelle" erfreuen sich auch während der jetzigen Jahreszeit eine» anhaltend zahlreichen Besuche«, eine Erscheinung, welche daraus zurilckzusühren ist. baß da« Programm ein stet« reich haltige« bleibl und sür neue Kliastlerspecialitälen in der rechten Weise gesorgt wird. Die Ionglcurproduclionen und Draht- eilkünsle de« Said Beni, die Vorträge der beliebten Costümsoubrctte Frl. Perner, vor Allem die Leistungen de« Improvisalor Herrn Delcliseur, welcher sich zugleich al« virtuoser Schnellmaler provucirt, sind solche, baß dem Publicum untcrhaltungSreiche Abende bereitet werden * Leipzia. 8. Juni. Die stattliche Zahl der Berus«- ^ubilare im Geschäft der Firma E. Polz. hier, hat am heutigen Tag aus« Neue eine Vermehrung erfahren. E- war heute der Zeitraum von 25 Jahren verflossen, seitdem der zur Zeit »n der Expedition de« „Leipziger Tageblatte»" al» Expedient fungirende Herr Wilhelm Dotzaucr al» Schriftsetzer in die Buchdruckerei de» gedachten Blatte» ein- trat. In dieser langen Zeit bat der Genannte mit großer Pflichttreue der Firma E. Polz ununterbrochen seine Dienste gewidmet. Der heutige Ehrentag be» Iudilar» bekundete die allgemeine Hochachtung und Zuneigung, welche er fick durch seine vorlrefslicken Charaktereigenschaften in den Kreisen seiner Berus«- und Geschäftsgenossen zu er werben verstanden hat. Der zur Zeit im Bade weilende Chef der Firma übersendete »lim brieflich und telegraphisch seine Anerkennung und seine Glückwünsche, und außerdem war der Prokurist der Firma beaujtragl. ihm iverlhvolle Geschenke de« Principale» zu überreichen. In gleicher herzlicher Weise wurde der Jubilar vou dem Expedition«, und Redaktion« personal, sowie von den Angehörigen der Druckerei beglück wünscht und geehrt. Am Abend fand ein von letzteren zu Ehre» de» Jubilar» im Saale de» Lehrerverein-hause» ver» anstaltrter Cammer» statt. * Leipzig. 8. Juni. Die gestrige Versammlung er» KreiSvereinS im DerbandeDeulscherHandlungS« ge Hilfen war. wie immer, zahlreich besucht, doch bot die Tagesordnung sür Sa» allgemeine Intereste weniger Bemerken» werthe». Die Mitglicderzahl de» Verein« hat sich wieder um eine große Menge neuer Mitglieder vcrmebrt und der Ver band selbst hat dieser Tage die 15 670. Mitgliedskarte au«- gegeben. Von wesentlicher Bedeutung wird sür den Verein die Einführung de» KrankcnversicherungSzwang« für Hand« longSgehilsea sein und e« wurde deshalb an die Mitglieder und solche, welche e» noch nicht sind, da« dringende Ersuchen gerichtet bei Zeiten der Krankencaste des Verein« bcizulrelen. deren Mitgliedschaft vom Zwange der Ort-casse bcizulrelen befreit. Die Daten, welche über dies« HilsScaste veröstenllicht wurden, sind sehr erfreuliche und zeigen de» günstigen Stand dieser Cafl; sowohl in Betreff der Höbe de« Reservefonds, al« auch der Billigkeit der Beiträge. Auch die Wittwencassc und die AlterSvcrsorgnngScasi-' nehme,» sichtliche» Aujschwung, wer letzterer noch in dics-m Monat b itrilt, genießt besondere Dortheile. Rädere» ist in der Geschäftsstelle de« Verlande«, NniverstlätSstraße 4. zu ersahren. Die weiteren Geaenstände der TafieSorvnuiig betrafen innere Angelegenheiten. — Am heutigen Abend eröffnet, wie au» dein Anreigen- theil bereit» bekannt geworden, die hiesige Gesellschaft 3563 Vtokze'schir Stenographen einen neuen, aus t8 bl» 20 Lehrstunden berechneten llnlerricktScnrsu» durch einen ein leitende» Borlrag im Restaurant Stephan (Parkstraße), jo daß also Leuten, weiche die S>ol;:'sche Kurzschrift i» kürzerer Zeit erlernen wollen. Gelegenheit zur Theilnahme an dem neuen Cursu» geboten ist. ) Leipzig, 8. Juni. In der Körnerstraße hatte gestern Vormittag eine dort wohnhafte Willwe da« Unglück, aus dem Wege z» ihrer Bebausung aus Ver Treppe abzuruksche» und die Treppe herabzusturze». Die arme Frau erlitt dabei einen Bruch de» linken Unterarme«, wurde von der nächsten Polizeiwache au« mit einem Nothvcrbanv verseben und so dann in ärztliche Behandlung genommen. — Denselben Nach mittag belras am Kornerpiatz eine» dort aus einem Neubau beschäftigten Dachdecker da« Mißgeschick, von eine», »erabsallenden Slcine an die Stirn getroffen und erbebiich verletzt zu werben. Auch ihm wurde »n der Polizeiwache ein Notbverdand angelegt. — Gestern Nachmittag wurden b>c Pferde eine- mit Kälbern beladenen zweispännigen, einem hiesigen Fletschermeister gehörigen Fleischer.geschirrS in Zolge de» Pseiffen» der Dampsmaschine einer Straßenwalze in Gohli» plötzlich scheu und gingen durch, ohne daß sie ver neben dem Geschirr hergchenbc Kutscher zu halten ver- mochle. Die Zügel zerrissen und bald daraus lraf da« ührerlose Geschirr aus euren Blerwaqen auf. wobei die Deickfel des Fleischergeschirr» abbrach und diePserde mit der losen Deichsel Wetter nach der Stadt herein jagten bi« in die Eulritzscher Straße, wo e» gelang, dieselbe» ausznballen. Da» Snltcipserv hatte sich an den Beinen einigermaßen verletzt, sonst war aber glücklicher weise kein Schaden welker angerichtet worden. — EdensallS »n Folge de» schrillen Pfiff« einer Lokomotive wurde denscidcn Abend in der Berliner Straße da« Wagenpferd eines Wagenbauers au« Reudnitz plötzlich scheu und jagte in cu, dortige» Geböst hinein, wobei c» stürzte und den Gabelbann» zerbrach. Aber auck in diesem Falle kam glücklicherweise weiterer Schaden nicht vor. — In der Promenatenstraß' ließ gestern Nachmiltag ein Laftgeschirr beim Vordeisahren an einen aus der Straße siebenden Kinderwagen an, worin zwei Kinder von 2 und 4 Jahren sich besandcn. und riß denselben um, wobei beide Kinder aus die Straße sielen. Dieselben batten anscheinend keinen Schaden ge- litten. — Gestern Abend hielten Soldaten an de» Schieß- ständen eine Frauensperson, welche sich unbefugt dort umher trieb, an und brachten sie nach der Wache in Schloß Plcißen- burg. Von da nach dem Nasckmarkl abgelicsert, wurde in ihr eine stellenlose Dienstperson au« Würzburg enldcckt, welche wegen Diebstahl« vo» der Staalüanwallsckast zu Gera leckbrieslicd verfolgt wird und dcsbalb nunmehr in Hast verblieb. — In der Sleriiwartcnslraße nahm heute Vormittag dir Polizei wegen Diebstahlsverdachl« einen Barbiergchilsrn ans Lanvtberg fest, in dessen Besitz sich nicht weniger als l3 ver schiedene gefälschte Leulimativncu vorsanven und bezüglich testen sich noch beran nciile, daß er bereit« wegen Dicbstabl» und Unterschlagung längere Freiheitsstrafen ei title» halte. Der Festgenomnicne wurde aus dem Naschmarkte zur Hast gebracht. — An der neuen Verbindungsbahn im Nonnen bolze verunglückte beute Vormittag ein 6t Jabre aller Handarbeiter, Namen« Steinmetz au« Crsurt. iu Connewitz wohnhaft, dadurch, daß er beim Abladcn einer sogenannten Kipplowry, an welcher der untere Wagen mit in die Höbe geschlagen ist. vo» demselben beim Herabfallen an da« linke Bein getroffen wurde und dadurch einen doppelten Bruch- de» Beines erlitt. Er mußte in» hiesige Kraukcnhau« gebracht werden. * Leipzig. 8. Juni. Bon der zweiten Strafkammer de» könig ' »iestgen igl. Landgerichts wurden in den heutigen iauptvcrhandlungen vcrurtheilt: l) der BuchhandtungSgehilsü Franz Louis Alb recht au« Rcndnttz wegen Unterschlagung rc. zu tO Monaten 18esängniß; 2) der Schlosscrgcfclle Ernst Max Hünich au» Denken wegen schweren Diebstahls zn 1 Jahr 3 Monaten Znchlhau«; dahingegen wurde der Lehr ling Karl Hermann Max Heyne au» Cöthcn von der An klage de» Diebstahl» sreigesprochen. * Reudnitz, 7. Juni. In der gestern Abend abgehaltenen Sitzung de» Gemeinderathc» erstattete der Bauausschuß sein Gutachten über die Elsa-Straße (Herrn l)r. Schwabe'» Straßcnanlage) und e» wurde nach Anhörung desselben be schlossen, gegen den amt-hauptmannschaftlichen Bescheid in Sachen eine» 4 Meter in die Straße hineinstchenden Hause» Berufung einzulegen. — Da» Gutachten de» BersaffungS- au-schuffe» über die Einführung de» Bürgerrecht» in Rcudnjtz, welche» gestern ebensalls zur Besprechung gelangen sollte, wurde abermal» sür eine der nächsten Sitzungen zu besprachen beschlosten. — Der Entwurf zum Regulativ Über die obli gatorische Trichinenschau wurde gestern genebmigt und e» wird nun da» Regulativ unverzüglich in Kraft treten, sobald dasselbe die amlShauptmannschasttichc Bestätigung ersahren hat. ««Schvueseld. 7. Juni. Aus Anregung de» Herr» Bergmann in der vorgestrigen Sitzung unsere« Gemeinde« rathe« wurde beschlossen, in Zukunft da» wohl scheinbar billiger sich stellende, jedoch ziemlich nutzlos sich erweisende Einbauen der Wege mil Kie» wegsallen zu lasten und die Wege hinfort tractweisc chausteemäßig einzubauen. — Be züglich der Ausstellung von PIncattaseln ist der mit Herrn Buchvruckereibesitzer Mcjo vereinbarte Vertrag ge nehmigt worden. — Der Dicnsistunkcnplan sür die Schutz leute wird während de» Eoinmerbalbjahre« dahin abgcändert. daß an Werktagen der Nnchldienffhabende bereit« um 4 Ub: Morgen» abtrttl. der Tageödiensthabeiibc dagegen schon um 6 Uhr seine Runde anlrill. A» Sonn, und Festtagen gelle» die früher festgestelltcn Bedingungen. ---- Au» Groß-Dölzig wird un» vom 8. I»»i ge schrieben: „Der von verschiedenen Blättern gemeldete Mo,d. welcher in Zöschen beim Kuchcncsten vorgckvmnwn sem scll:e ist (wie bereit» in der letzten Nummer gemeldet) ersnnc -. Der Todle befindet sich unler den Lebende». Die Sacke w,r so: E« kam eine kleine Rauferei (nicht nut polnischen Ar beitern) vor. der Betreffende war etwa» angetrunkil idct reitwellig an epileptischen Anfällen und beiai» insoiga der Aufregung einen solchen, wodurch, wie e» scheint, der Jrrlbu n entstanden ist." Borna, 7. Juni. Da« bevorstehende Schützen-Iubi- läumSsest verspricht ganz bedeulenden Umsang anznnehnw , namentlich ist sür den Feslzug am DicnSlag seitens aus wärtiger Schützengilden eine zahlreiche BetheiUgung zugcjag'. In corxorv und mil Musik treffe» ein die Gilden zu Lauch.', Rötha, Lucka, Pegau, Lausigk, Groitzsch. Eolbitz, Geitbain. Kohren und wahrscheinlich auck Frohburg, ooch ha! sich letzte,- bi» heute noch nicht angemelvel. Deputationen zmn The i in Stärke von 15—20 Personen senden die Cchützeiigesel - schäften zu Penia, Lunzenau, Aitenburg, Dabicn, ^ u.nk.'.l und Grimma. Ilnler Hinzurechnung der Neuen ischütze. gesellschast zu Borna und der hiesigen Sckützengllve ergi i: sich die Vertretung von inSgesammt l8 Schützencorporalwiie . Werden im Fcstzuge am Dienstag schon die verschiedenen Ui sonnen ein mannigfaltige» Bild gewähren, so gestaltet sich lc; tere» zu einem farbenprächtigen durch die Tbeiinabine vc: 5 Herolden, 4 Schützenzügen ä 5 Monn »n den Uniformen kr. Jahre 1538, 1638, 1738, >333, durch die Gruppen keS Militair- verein«, der Bäckerinnung. Ver Ficiick-riiinimg, der vere nrgtc.t Brauereien, de» Turnverein«, der Tischlcrinnung, der Sctu! macherianung und der Schmiedeinnung. Ieder Fahne werde - al» Ehrenbeglkilung zwei Festjungsrauen zugelbritt. Auch i: die Belhriligung von Gatzsche'S Exercirschule mit dem Knabe, - musikcorp» gesichert und wird allein diese nach Abgabe von ca. 30 Knaben zu Stanbartcnträgern in einer Stärk« veu etwa >50 Knaben auslrelcn. Der Festzug wird demnach ei> AuSdebnung erhalten, wie er in gleicher Weise in Bor» vielleicht »och nicht gesehen worden ist. Vo» auSwärtigc Ehrengästen werden ani DienStag Herr KreiShanplnia» von Ehrenstein au» Leipzig unv Herr ReichStagsabgeord neler Vo. von Frege-Ablncnmdors erwartet. tBez-Anz.)
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